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Achilles - nun doch wieder

Achilles - nun doch wieder

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Auch wenn gerade ein Thread zum gleichen Thema ganz oben steht, mache ich doch mal einen eigenen auf, um die Dinge nicht zu sehr zu vermischen.

Vorgeschichte: Wie schon öfter kundgetan, habe ich (M, 65 J.) eine 9jähirge Laufpause hinter mir, die durch ein massives Achillessehnenproblem in der Endphase einer bis dahin super laufenden Marathonvorbereitung auftrat. Ursache: übertriebenes Bergtraining. Dann das Laufen an den Nagel gehängt. Konnte ein halbes Jahr nur humpelnd gehen, an der rechten A.-Sehne (6 cm überm Fersenansatz) war noch lange ein richtig dicker Knubbel zu fühlen. Bei meinem Wiedereinstieg vor knapp einem Jahr war der aber komplett weg - nicht die leistete Verdickung spürbar - und auch sonst nichts mehr zu spüren. Natürlich habe ich als gebranntes Kind immer besonders beäugt, ob da irgendwas zuckt. Inzwischen bin ich auch schon wieder 1600 gelaufen, davon seit März im Schnitt 45 - 48 km. Einmal die Woche lege ich Tempoarbeit ein (TDL, Intervalle).

Bis Mitte diesen Jahres hatte ich regelmäßig direkt nach fast jedem Lauf meine Dehnungsübungen gemacht. Die Diskussion darum ging natürlich an mir nicht vorbei, so dass ich das Dehnen auf die lauffreien Tage (nur zwei pro Woche, da ich 5x laufe) verlegt habe. Etwa zur gleichen Zeit begann ich an eben diesen freien Tagen ein Laufkraft- und Rumpfstabi-Training (anfangs knapp eine Stunde) zu absolvieren. In den letzten Wochen bemerkte ich zwar insbesondere nach Tempoeinheiten ein leichtes Spannungsgefühl in den Waden, aber nichts an den Achillessehnen.

Letzte Woche hatte ich nach einer Einheit plötzlich ein Ziehen in der rechten Achillessehne, welches den ganzen Tag über nicht wegging. An diesem Tag hatte ich - im Urlaub auf einem Campingplatz befindlich - die Gunst der Stunde nutzen wollen und morgens früh um 5:00 Uhr (wegen der Gluthitze) mein Einlaufprogramm barfuß auf einem direkt nebenan gelegenen Golfplatz absolviert - 3,5 km lang butterweiches herrliches Laufen ohne Anstrengung. Ein göttliches Gefühl. Dummerweise hat mich die Begeisterung dazu gebracht, ganz am Schluss zweimal volle Kanne zu sprinten, was ich sonst in dem Tempo (bis 3:13/km wurden mal angezeigt) nie mache. Da tat aber noch nichts weh. Dann die Schlappen angezogen (was für ein Scheißgefühl nach dem göttlichen Barfußlauf !) und 11 km leichter Dauerlauf auf ebener Strecke.

Erst später am Tag merkte ich, dass mir nun die rechte Achillessehne leicht zwickte. Nicht schlimm, aber immer wieder spürbar. Am nächsten Tag war's wieder OK. Da ich in den zurückliegenden Wochen meine geplannten Wochen-km etwas überzogen hatte (allerdings kein Tempotraining in der Zeit), trat ich in der kommenden Woche kürzer, lief nur dreimal, dabei einmal noch 1,5 km barfuß auf sehr hartgetrocknetem Grasboden. Da zwickt Achilles leicht aber nicht anhaltend. Zwei dieser drei Läufe waren langsam und nur mittellang (8 km). Der dritte und letzte Lauf am letzten Freitag war dann ein TDL über 7 km in 44:43, also 6:23/km. Das hat mich muskulär nicht weiter angestrengt (von der Puste her schon). Aber nach dem Lauf hat Achilles dann durchgehend gemeckert - selbst mein Gehen gestaltete sich humpelnd. Im Bereich der A-Sehne war eine leichte Schwellung des umliegenden Gewebes spürbar, aber kein Knubbel an der Sehne. Auch liegt das ganze ein paar cm oberhalb der alten Stelle.

Ich habe dann sofort
  • alles Laufen eingestellt,
  • mehrmals täglich mit Eisbeuteln gekühlt
  • Waden gedehnt (dabei war in der A-Sehne nichts zu spüren)
  • Treppenübung gemacht (extensives Dehnen der Waden, ist auch Bestandteil meines Krafttrainings)
  • ein bisschen mit der Blackroll rumgespielt, aber nicht sehr konsequent
Da ich nun Sportpause habe, mache ich aus der Not eine Tugend und absolviere an jedem lauffreien Tag (also täglich) mein gesamtes Kraft- und Stabitraining. Die Fortschritte dabei sind frappierend, so dass ich sogar die Anzahl der Wiederholungen steigern konnte und es aber trotzdem besser läuft. Klingt zwar idiotisch, aber so kann ich wenigstens der Laufpause das Gefühl abtrotzen, dass sie auch etwas Gutes hat, nämlich mein Krafttraining voranzubringen. Meiner A-Sehne ging es übrigens nach jeder Einheit besser als vorher. Gestern war danach der Schmerz sogar ganz weg und ist bis jetzt auch nicht mehr wiedergekommen. Auch die Schwellung ist verschwunden.

Meine Frage ist nun, wie ich den kommenden Wiedereinstieg am besten gestalten kann. Eisern weiter pausieren ? Wenn ja, wie lange ? Nach meinem Gefühl würde ich noch bis übermorgen pausieren und dann langsam wieder beginnen wollen. Klar, hartes Training ist vorerst nicht angesagt, aber was denn dann ?

Üblicherweise liest man, man soll gaaaanz langsam anfangen. So auch bei Marquardt. Aber dann bringt er ein Fallbeispiel "Susi", wo gerade nicht rekonvaleszent geschlichen, sondern Technikentwicklung durch Lauf-ABC und extensive Intervallläufe (!!!) betrieben wird. Auf meine Verhältnisse umgerechnet wären das 1000m Intervalle mit knapp 7:00/km, was ich normalerweise als locker machbar empfunde (wenn alles gut ist). 1000m Intervalle laufe ich sonst in Sub 6:00/km. An sich würde es mir in den Plan passen, meine vergleichsweise hohen WKM zu reduzieren und stattdessen mehr Qualität zu machen.

Was sind Eure Erfahrungen bzw. Empfehlungen mit Bruder Achilles ? Ich möchte dieses Mal wirklich alles richtig machen.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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RunningPotatoe hat geschrieben:Was sind Eure Erfahrungen bzw. Empfehlungen mit Bruder Achilles ? Ich möchte dieses Mal wirklich alles richtig machen.
Hallo Christoph,

meine Erfahrung mit den verschiedenen Achillodynieerscheinungen habe ich in diversen Threads vielfach, auch zuletzt gepostet, da kann dir die Suchfunktion helfen.

Im Grunde habe ich meinen Ausführungen in diesen Beiträgen auch nichts hinzuzufügen. Ich möchte dir aber trotzdem ans Herz legen, Beschwerden an der A-Sehne nicht als eine im üblichen Sinne "ausheilende" Verletzung zu betrachten. So läuft das nicht. Allein die Tatsache, dass die Beschwerden neuerlich nach langer Zeit aufgeflammt sind, sollte dir verdeutlichen, dass das zugrunde liegende Problem offensichtlich immer noch da ist. Und dieses Problem hat nur scheinbar etwas mit der Belastung zu tun. Natürlich bringt die erhöhte oder eine andere Belastung (wie das Laufen auf dem Golfplatz) so eine Sache zum Ausbruch. Wenn aber keine Schwächen oder Defizite vorhanden wären, dann hätten die Sehnen das möglicheweise klaglos hingenommen.

Du tust eine Menge, um deinen Bewegungsapparat fürs Laufen zu konditionieren. Deshalb wäre es wenig sinnvoll nun noch weitergehende Übungen zu empfehlen. Vielleicht würde es in deinem Fall einen Sinn ergeben, wenn du dich mal zu einer Bewegungsanalyse einem orthopädischen geschulten Auge vorstellen würdest. Ggf. gibt es Defizite, Veränderungen, was auch immer, die ein Fachmann erkennen könnte und die für deine A-Sehnen-Probleme verantwortlich zeichnen.

Was nun das Handeln/die Vorsicht in der konkreten Situation angeht, so bringt es nichts bis zum Sanktnimmerleinstag zu pausieren. Sobald die Beschwerden abgeklungen und die Schwellungen verschwunden sind, solltest du wieder mit Training beginnen. Gerne mit Vorsicht in der ersten Woche, vielleicht auch noch in der zweiten. Genauso wichtig wie Vorsicht beim Wiederbeginn ist jedoch nach meiner Erfahrung, die Maßnahmen der Bekämpfung einer Achillodynie zur Vorbeugung eines neuerlichen Aufflammens noch einige Zeit fortzusetzen. Jedenfalls jene, die ohne ärztliche Medikation oder Verordnung auskommen. Also dem Training sofort (spätestens nach dem Duschen) die Kälteanwendung folgen zu lassen, über Nacht enzündungshemmende Packungen aufzutragen (z.B. mit Quark) und brav weiter zu dehnen.

Es sollte dich dann auch nicht wundern, wenn immer mal wieder leichte Beschwerden zu spüren sind. Wenn eine Wunde auf der Haut vernarbt ist, würde die Haut an dieser Stelle auch noch mit "Beschwerden" reagieren, wenn man sie stark auseinanderzieht, also belastet. Und wieso sollten die Sehnen da anders reagieren (auch wenn das eine andere Form von Gewebe ist). Immerhin unterliegt kaum keine Struktur im Körper beim Laufen einer so starken Belastung wie die Achillessehnen.

Einen gedeihlichen Wiedereinstieg und bald beschwerdefreie Läufe :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Hi
.. Und schau das den Zug so gut es geht aus den Waden nimmst.
Dehnen ja, aber ich würde, wenn du es nicht eh schon tust so viel es geht Massieren, evtl. Noch zusätzlich Wärme drauf (nicht auf die Sehne ), Waden, Oberschenkel, Hüfte
VG.

