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Der härteste Halbmarathon des Remstals, Schurwaldlauf 2012

Der härteste Halbmarathon des Remstals, Schurwaldlauf 2012

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So dezent wird der heutige Lauf vom Startmoderator angekündigt. Das klingt ja richtig gefährlich gut. Vielleicht sollte er dazu sagen, dass es außer in Schwäbisch Gmünd Meines Wissens, auch keinen weiteren Halbmarathon im Remstal gibt. Ist die Bezeichnung also nur ein Marketinggag um sich aus der Masse der Veranstaltungen abzugeben? Ist ja grad inflationär wie zur Zeit mehr oder weniger sinnvoll betitelt, manche Läufe angepriesen werden.

Es gibt schon eine Attitüde die das Kriterium hart verträgt. Der Lauf führt in etwa bis zur Hälfte nahezu stetig bergauf bis auf den Schurwaldrücken des Kappelberges. Insgesamt summieren sich so ca. 350 Höhenmeter rauf und natürlich auch wieder runter, zurück nach Rommelshausen ins Saint-Rampert Stadion wo ich mich heute Nachmittag eingefunden habe. Die Anfahrt war schnell erledigt, denn dieser Lauf findet quasi vor meiner Haustüre statt. Naja, es sind schon ein paar Kilometer Entfernung.

Und eigentlich hätte ich diese gerne per Pepes oder pedalierend zurückgelegt aber die Zeit für meinen Freigang :zwinker2: ist heute zu eng bemessen. Lange war nicht klar ob es überhaupt hinhaut heute den schwer erarbeiteten Urlaubsspeck hier etwas zum Schmelzen zu bringen. Ich schaffe es daher nicht früher als eine halbe Stunde vorm Start des Halbmarathons bei der Nachmeldung aufzukreuzen. Ist aber kein Problem, die Starterzahl ist mit knapp 140 Läufern überschaubar. Aufgrund des vorausgesagten Regens haben sich wohl doch viele abschrecken lassen und kneifen heute. Die furchteinflößenden Worte vom härtesten Halben können es nicht sein, denn auf der Homepage wird mit diesem Etikett nicht geworben. Tja, das Internet weiß nicht alles, auch beim Wetter haut die Prognose nicht hin. Es ist nämlich optimales Laufwetter, bedeckt, leicht windig bei ca. 15°. 1:0 für Schauläufer gegen Schweinehund.

Ich genieße heute den Heimvorteil; zudem bin ich den Lauf in meinem ersten Laufjahr 2009 schon einmal gelaufen. Damals gab es, so wie heute erstmals, noch keine Nettozeitwertung und wer eine Urkunde wollte musste warten bis zur Siegerehrung und bekam dann ein schlecht lesbares Stück Papier überreicht. Onlineausdruck Fehlanzeige. Und so einen riesigen Startbogen über der Laufbahn gab es in meiner Erinnerung auch nicht. Meine Zeit weiß ich jedoch noch. In 1:45:XX hab ich meinen zweiten Halbmarathon, der überhaupt erst mein dritter Wettkampf war, geschafft. Ich war damals megastolz auf meine neue persönliche Bestzeit auf dieser schwierigen Strecke. Und so mutig mich kurz darauf in das Abenteuer Marathon zu stürzen. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich hier nicht schon wieder aufwärmen will. Gut eine kurze Anmerkung dazu sei mir noch gestattet. Nach dem besagten Marathon gab es meinen ersten Laufbericht und die Anmeldung hier im Forum.

Genug in alten Zeiten geschwelgt. Es geht nun endlich gleich los. Der Start hat sich nämlich nochmals um fast 10 Minuten verzögert, weil die Zeitmatten zu früh aktiviert wurden, da einige Einläufer schon mal testen wolltenwie es sich anfühlt durch den Zielbogen zu laufen. Also musste aller Datenschrott wieder deaktiviert werden. Hinter mir wird die Zeit genutzt sich über den Zugspitz Ultratrail zu unterhalten. Ah ha, ich stehe also richtig in der Startaufstellung. Es sehen um mich herum einige recht schnell aus. Aber das kann auch täuschen. Ich wollte heute ja eigentlich in erster Linie mal wieder meine Form aufbauen, die mir aufgrund verschiedenster Umstände in den letzten 4 Wochen abhanden gekommen ist, in denen ich so viel gelaufen bin wie ansonsten in einer guten Laufwoche. Naja, wenn der Test heute wider erwarten, ungeahnte Leistungsreserven freisetzen kann, wäre es reizvoll die alte persönliche Streckenbestzeit zu knacken.

