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Berlin 2012 - mein erster Marathon, unglaublich aber wahr!

Berlin 2012 - mein erster Marathon, unglaublich aber wahr!

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So, hier nun der Endlosroman - seht es mir nach, mein erster Marathon und ich war so unglaublich aufgeregt und habe so viele
tolle - neue - beeindruckende Momente erlebt, kürzer wollte ich nicht... aber ich bin ja auch lange gelaufen :D

Und wisst ihr was? Für mich ist es auch über 5 Stunden ein Marathon, ich bin stolz auf meine Leistung und ob das jemand "lustig", "bemitleidenswert" oder sonstwas findet ist mir eeens :geil: weil es für mich eine super Leistung war. (Und sie birgt Unmengen an Verbesserungspotential :zwinker4: )

Meine 17,5 Wochen Vorbereitung lief gut, bis ich leichte ITBS-Beschwerden bekam.
Marathon? Unmöglich...
Dank richtig guter Tipps hier im Forum (nochmal besonderen Dank an "runningdodo", die Tipps waren Gold wert!!), die ich konsequent umgesetzt habe, ging es dem Bein aber schnell wieder besser. Also weiter im Plan.
Laufen, Stabi, Krafttraining. Mal leichter, mal härter. Mal nicht machbar und ich brach das letzte Intervall ab, mal war ich schneller als ich dachte und wollte. Insgesamt war der Plan aber gut.
Leider fehlten mir dadurch zwei lange Läufe, was mich schon sehr verunsichert hat.

In der letzten Woche habe ich sehr wenig gemacht. Mein Plan sah noch einen Lauf am Freitag vor, den ich ausgelassen habe. Das ärgerte mich ein bisschen, aber ich habs einfach nicht geschafft. Samstag war ich sehr froh darüber, dazu gleich mehr.

Die ganze Zeit war ich unsicher, ob ich wirklich laufen würde. So weit? Ich?

A) ich bin ein Schnecke - klar muss einer letzter werden, aber will ich 42 km vor dem Besenwagen herlaufen?!
B) die beiden fehlenden langen Läufe plus die eine Woche komplette Pause mittendrin... oh je, das wird nichts!
C) wer zum Henker ist überhaupt auf die Idee gekommen, dass es ein Marathon sein muss? Viiiiel zu weit, hätte der Mensch damals nicht einfach nur 30 km laufen können? (da sieht man mal, wie vermessen das Training einen macht - "nur" 30 km... erzählt das mal einem Nichtläufer, der zeigt euch gepflegt eine Scheibe :hihi: )
D) Zugucken ist doch auch schön! Vergiss das Startgeld, sieh dir den Lauf schön von außen an!
E) Mein Knie - Bein - Rücken - Fuß - .... Wasauchimmer... tut mir weh. Gut, das kannte ich schon von den HM... normal. Aber ich glaube diesmal tut es wirklich weh... (ja, ne, ist klar...)
...usw. bis
Z) wir verfahren uns, ich finde den Start nicht, mein Chip fehlt... alles zusammen, klar. :klatsch: hier nochmal ein fettes Danke an alle, die mir in dem anderen Strang den Kopf gerade gerückt haben!

Unsere Anreise am Samstag war unspektakulär, wir hatten ein sehr zentral gelegenes Hotel gebucht, wurden dort nett empfangen und lieferten nur schnell die Sachen oben ab, um uns auf den Weg zur Messe zu machen.
Auf dem kurzen Weg von der Ubahn zur Messe kamen uns viele mit den typischen Beuteln entgegen - und die sahen alle so sportlich und fit und schnell und überhaupt so selbstsicher aus. Und dann dazwischen Frau Tigertier mit jetzt schon höherem Puls als die anderen beim Endspurt. Ähm, was mache ich hier? Mir ist schlecht, ich hol nur die Unterlagen, starten werde ich nicht!

