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Jesper Ken Olsen: The Runner's Guide to the Planet. - Buch

Jesper Ken Olsen: The Runner's Guide to the Planet. - Buch

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Hallo, ich möchte Euch hier ein Buch (bzw. e-book) vorstellen, das für Läufer und vor allem für Ultras, besonders interessant sein dürfte:

Jesper Ken Olsen: The Runner's Guide to the Planet. ...

Der Däne Jesper Olsen war und ist kein ganz unbekannter in der internationalen Ultralauf-Szene. Zahlreiche gute Platzierungen bei den bekannten 6-Tage Läufen und nicht zuletzt einige Siege (zuletzt beim neuen 6-Tage-Lauf in Florida) zeigen einen erfahrenen Läufer mit erheblichem Leistungsvermögen und Ehrgeiz (siehe DUV Datenbank). Auch die Zeiten der "Unterdistanzen" können sich sehen lassen. In den vergangenen 10 Jahren hat Jesper jedoch vor allem durch zwei läuferische Großprojekte auf sich aufmerksam gemacht, um die es in diesem Buch vor allem geht: zwei Weltumrundungen, zuerst in West-Ost-Richtung (England ... Finnland, Russland - quer durch Sibirien -, Japan, Australien, Nordamerika, England) und wenige Jahre später in Nord-Süd-Richtung (Nordkap - Kapstadt, Feuerland - Neufundland). Wer ihm auf seiner Homepage mit aktuellem Blog gefolgt ist, konnte die Höhen und Tiefen des Unternehmens miterleben und seinen Weg durch Live-Tracking verfolgen.

Jetzt hat er seine Erlebnisse in einem Buch zusammengefasst, das zunächst als e-Book auf Englisch erschienen ist und über i-Tunes und ihn selbst bezogen werden kann. Das PDF-Format ist zwar nicht ganz ideal für die meisten Reader, dafür aber universell les- und handhabbar. Wer lieber Papier in den Händen hält, muß noch etwas warten, sollte aber in absehbarer Zeit auch zufrieden gestellt werden können. Viele Bilder geben einen Eindruck vom Geschehen. Nebenbei bemerkt: der Titel erinnert wohl nicht nur mich an "The Hichhikers Guide to the Galaxy" (Per Anhalter durch die Galaxis).

Obwohl sich die ganze Geschichte definitiv ums Laufen dreht, ist es kein reines "Laufbuch" geworden. Man erfährt eine Menge über die Weltgegenden, die Menschen und die intensiven Eindrücke in insgesamt rund sechs Jahren "auf der Piste" - nicht zu vergessen natürlich über den Läufer selbst. Erste Läufe in jungen Jahren, bis hin zum Marathon. Dann die ersten Ultras und die Erfahrung, immer besser im Wettbewerb zu sein, je länger die Strecke wurde. Auf das Projekt "world-run" stieß Jesper durch eine sehr ärgerliche Erscheinung: einen Betrüger, der mit sagenhaften Leistungen in fernen Weltgegenden prahlte, vor Ort aber wenig entsprechendes zeigen konnte, Robert Garside.

Der Ärger und die Empörung (wo auch immer Garside gelaufen sein mag, mehrfacher grobschlächtiger Betrug ist nachgewiesen) führten zunächst zu der Frage, ob eine rein läuferische Weltumrundung denn tatsächlich realisierbar wäre. Aus Diskussionen und konkreteren Überlegungen wurde schließlich das Projekt geboren, es selbst zu versuchen, nach Möglichkeit mit anderen Läufern zusammen. Angesichts der Vorgeschichte mit Garside - in Deutschland erinnert man sich noch dunkel an einen gewisssen Robby Clemen - war klar, dass ein solcher Lauf vor allem nach klar nachvollziehbaren Regeln und mit solider Dokumentation durchgeführt werden musste. Am besten wäre natürlich lückenloses GPS-Tracking gewesen. Leider gab das die Technik nicht immer und überall her. So musste Olsen, immer wenn das GPS-basierte System mal wieder in die Knie ging, die Lücken mit Fotos, einem sehr detaillierten Logbuch und vielen Zeugen vor Ort überbrückt.

Sympathisch fand ich, dass er sich nicht als Superman inszeniert. Er betont immer wieder, dass er seine Weltumrundungen vor allem als Beispiel dafür sieht, was ein Mensch (also prinzipiell jeder) realisieren kann, wenn er wirklich will und bereit ist, den Einsatz zu bringen. Tatsache ist jedoch, dass man schon ein verdammt sturer Hund sein muß, um trotz aller Schwierigkeiten und Probleme ins Ziel zu kommen. Man hat den Eindruck, dass es sich um einen recht ehrlichen und offenen Bericht handelt. So werden weder Motivationstiefs noch Krankheit oder Verwerfungen im Privatleben ausgeklammert. Erstaunlich fand ich, dass Jesper immer wieder die Gelegenheit ergriffen hat, Wettkämpfe in seine Reise einzubauen. So hat er in Australien den 6-Tagelauf von Colac gewonnen. Selbst später in der zweiten "Runde" war er in New York beim 6/10-Tagelauf auf der Piste. Ob es immer klug war, sich dabei zu verausgaben, steht auf einem anderen Blatt.

Das Buch ist gut geschrieben und recht angenehm lesbar. Olsen ist sicher kein besonders begnadeter Schriftsteller, aber er hat etwas zu erzählen. Dass er sich von Muttersprachlern hat helfen lassen (er ist Däne und schreibt auf Englisch), kommt dem Ergebnis nur zugute. Langwierige Abschnitte mit einförmigen Tagesetappen werden kurz zusammengefasst. Ich fand das Buch interessant und spannend, obwohl ich große Teile der beiden "world runs" über die Homepage des Dänen schon mitverfolgt hatte und vieles somit nicht ganz neu war. Wer gerne Reiseberichte liest und nicht unbedingt Trainingspläne sucht, wird hier gut bedient. Lesehungrigen und reisefreudigen Läufern kann ich die Lektüre nur empfehlen.

Schöne Grüße an alle "Kilometermacher"
Rennrum
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