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Natural Running bei Anfängern

Natural Running bei Anfängern

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Hallo,
zunächst eine kurze und knackige Vorstellung meiner Seite:
- 28 Jahre alt, männlich / 1.80m / 85kg / Überpronation / Schuhe: Asics Gel-Super J33 (vorher Adidas-Stabischuhe)
- wieder dabei seit Mitte August 2015
- sportliche Aktivität über die letzten Jahre: 1 Jahr Mannschaftsfußball (2013), habe ich wegen Adduktorenproblemen und Umzug aufgegeben (zu Jugendzeiten, die jetzt lange her sind.. leistungsorientiert Fußball (3-4x Training die Woche / bis zu 2 Spiele)

Laufe z.Zt. 3 Einheiten die Woche / jeweils 1 Tag Regenartion / Rhytmus entweder Mo, Mi, Fr oder Di, Do, Sa.
- Pensum: aktuell 30min / Einheit
- Pace: 6:30min/km (gestartet bei 7:20)
- Laufgrund: Asphalt / Stadt

Meine Motivation zieht sich aus Spaß am Laufen und insbesondere an dem Hang sich selbst zu fordern (aus Fußball Zeiten ist auch hängengeblieben, sich teilweise übergebührend zu vorausgaben) Habe jetzt seit einer Woche Vertreter der Natural Running Schuhe, die mir äußerst gut beim laufen gefallen. Die Leichtfüßigkeit verbunden mit der Stabilität finde ich sehr gut. Im Gegensatz zu meinen vorherigen schweren Stabi-Schuhen von Adidas muss ich mich bei der Pace mit der eigenen Begründung nicht zu stark zu steigern, immer wieder einbremsen.

Habe jetzt diverse Aussagen gelesen, dass das Natural Running für Anfänger (wozu ich mich definitiv zähle) nicht so gut geeignet ist (u.a. fehlende Dämpfung). Ich möchte mein Bewegungsapparat (Sehnen etc.) nicht überfordern, sodass ich aktuell noch bei meinen 30min/Einheit bleibe (obwohl mehr Luft da ist..).

Mein Plan für die Zukunft sieht wie folgt aus: 10% (bezogen auf die Zeit) pro Woche steigern. (Pace erst mal beibehalten?) Soll ich den Fokus auf die Dauer legen? Auf meinen Laufstil achte ich ehrlicherweise weniger - bis auf leichten Muskelkater am Regenerationstag habe ich keine Probleme.

Für Tipps bin ich natürlich sehr dankbar. Insbesondere auch für Einschläge zum "Natural Running" (was ja durchaus kontrovers diskutiert wird.)

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Ich sehe da ehrlich gesagt noch keine Gefahr, dass du dich zu schnell steigerst. Du läufst eine halbe Stunde in 6:30er-Pace, das sind keine fünf Kilometer in einem für einen jungen Mann ohne allzu nennenswertes Übergewicht eher albernen Tempo. Im Vergleich zu dem, was vermutlich im Fußballtraining gemacht, muss das doch eine furchtbare Schleicherei sein, oder schätz ich das falsch ein?

Ich kann mit Modebegriffen wie "Natural Running" nicht viel anfangen, ist damit nicht allgemein das Laufen mit wenig gedämpften und gestützten Schuhen gemeint? Wenn ja: Mach das. Ich bin in etwa deine Gewichtsklasse, etwas leichter, etwas kleiner, und ich lauf in derartigen Schuhen ~ 50 km in der Woche. Allerdings mach ich auch viel Stabilitätstraining für die Füße, viele Barfuß-Einheiten auf der Bahn oder der Wiese in der Mitte und viel Athletiktraining für geschmeidige Muskeln.

Anmerkung: Mir ging es nicht darum, dein Tempo zu kritisieren, sondern dir aufzuzeigen, dass du dich 1. vorbildlich steigerst, 2. ganz sicher noch bei weitem nicht am Limit läufst und deshalb 3. ruhig etwas mehr Gas geben darfst.

