Banner

Köln-Marathon 2004 – Meine Premiere

Köln-Marathon 2004 – Meine Premiere

1
Hallo liebe Foris,

durch Pit`s ausführlichen Bericht zu seinem ersten Marathon ermutigt, hab ich mich auch mal hingesetzt, um meine Erlebnisse von gestern zu verarbeiten :stupid:

Es folgt also der ziemlich ausführliche Bericht über meinen Gemütszustand am Sonntag, den 12.09.2004:


Vorwettkampfgejammere
Ausgerechnet an diesem Samstag auch noch arbeiten. Ist so gut wie nie nötig, aber anscheinend am Tag vor dem ersten Marathon. Na danke.
Gegen 0.00 Uhr ins Bett gegangen. Einschlafen geht nicht. Teils wegen des Auf-Klo-Rennens, teils wegen der Aufregung. Insgesamt ca. 5 Stunden geschlafen.

Vor dem Wettkampf
Morgens zwischen 7 und 8 brav meine 1,5 Liter Wasser getrunken und Honigbrötchen gemampft. Dann mit Nachbar und Laufkumpan Jürgen ins Auto geschwungen und total problemlos nach Deutz und zur Kleiderabgabe gekommen. Restliche Zeit mit Pseudo-Warmmachen vertrödelt. Noch ein Gruppenfoto mit den Leuten aus meiner Firma (wir laufen als AXA Marathon Team Germany, haben aber vorher nie zusammen trainiert), dann geht’s ab in die Startbox ROT.
Ach ja: In meinem Rookie-Leichtsinn hatte ich mir 3:30:00 als Zielzeit gesetzt. Als ich dann auch noch erklärte, dass dies mein erster Marathon sei und ich überhaupt erst seit einem Jahr laufe (so eine „Von-0-auf-42“-Geschichte) sah ich schon die zweifelnden Blicke meiner Mitläufer.

Jetzt geht’s los
Frei laufen konnte man nach 2-3 Kilometern und schon bei Km 4 am Eiskaffee am Zülpicher Platz das erste Mal die Familie. Jippie, das hat schonmal geklappt. Es fluppt wie geschmiert, Puls zwischen 160 und 163, ich arbeite mich langsam an die anvisierten 4:58/Km heran. Am Chlodwigplatz sind die Zuschauer wie jeck, ein erstes Highlight. Bis Kilometer 10 werde ich immer schneller (hätte ich mal lieber bleiben lassen).

Fast schon zu gut
Jetzt geht es in die alte Heimat. Bis vor 5 Jahren hab ich in Köln-Sülz gewohnt und kenne alle Straßen in Zollstock, Sülz und Lindenthal, durch die wir jetzt laufen. Mehr und mehr kommt die Sonne raus und in den Straßenschluchten wird es warm. Trotzdem schwebe ich zwischen Km 15 und 25 leicht und locker in meinem Wunschtempo. Bei Km 20 auf dem Hohenzollernring kommt dann echtes Tour-de-France-Feeling auf. Die Zuschauer stehen in mehreren Reihen und lassen uns nur 2-3 Meter Platz zum Durchkommen. Familie wie geplant zum zweiten Mal beim AXA-Stand gesehen und schnell weiter in Richtung Halbmarathon. HM-Marke bei 1:44:35, das passt perfekt. Sollte es wirklich so einfach sein?

Erst fängt es ganz langsam an…
Oha, Werner, ein Kollege verläßt mich. Er ist schon die ganze Zeit zu schnell gelaufen und sieht gar nicht gut aus, will jetzt langsamer machen. Nun bin ich allein, da Jürgen nicht die Gnade des ersten Starblocks hatte, sondern ca. 45 Minuten nach mir auf die Strecke gehen musste. Und ab Km 25 spüre ich auch zum ersten Mal meine Beine. Wieso denn schon jetzt? Die 30-35 Km-Läufe im Training waren doch nie ein Problem. Tjaa, aber bei diesem Tempo… kleiner dummer Rookie!
Na gut, also von Ziel 1 verabschieden. Was war doch gleich Ziel 2? Hmm, nicht gesetzt. Ziel 3: Nur noch ankommen? Nein, so schlimm ist es auch noch nicht. Was jetzt? Erst mal weiter laufen, 5 Sek./Km nachgeben. Mehr trinken, mehr Bananen. Wasser über den Kopf.

Aber dann …
Die Nippeser Hölle? Na gut, wir sind doch erst bei Km 26, und dass die Riehler Str. voll in der Sonne liegt, einem außerdem diejenigen entgegenkommen, die bereits 5 Km weiter sind, o.k., das ist Qual. Aber schlimmer ist, dass ich eigentlich keine Lust mehr habe. Um nämlich die 5:00-5:05 zu halten, muss ich schon ganz schön ackern. Nicht pulsmäßig, da bin ich weiterhin total konstant. Aber die Beine werden schwerer und schwerer. Na komm, oLi, das sagt dir nur dein Kopf, in Wirklichkeit kannst du noch. Gut, auf dem Rückweg sind es die anderen, die Nippes noch vor sich haben. Und guck mal, da sind ja auch zwei AXA-Läufer. Ha, denen bin ich doch weit voraus. Genugtuung für einen kurzen Augenblick.
Wann kommt endlich wieder eine verdammte Wasserstelle?