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Hallo Udo,

vielen Dank für deine sehr ausführliche Rückmeldung. Ja, deine diversen Beiträge, die ich immer sehr schätze, werde ich mir per Suchfunktion noch mal genauer zu Gemüte führen.

Das fehlende Dehnen ist wirklich ärgerlich, weil ich da aus Erfahrung und Überzeugung schon sehr viel disziplinierter war, und das jetzt - eigentlich nur weil es so kontrovers diskutiert wird - vernachlässigt habe. Eigentlich war meine konsolidierte Erfahrung, dass es mir einfach guttut. Was ich daraus lerne, ist mir meine eigene Körpererfahrung nicht von noch so vielen "Experten" zerreden zu lassen. (Dummerweise sind es meist ja gerade die wirklich guten Läufer, die das Dehnen am lautesten infrage stellen.)

Ein sehr wertvoller Denkanstoß von dir ist die Sache mit der Bewegungsanalyse. Die hatte ich zwar mal ins Auge gefasst, aber eher in Hinblick auf eine effektivere Lauftechnik. Da ich aber derzeit immer noch mit der Grundlagenarbeit zu tun habe, wollte ich das eher nächstes Jahr mal in Angriff nehmen. Aber jetzt, vor dem Hintergrund eines drohenden ernsthaften Problems, sollte ich das wohl doch mal etwas beschleunigen.

Dabei steht für mich auch die Frage im Raum, ob ich wirklich die richtigen Schuhe trage. Beim Wiedereinstieg im letzten Herbst hatte ich noch drei Paar wenig getragene Schuhe herumliegen, die ich erst noch auftragen wollte. Warnungen, dass Schuhe auch unbenutzt altern, hielt ich für reines Verkaufsgewäsch. Bis ich mich dann hier im Forum belehren lassen musste, dass ich damit komplett falsch liege. Zwei Paar neue Neutralschuhe Ende Mai ließen mich dann auch läuferisch zunächst auf Wolke sieben schweben, aber wenn da was nicht stimmt (weil z.B. zu "gut" gedämpft ?), könnte das auch eine Ursache sein. Schuhberatung in der Sporthauskette ist halt ein Lotteriespiel ...

Zum richtigen Zeitpunkt des Wiederbeginns noch eine Frage: Im Moment fühle ich mich noch nicht ganz sicher. Es tut zwar (ohne Laufen) nichts mehr weh, aber gelegentlich ist da doch mal ein spontanes Unbehagen an der fraglichen Stelle. Wenn ich dann versuche, dem dann durch gezieltes Provozieren nachzugehen, kommt aber nichts. Allerdings: Bestandteil meines Krafttrainings sind normalerweise ein paar Seilsprünge (zuletzt bis 5 x 70 Stück). Mit Aufkeimen des Achillesproblems habe ich Seilsprünge natürlich sofort eingestellt. Aber wenn ich jetzt mal probeweise ein paar ganz leichte Hüpfer barfuß auf dem Teppich oder dem Rasen mache, merke ich doch, dass da noch "etwas ist". Sollte ich so lange pausieren, bis auch bei solchen leichten Probe-Hüpfern rein gar nichts mehr zu spüren ist ?

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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siebenstein77 hat geschrieben:Hi
.. Und schau das den Zug so gut es geht aus den Waden nimmst.
Dehnen ja, aber ich würde, wenn du es nicht eh schon tust so viel es geht Massieren, evtl. Noch zusätzlich Wärme drauf (nicht auf die Sehne ), Waden, Oberschenkel, Hüfte
VG.
Auch dir vielen Dank. Wie ich eben Udo schon antwortete, werde ich in Sachen Dehnen jetzt doch wieder zu 100% meiner eigenen Erfahrung folgen. Und die war: Dehnen unmittelbar nach jedem Lauf tut mir gut. Zusätzlich werde ich das jetzt auch an lauffreien Tagen nach dem Krafttraining machen. Deine Empfehlung von Wärme ist denk-würdig; vermutlich habe ich das intuitiv durch Dehnen im warmen Zustand, d.h. direkt nach dem Lauf, ersetzt. Massage habe ich bisher nicht im Programm (habe leider keinen Sponsor, der mir ein Team mit Physio finanziert :) ). Und Selbstmassage an der A-Sehne ist anatomisch etwas kompliziert. Meinst du, dass ich da die Blackroll vorteilhaft einsetzen könnte, d.h. konsequenter anwenden sollte ?

Unabhängig von konkreten Maßnahmen reift in mir sowieso schon seit einiger Zeit der Verdacht, dass ich bisher viel zu sehr dem Glauben aufsitze, nur gelaufene Kilometer seien wertvolle Trainingseinheiten. Vielleicht sollte ich sogar von 5x auf 4x pro Woche zurückstecken und dafür mehr andere Dinge (Lauf-ABC, Krafttraining) machen.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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RunningPotatoe hat geschrieben:Vielleicht sollte ich sogar von 5x auf 4x pro Woche zurückstecken und dafür mehr andere Dinge (Lauf-ABC, Krafttraining) machen.
ich bin zwar in Sachen Achillessehne absoluter Laie und wollte eigentlich nur still mitlesen. Aber der oben zitierte Gedanke kam mir sofort beim Lesen Deiner Geschichte. Schwere Verletzung - 9 Jahre Pause - und dann trotzdem 5mal die Woche laufen? Du hast viel mehr Lauferfahrung als ich auf dem Buckel und deshalb will ich Dir nicht reinreden. Aber was ich (auch schmerzhaft an anderen Sehnen) lernen musste ist, das ausreichend Ruhepausen genauso wichtig sind wie das Training selbst.

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RunningPotatoe hat geschrieben:Das fehlende Dehnen ist wirklich ärgerlich, weil ich da aus Erfahrung und Überzeugung schon sehr viel disziplinierter war, und das jetzt - eigentlich nur weil es so kontrovers diskutiert wird - vernachlässigt habe.
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Zwei Paar neue Neutralschuhe Ende Mai ließen mich dann auch läuferisch zunächst auf Wolke sieben schweben, aber wenn da was nicht stimmt (weil z.B. zu "gut" gedämpft ?), könnte das auch eine Ursache sein. Schuhberatung in der Sporthauskette ist halt ein Lotteriespiel ...
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Sollte ich so lange pausieren, bis auch bei solchen leichten Probe-Hüpfern rein gar nichts mehr zu spüren ist ?
Hallo Christoph,

Dehnen wird zwar "kontrovers diskutiert", was in den meisten Fällen allerdings nicht mehr als Nachplappern von "Meinungen" ist, die man irgendwo gelesen hat. Die Fakten sprechen jedoch im Für und Wider für sich. Tatsache ist, dass Sportwissenschaftlern/-medizinern bis heute der Nachweis der Nützlichkeit von Dehnübungen hinsichtlich einer vorbeugenden Wirkung gegen Laufverletzungen nicht gelungen ist. Es gab wohl zahlreiche Studien, die genau das nachweisen wollten. Fakt ist aber auch, dass seit Jahrzehnten Trainer und Laufathleten durchaus Dehnübungen praktizieren und auch darauf schwören. Ich weiß nicht mehr, wo ich das Folgende gelesen habe, sonst würde ich dir eine Quellenangabe geben, also: Fakt ist auch, dass es in allen Sportarten immer zweierlei Trainings"wissen" gibt. Die Wirksamkeit der einen Art von Wissen ist wissenschaftlich abgesichert und bis in feinste Verästelungen bekannt. Ich nenn das jetzt mal Sportwissen der Art "Wasser läuft immer bergab!". Niemand wird dieses physikalische Faktum bestreiten. Daneben gibt es im Sport aber auch eine Menge "Trainer-" und "Sportlerwissen", das bisher noch nicht erforscht wurde, oder - wie eben auch beim Dehnen -, wo ein Nachweis irgendwie nicht gelingen will. Vielleicht gelingt der auch deshalb nicht, weil man einen falschen Ansatz wählt, was weiß ich. Denn, um mein obiges "Beispiel" zu relativieren: Unter bestimmten Umständen fließt Wasser eben doch den Berg rauf. Beispielsweise wenn der Wind bergauf irrsinnig bläst. Hamburg wäre Anfang der 1960er Jahre nicht abgesoffen, wenn Wasser immer und unter allen Bedingungen bergab fließen würde ... Nach meiner Auffassung kann Dehnen, richtig angewandt, durchaus etwas bewirken.

In diesem Zusammenhang möchte ich dir zu bedenken geben, dass Dehnen unmittelbar nach dem Lauftraining - jetzt halt auch rein theoretisch - nicht wirklich etwas bringen kann. Dann ist noch für einige Zeit ein hoher Muskeltonus vorhanden, der verhindert dass die Muskelfasern in die maximale Dehnweite gebracht werden. Daher ist es sinnvoll unabhängig vom Lauftraining, also Stunden später, zu dehnen. Doch auch in diesem Zusammenhang (wie bei diversen anderen "Marotten" oder subjektiv angenehmen "rituellen Handlungen" von Läufern) füge ich meist hinzu: Wenn das Dehnen nach dem Laufen als nützlich oder angenehm empfunden wird, warum sollte man es dann in Gottes Namen nicht durchführen? Also natürlich nicht gerade im Winter draußen, weil man sich leicht was einfangen kann durch Auskühlung, aber meinetwegen im Hausflur oder sonstwo geschützt. Wenn es sich "angenehm" anfühlt, als nützlich "empfunden" wird, dann wirkt es wenigstens mental positiv. Und die wenigsten von uns ahnen, wie entscheidend der Kopf für unser Wohl und Wehe ist. Das "Mens sana in corpore sano" hat sicher etwas für sich. Es hat allerdings lange gedauert, bis man ansatzweise die Bedeutung der Umkehrung dieses geflügelten Wortes erkannt hat. Sie hat nach meiner Auffassung für den Menschen der Jetztzeit weit mehr Bedeutung ... aber das hier zu "diskutieren" wäre eine "Themaverfehlung" und davor hatte ich in der Schule immer Angst ... :zwinker5:

Ein weiteres Faktum im Zusammenhang mit Dehnübungen ist, dass in der Physiotherapie bei der Versorgung und Nachsorge von Verletzungen die Wirkung des Dehnens keineswegs infragegestellt wird. Insbesondere dann nicht, wenn eine verkürzte Muskelgruppe zur Verschärfung des Problems beiträgt. Was bei Achillodynien durchaus nicht selten im Wadenbereich der Fall ist.