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Hi :winken: .

Speziell für Dich passt das wunderbar. Gewöhnung an Natural Running mit 15 km in der Woche :nick: . Deine Steigerungsraten sind schulbuchmäßig - vielleicht nach jeweils 4 Wochen eine Woche lang nur die Hälfte der Vorwoche.

Knippi

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Hype hat geschrieben:Asics Gel-Super J33
Insbesondere auch für Einschläge zum "Natural Running" (was ja durchaus kontrovers diskutiert wird.)
Mag ja sein, dass Asics aus PR-Gründen diesen Schuh zur Natural Running-Kategorie zählt, aber ich seh da viel Technik und eine Pronationsstütze, also eher das Gegenteil von natürlich. Siehe z. B. hier:
Synthetic
Imported
Rubber sole
FluidAxis anatomically-correct flex grooves
F.A.S.T. Ride responsive SoLyte midsole
F.A.S.T. Sole minimal outsole in high-abrasive areas
F.A.S.T. Drop low heel-to-toe differential
F.A.S.T. Heel hugs the foot
Fleet-footed and supportive of mild to moderate over pronation, this lightweight running shoe from ASICS revitalizes your workout.
Daher verstehe ich nicht, worum es dir geht. Meinst du mit Natural Running laufen in diesem Stabilschuh, oder willst du demnächst mit Natural Running ohne Schuhe oder mit Minimalschuhen beginnen?
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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D-Bus hat geschrieben:Mag ja sein, dass Asics aus PR-Gründen diesen Schuh zur Natural Running-Kategorie zählt, aber ich seh da viel Technik und eine Pronationsstütze, also eher das Gegenteil von natürlich. Siehe z. B. hier:
Oh!

Knippi

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@D-Bus: da hat mich Asics wohl in der Tat auf die falsche Fährte geführt. Mir ging es ohne Begriffe zu verwenden einfach darum, dass ich mich mit dem direkten Feedback von der Straße wesentlich besser fühle als in einem "reinen" Stabilitätsschuh und einem "schwammingen" Gefühl. Also wohl dann einfach gesagt, mit einer geringeren Dämpfung. Das scheint in der Tat noch weit vom wirklichen natürlichen Laufen entfernt zu sein (Barfuß / Minimalschuh)

Danke soweit schon für die Einschätzung von Außen. Wie gesagt, die Pace bremse ich bewusst ein. Aber schön zu sehen, dass ich auch moderat daran arbeiten kann. Werde dann den Weg verfolgen, die Dauer und Distanz weiter auszubauen. Im Vergleich zum Fußball mit den vielen Intervallspitzen ist die Belastung natürlich moderat, aber erstmal nicht im Mittelpunkt.

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Dein Nick ist Programm :D !

"Natural Running" ist der Prototyp von einem Hype. Die Industrie hat einen neuen Begriff gebraucht um ein neues Produkt zu platzieren.

Walter
You can only fail if you give up too soon

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viermaerker hat geschrieben:Dein Nick ist Programm :D !

"Natural Running" ist der Prototyp von einem Hype.
Ich hatt's ja nicht so direkt sagen wollen, weil der Kandidat noch neu ist. Aber genau so ist es.
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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Dann passt der Threadname ja umso besser? :wink:

Mich würde viel mehr interessieren, ob ich als Anfänger bei den genannten (moderaten) Steigerungen aufgrund der geringen Dämpfung irgendwann Probleme bekomme. Fühl mich ganz wohl auf dem Asphalt.

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Es geht nicht so sehr darum, was für Schuhe Du trägst, sondern, ob Du wilst, dass die verschiedenen Funktionen, wie Dämpfung und Stützung, (a) vom Schuh oder (b) vom Fuß übernommen werden sollen. Dem entsprechend musst Du dann trainieren, um die Muskulatur passend aufzubauen. Wichtig am Schuh ist nur, dass er Dich nicht daran hindert, so zu laufen, wie Du es möchtest, bzw. er Dich nicht dazu verlockt, es anders zu machen als Du willst.

