Danke Euch allen für die guten Wünsche für meinen Jüngsten. Er ist inzwischen wieder obenauf - zu sehr für meinen Geschmack. Geschickterweise hat er gestern ein neues Fahrrad bekommen (Nachbarn hatten ein fast unbenutztes Kinderfahrrad übrig und bei meinem Sohn war längst ein größeres fällig). Fahrrad fahren mit Gips finden seine Eltern nur so eine halb gute Idee. Ein neues Fahrrad haben und nicht fahren dürfen, findet er eher eine halb gute Idee. Ihr seht das Konfliktpotential?
Ja, es ist immer das selbe Krankenhaus - das Kinderkrankenhaus unseres Vertrauens.
Gestern lief es wie folgt: Er wollte von sich aus zum Arzt, weil ihm ein von mir umgewickelter Verband ganz offenbar als die schlechtere Alternative erschien. Als wir am KH ankamen, war er völlig entspannt und erzählte mir, wie gut er sich dort auskennen würde. Mit den Damen am Empfang und dann den Schwestern in der Notaufnahme schäkerte er charmant herum. Den Weg zum Röntgen hat er mir gezeigt und auch selbstbewusst seine Hand auf den Röntgentisch gelegt. Dann sollte er die Finger ausstrecken, was ihm sichtbar schmerzen bereitete. Von da an weigerte er sich, sich röntgen zu lassen. Da das gegen seinen Willen nicht funktionieren kann (ok, vielleicht mit Vollnarkose), haben wir nach vielem guten Zureden dann irgendwann abgebrochen. Während wir - zurück in der Notaufnahme - auf den Arzt warteten, teilte er mir plötzlich von sich aus mit, er wolle es nun doch noch einmal mit Nurofen versuchen, ob es mit dem Röntgen vielleicht doch noch klappt. Ich war völlig baff. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet (und finde das auch für einen vierjährigen nicht ganz normal). Das Röntgen hat dann mit ein paar Tränen so einigermaßen hingehauen. Die wichtigste Aufnahme von oben mit ausgestreckten Fingern konnten wir nicht machen. Immerhin hat es aber zu einer Schrägaufnahme gereicht.
Zurück bei der Ärztin wollte diese einen Bruch nicht vollständig ausschließen. Ihr war aber insbesondere wichtig, dass wir den Finger ruhigstellen und hat daher eine Gipsschiene "angeordnet". Dann ging das Drama los und nahm seinen Lauf. Ich bin mir sicher, dass es ihm wehtat, glaube aber nicht, dass es so schlimm war, dass es eine derart heftige Reaktion rechtfertigt. Er hat sich da reingesteigert. Er reagiert oft sehr sensibel, wenn Entscheidungen für ihn getroffen werden. Dass wir ihm dann gegen seinen Willen den Gips verabreicht haben, muss er als erheblichen Eingriff in seine körperliche Integrität verstanden haben (dafür habe ich durchaus großes Verständnis).
Alle Versuche ihn mit kleinem Spielzeug oder Gummibärchen zu "bestechen" blockt er konsequent ab (das kennen wir schon aus der Vergangenheit). Selbst beim Verlassen sowohl des Röntgenraums als auch des Arztzimmers nach dem Gipsbinden, hat er sich geweigert, etwas anzunehmen. Im letzten (vielleicht auch vorletzten) Jahr, gab es das schon einmal. Da hat er einer Ärztin gesagt, er wolle von ihr kein Geschenk. Sie saß da mit offenem Mund und sagte: "Oha, der hat einen starken Willen und ist nicht käuflich. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und starke Nerven!"
Ich bin wahnsinnig stolz auf meinen Kleinen. Ich bewundere es sehr, dass er in so jungem Alter einen schier unbrechbaren Willen hat - gleichzeitig treibt es mich gelegentlich in den Wahnsinn.