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Epischer Bericht vom ersten Wettbewerb

Epischer Bericht vom ersten Wettbewerb

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Jo, da sitz ich hier nun, noch ungeduscht, und schreibe meinen Bericht über meinen ersten Laufwettkampf, den Augsburger Staffelmarathon. Zusammen mit vier Kolleginnen und einem Kollegen hatte ich uns als Team angemeldet. Coach Dani lief auch mit und hat als diejenige mit der größten Wettkampferfahrung die Staffel eingeschätzt und die Reihenfolge festgelegt. Danach sollte ich als Schlussläufer den Zeitbonus ausnutzen, den die anderen erlaufen hatten :D

Als Quasi-Organisator stand ich also um halb neun bereit, um die Startnummern abzuholen und betrachtete neugierig das geschäftige Treiben auf der Sportanlage.
Mist, da liefen ja lauter Modellathleten und -athletinnen rum! Soviel Beinmuskeln auf einen Haufen hatte ich noch nie gesehen. Verstohlen blickte ich an meiner Rubensfigur runter. Die einzigen sichtbaren Muskeln an meinen Beinen befinden sich an den Waden... und das auch nur, wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle!

Kurz darauf kam dann mein Chef, der einzige Mann im Team, zusammen mit seiner Frau. Beide sind schon Marathon gelaufen und wollen im Oktober beim Medienmarathon in München starten. Ich hab noch versucht, seine Frau zu überreden, mich zu ersetzen, aber damit bin ich nicht durchgekommen. So hab ich denn das erste T-Shirt (mit selbstentworfenem Logo) plus Startnummer verteilt und kurz darauf kamen auch schon Läuferin 2 und 3.

Als der Countdown runtergezählt war, bin ich ein wenig blass um die Nase geworden, als ich gesehen habe, mit welchem Tempo die Meute losgewetzt ist. Das waren Geschwindigkeiten, dass es mir glatt die Haare aus dem Gesicht geweht hat, als die an mir vorbei rasten!! Ehrlich, die haben Schritte gemacht, die ich als Jugendliche nichtmal im Weitsprung geschafft habe!
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Gut, ich hab mich dann vielleicht 15 Minuten mit meinen Leuten unterhalten, als die ersten wieder ins Ziel gelaufen sind. Ok, ok.. können auch 20 Minuten gewesen sein. Jedenfalls bin ich nicht von der Meinung abzubringen, dass die ne Abkürzung genommen haben, wenn nicht sogar einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum! Ich durfte aber keinen Einspruch einlegen, da mein Chef auch schon nach 32 Minuten in die Zielgerade einbog. Die pfuschen doch alle...

Läuferin 2, die letzte Woche noch empört mit dem Finger auf die 40 Minuten getippt hat, für die wir sie eingetragen haben, hüpfte bereits nach 35 Minuten durchs Ziel! No comment.. Läuferin 3 kam mit knapp 40 Minuten vom Rundkurs zurück und wagte es, nichtmal geschwitzt zu haben! Mir wurde immer mulmiger. Immerhin war ich vorletzte Woche mit Coach Dani die Strecke nach der Arbeit am Abend gelaufen und hatte schwer schnaufend 55 Minuten auf meiner Stoppuhr stehen. Und das war ein angenehm kühler Abend gewesen.

Die Temperaturen kletterten immer weiter und Läuferin 4 absolvierte die Runde in etwas mehr als 40 Minuten. Wenigstens sah sie leicht erschöpft aus, wofür ich doch ganz dankbar war. Dann lief auch schon die Fünfte los und ich plauderte und lauschte den zahlreichen Anekdoten, klatschte für die Rückkehrer und bezwang meinen Wunsch, mir noch eine letzte Zigarette vor dem Tod anzustecken.

Das erste Team war schon komplett im Ziel, als unsere Nummer 5 losgelaufen war, aber immerhin gab es noch 5er, die hinter uns zurück lagen. Naja, ich hatte ja noch keine Gelegenheit gehabt, unseren (für mich recht beachtlichen!) Schnitt zu drücken. Irgendwann durchzuckte es mich wie ein Blitz: Die nächste bin ich! Also zog ich meine Laufschuhe an und drehte eine gemütliche 1-Kilometer-Runde um den Parkplatz. Bei 26 Grad hätte auch ein halber Kilometer gereicht, um meine Schweißdrüsen wachzurütteln.

Im Abklatschbereich standen schon lauter 6er bereit, ihre 5er abzuklatschen und ich stellte mich semi-professionell dazu. Zumindest war die Stimmung gut, und einige lächelten mir ermutigend zu und meinten "Dabeisein ist alles!". Hey, ich war noch nicht mal losgelaufen und die schätzten mich schon als Loser ein! *mupf* Läuferin 4 hatte kurz zuvor erzählt, dass auf ihrer Runde jemand an ihr vorbeigezogen war, als sie gerade so richtig gut drauf war und ihr zugerufen hatte: "Nicht aufgeben, das schaffst du schon!"

