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Polar V 800 und die Genauigkeit auf der Bahn

Polar V 800 und die Genauigkeit auf der Bahn

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Hallo,

man hört ja immer wieder, dass GPS Messungen auf der Bahn aus technischen Gründen ungenau sein müssen. Würde ich auch so aktzeptieren, wenn ich nicht eine andere Erfahrung gemacht hätte.

Seit ca. 6 Wochen bin ich Besitzer einer Polar V 800. Ist soweit auch Ok. (bis auf das mit dem Portal). Bin jetzt auch des öfteren auf die Bahn um ein paar Intervalle zu laufen. Leider musste ich feststellen, dass die Uhr aus 2000m 2170m macht. Vor der "edlen" Polar hatte ich so ne "olle" Globalsat 625 XT und was soll ich sagen, die macht aus 2000m 2031m. ( zur selben Zeit am selben Arm über dieselbe Strecke ). Hab das ganze dann 5 mal getestet, immer mit ähnlichen Ergebnissen.

Hat jemand dafür eine Erklärung, noch besser eine Lösung.

Die GPS-Genauigkeit der Polar V800 war eine der Gründe weshalb ich sie mir gekauft habe.


Viele Grüße

Oliver

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Woher bekommt die Polar denn die Daten für die Messung? Da haben die extra für Dich ein dutzend Satelliten in die Erdumlaufbahn gaballert und Du bist immer noch am mäkeln. :zwinker5:

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Ich versuch mal den Thread auf einem "normalen" Level zu halten. Was nützen die vielen Satelliten, wenn die Polar nichs Vernünftiges daraus macht. Und wie bereits erwähnt es geht besser.

Viele Grüße

Oliver

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Zunächst frage ich mich, wofür du GPS brauchst, wenn du auf der Bahn Intervalle läufst. Es gibt wohl nichts Genaueres als Laufbahnen mit ihren standardisierten Werten.

Zur Frage der Abweichung:
Es gibt 2 Gründe, warum GPS-Werte zwar recht gut, aber nie 100% genau sein können.

Der erste Grund ist die GPS-Abweichung als solches. D. h., der aus den Satellitenwerten berechnete Standort weicht mehr oder weniger vom tatsächlichen Standort ab.

Der zweite Grund ist, dass der aktuelle Standort nicht kontinuierlich ermittelt wird, sondern in gewissen Zeitabständen, in der Regel einmal pro Sekunde. (Jedenfalls ist es bei Garmin so, Polar könnte evtl. abweichen.) Die Uhr oder genauer der Rechner in der Uhr berechnet also aus 60 Einzelkoordinaten pro Minute eine Distanz. Bei einer Geschwindigkeit von 5 min/km legt man in 1 Sekunde 3,33 m zurück. Das heißt, die einzelnen Messpunkte liegen durchaus weiter auseinander. Das Entscheidende ist nun: was zwischen diesen Messpunkten passiert, weiß die Uhr nicht. Der Läufer kann sowohl gerade von Punkt zu Punkt gelaufen sein als auch im Zickzack. Also macht der Programmierer, der den Berechnungsalgorithmus programmiert hat, Annahmen. Liegen die Punkte annähernd auf einer Geraden, wird er davon ausgehen, dass der Läufer geradeaus läuft. Daher passen die Distanzen dann meistens recht gut. Schwierig wird es, wenn häufig die Richtung geändert wird bzw. beim Laufen im Kreis. Da können sich schon größere Abweichungen ergeben.

Man kann sich das gerade für die Bahn leicht klarmachen: Egal ob ein Läufer mit 6 min/km oder 3 min/km läuft, die gelaufene Strecke und die Distanz sind gleich. Im ersten Fall aber wird alle 2,80 m gemessen, im zweiten Fall alle 5,60 m. Der direkte Abstand zwischen diesen Punkten ist aber kürzer als die gelaufene Strecke, da der Läufer ja im Kreis läuft (auf die Rundbahn bezogen). So etwas soll der Algorithmus ausgleichen, und das macht er für manche Fälle gut, für andere weniger gut. (Beim Vergleich habe ich festgestellt, dass die Abweichung um so größer ist, je höher die Geschwindigkeit ist.)

Der Grund für die unterschiedlichen Angaben bei deinen beiden Uhren kann (muss nicht) in den unterschiedlichen Berechnungsalgorithmen liegen und nicht notwendigerweise an der Genauigkeit des GPS-Empfängers. Unterschiedliche Algorithmen sind übrigens auch die Ursache dafür, dass beim Einlesen in Sporttracks andere Distanzen (und Tempi) herauskommen als während des Laufes an der Uhr angezeigt.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Vielen Dank für die erschöpfende Antwort.
Ich benutze die Uhr zum Koppeltraining ( erst 10 km Rad, anschliesend 2000m laufen ), und da wäre es einfach sehr nützlich, wenn eine Hightech-Uhr einiges an Arbeit abnehmen würde.
Die technische Erklärung ist soweit plausibel. Aber gerade die Bahn gibt einem die Möglichkeit die "vermeintliche" Genauigkeit der Uhren zu vergleichen. Wie bereits erwähnt, hätte ich von der Polar wenigstens die Genauigkeit der Globalsat erwartet, und die ( Globalsat ) ist halt mal genauer, zumal die schon ein paar Jahre alt ist.

Oliver

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Vorneweg: Bernd hat da recht. Und ich keine Ahnung.

