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Tretrollerfahren und körperliches Handicaps

Tretrollerfahren und körperliches Handicaps

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1 – körperliche Beeinträchtigung – steifes Knie, verkürztes Bein

Als mich vor über einen Jahr ein Kollege mit starken Gehproblemen fragte, ob das mein Tretroller sein, der gelegentlich an der Dienststelle steht, konnte ich dies nur bejahen. Die weitere Frage, ob er den mal probieren könnte, hat mich auf der einen Seite stolz und auf der anderen Seite skeptisch gemacht.

Dieser Kollege hat seit einem Motorradumfall vor mehr als 20 Jahren ein steifes Knie und das Bein ist ca. 10 cm kürzer. Andere Ausdauersportarten wie Radfahren, Walking oder gar Laufen kommen mit dem Handicap nicht in Betracht. Er hatte in einer Kur auf jeden Fall die Aufforderung bekommen, seine Ausdauer zu verbessern und die Muskulatur zu stärken.

Nachdem ich ihm gezeigt hatte, wie "ich" normalerweise mit dem Roller fahre, stellte er sich auf meinen Roller, fand für sich eine leicht gebückte Position und rollte los. Nach wenigen Metern stand für ihn fest: Das möchte ich mal länger probieren.
Da ich ja mehrere Roller habe, bot ich ihm an, dass er über ein langes Wochenende oder aber auch für ein- oder zwei Wochen einen Roller ausleihen könnte. Am nächsten Freitag hat er sich dann meinen Kickbike/Finnscoot Sport G4 abgeholt. Ich warnte ihn eindringlich, es nicht zu übertreiben und es langsam angehen zu lassen. Er sollte max. 8 - 10 km fahren, damit sich der Körper langsam an die neue Belastung gewöhnt.

Als wir uns am nächsten Arbeitstag wiedersahen, kam mir eine strahlende Person entgegen. So hatte ich ihm noch nicht gesehen. Er berichtete, dass er in seinem näheren Umfeld an Orten seiner Jugend war, die er bisher in den letzten 20 Jahren zu Fuß oder mit dem Auto nicht erreichen konnte. Auf meine Frage hin, wie es im ging, sagte er, man merke zwar eine körperliche Belastung aber von Muskelkater spürte er nichts. Stolz berichtete er, dass er insgesamt 53 km am Wochenende gefahren sein. Es hatte wohl meine Warnung in den Wind geschlagen, fühle sich aber nach seinen Aussagen am Montag pudelwohl – der große Muskelkater kam dann am Dienstag und die nächsten Tage.

Nach zwei Wochen mit meinem Roller stand für ihn fest, ich muss wo ein Ding auch haben. Ich vermittelte ihn an einen Düsseldorfer Händler, dort kaufte er einen neonroten Kostka Tour, ließ noch ein paar Dinge ändern und ist seit dem mehr an der frischen Luft als die Jahre vorher. Durch sein Handicap fallen ihm zwar Steigungen schwer, was auch das Fahren in der Gruppe schwierig macht. Aber dann muss man halt als Gruppe mal das Tempo drosseln. Dafür wird das Zusammensitzen nach dem Tretrollerfahren mit diesem geselligen, witzigen Typ auf jeden Fall lustig.


2 – nervliche Beeinträchtigung - Morbus Parkinson

Vor ein paar Wochen, nach dem Bericht über das Tretrollerfahren in der Aachener Nachrichten/Zeitung, erhielt ich einen Anruf, ob man einen Termin für eine Probefahrt machen könnte. Dieser Anrufer meldete sich mehrfach telefonisch bei mir, denn ich war zu diesem Zeitpunkt im Urlaub. Die Stimmen auf meinem Anrufbeantworter war trotz gleichen Telefonnummer sehr unterschiedlich.

Beim Rückruf habe ich darauf geschlossen, dass ich es vermutlich mit einem älteren Menschen zu tun habe. Einen ersten Termin musste ich wegen schlechtem Wetter absagen. Zum zweiten Termin kam zum verabredeten Zeitpunkt ein alter Volvo-Kombi vorgefahren. Schon beim Aussteigen bemerkte ich, dass dieser ca. 60 – 65 jährige Mann mit einem Handicap geschlagen sein muss. Da ich sicher gehen wollte, dass ich diese Person nicht körperlich überlaste, habe ich nachgefragt. Er sagte mir ohne Umschweife, dass er an Morbus Parkinson leide und heute einen schlechten Tag habe, aber er wollte es trotzdem angehen.

Er schlich im wahrsten Sinne des Wortes von seinem Fahrzeug Richtung bereitgestellter Tretroller. Nach einer kurzen Einweisung ergriffe er den Lenker, stellte er sich aufs Trittbrett, trat an und fuhr los. Auf dem Tretroller hatte ich auf einmal einen ganz anderen Eindruck dieser Person. Auf meinem kleinen Übungsparcours im Park hinter unserem Wohnhaus absolvierte er die gestellten Aufgaben, wie „Achten-Fahren“ um die Blumenbeete, Bremsen mit Gewichtsverlagerung nach hinten und wieder Anfahren ohne jegliche Schwierigkeiten. Er war für meine Begriffe fast zu flott unterwegs. Dies Veränderung hätte beim ersten Eindruck gar nicht für möglich gehalten, auch wenn die Fußwechsel noch viel Übung bedürfen - aber welche Tretrollerfahrer, bzw. Tretrollerfahrerin war hier von Anfang an perfekt - ich war es nicht.

Bei meiner angebotenen kleinen Runde, in dem zuerst ein Weg im Park mit leichtem Gefälle und anschließend eine Anliegerstraße mit leichter Steigung folgt, schlug er sich tapfer. Von seinem Handicap war auch dort kaum was zu sehen, außer dass es eine ungewohnte Fortbewegungsart für meinen Mitfahrer war – aber das geht ja jedem Einsteiger so. Das anschießende Stück auf Feldwegen und Anliegerstraßen waren kein Problem. Er fühlte sich augenscheinlich pudelwohl ob der neuen Möglichkeiten trotz des Handicaps so zügig unterwegs zu sein und Strecke zu machen.

Am Ende der Runde mit meinen großen Tretrollern, kam aber die Frage auf, ob es Tretroller mit kleineren Räder gäbe? Leider stand mir zu diesem Zeitpunkt so ein Roller noch nicht zur Verfügung. Er fuhr jetzt erst einmal mit seinem Wohnmobil in Urlaub, danach wollen wir uns noch mal treffen.

In der Zwischenzeit habe ich zwei unterschiedliche Tretroller von Kostka (Hill und Uni) mit kleinen Rädern zum Testen zur Verfügung. Hier auch meinen Dank an Alb-Roller.de und Coastroller.de.
Roller-Rudi
Aachen

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Das ist super! Meine Mutter leidet auch daran, ist aber noch super fit trotz Krankheit und 78,5 Jahren. Fahrradfahren kann Sie, war nach längerer Pause, zuletzt aber noch unsicher. Ich werde ihr mal sofort das G4 zur Probe geben, wenn es da ist. Schreiber Du uns wie der Herr mit Parkinson die Roller mit kleineren Rädern mochte - verglichen zum G4 - sobald er die Probegefarhren ist?

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Hallo Fella,
werde ich machen, wird aber Anfang Juli werden, da er für fünf Wochen mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Er hat auch angedeutet, dass er den Roller auch im Wohnmobil mitnehmen will, damit er dort auch mobiler ist, als zu Fuß.

Bis dahin
Roller-Rudi
Aachen
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