Diese Phase geht wieder vorbei – dachte ich
Der Mann mit dem Hammer ab Km 30? Also bei mir ist es eher einer mit vielen Schraubzwingen, die meine Beine festhalten wollen. Wie gegen einen Widerstand muss ich sie vorwärts schieben. Und der Widerstand tut mächtig weh. Mehr und mehr Läufer stehen am Rand und dehnen verzweifelt gegen ihre Krämpfe an. Oh, bekomme ich nicht auch gerade einen? Nein, ganz ruhig bleiben. Aber vielleicht nicht doch so ein klein wenig gehen? Wie bei den Wasserstellen, ja? Schau mal, oLi, der vor dir, der hört einfach auf. Das könntest du auch haben.
Und so geht das die nächsten Kilometer weiter. Ich und mein Schweinehund kämpfen um jeden Meter. Hätte nie gedacht, dass es so hart wird. Ich nehme auch nichts mehr vom schönen Kölle und den Zuschauern wahr, sondern beiße und schiebe. Km-Zeiten sind mir langsam egal, ich will nur noch ankommen. Jetzt wieder Hohenzollernring, lächeln für die AXA-Fankurve und auf Km 35 zu.
Jetzt müsste ich doch über den Berg sein, das Ding nach Hause laufen. Wir sind am Neumarkt, da ist der Dom nicht weit! Aber: Oh je, noch einmal Richtung Südstadt. Und die schreckliche Erkenntnis: Es war alles Lüge. Von wegen „Motivationsschub durch Zuschauer“ oder „Wer über 30 Km schafft, schafft auch 42,2“. Ich bin eher allein in der Wüste und sehne die nächste Oase und Gehpause herbei.

Marathon Laufen – nicht Gehen
Ich habe mich mit meinem Schicksal abgefunden. Es wird weh tun, bis zum Schluss. Kann ich diese Zeit noch verkürzen? Hmm, nein, dann riskiere ich wirklich einen Krampf. Also weiter in meinem schätzungsweise 5:40-er Tempo. Jaja, ganz so langsam war ich doch nicht. Also, der Stolz kommt durch: Außer zum Wasser aufnehmen auf keinen Fall gehen!
Freue ich mich, dass es nur noch 5, 4, 3 Km zum Ziel sind? Nein, dazu beiße ich immer noch zu sehr.
Jetzt auch noch die Annostr. mit dem Kopfsteinpflaster. Liebe Veranstalter, das ist die Härte! Und endlich, der Dom kommt in Sicht, aber wie gemein, vorher fünf Kurven, die wieder davon weg führen – zu früh gefreut. Und noch einmal Kopfsteinpflaster, ja gebt’s uns!

Der letzte Kilometer, nur noch über die Brücke
Ein Funken Hoffnung keimt auf. Noch 5 oder 6 Minuten, dann ist es geschafft. Ist mir doch egal, wieviele Läufer mich jetzt noch überholen, ich schaff keinen Endspurt mehr. Dafür sehe ich jetzt wieder die Zuschauer, die in Scharen links und rechts des Laufweges stehen und anfeuern, was das Zeug hält. Oh Wunder, die Familie ist 500 m vor dem Ziel positioniert, sogar mit Videokamera und jetzt weiß ich, dass es geschafft ist. Kurz auf die Uhr geschaut und doch noch einen Mini-Mini-Spurt eingelegt: 3:37:58.
Hey! Nur acht Minuten über meinem Wunschziel!
Schon gut, das ist eine halbe Welt, aber für`s erste Mal ist das doch der Wahnsinn!

Nach dem Zieleinlauf
So zirka 5 m hinter dem Zieltor lehne ich mich an die Absperrung, versuche vorsichtig zu dehnen und – komme einfach nicht mehr los. Die Beine bewegen sich nicht mehr. Also nochmal Gehirn einschalten: Links – rechts – links – rechts. Aber nur in ganz kleinen Schrittchen, die genauso weh tun wie die großen noch vor wenigen Minuten. Und bitte eine Wasserstelle. Blöd, dazu muss man erst in das Verpflegungsdorf, am Ziel direkt gibt’s nix.

Ende gut, alles gut
Stürmische Begrüßung durch die Familie, eineinhalb Stunden auf der Wiese ausgeruht bis auch Jürgen eintraf (04:21:04) und dann nach Hause, wo uns die Nachbarn schon mit Spruchbändern und Efeukränzen erwarteten. Gartenfest mit Zwiebelkuchen und Federweißer, beides bis zum Abwinken.
Schwüre, so etwas nie wieder zu machen, schnell wieder eingepackt und darüber nachgedacht, ob der nächste Verwandtschaftsbesuch in Hamburg nicht auf den 24.04.2005 fallen sollte.

