Hi Foris,
hier also der versprochene Bericht.
Gestern war es mal wieder – na ja eigentlich das erste Mal richtig – soweit. Den olympischen Gedanken im Hinterkopf wollte ich mich mit anderen Läufern messen und mich nach dem Durchschauen der Ergebnislisten richtig schlecht fühlen.
Ich hatte mich auf diesen Tag akribisch vorbereitet. Seit ich vor 6 Monaten mit dem Laufen begonnen hatte, trainierte ich völlig orientierungslos ohne festen Plan. Wenn ich mal Struktur in mein Gerenne bringen wollte, erhoben meist Gelenke, Muskeln oder sonst was Einspruch. In den meisten Fällen gab ich diesem statt.
Wie die perfekte Vorbereitung der letzten Monate spielten sich auch die letzten Stunden vor dem Wettkampf ab. Da ich erst am Vortag unter dem Einfluss von Weizenbier beschlossen hatte, beim WAZ-Ruhrgebietslauf zu starten, ging ich frühzeitig gegen 1.30 Uhr ins Bett.
Geschlafen hab ich prima. So gut, dass ich erst um kurz nach zwölf aus dem Bettchen kam. Da ich ja nicht mit leerem Magen laufen, mich aber auch nicht mit reichhaltiger Nahrungsaufnahme behindern wollte, entschied ich mich für ein professionelles Sportler-Frühstück.
Zwei Tassen Kaffee (groß), zwei Gläser Wasser und noch zwei Aldi-Fitness-Riegel. Nach dieser Aufnahme purer Energie inkl. Koffein-Dopings konnte eigentlich nichts mehr schief gehen.
Gegen 13 Uhr kam dann auch endlich meine bessere Hälfte von ihrer Shopping-Tour nach Hause, was zur Folge hatte, dass ich bei der Distanz – geplant waren 5 km - umplanen musste. Nachmeldeschluss wäre 13:15 gewesen und das konnten wir selbst mit unserem schwarzen Blitz (Opel Corsa – 54 PS – beim Einschalten der Klimaanlage vermutlich noch ca. 23 PS für den Antrieb) nicht schaffen.
Frohen Mutes hab ich mich dann für die 10km angemeldet. Nach dem obligatorischen dreimal Pinkeln gehen, war es dann schon fast soweit. Die erste Herausforderung fand jedoch schon vor dem Wettkampf statt. Den modernen gelben Chip am Fuß festzumachen – wer erfindet so nen Scheiß . Nach diversen unterschiedlichen Schnürungen hab ich aber diese erste Prüfung bestanden und das mit einer Miranda für 2,50 belohnt. Man gönnt sich ja sonst nix. Anm. Ich will die DM-Preise zurück.
Der Startschuss stand nun kurz bevor. Da ich immer wieder die Beschwerden der Profis im Forum lesen musste, dass sich die Schnecken immer ganz vorne anstellen, hab ich Erbarmen gehabt und mich ganz hinten – WIRKLICH GANZ HINTEN - angestellt.
Nachdem der Pulk endlich mal Bewegung aufnahm, begann das Abenteuer. Schnell stellte ich fest, dass ich wohl doch zu weit hinten war. Viele Mitläufer vor mir, machten keine Anstalten mit dem Laufen zu beginnen. Vermutlich haben sie damit auch auf den nächsten 10 km nicht begonnen. Dies hatte erheblichen Einfluss auf meine Motivation, da ich im Laufe der ersten drei Kilometer rund 100 Leute überholt hab.( Wenn ich mal in New York starten sollte, dann werd ich das auch so machen. Dann kann ich wenigstens danach prahlen, dass ich mehrere tausend Leute überholt hab. War eben fix unterwegs )
Die meisten haben wohl in dem Moment gedacht, dass sie mich sicher im Laufe des Rennens gehend oder stehend wieder sehen, dem war aber glücklicherweise nicht so.
Den ersten Kilometer hab ich dann mit 5:13 hinter mich gebracht, was ziemlich genau meinem Plan entsprach zwischen 52-53 Minuten zu laufen. Den zweiten brachte ich mit 5:10 und den dritten mit 5:12 hinter mich. Ich war schön gleichmäßig unterwegs und fühlte mich noch relativ gut, auch wenn meine Atmung sich schon angehört hat, wie der Sound einer alten Dampflok, aber meine Fishermints bewirken Wunder. Zur Not hatte ich ja auch noch einige in der Hosentasche.
Zwischen Kilometer drei und fünf machte sich allerdings Panik breit. Aus welchem Grund auch immer hab ich die Kilometermarkierung übersehen und wusste nicht, ob ich jetzt auf einmal so langsam unterwegs war oder wir uns vielleicht gerade verlaufen. Normalerweise hab ich immer meinen GPS Empfänger dabei, der mir zumindest die zurückgelegte Strecke anzeigt. Glücklicherweise erschien dann jedoch irgendwann die nächste km-Marke. Für die Kilometer vier und fünf benötigte ich 10:40. Ich war also noch immer gleichmäßig unterwegs.
