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Trans Gran Canaria Ultra 2015

Trans Gran Canaria Ultra 2015

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Grüß euch,
nächste Woche beginnt bei mir die spezifische Phase der Vorbereitung für den Trans GC 2015 am 6. März.

Falls hier schon mal jemand teilgenommen hat, mich würde vor allem interessieren wie die Beschaffenheit der Trails ist, sehr technisch (Wurzeln, Steine...) oder eher "glatt" laufbar. Möchte meine Trainingsstrecken danach ausrichten.

Weiters habe ich keine Ahnung wie warm, oder eben nicht, es nachts in der Höhe ist. Ich war noch nie auf den Canaren, von daher hab ich keinen Plan.

Wie ist die Verpflegung?

Freue mich natürlich über sämtliche interessanten Infos :)

Vielen Dank
Mhim
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Danke für die Links.
Aber ein Forum hat die Funktion Informationen DIREKT zu bekommen und sich auszutauschen, ansonsten wär's ja überflüssig :zwinker5:

Darum frag ich hier ja auch, und such mir nicht nur Links zusammen.
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Die Trails sind sehr anspruchsvoll.Glatt laufbar ist da nicht viel.Wettermäßig musst du mit allem rechnen.Von Schneefall bis Affenhitze ist alles drin.Verpflegung ist gut und ausreichend.

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Alles Gute mhim !
Ich werde den tracker verfolgen und dich hoffentlich im Ziel sehen. Es gibt eine Möglichkeit dass wir uns nicht sehen.... Wenn ich mit meiner Frau essen bin, sonst sollte ich es schaffen zuschauen zu kommen.

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Gratuliere Timo! Sehr tapfer durchgehalten.

Leider habe ich es doch nicht ins Ziel geschafft. Ich bin schon vorher eingeschlafen.

Ich bin schon gespannt was du zu berichten hast. Der Calimo hat von unten aus auf jeden Fall ziemlich arg ausgebaut. Hat sich das beim laufen sehr behindert ?
Liebe Grüsse

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Nachdem ich hier auch gefragt gibt's natürlich auch einen Bericht, bitte sehr:

Trans Gran Canaria 2015

Im Sommer 2014 stellte sich mir die Frage der Wettkampfgestaltung für 2015. Und da ich im September bereits den letzten Bewerb hatte gingen meine Gedanken in Richtung Frühjahr. Aber was sollte ich da laufen, die Alpen sind dicht mit Schnee bedeckt, USA ebenso und Asien war mir für einen Ultra zu weit.

Nach kurzer Recherche war klar, es wird der Trans Gran Canaria! 125 km mit 8500 Hm in warmer Umgebung und Zeit genug um über den Winter vernünftig zu trainieren. Also angemeldet, Flüge und Unterkunft gebucht und Anfang Oktober konnte das Training dafür losgehen.

Das Training verlief ausgezeichnet, meine liebe Trainerin Illes Sandrina (Trainingsbetreuung | Orthomed) schreibt mir sehr fordernde Pläne und ich quäle mich dann durch :-).

4 Wochen vor dem Start stecke ich mich irgendwie an und so fallen die längsten Einheiten aus, in Woche 3 liege ich komplett flach. Kaum gesundet bekomme ich 2 mal einen Hexenschuß und falle so in Woche 2 wieder aus, verflixt geht sich das noch aus?
Nachdem ich mich bereits halb damit abgefunden habe nicht zu starten, kommt über Nacht die Motivation zurück und mir ist klar das ich auf jeden Fall dabei sein werde!

Und so fliege ich am Montag den 2. März nach Las Palmas. Untergebracht bin ich privat über Airbnb was mir gut gefällt.

Am Donnerstag Abend dann das Briefing sowie die Vorstellung der Eliteläufer (Anton Krupicka hab ich schon beim Flug von Madrid nach Las Palmas gesehen :-)). Schon toll die Stars hautnahe zu sehen und von ihnen in den Interviews einiges zu hören!