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Vielfach werden supergut gedämpfte Schuhe als kontraproduktiv für empfindliche A-Sehnen apostrophiert. Nach meiner eigenen Erfahrung kann das so sein, weil gute Dämpfung letztlich einen höheren Kraftaufwand bei jedem Schritt erfordert, der über die Sehnen übertragen werden muss. Zudem verstärkt hohe Dämpfung den Effekt, dass der Fuß seitlich weniger stabil geführt wird. Querbewegungen sind aber auch nicht sonderlich zuträglich, wenn man ohnehin schon A-Sehnen-Probleme hat. Konkrete Erfahrung damit habe ich. Allerdings widersprechen sich die ein "bisschen". 2006, als es bei mir besonders schlimm war, musste ich im Winter einen harten Marathontrainingsplan durchziehen und konnte dabei 3 Monate lang (wirklich ohne Ausnahme!) nur auf Straßen, Fuß- und Radwegen laufen. Also auf planer Fläche, ohne Dämpfung durch den Untergrund, seitlich stabil, ohne die üblichen quer wirkenden (Umknick-) Kräfte auf Unebenheiten von Wald- oder Feldwegen. Und just in dieser Zeit verbesserte sich mein A-Sehnen-Problem bis unter die Wahrnehmungsgrenze. Andererseits laufe ich seit Jahr und Tag mit gut gedämpften Neutralschuhen von Asics etwa ein Drittel meiner vielen Kilometer und hatte seither keine Probleme mehr meine Achillodynie, die wegen der irreparablen Schädigung des Sehnengewebes ab und zu leicht aufflammt, in Schach zu halten.

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Es ist sehr schwer jemanden zum "exakt" richtigen Zeitpunkt des Wiederbeginns zu raten. Und "Hüpfer" stellen nun mal eine andere Art der Belastung dar als langsame Laufschritte. Ich kann für mich nur wiederholen: Der Wiedereinstieg nach Laufpausen fand statt, wenn die Beschwerden weg waren. Und in jedem Fall "spürte" ich beim Wiederbeginn, dass da was war oder auch noch was ist. Nur in der Bewegung und durch vorsichtige Steigerung konnte ich das Problem mit der Zeit überwinden, wobei ich zugleich die "Heilmaßnahmen" fortsetzte, wie in meinem ersten Post beschrieben. Wenn sich die Sehnen heute bemerkbar machen, ganz leicht, egal ob während oder nach dem Laufen, dann tue ich nichts, außer Beobachten. Meistens verliert sich das wieder. Scherzhaft rede ich dann mit meinen Sehnen: "Ihr braucht euch nicht melden, ich weiß auch so, dass ihr ein Dauerproblem habt!" Gut zureden hilft, sie halten dann alsbald wieder die Klappe ...

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Danke, Udo, für diese Fülle an Ratschlägen und Erfahrungen.

Ich habe mir für den Wiedereinstieg jetzt folgendes vorgenommen:
  • Morgen gibt es (nach einer Woche Pause) den ersten Lauf. Den will ich locker flockig, also weder tempobolzend (morgen wäre eigentlich ein TDL dran, den ich erstmal unterlasse) oder bergauflaufend noch allzu ängstlich (dann verfalle ich nur in unseliges "Schlurksen") bestreiten und dabei aufmerksam beobachten. Dann sehe ich weiter.
  • Wenn's gut geht, mache ich kommende Woche 3 statt 5 Läufe und erhöhe übernächste Woche auf 4.
  • Bei 4 Läufen will ich es erstmal belassen. An den dann 3 lauffreien Tagen mache ich Krafttraining/Rumpfstabi + Dehnen
  • An den Lauftagen (also insgesamt dann 7 Tage die Woche) werde ich mindestens die Treppenübung zum Kräftigen der Waden und ein Dehnen derselben ausführlich betreiben. Auch mehrmals kurz verteilt über den Tag und somit unabhängig vom Lauftraining.
  • Sobald ich nach einigen Wochen das Gefühl habe, wieder normal und angstfrei (d.h. ohne Vermeidungsbewegungen) laufen zu können, werde ich mir mal eine professionelle Bewegungsanalyse gönnen, um der eigentlichen Ursache für die Achillesprobleme (wenn denn da mehr sein sollte als der von mir genannte übermütige Barfuß-Sprint auf dem Golfplatz) auf den Grund zu gehen.
Macht das so Sinn ? Immer vorausgesetzt, Achilles hält einstweilen mal seine nervige Klappe.

Werde hier berichten.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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RunningPotatoe hat geschrieben:Macht das so Sinn ? Immer vorausgesetzt, Achilles hält einstweilen mal seine nervige Klappe.
Ich denke, das kann so klappen. Wirst du sehen. Ich wünsche dir jedenfalls Glück und Beschwerdefreiheit dafür. :daumen:

Gruß Udo :hallo:
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
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PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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U_d_o hat geschrieben:Ich denke, das kann so klappen. Wirst du sehen. Ich wünsche dir jedenfalls Glück und Beschwerdefreiheit dafür. :daumen:
Danke !

Ach ja, in meiner Maßnahmenliste möchte ich noch ergänzen (kann's leider nicht mehr editieren):
  • Die Waden regelmäßig mit der Blackroll massieren
Bisher habe ich damit nur hin und wieder mal rumgespielt. Weil sich das unangenehm anfühlte, verschwand die Blackroll schnell wieder im Schrank, was aber wohl nicht die optimale Reaktion ist.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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RunningPotatoe hat geschrieben:Danke !

Ach ja, in meiner Maßnahmenliste möchte ich noch ergänzen (kann's leider nicht mehr editieren):
  • Die Waden regelmäßig mit der Blackroll massieren
Bisher habe ich damit nur hin und wieder mal rumgespielt. Weil sich das unangenehm anfühlte, verschwand die Blackroll schnell wieder im Schrank, was aber wohl nicht die optimale Reaktion ist.
Ich finde die Blackroll auch unangenehm, aber mega effektiv!

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So, heute nun der erste Lauf nach fast einer Woche. 8,6 km in durchschnittlich 7:30/km. Anfangs etwas schneller (eher 7:15, leicht bergab), ab der Hälfte (und einem Mini-Anstieg von 10m) fing Achilles an, verhalten aber vernehmlich zu motzen. Habe dann einen Spagat zwischen verringerter Abdruckkraft und Vermeidung eines allzu grottigen Tempos versucht, was eher in Richtung 7:45/km ging. Hauptaugenmerk auf trotzdem entspanntem Laufen mit symmetrischem Abdruckverhalten und ohne Vermeidungsbewegungen. Ging eigentlich ganz ordentlich.

Zu Hause sofort Eis. --- Mann, unter "mehrmals täglich Eis" stelle ich mir eigentlich etwas wesentlich Leckereres vor. Gilt das nicht auch innerlich ? :D

Beim nächsten Lauf (kommenden Montag, so denn wieder alles OK ist) werde ich mal gleich mit 7:45/km starten, auch wenn's schwer fällt, da noch einen runden Laufstil beizubehalten. Vielleicht gilt es aber auch genau das mal explizit zu üben.

Bis dahin weiter dehnen und kräftigen.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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Darf ich aus dem Nachbarfred hinüber fragen, ob es weitergin gut 'läuft' bei Dir? Mein Sportarzt (selbst Läufer) hatte nachdrücklich zu 4 Wochen Laufpause geraten, mir ist aber nach nun 3 Wochen schon wieder danach...

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rotbaeckchen hat geschrieben:Darf ich aus dem Nachbarfred hinüber fragen, ob es weitergin gut 'läuft' bei Dir? Mein Sportarzt (selbst Läufer) hatte nachdrücklich zu 4 Wochen Laufpause geraten, mir ist aber nach nun 3 Wochen schon wieder danach...
Klar darfst du. :)

Ich bin nicht unzufrieden, zumindest wenn ich von der Tatsache absehe, dass das Laufen derzeit den geringsten Anteil meiner Bemühungen um die lädierte Achillessehne (AS) ausmacht :rolleyes2 . Aber der Reihe nach.

Meiner letzten Wortmeldung vom Do, den 30.07. war zu entnehmen, dass der erste vorsichtige Lauf nach einwöchiger Pause besser lief als befürchtet. Aber eigentlich war das etwas schöngefärbt - der Lauf war zu lang und stellenweise etwas zu schnell.

Danach habe ich begonnen, ein rigoroses Programm für Waden und AS durchzuziehen. Dabei absolviere ich mehrmals täglich eine "AS-Einheit", welche aus 3maliger Wiederholung der folgenden Sequenz besteht:
  • Treppenübung: 30 ... 36x je Seite, mit tiefer Absenkung "in die AS hinein". (Jenseits der 30x macht die Wade langsam zu)
  • Blackroll unter den Waden: 10x je Seite von der Kniekehle bis zum Fersenbein und zurück
  • Dehnen der Wadenmuskulatur an der Wand (30s je Seite für obere und untere Waden)
Diese 3 Sequenzen dauern insgesamt etwa 3 x 10 = 30 min.
Anschließend "Eisbein": Kühlakku auf die betroffene AS (30 min.)

Pro AS-Einheit wird also jede AS 3x30 = 90 mal extensiv (d.h. unter gleichzeitiger Krafteinwirkung) und 3x30s intensiv (ohne Kraft) gedehnt.