Was mich überrascht hat, ist die Genauigkeit moderner Uhren (Fenix 3) auf der Bahn. Ich habe damit Abweichungen von 1-2m bei 1000er Intervallen.
Zusammen mit Bernds Erklärung kann ich mir das nur sowieso plausibel machen, dass die Uhren Hilfsmittel - wie in Brustgurte integrierte Beschleunigungssensoren - einsetzen, um zu so einer Präzision zu kommen. Mit meiner vorigen Uhr ohne diesen Technikschnickschnack lag ich bei 1000er Intervallen sicher nie besser als 5-10m Abweichung, eher mehr.

Was Deine Polar da jetzt kann, weiß ich nicht.

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Ich trainiere gerade für einen 10K, oft auf der dafür vermessenen Strecke. In der Regel weicht die V800 hier um weniger als 25 Meter ab (mal nach oben, meist nach unten). Die Ungenauigkeiten sind also nicht ein generelles Problem der Uhr.

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Steffen42 hat geschrieben: Ich habe damit Abweichungen von 1-2m bei 1000er Intervallen.
Mit meiner vorigen Uhr ohne diesen Technikschnickschnack lag ich bei 1000er Intervallen sicher nie besser als 5-10m Abweichung, eher mehr.
Hallo Steffen,
in beiden Fällen ist das ausgesprochen genau, im ersteren Fall sogar sensationell gut. Ich laufe mit der FR 320XT und habe auf der Bahn Abweichungen zwischen 30 und 50 Metern (1000-er Intervalle). Eigentlich dürte es auch gar nicht so schwierig sein, die Genauigkeit auf der Bahn zu erhöhen. Dazu müsste man anhand der ersten Messpunkte abschätzen, ob das zu einem Halbkreis "passt" und das dann mit den weiteren Messungen verifizieren. Das wäre dann so ähnlich, wie man es offensichtlich bei Geradeauslauf macht. Anscheinend sind die Algorithmen aber anders programmiert. Bei "beliebiger" Strecke kommt die 320 aber deutlich besser an vermessene Strecken heran als der Vorgänger FR305. Bei der hatte ich bei amtlich vermessenen Zehnern am Ende meistens 100 - 200 m, teilweise aber auch noch mehr Abweichung. Bei der 320 ist die Abweichung fast immer unter 100, oft sogar unter 50 m.
Jan_83 hat geschrieben:In der Regel weicht die V800 hier um weniger als 25 Meter ab (mal nach oben, meist nach unten). Die Ungenauigkeiten sind also nicht ein generelles Problem der Uhr.
Das passt zu der Aussage, dass die Berechnung für bestimmte Streckenverläufe gut interpoliert, für andere eben weniger. Aus dem Abweichungsverhalten bei einem bestimmten Streckenverlauf (hier Bahn) kann man nicht folgern, dass das generell so ist.

Wenn man ein richtiges "Genauigkeitsprofil" haben wollte, müsste man am besten mehrere unterschiedliche Streckenverläufe vergleichen und daraus eine Art Mittelwert bilden (ähnlich dem Verbrauch beim PKW). Dazu würden wohl Geradeausstrecke, Bahnverhalten und unterschiedlich krumme Verläufe gehören. Ich glaube, das hat jemand auch schon mal in einer Diplomarbeit oder so gemacht, bin aber zu faul zu suchen.

Bernd
Das Remake
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Hallo zusammen,

ich habe die beiden Uhren ( Polar und Globalsat ) auf einer ca 10 km langen Strecke ( nicht vermessen ) verglichen. Hier liegen die Werte sehr nahe beieinander. Was auffällt ist, wenn ich um eine Ecke "biege", der Radius der Polar großzügiger ist als bei der Globalsat.
Wahrscheinlich misst die Globalsat öfter, oder der Algorithmus zu Berechnung ist ein anderer oder beides.
Was mich aber beindruckt ist die Genauigkeit von Steffens Fenix.

Also es geht doch irgendwie!

Gruß Oliver

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Nur um das klarzustellen: die Fenix hat bekanntermaßen Schwächen in der GPS-Performance. Besonders im Wald oder in Häuserschluchten.
Dass sie auf der Bahn so gut funktioniert, kann ich nur über Zusatzsensoren erklären. Und davon sind sowohl in der Uhr als auch im Brustgurt welche verbaut.

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Das hängt im Wesentlichen davon ab wieviele Satelliten gerade empfangen werden und wie diese stehen.

Ich habe auf der Bahn auch schon das eine oder andere Training gehabt, bei dem jede Runde zwischen 410 m und 440 m "gemessen" wurde.
Das summiert sich zu einem relativ großen Fehler (in dem Fall 4280 m bei gelaufenen 4000 m).

Der Track sah dabei schön "rund" aus, lag aber in einer Kurve völlig neben der Bahn (ich bin auf der Innenbahn gelaufen) - und das bei jeder Runde:
Das war das Einlaufen ... beim eigentlichen Training 20 Minuten später (Uhr neu gestartet) sah das ganze ganz anders aus:
Hier ist der Track optisch "eckiger", dafür lag die Streckenlänge zwischen 180 m und 210 m (200m Intervalle), d.h. im Mittel gar nicht so schlecht (4070 m bei gelaufenen 4000 m).

Wie gesagt, zwischen den beiden Trainings lagen 20 Minuten, wobei die Uhr neu gestartet wurde. Die Qualität der "Messung" hängt von der Position und der Anzahl der Satelliten ab, die gerade empfangen werden - da können innerhalb kurzer Zeit schon einige Unterschiede entstehen - das hängt einfach mit den Eigenschaften der GPS-Messung zusammen.


Andreas
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