Vor der Halle zwei kleine Schlangen. Ach, etwas Warten... Etwas ist gut. Wir standen gefühlte Stunden dort, die Schlange wurden länger und länger, reichten bis zur Straße, eine Mittelschlange kam dazu... dann gings irgendwann vorwärts.
Wirklich blöd organisiert. Drin wieder leichtes Anstehen, aber es ging vorwärts.
Das eigentlich Abholen der Unterlagen ging dann zickzack. Aber mir tat alles weh. Rücken, es zog ins rechte Bein, in den Fuß, ich war "satt", also zurück ins Hotel. Jammerte meine Mann voll. Ich mache das morgen nicht!

Schön war, dass wir einen sehr exklusiven Blick hatten: die Skatet fuhren quasi direkt auf unser Zimmer zu! Einfach toll, das Nachmittagsprogramm also gerettet.

Abends waren wir beim Italiener um die Ecke. Es gab leckere Nudeln und ich schaute begehrlich zum Nachbartisch: ein riesiger Erdbeerbecher. Gott, den hätte ich auch gern... aber lieber keine Experimente mehr...

Letzter Satz vor dem Schlafengehen: "Schatz, lass uns doch den Marathon morgen hier vom Bett aus im TV verfolgen!"
Mein Mann nur so "Jaaaa, machen wir dann schon.... aber erst läufst du mal!"

Ich hatte eine unruhige Nacht, wir sind früh aufgestanden, mein Puls beim Frühstück schon bei 90. Toll... Kännchen Tee, zwei Milchbrötchen, man ist mir schlecht... umgezogen ("Soll ich wirklich laufen??" "JA!")

Eigentlich hat mein Mann die Medaille verdient, er hat so klaglos ausgehalten und mich immer wieder ermuntert, das war super! :daumen:

Und los gings zum Start. Wir sind einfach hinter den anderen her, es waren einige Läufer im Hotel. Und der Weg zum Start war kurz, schneller als gedacht standen wir schon mittendrin im Gewusel. Noch schnell ein Bild vor dem Brandenburger Tor mit dickem Pulli, dann zum Startbereich.

Hatte ich erwähnt, dass mir schlecht war?! ;o)
Verabschiedet, und rein. Erstmal umgeschaut. Puls raste. Toll, vergeudete Energie. Aber nicht zu ändern.
Ok, hier geht's lang... ich war sehr früh da, mein Startblock recht leer. Irgendwie mit einer anderen Frau ins Gespräch gekommen. Sie war nicht gut vorbereitet, meinte sie. Laut Ergebnisliste ist sie nicht angekommen. Schade.

Weit hinten eingereiht. Zielzeit? Also sollte ich tatsächlich ankommen, was ich noch ausschloss zu dem Moment: 5:30 wäre schön, 5:15 wäre Klasse. Meine Zeitentabelle hatte ich auf 5:15 ausgedruckt. Müßig zu erwähnen, wie oft ich draufgeguckt habe, oder?!

Aber auch hier wieder: so viele Menschen, die alle so aussehen, als gehörten sie hier hin. Nur ich nicht. Dann sprach mich eine Dänin an "I'm so .... oh god, my heart is beating soooooo fast! And you're looking so cool!" ich musste lachen und versicherte ihr, dass es mir genauso ging. Irgendwie beruhigte mich das ein bisschen.

Viele Ansagen, und schon starteten die Ersten. Dann wurde die zweite Welle zum Start geführt. Dann waren wir dran.
Und ich? Ich musste mal! Super, genau der richtige Zeitpunkt für eine volle Blase. Dixie, ich komme... zum Glück waren alle vorher und es war total leer an den Toiletten. gerade noch geschafft, wieder eingereiht und schon "Start". Och ne, ich will nicht, ich schaffe das nicht, mir ist schlecht.
Gegangen bis zur Startlinie. Ein Foto, klar... Noch kannst du einfach aufhören... geh einfach an die Seite... und ... oh, los geht's! FR gestartet, losgetrabt.