Am Freitagmorgen, also nach dem o.g. Lauf, tat die AS doch wieder ordentlich weh, ich konnte nur humpelnd gehen. Entsprechend fiel die erste AS-Einheit recht schwer. Beim ersten tiefen (wenngleich vorsichtigen) Absenken auf der Treppe nahm der Schmerz sofort dramatisch zu. Daraufhin erleichterte ich die Treppenübung dahingehend, dass ich den Überstand über der Treppenstufenkante so weit verringerte, dass nur noch ein leichtes Ziehen, aber kein stechender Schmerz mehr vernehmbar war. Schon bei der 2. und 3. Wiederholung der Sequenz wurde es besser. Die nächste Einheit ein paar Stunden später ging schon ganz normal, d.h. Überstand über der Stufe wieder maximal, nämlich so, dass ich mit Ballen und Zehen gerade noch stabil stehen konnte. Deutlicher Rückgang der AS-Beschwerden.

Am Samstag war ich - mit Ausnahme eines anfänglichen Unbehagens unmittelbar nach dem Aufstehen - den ganzen Tag beschwerdefrei.

Ebenso am Sonntag den ganzen Tag über alles bestens. Selbst der "Pinchtest" - Kneifen der AS mit Daumen und Zeigefinger - blieb reaktionslos. Bereits an diesem Sonntag abend (und nicht erst wie geplant am Montag) folgte daher der nächste Lauf. Da ich dieses Mal nicht übertreiben wollte, ging ich auf mein Laufband, um den Lauf jederzeit abbrechen zu können, wenn es unbehaglich wird. Ich lief 6 km in 7:30/km (geschätzte 75% HFmax) und fand dann, dass es genug sei. Weniger wegen der ersten leichten AS-Irritation, als eher der Tatsache geschuldet, dass ich gerade Bummel-Läufe auf dem Laufband zum Ko**en langweilig finde.

Am Montagmorgen waren die ersten Schritte wieder etwas humpelnd, aber viel weniger als nach dem vorherigen Lauf. Während des Tages verschwand das vollständig, obwohl ich wegen Zeitmangels weder AS-Einheiten noch Eisanwendungen absolvieren konnte.

Heute (Dienstag) morgens fast nichts zu merken, danach immer weniger. Erste AS-Einheit nachmittags - danach alles supi. Abends wieder ein kurzer Lauf draußen. Nach dem Einlaufen (2km bergab) dann 4 km im GA1/GA2 gelaufen (80% HFmax). Die erste Hälfte davon ging kontinuierlich sanft bergauf (1,5%), da war die AS wieder leicht zu spüren. Das war aber mit bewusster Kontrolle der Lauftechnik (Mittelfußaufsatz nur kurz vorm Körperschwerpunkt) und verhaltenem Fußabdruck jederzeit kontrollierbar. Pace auf diesen 2km: 7:30/km, schneller wäre ungut gewesen. Auf der zweiten Hälfte (=selbe Strecke zurück) waren alle Probleme wie verflogen und ich konnte mit 6:30/km zurücklaufen. Dann zum Auslaufen ein steilerer Anstieg (30Hm auf 600m, stellenweise aber bis 15% steil). Dieses Stück konnte ich erstmals durchlaufen (na, schlurfen, mit 9 bis 10:00/km) und es war nichts zu spüren.

Anschließend sofort wieder Eisbein. Später am Abend noch ein ausgedehnter Spaziergang mit dem Hund. Alles super, kein Gehumpel. Obwohl ich schon merke, dass da noch was ist.

Insgesamt sehe ich bis jetzt einen deutlichen Trend aufwärts (wenn auch von einem brutal abgesenkten Niveau). Udos Tipp, die lädierte AS recht bald wieder zu bewegen, scheint bei mir zu fruchten. Allerdings muss ich sagen, dass ich vor zwei Wochen bei den ersten Symptomen recht schnell und deutlich reagiert habe (anders als vor 10 Jahren, wo ich erst noch mein Bergtraining zu Ende gequält hatte, bevor die AS mich beim dann beginnenden Intervalltraining ruckartig komplett aus dem Verkehr zog). Und ich würde auch jetzt sehr viel deutlicher reagieren, falls sich die Dinge doch weder zum Schlechteren drehen sollte. Solange es aber langsam aufwärts geht, sehe ich nicht ein, warum ich zum Arzt gehen sollte. Wie gesagt, das ist meine Erfahrung - kann bei dir ganz anders gelagert sein.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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Danke für Deine ausführliche, informative Schilderung!

Achilles scheint wirklich bei jedem anders zu verlaufen, aber es gibt doch Ähnlichkeiten. Ich habe jetzt auch schneller reagiert, deshalb ist die Sehne auch schneller wieder einigermaßen beinander.

Und ich setze ebenfalls auf dosierte Bewegung, aber auf dem Rad. Mein Humpeln ging nach 2-3 Tagen weg, sofort nachdem ich den Unterschenkel hatte tapen lassen und am nächsten Tag eine (kurze) RR-Runde gefahren bin. Das Tape war wie eine Massage, machte die Wade weich. Außerdem dehne, rollere ich ebenfalls täglich, rollere auch über der Sehne. Dazu Kytta Plasma nach jeder Belastung (Belastungen sind in meinem Fall v.a. Mtb-Runden.)

Ich hatte einen Laufversuch, der fühlte sich aber noch nicht gut an. Werde es - auch aufgrund Deiner guten Erfahrungen - in den nächsten Tagen wieder versuchen.
LG, Martina

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Hallo Martina,

Ja, jeder versucht so seine Rezepte ...

Was mich verblüfft, ist die Treppenübung, die ja allgemein über den grünen Klee gelobt wird. Man sollte meinen, dass eine solche Anstrengung die AS anstrengt und die Beschwerden von daher verstärkt. Aber das Gegenteil ist bei mir der Fall, zumindest beim derzeitigen moderaten Level meiner AS-Probleme. Wenn's nicht gerade ganz arg zwickt, dann macht sie die Sache umgehend besser.

Auch habe ich mich mit der Blackroll, die seit Monaten bei mir im Schrank schlummerte, jetzt etwas anfreunden können. Anfangs verursachte sie bei voller Belastung durch das ruhende Bein wahnsinnige Schmerzen in der Wade - aber lustigerweise nicht in dem Bein mit der lädierten AS, sondern im ansonsten völlig problemfreien anderen Bein. Da konnte ich ein paar Tage nur mit vermindertem Druck (das andere, lädierte Bein frei in die Luft gestreckt) rollern. Erst heute ist es mir zum ersten Mal gelungen, beide Beine mit voller Belastung durch das jeweils andere Bein zu rollern. Muss ein Zeichen sein, dass sich da etwas gelöst hat bzw. zu lösen beginnt.

Ich wünsche dir gute Besserung.

Achilles - find ich doof.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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Heute, nach einem Ruhetag mit viel Gymnastik, wieder ein leichter Lauf: 5 km in 6:57/km. Vor, während und nach dem Lauf keinerlei Beschwerden. :nick:

Und der Clou: Heute wollte ich mal meinem Kreislauf etwas bieten, ohne meine AS zu strapazieren. Dazu bin ich eine Treppe von 21 Höhenmetern 5 mal schnell raufgelaufen (bis jeweils 90% HFmax). Dabei habe ich mich bemüht, beim Fußabdruck den Fuß flach aufliegen zu lassen, damit Waden + AS außen vor bleiben. Hat super geklappt - ich war anschließend richtig platt, aber Freund Achilles hat's regelrecht verschlafen.

Danach 2,8 km extrem langsam nach Hause, dabei am Schlussanstieg Gehpause.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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Temeritas hat geschrieben:Hat jemand Erfahrung mit den Achillessocken (FALKE RU ACHILLES)?
Das wäre was Neues... klingt interessant. Mal schauen, ob sich hier einer deswegen meldet.

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Temeritas hat geschrieben:Hat jemand Erfahrung mit den Achillessocken (FALKE RU ACHILLES)?
Ja, leider anders als gedacht: Ich habe die Strümpfe nicht angezogen bekommen, obwohl die Größe schon einiges über meine Normalgröße lag. Nix für Breitfuß :-) Sind wohl eine Art Kompressionsstrümpfe für die Füße, naja, vielleicht hat jemand anderes damit echte Erfahrung.
Zurückschicken war übrigens kein Problem.
Tom

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RunningPotatoe hat geschrieben:Danke für den Tipp. Habe mir mal ein Paar bestellt. Wenn das nicht hilft, schicke ich's nach zwei Wochen ungewaschen zurück. :teufel:
Aber in Plastefolie verpackt :D Nicht, dass sie beim Eintreffen nicht mehr frisch sind :hihi:

Gruss Tommi

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Rolli hat geschrieben:Das wäre was Neues... klingt interessant. Mal schauen, ob sich hier einer deswegen meldet.
Das hört sich eher nach der Funktionsweise von Bandagen für die Achillessehne an. Die sind nur noch was teurer... Die Sehne wird von zwei Silikonkissen eingequetscht und massiert.

Gruß
Markus

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Ich habe so eine Bandage und finde sie sehr gut für die Akutphase. Aber immer damit laufen möchte ich nicht. Bin deshalb auch gespannt, ob jemand hier was zu den Socken sagt.

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So, nun habe ich doch eine längere absolute Laufpause hinter mir, nachdem ich es am 8.8. dann wohl doch übertrieben hatte. 3km sanft bergauf in 7:08/km waren OK, dieselbe Strecke bergab in 6:07/km war aber zu viel, obwohl der Puls knapp unter dem der ersten Hälfte lag. Danach war's richtig übel, konnte lange nicht humpelfrei gehen oder meine Treppenübung machen. Seit dem Tag ist die AS auch geschwollen - die üblichen 6 bis 7 cm oberhalb des Ansatzes am Fersenbein. (Man kann das auf dem Foto unten erkennen.)