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Hype hat geschrieben: Mich würde viel mehr interessieren, ob ich als Anfänger bei den genannten (moderaten) Steigerungen aufgrund der geringen Dämpfung irgendwann Probleme bekomme.
Nein.

Knippi

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Orundellico hat geschrieben:Es geht nicht so sehr darum, was für Schuhe Du trägst, sondern, ob Du wilst, dass die verschiedenen Funktionen, wie Dämpfung und Stützung, (a) vom Schuh oder (b) vom Fuß übernommen werden sollen. Dem entsprechend musst Du dann trainieren, um die Muskulatur passend aufzubauen. Wichtig am Schuh ist nur, dass er Dich nicht daran hindert, so zu laufen, wie Du es möchtest, bzw. er Dich nicht dazu verlockt, es anders zu machen als Du willst.
Könntest Du das mal näher erklären? :confused:

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Mich würde viel mehr interessieren, ob ich als Anfänger bei den genannten (moderaten) Steigerungen aufgrund der geringen Dämpfung irgendwann Probleme bekomme. Fühl mich ganz wohl auf dem Asphalt.
Zitat aus Testbericht:
Bei diesem Schuh fallen mir im Test sofort zwei Eigenschaften auf: die in dieser Kategorie exzellente Dämpfung und das geschmeidige Abrollverhalten.
Der Schuh ist sicher keine schlechte Wahl für einen Laufeinsteiger. Du bist sicher Dein ganzes Leben mit Schuhen unterwegs gewesen, so dass es auch beim Laufeinstieg keine Extremlösung sein sollte.

Ob man Ihn als "Natural Running" Schuh bezeichnen kann, "Natural Running" für Anfänger gut wäre oder was dann das Barfußlauf sein sollte, wenn nicht "Natural" sei alles mal dahingestellt. Dämpfungsmonster sind sicher die schlechtere Wahl und mit größerer Verletzungsgefahr verbunden.

Falls Du längerfristig dabei sein solltest sei noch der Tipp gegeben: Besser als ein paar gute Schuhe sind mehrere verschiedene Paar. Auch mit den Lieblingsschuhen möchte ich nicht jeden Lauf machen und merke sehr deutlich den negativen Effekt einer einseitigen Belastung. Unter anderem aus dem gleichen Grund solltest Du etwas mehr Abwechselung rein bringen mal langsam und länger und mal kürzer und schneller oder Intervalle... ... . Die ungewohnte Belastung führt zu einem größeren Trainingseffekt und möglicherweise dazu, dass Du auf unterschiedlichen Strecken auch unterschiedliche Schuhe bevorzugen wirst.

Viel Spaß!

Matthy
Keep smiling, be optimistic, do something good...

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Plattfuß hat geschrieben:Könntest Du das mal näher erklären? :confused:
Der Fuß hat 26 Knochen, deren Hauptfunktion es ist, zusammen mit den Muskeln ein Fußgewölbe zu bilden, das den Aufprall beim Gehen abfedert. Allerdings wird diese Funktion vom modernen Menschen wenig genutzt, da sie vom Schuh übernommen wird. Die Fußmuskulatur ist dadurch so wenig trainiert, dass sie ihrer Aufgabe nicht mehr gerecht werden kann; wir bekommen Plattfüße. :wink:

Man kann sich aber bemühen, den Fuß aktiver zur Stoßabdämpfung einzusetzen und gleichzeitig seine Muskulatur stärker zu trainieren. Eine Möglichkeit wäre z. B., barfuß zu laufen, oder zumindest einen Schuh mit geringerer Dämpfung zu verwenden. Das hat den "Vorteil", dass es weh tut, wenn man den Stoß nicht stark genug in den Füßen abfedert.

Natürlich kann man das auch mit gedämpften Schuhen tun, nur dann merkt man nicht so deutlich, ob man es richtig macht. Außerdem liegt es bei einem Laufschuh mit Absatz bzw. starker Sprengung - geometrisch - näher, mit der unelastischen Ferse aufzusetzen statt mit dem elastischen Fußgewölbe.

Ich wollte im o. a. Beitrag sagen, dass es wichtiger ist, sich zu entscheiden, den Fuß aktiver einzusetzen und unterstützend gering-gedämpfte Schuhe zu tragen, als - umgekehrt - Minimalschuhe zu kaufen und zu hoffen, dass sich der Laufstil schon von selbst in Richtung "natürliches Laufen" entwickeln würde.

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Hype hat geschrieben: Im Vergleich zum Fußball mit den vielen Intervallspitzen ist die Belastung natürlich moderat, aber erstmal nicht im Mittelpunkt.
Wie sah das denn beim Fußball aus? Da war doch bestimmt nichts mit Pronationsstütze und Extradämpfung... In welchen Schuhen bist du denn da die sicherlich geliebten Waldläufe gelaufen?

Anders gesagt: wenn du 2013 noch halbwegs ernsthaft trainiert hast, kommst du auch in 2015 ohne Spezialsofas aus. An deiner Stelle hätte ich damit erst gar nicht begonnen.

Zum Natural Running Hype: da gebe ich den Vorrednern recht. Im Grunde sagt da die Industrie nur, dass wir von schweren Stabilschuhen auf Leichtgewichtstrainer (oder gleich auf Wettkampfschuhe) umsteigen sollen, und am besten gleich alle Schuhtypen kaufen. Mit "neuem" Denglisch hört sich das ganze gleich viel aufregender an (auch wenn Natural Running aus den 80ern stammt).

Von Marquardt (ein Liebling der Schuhindustrie) gab es gar mal Trainingspläne, in denen bestimmte Einheiten in bestimmten Schuhen (Stabilschuh - Trainer - Leichtgewichtstrainer - Natural Running Shoe) absolviert werden sollten. So kommt man auch zu guten Umsätzen!
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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Orundellico hat geschrieben:Der Fuß hat 26 Knochen
Das will ich nicht ganz so stehen lassen. Ist im Prinzip richtig, aber da gibt es noch die Fußwurzel mit ihren 7 Knochen. Somit kommt man auf 33 Knochen und hat schwubs die Überleitung zum Produktnamen "Asics Gel-Super J33".
Zwar etwas Off-Topic, aber trotzdem immer wieder interessant wie die Industrie so auf ihre Namen kommt.
Gruß Frank

Bild

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Von Marquardt (ein Liebling der Schuhindustrie) gab es gar mal Trainingspläne, in denen bestimmte Einheiten in bestimmten Schuhen (Stabilschuh - Trainer - Leichtgewichtstrainer - Natural Running Shoe) absolviert werden sollten.
Die Pläne sind übrigens gar nicht so übel, wenn man die Schuhempfehlungen ignoriert. :wink:

Letztlich kommt man bei Marquardt pro Trainingstag auf ein paar Schuhe, und diese Empfehlung wird ja mittlerweile von den meisten als fast allgemein anerkanntes "Wissen" angesehen. Mir hat das nie eingeleuchtet, ich trainiere meine Füße durch Barfußlaufen und Barfußübungen und ganz bestimmt nicht durch einen Schuhschrank voller verschiedener Paare.

