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Swiss Alpine 2012 ein laaaanger Laufbericht Teil I

Swiss Alpine 2012 ein laaaanger Laufbericht Teil I

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Vorwort:

Warum ein Vorwort zu einem Laufbericht. Tja… eigentlich wollte ich nur einen Laufbericht über den K78 schreiben, nur ohne Vorgeschichte geht dies bei mir nicht. Warum mit Vorgeschichte?? Warum bloggt jemand??? Ich muss das jetzt einfach mal niederschreiben, um es los zu werden. Ballast ablegen, den Kopf freimachen. Wer nur den Laufbericht lesen möchte, verweise ich einfach zu dem entsprechenden Part 2. Alle anderen „Welcome to my thoughts....“
Swiss Alpine 2012 (K 78)
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Und hier der Prolog:

Nachdem ich letztes Jahr im zweiten Anlauf Biel finishen konnte, war klar nächstes Jahr K 78. Denn dank Laufberichten wie die vom Alpenkiwi faszinierten mich diese beiden Läufe doch sehr. Im Herbst lief ich in Frankfurt noch Marathon. Was ja in Anbetracht der 100 km von Biel eigentlich ein leichtes seien sollte. Doch schon da stellte sich bei mir eine gewisse mentale Müdigkeit heraus. So verpasste ich meine PB um zwei Minuten trotz bester HM-Zwischenzeit ever.

Nach einer einmonatigen Erholungspause sollte die Winterlaufserie des GSV Köln Porz zum Überbrücken der Wintermonate dienen. Ein paar Tage nach dem HM ging es dann auch in den wohlverdienten Ägypten-Urlaub (herrlich Mitten im Winter in den Sommer zu fliegen, einfach ein Traum). Aber schon hier zeigten sich die ersten Ausfallerscheinungen. Zum Beibehalten der tollen Form der Winterlaufserie nahm ich mir vor, auch im Urlaub zu laufen. So lief ich im Resort eine ca 1,8 km Runde in VFF. Der Urlaub war hervorragend. Doch in der letzten Woche trat ich auf dem Kopfsteinpflaster im Eingangsbereich so unglücklich mit der Verse auf einen Stein, dass ich umknickte. Dieses Missgeschick ignorierend lief ich weiter. Ob das jetzt auch daran lag, dass ich permanent in Flip Flops unterwegs war oder am Laufen in den VFF oder am Umknicken, jedenfalls stellte sich am Abend erstmals in meinem Läuferleben eine stark angeschwollene Achillessehne ein. Na ja. Ich beachtete das nicht weiter (kann ja mal passieren). Am dritten Tag war ich wieder schmerzfrei und lief natürlich auch wieder. Abend stellten sich wieder die Schmerzen ein (hmm was nun).

So entschloss ich mich zu einer Reduzierung meines Trainingsumfangs. Was soll´s vier Monate vor Davos sollte so etwas doch kein Problem darstellen. Es kam aber ganz anders. In der „reduzierten“ Woche sprang mir ein Wirbel raus. Ich hatte noch nie solche Schmerzen, Sitzen ging nicht, Laufen bedingt. So ein Scheiß. Und als ich Anfang April endlich wieder einiger Maßen schmerzfrei war, starb urplötzlich mein Hund (hier bitte keine dummen Bemerkungen von Hundehassern). Sie war meine ständige Begleiterin seit 2000 und eigentlich auch dafür verantwortlich, dass ich vom Jogger zum Läufer mutierte (ein Husky-Mischling braucht Bewegung). Ich wollte am 14.04. auch nur mit ihr 20 km laufen. Eine Strecke, die ihr eigentlich nie was abverlangte. Auf der ersten Runde bespaßte sie mich noch, auf der Zweiten blieb sie dann stehen und wollte zunächst nicht mehr. Mit gutem Zureden lief sie dann bis zum nächsten Anstieg. Danach ging gar nichts mehr. Ich dachte zu nächst, sie hätte Kreislaufprobleme (war schon recht schwül an diesem Tag). Ich schulterte sie dann (tragen ging nicht so gut bei einem 28-kg-Hund) zu meinem Wagen zurück und fuhr auf direktem Weg zu meinem Tierarzt. Der stellte eigentlich nur „komische“ Herzgeräusche fest. Er bat mich, sicherheitshalber in eine Spezialklinik nach Duisburg zu fahren. Nach kurzem Duschen und etwas zu essen ging es dann nach Duisburg. Nach dem Ultraschall stellte der Arzt dann fest, dass sie einen Tumor in der Milz hat, welcher wohl während des Laufens platzte. Verkürzt, während der nachfolgenden OP fand man auch noch einen inoperablen Tumor an der Venenaorta, sodass wir Maruscha einschläfern ließen. Man. Einfach nur total irreal. Am Morgen hast du einen fidelen Hund und am Abend beerdigst du ihn. Und meine Motivation mit Ziel Davos verflog.