Vor zwei Tagen habe ich ein Video über die Selbstmassage der Achillessehne ausgegraben, und das hat mich deutlich weitergebracht. Nachdem ich vorher schon merkte, dass mir beim Spazierengehen lange, langsame Schritte mehr Probleme bereiten als schnelle, kurze Trippelschritte, habe ich heute mal wieder einen Versuch mit dem Laufen (nein: Trippeln in 10:00/km)gewagt. Dabei erstmals auch die Massagesocken von Falcke angelegt.
Murks hat geschrieben:Das hört sich eher nach der Funktionsweise von Bandagen für die Achillessehne an. Die sind nur noch was teurer... Die Sehne wird von zwei Silikonkissen eingequetscht und massiert.
Genau so etwas hätte ich mir eigentlich auch gewünscht. Stattdessen befinden sich im Socken zwei Paar Noppenreihen aus Gummi o.ä., ein Paar auf jeder Seite der AS. Auf dem Foto unten sieht man die Abdrücke des inneren Noppenreihen-Paares nach besagtem Lauf. Leider wird die Achillessehne von der Massage weiträumig ausgespart. Die schmerzhaften Punkte, die ich bei manueller Cross Friction Selbstmassage bearbeite, liegen an den Seiten bzw. hinter der Achillessehne - im Bild also mindestens 1 cm unterhalb der unteren Noppenreihe, alles in etwa im abgeschatteten Bereich des Fotos. (Auf der Außenseite liegen die Noppenreihen ähnlich weit abseits - es ist also nicht etwa so, dass ich den Socken verdreht angezogen hätte.)


Edit: Ich weiß, der Bildausschnitt ist so eng, dass man das Bild auch missverstehen könnte. Also: Die Fußsohle liegt am linken Bildrand, unten waagerecht die Achillessehne. Der Schatten in der Bildmitte ist kein Bluterguss, sondern die Grube hinter dem Innenknöchel. (Musste halt etwas extremes Streiflicht einsetzen, um die Noppenabdrücke sichtbar zu machen.)


Eine Beurteilung des Massagesocken fällt mir schwer. Bevor ich ihn heute erstmalig trug, hatte ich die AS ausgiebig mit Selbstmassage bearbeitet. Das bringt mir schon seit Tagen enorm viel. Der anschließende Lauf (der erste nach 2,5 Wochen) war dann OK, d.h. der Socken hat zumindest nichts verschlimmert. :teufel:

Ich werde definitiv dabei bleiben, die Sehne mehrmals am Tag mit den Daumenspitzen kräftig zu massieren. Das zwiebelt mächtig, wenn ich die richtigen Punkte erwische, aber das muss wohl auch so sein. Da der Massagesocken nichts von alledem bewirkt, halte ich ihn für weniger wirksam. Vielleicht besser als gar keine Massage, aber sicher weniger wirksam als eine gezielte Cross Friction Massage.

Vom Tragegefühl her finde ich ihn eher unangenehm, da er auch am ganzen Fuß sehr eng sitzt. Sehr ungewohnt für mich, der mit Kompressionsstrümpfen o.ä. bisher nichts am Hut hatte. (Hatte sogar ein leicht taubes Gefühl am Fersenbein, was ich vorher noch nie hatte.) Ich werde ihm noch ein paar Mal eine Chance geben, aber ich ahne jetzt schon, welches Schicksal ihn ereilen wird ...

LG Christoph

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Lass Dir doch eine 'richtige' AS-Bandage verschreiben, ich finde sie ganz gut. Sie massiert die richtige Stelle, drückt in der Akutphase die Lymphe weg.

Ansonsten: ich fühle mit, wenn ich Deinen Bericht lese.... Ich bin immer noch nicht 'richtig' gelaufen, gönne mir im Moment nur langsame 2km 2bis 3mal/Woche, weil ich spüre (oder zu spüren meine), dass die Sehne nicht mehr verträgt.

Hatte zwischendurch aber auch einen Alpencross mit dem Mtb und war überglücklich, dass die Sehne zumindest dabei mitgespielt hat. Habe jeden Abend Kytta Plasma draufgeschmiert und Wade und Unterschenkel bei Belastung IMMER warm gehalten mit einer Stulpe, abends dann Wechseldusche heiß-kalt-heiß auf die Sehne.

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RunningPotatoe hat geschrieben:[...] Treppenübung: 30 ... 36x je Seite, mit tiefer Absenkung "in die AS hinein" [...] Dehnen der Wadenmuskulatur an der Wand (30s je Seite für obere und untere Waden) [...]
Hallo Christoph,

leider muss ich mich zurzeit auch mit dem für mich komplett neuen Thema einer gereizten Achillessehne beschäftigen.

Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung Deines Maßnahmenkatalogs.

Magst Du mal exakt beschreiben, wie Du die Treppenübung und die Wadendehnübung ausführst ? Es gibt wohl mehrere Ausführungsvarianten dazu.

Meine (bisher gescheiterte) Anfahrstrategie:
  • Auf Schmerzfreiheit warten (keine Behinderung beim Gehen, kleiner Druck darf da sein, Pinch-Test darf nicht schmerzhaft sein)
  • x Tage pausieren
  • 2 km Gehen, 1 km Laufen, 2 km Gehen (bilde mir ein, dass das Gehen hilft)
  • 1 Tag Pause
  • 1 km Gehen, 3 km Laufen, 1 km Gehen
  • 1 Tag Pause
  • 5 km Laufen
  • Normales Training wieder aufnehmen.
  • Wenn wieder Schmerzen auftreten, x verdoppeln.
2 Mal habe ich diesen Zyklus gestartet, beim ersten Mal (nach 2 Pause Tagen) traten nach dem 3-km-Lauf wieder Schmerzen auf, beim zweiten Mal (nach 4 Tagen) Pause ging der 3-km-Lauf super, beim 5-km-Lauf traten nach 4 km Schmerzen auf. Jetzt befinde ich mich in Tag 2 einer 8-tägigen Pause, bin mir jedoch nicht mehr sicher, ob diese Strategie zum Ziel führt. Die ganze Zeit natürlich über den Tag verteilt Treppenübung, beidbeinig hochdrücken, 2 Sekunden in dieser Position verharren, unter Niveau der Treppenstufe absenken, 15 Wiederholungen.

Feedback von Dir als "Experte" :wink: wäre sehr hilfreich.

Gee

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Hallo RunningPotatoe

Hatte auch immer massive Achillessehnenprobleme. Hatte damals einen kompletten Achillessehnenriß. (bei mir war der Riß komplett beim Ansatz). Auch ich habe nach 3 Jahren erst wieder richtig mit dem Laufen gegonnen, und hatte immer Probleme.

Ich habe es aber in den Griff bekommen: Und zwar mein Tipps an dich:

  • NIEMALS BARFUS LAUFEN!!, Am Strand ist ganz schlimm für die Sehne – Nie (Druck auf Sehne zu groß)
  • NIEMALS in Schlappen laufen, Nie (Druck auf Sehne zu groß)
  • IMMER an der Ferse hochgestellte Laufschuhe verwenden (Druckverringerung, Druckentlastung)
  • Wadenmuskulatur stärken, mit Übungen
    Habe es mit diesen Dingen in den Griff bekommen, und nun keine Beschwerden mehr

30
Meine Erfahrung mit der FALKE RU ACHILLES Socke... nach eine Woche.

Nix!!!

Nichts besser und nicht schlechter. Vielleicht hilft als Prävention... man muss aber zuerst dahin kommen.

31
dalart hat geschrieben:Hatte auch immer massive Achillessehnenprobleme. Hatte damals einen kompletten Achillessehnenriß. (bei mir war der Riß komplett beim Ansatz). Auch ich habe nach 3 Jahren erst wieder richtig mit dem Laufen gegonnen, und hatte immer Probleme.
Hallo dalart,

das ist ja 'n dickes Ei - kompletter Sehnenriss. Wie war es denn dazu gekommen ? Einmalige Total-Überlastung oder schleichende Schwächung durch vorherige chronische Entzündung ?
dalart hat geschrieben:
  • NIEMALS BARFUS LAUFEN!!, Am Strand ist ganz schlimm für die Sehne – Nie (Druck auf Sehne zu groß)
Keine Angst, die Gelüste aufs Barfußlaufen sind mir vergangen. Wie ich oben schon beschrieben hatte, fing die ganze Malaise erst an bei einem übermütigen Barfußsprint auf dem Golfplatz und verschärfte sich wenige Tage später beim Versuch, auf (allerdings steinhart getrocknetem) Grasboden moderat barfuß zu laufen. Seitdem habe ich das Thema "Barfuß" bzw. "Vorfußlauf" begraben. Zur Lauftechnik werde ich mich später nochmal näher äußern.
dalart hat geschrieben:
  • NIEMALS in Schlappen laufen, Nie (Druck auf Sehne zu groß)
Jetzt muss ich mal spitzfindig werden. Meinst du mit "Laufen" Laufen wie Läufer es meinen würden (also mindestens Joggen) oder so wie meine schwäbische Ehefrau. Bei ihr ist "Laufen" jede Art der Fortbewegung auf zwei Beinen, also auch gemächliches Spazierengehen. Es ist nämlich so, dass ich den ganzen Tag zu Hause in Schlappen herumlatsche (aber nicht "laufe" im Sinne von "Laufen"). Hey, deutsches Sprak - schweres Sprak ...