Ich glaube es nicht. Ich bin hier tatsächlich gerade dabei, einen Marathon zu laufen! Nur nicht nach 100 m sentimental werden....weiterlaufen!
Die Angst war weg, mit einem Mal wollte ich das wieder unbedingt. Ich wollte die 42 km laufen, ich wollte ankommen, durch das Brandenburger Tor laufen, die Ziellinie überqueren! Hey, ich laufe hier einen Marathon!!! :hallo:

Km 1 kam überraschend - viel zu früh. Da aber um mich rum einige fragend auf ihre Uhren blickten, nahm ich das so hin.
Tolles Wetter! Überhaupt, schön hier zu sein! Und wenn ich nicht mehr kann, dann eben nicht, ich kann jederzeit aufhören. Aber ich will nicht aufhören.

Es war noch sehr voll, viele viele überholten mich, einige wenige überholte ich. Mein Tempo war sehr moderat, aber ich wollte ja auf jeden Fall durchhalten. Und beim nächsten Mal (*hüstel*) kann ich ja immer noch schneller laufen.... oder auch nicht, völlig egal.

Auf meine Zeitentabelle habe ich -wie gesagt- nicht ein Mal geschaut - bin aber schlussendlich anderthalb Minuten eher als gedacht angekommen. Meine Einschätzung war vorher also recht realistisch.

Ziel: durchgehend laufen, nur an den Getränkestationen etwas gehen, trinken, Gesicht mit dem Wasser abwaschen, ab 25 oder 30 km Gel.

Km 2 (ha! nur noch 40!), 3 und 4 vergingen rasend schnell. Eigenartig, wie schnell Zeit subjektiv verfliegt. Natürlich war ich deutlich länger unterwegs, als sonst für 4 km in einem kurzen Lauf, trotzdem hatte ich das Gefühl, ich bin gerade erst losgelaufen.
Die Beine waren locker und... oh, naja, nicht ganz locker. Kurz vor km 4 fing es an und tat weh im Rücken, in der Hüfte, im Bein, im Fuß. Und wie das weh tat. Immer schlimmer. Au.
Durchkämpfen Tigertier, das ist hier nichts für Luschen...aua. AUA! Dann km 5 und das erste Mal kurz Trinken und Gehen. Oh- komisch, Schmerz weg. Hm, Krampf? Egal. Wieder angelaufen. Ging.

Die Zuschauer angeschaut, die Häuser, die Mitläufer... tolle Kostüme teilweise! Wie auch immer man es schafft, einen Marathon in solcher Bekleidung zu bewältigen. Aber es lenkte ab. Und dann kam der Schmerz wieder. Meine Hüfte, aaaarrrr. Und der Fuß. Mist Mist Mist Mist Mist!
Reiß dich zusammen... aua. Beim nächsten Gehen geht's sicher wieder weg. Aua. Ok, wenn das so bleibt, steigst du bei 15 km spätestens aus...
Nächstes Mal Trinken/Gehen: Schmerz weg. Was bitte ist das? Egal, wenn es alle 2,5 km durch etwas Gehen beim Trinken weggeht, halte ich das aus. Ich will das hier! (Nein, ich bin nicht bockig, gar nicht :Teufel: ).
Um es abzukürzen: das hielt sich bis km 20, dann war es auf wundersame Weise verschwunden. Was immer das war, ein Schmerz vom Rücken über die Hüfte bis in den Fuß, es war weg. Puh, Glück gehabt!

Bei km 8 dachte ich ich mir, ok, das waren jetzt die unbekannten 8 km, die nächsten 34 km kennst du ja, die kannst du, das schaffst du! (auch ne Logik...Aber laufen und klug denken gleichzeitig ist offenbar nicht meins.)

Bei km 10 auf die Uhr geschaut, ui, bin ich lahm, aber egal, ich will durchhalten. Noch immer überholten mich einige, ich wiederum überholte andere, bei einigen war es ein ständiges Abwechseln. Man merkt sich einige Shirts und Verkleidungen.

