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Die Tour de Tirol 2015

Die Tour de Tirol 2015

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Mensch mensch mensch, das war ja ein Wochenende, eigentlich unbeschreiblich! Wie schaffe ich nun die Quadratur des Kreises? So viele Eindrücke und Erlebnisse! Eines vorweg, ich hab nie und nimmer damit gerechnet, dass ich mir dieses Jahr noch einmal ein solches Highlight bescheren könnte. Da bin ich so was von glücklich drüber! :)

Aber egal, ich muss (und will) ja irgendwo anfangen, was zu schreiben und da lande ich natürlich beim Vorwort. Vor zwei Jahren kam ich durch Berichte im SCC-Forum ernsthafter mit diesem Laufwochenende in Söll und Umgebung in Berührung. Gehört hab ich wohl schon eher davon aber das ging mich irgendwie noch nicht so viel an. Vor zwei Jahren war aber das Wetter schlecht und beim Kaisermarathon musste mittendrin der Zieleinlauf gesperrt werden und die Läufer konnten nicht mehr auf den Gipfel laufen. Der Jörg aus dem Forum gehörte noch zu den Glücklichen, die bis hoch durften. Er und Alexander berichteten ausführlich davon. Letztes Jahr liefen meine Freunde Sonja und Wolfgang die Tour und da las ich wieder viel darüber. Auch über das Pech, dass beide beim letzten Cutoff aus dem Rennen genommen wurden. Und noch viel mehr sah ich die Bilder von diesem Lauf. Da hatten sie Kaiserwetter im Kaisergebirge! Von da an war ich von dem Lauf begeistert und meine Anmeldung für dieses Jahr stand fest. Das war zwar spät in einen langen Jahr mit vielen Ultras, darunter auch wieder dem Mauerweglauf aber ich hoffte, dass ich im Oktober wieder fit genug sein würde. Eher kurzfristig kamen noch zwei Ultras dazwischen. Der P-Weg-Ultra in Plettenberg war noch halbwegs lange davor aber der 6-Stundenlauf in Otterndorf war nur eine Woche davor und da war mir schon ein wenig Bange. Schaffe ich es erstens, mich etwas zurück zu nehmen, um meine Muskulatur nicht völlig zu zerballern und zweitens, mich in den wenigen Tagen ausreichend zu regenerieren? Erstes gelang mir gut, ich rannte mich nicht ins Verderben, schaffte trotzdem eine ansprechende Leistung mit der ich zufrieden war. Ging es an die zweite Schwierigkeit, mich in 5 Tagen wieder zu erholen. Ich benutzte ausgiebig die Bläckroll und meinen neuen Liebling: Das Flossingband. Am Donnerstag gab es noch eine gute Massage in meiner Stammphysiotherapie. Dienstag hatte ich noch einen lockeren Lauf geplant und der stimmte mich schon mal zuversichtlich. Die Beine hatten keine bösen Erinnerungen an Otterndorf behalten. Gepaart mit meiner Erfahrung, "es irgendwie schon zu packen" war ich da schon sehr zuversichtlich.

Alles klappte wunderbar, ich kam gut aus dem Bett (um 2:30 Uhr!) und der Tag begann ganz gut. Die Verbindung vom Nachtbus zur S-Bahn war allerdings zu knapp und so musste ich eine Bahn später fahren. So hatte ich nur noch vier Minuten Umsteigezeit am Bahnhof Südkreuz. Sehr knapp, aber ich schaffte es doch noch in kürzester Zeit eine Karte aus dem Automaten zu ziehen vor dem Einstieg. Erklärung: Als Eisenbahner muss ich mir meine Freifahrten aus dem Automaten besorgen und bekomme die nicht vom Zugbegleiter. Bei dem hätte ich den vollen Fahrpreis nach München bezahlen müssen. So war alles gut. Ich machte ein Nickerchen und etwas später bekam ich Hunger, frühstückte im Speisewagen und dann schlummerte ich weiter. Bis München hatte ich so halbwegs mein Schlafdefizit wieder aufgeholt. Dank bester Wegbeschreibung fand ich flink zu Alexander, der mir noch ein Frühstück servierte. Wir machten uns auf den Weg, um Ulrike abzuholen und dann fuhren wir nach Süden. In Kufstein wollten wir Franzi am Bahnhof einladen. Die Fahrt verlief reibungslos, das Wetter war gut und wir trafen pünktlich am Bahnhof ein. Auf die Minute. Wenn das kein gutes Omen für das Wochenende war :) Weit war es nicht mehr bis Söll und so waren wir rasch da. Hier muss ich erwähnen, dass Alexander verletzt ist und nicht starten konnte, dennoch uns nach Söll fuhr und uns betreute und fotografierte. Er ist schon oft bei der Tour mitgelaufen, kennt den Orgacheffe gut und hat eine besondere Beziehung zu der Veranstaltung. Für uns war das natürlich ganz toll. Wir bezogen unser Hotel und begaben uns anschließend zur Startnummernausgabe. Da traf ich Freunde aus Berlin und die Freude war groß. Dann mussten wir auch mal was futtern. Die Gasthaus zum Feldwebel hatte zwar Küchenschluss fürs Mittagessen, aber ein warmer Apfelstrudel mit einer Eiskugel war natürlich noch drin. Eine bessere kulinarische Begrüßung in Tirol hätte ich gar nicht bekommen können. Es war noch viel Zeit bis zum Start des Söller 10ers, des ersten Wettbewerbes der Tour und so machte ich auf meinem Hotelzimmer ein kleines Nickerchen. Wäre das W-Lan kostenlos gewesen, hätte ich wohl meinen Lappi raus geholt. So konnte ich mich noch etwas ausruhen. Dann angezogen und fertig gemacht und mit Alexander los gelatscht zu Start und Ziel. Auf dem Weg Ulrike und Franzi an ihrer Pension aufgegabelt und dann konnte der erste Spaß beginnen. Das Wetter war ganz toll, die Sonne schien, einzig der Wilde Kaiser versteckte sich unter einer Wolkenkrone.