Jetzt knallt’s endlich. Wie gehabt geht es erst mal eine halbe Runde in falscher Laufrichtung durch das Stadion und dann durch das große Marathontor hinaus auf die Strecke. Diese führt über eine asphaltierten Feldweg in Richtung der Streuobstwiesen und Gartengrundstücke, zunächst noch sanft bergan. Das erste Kilometerschild kommt viel zu früh, mein Garmin sagt gerade mal was von 700 Meter. War es im Stadionrund aufgrund der Enge noch nicht möglich sein eigenes Tempo zu laufen, wird es nun luftiger um mich. Erst mal wieder viel zu schnell los, dieses Hau-Ruck Programm ist einfach zu fest abgespeichert bei mir. Kilometer 1 also mit 4:29. Was soll‘s sind ja nur noch 20 läppische Kilometer. Es geht jetzt auf eine holprigen Kiesweg, also aufpassen wo man hintritt. Es geht rechts weg um eine Anlage der Aquarien- und Vogelfreunde, hier besser bekannt als „Die Kleine Wilhelma“. Der erste ganz fiese Stich lauert kurz danach. Auf der Kuppe geht es scharf nach links am Waldrand entlang, meinen Schrebergarten passierend. Vor 3 Jahren standen hier mein privater Fanclub in Form meiner Familie und schauten gelangweilt dem Spektakel zu. Geschenkt heute, ich will hier ja keine Heldentat vollbringen sondern nur ein Aufbauläufle hinlegen. Bevor sich meine Formkurve meiner aktuellen Kurvenform zu sehr annähert, sprich beide weiter stetig nach unten abfallen.

Leider ist das aktuelle Streckenangebot hierzu kontraproduktiv. Es geht nun an der Diebsklinge, dem alten Auffüllplatz, entlang kräftig nach oben in den Wald hinein. Dazu ist der Waldweg nicht im besten Zustand. Endlich oben geht es nach einem kurzen ebenen Stück gleich wieder die ganzen gewonnenen Höhenmeter hinunter zum Ausgangspunkt wo vorher abgebogen wurde. Mentales No-Go. Ausgleich Schweinehund, jetzt muss ich aber Druck machen. Also nicht auf die zwischenzeitlich rasselnde Atmung hören und weitermachen im Fatburnerprogramm. Und versuche gelassen auszuschauen wenn mich mal wieder ein schneller Hirsch kassiert. Das Rennen ist noch lange nicht rum. Abwarten und Tee trinken.

Apropos, diesen gibt es dann an der ersten Verpflegungstelle, die nach dem nächsten langen Aufstieg durch den Wald auf uns Läufer wartet. Ich bin ja bekennender Teeabstinenzler, aber bei Wettkämpfen mache ich oft eine Ausnahme. Denn im Gegensatz zu Wasser ist das meistens viel zu stark gezuckerte Gebräu lauwarm und darüber freut sich mein Magen bei kühleren Temperaturen. Also greife ich bei der Blindverkostung zum Tee und meine Geschmacksnerven sind irritiert und ziehen sich beleidigt zurück. Ist da auch Teepulver drin oder ist das Zucker mit etwas Wasser versetzt. Zum Glück ist der Plastikbecher nur halb voll. Ich mache ihn trotzdem nicht leer. Der Punkt geht schon wieder an Schweinehund. Ab jetzt kann es nur noch aufwärts gehen.

Und das geht es zunächst auch weiterhin, und wie. Ich dachte ich kenne mein Revier, aber dieser steile Anstieg in Richtung der Wegspinne unterhalb des Kernenturms zehrt an den Ressourcen. Die Pacezeiten sind schon nicht mehr erwähnenswert, aber wenigsten schaffe ich es mich irgendwie im Laufschritt zu halten. Auch als es zur Umrundung des Katzenkopfes, Richtung Steinbruch geht. Ein langer, langer mäßig steiler Buckel raubt mir den Atem. Aber nicht den Verstand. Schauläufer gleicht wieder aus