Lustig: "Oh nein!" stöhnt es neben mir irgendwann, "da geht's berghoch!"
Berghoch. Berghoch?? Hallo, die Strecke soll doch bretteben sein, und warum, wieso und wo geht's hier nun berghoch?? Harzhügel gewöhnt suchte ich etwa 500 m den "Berg" bis mir aufging, dass der leichte Anstieg an der Brücke gemeint war, den wir passierten. Gut dass mich da keiner so genau angesehen hat: ich hab mich beim Laufen halb schlappgemacht über meine Blödheit.

Das Publikum an sich war super. Überall wurde angefeuert, Bands, Kinder, viele viele Menschen an der Strecke. Wie gut das tut, wenn die Leute einen anfeuern, Wahnsinn.

So, ein Viertel hab ich, mir geht's gut. Ich laufe tatsächlich einen Marathon! Aber schaffe ich das? Ich will so sehr ankommen!

Berlin weiter bewundert (ich war noch nie dort, peinlich peinlich), km runtergezählt. Wenn jeder km angezeigt wird und um einen rum so viele Leute laufen, vergehen die km irgendwie schneller als allein. Vielleicht liegt es auch daran, dass es so viel zu sehen gab.

Km 14, ein Drittel, komm schon, 28 schaffst du locker! (ja, klaro, locker!)

15, 16, 17.... ob die ersten schon im Ziel sind? Hm, haben die es jetzt gut, oder hab ich es gut, weil ich noch laufen darf?

18, 19...puuuh, jetzt habe ich eine kleine müde Phase...20... oh man, mir ist warm, also ab in den Schatten, warum laufen die alle durch die Sonne? Kann ich noch? Ja, aber gerade ist es anstrengend. Puh... oh, mein Bein tut gar nicht mehr weh!

Motiviert weil der Schmerz weg war, freute ich mich auf die Hälfte. Unnnnd: 21,1 km! So, einen Halben habe ich schon mal!
Oh je, was bin ich langsam... sogar mein langsamster HM war 5 min schneller. Aber ich will ja nochmal so viel laufen, also ist es ok und - mal ehrlich: wen stören schon Minuten, ich mache das hier nur für mich und bisher geht's mir gut. Ich kriege gut Luft, meine Beine tun nicht mehr weh und ich kann mit einem Mal wieder besser laufen.

So schönes Wetter... und so ein toller Lauf. Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd :D , alles ist toll, nur noch 21 km und ich bin da! Ob ich wirklich ankomme?

Ich wurde etwas langsamer, aber es ging mir gut. Auffällig war, wie viele hier schon gehen musste -oder wollten? Ich überholte immer mehr Gehende, einige sahen schon sehr mitgenommen aus. Komm schon, im Gegensatz zu denen geht's dir super, du kannst noch! Aber reicht das für 42?

Kurz hinter km 23 stürzte vor mir eine junge Frau. Kurz angehalten, aufgeholfen, gefragt ob alles ok ist und mit zwei Pflastern versorgt. Sie war etwas perplex "Lauf doch weiter!" aber da ich nicht gerade auf Olympiakurs war, fand ich die paar Sekunden Pause weder schlimm noch sonstwas - sondern einfach normal.

Dann bin ich leider etwas zu schnell wieder angelaufen. Das rächte sich. Bei km 25 war ich ganz schön platt. Aber ich lief noch. Guckte halb neidisch ("Die können liegen - LIEGEN!"), halb traurig ("oh je, tut bestimmt weh, wenn man hier freiwillig stehen bleibt!") auf die Personen, die sich massieren ließen.

Komm schon, du läufst noch! Und du weißt doch: wenns nicht mehr geht, einfach weiterlaufen!