Irgendwie lief ich dann doch. Mehr recht als schlecht. Aber eine Form ähnlich der von Biel stellte sich nicht ein. Als nächsten Trainingswettkampf lief ich Ende Mai dann den Rhein-Ruhr-Marathon in völlig indiskutablen 4:15 Std. (klar es war auch wirklich superheiß und Hitze ist echt nicht so mein Ding). Einzig positiver Aspekt war, dass ich kein Muskelkater oder anderweitige muskuläre Probleme nach diesem Lauf bekam.

Ende Juni sollte dann die Generalprobe folgen. 12 Std. von Brühl. Nur von einer Leichtigkeit, einem Herunterspulen der Trainingskilometer keine Spur. Jeder Kilometer kostete mich Kraft, sowohl mental als auch körperlich. Ich dachte mir, dass zur Vorbereitung auf Davos auch ein Lauf über 6 Stunden reichen würden. Mein Laufpartner und ja eigentlich mein Idol Wolfgang (Schwerk), mit dem ich die langen Läufe am Samstag bestritt, meinte aber, dass es besser wäre, wenn ich die 12 Stunden durchlief, damit mein Körper sich wenigstens einmal an die ungefähre Zeit (die ich in Davos laufen würde) einstellen könne.

Ja so kam dann der Lauf, den ich am liebsten bereits nach drei Stunden beenden wollte. Zum ersten Mal in meinem Läuferleben musste ich mich mit Fußschmerzen auseinandersetzen. Ich weiß bis heute nicht, woran das lag. Nach diesen drei Stunden wechselte ich dann die Schuhe (von den FAAS auf den Heras). Meine Füße schmerzten dann nicht ganz so doll. Nur stellte ich fest, dass an ein Gehen nicht mehr möglich war. Nach einer einzigen gegangenen Runde schmerzte die Achillessehne wie Hölle. Ich verfiel in einen gemütlichen Trott… und der Himmel öffnete seine Schleusen. Trocken wäre schöner gewesen (vor allem für meinen Schatz und die anderen Zuschauer, aber ich bin ja eh nicht so der Hitzeläufer s. o.). Komischerweise bekam mir dieser Laufrhythmus. Zu mindestens mental konnte ich mithalten. Zu meiner Freude ging mein Plan hinsichtlich meiner Versorgung voll auf. Wegen ständiger Probleme mit meinem Magen versuchte ich mich gänzlich flüssig zu ernähren. Sprich von einer Bekannten bekam ich den Tipp mit Maltodextrose. Dieses „Pulver“ ist sehr kalorienreich und gut verträglich. Will sagen, während des ganzen Laufs gab es keine Probleme mit meinem Magen. Toll. Und so lief ich sechs Stunden. So jetzt aufhören (die Worte von Wolfgang im Ohr), nein ich probier es einfach weiter. Mal sehen, wie lange das noch gut geht. Letzten Endes lief ich genau 80 km in 10:30 Stunden und meldete mich dann ab (das war auch mein Limit, übertreiben wollte ich doch nicht). Fazit für mich… bleib am Ball und nach jedem Tal geht’s bergauf.