Die Umrundung führt zurück zur Wegspinne wo wir auf eine Runde geschickt werden die unterhalb des Kernenturms vorbei in Richtung Kappelbergebene führt. Ebene klingt gut, leider führt der Weg denn wir benutzen dahin erst mal alles andere als eben. Sondern wie? Klar, erst mal aufwärts. Daran habe ich mich zwischenzeitlich gewöhnt aber ich hadere mit der Entscheidung heute zu Mittag gegessen zu haben. Ja ich weiß, völliger Blödsinn sich 2 Stunden vor Rennbeginn seinen Magen noch zu belasten. Aber meine Herzallerliebsten zuhause ließen sich davon nicht abringen, dass frisch gekochtes auch frisch gegessen werden soll. Und so liegt mir die leckere Quiche, trotz reduzierter Mengenaufnahme nun irgendwo quer und ich hab das Gefühl die fühlt sich dort wo sie ist nicht wohl und möchte den Lauf hautnah miterleben. Und weil ich andere Meinung bin, vermiesen wir uns gegenseitig das Leben. Ich könnt ja langsamer laufen, das wär ein Kompromiss. Aber - die 1:45 er Option gebe ich noch nicht aus der Hand. Punkt für beide, es steht 3:3.

An der Wegkreuzung des Esslingers Tors, also kurz vor der besagten Ebene machen wir einen U-Turn und es geht auf eine der seltenen Asphaltpassagen zurück bis zur nun allseits bekannten Wegspinne. Es geht zur Abwechslung mal bergab und man kann auf dem festen Untergrund richtig Gas geben. Auch mal schön. Zuvor war der ursprünglich gepflegte Waldweg nämlich kilometerlang mit tiefen Leisen, Fahrrillen und Furchen versehen in eine ungewollte Trailspielwiese verwandelt oder böswillig ausgedrückt verschandelt? Also die Forstarbeiter haben hier mit ihrem schweren Gerät wirklich alles niedergewalzt was sich zuvor respektlos Waldautobahn schimpfen lassen musste. Der Weg erfordert meine ganze Aufmerksamkeit und zum Glück ist Platz zum Laufen, da zwischenzeitlich sehr viel Luft zwischen mir und meinen nächsten Mitstreitern ist. Mehr Luft als jedenfalls aktuell in meinen Lungen ist.

Nach der Wegspinne ist dann das schlimmste geschafft. Mehrheitlich gilt es nun die ganzen mühsam erworbenen Höhenmeter wieder so schnell wie möglich zu vernichten. Es wird eng werden mit meinem Vorhaben, soviel steht zwischenzeitlich fest. Und dann aber ich eine Unheimliche Begegnung der dritten Art. In Form eines Riesenschleppers der die ganze Wegbreite in Anspruch nimmt und von unten auf uns Läufer zufährt. Ah ha, das ist also der Übeltäter, der hier die Weggestaltung rekultiviert hat. Der Fahrer macht keinerlei Anstalten auf irgendeiner Seite eine noch so kleine Lücke zu schaffen um ihn ohne ins Grün zu müssen passieren zu können. Es hilft nix, der ist stärker. Obwohl ich gerade Vollspeed draufhabe weiche ich etwas nach rechts aus, in das hohe Grass, mit minimalem Abstand zu dem Ungetüm. Das hätte ins Auge gehen können. Ich kann gar nicht verstehen das es den Streckenposten nicht gelungen ist, für die knappe halbe Stunde die das Feld diesen Waldwegabschnitt beläuft, den Forstbetrieb dort zu unterbrechen. Es ist nun mal so, dass die meisten im Renngeschehen auf äußere Störungen etwas anders reagieren als bei einem profanen Trainingsläufchen. Jedenfalls mir geht das so.