Neben mir zückt jemand sein Telefon und fängt eine 5 min-Konversation an. Der hatte echt Luft. Keine Ahnung, was er gesagt hat, mein Hirn hatte zwischenzeitlich ausgesetzt... aber es motivierte offenbar andere, es ihm gleichzutun. Ich wär nie im Leben auf die Idee gekommen, beim Laufen zu telefonieren. Scheint aber Mode zu sein... ich lief umringt von telefonierenden und -ich glaube es nicht- auf dem Smartphone smstippenden Menschen.

Die nächsten 5 km waren die Härtesten - nicht wie erwartet ab km 35, ich musste viel mehr kämpfen. Tatsächlich hat mich das schnellere Anlaufen auf dem kurzen Stück offenbar viel Kraft gekostet. Ich lief noch, aber langsam. Lustigerweise konnte ich tatsächlich noch langsamere Läufer überholen. Und mit jedem Meter ging es vorwärts und ich träumte rum "Schick mir doch bitte einen Hasen, lieber Marathongott!"

Und wurde erhört. Unglaublich aber wahr, bei 29,5 km gesellte sich ein Italiener zu mir, der etwas schneller lief als ich. Und er motivierte mich und zog mich unglaublich. Er lief zwar dann deutlich schneller als ich dachte, noch zu können. Aber oh Wunder: ich konnte wieder.
Wir kommunizierten sehr lustig, er sprach kaum Englisch, ich schlecht Italienisch... aber konnten uns doch verständigen. Sein dritter Marathon, er war am Knie verletzt, Sehne (soweit ich das verstanden habe), trink lieber Tee statt Wasser, und und und. Wir überholten zusammen, spornten uns an, ich versuchte, das Tempo zu halten und es ging.
So verging tatsächlich km 30 - km 35,5 wie im Flug und ich habe den gefürchteten Übergang "34,x bin ich schon gelaufen, ab 35 soll es fies werden..." nicht mal mitbekommen, weil ich einfach motiviert war, am Tempo zu bleiben. Das war jetzt wieder genauso wie die ersten 10 km und es ging!

Bei 35,3 wollte mein "Hasenläufer" nicht mehr. Ich motivierte ihn noch ein bisschen, lief nun kurz vor ihm, feuerte ihn an - nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich das dann noch kann. Ja, die Beine waren schwerer, ja, ich war ko, aber auch sowas von motiviert, das Ziel zu erreichen!
Bei km 36 konnte er leider wirklich nicht mehr, ging und scheuchte mich mit "Gooo! Gooooo!" und wilden Handbewegungen weiter. Ich rief ihm noch ein "Mille Grazie!" zu und lief weiter. Ohne ihn wäre das so viel härter gewesen, danke nach Italien!

Ich schnackte kurz mit "Asterix" aus der verkleideten Gruppe: er: "ooooch, gleich ists vorbei, schade!" ... ich:"Tut dir nichts weh?" .... er:"Doch, des muss, des tut immer weh! Aber wenn mal nichts weh tut..." ....ich:"dann such den Engel, dann bist du tot!" ...er(lachend):"Genau! Und dann such i mir nen Engel wie di!"
Charmeur - wenn ich jemals extremst weit davon weg war, wie ein Engel auszusehen, dann in dem Moment: rotgesichtig, durchgeschwitzt, völlig abgekämpft. Aber ich musste wieder lachen und weiter gings, ich ließ Asterix und Obelix hinter mir und lief. Schaffe ich das wirklich? Jawohl, ich will ankommen!

Trinken muss ich nichts mehr, es geht so. Gleich bin ich da!

Und plötzlich waren es nur noch 5 km. Komm, die machst du doch locker, überleg mal, wie klein deine 5km Hausrunde ist!

Und nur noch 4. Jetzt gingen schon so viele, aber ich lief noch. Hey, ich laufe noch! Langsam, aber ich laufe! Insgesamt habe ich auf der zweiten Hälfte 9 min länger gebraucht. War so nicht geplant, ist aber völlig in Ordnung gewesen.