Da sich auch nach diesem Lauf keine schwerwiegenden Ausfälle einstellten, konkretisierte und fokussierte ich meine Pläne jetzt doch tatsächlich auf den K 78. Vorher spielte ich mit den Gedanken, eher auf eine der „Unterdistanzen“ auszuweichen. Mit dieser Entscheidung im Kopf lief es sich gleich leichter. Mein Ziel war klar umrissen und mein Ehrgeiz geweckt. Die langen Läufe (die ich ab Brühl alleine laufen musste, von Wolfgang keine Spur) liefen mental wenigstens sehr gut, auch die eingeschobenen Einheiten in den Wupperbergen (klar auf 2600 m komme ich nicht, aber wenigstens etwas steileres Bergauf und –ab waren angesagt) machten mir irgendwie Spaß. Doch einen Lauf in der Woche gab es mindestens, an dem ich mich richtig quälen musste. Und plötzlich kam die Woche der Wahrheit. Nur zu meinem Leidwesen plagte dann meine Mutter am Wochenende vorher eine Erkältung. Neiiiiiiin. Hoffentlich steckte sie mich nicht an. Am Dienstag, auf dem Flug und der anschließenden Bahnfahrt nach Davos, kreißten meine Gedanken nur darum. Mein Hals kratzte, ein unangenehmes Druckgefühl auf die Stirnhöhle. Shit. Mich hat es auch erwischt. Nach dem wir unsere Zimmer (in der Schatzalp) bezogen, ging es zum Einkaufen (Wasser, Obst, Süßes etc.) noch einmal runter. Ich suchte eine Apotheke auf, um mir etwas zum Abschwellen der Nasenschleimhäute zu kaufen. Das nahm ich auch gleich ein. Am Nachmittag wollte ich noch eine kleine Runde drehen. Auf Empfehlung des Portiers ging es dann nach Davos Dorf, einmal um den See und dann wieder zurück. Ein paar Kilometer (ca. 12) und ein paar Höhenmeter zur Eingewöhnung. Doch um Gotteswillen meine HF spielte total verrückt. Trotz flacher Passage und langsamen Laufs gut 15 Schläge über normal. War es das jetzt??? So einen Lauf zu bestreiten, obwohl es mir nicht so gut ging?? Mein Schatz munterte mich auf. Sie meinte, dass es ganz sicher an der Medizin lag, die man mir gab. Tatsächlich stand auf dem Beipackzettel Herzrasen als Nebenwirkung. Was jetzt?? Morgen wollte ich nicht laufen, also gab ich mir und dem Medikament einen Tag der Erholung. Wir wechselten noch das Zimmer (Upgrade auf Superior). Alles war Perfekt, einfach toll. Doch was dann am Donnerstag auf mich zu kam, spottet jeglicher Beschreibung. Sonne und Hitze prägten diesen Tag. Wir fuhren mit der Jakobsbahn und erlebten einen tollen Tag. Vor dem Abendessen wollte ich laufen. Pillen nahm ich an diesem Tag nicht ein. Ich nahm dann ungefähr die gleiche Strecke wie am Dienstag, mit fast demselben Ergebnis. Komische HF, nicht die Norm. Er kam aber noch schlimmer. Nach dem Abendessen ging es mir so elend, dass ich um 21:00 Uhr mich bereits in Bett verkroch. Ich glühte förmlich. Exitus, Ende, Sense… aus die Maus. Rien ne vas plus und ich sowieso nicht mehr. Laufen????

Vollkommen durchgeschwitzt wachte ich dann am Freitagmorgen auf. Ich wollte aber nicht aufgeben. Alles hier war PERFEKT. Und ich wollte doch dieses doofe Finisher-Shirt. Plan für den Tag. Morgens Unterlagen abholen, dann Ausruhen, Mittagessen, Ausruhen, Forummitglieder (man hatte da einen Tisch reserviert) kennenlernen, Essen, Schlafen. Mir war eigentlich nur zum Heulen zumute. Das passte ja ins Bild von diesem Jahr. Alles sucks. Mit diesen Gefühlen ging es dann zum Kongresszentrum. Die Unterlagen bekam ich auch und meine Fragen (wie kommen die Sachen nach Bergün, wo bleiben meine Klamotten zum Umziehen) wurden noch bevor ich sie stellte beantwortet. Komisch war, da das alle so glatt lief beruhigte ich mich ein wenig (bin der Meinung, dass wenn etwas nicht passieren soll, zeigt einem das Leben (oder das Universum oder das Überwesen) es einem sehr deutlich. In mir wuchs ein Plan. Du läufst bis Filisur und schaust einfach. In Bergün kannste ja auch noch aussteigen.