Kurz danach geht es raus aus dem Wald und wir werden über die Weinbergwege Richtung Stetten geleitet. Es geht nun noch einige Male fiese kurze Gegenanstiege hoch, die urplötzlich nach einer Biegung auftauchen und an der Psyche nagen. Aber das wusste ich noch aus meiner Vorerfahrungen mit diesem Lauf. Und dann immer wenn man denkt: so jetzt geht es nur noch Richtung Heimat, macht die Strecke einen Schwenk und holt nochmals aus in die entgegengesetzte Richtung. Als dann aber der Trachtenverein erreicht ist, ist das Gröbste geschafft. Es müsste gerade so reichen denke ich mir. Jetzt die allerletze kleine Steigung hoch und dann rein ins Stadion durchs gleiche Tor wie vor knapp 1 ¾ Stunden. Jetzt in der richtigen Laufrichtung auf der Bahn unterwegs und dann ist es geschafft. 1:43:XX handgestoppt. Mission erfüllt. Schauläufer macht den entscheidenden Stich gegen den Schweinehund. Fehlende Form und vorangegangene Völlerei konnten sich nicht durchsetzen gegen Schauläufers Willen seine inneren und äußeren Werte aufpolieren zu wollen. Wer sich fragt was mit den inneren Werten gemeint ist (die äußeren sind zurzeit ja leider allzu offensichtlich). Meine inneren Werte rieten mir sich so schnell wie möglich in den Reigen derer zu begeben die mich heute ausnahmsweise haben springen :zwinker2: lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Grüssle Klaus
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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schauläufer hat geschrieben:So dezent wird der heutige Lauf vom Startmoderator angekündigt. Das klingt ja richtig gefährlich gut. Vielleicht sollte er dazu sagen, dass es außer in Schwäbisch Gmünd Meines Wissens, auch keinen weiteren Halbmarathon im Remstal gibt.
Ich glaube, Du hast den Weinstädter Rebenlauf vergessen. Oder täuschen mich da meine -zugegebenermaßen schlechten- Geographie-Kenntnisse?

Aber egal! Danke für den schönen Bericht. :daumen: Ich glaube den Lauf muss ich auf meine Liste für 2013 setzen.
Von der diesjährigen Liste musste ich ihn streichen. Wäre mir einfach zu dicht am Karwendel gelegen... Nunja, sofern ich n. Jahr nach den Karwendel bis dahin wieder fit genug bin. :hihi:
Liebe Grüße
- Carmen :hallo:
Bild

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Hallole Carmen,

heh, stimmt :nick: den kannte ich gar nicht:
http://www.rebenlauf.de/uploads/media/d ... 0_2012.pdf

Hört sich ganz interessant an und das Höhenprofil ist auch nicht ohne. Der ist halt direkt nach unserem Treffen und das wird wohl eher kein Carboloading. :peinlich: Zudem ist die Strecke auf vornehmlich Weinbergwegen wohl nicht so schön. Aufgrund der räumliche Nähe tät's wiederum passen. Mal sehn, mach grad eh alles ziemlich spontan.

Grüssle Klaus
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Guten Morgen Klaus! :hallo:
Nun - wer den Remtaler Schurwaldlauf mit nahezu vollem Magen laufen kann, dem macht doch so ein bischen Grillen am Vortag nix aus, oder? :hihi:

Wenn ich mich recht entsinne, geht ab ca. km. 6 den Rest der Steigung durch den Wald. Dann geht es kurz durch eine kleine Ortschaft und dann das erste Stück im Wald und dann in den Weinbergen (geteert) bergab. Vom Profil her sieht es so aus, als ob es auf dem Rückweg nonstop bergab geht. Aber das täuscht. Zwischen den Weinbergen sind immer wieder kleinere Bergauf-Passagen. Aber das bist Du von "Deinen" Weinbergen ja gewohnt, gelle?

Wenn Du magst, suche ich Dir meinen GPS-Track heraus und lade die Strecke nochmal bei GPSies hoch. Allerdings werde ich das erst morgen machen können, denn heute Abend ist Lauftreff mit anschl. "Cool down" im Vereinsheim. :zwinker2:
Liebe Grüße
- Carmen :hallo:
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Hallo Klaus,

also ich bin dafür, dass du wieder längere Strecken läufst ... dann schreibst du länger und ich habe länger Amüsantes und Interessantes zu lesen :D :D :D
Bei dem Zuckerwasser musste ich lachen ... ich hab' neulich nach einer Radtour zum Bier noch ein großes Mineralwasser bestellt ... und vor dem ersten Schluck Bier wollte ich erst mal einen Schluck Wasser trinken ... zum Glück hatte ich keinen großen Durst und habe nicht wie üblich den Großschluck eingelegt .... es war nämlich Zitronenlimonade .... räbäääähh .... .

Viele Grüße
Andrea

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Herzhaft gähnen musste ich beim lesen....aber es ist halt von zu vielen anderen Blogbetreibern, Autoren ect. schon ähnliches geschrieben worden, da liegt die Reizschwelle für gute Unterhaltung vielleicht etwas zu hoch für mich :tocktock: . grüssle ib
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