Nur noch drei km. Moment, die Straße kenne ich doch, sind wir hier nicht gestern langgefahren?? Drei km *träller*... ich habs gleich geschafft. Oh, ich schaffe das wirklich.

Kurz vor km 41 sehe ich den Italiener von gestern und fast unser Hotel. Abbiegen? Aufhören, schnell duschen? Neiiiin, nichts da. Das Ziel ist so nah!

Km 41. Genieße das! Wer weiß, ob du das je wieder machst.... ist das toll hier. So viele Leute am Rand, gleich kommt das Brandenburger Tor. Warum war ich nochmal so nervös vorhin??
Da ist es!!! Ooooh, ich habe es bis eben noch nicht geglaubt, aber es sieht so aus, als ob ich tatsächlich gleich durchlaufe und dann auch ins Ziel komme! Emotional kurz vor den Tränen trabe ich weiter...
Schade dass mein Mann im Familienbereich wartet, wäre das toll, wenn er jetzt hier am Rand stehen würde und.... "XXXX!" ruft es laut am Rand. Da ist er!!! Ich reiße die Arme hoch und strahle ihn an -überglücklich! (Sieht man auch auf den Bildern) Wie schnell sich Wünsche erfüllen können.

Das ist fast zuviel für meine angespannten Nerven: mein Schatz am Rand, durchlaufen durch das Brandenburger Tor, da ist das Ziel, mir steigen ein paar Tränen in die Augen, aber egal. Da ist das Ziel!

Schon kurz vorher klatsche ich ins Publikum, jubele und kann es nicht fassen.
Mit erhobenen Armen laufe ich über die Ziellinie. Ich habe es geschafft! Ich bin tatsächlich einen Marathon gelaufen und es war einfach toll!

Auf den FR gedrückt, nochmal laut "Jaaaa!" gerufen, und gegangen. Oooooh, mein Oberschenkel, die hab ich ja beim Laufen die letzten km gar nicht gemerkt - aber nun! Egal. Ich bin da!

Medaille und Folie abgeholt, in die Kameras gegrinst und erstmal Wasser und Iso geholt. Im Zielbereich rumgetigert, etwas erholt, dann meinen Mann gesucht, gefunden und ab Richtung Hotel.
Oh je, die Treppen zur Unterführung runter sind hart. Aber für die anderen auch. Und was das für ein guter Schmerz ist! :zwinker2:

Im Hotel die heiße Dusche genossen. Und im Zimmer zurück verkehrte Welt: mein Mann schlief fest auf dem Bett -harten Tag gehabt, Schatz? ;o) - ich endorphingeflutet summte vor mich hin.

Und abends gabs dann nach dem Essen den wohlverdienten Eisbecher. :nick:

Fazit
Ich kann bis heute kaum fassen, dass ich tatsächlich so weit gelaufen bin. Und ich bin stolz wie Bolle auf mich.
Das Training war an manchen Tagen hart, an manchen härter - aber es hat mich so weit gebracht, dass ich einen Marathon laufen kann. Mich, die Unsportliche, die immer die Schlechteste war beim Sport in der Schule. Die mit ihrer Muskelbeeinträchtigung kämpft. Und die stets an sich so zweifelt.
Jaaa, ich will das wieder!!! Und ja, ich werde sicher wieder zweifeln.

Aber eins kann mir keiner mehr nehmen: diesen wunderbaren Lauf in Berlin, diesen tollen ersten Marathon und dieses unglaubliche Gefühl, es tatsächlich geschafft zu haben!
Das größte Vergnügen im Leben besteht darin, das zu tun, von dem die Leute sagen, du könntest es nicht. (Walter Bagehot)

"Ist der Marathon für Frauen etwa auch 42,2 km lang?" (Überraschter Kollege im Büro)

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Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für den schönen Bericht, den ich gerade mit viel Genuß gelesen habe.

LG von einem der in der Schule auch immer der Schlechteste in Sport war und mittlerweile trotzdem ganz anständig läuft, allerdings (noch) keinen Marathon......

