Ich bin Lucas, 21 Jahre alt, 179 cm groß, wiege zwischen 72 und 75 kg und studiere in Hamburg.
Meine Vorgeschichte (Wieso barfuss laufen?):
(* für die Überspringer: Alles im Zitat ist die Vorgeschichte)
Im März 2015 habe ich mit dem Laufen angefangen.Bevor ich angefangen habe zu studieren war ich freiwillig 11 Monate bei der Bundeswehr.
Als ich damals 2013 nach der Grundausbildung wegen Schmerzen im linken Knie keine
Treppen mehr rauf- oder runtersteigen konnte stellte man , auf Basis gemachter MRT-Bilder,
einen Knorpelschaden Grad 3 fest.
Ich erinnere mich noch genau an die bizarre Begegnung mit meinem Truppenarzt
nachdem ich diese Diagnose gestellt bekommen hatte:" Sie sind so blöd mit so einer Verletzung zum Arzt zu gehen,
eine Karriere beim Bund können sie jetzt vergessen!"
Er hat mich dienstuntauglich geschrieben und mich in die Reha übergeben.
In der Reha habe ich eine Menge an verschiedenen Kraft- und Gleichgewichtsübungen machen müssen,
auch wenn das teilweise sehr scherzhaft war habe ich oft meinen Vergnügen damit gehabt und das aus ganz einfachem Grund:
Während in der Ausbildung fast ausschliesslich in dicken Lederstiefeln trainiert wurde ,
wurde jetzt jede Übung barfuss ausgeführt.
Vor allem bei den Gleichgewichtigsübungen macht es einen riesigen Unterschied ob man barfuss ist oder nicht.
Man spürt plötzlich Teile seines Fußes von deren Existenz man vorher nur in Büchern der Anatomie lesen hätte können.
Und Außerdem ist man in besagten Übungen barfuss auch einfach viel leistungsfähiger.
Laufen ist bei einer solchen Verletzung aber absolut nicht möglich.
Mir war nur klar, dass ich das Barfusslaufen, sobald mein Knie es mir wieder erlaubt, unbedingt mal gründlich testen möchte....
Natürlich habe ich mir vorher eine 200 € Pulsuhr gekauft, ich bin ja schiesslich fast Profi.
Außerdem hat eine Laufbandanaylse ergeben, dass ich mich auf jeden Fall in Highheels bewegen muss,
damit ich mit meinen verkrüpelten Füßen überhaupt laufen kann. Die schönen Treter waren auch gleich
im Angebot, nur 169€! Der Traum eines jeden Studenten. Naja eigentlich bin ich nicht hier um anzugeben,
sondern um mich auszuheulen: Ich laufe JEDE Woche 2 mal 10 Minuten lang mit einem Puls von 145
und werde einfach nicht schneller!! HILFE!!! WAS MACHE ICH FALSCH?
Ach ja und mein Maximalpuls ist 145 und mehr als 10Minuten 2 mal die Woche Zeit habe ich auch nicht,
also bitte nur hilfreiche Ratschläge geben.
Ok Spaß bei Seite, bevor man mich versucht umzubrigen... Aber ist schon lustig was man hier im Forum so lesen darf.
Ich wollte damit niemanden beleidigen, die Herzfrequenz-Posts sind aber auch zu gut um sich nicht darüber lustig zu machen.
So jetzt mal im Ernst,
ich wollte das Barfusslaufen wie in der Vorgeschichte beschrieben unbedingt mal ausprobieren und habe damit wirklich erst
diesen Sommer angefangen und das als fast absoluter Laufanfänger*1.
Eigentlich soll man sich ja langsam an das Barfusslaufen gewöhnen und nur kleine Strecken
in langsamen Tempo am besten über Grass joggen, damit sich die Fußsohle langsam wieder
an ihre natürliche Aufgabe anpassen kann. Aber mal ganz ehrlich:
Wie langweilig ist das den?
Ich wohne zu meinem Vorteil nur einen halben Km vom Stadtpark entfernt
und hab so eine schöne 5-10 Km Stecke direkt vor der Haustür mit relativ wenig Asphaltanteil.
Mit Vollgas barfuss über den Asphalt, das ist ein Gefühl wie Fliegen.
Deswegen passt das Wort "Training" auch so schlecht zu meinen Läufen,
es ist viel mehr ein Erlebnis mit dem Ziel sich selber zu quaelen, weil es halt Spaß macht.
Es hat mich dann auch weniger gestört, dass ich zu Beginn nicht mehr als 3 Km geschafft habe.
Wenn man danach wieder eine neue Blase hat oder auf einen kleinen Stein gesprungen ist
und einen blauen Fleck an der Fußsohle bekommt, fühlt es sich trotzdem nach Leistung an,
ach ja und der Teil, dass man kaum noch Luft bekommt.
Es hat mich dann aber auch überrascht wie schnell sich die Füsse angepasst haben,
nach 4 Wochen habe ich kaum noch Blasen bekommen,
nach 8 Wochen war Asphalt mein Liebingsuntergrund
und heute hab ich so eine Lederhaut unter den Füßen, dass die selbst nach einem TempoHM-Lauf durch den Dreck um die Außenalster kaum schmerzen.
Naja gut ok, das könnte auch daran liegen, dass nach so einem Lauf fast alles Andere richtig weh tut.
Wenn ich das nächste mal so einen Lauf mache, kann ich ja ein paar BeweisFotos machen.
Scheint für Manche nämlich echt unvorstellbar zu sein, dass man sich barfuss nicht die Füße zerfleischt.
Ich wollte Barfusslaufen nur ausprobieren, heute bin ich mir sicher,
dass ich nie wieder Lauf-Schuhe anziehen werde. Zumindest nicht für einen Lauf in der Stadt oder durch den Dreck.
Ich ziehe nächsten Monat in den Harz um, mal sehen ob die Wälder dort mich wieder in Schuhe zwingen,
aber ich wüsste nicht warum. Ich bin flexibler, mobiler , ich kann meine Umgebung nicht nur sehen,
ich kann sie fühlen. Ich laufe mit 180 Schritten/min. und mehr und es macht einfach nur Spaß, obwohl ich langsam bin.
Das ist auch der Grund warum ich auch mal im Regen oder Nachts unterwegs bin.
Laufen ist für mich Abenteuer.
Es ist völlig egal wie weit ich laufe oder wie schnell, ob ich besser geworden bin oder schlechter,
ich weiß nur, dass ich wieder rausgehe, wenn meine Waden aufhören zu jaulen.
Meine Ausdauer ist schlecht und schnell bin auch nicht, aber wenn interessiert das?
Ja es wäre schon mal schön einen Ultra zu laufen, ein ultimatives Abenteuer,
aber ich bin ja noch jung und kann meinem Körper ein paar Jahre Vorbereitung gönnen.
Hauptsache man kann sich quaelen, Spaß haben und verletzt sich nicht. Das ist doch das Wichtigste beim Laufen oder?
Und deswegen laufe ich barfuss.
Grüße aus Hamburg
Lucas
*1= Ich habe 2014 fast alle meine Läufe mit der NikeRunning-app mitgeschnitten und das waren über die hintere Hälfte des Jahres knapp über 40 Km, ich bin also noch fast nie gelaufen.