Und so vergingen die restlichen Minuten bis zum Start. Beutel abgeben, Toilette aufsuchen und fertich. Ulrike wollte unbedingt die 10 Kilometer unter 60 Minuten laufen. Ich wusste noch gar nicht, was und wie ich laufen sollte, erst einmal in die Beine horchen, was die mir sagen. Der Sprecher war voll sein Geld wert und heizte die Läuferschar gut ein. Unterstützt von passender, lauter Musike. Und los ging es und wir rannten erst einmal ein Stück aus Söll heraus. Und da wir in Tirol sind, ging das kaum in der Ebene ab. Nach ein paar hundert Metern ging es schon deutlich hinauf. Nichts für den Tommi an diesem Tag. Wäre das ein einzelner 10er gewesen, hätte ich voll Dampf geben können, mit dem Risiko, vor dem Ziel Probleme zu bekommen. Aber dies hier war ein Einlaufen für weitere lustige Läufe das Wochenende. Da wäre es fatal, dass ich schon meine Kräfte vergeude. Klar, trödeln muss nicht sein, aber deutliche Anstiege hoch zu rennen ist auch nicht mein Ding und hat mit Kraft einteilen nicht viel gemein. Hab ich schon erwähnt, dass ich mein Garminchen im Hotelzimmer vergessen hatte? Fiel mir 10 Minuten vor dem Start auf *koppkatsch* Nicht schlimm, konnte mich nicht ärgern, die Pace konnte ich bei den wechselnden An- und Abstiegen eh nicht kontrollieren. Aber so hatte ich keine Statistik. Ein wenig ärgerlich aber nicht zu ändern. Die 10 Kilometer wurden in drei Runden gelaufen und jedes mal kam man in Söll vorbei und kurz vor dem Ziel umlief man eine aufgepustete Erdingerbüchse. Die Stimmung im Ort war grandios, aber auch an vielen anderen Stellen der Strecke standen viele Anwohner und feuerten uns kräftig an. Das hat richtig Spaß gemacht. Übrigens hatte jede Runde etwa hundert Höhenmeter, was die Sache nicht gerade einfacher machte. So kamen auf die 10 Kilometer 300 Höhenmeter zusammen, was den Lauf als gute Einstimmung auf das Wochenende machte. Die Stimmung hielt bis zum Ende an und die Anfeuerer an der Strecke hielten auch für uns langsame Läuferleins aus und sparten nicht mit Beifall. Ich musste mich auch erst daran gewöhnen, dass hier in Österreich "hopp hopp" und "hoppa hoppa" als ernst und lieb gemeinte Aufmunterung gemeint ist und nicht, wie bei uns ins Berlin, als eher boshafte Zurufe für Jogger von einfallslosen Gesellen. Ich lief also und fühlte mich körperlich wunderbar und vergleichsweise gut erholt, wenn man mein Pensum das letzte Wochenende bedenkt. So war ich die drei Runden in bester Stimmung und genoss diese Einstimmung. Und hatte jede Menge Spaß und am Ende kam ich nach einer Stunde und vier Minuten ins Ziel. Natürlich kamen da keine Glücksgefühle auf *lol* Das war ein Zehner in gemäßigtem Tempo. Aber es war richtig schön und so konnte es weiter gehen.

Flink die Sachen geschnappt, was Trockenes über geworfen und dann hab ich mich auf den Weg ins Hotel gemacht. Duschen und fertisch machen. Wir hatten einen Tisch in der Mühle (ein modernes italienisches Restaurant) reserviert um lecker zu Futtern. Und es war lecker und angenehm! Schöne Hütte, auch wenn die Suppenlieferung für Alexander etwas daneben ging. Mein Gedanke, noch einen Absacker an der Hotelbar zu trinken, oder mit zu nehmen oder noch ein paar Minuten das W-Lan zu nutzen wurde zunichte gemacht, da niemand mehr im Hotel war. Alles dicht und es blieb nur Leitungswasser im Zimmer. Auch wenn ich müde war, ich wollte noch ein wenig meine Muskeln pflegen. Also barbeitete ich sie mit dem Flossingband (Danke Lazydaisi für die Anregung! :) ) und mit dem Ball der Blackroll. Die große Rolle hab ich nicht mehr in meine Tasche bekommen. Die war auch voll, weil ich zwei paar Laufschuhe mit genommen hatte. Für den Kaisermarathon am Samstag und den Pölventrail am Sonntag die Trailschuhe. Diese waren vom Veranstalter in der Ausschreibung gefordert (mindestens 3 Millimeter Sohle) und das zu Recht. Aber für den 10er am Samstag wollte ich normale Laufschuhe an haben. Nun denn, ich hab meine Beine gepflegt, stellte meinen Handy-Wecker auf 7:15 und bin in guter Erwartung ins Bett gegangen.

Habe aber nicht gerade gut geschlafen und bin sehr oft aufgewacht. Janz schön uffjerächt war ich da wohl doch. Kenne ich aber schon von mir und kann mich nicht mürbe machen. Der Wecker dudelte und ich drückte wie geplant noch einmal auf Sleep. Kurz bevor das Handy wieder los plärrte, klopfte Alexander an die Tür. Ich wunderte mich schon etwas, aber machte mir keine Gedanken. Freute mich aber darüber, dass er extra zu mir kam um mich zu wecken. Ich machte mich dann in aller Ruhe fertig, zog mich an, die übliche Routine vor einem Wettkampf. Bis der Alexander noch einmal klopfte. Ich weiß jetzt nicht mehr, was er genau sagte, aber spontan fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte mächtig Scheiße gebaut und war um genau eine Stunde zu spät. Wir wollten kurz vor Acht los gehen und ich war irgendwie so in Gedanken, dass ich um Acht zum Frühstück gehen wollte. 8:30 Uhr war Start! Nun, zum Glück war ich schon fast fertig, alles zusammen gerafft und runter gewetzt. Die Zeit reichte gerade noch so, dass ich eine Tasse Kaffee trinken und mir ein Käsebrötchen für den Weg schmieren konnte. Banane gabs in dem Hotel nicht, nahm ich eben einen Apfel mit. Das Frühstücksbuffet war allerdings sehr dürftig. Nicht nur an diesem Tag. Eine Sorte Käse, eine Sorte Schinken. Hab ich innem 3-Sterne-Hotel so noch nicht gehabt :( Wurscht, darüber machte ich mir in dem Moment natürlich keine Gedanken. Aber meine Stimmung konnte meine Blödheit auch nicht verderben. Ist ja dank Alexander noch einmal alles gut gegangen und wir spazierten los.