Meine Latschen haben so ein Korkbett, das so ausgelatscht ist, dass sie wohl mittlerweile eine leicht "negative Sprengung" aufweisen dürften. Die sollte ich wohl mal entsorgen ?
dalart hat geschrieben:
  • IMMER an der Ferse hochgestellte Laufschuhe verwenden (Druckverringerung, Druckentlastung)
Was genau meinst du damit ? Positive Sprengung, d.h. Ferse höher als der Rest des Fußes ? Meine aktuellen Laufschuhe haben eine Sprengung von 10 mm. Dein Vorschlag dürfte hier einige Kontroversen auslösen. Temporäre Entlastung der AS durch Hochstellen der Ferse ist sicher OK, dauerhaftes Hochstellen steht im Verdacht, einer AS-Verkürzung Vorschub zu leisten. Für mich scheint hier im Moment etwas der Druck vom Kessel zu sein, da durch das wiederholte und sehr ausführliche tägliche Dehnen der Waden die AS ziemlich stark entlastet ist.
dalart hat geschrieben:
  • Wadenmuskulatur stärken, mit Übungen
Ja, mache ich - täglich mehrmals und ausführllich. Die Treppenübung scheint der Schlüssel zu allem zu sein.
dalart hat geschrieben:Habe es mit diesen Dingen in den Griff bekommen, und nun keine Beschwerden mehr
Super, ich wüsche dir, dass das so bleibt ! Wie lange hat das bei dir gedauert ? Wie sieht dein wöchentliches Laufprogramm seit dem aus ?

LG Christoph

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- Bei mir war es damals so: es passierte im Jahr 2004. Ich war damals 29 Jahre alt. Es passierte bei einem Fußballspiel während eines Sprints. Hatte vorher schon Schmerzen, hätte mir damals nie gedacht daß mir so etwas passieren könnte. Hinterher ist man immer schlauer. Nach der Operation brauchte ich sehr lange daß ich einigermaßen wieder laufen konnte. Sicher 3 Jahre. Heute bin ich sehr zufrieden. Laufe regelmäßig 45km pro Woche, und beginne jetzt auf 60km zu steigern.
- ja genau diese Laufschuhe wie du oben beschrieben hast passen.
- Natürlich verwende ich diese Schuhe nur beim Sport.

Wollte dir nur sagen,..Kopf hoch das wird schon. Wünsche dir auf alle Fälle alles alles Gute.

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geebee hat geschrieben:leider muss ich mich zurzeit auch mit dem für mich komplett neuen Thema einer gereizten Achillessehne beschäftigen.
Hallo Gee

"willkommen im Club" wäre jetzt wohl genauso unpassend wie dein an mich verliehener Titel "Experte" ... :D
geebee hat geschrieben:Magst Du mal exakt beschreiben, wie Du die Treppenübung ... ausführst ?
Ich führe diese Übung nach Möglichkeit komplett einbeinig aus (zu den Ausnahmen sogleich mehr). Stelle mich mit einem Vorfuß auf die unterste Treppenstufe, wobei ich mich links und rechts mit den Händen abstütze, ohne hierüber Entlastung auf das Bein auszuüben. Das andere Bein hängt frei in der Luft. Dann langsam auf die Zehenspitzen gehen, kurz innehalten und langsam wieder absenken, nun aber tiefer - bis die AS maximal (erträglich) gespannt ist. Dort 2 Sekunden verharren.

Das ganze 12 bis 15 mal wiederholen. Ebenso mit dem anderen (gesunden) Bein verfahren (ich will grundsätzlich symmetrisch trainieren). Nach diesem Pensum fangen meine Waden an zu krampfen und nichts geht mehr. Dem kritischen Leser wird auffallen, dass ich weiter oben von 30 bis 36 Wiederholungen sprach. Da hatte ich die einzelnen Steps aber noch viel schneller ausgeführt. Erst kürzlich habe ich das umgestellt, nachdem überall zu lesen steht, dass man diese Übung langsam ausführen soll.

Die beschriebene einbeinige Ausführung setzt voraus, dass die AS-Probleme nicht zu groß sind. Wenn's mal etwas heikler ist (z.B. weil ich das Laufen doch wieder leicht übertrieben habe oder grundsätzlich morgens nach dem Aufstehen), dann halte ich es gar nicht aus, einbeinig auf der Treppe zu sehen, vor allem bei maximal abgesenktem Fuß. Dann verschaffe ich mir - aber nur vorübergehend - etwas Entlastung, indem ich mit der großen Zehe des gesunden Fußes gerade so viel Gewicht abfange wie unbedingt erforderlich und das auch nur in den Phasen der Bewegung, die besonders schmerzhaft sind. Meist bessert sich das Empfinden nämlich deutlich, wenn die ersten zwei, drei Steps geschafft sind. Wenn ich nach 5 Steps immer noch nicht komplett einbeining weitermachen kann, pausiere ich mit dem kranken Bein und nehme erstmal das gesunde dran. Danach kann ich die fehlenden Wiederholungen mit dem kranken Bein meist problemlos nachholen. Bei den nachfolgenden Wiederholungen der gesamten beschriebenen Sequenz von 12 bis 15 Steps habe ich meist keine (unerträglichen) Probleme mehr. Wenn doch mal, dann auch wieder nur anfängliche, minimale dosierte Unterstützung mit dem anderen Bein. Auf komplette beidbeinige Ausführung musste ich bisher erst ein einziges Mal zurückgreifen, nämlich am Morgen nach einer (meiner hoffentlich letzten !) läuferischen Übertreibung.

---

Das Wadendehnen an der Wand mache ich wie folgt: 50 cm vor der Wand aufstellen, beide Hände an die Wand. Den Fuß mit der zu dehnenden Wade weiter nach rückwärts setzen, wobei das Bein maximal gestreckt bleibt und die Fußsohle flach auf dem Boden. Den Kopf vor bis an die Wand, so dass Kopf, Rumpf und betroffenes Bein eine gerade Linie bilden und die Fersen fest an den Boden gedrückt sind. Letzteres ist durch entsprechenden Armdruck sicherzustellen. Das Ganze erfordert sicher ein bisschen Ausbrobiererei, bis man die richtigen Abstände gefunden hat. Es hat sich genau so aber für mich als vorteilhaft herauskristallisiert, weil dabei die Chancen zum "Selbstbetrug" durch halbherzige Streckungen minimiert sind.

Früher konnte ich diese Übung regelmäßig so durchführen, dass zwischen den Zehen des gestreckten Beins und der Wand ca. 85 cm frei waren (wie gesagt, immer alles maximal gestreckt). Jetzt nach einigen Wochen speziellen Trainings zur AS muss ich den Abstand schon auf 110 cm vergrößern, um das typische leichte Ziehen beim Strecken der Wade zu verspüren. Von daher glaube ich, dass ich so wirklich eine gute Entlastung der AS erreiche. Wenn's um die AS mal schlechter steht (oder eben oft auch morgens nach dem Aufstehen), sind 110 cm illusorisch und ich muss erstmal auf 90 oder gar 80 cm verkürzen. Insofern ist mir der maximale Abstand, bei dem ich die Übung mit blitzsauber gestreckter Haltung von Körper und Bein noch ausführen kann, auch ein guter objektiver Gradmesser dafür, wie's gerade um meine AS steht.

Zusätzlich soll man ja auch noch die untere Wadenmuskulatur (Schollenmuskel) dehnen, die ebenfalls an der AS zieht. Da habe ich schon immer weniger Probleme gehabt und das auch ziemlich vernachlässigt. Jetzt aber, wo ich alles 110%ig machen möchte, führe ich auch diese Übung gewissenhaft aus. Der betroffene Fuß bleibt hier deutlich näher an der Wand, der andere geht sogar noch weiter vor. Das betroffene Knie wird nun leicht gebeugt, also eine einbeinige Kniebeuge mit etwas Entlastung durch das andere Bein. Anders als die üblichen Darstellungen dieser Übung muss ich sehr tief heruntergehen, um überhaupt irgendetwas in unterer Wade oder AS zu spüren. Ich finde daher, dass mir diese Übung praktisch gar nichts bringt. Aber wie gesagt, ich zwinge mich dazu, um nur ja nichts auszulassen...

LG Christoph

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So, weiter im Text - heute bin ich mal wieder sehr redselig.
geebee hat geschrieben:Meine (bisher gescheiterte) Anfahrstrategie:
  • Auf Schmerzfreiheit warten (keine Behinderung beim Gehen, kleiner Druck darf da sein, Pinch-Test darf nicht schmerzhaft sein)
  • x Tage pausieren
  • 2 km Gehen, 1 km Laufen, 2 km Gehen (bilde mir ein, dass das Gehen hilft)
  • 1 Tag Pause
  • 1 km Gehen, 3 km Laufen, 1 km Gehen
  • 1 Tag Pause
  • 5 km Laufen
  • Normales Training wieder aufnehmen.
  • Wenn wieder Schmerzen auftreten, x verdoppeln.
2 Mal habe ich diesen Zyklus gestartet, beim ersten Mal (nach 2 Pause Tagen) traten nach dem 3-km-Lauf wieder Schmerzen auf, beim zweiten Mal (nach 4 Tagen) Pause ging der 3-km-Lauf super, beim 5-km-Lauf traten nach 4 km Schmerzen auf. Jetzt befinde ich mich in Tag 2 einer 8-tägigen Pause, bin mir jedoch nicht mehr sicher, ob diese Strategie zum Ziel führt. Die ganze Zeit natürlich über den Tag verteilt Treppenübung, beidbeinig hochdrücken, 2 Sekunden in dieser Position verharren, unter Niveau der Treppenstufe absenken, 15 Wiederholungen.
Wie genau sieht denn dein "Laufen" aus. Normales (natürlich ruhiges) Tempo ? Oder etwas noch deutlich stärker Zurückgenommenes ?

Seit ich das Problem habe (nunmehr 5 Wochen), versuche ich, die Belastung beim Laufen zu minimieren. Kein Tempo, keine Bergaufläufe - kurz gesagt ist alles verboten, was einen kräftigen Fußabdruck nach hinten heraus erfordert. Das führt zu einem jämmerlichen Tempo (bei mir derzeit zwischen 8:00 und 8:30/km). Aber jeder Versuch, schneller zu laufen führt zu Schmerzen an der AS, die teuflischerweise zwar während des Laufs noch gut erträglich wären, anschließend aber einen Rückschlag von Tagen bedeuten.