Im Kaffeeklatsch trafen mein Schatz und ich dann auf die besagten Forenmitglieder. Es wurde viel erzählt, gescherzt und Tipps ausgetauscht. Für mich war wichtig, dass sie sich Schuhe und Bekleidung nach Bergün transportieren ließen. Ein eindeutiger Hinweis für mich es ihnen gleichzutun. Also Klamotten zum Wechseln, den zweiten Gürtel mit Flasche, eine weitere Flasche (beides mit Malto – incl. versetzt mit Kochsalz) und vor allem die Speedcross so der Inhalt meines „Effektenbeutels“. Die Zeit verging wie im Flug und schon war es 18:00 Uhr. Wir wollten ins Hotel zum Pasta-Essen und noch kurz in einen Supermarkt einkaufen. Nach kurzer Verabschiedung mit gegenseitigem Daumendrücken ging es für los zum Shoppen und dann ins Hotel. Na, ja die Pasta war so das schlechteste Mahl in der Zeit auf der Schatzalp. Es gab ein Buffet mit mehreren Pastasorten. Alles etwa pappig (lecker ist anders). Es ging ja auch nur um die Zufuhr von Kohlehydraten also in Ordnung. Danach war ich ganz fickerig. Alles wurde hingelegt. Das für Bergün, das ziehe ich sofort morgens an, das Kapuzensweatshirt, die Hose, die Socken.. Für die ersten Kilometer meine Straßenschuhe. Die Getränke mischte ich auch schon. Insgesamt fünf Flaschen jeweils mit Malto. Vier davon noch zusätzlich mit Kochsalz angereichert. Das sollte reichen.

In der Nacht konnte ich fast kein Auge zudrücken. Mit geisterten tausend Dinge und mehr im Kopf. War meine Entscheidung zu starten richtig? Was ist, wenn mir etwas passiert? Herzmuskelentzündung ick hör dir trapsen. Schlagzeilen von Zeitungen kamen auf. Deutscher Läufer bei Swiss Alpine verun…. Ich sag´s euch. So etwas erlebte ich noch nicht einmal bei meinem aller ersten Marathonlauf. Faktisch Existenzängste pur (heute schüttel ich den Kopf über diesen Quatsch). Irgendwann schlief ich dann ein. Und plötzlich klingelte der Wecker. 4:45 Uhr. Unfassbar Samstag der 28.07.2012, der Tag des Laufs. Die erste Flasche Malto exte ich sofort nach dem Duschen (auch ein Novum, sonst dusche ich vor einem Lauf eigentlich nie, aber heute musste dass sein). Total aufgedreht (mein Körper schüttete glaube ich tonnenweise Adrenalin aus) ging es zum Frühstücken. Nur noch ein Brötchen und etwas Kaffee. Außer mir waren auch schon die anderen Gäste die am Swiss teilnahmen auf. Angespanntes schweigen und frühstücken. Leute hoffentlich sehe ich euch heute Abend alle gesund und munter wieder. Um sechs Uhr ging es dann mit der ersten Bahn runter. Mir ging es immer schlechter. Auf dem Weg zum Start musste ich mich dann auch fast übergeben. Im Nachhinein kann ich meine Nervosität auch nicht mehr fassen. Den ersten Rucksack platziert, denn zweiten in Signalrot nach Bergün. Noch einmal auf Toilette. Doch wo ist mein zweiter Gürtel mit Handy (unter anderem zum Fotografieren) und iPod? Shit. Hab ich den im roten Rucksack gelassen, oder etwa verloren? Ich gab im Geiste schon die erste Suchanzeige nach Handy etc. auf. Mein Schatz, die Ruhe selbst und Gnade mit dem nervösen Häufchen Elend…, ich gehe und such die Sachen. Die sind bestimmt im roten Rucksack. Ich blieb in der Schlange vor den Toiletten stehen und wartete auf ein Wunder. Eher gesagt auf zwei. Dass ich auf Toilette konnte und dass Gisela mit dem zweiten Gürtel kommt. Das eine Wunder trat dann auch eher ein als das andere. Ich stand immer noch in der Schlange (mit Korken im Hintern) aber der Gürtel war wenigstens dar. Puh. Wow. Und dann konnte ich auch mal auf´s Klo. Wahnsinn. Zehn Minuten blieben jetzt noch. Meinem Schatz drückte ich so gleich Trainingshose und Sweatshirt in die Hand. Ersten Gürtel um, dann Startnummer, dann den zweiten Gürtel. Auf geht’s zum Start. Dort ertönte bereits Conquest of paradise. Ich erklomm die Absperrung. Gisela machte sich auf dem Weg zum Start. Ach nee. Da waren auch Trailbunny, Saarotti und Viermärker. So langsam fiel auch die Anspannung von mir ab. Wir grüßten uns und wünschten uns gegenseitig alles Gute… Und ab ging’s.
Weiter mit Teil 2
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