Unterwegs kamen wir an Ulrikes und Franzis Pension vorbei und nahmen sie wieder mit. Im Startbereich war schon große Stimmung und viel los. Wir hatten keine Eile und alles war ganz easy. Ich ärgerte mich ein wenig, dass ich nur ein Brötchen und den Apfel im Bauch hatte, hoffentlich wird das reichen. Es sollte erst ab dem zweiten VP bei Kilometer 14 etwas zu essen geben. Ich hatte zwar drei Päckchen Dextro-Gel im Rucksack, aber die waren eher für den Notfall gedacht. Und ich wusste nicht, wann ich bei Kilometer 14 eintrudeln würde. Zu etwas anderem hatte ich keine Zeit mehr: Aufs Klo zu gehen. Die Schlange war zu lang und im Hotel hatte ich keine Zeit mehr gehabt. Sehr oft geht es mir ja so, dass ich vor Wettkämpfen nichts heraus bekomme, heute war das anders. Mist, so musste ich unterwegs schon mal einen Toilettenstopp einplanen. Ich wusste auch schon wo. In unserem Hotel, an dem wir direkt vorbei laufen würden. Da wusste ich im Erdgeschoss, wo die Toiletten waren und musste nicht lange fragen oder suchen. Außerdem war das Hotel ein paar hundert Meter nach dem ersten Cutoff und vorher wollte ich lieber keine Pause machen. Dazu komme ich später noch :wink: Es war also nur noch wenig Zeit und wir sortierten uns in der Startaufstellung ein. Der Sprecher und die Musike heizten uns wieder ein und die Stimmung kochte ganz schön hoch. Und das Schöne war, ich wusste nicht wirklich, was mich heute erwarten würde. Üüüberhaupt nicht! :D

Da will ich noch etwas dazu erzählen. De Veranstalter hatte vom letzten auf dieses Jahr die Strecke an einigen Stellen verändert. Meist, indem sie verschärft wurde. Insgesamt kamen etwa 200 Höhenmeter hinzu. Gleichzeitig sollten die ersten Kilometer nicht mehr so eben verlaufen, wie die Jahre vorher. Andererseits wurden die Cuttoff-zeiten nicht angepasst und Ulrike, die letztes Jahr bereits mit lief sowie auch Alexander machten sich da schon die Wochen vorher einige Gedanken, die ich natürlich sehr aufmerksam las. Wie jetzt genau die Verschärfungen aussehen würden konnten sie natürlich auch nicht sagen. Von der Station Hexenwasser bis zum Gipfel sollten es mehr Kilometer sein also nicht direkt in den finalen Anstieg gehen. Und vor allem die ersten Kilometer bekamen mehr Höhenmetern. Na das kann ja was werden! 50 Minuten auf 7,5 Kilometer klingt eigentlich ganz einfach, selbst 2:30 auf 19 Kilometer sollten doch zu packen sein. Auf ebener Strecke :D Schaumer mal...

Wir liefen also erst einmal los und jaaa, es ging gleich etwas bergan und dann noch etwas und dann steiler und schon musste ich flott gehen, da weiter rennen mich zu viel Kraft kosten würde. So war der erste Kilometer schon mal eher langsam. Gefolgt von zwei Kilometern, in denen es wieder abwärts ging und etwas eben, wo ich wieder etwas Zeit gut machen konnte. Und dann wurde es schön wechselhaft. Wir liefen dann auch einen Teil der Strecke von gestern. Jedenfalls war es schon sehr schwierig bei dem andauernden Auf und Ab, irgendwie das Tempo kontrollieren zu wollen. Da bleibt mir nur, mich auf mein Gefühl zu verlassen. Natürlich schaute ich oft auf die Uhr, in 50 Minuten musste ich die Schleife absolviert haben. Wir kamen wieder beim Start vorbei und ich schaffte es in 49 Minuten. Derweil sagte de Sprecher "Wir legen die nächste Platte auf, die dauert drei Minuten und danach ist dann Schluss". Das fand ich dann etwas komisch aber gut. Da hätten sie schon sehr viele Läufer bereits hier aus dem Rennen nehmen müssen und haben alle durchgewunken, die noch kamen.Sie haben selbst gemerkt, dass das so nicht geht. Übrigens am Montag erzählte mir eine Bäckereiangestellte, deren Mann ebenfalls dabei war, dass die Einheimischen schon Wochen vorher wussten, dass die Zeiten verlängert wurden. Sehr komisch, auf der Webseite stand davon nichts. Na mal schauen, wie das nächstes Jahr ist.

Läuferisch ging es mir auf den ersten Kilometern wunderbar. Ich war bestens in Form und der Zehner gestern hat sich nicht negativ ausgewirkt. Natürlich rannte ich etwas schneller, als ich es ohne den Zeitdruck getan hätte. Zumindest vom Gefühl her. Das andere Gefühl, dass ich dringend aufs Klo musste wurde allerdings auch stärker und der Besuch in meinem Hotel war nicht aufzuschieben. Es kostete keine drei Minuten, und durch das Sitzen konnte ich mich auch etwas erholen. Etwas später überholte ich Uwe und Olaf aus Berlin und freute mich für sie, dass auch sie weiter laufen konnten. Leider kamen beide nicht bis ins Ziel :( Die folgenden Kilometer waren noch eher moderat, An- und Abstiege wechselten sich ab, manchmal etwas steiler und ich ging flott und lies es abwärts ganz gut rollen. Bis wir nach etwa 12 Kilometern richtig in den Wald einliefen. Nicht nur in den Wald, sondern in echt Anstiege, die man so nennen durfte. Die nächsten 1,5 Kilometer ging es permanent bergauf und so kam ich 200 Meter höher. Woher ich das alles noch weiß? Na ich bediene mich schon der elektronischen Hilfsmittel, schaue mir meine Fotos und die Garminaufzeichnungen an :wink: Auf jeden Fall freute ich mich, dass es nun richtig rein ging in die Natur. Natürlich sind solch langen Anstiege für mich zeitraubend, da ich die nicht lange rennen kann. Gar nicht lange. Erst recht nicht, wenn ich noch viele Kilometer vor mir habe. Da sinkt die Pace schon mal auf 12 min/km und langsamer. Und es nimmt dann kein Ende und ich komme gefühlt einfach nicht voran. Ja und anstrengend wird das dann auch. So lange Anstiege ohne Pause kann ich in Berlin nicht trainieren. Einzig vielleicht auf nem Laufband oder einem Stepper. Aber wisst ihr wie ääätzend das ist? *hihi* Wisst ihr. :wink:

Aber alles gut, es ging ja anschließend gleich hinab ins Tal. Aber so richtig, dass es nur so eine Wucht war. Teilweise so steil, dass es für mich wieder vernünftig nicht zu rennen war. Die Bergziegen unter uns Läufern fliegen da runter, haben kaum Bodenberührung und kommen so auf phantastische Zeiten. Für mich alten und dicken Sack ist das nichts mehr, ich weiß, ich würde mir da nicht nur die Muskeln vollkommen ins Abseits befördern, ne auch die Knie und wat weiß ich nich noch alles würde mir da um die Ohren fliegen. Also kurze Trippelschritte und ja nicht zu schnell werden. Dabei war das hier noch sehr angenehmes Gelände, die hakeligen Abschnitte sollten später noch kommen. Ich freute mich über meine Trailschuhe, die mir absoluten Halt boten. An manchen Stellen war ich mir sicher, dass ich mit normalen Schuhen Probleme bekommen hätte. Ich freute mich aber auch über meine Umsicht, dass ich am Abend zuvor noch einmal meine Zehennägeln so kurz wir möglich geschnippelt hatte. Und so hab ich auch keine blauen Nägel davon getragen. Obwohl ich schon jedes mal richtig vor im Schuh gerutscht bin. Is halt so. Weniger schön war, als ich bei etwa Kilometer 14 Ulrike gerade wieder aufstehen sah. Sie freute sich, mich zu sehen und meinte sie fühlte sich etwas unterzuckert. Das ist aber überhaupt nicht gut. So früh! Na hoffentlich gibt es bald etwas zu futtern.

Nachdem wir im Tal waren ging es natürlich wieder aufwärts. Wir lagen gut in der Zeit, hatten 16 Kilometer in zwei Stunden geschafft. Wenn das halbwegs so weiter geht, ist eigentlich alles ganz gut. Auch der Cutoff von 2:30 bei Kilometer 19 sollte machbar sein. Wir wussten da nur nicht, wie lange es nun aufwärts gehen würde. Wie lange?! Das Profil kann man sich ja auch nicht komplett merken. Ich verrate es: 7,5 Kilometer und 770 Höhenmeter bis hinauf zum Hartkaser auf 1555 Metern über NN. Mit nur kurzen Unterbrechungen, so dass man mal ein paar Meter traben kann um die Muskeln aufzulockern. Ulrike die sehr schnell bergan gehen kann, war natürlich rasch wieder weg, aber ich verlor sie nicht mehr aus den Augen. Allerdings sah ich mehr und mehr die Felle davon schwimmen, ob wir es in der Zeit schaffen würden. Da hätten wir gute Stücke rennen müssen. Das war aber praktisch nicht drin. Ich kam dann mit 2:40 vorbei und sie ließen mich, ohne Anstalten zu machen, weiter laufen. Juhu! Später erfuhr ich, dass Olaf noch nach 3 Stunden hätte weiter laufen können. Wollte er aber nicht, er fühlte sich leider für den Rest der Strecke nicht mehr in der Lage. :(

Ach, das hab ich ja noch nicht erwähnt. Beim VP an Kilometer 14 gab es nichts zu essen. Und auch ich machte mir mittlerweile leichte Sorgen, wie lange ich es ohne Futter aushalten könnte. Hungergefühle bekam ich schon, das ist nicht schlimm, noch nicht, aber ich hatte nur ein Brötchen und nen Apfel gefrühstückt! Okay, ich hielt es dann schon bis zum nächsten VP aus. Sehr froh war ich, dass ich doch die Buddel mitgenommen und vorher mit Wasser gefüllt hatte. Alexander meinte noch vor dem Start, dass man das nicht brauchen würde. Er sicher nicht, wäre um diese Zeit schon viel weiter gewesen. Gerade bei der Kraxelei fand ich das sehr angenehm, hin und wieder einen Schluck trinken zu können. Kurz nach der Zeitmessung kam dann endlich nach 20 Kilometern der dritte VP und endlich mit Futter. Okay, nicht so reichhaltig, wie bei manchen Ultraläufen. Sie hatten aber von Isostar Gele in Hülle und Fülle und auch Riegel. Gut, man soll im Wettkampf nichts zu sich nehmen, was man nicht im Training getestet hat. Und Gele hab ich schon Jahre nicht mehr gefuttert. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich mir gleich zwei davon einverleibt und mit Isogetränkt runter gespült. Dann noch einen halben Riegel und ein Stück Banane gegessen. Ein noch verschlossenes Tütchen Gel hab ich mir noch vorn in meine Rucksack gepackt. Komme ich schneller ran als an die Gele hinten. Übrigens war es Pflicht, jedes Geltütchen oder andere verpackte Nahrungsmittel mit Edding mit der eigenen Startnummer zu beschriften. Mit dem Hintergedanken, dass, wenn irgendwer in der Gegend ein weggeworfenes Verpackungsteil findet, derjenige Läufer disqualifiziert wird. Einerseits eine prima Sache, andererseits traurig, dass man manche laufende Zeitgenossen mit solchen Maßnahmen zur Vernunft zwingen muss. Aufgrund der Hohen Teilnehmerzahlen wurde dieses Jahr auf die Kontrolle beim Start verzichtet. Auch auf die Kontrolle der Profiltiefe der Schuhe. Auch wenn ich auf dem mitgenommenen Geltütchen keine Nummer drauf schrieb (nach der Regel hätten die mir das Tütchen eigentlich gar nicht mitgeben dürfen :wink: ) war es für mich selbstverständlich, dass ich da nichts einfach so in die Gegend werfen würde. Ich hab übrigens keinen einzigen weg geworfenen Müll von Läufern gesehen :)

..........wird fortgesetzt.......

