Hallo Ihr Lieben,
zunächst erstmal muss ich euch sagen, dass ich total überwältigt davon bin, wie viele hier mitlesen und sogar das Live-Tracking heute genutzt haben!
Wahnsinn, ein großes Danke dafür
ich bin überwältigt!
Reisen wir nun gedanklich noch einmal durch meinen heutigen Tag:
Nach einer zwar langen Nacht (da wir unseren Kleinen mit im Zimmer hatten und deswegen um 20:00 Uhr im Bett lagen), aber einer eher durchwachsenen Nachtruhe, was man als Jungvater mit einem 11 Monate alten Knirps ja gewohnt ist, stand ich frohen Mutes um 05:30 Uhr auf und sprang unter die Dusche. Pünktlich um 05:55 Uhr saß ich als Erster
im ganzen Hotel beim Frühstück.
Zwei kleine Toast mit Marmelade später war ich gegen 6:15 schon wieder im Zimmer. Bis sieben habe ich unentwegt stilles Wasser in mich reingeschüttet, um gut hydriert zu sein, aber am Start das überflüssige Wasser wieder los zu sein. Dieses Vorgehen hatte bei meinem Halbmarathon gut geklappt und auch dieses Mal funktioniert.
Um viertel vor neun ging ich in meinen Startblock:
Vom Start weg lief es noch prima: Ich kam gut ins Laufen und drückte den ersten Kilometer bei 05:11 Minuten ab. (Nur nicht zu schnell angehen) Den Zweiten absolvierte ich in 4:46 und den dritten in 5:02. Obwohl ich bis Kilometer 8 alle weiteren in 4:55-4:58 lief, kam der 3:30 Ballon nicht näher
Nicht verrückt machen lassen dachte ich. Lauf deinen Stiefel runter und bleib locker. Mein Problem dabei ist, dass ich doch sehr auf die Uhr schaue. Weil die aber in der Stadt so super genau die Pace herausschmeißt
, habe ich mich das ein oder andere Mal erschrocken...
Zwischen Kilometer 10 und 16 war an der Strecke richtig gut was los, ich sah einige Bekannte und habe mich wohl hinreißen lassen: Kilometer 16 ging z.B. in 4:37 weg
Dieser Umstand machte sich relativ schnell bemerkbar und ich nahm etwas Tempo raus. Bei Kilometer 18 kam mein ersten Gel zum Einsatz: "Alpecin-Doping für die Haare"... ne Quatsch, aber da das Ding relativ schnell seine Wirkung zeigte, kann das nur dem Kopf geholfen haben
Trotzdem verging die Zeit weiterhin zu schnell und ich verlor weitere Sekunden.
Bei der Halbmarathon-Marke hatte ich die 3:30 schon ad Acta gelegt: Klar es fehlten bloß ca. 30 Sekunden, aber ich fühlte einfach, dass ich das Tempo nicht gehen kann.
Ich beschloß die Zeitentabelle an meinem Arm Tabelle sein zu lassen und von nun an möglichst schnell durchzukommen. (Aus dem Grund habe ich danach auch nicht mehr jeden Kilometer abgedrückt, um mich nicht verrückt zu machen)
Mittlerweile merkte ich das meine Beine langsam begannen zu schmerzen und ich dachte: "Etwas früh, aber kennste ja aus dem Training" dachte ich. Weil es trotzdem noch ganz gut ging traute ich mich bei Kilometer 25 mal wieder auf die Uhr zu drücken: Ui, 5:03 im Schnitt auf den letzten Fünf. Sauber, geht ja doch noch! - dachte ich und brach das erste Mal ein. Nun immer stärkere Schmerzen in den Waden und vorderen Oberschenkeln zwangen mich zu einem langsameren Tempo. Irgendwie schien das auch den Kopf zu verhageln:
Wenn ich nämlich gerade mein "Abdrückverhalten" (das muss in den Duden) überfliege, so muss ich feststellen, dass ich entweder einfach neugierig bin, oder verzweifelt nach dem berühmten Strohhalm zum festklammern gesucht habe --> denn Kilometer 26 habe ich abgedrückt mit einer 5:18!?!? Herzi, wo soll das enden? Es sind noch 16 und ein Keks zu gehen
Prompt gab es für die nächsten Kilometer keine Zeiten (kein abdrücken) mehr, aber umso mehr SCHMERZEN in den Beinen. Ich kämpfte mich zur 31 Kilometer-Marke und beschloß, da mein Körper nach Wasser lechzte, an den folgenden Verpflegungs- und Erfrischungsständen die Getränke bei langsamer Fahrt zu mir zu nehmen. Super Trick --> ich trank, lief an und es ging flott weiter. Leider hielt dieser Umstand keine 500 Meter an, da hätte ich schon wieder trinken können.
Aber "Huch", was nun? Bei ca. Kilometer 33 waren die Schmerzen in den Beinen plötzlich auszuhalten. Das lag allerdings nur daran, das der Rücken rechts und links der Wirbelsäule mir jetzt zeigte, warum Stabilitätsübungen sinnvoll, nein sogar unabdingbar sind! (Notiz an mich selber: Nächstes mal regelmäßig durchführen und nicht alibimäßig)
Jetzt begann der Kampf mit dem Kopf: Herzi, mal ehrlich, wie weit willst du mit den Beinen und dem Rücken noch laufen? Wieso hast du Idiot dich zu diesem Lauf angemeldet? WAS machst du hier?
"ICH LAUFE! - und das Ding wird durchgezogen bis zum Ende!" Bei den nächsten Ständen machte ich extrem langsam, um mich zu versorgen. Wasser und Iso oder Apfelschorle, dann ging es weiter. Wirklich schnell wurde es aber nicht mehr.
Immer wieder meldete sich der Kopf: "Junge, lass das, geh einfach..." Machte ich - zwei Schritte um festzustellen, dass das NOCH schlimmer war. "Und jetzt ist Ruhe da oben, zurück müssen wir eh, dann können wir auch laufen!"
Als endlich die Zielgerade auftauchte wusste ich, dass Ding hast du im Sack. Die Ganzkörperschmerzen waren mit dem Ziel vor Augen auszuhalten. Ich hatte gerade ja auch von Kilometer 33-40 die härtesten sieben Kilometer meiner Laufbahn überstanden.
In Richtung Ziel konnte ich sogar wieder etwas lockerer werden und die Arme in Richtung Himmel recken, als ich Richtung Ziel... nun wir nennen es mal Laufen, nach was es aussah weiß ich nicht...lief. Ein herrliches Gefühl, dass ich das Ziel überhaupt noch erreicht habe! An die 3:30 hatte ich schon lange nicht mehr gedacht. Die anfängliche Enttäuschung während des Laufes ist STOLZ gewichen, gegen die Schmerzen gewonnen zu haben und nicht zugelassen zu haben, dass der Kopf gewinnt.
Fazit:
Ich komme wieder und greife die 3:30 an!
Folgende Dinge müssen zuvor erledigt bzw. geändert werden:
1. Anderer Trainingsplan --> mehr lange Läufe, vor allem zwischen 33-36 Kilometer
2. Stabilitätstraining in ausreichendem Maße
3. Besseres Gefühl für das eigene Tempo entwickeln, um nicht Sklave der Technik zu sein
Euch Allen noch einen schönen Abend!
Liebe Grüße
Herzi
P.S.: Zwischenzeiten: