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24 h-Lauf Dettenhausen "Ich habe es dir schon hundertmal gesagt....

24 h-Lauf Dettenhausen "Ich habe es dir schon hundertmal gesagt....

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.....so läuft das nicht weiter mit uns.“

„Nur noch ein einziges Mal, dann höre ich auf damit kommt meine halbherzige Antwort. Nein es ist nicht ein Dialog mit meiner besseren Hälfte die mir wegen einer schlechten Angewohnheit in den Ohren liegt, sondern die unmißverständlich letzte Aufforderung meines Schweinehundes sich in seiner aussichtslosen Lage Gehör zu verschaffen. Er müsste mich eigentlich besser kennen. Gegen meinem teuflischen Widerpart hatte er schon öfter eine harte Nuss zu knacken. Also weiter. Irgendwann ist auch der längste Tag zu Ende und mehr als 24 Stunden hat auch der 24-Stunden Lauf von Dettenhausen nicht. Noch einmal eine Runde rum, bevor die Zeitmessung abgebaut wird.


Was soll das bedeuten. 24 Stunden. Immer wieder das gleiche tun. Eine Runde. Noch eine Runde. Immer wieder die gleiche Strecke. Jede etwas mehr als 1,65 km lang. Wieso macht man sowas? Wie kommt man überhaupt auf so eine Idee? Durch teuflische Albträume die von meiner Vernunft Besitz nahmen. So könnte mein Alibi für diese wahnsinnige Laufunternehmung lauten. Nach meinem erfolgreichen Gipfelsturm im Himalaya http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... sturm.html, döste ich auf der Heimfahrt mit den letzten Gedanken einer neuen läuferischen Herausforderung ein. Als ich wieder die Augen aufschlug stichelte mein Begleiter über meine zeitweilige Abwesenheit auf dem Beifahrersitz. Worauf ich mich, völlig von mir selbst verblüfft, sagen hörte: „Also eigentlich bin ich ja jetzt in Radebeul keine 4 Stunden gelaufen, obwohl die Möglichkeit gewesen wäre. Diese Erfahrung fehlt mir also immer noch.“ „Dann musst du nach Dettenhausen“, kam die prompte Antwort. Und damit brannte die Lunte.

Den 24 Stundenlauf von Dettenhausen gibt es seit 2005. Die Veranstaltung wird ganz alleine von den Vereinsmitgliedern gestemmt und ist, man glaubt es kaum, gratis. Trotzdem ist eine Teilnahme hier nicht umsonst, sondern kostet. Nämlich ordentlich Körner und Willenskraft. Aber es lohnt sich die Grenzen für Körper und Geist auszuloten und Runde um Runde zu verschieben. Diese werden über eine elektronische Zeitmessung erfasst, von einem örtlicher Sponsor bereitstellt. Im Start/Zielbereich am Vereinsheim ist auch die Wasserausgabe. Hier bekommt jeder einen mit seiner Startnummer beschrifteten Plastikbecher,der über 24 Stunden unermüdlich nachgefühlt wird. Was Körper und Geist während dieser Zeit sonst noch verlangen könnte liegt in der Eigenverantwortung. Und so werden auch schon fleißig Campingtischchen aufgebaut als ich um 8:30 Uhr vor Ort eintreffe. Außer den 276 Einzelläufern sind noch 29 Teams mit 328 Mitgliedern angemeldet, die rund um das Vereinsgelände und an der Strecke ein Plätzchen suchen. Einige ganz komfortabel mit Wohnmobil, Schlaf- und Versorgungszelten. Schlafen! Habe ich nicht vorgesehen. Denn soweit kenne ich mich. Schlafen ist keine Option. Da halte ich es für die nächsten 24 Stunden mit dem alten Bundeswehrkalauer: 'Ein Soldat ist immer im Dienst und schläft niemals, er ruht lediglich.' Aber auch die Binsenweisheit: 'Ohne Mampf, kein Kampf.' Also habe ich kulinarisch einiges aufgefahren. Süsses und Salziges, dazu die klassischen Bananen, Äpfel und Kartoffeln. Jede Menge Powerriegel und eingedickte Paste und Elaste in kleinen Kunststofftüttchen. Dazu 2 Liter Cola, 1,5 liter Iso und ein eingedoster roter Stier zur sofortigen 'Hallo Wach' Infusion falls die Maschine plötzlich auf Notprogramm geht.

Der Aufbau meines leicht dekadenten Basislager erfolgt akribisch. Streng strukturiert werden die Inhalte meiner beiden großen Transportkörbe angeordnet. Akkurat aufgereiht stehen Schälchen an Schälchen, eine Waschschüssel mit Schwämmchen und all die harten legalen Kampfmittel gegen muskuläre und mentale Ermüdung. Und natürlich geheime Wunderwaffen gegen alle nur denkbaren Wehwechen läuferischen Ungemachs. Dazu 2 Paar Schuhe und Textilien zum wechseln. Unentwegt gibt es räumliche Verbesserungsanordnungen bis Perfektion erlangt ist.Upps, so langsam wird die Zeit knapp bis zum Start. Schließlich muss ich auch noch meine Rennmontur anlegen. Es ist Gottseidank nicht so heiß wie die vergangenen Tage. Unter 30 °, bedeckter Himmel und leichter Wind wirken geradezu angenehm. Ich entscheide mich trotzdem für ein weitgeschnittenes Singlet zur kurzen Büx und den Seniorenstrümpfen. Das Oberteil ist kein angeberisches Ultra-Finishershirt, sondern das vom Stuttgarter Zeitungs-Halbmarathon 2009 Meinem allerersten Wettkampf überhaupt. Heute also mal ohne Motivationshilfen wie Motto-Shirt, rotemTeufel oder meinem Bewährungshelfer der Baden-Würrtemberger Freigänger, die mich in Radebeul mental über die Runden brachten. Es muss psychologisch reichen das ich vorlaut meine heutigen Laufziele öffentlich über die örtliche Yello-Press hinausposaunt habe. Die Zahl 100 spielt dabei eine wesentliche Rolle. Ob als Mindestgrenze für die Gesamtkilometer oder gar als Höchstmaß in der Einheit Runden oder Meilen lass ich mir als Hintertürchen wenigstens offen. Wobei alles andere als letzteres, letztlich mein verwöhntes Ego nicht befriedigen würde. Soviel stand fest.

Jetzt aber so langsam zum Start. Sind ja nur noch knapp 5 Minuten. Ähem eigentlich kann man ja jederzeit starten. Also theoretisch auch noch morgen um kurz vor 10. Ja, kein Witz. Sogar eine spontane Nachmeldung zum Lauf ist, für im wahrsten Sinn des Wortes, Kurzentschlossene, während der gesamten 24 Stunden möglich. Ob einige diesen Service nutzen, keine Ahnung. Ich spaziere nun doch ein letztes Mal ins nahe gelegene griechisch bewirtschaftete Vereinsheim und bringe Poseidon ein Opfer dar. Um mich wenige Sekunden vorm Start unter die entspannt hinter dem Start-Ziel Banner versammelte Meute zu mischen und dann zum ersten Mal über die beiden nacheinander platzierten Bodenkontakte der Zeitmessung zu laufen. Es geht wenige Meter nach der Wasserverpflegungsstelle rechts, auf die stetig steigende Gerade einer Asphaltstrasse, die zum nahe gelegenen Tennisheim führt. Aha, dass sind Sie also die angekündigten 8 Höhenmeter jeder Runde. Eigentlich nicht der Rede wert. Aber ich vergleiche das mal mit den Stundenläufen von Schmide, die ich schon auf dem Kerbholz habe. Da musste in jeder Runde eine Brücke mit ca. 5 Meter Höhendifferenz überwunden werden. Und dies führte dann früher oder später dazu, dieses Stück zu gehen. Ich bin also vorgewarnt.

Ähnlich wie auf Rennstrecken wurden die Streckenabschnitte bezeichnet. Dieser hier nennt sich 'Eckberg-Gerade'. Das Schild zeigt einen Läufer der inmitten einer oszillierenden Pulskurve läuft. Ich weiß nicht mehr wie oft ich dieses und die nachfolgenden Schilder in den folgenden Stunden gelesen habe. Die „Eckberg-Gerade“ endet nach ca. 250 m. Vor einer Baustellenabsperrung, geht es links am Waldrand weiter. Ein kurzer naturbelassener, teils asphaltierter Stich führt hinauf zum „Monte Schützenhaus“, mit 437 m der höchste Punkt der Strecke. Kaum ist das Schützenhaus passiert, befindet man sich auch schon auf dem „Holzweg“. Dies ist ein Wiesenweg am Waldrand der vom Verein letztes Jahr großzügig mit neuem Rindenmulch belegt wurde, um dem Matschfaktor nach Regengüssen zu minimieren. Dieser Abschnitt wird mich noch zur Verzweiflung bringen. Stetig leicht bergab geht es die nächsten 300 Meter, ehe man sich versieht ist man im „Im kalten Loch“. Hier geht es vom entferntesten Punkt zurück über den Schinderbuckel, eine eigentlich unerhebliche Erhebung. Mein Schweinehund wird um diesen Katzenbuckel aber noch viel Aufhebens machen und mich dort ein ums andere Mal mental ausbremsen Eine großflächigen Wiesenlandschaft namens Sauwasen bin ich nun zur Hälfte rumgesaut. Zurück zum Stadion geht es auf eineraa Anwohnerstrasse, die rechter Hand von Einfamilienhäusern, einem Gewerbebetrieb und dem Gebäude des Fördervereins Tierhilfe Hoffnung gesäumt wird. Auf dem dort geparkten Fuhrpark, prangt das Logo, bestehend aus der Rückenansicht eines Hundes und einer Katze, vor einem Sonnenaufgang umarmend. Für mich einen Geschmack zu triefend und schwülstig das Ganze. Was soll's. Augen zu und weiter. Bis vor zur Schreinerei. Dort steht visavis das rote Zelt der Kusterdinger. Jetzt eine scharfe links-rechts Kombination und ich bin an meinem Ruhe- und Vesperplatz angekommen. Es geht weiter entlang der Campingfraktion, hinein ins „Tempodrom“. So nennt sich der letzte Abschnitt. Eine halbseitige Umrundung des Fußballfeldes auf einem schmalen Asphaltband. Linker Hand ein Metallgeländer. Spitzkehrend geht es dem Rundenende entgegen, dabei Werbebanner der örtlichen Laufunterstützer und den Biergarten des Vereinsheims nebst Spielplatz passierend. Dann trete ich auch schon meine nächste Runde mit Füssen.Neuneinhalb Minuten für die erste Meile. Garmin ermittelt daraus einen exakten 6er Kilometerschnitt. Viel schneller sollte ich auf keinen Fall werden.

Die digitale Bildschirmanzeige ist noch nicht aufgebaut. So hoffe ich mal, dass die Runde ordnungsgemäß verbucht wurde. Vorsichtshalber versuche ich im weiteren Rennverlauf so oft wie möglich eine der beiden Bodenkontakte zu treffen. Die schnellsten Teams haben schon gewechselt. Es gibt nämlich grundsätzlich 2 Taktiken die zum Rennerfolg führen. Große Teams mit vielen schnellen Teilnehmern wechseln sehr häufig durch. Andere, vornehmlich die Grüppchen, die das Ganze auch unter dem Gesichtspunkt des Gemeinschaftserlebnisses mit ihrer Familie oder dem Freundschaftskreis sehen, lassen ihre Starter möglichst lange durchlaufen. Originelle Namen sind am Start: 'Die wo weit saua wellet, Läuft bei uns, Die schnellen Schnittchen, Running Gag und 'Die glorreichen Sieben', die passender Weise am Ende Siebte werden. Auch bei mir folgen glorreiche 7 Runden, in denen vorne die 5 bei der Pace stehen bleibt. So langsam sollte ich langsam machen denke ich mir noch, als ich überholt werde. Die Läuferin dreht sich um und mustert meine Startnummer. 88. Egal, da kann ich mich heute noch so oft drehen und wenden. „Ach der Schauläufer“ werde ich angesprochen, „dich hab ich vorhin gefragt ob neben dir noch ein Plätzchen für meinen Stand frei ist. Da hattest du aber noch keine Startnummer dran, deshalb wusste ich nicht das du das bist“. Mir dämmert, es handelt sich um Rennschnecke. Die in unserem Landschaftsläuferfaden vor ein paar Tagen gepostet hat. Im Laufen streckt Sie mir die Hand rüber. „Schön dich kennen zulernen.“ Wir laufen ein Stück zusammen. Aber unser Tempo paßt nicht zusammen. Ich müsste zulegen. Das gelingt mir heute nicht wirklich. Ganz uncharmant bleibe ich zurück und lasse Sigrid erst mal ziehen. Der Tag ist noch lang und damit bleibt noch genügend Zeit um unseren jäh abgebrochenen Small Talk später fortzusetzen.

Allmählich setzt Routine ein. Hoch zum Schützenhaus kreuchen, über den holprigen Schnitzelhack talwärts rollen, entlang des gut situierten Wohngebiets vorbei bummeln bis zu den Tierrettern, an meinen Freßnäpfen und dem winkenden Gartenstuhl vorbei, halb um das Gatter des Bolzplatzes herum, an den verlockenden Würstchenschwaden des Griechengrillers vorbei und zuletzt am Wasserloch den numerierten Becher suchen, da mir die Mundschenke dort nicht annähernd das Wasser reichen können. Upps Fettnäpfchenalarm. Ich meine natürlich, dass es aus organisatorischen Gründen schlichtweg unmöglich ist. Ich habe die logistische Meisterleistung bewundert, wie reibungslos zahllose Hände unermüdlich werkeltenund zu jeder Tages- und Nachtzeit gut gelaunte Helfer anzutreffen waren.

Wie ich leider schon nach ca. 10 km feststellen musste, waren meine Beine heute alles andere als gut gelaunt. Von Anfang an sollte ich es schwer haben mit deren Unterstützung für mein wagemutiges Vorhaben. Es begann mit Fersenschmerzen, die zunehmend nervten. Ich hatte meine Hokas untergeschnallz um der fortschreitenden Ermüdung, durch den Hooverkrafteffekt, solange wie möglich Paroli zu bieten. Um den Papierstreifen mit dem Erfassungschip ordnungsgemäß am Schuh mit Schnellschnürrsystem befestigen zu können, hatte ich diesen kunstvoll mit 2 Kabelbindern festgezurrt. Da ich inzwischen auch schon mindestens 2 Kilo Hackschnitzel von der Strecke aufgesammelt hatte, hoffte ich mit einer Schuhdemontage, Entleeraktion und angepaßter Wiedermontage den Fersen-mecker in den Griff zu bekommen. Aber irgendwie lief es auch danach nicht rund im Rund.

Weiter. Zähnen zusammenbeißen. Schmerz ignorieren. Runde für Runde denken. Stunde für Stunde gedanklich angehen. So hangele ich mich zu Kilometer 30. Gerade 3 Stunden sind nun um. Also ein Achtel. Falscher Ansatz für die Psyche. Nur noch 10 km bis 40 und damit ein Viertel der geplanten Kilometer. Auch wer Meilen laufen will denkt gewohnheitsmäßig in Kilometer. Um mich abzulenken unterziehe ich meine Mitläufer einer genaueren Musterung. Da sind natürlich auch Walker dabei. Deren bekanntester heißt Horst Preisler, ist zarte 79 Jahre alt und auf dem Weg zu 1800 Marathons. Kommt Zeit , kommt Marathon. Ich begegne der Begegnung mit diesem Marathonsammler-Urgestein mit einem Zwiespalt aus läuferischer Bewunderung und mitleidsvoller Verwunderung, in Anbetracht der stetig leicht nach links geneigten wandernden Erscheinung. Und dann sind da noch die echten Walker, die ganz bewußt am Stock gehen. Mal links, mal rechts, stockend voranbewegen. Man kann die Hände aber auch anderweitig beschäftigen. So wie eine Geherin, die 2 grüne Kunststoffreifen spazieren trägt.*http://schwingende-ringe.de/was-ist-smovey/*Ist mit diesen Reifen besser „roifeln?“(O-Ton, z.dt. Laufen). Vielleicht würde es bei mir auch runder laufen mit diesen runden Wundermitteln. Und ich durch die schwingenden Ringe zum „Herr der Ringe“ aufsteigen.

Die Marathondistanz rückt näher. Auf dem Weg dorthin hat leichter Schauer gut getan und für die nötige Kühlung gesorgt. Eigentlich gibt es nichts zu klagen. Aber ich hadere mit meinen müden Knochen. Habe ich zuviel Trainingskilometer gemacht? Habe ich zu spät die Beine hochgelegt? Das, das heute kein Spaß wird war mir klar. Aber das ich mich jetzt schon so quäle. So ein Marathon geht doch eigentlich immer. Ich laufe eher missmutig und als ich mal wieder Sigrid überhole wechsle ich auch nur ein paar Worte, um dann mein zu diesem Zeitpunkt schnelleres Tempo beizubehalten. Immerhin erfahre ich im Zeitraffer einen netten Fauxpaß der mir in meiner Sammlung noch fehlt. Am Start ohne Laufschuhe. Nein keine Schadenfreude. Vielmehr Bewunderung für ihre souveräne Problemlösung, einfach vor Ort Leihschuhe anzumieten. Kenne ich schließlich vom Skifahren. So hat man immer die neuesten Modelle und kann verschiedene Typen ausprobieren. Vielleicht liegt darin die Zukunft. Wettkämpfe mit Laufschutests zu verbinden. Für eine geringe Nutzungspauschale oder Startgebührzulage könnten die Hersteller ihre neuesten Modelle unter harten Praxisbedingungen testen lassen. Und Siegkandidaten könnten hinterher als Werbeikonen fungieren und dafür gesponsert werden. Eine echte Win-win-Strategie sozusagen. Vielleicht sollte ich mir dieses Startup-Konzept patentieren lassen.

Irgendwie und sowieso geht es weiter. Stetig voran und doch ohne nennenswerten Raumgewinn. In der Gewohnheit liegt Gelassenheit. Erst ein Marathon vernichtet. In einer Zeit wie Sie in nächster Zeit nie wieder kommen wird. 4 Stunden 20. Wenn das so weitergeht bis morgen früh, ja früh..... Aber es ist sonnenklar, dass es wie beim Bierzeltklassiker einen jähen Absturz geben wird, sollte ich mich nun nicht endlich nachhaltig einbremsen. Zumal nun, wie ein mahnendes Zeichen, auch noch die Sonne rauskommt. Zum Glück, denke ich, war ich trotz muckender Beine schon fleißig unterwegs. Denn was für Schafe gilt, gilt auch für gesammelte Kilometer oder Meilen: Man sollte sie so früh wie möglich in trockenen Tüchern haben.

Damit ich nicht allzu sehr austrockne muss ich nun regelmäßig innerlich und äußerlich dem Körper ausreichend Wasser zuführen. An meiner privaten Wellneßoase ist ja ein kleines 'Vogelbad' aufgebaut, wo ich meine beiden Schwämme eintunken kann. Diese dann in den Nacken geklemmt helfen meinen erhitzten Dötz herunterzukühlen. Dazu gibt es noch eine Freiluftdusche. War am Morgen dort nix los, so herrscht nun ein richtiger Andrang mit Wartezeit. Natürlich ist es auch für die vielen Kinder, die hier tapfer ihre Runden drehen, ein Riesenspaß hier ein bißchen Wasserspiele zu machen. Das ist auch so ein tolles Erlebnis bei dieser Veranstaltung. Viele Kinder und Jugendliche die fleißig Kilometer um Kilometer, Runde um Runde, gehend oder laufend absolvieren und sich dabei gut gelaunt unterhalten. Und von anderen bekannten Grüppchen oder Familienmitgliedern zusätzlich Unterstützung und Motivation erfahren.

Nach Erreichen der Marathondistanz war ich des innerlichen herumjammerns meines weicheiigen Schweinehundes überdrüssig. Die französischen Ballonreifen mussten runter. Dazu musste die erste Zwangspause an der „Tank und Rast“ Station eingelegt werden. Und Schauläufer mahnte sich selbst. Vergiß den Papierstreifen nicht. Sonst wird das alles für die Katz. Nun gut. Massakrierwerkzeug für störrische Kabelbinder hatte ich nicht eingepackt. Aber wozu hat man nach alter Pfadfindermanier ein Taschenmesser dabei. Nur sollte man damit auch umgehen können. Ich kämpfe jedenfalls schon etliche Minuten mit der 'Widerspenstigen Zähmung' bis es mir zumindest gelingt meinen rechten Zeigefinger aufzuschlitzen. Der zweite der beiden Plastikbänder zeigt sich unbeeindruckt von der „Rocky Horror Pucture Show“ und steht weiterhin tapfer seinen Mann. Halleluja, sollte ich nun meine ambulante Notfalleinrichtung ihrem Verwendungszwecke zuführen müssen? So kam es mir in den Sinn nachdem ich erfolglos Blut geleckt habe. Wenn ich es nur endlich schaffen würde den festgezurrten Streifen abzuschnippeln, ohne dabei Papierschnitzel zu produzieren. Denn das verflixte Ding sollte nicht nur weichen sondern auch weiter zu Ruhm und Ehre gereichen. Weiche, weiche, Wotan weiche... Die innerliche Beschwörung hilft und erlöst mich. Na endlich, jetzt Die Mondgleiter schnappen und dann nur noch schnell die Nippel durch die Lasche ziehen. Dabei gilt: Bloß nicht knicken, sonst kann ich die Rundenjagd knicken. Loslaufen und kritisch ins Innerste lauschen. Bringt die ganze Aktion den gewünschten Erfolg? War das ewige Herumgefummele und beinah Fingeramputation was wert?

Ich geb wieder Fersengeld und die selbigen erst mal Ruhe. Tatsächlich läuft es nun wieder wie geschmiert. Vorerst. Dann meldet sich das linke Knie ungefragt zu Wort. Oh no! Was soll das denn jetzt schon wieder. Bleibt mir heut nix erspart. Es sind doch erst lächerliche 45 km gelaufen und ich muss mir schon einreden das ganze Herumeiern würde hier eine Menge Spaß machen. Ich entsinne mich an der blöden Verkündung zu erwartender Großtaten und verfluche mich innerlich meiner Verblendung, die sonst üblichen maßlosen Untertreibungen diesmal sträflichst unterlassen zu haben. Warum nur, Warum? Wie soll ich mir und anderen ein Scheitern hier schön reden. Wettertechnische Gründe scheiden aus. Es herrschen einfach zu gute Bedingungen um einer verfrüht vollzogenen finalen Kurzschlureaktion Vorschub zu leisten. Wenn heut einer versagt dann bin das ich. Und nicht irgendwelche Klimakatastrophen, die unvorhersehbar, mit aller Gewalt über mich hereingebrochen sind. Alibi Ade. Wie komm ich aus der Nummer bloß wieder raus? Ohne mein Gesicht zu verlieren? Die Schmach meine selbst gesetzten Landmarken weit zu verfehlen sollte ich unter allen Umständen vermeiden.Mensch Maier. Noch fast nix auf der Habenseite und schon wird es zäh.

Weiter, weiter, immer weiter....
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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....laufend im Rhythmus bleiben. Becher nehmen, hoch zum Schützenhaus am Wald, dann talwärts hoppeln durch den Rindenschrot(t), vorbei an den Gärten der Wohnsiedlung, am lauschigen Vesperplätzle ein paar Leckerli aufpicken, ums Spielfeld kurven und dabei denn Zaungäste auf der Terrasse, lechzend und selbsmitleidsvoll bei der Hopfenvernichtung zusehen, durch die Zielgasse, die beiden Bodenschwellen beachten und die stetig wiederkehrende Frage: drauftreten oder drüber weglaufen. Hoffentlich hat's gezählt? Der zwischenzeitlich seitlich aufgebaute Bildschirm ist stets von einer größeren Traube umlagert und ich habe keinen Bock mich da wartend oder drängelnd nach vorne zu kämpfen. Vertrau ich einfach auf die Technik. Ansonsten gibt es ja noch meinen Garmin, als unbestechlichen Buchhalter

Ich denke zwischenzeitlich in 10ner Schritten. Noch 10 km, dann machst du eine längere Pause. Die 50 sind erreicht und ich beschließe lieber noch ein paar Runden dranzuhängen. Also nun die 60 anpeilen. Nach 6,5 Stunden ist es soweit. Die Nike nerven und werden ersetzt. Nach dem Fliegen auf der 'One one' Wolke, dem Gleiten mit den Mondlandefähren, hoffte ich das nun alles in Fluß kommen würde mit meinen Brooks, ohne baden zu gehen. Oder in Trance zu verfallen. Wobei so was meditatives hat stundenlanges herumkreisen ohne Sinn und Zweck ja schon. Tiefenentspannung ohne fernöstliche Spiritualität. Darauf, das nun alles besser wird mit Schuh Nr. 3, ein 3-maliges oooooohm....

Zunächst sind die Beine, wie erwartet mal wieder irritiert. Aber nicht lange. Schon nach ein paar Runden spüre ich, die alten 'Kriegsleiden' wieder. Nun denn. "s'Läbbe isch koi Schlotzer" wie der Schwabe sagt. Ich will jetzt noch möglichst lange hier die Sache am Laufen halten. Das heißt: Gehen! - erst wenn nichts anderes mehr geht. Gewandert wird später. Jedenfalls nicht vor Halbzeit. Für mein heimliches, leichtsinnig verratenes Ziel bedeutet das 80 km und nicht etwa die Hälfte der 24 Stunden Wettkampfzeit. Wenn die voll sind möchte ich nämlich schon möglichst nahe an der 100er Marke kratzen. Also weitermachen wie gewohnt. Raus durch das Tor, den Berg hoch bis zum Wald.....und am Wasserstand nachtanken. Und dann das Ganze wieder von vorn. Und stündlich grüßt das Fabeltier. Ein halbes Schwein und halb ein Hund, doch ich mach die nächste Rund.

Die psychologische Wirkung der neuen Schuhe ist schnell verpufft. Aber mehr Auswahl habe ich heute nicht. Und dabei hätte ich zuhause gut 20 Alternativen rumstehen. Das hätte doch eine richtige Prêt-à-porter für meine Schuhkollektion werden können. Nicht nur ein paar stolzierte Gockelschritte auf dem Laufsteg, sondern auf einem 1,6 km langen Catwalk präsentiert. O.K., mein Ultraschlurfschritt ist für's modeln heute nicht das Gelbe vom Ei, das kann auch mein leuchtend gelbes Stuttgartlauf-Trikot nicht überdecken. Und dazu muss ich verzweifelt feststellen. Der Fluss meiner Flow ist versiegt. Sollte ich für immer hinterm Mond bleiben und den Nike eine 2.Chance? Wieso hielt die Wechselwirkung nicht länger an? Lohnt es sich alte Seilschaften wiederzubeleben. Der Transfer wird abgewickelt. Aber bevor neu aufgezogen wird müssen mal wieder die Kniestrümpfe gezupft werden. Holzsplitter und Spreisel bilden eine Symbiose mit der Kunstfaser und wollen nur ungern getrennte Wege gehen. Puh endlich geschafft. Jetzt noch dem leise rieselnden Streu zusehen, das sich gerade vom Weizen trennt. Weizen! Ich fange wohl schon an zu phantasieren. Kein Wunder, wenn man(n) ständig dieser Versuchung beim Vorbeiritt an der Vereinsschänke ausgesetzt ist, ihr aber nicht nachgeben darf. So ähnlich muss sich ein Priester im Mädchenpensionat fühlen.

Nachdem nun zum vierten Male die papierene Rundenkontrolleinrichtung, hoffentlich ordnungsgemäß, befestigt ist kann es weitergehen. „9½ Wochen“, ääh Stunden, sind vergangen und die 80 steht. In Karlsruhe vor 4 Wochen war ich in dieser Zeit, gelaufen, geduscht und schon fast schon wieder zuhause gewesen. Heute gerade mal die halbe Miete. Für den „Rückweg“ habe ich also ein Plus von 5 Stunden. Schwer einzuschätzen ob das heute eine 'Pleiten, Pech und Pannen' Show oder eine runde Sache wird. Der zweite Marathon wird pflichterfüllt. 5:44 Stunden. Als Nächste machen wir erst mal die 100 voll. Dann ist das minimale Soll erfüllt. Bis dahin dauert es etwas länger. Denn ich fange nun an zu gehen. Nur Abschnittsweise. Interessanterweise nicht am Anfang der Laufrunde, wo es langezogen den Hügel hochgeht. Auch nicht auf dem „Holzweg“, obwohl das bergab laufen auf dem labbrigen Untergrund zunehmend den müden Muskeln zusetzt, da der unkontrollierte resourcenschonende Schlappschritt hier nicht eingesetzt werden kann. Nein, ich wandere die zweite Streckenhälfteab dem „Kalten Loch“ bis zur Schreinerei. Um dann schon wenige Meter später wieder eine kurze Rast an meinem Tischle zu machen. Der Rest bis zur vereinsgeführten Trinkhalle wird dann langsam gejoggelt.

Mit Freuden stelle ich fest, dass die Dämmerung hereinbricht. Es wird Nacht und ich freu mich drauf. Merkwürdig, was Psyche und Körper so alles bereithält an Überraschungen bei Grenzerfahrungen. Bis vor kurzem war mir die Dunkelheit mein größter Gegner, neben dem Schweinehund. Deshalb habe ich mich dieser Herausforderung bereits gestellt. In Biel, an der Iller, und vor kurzem in Karlsruhe war die Nacht mein Freund. Vor allem die Müdigkeit war während, und sogar nach dem Wettkampf, kein Thema. Jedes Mal konnte ich ohne Bedenken danach mit dem Auto heimfahren. So gestärkt war ich guter Dinge das auch diesmal die Nacht keine negativ bleibenden Eindrücke bei mir hinterlassen würde. Die Strecke hier wurde zudem sehr gut ausgeleuchtet. Am Waldrand, wo keine Straßenlaternen vorhanden waren, hatten die Vereinsmitglieder in aufwendiger Arbeit eine provisorische Beleuchtung installiert. Das ganze sah sehr stimmungsvoll aus.

Erste längere Zwangspause bei km 90 um im Schein der Stirnlampe die Vorbereitungen für die Nacht zu treffen. Kurze Katzenwäsche und dann das bequeme Finisher-Shirt vom Niesenlauf angezogen. Meine kurze Hose ist bei den Temperaturen, die immer noch an der 20° Marke kratzen, ausreichend. Es wird nun ruhiger auf der Strecke. Die kleineren Kinder müssen von ihren Eltern mit dem Wunsch nach weiterlaufen auf den nächsten Morgen getröstet werden. Da es nun weniger zu sehen gibt hatte ich Bedenken, dass mich die Eintönigkeit des nächtlichen kreiselns ermüden würde. Mein mp3-player lag deshalb im Auto als Muntermacher und Einpeitscher bereit. Ich hatte nun aber kein Bedürfnis die auch in mir einkehrende innere Ruhe zu stören. Aufkommende Langweiligkeit? Keine Spur. Alte Ängste? Juckten mich nicht mehr. Moment mal. Jucken. Das spürte ich ganz real plötzlich an anderer Stelle. Hoppla. Es ist zwar keine Vollmondnacht heute, aber wenn ich gegen das unangenehme reiben nichts unternehme, werde ich demnächst dem Wolf begegnen und mit ihm um die Wette heulen können. Also weiterer ungeplanter Boxenstop bei km 94 und dann läuft es wieder wie geschmiert. Bei dieser Gelegenheit werden mal wieder die Schuhe geleert und getauscht. Ich bin wieder im die Flow. Zumindest meine Füße. Werden Sie mein Trip und trippeln mich nun wie im Rausch durch die Nacht?

In der nächsten Runde kann ich Bergfest feiern. Das dutzend Stunden ist voll. Und es bleiben noch 60 km für die To-Do-Liste der zweiten Wettkampfhälfte. Vom Papier her machbar. Aber woher will ich wissen, was für Überraschungen mein Körper noch bereithält. Sollte es so bleiben wie jetzt und auch die Psyche mitspielen könnte ich mein noch zig Meilen weit entferntes Ziel erreichen. Und die 100 sind zum Greifen nah. Noch nicht in Meilen, aber in Kilometer. Nach 12 Stunden und 41 Minuten ist es endlich soweit. Und von da ab ist es nicht mehr weit bis ich entfernungsmäßig Neuland betrete. Nach 102,73 km werde ich dort ankommen. Die Uhr markiert den Meilenstein um 23:04. Motivationsschub. Es werden nun auch immer mal wieder einzelne Runden durchgelaufen. Die Nacht zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Die nächste Etappe heißt 120 km. Ein langer Zwischenschritt auf dem verbleibenden Weg. In der Ruhe liegt nun Kraft. Nicht nachdenken über das was noch kommen könnte. Laufen. Einfach laufen. Oder einfach: Laufen, gehen, laufen....

Sssss, der Garmin brummt mich an. Akku schwach. Damit habe ich gerechnet. 16 Stunden, mehr hält sein altes Herz nicht mehr durch. Dafür kommt nun sein Vorgänger zum Einsatz. Ich beeile mich so gut es geht die Runde zu Ende zu bringen. Bis zum Parkplatz, wo im Auto der 305er noch selig schlummert. Halt durch großer Bruder, damit ich ein durchgängiges Trainingsprotokoll zusammen kriege. 121,66 km zeigt das Display. Der Wechsel klappt. Besser als die endlose Schuhgeschichte. Hier widerstehe ich einer neuerlichen Versuchung, trotz einer leichten Druckstelle unter dem Ballen. Keine Experimente mehr. Ultra darf wehtun. Solange es nicht schlimmer wird werde ich mich diesem Leitsatz fügen. Besser wird es heute nicht mehr werden. Dieser Hoffnung sollte ich mich nicht mehr hingeben. Und meinem Schweinehund tapfer weiter Paroli bieten. Nur noch 2 Runden, dann ist Marathon Nr. 3 im Sack. Um die 7 Stunden. Egal. Jetzt fehlt nicht mal mehr ein lumpiges Marathönchen. Dann wäre ich 100 Meilen – gelaufen, gegangen, geritten, gelitten. Noch gut 3 Stunden dann sollte es dämmern. Hoffentlich wird es kein heißer Tag.

Die mit Leuchtstoffröhren illuminierte Crosstrecke ist auch bei Nacht nur optisch schön. Am liebsten würden ich dieses Stück gehen. Würde wahrscheinlich auch die Zuführung neuer Streckenbestandteile in Form von hölzernen Fußfolterinstrumenten deutlich einschränken. Downhill wandern? So tief will ich nicht sinken. Sollte ich noch einmal hier starten werde ich Gamaschen tragen. So blöd und deplaziert das auch aussehen wird. Holzfreie Schuhe und Strümpfe wären mir dieses Overdressed-Outfit wert. Die paar Stunden muss es jetzt ohne gehen. Ähem, bei den paar Stunden handelt es sich noch um über 7 während ich das denke. Ich brauche ein neues Teilziel. Und finde es in meiner maximalen Zeit die ich bisher in meinem Läuferleben am Stück zurückgelegt habe. 19:08, einem gewissen G. klingen bei dieser Zahl wohl bis in alle Ewigkeit die Ohren. 19:08 Stunden war die Zeit für den Everest dieses Jahr. Das war knapp 6 Minuten schneller als mein Mentor, der 3 Jahre vor mir, dort oben war. Dieser magischen Marke nähere ich mich mit Riesenschritten. Na ja eher sind es Trippelschritte, mal laufend, mal gehend. Wem die Stunde schlägt. Alles nur eine Frage der Zeit und die, die dann noch verbleibt bis zum Tagesanbruch, komme ich auch noch irgendwie über die Runden. Um 5:30 dämmert es mir. Die Nacht weicht dem Tag. Die Sonne schiebt sich kurz über den Horizont. Dann nehmen schwarze Wolken überhand und sorgen dafür das es kühl bleibt. Ein Donnergrollen und dann setzt Regen ein. Erst wenig, dann um so heftiger. Ich freue mich wie ein Kind. Es wird klappen. Neue Energien setzen sich frei. Ich nehme mir die Zeit um an der Rundentaffel länger zu verweilen. Denn es dauert bis durch mehrere Bildschirmwechsel die Ergebnisse der Einzelläufer erscheinen. Bestimmt 2 Minuten stehe ich so da. Gebannt wartend ob alles so gezählt wurde wie es meine beiden Garmins mir verheißen haben. 162 km wurden mir prophezeit. Und werden jetzt von der offiziellen Messung sogar noch übertroffen. 99 Runden ergeben 163,78 km. Ich jubele in mich hinein. 100 Meilen! Ich habe es geschafft.

Schnell zurück auf die Laufstrecke. Mindestens eine Runde noch. Beflügelt von der erbrachten Leistung gebe ich noch einmal alles und schaffe es fast die ganze Runde durchzulaufen. 9:36 Uhr. Aufhören. Nö, sagt der Teufel in mir. Eine gemütliche geht noch. Mir ist zwar bekannt, das in Dettenhausen keine Restmeter gemessen werden und stattdessen um 9:45 eine letzte gemeinsame Ehrenrunde gelaufen wird. Was mir nicht klar ist, dass diese nicht gewertet wird. Und die Zeiterfassung endet sobald diese gestartet ist. Das erklärt mir gerade der Stadionsprcher zu meiner Verdutzung. Jetzt wird jeder sagen. 9 Minuten für 1,65 km. Hört sich selbst für Sonntagsjogger nicht wie eine unlösliche Aufgabe an. Aber heh. Ich drehe schon seit Stunden, hier schon meine Runden. Es ist 9:49 Uhr als ich wieder ins Stadion einbiege. Am Start wird gerade zur Aufstellung für den Start der gemeinsame letzten Runde aufgerufen. Sind die Messeinrichtungen noch in Betrieb wenn ich komme? Ich falle letztmalig in einen Zeitraffer-Joggingschritt. Wäre doch der Horror wenn meine vermeintlich letzte Runde unter den Tisch fallen würde. Dafür war Sie zu schwer. Mein Herz pocht, der Verstand rast. Ein unendliches Glücksgefühl erfaßt mich als ich um die letzte Kurve biege. Alles noch da um mich noch mitzunehmen und „rund“um glücklich zu machen. Zähl, ruft es in mir, als ich zum letzten Mal die Schwellen berühre. Es reicht. 101 Runden, eine mehr als die magischen 100. 167,05 km. Mehr geht nicht. Schauläufer schwänzt das Schaulaufen. Mein Kindermädchen G aus G würde dazu wahrscheinlich folgendes sagen: „Du kannst dich halt nicht quälen.“ Jetzt nur noch ab nach Hause und die Frage: „Schatz, wie ist dein Tag gelaufen“ statt mit einer ausschweifenden Heldensaga, kurz und knapp mit: „Ging so“ beantworten. „Die Beine schwer, mein Kopf ist leer.“ Die nächsten Tage werde ich dann schmerzlich daran erinnert, was ich die letzten 24 Stunden getan habe. Der erste 24-Stünder bleibt jedoch länger im Kopf als in den Beinen.

https://www.dropbox.com/sh/dgcuvrsm5fxa ... edYaa?dl=0
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

3
Schauläufer, du bist Schuld, daß ich gestern meine Mittagspause um mehr als 20 Minuten überzogen habe. Gottseidank haben wir Gleitzeit. Aber ein langer Lauf erfordert auch einen langen Bericht. Danke!!
Mir fällt im Nachhinein auch immer noch mehr ein, was ich bei mir vergessen habe. Z.B. hatte ich jahrelang Schmerzen im unteren Rücken, Lendenwirbelbereich rechts, ich konnte nicht mit lang ausgestreckten Beinen auf dem Rücken liegen. Da haben auch verschiedene Therapien wie KG oder Rückenmuskulaturaufbau nicht geholfen. Seit Dettenhausen ist das weg. Ich traue dem Braten noch nicht und lauere immer in mich hinein, ob das wiederkommt, aber jetzt sind ja schon bald 2 Wochen rum und ich fange an zu hoffen. Vielelicht war das jahrelang was verschoben oder ausgehängt und ist jetzt durch die lange Belastung wieder in die richtige Position gerutscht. 42 Marathonkilometer haben dazu nicht ausgereicht, es mußten 100 her. :nick: Habe ich da eine neue Therapieform erfunden und muß mir das jetzt patentieren lassen :gruebel:
Gruß RS

6
Jolly Jumper hat geschrieben:Geschafft! Gratulation zum Erreichen deines Ziels! Wäre jetzt nicht gerade mein Traum :wink: , aber die Veranstaltung als solche klingt sehr nett.

Danke für den Bericht!
Das war doch nur ein Trainingslauf für meinen nächsten Traum :geil: der zufällig 100 Meilen lang ist: :zwinker2:

Ich sag nur Berlin und Mauer.

Am liebsten würde ich dieses Jahr noch dran teilnehmen. Das wird wohl ein Traum bleiben. Aber für das nächste Jahr braucht man(n) ja auch noch Ziele. Jetzt geht es erstmal abwechslungsreicher weiter. Der Walser Ultratrail steht an. Und nach genauerer Durchsicht der Strecke und Höhenmeter :teufel: habe ich da jetzt mehr Bammel davor als ich es vor den 24-Stunden hatte Das wird ein ganz hartes Brett. Bei der Konkurrenz dort hoffe ich mal nicht als letzter anzukommen. Wobei das ankommen erst mal das primäre Ziel sein wird. :nick:

Du warst ja mit der Schweizer Verpflegung nicht ganz zufrieden. Im Kleinwalsertal gibt es gerade mal 5 VPs auf 65 km. Deshalb gibt es Pflichtausrüstung u.a. mind. 1,5 l Wasser. Da es die Premiere dieses Laufes sein wird, gibt es leider auch keine Erfahrungsberichte über die Strecke. Teile davon bin ich ja schon gewandert u.a. die Tagestour der Ifen-Überschreitung, das Bärgundtal zur Widdersteinhütte und Weg von der Kanzelwand runter nach Riezlern (die 1000 Abstiegsmeter zum Schluss werden mir den Rest geben :klatsch: )

Grüsse Klaus
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Toller Bericht, wie immer :hallo:
schauläufer hat geschrieben: ...
Ich sag nur Berlin und Mauer.

Am liebsten würde ich dieses Jahr noch dran teilnehmen. Das wird wohl ein Traum bleiben. Aber für das nächste Jahr braucht man(n) ja auch noch Ziele. ...
Melde Dich mal vorher falls Du Quartier brauchst.
Übrigens "betreut" meine Nichte Kati_S ...
Gruß von TomRun :hallo:

9
Hallo schauläufer...

da haben wir a so manche Gemeinsamkeit - erstmal sind wir ja gemeinsam die 24h in Dettenhausen gelaufen .....
Ich bin sogar noch ewas mehr gelaufen - 106 Runden --> 175,3 km - oder auch noch etwas mehr als die 100 Meilen....
Denn ich bin Mitte August bei dem Lauf mit Mauer .... und Berlin dabei, es war also auch für mich gewissermaßen ein Test dafür..
Ich habe das erste Mal bei so einen "X-Stundenlauf" mitgemacht - war auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis: Immerhin 4. Einzelstarter (werde ja doch in Kürze 53.)
Eigentlich habe ich erst 2015 begonnen Strecken über Marathon zu laufen - relativ erfolgreich sogar: u.a. 100km in Kehheim (auch so ein Rundkurs - 2km) in 9:20; Stromberg Extrem-Lauf/Kirbachtal-Lauf 54km 4:51; Rennsteig-Supermarathon 72,7km in 6:55; und auch Biel 100km in 9:02 ...... am Samstag starte ich beim Ottonenlauf 69km - und dann kommt eben der große 100Meilen Lauf in Berlin (der große Marathon im September natürlich auch noch - zum 12.Male) - dazwischen waren und sind etliche Marathons ..... so bin ich in diesem bedeutsamen (für mich als Läufer) 2015 schon auf über 1.000 Wettkampf-km gekommen..... und das Jahr ist noch lange nicht vorbei....
Zu den Gemeinsamkeiten - nicht nur Biel und Dettenhausen kommt auch noch der Iller-Marathon (den hab ich als Nachtlauf-Test) gesehen.... gut so!
Ich habe Deinen interessanten Laufbericht intensiv gelesen ..... vieles kam bei mir ähnlich vor - ich bin aber nicht so sehr der Typ, der jammert, hadert ..... und z.B. zigmal die Schuhe wechselt (.... wenn es Dir damit besser geht - Okay!)
An Schlafen habe ich auch keinen Gedanken verschwendet .... ich kann mir auch gut vorstellen, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein - und vielleicht auch ein paar Kilometer draufzusetzen - wäre schön mit Dir dann ein paar Runden zu laufen ...... see You in Dettenhausen!?!?

Sportliche Grüße runners.high (runners.high@web.de)

10
TomRun hat geschrieben:Toller Bericht, wie immer :hallo:



Melde Dich mal vorher falls Du Quartier brauchst.
Übrigens "betreut" meine Nichte Kati_S ...
Option wäre laut Veranstalter gegeben. Aber ich sollte es nicht übertreiben. Der 02.08. wird mich und meine Knochen nochmals voll fordern.
Was den 27.09 betrifft bin ich unschlüssig. Startplatz habe ich, aber das Wochenende ist familiär schon verplant und Fahrt und Quartier gibt es natürlich auch noch nicht aus diesem Grund. Beim letzteren wäre bei einem spontanen Entschluss deine Mithilfe bei der Suche sicher hilfreich. Weil ganz so übig habe ich es auch nicht um im teuersten Schuppen einzuchecken.

Ja und die Kati. Wird nächstes Jahr nicht da sein für den ollen Herrn Schauläufer. :motz: :sauer: Vielleicht deine Nichte :zwinker2:
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Wenn Du Hilfe brauchst, melde Dich einfach.
Ich kann Dich auch von Stuttgart nach Berlin mitnehmen und wieder zurück, eine Nacht kannst Du auch vor dem WK bei mir nächtigen.
Zum Start wollte ich eh (2km entfernt von meiner Berliner Hütte), habe nur am Abend einen eigenen WK (Stundenpaarlauf).

Gerne auch per PN :hallo:
Gruß von TomRun :hallo:

14
absolut unvorstellbar fuer mich.
umso schoener ist dein toller laufbericht, der wirklich lesenswert geschrieben ist.
meinen glueckwunsch zu dieser laufleistung.
ich bin beeindruckt
Tonic ohne Alkohol ist Ginlos...
Mein Blog: GinFit.de
Gabelstapler Glukose // Wie man NICHT auf Sub3 trainiert // GeckoanalysisDie bekanntesten FORENBANANEN // Guter Laufstil vs. schlechter Laufstil
Ewige Bestenliste Saison 2016/2017 : 5km: 19:24 ---- 10km: 40:20 --- HM: 1:29:02 --- M: 3:25:52
Ziele 2019: Zunehmend abnehmen...

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TomRun hat geschrieben:Wenn Du Hilfe brauchst, melde Dich einfach.
Ich kann Dich auch von Stuttgart nach Berlin mitnehmen und wieder zurück, eine Nacht kannst Du auch vor dem WK bei mir nächtigen.
Zum Start wollte ich eh (2km entfernt von meiner Berliner Hütte), habe nur am Abend einen eigenen WK (Stundenpaarlauf).

Gerne auch per PN :hallo:
Hi Tom,

habe gerade erst deinen Post gelesen und danke dir für dein Angebot mich evtl. mitnehmen zu können. Ich werde den Berlin Marathon wahrscheinlich knicken, weil für das Wochenende meine Frau ihr eigenes Programm geplant hat und sie gerne hätte das ich mich dran beteilige. Schau mehr mal, so ganz hab ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es eine friedliche Lösung gibt die es mir vielleicht doch ermöglicht. Wird dann natürlich sehr spontane Sache, die das ganze auch nicht einfacher macht mit der Umsetzung. Sollte dem so sein schicke ich dir ne unverbindliche PN.

@alle anderen hier: Vielen Dank für die rege Anteilnahme und die zahlreiche Anerkennung für meine Unternehmung. Hat mich sehr gefreut, dass euch mein langatmiger Laufbericht doch ganz gut unterhalten zu haben scheint.

Grüsse Klaus
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin
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