Ich versuche daher, aus der Not eine Tugend zu machen und meine Lauftechnik bei niedrigem Tempo (= früher immer nur jämmerliches Geschlurkse, wenn langer Lauf viel zu lang war) zu verbessern. Ich muss dazu etwas ausholen. Habe Ende Mai die Laufbibel von Marquardt gelesen und insbesondere das Kapitel über den Mittelfußlauf verschlungen. Das war für mich alles einleuchtend und da ich bei "guten" Läufern immer genau das sehe, was Marquardt beschreibt, begann ich, meinen Stil in diese Richtung zu verändern. Landung nicht mehr mit vorgestreckter Ferse in Bewegungsrichtung (=Bremse), sondern kurz vor dem Körperschwerpunkt während des bereits beginnenden Rückschwung des Unterschenkels. Dies erfordert kürzere Schritte ("vorne kurz, hinten klang") und damit eine höhere Schrittfrequenz. Diese wiederum wird gefördert durch ausgeprägte Armarbeit entsprechender Frequenz. Allerdings bin ich bisher nicht soweit gekommen, wirklich mit dem Vorfuß oder dem flachen Mittelfuß zu landen. Wohl aber hat sich meine extreme Fersenlandung mit (bei hohem Tempo) gestrecktem Bein entschärft zu einer recht flachen Fersenlandung kurz vor dem Schwerpunkt, bei leicht gebeugtem Kniegelenk, so dass die Landung sofort von der Muskulatur (statt ausschließlich vom Meniskus) abgefangen werden kann. Frühere Knieprobleme sind seitdem zurückgegangen.

Interessanterweise plädiert Marquardt bei Achillesproblemen übrigens nicht für den Mttel- oder gar Vorfußlauf, sondern genau für jenen entschärften Fersenlauf, wie ich ihn oben beschrieben habe. Allerdings muss bei meinem Stand der AS-Probleme momentan der feste Fußabdruck nach hinten raus unterbleiben. Alles andere aber, was ich bei Marquardt lese, scheint meiner AS entgegen zu kommen, als da wären:
  • kürzere Schritte durch hohe Schrittfrequenz
  • Landung auf der flachen Ferse (statt vorgestreckt) mit sofortigem Übergang auf den Mittelfuß
  • Landung in der beginnenden Rückwärtsbewegung des Unterschenkels (statt Abbremsen der Vorwärtsbewegung durch die Ferse des Gestreckten Beins)
  • Aufrechte Kopf- und Körperhaltung
  • unterstützende Armarbeit
Ich versuche daher, bei jedem Lauf genau auf diese Elemente zu achten und meine Lauftechnik so zu optimieren, dass die Achillessehne weitestmöglich Ruhe gibt. Da an Tempoarbeit oder andere Ablenkungen derzeit sowieso nicht zu denken ist, ist mir 100%ige Konzentration auf den Laufstil derzeit gerade recht. Auf diese Weise schaffe ich derzeit jeden zweiten Tag 6 km in 8:30/km.

Lange Laufpausen bringen mir - wie U_D_O oben schon ausgeführt hatte - übrigens gar nichts. Einmal hatte ich 2 Wochen pausiert und konnte im Alltag trotzdem nur humpelnd gehen. Der erste Versuch, wie beschrieben langsam mit kurzen Schritten zu laufen, ging dann besser als mein normales Gehen. Der Schlüssel liegt wohl tatsächlich darin, beim Laufen die Belastung zu minimieren und in der Zeit zwischen den Läufen die Waden und AS gezielt zu behandeln.

LG Christoph

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geebee hat geschrieben:Jetzt befinde ich mich in Tag 2 einer 8-tägigen Pause, bin mir jedoch nicht mehr sicher, ob diese Strategie zum Ziel führt.
Ich hatte es weiter oben schon mal erwähnt, ist aber untergegangen: Sehr hilfreich für mich sind Cross Friction Selbstmassagen, wie sie z.B. hier gezeigt werden. Die mache ich nach jedem Durchgang aus Treppen- und Dehnübungen. Regelmäßiges Abrollen der Waden mit der Blackroll gehört bei mir jetzt auch dazu. Nachdem das anfangs wie ganz oben berichtet unerträglich war, ist es jetzt nur noch lästig - also muss es ja irgendwas bewirkt haben ... :D

Last not least: Dieser interessante Beitrag differenziert seine Therapievorschläge je nach Schmerzintensität und betont zudem ebenfalls, dass Sport weiter möglich ist, wenn die Belastung begrenzt wird.

LG Christoph

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RunningPotatoe hat geschrieben:Lange Laufpausen bringen mir - wie U_D_O oben schon ausgeführt hatte - übrigens gar nichts. Einmal hatte ich 2 Wochen pausiert und konnte im Alltag trotzdem nur humpelnd gehen.
:dagegen: Von dir so zitiert zu werden, da muss ich dann doch energisch reingrätschen, weil das zu Missverständnissen oder Missinterpretationen meiner Aussagen geradezu auffordert.

Ich habe keinesfalls davon gesprochen, dass man unter Schmerzen laufen soll! Es versteht sich von selbst, dass der akute von der Entzündung ausgelöste Schmerz abgeklungen sein muss, bevor man wieder mit dem Laufen beginnt. Wenn jemand schon beim Gehen humpelt, sollte er keinesfalls Laufen.

Wenn Schmerzfreiheit eingetreten ist, dann kann man wieder mit Laufen beginnen. In diesem Fall sollte man nicht erwarten, dass das Problem durch Heilung einfach so verschwindet. Man wird die A-Sehne wieder spüren und das vermutlich eine ganze Weile. Es ergibt nur keinen Sinn nach Schmerzfreiheit weitere zig Wochen abzuwarten. Auch nach so einer langen Zeit wird die A-Sehne sich wieder melden, wenn die Belastung einsetzt.

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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U_d_o hat geschrieben: :dagegen: Von dir so zitiert zu werden, da muss ich dann doch energisch reingrätschen, weil das zu Missverständnissen oder Missinterpretationen meiner Aussagen geradezu auffordert.
Sorry, da habe ich dich falsch verstanden. War nicht meine Absicht, deine Aussage "bestimmungswidrig zu instumentalisieren".

LG Christoph

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RunningPotatoe hat geschrieben:[..]"willkommen im Club" wäre jetzt wohl genauso unpassend wie dein an mich verliehener Titel "Experte"[...]
Hallo Christoph,

trotz Anführungszeichen und Smiley war der "Experte" durchaus respektvoll gemeint, weil Du das Thema sehr akribisch (soll ich sagen "ingenieurhaft" ?) angehst. Das hilft mir sozusagen als Anfänger auf diesem Gebiet bei der Suche nach Beschreibungen, die auf meinen Fall passen. Das mit der Pause habe ich genau so verstanden, wie es Udo noch einmal dargelegt hat, es war nicht missverständlich formuliert.

Ganz herzlich Dank für Deine sehr ausführliche Antwort, ich werde mich da jetzt einmal durchackern, habe ja jetzt genug Zeit (Urlaub und Laufpause).

Das Herstellen von Schmerzfreiheit ist momentan noch leicht, bisher bin ich zweimal massiv gehumpelt, nach zwei Tagen war ich wieder schmerzfrei. Schwieriger wird es, den Wiedereinstieg hinzubekommen, es ist mir nicht verständlich, warum, nachdem 3 km Laufen im Wohfühltempo (das sind bei mir ca. 6:00 min/km, langsamer möchte ich gar nicht) funktioniert haben, nach weiteren 48 Stunden Pause nicht auch 4 km schmerzfrei gehen sollten. Momentan fällt mir da nur ein, die Pause zu verlängern bzw. das Laufen durch ein Aufwärmtraining und Gehen vorzubereiten. Sollte das beim nächsten Mal nach 8 Tagen Pause nicht fruchten, werde ich erst einmal ein paar Mal 3 km laufen, bis ich mich traue, die Belastung zu erhöhen. Auf der anderen Seite: Wenn ich jetzt wieder Monate benötige, um auf ein Minimum von 20 - 25 Wochenkilometer zu kommen, stets vor Augen, dass die Sehne jederzeit wieder mucken kann, bin ich raus, dieses Die-Grenze-Von-Null-In-Minimalsten-Schritten-Verschieben-Aber-Nicht-Genau-Wissen-Wann-Es-Dich-Wieder-Raushaut habe ich viele Jahre mit betrieben, wirklich, wirklich, wirklich keinen Bock mehr.

Dir wünsche ich natürlich auch, dass Du diese Plage überwindest und wieder nach Belieben laufen kannst.

:winken:

Gee

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geebee hat geschrieben:Schwieriger wird es, den Wiedereinstieg hinzubekommen, es ist mir nicht verständlich, warum, nachdem 3 km Laufen im Wohfühltempo (das sind bei mir ca. 6:00 min/km, langsamer möchte ich gar nicht) funktioniert haben, nach weiteren 48 Stunden Pause nicht auch 4 km schmerzfrei gehen sollten. Momentan fällt mir da nur ein, die Pause zu verlängern bzw. das Laufen durch ein Aufwärmtraining und Gehen vorzubereiten.
1. Dein Wohlfühltempo muss nicht das selbe sein mit dem sich deine Sehne wohl fühlt :wink:
2. Laufpause bringt leider auch nicht Besserung = Die Dauer und Intensität der Belastung ist entscheidend.
3. Wenn alle Stricke reißen, dann müssen es viele 3-km-Läufe sein und eine Steigerung bringt erst mal nichts
4. Viel Geduld ist leider die wichtigste Tugend bei der Achillesseuche

Gute Besserung wünsche

Gruss Tommi

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dicke_Wade hat geschrieben:1. Dein Wohlfühltempo muss nicht das selbe sein mit dem sich deine Sehne wohl fühlt :wink:
2. Laufpause bringt leider auch nicht Besserung = Die Dauer und Intensität der Belastung ist entscheidend.
3. Wenn alle Stricke reißen, dann müssen es viele 3-km-Läufe sein und eine Steigerung bringt erst mal nichts
4. Viel Geduld ist leider die wichtigste Tugend bei der Achillesseuche

Gute Besserung wünsche

Gruss Tommi
Hallo Tommi,

vielen Dank für die Wünsche.