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Frank1604 hat geschrieben:Das will ich nicht ganz so stehen lassen. Ist im Prinzip richtig, aber da gibt es noch die Fußwurzel mit ihren 7 Knochen. Somit kommt man auf 33 Knochen und hat schwubs die Überleitung zum Produktnamen "Asics Gel-Super J33".
Zwar etwas Off-Topic, aber trotzdem immer wieder interessant wie die Industrie so auf ihre Namen kommt.
Ich habe zwar bei mir noch nie nachgezählt, gehe aber davon aus, dass meine Füße, wie die eines jeden regulär gebauten Homo Sapiens, 26 Knochen (plus zwei Sesambeine) enthalten. 33 sind es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht.
Siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9F# ... ied-de.svg
Die Laufschule Marburg
Twitter
Video-Anleitung zur Selbsthilfe bei Überpronationsproblemen

"Barfuß - das ist ehrlich!" (Zuschauer eines Straßenlaufs in Marburg, während ihn eine Barfußläuferin passiert)

Persönliche Bestzeiten

5.000 m (Bahn) in 21:39 (barfuß) - Bahnlauf des ASC Breidenbach, 6.9.2013
10.000 m (Bahn) in 45:14 (barfuß) - Kreismeisterschaften in Eschenburg-Eibelshausen, 09.10.2015
10 km (Straße) in 46:16 (barfuß) - 31. Marburger Ahrens-Stadtlauf, 29.9.2013
HM in 1:41:53 (barfuß) - 16. Schottener Stauseelauf, 5.10.2013

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Frank1604 hat geschrieben:Wenn man die Fußwurzelknochen dazu nimmt sind es 33. Siehe : https://de.wikipedia.org/wiki/Knochen_d ... n#Fu.C3.9F
Und die 33 im Namen des Schuhs stehen tatsächlich für die Anzahl der Knochen im Fuß, das war kein Witz.
Die Fußwurzelknochen sind doch in der Abbildung schon dabei (violetter Teil)!
Oder ist Zählen im zweistelligen Bereich ein größeres Problem?
Die Laufschule Marburg
Twitter
Video-Anleitung zur Selbsthilfe bei Überpronationsproblemen

"Barfuß - das ist ehrlich!" (Zuschauer eines Straßenlaufs in Marburg, während ihn eine Barfußläuferin passiert)

Persönliche Bestzeiten

5.000 m (Bahn) in 21:39 (barfuß) - Bahnlauf des ASC Breidenbach, 6.9.2013
10.000 m (Bahn) in 45:14 (barfuß) - Kreismeisterschaften in Eschenburg-Eibelshausen, 09.10.2015
10 km (Straße) in 46:16 (barfuß) - 31. Marburger Ahrens-Stadtlauf, 29.9.2013
HM in 1:41:53 (barfuß) - 16. Schottener Stauseelauf, 5.10.2013

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Gueng hat geschrieben:Oder ist Zählen im zweistelligen Bereich ein größeres Problem?
Sieht ganz danach aus. Mea culpa, da habe ich was durcheinander gebracht. Nicht 33 Knochen waren es, sondern 33 Gelenke die die 26 Knochen miteinander verbinden.
Gruß Frank

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Hallo Hype (ist der Nick Programm bei dir? :D ),

zunächst zu deinem Trainingspensum: Tempo und geplanter Steigerungsumfang pro Woche sind im Grundsatz okay. Der von dir zitierte „leichte Muskelkater“ legt dir allerdings nahe, vielleicht ein wenig unter dieser Rate zu bleiben. Muskelkater ist immer ein Hinweis auf eine zu hohe vorausgegangene Belastung. Nun ist natürlich schwer zu sagen, was du unter „leicht“ verstehst. Eine merkliche „Spannung“ in der Muskulatur wäre in Ordnung. Aber was ist noch „Spannung“ und was schon „Muskelkater“. Das musst du letztlich mit dir selbst abmachen.

Zunächst solltest du den Fokus auf eine Ausweitung deines Laufradius richten und das Tempo beibehalten. Das ist auch im Sinne der nötigen „Abhärtung“ deines Bewegungsapparates, die dem Zuwachs an Ausdauer ihrer Natur nach immer nacheilt. Während du binnen weniger Wochen Ausdauer erwerben kannst, dauert die Verstärkung/Anpassung von Sehnen, Bändern, Gelenken und Knochen ein Vielfaches länger. Wenn du bei etwa 50 bis 60 min langsamem Dauerlauf angelangt bist, wäre die Zeit gekommen Tempo ins Spiel zu bringen (wenn du das willst, natürlich nur). In der Zwischenzeit wirst du wahrscheinlich feststellen, dass du auch beim langsamen Laufen etwas schneller geworden bist. So wie sich dein aktuelles Tempo ja bereits von dem ersten Läufe deutlich abhebt.

Und nun zu deiner Schuhfrage: Das so genannte "Natural Running" umfasst eine weite Palette von Schuh- und Laufkonzepten. Wobei es egal ist, ob man das "Natural Running" nennt oder sonst wie. Nach schleichendem Start entwickelte sich das zunächst zur Welle und zuletzt zu einer Art Tsunami. Tsunamis sind gefährlich, wie jeder weiß, weil sie alle(-s) mitreißen und kein noch so mühsam erschaffenes Gebäude stehen lassen. Insofern gibt es reichlich Raum für Diskussionen. Dabei sollte man zunächst einmal die Fakten klären. Das betrifft einerseits die Ist-Situation des "modernen Menschen", als auch jene der "Laufschuhhersteller". Letztere ist rasch erzählt: Bis vor kurzem meinte man mit immer mehr Stabis, Stützen, Führung, Dämpfung, usw. Käufer ködern zu müssen. Immer mehr Material/Technik im Schuh, angeblich, um Verletzungen vorzubeugen. Infolge dieser Materialschlacht entstanden (und entstehen noch immer) Schuhe, die dem Fuß kaum noch Funktionalität überlassen und nebenbei auch Laufleistung fressen. Nicht umsonst sind Wettkampfschuhe von jeher ein Hauch von Nichts ...

In diesen alles andere als "natural" Schuhen stecken die Menschenfüße des 21. Jahrhunderts. Nun sollte man aber die Frage beantworten, inwieweit Füße im 21. Jahrhundert noch "natural" sind. "Natural" im Sinne eines voll und in jeder Hinsicht funktionsfähigen Organismus, der von der Natur hervorragend im Hinblick auf Geh- und Lauffähigkeit optimiert wurde. Die Antwort ist schwierig, weil sie einerseits vom Alter des Menschen abhängt, zum anderen von Effekten der Verweichlichung, von degenerativen Veränderungen des Bewegungsapparats und auch von angeborenen Defekten. Es gibt Studien, nach denen 98% der Bevölkerung mit gesunden Füßen zur Welt kommen, jedoch nur 40% der Erwachsenen sich gesunde Füße bewahren konnten. Diese niedrige Rate zweifle ich zwar an, doch selbst wenn es 60 oder 70 % "Gesundfüßer" geben sollte, dann bleiben immer noch 30, 40 (?) % "Problemfüßer".

Und nun propagiert die Laufschuhindustrie - denn niemand anders steckt dahinter - "Natural Running Schuhe", aus Gründen, die man lediglich Narren erläutern muss. Freiheit für die Füße! um es auf eine Kurzformel zu bringen. Das schließt Schuhe ein, die lediglich mit weniger Material (wenig Führung, wenig Dämpfung, wenig Fersensprengung) auskommen, geht aber auch hin zu radikalen "Barfußlauflösungen", wie den Zehenschuhen. Da hat der Rest von Material dann lediglich noch die Aufgabe die empfindliche Haut des Fußes (im Wesentlichen die Sohle) zu schützen. Unmissverständlich: Im Grundsatz ist die Idee des "Natural Running" genial. Aber das war die Idee Strom aus Atomkraft zu erzeugen einst auch. Hier wie da gilt es die "Betriebsbedingungen" nicht zu übersehen und dann eine persönliche Entscheidung für oder wider "Natural Running Schuhe" zu treffen. Oder zumindest sich Gedanken darüber zu machen, wie man die eigenen Füße in eine Verfassung bekommt, dass sie den Gebrauch solcher Schuhkonzepte schadlos überstehen.

Lange Vorrede und gar kein kurzer Sinn. Aber man sollte wissen, worüber man redet, um nicht aneinander vorbei zu reden. Was du als kontroverse Diskussionen in deinem Posting zitierst, geht vielfach auf unterschiedliche Wissensstände zurück. Also: Im Grundsatz ist "Natural Running" das Ei des Kolumbus. Rein praktisch gibt es jedoch Gründe, die der sofortigen, alleinigen Verwendung solcher Schuhe entgegenstehen können. Da ist zunächst einmal die Tatsache, dass die Evolution unsere Füße nicht für harten Asphalt, Beton und geschotterte Wege der unterschiedlichsten Art entwickelt hat, sondern für natürliche Böden. Aus diesem Grund ist der tatsächliche Barfußlauf sicher nur für eine absolute Minderheit praktikabel. Solche Läufer gibt es, sie begegnen einem immer wieder, sogar bei Marathonläufen.

Doch auch minimalistische Schuhkonzepte darf man nicht gedankenlos von heute auf morgen einsetzen. Von klein auf steckten die Füße in Schuhen mit Fersensprengung („Absatz“). Muskulatur und Sehnen (vor allem im Wadenbereich) haben sich darauf eingestellt. Der Übergang auf Schuhe mit geringer (etwa „Nike free“) oder gar keiner (z.B. Zehenschuhe) Fersensprengung muss deshalb dosiert erfolgen. Anfangs ein paar Minuten in solchen Schuhen laufen heißt das, dann über die Wochen steigern. Was für die verminderte Fersensprengung gilt, gilt natürlich auch für die übrige „Freiheit“, die der Minimalschuh dem Fuß plötzlich lässt. Auf einmal müssen die Fußmuskeln wieder arbeiten, die bisher „gefesselt“ waren und deshalb unzureichend entwickelt sind.

Darüber hinaus steht und fällt die Verwendung von Minimal- oder materialreduzierten Schuhen natürlich mit der Fußgesundheit. Das heißt nicht, dass nicht auch „angeschlagene“ Füße mit weniger Material auskommen können. Schließlich ist Fußfreiheit, richtig dosiert, ein probates Mittel die Fußgesundheit zu fördern. Nur wissen muss man, ob eventuelle degenerative Veränderungen zusätzliche Vorsicht erfordern. Oder, ob aus orthopädischer Sicht die Verwendung von Schuhen mit Stützen oder anderen Orthesen erforderlich ist. Also Klarheit über den eigenen Fußzustand verschaffen!

So weit zu den Gedanken, die den langjährigen oder fortgeschrittenen Läufer bewegen sollten. Bei Laufeinsteigern gelten diese Vorbehalte in weit höherem Maße, weil sie ihre Füße mit der neuen Laufbelastung ohnehin schon gewaltig stressen. Wenn dann auch noch der Stress höchst ungewohnter Fußbekleidung hinzukommt, kann das rasch in der Arztpraxis enden. Und damit zu deiner Frage: Du solltest dir zu Beginn deiner Laufkarriere keine minimalistischen Schuhe antun. Leichte, materialreduzierte Schuhe können gesunde Füße verkraften, eine weitergehende Befreiung der Füße, falls du damit liebäugelst, solltest du dir für später aufheben.