Anzumerken wäre noch, dass irgendwo eine ekelhafte Brücke eingebaut war, die eine extreme Steigung hatte. Da kam man sich fast wie bei einem Alpen-Marathon vor. Rest der Strecke war eigentlich flach und verlief zum größten Teil auf Wald und Gehwegen mit „Schotter“.
Der nächste Schock stellte sich dann ein als mich zwei ca. 60-Jährige ganz locker überholten und darüber philosophierten, dass man momentan im extrem langsamen Marathontempo unterwegs sei. So was sagt man einfach nicht, wenn man einen ambitionierten Anfang-Dreiziger überholt. Die Laune ging in den Keller und so beschloss ich trotz der geringen Distanz am auftauchenden Wasserstand etwas zu trinken.
Ich wollte schließlich, wenn ich schon nicht schnell aussehe, wenigstens professionell aussehen. Hab also mein Tempo gekonnt reduziert und einer netten Blondine am Straßenrand den Becher entrissen. Ist gar nicht so einfach – eigentlich die dritte Herausforderung. Nachdem ich mehr oder weniger erfolgreich ein wenig Wasser in meinen Mund bekommen hatte, beschloss ich, dass ich das komplette Professionell-Aussehen-Programm abspule und kippte mir den Rest über den Kopf und warf den leeren Becher durchaus dynamisch zur Seite.
Die ganze Verpflegungsgeschichte hatte meinen Rhythmus scheinbar so sehr gestört, dass ich von da an im 190-195 Maximal-Puls Bereich lief. Da ich aufgrund meiner schauspielerischen Darbietung mal wieder die Wegmarkierung verpasste, konnte ich wieder nur zwei Kilometer zusammen stoppen. Für den sechsten und siebten Kilometer benötigte ich zusammen 10:54.
Jetzt bedurfte es allerdings schon einiger Motivation, damit ich mein Tempo hielt. Ich hab mich dann einfach an einen Hintern gehängt, der das gleiche Tempo wie ich zu haben schien.
Glücklicherweise hatte dieser Hintern wohl gerundete Formen, der Rest über ihm hatte lange schwarze Haare und schien weiblich zu sein. In 10:32 brachte mich der Anblick über die nächsten beiden Kilometer. Wie konzentriert ich beim Laufen oder hinternbeschauen war, sieht man mal wieder daran, dass ich erneut eine km-Markierung übersah. Vermutlich hat mich die Unterwäschefrage zu sehr abgelenkt.
Den letzten km hab ich noch mal „Gas“ gegeben und mit glatten fünf Minuten hinter mich gebracht. Wobei das eigentlich nur ein geschätzter Wert auf Basis der Endzeit ist, da man es ja durchaus mal vergessen kann im Ziel das Stop auf der Uhr zu drücken Männer können eben nur eine Sache zu gleichen Zeit ausüben und da war in dem Moment für Uhrdrücken wohl kein Platz
Zusammengebrochen bin ich danach nicht, aber war schon ein wenig geschlaucht. Danach gab es dieses leckere Orangen-Getränk auf dessen Verpackung für „12 Liter ausreichend“ steht, aber das für mindestens 36 Liter benutzt wurde. Lecker war es trotzdem.
Zum Ausklang hab ich mir noch alle Siegerehrungen angeschaut und dort den Entschluss getroffen, dass ich auch irgendwann mal da oben stehen möchte. Wenn ich es aufgrund der Konkurrenz nicht schaffe, warte ich halt notfalls bis zur Alterklasse M95. Ich hab ja Zeit.
Nachdem ich auch bei der Verlosung nix gewonnen hatte, ging es nach einer Bratwurst nach Hause, wo der Abend recht olympisch beim Griechen nebenan ausklang.
Ach ja, Endzeit war wie schon geschrieben brutto 53,08 / netto 52,41. Insgesamt war ich 172. von 308 Läufern und Läuferinnen, die den Lauf beendeten. In meiner Altersklasse wurde ich 19. von 24 – es gibt also noch viel zu tun und bei den Männern wurde ich 157. von 237 Läufern
So, hoffe, dass ich euch nicht zu sehr gelangweilt hab.
Bis die Tage
Olli
P.S. Bitte nicht zur sehr auf die Interpunktion und die Orthographie achten.
"Jeder Mensch ist ein Athlet. Der Unterschied ist lediglich, daß einige von uns im Training sind und andere nicht." - Georg Sheehan
"Fisch schwimmt - Vogel fliegt - Mensch läuft." - Emil Zatopek
http://www.blogy.de/ollihu
[ Dieser Beitrag wurde von OlliH am 12.09.2004 editiert. ]
) :glow: 
Da tapps ich lieber locker hinterher. :dance: 
) werde ich also starten....sofern ich mich noch nachmelden kann. 
Also, wenn nicht gerade ein Wunder geschieht, bin ich dann doch nicht dabei X( 
, sowieso und ganz besonders für den ersten 10er 