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Tommi, du hälst mich von der Hausarbeit ab :geil: :teufel:
12.05.2007 / 12.05.2012 / 09.04.2013 / 27.05.2017
...an Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
(Toten Hosen)
__________________________________________

BIG 25 Berlin 2015 HM 2:14:xx

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Zum Zeitvertreib gibs hier mal die Bilder :wink:

https://plus.google.com/photos/10596951 ... KfV9PO8oAE

Gruss Tommi
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Thorsten Havener

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Liest sich wirklich gut, da warte ich gerne bis es weiter geht... :daumen: Auch sehr schöne Bilder.

Die Tour muss ich wohl auf meiner Liste behalten und das ganze mal meinen Laufkollegen nach und nach schmackhaft machen.

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Dankeschööööön :)
AiAi hat geschrieben:Die Tour muss ich wohl auf meiner Liste behalten und das ganze mal meinen Laufkollegen nach und nach schmackhaft machen.
Ja in einer Gruppe ist das Erlebnis noch viel schöner :nick:

Und hier folgt der zweite Teil:

Frisch gestärkt ging es nun auf den Rübezahlwanderweg. Hier und da standen lustige, große Holzköppe, die diverse Mitglieder der Rübezahlfamilie darstellen sollten. Derweil ging es weiter aufwärts. Wir waren noch ein paar hundert Höhenmeter vom Hartkaser entfernt. Da sollte wir noch ein Weilchen zu tun haben. Mal auf guten Wegen, die unschwer als Skitrassen zu erkennen waren, dann wieder auf etwas schwierigerem Boden, aber nicht zu schlimm. Einzig das permanente Ansteigen nahm kein Ende. Aber da wollte ich gar keine miese Laune aufkommen lassen, dazu genoss ich das Drumherum zu sehr. Auch wenn das Wetter sicher schöner hätte sein können, immer wieder boten sich wunderschöne Ausblicke ins Tal und zu weiter entfernten Orten da unten. Dazu die Natur permanent um uns herum. Es war trocken und nicht zu kalt, da gab es eigentlich nichts zu meckern. Zu meckern hatte leider Ulrike mit sich selbst. Sie hatte einen schlechten Tag erwischt und fühlte sich gar nicht wohl. Dazu begannen ihre Oberschenkel zu krampfen. Ich wusste auch nicht, wie ich ihr helfen soll und das tat mir so leid. Sie setzte sich dann erst einmal an den Rand und schickte mich weiter. Etwas später nahmen sie zwar ein paar Läufer wieder mit, aber ihr Entschluss, auszusteigen stand fest. Sie musste nur noch ein paar Kilometer weiter kraxeln, bis sie zu einer Gondelbahn kam, mit der sie ins Tal und nach Hause fahren konnte. Ach war das schade :(

Ich kam derweil an der Tanzbodenalm an. Wir wurden auf eine kleine Schleife geschickt und auf dem Rückweg ging es direkt durch den Gastraum eines Ausflugsrestaurants. Da war mächtig Stimmung drin und jeder Läufer, der da durch lief wurde von einem Sprecher angekündigt und bejubelt. Eine lustige Idee das. Ich war so überrascht von dem Spaß, dass ich vor Schreck das Fotografieren vergaß. Nun liefen wir quer durch ein großes Skigebiet mit einer Menge Sesselliften und noch mehr Schneekanonen. Ich als früherer Skifahrer konnte mir das Gewimmel im Winter hier gut vorstellen. Ein paar Kilometer war das Profil gemäßigt, ich konnte öfter schön in Laufschritt verfallen. Und das fiel mir immer noch vergleichsweise leicht und machte mir auch keine Schwierigkeiten. Wenn das keine guten weiteren Aussichten sind! Ich lief noch ein wenig höher bis fast auf den Zinsberg hinauf, da war ich schon auf etwa 1650 Höhenmeter hoch. Das sollte bis zur Zielankunft später erst einmal der höchste Punkt sein, denn nun ging es etwa 500 Höhenmeter nahezu ununterbrochen wieder bergab. Wobei einige Abstiege wieder einmal sehr steil waren. Zumindest für mich, der ich so etwas nicht mehr rennen konnte. Der Boden war meist gar nicht so übel aber so etwas steiles kann ich in Berlin nicht trainieren und weiß, das zerledert mich restlos. Außerdem fing mein Knie auch schon an, sich zu beklagen. Das kam zwar nicht überraschend, aber störte mich doch ein wenig. Ein Vorteil dabei war, dass es mich nicht soviel Kraft kostete. Nur Zeit, viel Zeit.

Der letzte Cutoff sollte bei etwa Kilometer 34 an der Mittelstation der Gondelbahn "Hexenwasser" sein. Früher war dies der Kilometer 38 und von da ab sollte es nur noch böse Aufwärts gehen. Dieses Jahr gab es vor dem finalen Anstieg noch eine kleine Umrundung der Hohen Salve. Vorher erwartete mich aber noch eine sehr angenehme Überraschung! Der Alexander ist bis hierher mit seinem Radel gefahren um uns anzufeuern und zu fotografieren. Das war eine Freude! Er ermahnte mich aber auch, dass ich mich beeilen müsste, da ich sonst etwas später aus dem Rennen genommen werden würde. Ich beruhigte ihn, dass ich auch vorher nicht rausgenommen wurde und mir sicher bin, das auch die fünf Stunden nicht mehr gelten würden. Und so war es dann auch. Ich lief mit 8 Minuten Verspätung über die Zeitmessung und niemand machte Anstalten, mich aufzuhalten. Im Gegentum, es war ein großes Fest am Hexenwasser mit Moderation, Musik und vielen Zuschauern. Das war eine gute Aufmunterung für das, was nun kommen würde.