Der Freitag verläuft gemütlich, der Start ist um 23 Uhr, Bustransfer nach Agaete um 20:15. Mir kommt diese Startzeit sehr entgegen. Keine nervöse Nacht davor mit Weckerklingeln zu nachtschlafener Zeit. Dafür lange ausschlafen, ausreichend essen, herumliegen... super.
1,5 Std. vor dem Start sind wir da und es weht ein eiskalter Wind. Sämtliche Lokale werden mit Beschlag belegt, überall sitzen LäuferInnen herum und gähnen sich dem Start entgegen.
Die 3 Stunden vor dem Start mag ich überhaupt nicht, ich werde müde und bin unmotiviert. Aber dann stehen wir am Start und alles ist wie weggeblasen. Aufgeregt warten rund 600 Menschen darauf loszulegen. Für den Moment haben wir trainiert, deshalb sind wir hier.
Pünktlich ertönt das Signal und mit Gänsehaut gehts los, vorbei an vielen jubelnden Menschen und gleich bergauf.
Bis zum ersten VP sind 10k und 1300 Hm zu bewältigen. Leider habe ich mich etwas zu spät aufgestellt und bin fast am Ende des Feldes. Im ersten Drittel des Aufstiegs ist aber überholen ganz gut möglich und ich steige sehr locker aber zügig höher, es fühlt sich super an, ich komme nicht ins schnaufen bin aber flott unterwegs. Beim VP habe ich mich auf Rang ~400 vorgearbeitet, da ich hier nicht verweile kann ich gleich nochmal mind. 30 Leute überholen. War bisher das Läuferfeld in einer Schlange unterwegs, ändert sich das beim folgenden auf und ab schlagartig, alles zieht sich weit auseinander. Beim ersten längeren Downhill kommt mir leider bereits der erste Läufer mit 2 Sanis mit Tränen in den Augen entgegen, er dürfte umgeknickt sein. Die Trails sind in dem Bereich sehr technisch und im Licht der Stirnlampe ist höchste Konzentration gefragt.

Bei km 19 der nächste VP, hier esse ich ganz kurz eine Kleinigkeit und trinke meinen ersten Becher Cola. Dann gehts sofort weiter, ich habe mir vorgenommen möglichst wenig Zeit bei den VP's zu verlieren. Die Verpflegung bei den Stationen ist weitgehend die gleiche: Cola, Wasser, Iso, zu essen Bananen, Weißbrot, Schinken, Käse. Ab und zu Riegel, Schokolade, Nüsse und fast immer Orangenschnitze, die liebe ich seitdem heiß :-)

Wieder steht ein langer Aufstieg bevor und ich packe meine Stöcke aus, ich sollte sie bis zum Ziel nicht mehr aus der Hand legen. Für das Rennen habe ich meine Fizan light mitgenommen, haben sich sehr gut bewährt. Es war überhaupt das erste mal das ich fast durchgehend, auch bergab Stöcke benutzt habe. Normal bin ich bei kürzeren Läufen bei den Downhills zu schnell, aber hier hats gepasst. Nach dem langen Aufstieg gehts stetig auf und ab dahin, schön laufbar auch wenns mich einmal fast hinhaut als ich an einem Stein hängen bleibe.
Die ersten 5 Std. komme ich eigentlich nie außer Atem, passt gut - nicht zu schnell begonnen!
In Artenara nach 33k bin ich auf Rang 266 und fühle mich super. Wieder kurz essen/trinken und weiter.

Bis Fontanales gehts eher bergab als bergauf und es rollt :-)
Kurz vor dem Ort passiert mir, und 4 anderen ein kleines Missgeschick, auf einem kurzen Stück Straße verpassen wir die Abzweigung und laufen fröhlich bergab dahin. Nach fast einem Km stoppt uns jemand aus der Rennleitung der mit dem Auto daher kommt. Also wieder rauf, da ich mich aber bereits im Vorfeld auf so eine Situation eingestellt habe fluche ich einmal herzhaft und vergesse es.
Nach 43k und fast 4000 Hm erreiche ich den Ort, perfekt im Zeitplan. Leider hat der kurze "Ausflug" eine negative Konsequenz: hier startet nämlich der "Advanced" Lauf, und zwar genau zu dem Zeitpunkt in dem ich Wasser und Essen fasse. Daher laufe ich gleichzeitig mit dem Ende des Feldes los - und stecke nach wenigen hundert Metern im Stau bergauf. Nachdem ich mich lautstark ein wenig darüber lustig mache, warum ich jetzt nach 8 Std. Leute überholen muß die gerade los sind wirds eh wieder flüssiger. Nichts desto Trotz stehen nun doch viele Überholvorgänge an und mit der Ruhe von vorher ists leider vorbei.