Ein bisschen hat es mich ja getröstet, dass mein Coach fast 45 Minuten gebraucht hat, bis wir uns die schweißnassen Händchen gereicht haben. Tänzelnd und fröhlich lächelnd bin ich von dannen gezogen, bis ich die erste Kurve hinter mir hatte und aus dem Sichtbereich der Zuschauer war. Dann bin ich in einen flotten Trab gefallen. Bei 27 Grad macht Laufen aber nicht wirklich Laune, zumal der gesamte Weg über grobporigen Asphalt führt. Die Strecke verläuft zwar größtenteils im Wald, aber es gibt zwei völlig schattenlose Abschnitte, die mich dann auch geschafft haben.

Ich werde hier keine detaillierte Beschreibung meiner Via Dolorasa liefern, nur soviel sei gesagt: Ein kurzer Astmaanfall zwischen KM 4 und 5 zwangen mich zu einer Gehpause.
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Ein mir entgegenkommender Radfahrer bremste ab und fragte, ob alles in Ordnung sei, was ich supernett fand! Jeder Streckenposten und die vier Läufer und Läuferinnen, die mich überholt haben, lächelten mir zu, feuerten mich an, hoben die Daumen, lobten und motivierten. Fand ich total süß.. Läufer sind doch nette Menschen, dachte ich mir.

Auf einmal war ich an der 6 KM Marke und es ging mir zwar nicht prima, aber ich beschloss, das Sterben noch um ein paar Jahre zu verschieben. Ich legte sogar noch einen Zahn zu (ok, es war ein Milchzahn, aber immerhin!) und dann stand rechts am Straßenrand eine Gruppe von Leuten, die klatschten und riefen und als ich dann näher rankam (ich hatte keine Brille auf) sah ich, dass es mein Team war. Sie hatten beschlossen (incl. begleitender Gatten, Gattinen und Lebensabschnittspartner) mich auf den letzen 500 Metern zu begleiten, was ich total rührend fand. :glow:

Die letzen 50 Meter bin ich dann allein gelaufen und fand bestätigt, dass die letzen Läufer ganz viel Applaus bekommen. Hab auch tapfer gelächelt und gewunken und bin über die Zielgerade gestolpert. Zeit: 53 Minuten. Nicht berühmt, wirklich nicht. Ich hätte die 50 Minuten locker geknackt, aber 27 Grad sind einfach 7 Grad zuviel für meineeine. Egal, als ich dann auf einer Bank im Schatten saß und meine Leute mir einen Becher Wasser und Saft nach dem anderen vor die Nase stellten, war ich doch mit mir und der Welt wieder versöhnt. Und ich war nicht Allerletzte! Da gabs bestimmt noch 15 Leute, die erst nach uns abgeschlossen haben! (Von schätzungsweise 150 Teams...)

Eins weiß ich aber gewiss: Für mich allein bei moderaten Temperaturen im Wald laufen ist ein Genuss. Ob ich mich jemals für Volksläufe, Wettkämpfe, Halb- und Ganzmarathons begeistern kann? Vielleicht im Herbst, Winter, Frühjahr.. oder bei Vollmond im Sommer!

Liebe Grüße
Babsi

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Hoppala, hier ist eine literarische Meisterleistung zu Unrecht nach unten gerutscht. Das wird sich nun ändern :) )
Jede Menge Reschpäckt, Babsi!!! :bounce:

Jürgen

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Fast hätte ich es übersehen.
Da wäre mir ein literarischer Hochgenuß durch die Lappen gegangen. :D

Hallo Babsi,

mit Asthmaanfall bei den temperaturen 7 km in 53 Minuten, :respekt:

Glaube mir, Du läufst bestimmt noch mehrere Wettkämpfe.
Meine ersten Worte nach Bremen waren "Sowas tue ich nie, nie wieder".
Und was habe ich vorgestern gemacht?
Richtig :) ) :) )

Christa

Auf dem Weg zu neuen Taten :bounce:

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Super Babsi!

Voller :respekt: bei der Leistung! Und die Schreibe, einfach super!
:bounce: :bounce: :bounce:
So ähnlich habe ich vor ungefähr zwei Jahren auch angefangen!


Gruß Ralf und Charly

Der Weg ist das Ziel.
Marathondebut: 05.09.04 Münster StartNr. 145

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:hallo: Babsi,

ich nehm` alles zurück - ich hatte den Bericht heute früh tatsächlich übersehen...! :) Aber, jetzt habe ich ihn auch gelesen und freue mich mit Dir, dass Du Dein Wettkampfdebüt trotz Hitze und Asthma erfolgreich absolviert hast! :respekt: :respekt: :bounce: :bounce: Und das mit dem Wettkampf musst Du ja nicht gleich nächste Woche wiederholen ;) Zu angenehmeren Temperaturen gefällt`s Dir vielleicht doch noch....:rotate:

Laufende und anerkennende Grüße,

Andrea

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klasse, glückwunsch zum niederringen des schweinehundes und verfassen dieses wunderbaren berichts.
ich finde, du solltest jetzt jede woche einen wettkampf machen und uns stets ausführlich in kenntnis setzen :rotate:

grüße von greta
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