Waren die vorherigen Anstiege schon lustig, so kam es nun viel besser. Wenn ich für 2 Kilometer 37 Minuten brauche, dann sagt das schon Einiges aus. Und ich hab da nicht getrödelt in dem Sinne, dass da noch Reserven gewesen wären. Nein, das war das Schnellste, was ich da hoch stiefeln konnte. Manchmal unter Zuhilfenahme der Hände auf den Oberschenkeln. Am Ende ging es direkt den Skihang hinauf. Mir brannten die Muskeln! Als das Stück bewältigt war kam ein Stück Straße leicht abwärts. Ich brauchte da schon ein paar Meter, bis ich die Muskeln wieder auf Laufen umstellen konnte. Boah schmerzten mir die Oberschenkel! Hölle! Aber es hoppelte sich dann doch wieder ein und statt der Oberschenkel kam wieder das Knie zur Sprache. Es wurde also nie langweilig. Und nach der kurzen Phase zum Ausruhen kam der nächste Anstieg und dann noch einmal etwas begab rennen zum Erholen. Mit dem Hintergedanken, dass ich all das doch wieder hinauf werde stiefeln müssen. Bei Kilometer 41 gab es noch einmal eine Labestation. Wer macht denn jetzt noch einen VP? Okay, wenn man bedenkt, was jetzt noch kommt, dann macht der VP viel Sinn *hihi* Ich mir noch ein Gel reingehauen und zwei volle Becher Cola hinterher geschüttet. Und auf ging es in den Zielanstieg. Nun waren noch einmal 245 Höhenmeter auf dem restlichen Stück von 1,2 Kilometer zu bewältigen. Kein Wunder, dass ich dafür 27 Minuten brauchte! Erst ging es noch auf einer Straße in Serpentinen hinauf aber ich brauchte schon fast alle 100 Meter eine kleine Verschnaufpause, da ich pumpte wie ein Maikäfer. Da machte sich zur Anstrengung auch die Höhe von bald 1800 Metern bemerkbar. Die paar Sekunden Pause brachten aber genug Erholung für die nächsten 100 Meter. Entweder trank ich einen Schluck Wasser oder machte ein Foto. Die Ausblicke ins Tal waren schon toll.

Bis es für die letzten 170 Meter direkt den Hang hinauf ging. Da hätte man fast schon auf allen Vieren kriechen können :hihi: Hätte ich da das Ziel nicht so direkt vor Augen gehabt, ich wäre voll am Verzweifeln gewesen. So war ich breit am Grinsen und genoss den Schmerz in den Oberschenkeln. Das waren die letzten Schritte! Und vor dem Ziel stand Ini an der Seite und da musste ich sie erst einmal feste drücken. So toll, wenn Freunde hier oben warten! Noch ein Foto machen und die letzten zehn Meter bis ins Ziel bin ich dann noch mit einen Urschrei hoch gerannt. Neeeee du, das war der härteste Marathon meiner Laufkarriere! Die Zeit, die ich dafür brauchte spricht Bände: 6:49. Bis auf die jeweils paar Sekunden für die Fotos hab ich da nirgends getrödelt. Aber ich war schon froh, dass ich am Ende noch innerhalb der alten Zielschlusszeit von 7 Stunden ankam. Und da dachte ich vorher, na da ist doch genug Zeit! :hihi: Der Letzte kam übrigens nach 7:18 ins Ziel und wurde noch gewertet :)

Ich freute mich auch noch sehr, dass der Uwe, der aussteigen musste, extra noch einmal hier hoch gefahren ist :) Nun wurde mir aber sehr schnell kalt, hier oben wehte doch ein sehr frischer Wind. Ich verzog mich dann schnell in die Garage, in der man sich im Warmen umziehen konnte. Fand ich besser, als das eiskalte Zelt gleich im Zielbereich. In der ganzen Freude vergaß ich fast, mein Finishershirt abzuholen. Ein Glück, dass andere für mich aufgepasst hatten. Didi, der ein paar Minuten nach mir ins Ziel kam musste sich noch fertig umziehen und dann fuhren wir schnell mit der Gondelbahn hinunter nach Söll. Nun aber schnell ins Hotel und unter die Dusche! Der Alexander kam mir mit dem Radel entgegen, damit ich Ulrikes Beutel nicht zu ihr ins Hotel bringen musste. Und so zeigte er mir auch den kürzesten Weg ins Hotel. Und er brachte mir die frohe Kunde, dass unsere Franzi in der Tageswertung den Dritten Platz in ihrer Altersklasse erlaufen hatte. Da musste ich mich aber schnell duschen, damit ich auch noch Rechtzeitig zur Siegerehrung dabei sein konnte. Alles geschafft und der Franzi zugejubelt und dann schnell zum Abendessen wieder in die Mühle gewetzt. Schön haben wir den Abend ausklingen lassen :)

.......Fortsetzung folgt.......
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"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Und abschließend der dritte Teil

Natürlich bin ich nicht gleich ins Bett. Auch wenn ich im Hotel wieder nichts zu trinken bekam, pflegte ich noch etwas meine Beine mit dem Flossingband und der Kugel von der Bläckroll. Ich trank schon etwas: Leitungswasser :hihi: Den Wecker musste ich nicht umstellen, der Start am nächsten Tag sollte 9:30 Uhr sein, so konnte ich auch keinen Fehler machen. Ich schlief wieder nicht so gut, wachte häufig auf. Das ist auch nichts Neues, wenn die Beine weh tun. Als ich dann aus den Federn musste hatte ich keine Lust. Absolut keine. Schon wieder Laufen?! Och nööööö! Ich fühlte mich nicht wie vor einem Wettkampf, da fehlte die Euphorie, da fehlte eigentlich alles. Aber ich quälte mich doch raus und schaute aus dem Fenster. Nun wollte ich erst recht wieder ins Bett. Das regnet! Was soll der Dreck denn? Aber es half ja allet nüscht, ich musste los. Von wollen konnte da nicht die Rede sein. Ich zog die übliche Routine durch und mit der Zeit schaffte ich es doch, mich damit abzufinden und mich mehr und mehr auf den Tag zu freuen. Ich hatte keinen nennenswerten Muskelkater vom Tag zuvor, mir tat bis aufs Knie nichts weiter weh und selbst das war erträglich. Ich überlegte noch, ob ich auch heute wieder meine Zehen dick mit Hirschtalg einschmieren soll oder ob es über die kurze Distanz auch ohne gehen würde. Ich entschied mich dagegen. Die paar Meter. Ich räumte meinen Rucksack etwas aus, Handschuhe weg, lange Laufhose ebenfalls, den regendichten Überzieher lies ich aber drin. Und was ziehe ich sonst an? Ich Heini hatte mein langes Laufshirt nicht zum trocknen aufgehängt. Blieb mir nur noch die Vereins-Jacke. Die ist allerdings zum Laufen denkbar ungeeignet. Weder atmungsaktiv noch wasserabweisend. Halt nur eine Portion Stoff über den Armen. Gemütlich frühstückten Alexander und ich bis wir uns auf den Weg zum Start machten. Alles wie gestern. Der Regen war gar nicht so schlimm, war nur leichter Niesel. Dennoch hatte ich sanfte Bedenken, wie sich der Boden gestalten würde. Heftige An- und Abstiege sind ja schon Schwierigkeiten. Wenn es schlammig wird, dann haben wir den richtigen Salat. Auf die Idee, dass die Strecke heute einfacher als gestern sein könnte, kam ich gar nicht erst :wink:

Ich ließ mich wieder von den Freunden und der Stimmung mitreißen und war doch voller Tatendrang. War nur ein kleiner Zweifel, wie würde es meinen Beinen gehen, das war die große Unbekannte. Aber egal wie, ich musste damit leben und war guter Dinge, dass das schon klappen würde. Sachen abgeben, Fotos machen und warten bis es los geht. Heute war Zielschluss nach viereinhalb Stunden. Und das für 23 Kilometer, das war schon eine Aussage darüber was uns erwarten würde. Allerdings dachte ich überhaupt nicht daran, dass es unterwegs auch einen Cutoff geben würde. War wohl ganz gut so, so konnte ich völlig unbeschwert laufen. Ulrike wollte heute lieber bei mir bleiben und nicht gleich wieder davon zischen. Lieber die Kräfte einteilen. Wir rannten los und ein Stück durch Söll und dann gleich Richtung Pölven. Das kleine Bergmassiv, bestehend aus dem kleinen und dem großen Pölven wollten wir heute komplett umrunden und dieser war auch der Namensgeber für den heutigen Lauf: Pölventrail. Und natürlich sollte die Umrundung nicht innerhalb der Täler stattfinden, wäre ja schön einfach gewesen. Nö nö, schön rein in die Hänge und auf und ab und das mit viel Spaß. Und so stieg die Straße dorthin gleich auch sanft an, mir war es schon wieder zu steil und ich verfiel rasch in flottes Gehen. Und schon war es aus mit Ulrikes Vorsatz, bei mir bleiben zu wollen. Hat sie aber richtig so gemacht. Sie war am Ende ne dreiviertel Stunde vor mir im Ziel. Davon mal abgesehen, dass ich mich nicht gleich auf den ersten paar hundert Metern völlig erschöpfen wollte, ging es meinen Beinen ausgesprochen gut. Sicher spürte ich das Gestrige aber sie beklagten sich nicht und ich konnte recht locker laufen. Als wäre ich gestern bei Kilometer 15 oder so unterwegs. Etwas müde schon aber noch bereit für das, was da kommen möge.

Beim ersten kleinen Gipfel der Strecke hatten wir nach gut zwei Kilometern schon mal 160 Höhenmeter gesammelt. Antje aus Berlin von den Hupsis war das leider zu viel, sie war jetzt schon so außer Puste, dass sie sich den Rest der Strecke nicht zutraute. Sicher steckte ihr noch ihr erster Marathon in Berlin in den Beinen. Wir verabschiedeten uns von ihr und machten uns weiter auf den Weg. Tom, mein Namensvetter blieb noch ein paar Minuten bei mir und wir fotografierten uns gegenseitig aber nach kurzer Zeit war ich ihm doch zu langsam. Ich war heute für fast alle zu langsam *hihi* Aber so etwas kann mich absolut stören. Ich bin wohl eine lahme Ente aber ich kommen am Ende auch an. Sicher wäre ich ausgeruht heute auch etwas flotter gewesen aber war eben nicht so. Kurze Zeit später bekam ich aber auch die Gelegenheit, mich etwas auszuruhen. Wir trafen auf den von Ulrike bereits angekündigten Stau. Verlief die Strecke bisher auf guten Waldwegen, so stand uns der erste Singletrail bevor, der nicht nur schmal war sondern ziemlich unwegsam, sodass er kaum belaufbar war. Und wenn es rechts neben einem gleich steil hinab geht, da ist man gleich doppelt vorsichtig. Nach dem Stau, der auch nicht lange dauerte kam ich dann wieder zügig mit den anderen mit. Noch. Schon hier war ich beruhigt, dass der Boden doch nicht soviel Wasser abbekommen hatte und auch den Rest der Strecke sollte es auch nur zwei kurze schlammige Passagen geben.

Wir bauten wieder gut Höhe ab aber entweder war es zu steil oder zu unwegsam, sodass ich das nicht wirklich in Tempo umsetzen konnte. Aber alles kein Problem. Bis wir an einen hübschen Hang kamen und ich schaute hinauf und ich sah Läufer über Läufer, die in Serpentinen den Hang hinauf stapften. Nun galt es 170 Höhenmeter auf 600 Meter Länge zu überwinden. Da freut sich wieder der Flachlandtiroler! Aber dies war ja noch am Anfang des Tages und ich war noch voller Energie. Ein Weilchen später war ich dann oben und erfreute mich an dem Ausblick zurück in das Tal von Söll. Ein Stück weiter und wir waren über den Kamm und schauten in das Inntal. Wer dachte, nun läuft es etwas gemäßigter, der irrte gewaltig. Abwechslungsreicher konnte die Strecke gar nicht sein. Ein permanentes Auf und Ab, oft genug richtig steil, mal besser mal schlechtere Waldwege und immer wieder enge Singletrails. Das machte Freude und die Gegend war wunderbar. Lange Zeit waren wir nur im Wald. An einem malerischen Wasserfall kamen wir vorbei und mussten kurz danach fast bergsteigerisches Geschick beweisen. Und nach fast 10 Kilometern kamen wir an den ersten Verpflegungspunkt. Der kam wie gerufen! Ich hatte schon Hunger. Und ich stürzte mich gleich auf die leckere und heiße Brühe. Das tat guuut. Aufgrund der guten Erfahrung von gestern futterte ich anschließend ein Gel und spülte es mit reichlich Isogetränk runter. Da ging es mir wieder gut und es konnte weiter gehen.