Die Stirnlampe hat nun ausgedient und mein Kopf dankt es. Bis Teror gehts stetig auf und ab, teils sehr steil, vor allem vor Teror gibts einen brutalen Downhill.
War meine Versorgungsstrategie im ersten Drittel gut, werde ich jetzt etwas schlampig und esse definitiv zu wenig. Die nächste sehr lange und steile Steigung ist eher schon härter, aber auch das geht irgendwann vorbei und beim Zeitmesspunkt kurz nach Talayon sind über 1200 Hm absolviert und ich liege nach 67k auf Rang 217.
Jetzt gehts lange nach Tejeda runter.
Und hier baue ich echt Mist. Für die "nur" 11k nach Garanon nehme ich mir nur 1l Wasser mit, keine Ahnung was mich da geritten hat, es scheint die Sonne und es ist Mittag....
Der sehr lange Aufstieg wird für mich der härteste Teil des Rennens, viel zu wenig zu trinken, mit der Nahrungsaufnahme hinke ich mittlerweile weit zurück, das da zum ersten und einzigen mal der Gedanke ans Aufgeben durch den Kopf zieht ist nicht verwunderlich aber nicht ernst zu nehmen.

Endlich bin ich nach 82k in Garanon, und sogar genau im Zeitplan!
Hier wartet mein Dropbag auf mich, ich kann aufs Klo (wo ich sofort alle Gedanken an Aufgabe weit von mir weise) und genehmige mir eine (nötige!) insgesamt 40 Minütige Pause. Es dauert aber doch einige Zeit um alles zu erledigen, einschließlich dem Essen von sehr leckeren Salzkartoffeln in der Schale.
Viele liegen hier schon herum, und ich denke ein großer Teil der Aufgaben finden hier statt.

Aber für mich beginnt nun "mein" Teil des Rennen!
Mental war für mich immer klar: erreiche ich Garanon bin ich durch. Das Konzept hat bisher immer funktioniert also auch diesmal. Und ich werde stärker, das hab ich mir fest vorgenommen weil auch das bisher fast immer eintrat.
Und fürs erste ist es auch so. Nach steilen, aber vom Gefühl her sehr guten, 300 Hm erreichen wir das Dach des Rennens, den Pico Nieves mit 1938m. Jetzt beginnt ein schier endloser Downhill, zuerst wunderschön durch Nadelwald, dann sehr steil auf einem, für mich, schlecht zu laufenden Weg der aus flachen Steinen gelegt wurde. Da laufe ich lieber einen alpinen Steig als sowas. Rund 2/3 der über 1000 Hm sind so zu absolvieren. Mittlerweile ist das Feld wieder sehr dünn und wir überholen uns gegenseitig hin und her, je nachdem wem was mehr liegt.
Bei km 95 ist Tunte erreicht. So wie bei jedem VP feuern auch hier die Einheimischen lautstark auf spanisch an, das ist mir überhaupt sehr positiv aufgefallen! Auch entlang der Strecke, nahezu jeder hat aufmunternde Worte für die LäuferInnen übrig.
Jetzt gehts noch den letzten nennenswerten Berg hoch. Kurz durchgeschnauft und auf einer schönen Forststraße sanft bergab weiter. Was sich seit einigen Stunden sehr negativ bemerkbar macht aber beim Briefing bereits angekündigt war: von Afrika weht Wind der eine Unmenge Sand und Staub transportiert. Mein Hals ist wegen der Trockenheit im inneren der Insel ohnehin schon kratzig, mit dem ganzen Staub wirds noch schlimmer. Im Licht der jetzt wieder zum Einsatz kommenden Stirnlampe ist die Luft voller Staub.
Zum VP bei km 110 führt ein extrem steiler und mit lockerem Geröll gespickter Steig runter, hier überhole ich noch so einige Leute da mir das trotz Dunkelheit sehr liegt. Ein Läufer bricht sich hier kurz vor mir einen Finger!