Heute
Nette Muskelkater in beiden Beinen. Ein mal Oberschenkel, zwei mal Aduktoren. Egal, das geht vorbei. Nur bis viertel nach vier gearbeitet, dann lecker Kaffee und Kuchen. Das hab ich mir verdient…


oLi



(Der sich seit gestern auch Marathoni nennen darf) :hallo:

Köln-Marathon 2004 – Meine Premiere

2
Hi oLi, kaum dabei und schon Neid erwecken wollen !!!! Tolle Zeit und ganz toller Bericht. Ich möcht auch mal so laufen können....
CU Sigi :hallo:

Sigi - der den Panda reitet----------------------------------

...Erfahrung ist die Summe der Erkenntnisse aus Fehlern, welche man machen durfte, ohne sich das Genick zu brechen...

Köln-Marathon 2004 – Meine Premiere

3
Hi oLi, kaum dabei und schon Neid erwecken wollen !!!! Tolle Zeit und ganz toller Bericht. Ich möcht auch mal so laufen können....
CU Sigi :hallo:

Sigi - der den Panda reitet----------------------------------

...Erfahrung ist die Summe der Erkenntnisse aus Fehlern, welche man machen durfte, ohne sich das Genick zu brechen...

Köln-Marathon 2004 – Meine Premiere

6
Hallo Oli,

Riesenzeit :respekt: und das auch noch beim ersten und nach einem Jahr Training :respekt: :respekt:

Aber das Kopfsteinpflaster, über das sich so viele aufregen, habe ich gar nicht mitbekommen. Hat auch seinen Vorteil wenn man apathisch läuft :P

Viele Grüße
Jo

Köln-Marathon 2004 – Meine Premiere

7
Hallo oLi, noch ein Fori der´s geschafft hat :respekt:

Beim nächsten mal gibste kurz ein Foto von dir ab, damit wir dir ordentlich einheizen können. Super Leistung und soo ne wahnsinns Zeit. Wird schwer, die zu toppen. :respekt:

Bonsai (nur Unkraut schiesst!)

Köln-Marathon 2004 – Meine Premiere

9
Hallo an alle,

vielen Dank für Eure lieben Glückwünsche. Das geht runter wie Öl.
Aber seit zwei Tagen bin ich eh auf Wolke 7.

Hab gerade noch die zweite Hälfte der Fernsehberichterstattung des Marathons gesehen (auf Video aufgenommen, klar...). Schon beeindruckend, wie viele Leute da mitgelaufen sind. Als Aktiver sieht man ja immer nur die 2000 direkt neben einem Stehenden/Laufenden :D

So, jetzt aber rasch einen Erholungsschläfchen, damit am nächsten Wochenende wieder gelaufen werden kann.

oLi


(immer noch ohne Sig)

Köln-Marathon 2004 – Meine Premiere

11
Hi oLi,

Glückwunsch zum ersten Marathon, klasse Zeit!
Und über das Kopfsteinpflaster haben wir wohl alle geflucht... :D

Schönen Gruß
Lars

P.S. In Hamburg gibt`s kein Kopfsteinpflaster :) ) :) )

und demnächst unter meinen Socken:
10.10.: Halbmarathon in Salzburg
31.10.: Röntgenlauf in Remscheid: Startnr. 6078
28.11.: Marathon in Florenz: Startnr. 606
10.4.: Marathon in Paris

Köln-Marathon 2004 – Meine Premiere

12
Hallo Oli,

Dein Bericht von Köln ist wirklich super ich war auch da ( Start Nr. 10839 ) und habs geschafft ( in 4:43:13 ), zwar leider nicht in so einer traumhaften Zeit wie Du jedoch bin ich mit meiner Freundin vom Anfang bis zum Ende zusammen gelaufen, da hat man dann keine schweren Beine oder Krämpfe da man einfach nur begeistert ist und sich über die Zuschauer freut. Wir haben auch bei jedem der oder die am Rande stand gedacht bitte keinen Krampf und wir hatten Glück ohne Krämpfe ohne gehen sind wir stolz durchs Ziel gelaufen,

Das Kopfsteinpflaster hat uns aber auch zugesetzt und da haben auch einige zu kämpfen gehabt.

Aber die Entschädigung kam beim Zieleinlauf die Menschen haben so gejubelt und geschrien es war einfach herrlich.

Also viel Spaß beim nächsten Marathon
( bei mir 17.4. der Karstadt )

Anke :hallo:

Köln-Marathon 2004 – Meine Premiere

13
hallo oli

hab jetzt erst deinen bericht gelesen und ziehe ehrfürchtig den hut vor deiner leistung, wirklich eine so tolle zeit, ich bin beeindruckt.

vom kopfsteinpflaster kann ich seit dem wachaumarathon auch ein lied singen, das erschwert die letzten kilometer noch doppelt.

umso schöner es trotzdem geschafft zu haben.

herzlichen glückwunsch marathoni!

lg
doris :hallo:

...die startnummer 2963 beim www.wachaumarathon.at am 19.09.2004
Gesperrt

Zurück zu „Foren-Archiv“