Du hast schon recht, es gibt viele Schrauben: Die Länge der Laufpause, die Länge der Belastung, die Intensität der Belastung, die Übungen dazwischen. Schwierig (schwieriger als ich anfangs dachte), sich daraus einen Algorithmus zu basteln.

Würdest Du sofort bei Schmerzfreiheit wieder laufen oder eine Karenzzeit einbauen ?

Wie entscheidest Du, wann Du die Belastung (entweder Länge oder Tempo) wieder erhöhen kannst ? Irgendwann muss man ja etwas riskieren und sich von dem etablierten Niveau, auf dem man schmerzfrei laufen kann, wegbewegen.

Wenn Du dann wieder Schmerzen bekämest, würdest Du wieder bei Null (Laufpause) anfangen oder auf dem etablierten Niveau ?

Gee

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RunningPotatoe hat geschrieben:Last not least: Dieser interessante Beitrag differenziert seine Therapievorschläge je nach Schmerzintensität und betont zudem ebenfalls, dass Sport weiter möglich ist, wenn die Belastung begrenzt wird.
So, ich bin diesbezüglich noch ein bisschen schlauer geworden. Ich hatte dem Autor dieses Leitfadens heute die Frage gestellt, welcher Schmerz es sei, den man nach 0 bis 10 klassifizieren solle - in Ruhe, beim Gehen, beim Laufen: Antwort (nach wenigen Stunden !): "Es zählt der stärkste provozierbare Schmerz, egal wie. Wichtig ist, dass Sie sich im Einbeinstand absenken und beidbeinig anheben. Umgekehrt verschlimmert sich die Sache."

Bin am Überlegen, ob ich bei dem Herrn mal vorstellig werden sollte. Pforzheim ist keine Weltreise von mir entfernt.

Oder kennt jemand zufällig einen guten (Lauf-)Sportarzt im Raum Heilbronn mit Kassenzulassung ?

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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geebee hat geschrieben:... es ist mir nicht verständlich, warum, nachdem 3 km Laufen im Wohfühltempo (das sind bei mir ca. 6:00 min/km, langsamer möchte ich gar nicht) funktioniert haben, nach weiteren 48 Stunden Pause nicht auch 4 km schmerzfrei gehen sollten ...
Hallo Gee,

im "Umgang" mit dem menschlichen Körper und damit auch bei der Bewältigung von orthopädischen Problemen hilft stringente Logik nur bedingt weiter. Natürlich ist es so, dass man nach abgeklungenem Schmerz (Heilung?) mit Maß beginnen sollte und danach mit Maß (also "sehr mäßig") steigert, um den Teufel im Gebein nicht zu wecken. Ich habe eine Menge Erfahrungen mit solchen Teufeln. Viel mehr als mir lieb ist. Und alle diese Erfahrungen laufen darauf hinaus, dass der Körper, die ehedem (oder immer noch) erkrankte/beschädigte Stelle, sich danach auch mal unvermittelt, wider alle Logik, melden kann. Es gibt keine Erklärung dafür, dass ich - nach Überwinden eines Problems - in einer harten Trainingswoche gar nichts an besagter Stelle spüre und in der Woche danach, einer super erholsamen Regenerationswoche der tot geglaubte Drecks-Teufel aus seinem Loch kriecht und mich hönisch auslacht. Dennoch habe ich solche Effekte immer wieder erlebt. Wenn ich sage: Es gibt keine Erklärung dafür, dann ist das natürlich nur bedingt richtig. Wahrscheinlich gibt es eine, nur kenne ich sie in jenen Momenten nicht.

Bei allen "Schäden am Laufapparat" hat mir letztlich eines geholfen: Mein Durchhaltevermögen! Der feste Glaube daran, dass ich die Verletzung letztlich überwinden werde. In diesem Sinne hilft es natürlich so oft "beschädigt" gewesen zu sein: Ich habe jedes Mal Recht behalten und schaffe es deshalb auch beim nächsten Mal ...

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Hallo Udo,

schön, dass ich sozusagen im direkten Kontakt mal danke sagen kann für die unendliche Geduld, mit der Du auf Hilfesuchende eingehst und für die Eigenschaft, auch bei sich gleichenden Problemstellungen immer wieder eine individuelle Antwort zu finden.
U_d_o hat geschrieben:[...] Ich habe eine Menge Erfahrungen mit solchen Teufeln [...]
Ich bin (leider) ein bisschen verwöhnt aus meinem ersten und zweiten Läuferleben, fast 30 Jahre - wenn auch mit Pause - ohne eine einzige Blessur.
U_d_o hat geschrieben:[...] wider alle Logik [...]
Ja, das mag ich gar nicht ... :D
U_d_o hat geschrieben:[...] Der feste Glaube daran, dass ich die Verletzung letztlich überwinden werde. [...]
Du hast Recht, nicht anderes beschleunigt den Heilungsprozess mehr.

Morgen geht es mit angepasster Strategie wieder auf die Piste, bleibt ja nichts anderes übrig ... (Tommi würde jetzt "soooiiifz" schreiben).

Gee

PS: Auch Dir natürlich gute Genesung nach Deiner 24-Stunden-Hölle (ich habe den Laufbericht mit sehr gemischten Gefühlen gelesen).

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RunningPotatoe hat geschrieben:
Lange Laufpausen bringen mir - wie U_D_O oben schon ausgeführt hatte - übrigens gar nichts. Einmal hatte ich 2 Wochen pausiert und konnte im Alltag trotzdem nur humpelnd gehen.
Zwei Wochen sind nun alles andere als lang! Mal zur Einordnung: Nachdem ich mehrere Monate moderat weitergelaufen bin, habe ich, nachdem auf dem MRT das zwischenzeitliche Aumaß der Entzündung zu sehen war, eine komplette Pause eingelegt. Bis die Schwellung vollständig weg war, dauerte es neun Monate.

Soweit immer wieder darauf hingewiesen wird, dass moderate Bewegung gut sei: Bewegung im Alltag ist ja nun in der Regel vorhanden.

Auf Lauftechnik würde ich mich im Moment auch nicht unbedingt konzentrieren.

Gruß
Markus

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geebee hat geschrieben:(Tommi würde jetzt "soooiiifz" schreiben).
Ich dürfte der Letzte sein, der anderen mangelnde Geduld und Vernunft vorwerfen kann :D Am Ende musst du auf die Signale deines Körpers achten. Wie Udo schon schrub, Logik ist nicht immer die Sprache des Körpers.

Is halt leider so, hat eine Strategie nicht funktioniert und führt zum Rückfall, muss die nächste probiert werden. Und noch leiderer ist es so, dass eine einmal erfolgreiche Strategie beim nächsten mal versagen kann.

Weiterhin alles Gute der Sehne.

Gruss Tommi

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Hi !

Ich darf mich hier hoffentlich als "Leiderauchbetroffener" zum Thema melden und mit einer Frage anhängen.

Vor der Frage kurz zum Stand der Dinge bei mir:

Ich hatte bereits seit dem Frühjahr Schmerzen an beiden Füßen in Bereich der Achillessehnen.
Und zwar links und rechts ein wenig unterschiedlich. Am linken Fuß eher die "gesamte" Achillessehne. Am rechten Fuß hingegen die eher im "unteren" Ansatz und irgendwie gefühlsmäßig "tiefer" im Fuß liegend.
Beide Achillessehnen sind druckempfindlich, vorsichtiges Zusammendrücken verursacht Schmerzen.
Meine Strategie war, einfach weiter zu machen mit meinem Training und zu hoffen, dass sich die Situation wieder bessert.
Das war - leider erwartungsgemäß - nicht der Fall. Zwischenzeitlich sind die Schmerzen so groß, dass ich seit meinem letzten HM am 23.08.2015 mit dem Laufen pausiere.
Wann habe die Schmerzen ?
In der Früh nach dem Aufstehen - da komm ich kaum die Treppe herunter.
Dann wird es im Alltag besser - ein wenig spür ich beide Sehnen aber trotzdem ständig und immer - durch leichtes Ziehen machen sie sich bemerkbar.

Wenn ich etwas weiter / länger gehe, werden die Beschwerden immer stärker. Wobei ich "weiter" etwa mit einem Fußmarsch über 1,5 km (!) leicht ansteigend definiere.


So kann es also nicht weiter gehen ...

Nun zu meiner Frage:
Die Beschwerden sind, seit ich pausiere, geringer geworden, aber halt wie beschrieben immer noch da und jederzeit "abrufbar".
Kann / soll ich trotzdem bereits jetzt mit Treppensteigen als Therapie beginnen ?

Sozusagen als Ergänzung zu den anderen Maßnahmen, welche ich seit Beginn meiner Laufpause setze - also mehrmals täglich kühlen, Anwendung Traumeel - Salbe und Pastacool-Salbe, Traumeel-Tabletten.

LG und besten Dank für eure Hilfe !

Michael

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geebee hat geschrieben:PS: Auch Dir natürlich gute Genesung nach Deiner 24-Stunden-Hölle (ich habe den Laufbericht mit sehr gemischten Gefühlen gelesen).
Den habe ich selbst inzwischen auch noch mal mit sehr gemischten Gefühlen gelesen ... :zwinker5: Und doch weiß ich: In ähnlicher Situation wurde ich wieder hoffen, dass alles gut geht und den Griff nach den Sternen wagen. So bin ich nun mal. Nicht verantwortungslos gegenüber dem eigenen Körper, aber eben am Limit laufend. Sozusagen auf einem schmalen Grat "tänzelnd" und da passiert es dann schon Mal, dass man aus- und abruscht ... :nick:

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo
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PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Läufer66 hat geschrieben:So kann es also nicht weiter gehen ...
Hallo Michael,

ich lese eine Menge von eigenen Aktivitäten (manche durchaus sinnvoll) kontra Achillodynie - denn so heißt deine Verletzung! (Achtung: Es IST eine Verletzung) -, jedoch nichts von einem Arztbesuch. Aber du warst doch sicher dort ... Oder etwa nicht???

Gruß Udo
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Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h
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