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo (der jetzt in Normalschuhen Gehen geht. Gehen, weil er Laufen derzeit nicht darf)
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Danke für deine ausführlichen Beitrag Udo. (bin letztens mit Freude auf deinen Bericht zum 24h-Lauf gestoßen - interessanter Einblick in die Welt der Ultra Läufe und großen Respekt für die Leistung :daumenup: )

Der Muskelkater bezieht sich wirklich nur auf leichte Spannung im Muskel, den ich maximal beim Treppensteigen wahrnehme. Nicht vergleichbar mit einem ausgewachsenen Muskelkater, den man bei jeder Bewegung spürt. Dieses leichte Katergefühl beschränkt sich auch meist auf dem Regenerationstag. Am "Lauftag" ist dieses Gefühl i.d.R. bereits wieder deutlich abgeklungen. Ich behalt es mal im Auge, obwohl ich subjektiv merke das es von Lauf zu Lauf besser wird.

Bei meinem Lauf gestern habe ich zu dem festgestellt, dass ich mich leicht in meiner Pace beeinflussen lasse, wenn mich ein schnellerer Läufer überholt. Das weckt instinktiv gleich den Wettbewerbscharakter in mir - bin dann bestimmt 1-2km in einem sich vergrößernden Abstand im wahrsten Sinne des Wortes "hinterher". Die Folge war dann der Einbruch auf den nachfolgenden KM. Entspricht ja quasi einem Intervall nicht? Muss mich da mehr disziplinieren, weil das sonst auf Kosten der Distanz/Länge der Einheit geht.

Auch danke für die Ausführungen zum Schuhwerk. Das Laufgefühl ist z.Zt. einfach super mit meinen aktuellen Schuhen - sobald sich negative Begleiterscheinungen einstellen, werde ich mich aber wieder intensiver damit auseinander setzen. (vielleicht dann auch ein weiteres Paar für die Varianz und Alternative reinbringen)

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Ja, im übertragenen Sinne ist das so zu verstehen. Steht stellvertretend dafür, dass ich in der Mitte meines Laufes deutlich über meinem regulären Tempo gelaufen bin. Es soll aber vorerst defintiv noch nicht in der Richtung Intervalltraining gehen.

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U_d_o hat geschrieben:Du solltest dir zu Beginn deiner Laufkarriere keine minimalistischen Schuhe antun. Leichte, materialreduzierte Schuhe können gesunde Füße verkraften, eine weitergehende Befreiung der Füße, falls du damit liebäugelst, solltest du dir für später aufheben.
Wäre für einen Laufanfänger nicht der Rat besser, beim Lauftraining von Anfang an die "aktiven" Füßen einzubeziehen ? Bei der Steigerung des Laufumfangs müsste man sich natürlich am Trainingszustand der Fußmuskulatur orientieren.

Der Rat, erst einmal "ohne Einsatz der Füße" zu beginnen kommt mir vor wie der Tipp an einen Radsport-Einsteiger, zunächst einmal ein Mofa zu benutzen, und erst später selbst aktiv in die Pedalen zu treten. :wink:

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Nun sollte einer wirklich mal dem Tim Bescheid geben, dass er die Anzahl der Barfussläufer in einer Diskussion begrenzt. Da wird das Meinungsbild doch völlig verfälscht. Auf meiner Laufstrecke oder in den Wettkämpfen habe ich jedenfalls noch keinen einzigen gesehen.
:confused: Aus dem Interesse an einer Laufschuhdiskussion mal abgeleitet ... sicher holt Ihr Euch doch auch mal heimlich die Schuhchen aus dem Schrank wenn Ihr nicht die Füße, sonder das Laufen trainiert?

Na ja, am Strand gönne ich mir ja auch mal so ein Läufchen ohne...
Der Rat, erst einmal "ohne Einsatz der Füße" zu beginnen kommt mir vor wie der Tipp an einen Radsport-Einsteiger, zunächst einmal ein Mofa zu benutzen, und erst später selbst aktiv in die Pedalen zu treten.
Einfach mal aus dem Fenster schauen. Da wirst Du sehen, dass die Eltern Ihre Kinder nicht gleich auf's Rennrad setzen, diese erst mal Roller fahren müssen... ... ... :)
Keep smiling, be optimistic, do something good...
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