Unglaublich locker und freudig laufe ich in den VP ein, ganz kurz trinken, essen und Wasser nachfüllen und gleich wieder raus. Nur mehr 17k bis ins Ziel, es ist nahezu geschafft und die zeit wird auch gut.
Und 2 km später ziehts mir komplett den Stecker. Verzweifelt versuche ich immer wieder anzulaufen, aber da ist nichts mehr was laufen erlaubt. Also schnell gehen, auch gut.
Der Grund wird eine Mischung aus deutlich zu wenig Essen (keine 3000 Kilokalorien gesamt) und mein 2-Wöchiger Trainingsausfall mit den langen Einheiten gewesen sein.
Aber zu dem Zeitpunkt ist das zwar schade aber eher wurscht. Noch eine Steigung und dann Richtung Lichtermeer: das Ziel winkt und somit das Ende der Qual.

Kurz nach Mitternacht nach 25:22:26 ist es geschafft: Rang 183, AK 68. Nur 347 von Rund 600 Startern kam ins Ziel!
Mental bin ich so leer das mehr als ein kurzes hochreißen der Faust nimmer drin ist. Keine Freude oder sonst was, nur mehr sitzen und starren.
Es gibt ein sehr reichliches Finisheressen, für mich unmengen Salat nach dem mein Körper verlangt.
Dann mit dem Taxi in die Unterkunft und nach einer Dusche ab ins Bett.

Mein Zeitziel von 24h habe ich nicht erreicht, allerdings war das auf 125k gerechnet, da die Strecke offiziell aber schlussendlich 127,5k hatte und ich durch einige "Zusatzwege" auf 130k kam, passt das aber dennoch sehr gut. Ohne den Einbruch wärs deutlich vor Mitternacht geworden. Und jetzt im Nachhinein weiß ich auch wie ich in Zukunft das Essensproblem löse...der nächste Wettkampf kommt ja bestimmt :-)

Die Stöcke hab ich erwähnt. Als Stirnlampe kam neu eine Armytek Wizard zur Verwendung, mit leicht gemischten Gefühlen. Die Lichtausbeute und Helligkeit ist super, 13 Stunden Leuchtdauer mit nur einem Akku im Wechsel der Stufen 2/3 sind fein. Aber das Gewicht bei 8 Std. am Kopf ist fast grenzwertig, nicht im Genick sondern für den Kopf selbst. Ist aber halt schon bequem, im Vergleich zu meiner Silva Runner, kein Kabel das in den Rucksack zum Akku führt zu haben.
Schuhe sind bei mir bei der Länge immer die Asics Trabucco, Blasen gabs diesmal ausnahmsweise an den großen Zehen außen, vermutlich durch die sehr technischen Trails, aber nichts das mich irgendwie gestört hätte.
Rucksack war mein Salomon Skin Pro 10+3, mit dem bin ich sehr zufrieden auch wenn ich jetzt endgültig mal auf den Advanced S-Lab 12 wechseln werde der nochmal eine Spur praktischer ist.

Muskulär waren Waden und Hamstrings völlig unauffällig. Die Oberschenkelmuskulatur hab ich mir komplett geschossen. Da fehlt einfach die Möglichket im Winter in Wien lange, steile Downhills zu trainieren. War aber außer den Schmerzen auch kein Problem da ich bergab trotzdem alles durchlaufen konnte.

Für mich ist der Lauf definitiv eine Wiederholung wert da er für meine Jahreswettkampfplanung perfekt passt und zwar äußerst fordernd aber auch wunderschön ist!


Danke fürs lesen!

Mhim
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