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Seufz...

Danke für den schönen Ausflug! Nicht mehr lange, dann darf ich auch... aber zuerst gibt es den HM zu schlagen. Doch dieser wird wohl eher nüchtern sein. Beim Lesen Deines Berichtes war ich für ein paar Minuten bei meinem ersten mal - auch wenn dieser noch gar nie statt gefunden hatte. Hach, was freue ich mich auf mein Début!

Herzliche Gratulation zu Deinem erfolgreichen Marathon!

Ich musste schmunzeln, als ich las, dass da ein paar Läufer am Telefonieren waren. Hatte ich bei einem Trainingslauf auch mal gemacht – war dann ein Spürchen schneller unterwegs, da das Gespräch einem positiv ablenkt.

Je nach dem, werde ich mich nächstes Jahr auch noch für den Berliner Marathon anmelden. Muss aber zuerst noch zu Hause abklären, ob dies erlaubt ist :D

LG aus Bern
Laufberichte 2013 : Halbmarathon-Debüt | Marathon-Debüt VCM | Grand Prix von Bern | Berliner Marathon | GurtenClassic

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Danke ihr drei :-)
@Blub: hoffe, das Popcorn hat gereicht :D
Das größte Vergnügen im Leben besteht darin, das zu tun, von dem die Leute sagen, du könntest es nicht. (Walter Bagehot)

"Ist der Marathon für Frauen etwa auch 42,2 km lang?" (Überraschter Kollege im Büro)

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Herzliche Gratulation, für diese Superleistung, und herzlichen Dank für diesen tollen Bericht.
Ich träume im Moment noch vom M, jetzt kommen erstmal meine ersten 1/2 M, und vielleicht Ende 2013......????
Auf jeden Fall steigt die Lust, ES zu versuchen, wenn man deinen Bericht liest, eine tolle Motivation.
JONNY :winken:

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Herzlichen Glückwunsch :daumen: und danke für den Bericht!
Du hattest doch geschrieben, dass im Training die letzten Kilometer bei den langen Läufen immer so gruselig sind...
Im Rennen sieht es anders aus, gelle :wink:

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GENAU! Immer her mit den endorphingeschwängerten Erstlingsmitschnecken-Berichten :daumen: Auf dass die Party auf den letzten Abschnitten des Marathonfeldes nie enden möge :party2:

Herzlichen Glückwunsch zu Marathon, Durchhaltevermögen und guter Laune!

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Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Permiere!!!!! :daumen: :respekt2:

Bei denen Ausführungen kamen die Erinnerungen an meine Permiere vor 12 Jahren hoch und die damit verbundenen Emotionen..... :heul2:
Meine Frau hat daraufhin nur den Kopf geschüttelt :hug:

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Danke für Deine wieder mal so treffenden Worte für all die Gefühle, die man/frau hat, wenn persönliche Leistungsgrenzen überschritten werden!

Es ist sooo motivierend, Deine Einträge zu lesen! Bitte schreibe weiter hier, auch wenn das große Ziel nun erreicht ist!

LG,
Finny

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Hallo!

Bei mir ist es nächste Woche auch soweit mein erster M. in Köln. Ich bin schon ganz aufgeregt und genauso "ängstlich" wie Du warst. Ich finde Deinen Bericht auch sehr schön, ich hab gedacht ich wär dabei und wär auch schon am Laufen

Ich hoffe ich packs auch so gut wie Du und hab viele die mich mitziehen und motivieren. Danke für die Eindrücke


Gruß

Christian

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Schöner Bericht!!!!

Ganz ehrlich.... Die Zeit ist sch.... egal. Du hast es geschafft. Du hast die Vorebereitung durchgezogen.... Jetzt bist du Marathonläufern!!
Ach ja... Deinen Mann sollte man auch nicht vergessen!!! Meine Frau steht auch immer an der Srecke
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