Es kündigte sich bereits weit vorher mit diversen Verbotsschildern der Steinbruch an. Das Gelände wird extra für den Lauf geöffnet, ist sonst das ganze Jahr über gesperrt. Und dann lief ich direkt auf einen großen Kipplaster zu. Als ich aus dem Wald heraus bin standen sich dort zwei Kipplaster gegenüber und ein kleiner Erdwall zwischen ihnen. Als ob es nicht genügend Hügel auf der Strecke geben würde. Nebst einem Moderator, der uns Läufer ankündigte. Dahinter war eine Zeitmessmatte und später erfuhr ich, dass es hier auch einen Cutoff gab. Mich hielt niemand auf und so war alls gut. Hier war die Talsohle des Steinbruchs und einige Gebäude. Und für Anwohner und Interessierte fand extra eine kleine Party statt mit Musike und Getränkeausschank. Und ich sah Bier! Da bin ich sofort zu den Leuten gerannt und hab laut gerufen "Hat jemand ein Bier für mich?" Da musste ich nicht lange warten und schon hielt man mir einen Becher unter die Nase und ich nahm einen großen Zug unter großem Jubel :hihi: Um die Ecke war dann auch gleich der nächste VP. Auch wenn es mir um den leckeren Biergeschmack im Mund leid tat, ich nahm lieber noch ein Gel zu mir. Und weiter ging die Hatz. Ein wenig umrundete ich noch das Areal auf einer anständigen Straße und dann war Schluss mit der Gemütlichkeit. Jetzt wird es mit ein paar wenigen Unterbrechungen weiter und weiter hinauf bis zum Juffinger Jöchel auf 1180 Meter Höhe hinauf gehen. Ganz genau, gehen. An Rennen wird über längere Zeit nicht zu denken sein. Meine Pace brach grausam ein und ich konnte nichts dagegen tun. Es gibt natürlich einen guten Waldweg dort hinauf aber immer wieder kürzte die Strecke ab, damit es über Wurzeln und sonstigen Späßen noch steiler hinauf geht. Ich musste jedes mal schmunzeln, wenn wieder ein paar Pfeile auf dem Weg waren, die mich ins Gestrüpp schickten.

Und schließlich war ich auf dem Jöchel und wurde am Gipfelkreuz von netten Rotkreuzhelfern und Bergwachtmitarbeitern erwartet. Und, wie schon an anderen Stellen, hatten sie auch hier Gerät zum Abtransport von Verletzten dabei. Ich fühlte mich bei dem Lauf sehr gut umsorgt. Natürlich kann man sich auf solch hakeligen Strecken durch einen Sturz auch mal schwer verletzen. Schön, wenn an so vielen Stellen die Helfer bereit stehen. Ich machte natürlich ein Foto hier oben ehe ich mich in den Abstieg stürzte. Die Worte der Helfer "Ab jetzt geht es nur noch bergab" nahm ich lieber nicht wörtlich *haha* Aber der Anfang war schon mal der Hammer. Mitten durch den Wald, rechts und links an Bäumen vorbei. An vielen von denen stützte ich mich lieber ab. Auch hier war ich äußert froh um meine Trailschuhe. Die Abwechslung blieb, immer mal wieder kamen lockere Abschnitte, auf denen ich hoppeln konnte und das lockerte die Muskeln wieder auf und ich kam auch dem Ziel etwas schneller näher. Natürlich schaute ich immer wieder auf meine Laufzeit. Zielschluss war nach 4:30 Stunden! Und die Zeit kann schneller vorbei sein als mir lieb ist.

Aber eh alles zu Ende war, kam ich noch an den letzten VP und stärkte mich noch ein wenig. Das war aber auch nötig! Das permanente Auf und Ab kostete ne Menge Kraft. Danach war es dann aber doch einfacher und die letzten zweieinhalb Kilometer konnte ich noch einmal richtig flott rennen, was meine Zeitbilanz etwas verbesserte. Machte ich mir vorher doch ein wenig Sorgen, dass ich ganz knapp vor der Zeit ankommen würde. Auch für uns Letzte (hinter mir waren noch etwa 5 Läufer) im Feld standen noch einige Zuschauer an der Straße in Söll und applaudierten und im Ziel war auch noch gute Stimmung. Und ich war nun glücklich, dass ich im Ziel war und es in der Zeit geschafft hatte. Und sehr froh, dass ich auch diesen Tag ohne Sturz oder andere misslichen Dinge überstanden hatte.

Nun aber schnell die trockenen Sachen geholt und ins Festzelt. Dort war es warm und ich zog mir schnell was trockenes über. Die Berliner Freunde waren alle da, die Frage war, wo sind Franzi, Ulrike und Alexander? Flink durch klingeln und absprechen, wie der weitere Tag ablaufen sollte. Franzi hatte mit dem heutigen Lauf in ihrer Altersklasse für die gesamte Tour den zweiten Platz erlaufen. Wie machen wir das mit dem Pokal? Die drei wollten schon recht früh abreisen, da Franzi noch weiter musste. Ich blieb ja noch bis Montag. Wenn sie weg musste, dann sollte ich den Pokal in Empfang nehmen oder wie auch immer. Aber erst einmal kamen auch sie zum Zelt und dann fand sich eine ganz tolle Lösung. Franzi konnte bei jemand anders direkt in die Schweiz mit fahren und so gab es keinen Zeitdruck mehr und wir konnten die Siegerehrung genießen. Das hatte sie sich aber auch verdient. Ihr erster Gebirgslauf und gleich eine tolle Platzierung! Anschließend brachen sie auf und ich watschelte ins Hotel. Und ich freute mich auf die Sauna :) Und die tat richtig gut. Ich hätte beim Abruhen fast noch verpennt *hihi* Anschließend war ich noch mit den Hupsis lecker Abendessen bis wir alle satt und müde waren. Der schöne Abschluss des Wochenendes war, dass ich (mal wieder) eine reibungslose Heimfahrt mit der Bahn hatte :)

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Danke für den netten Bericht.

Ich war auch dort :hallo: (und vor 2 Jahren auch schon)

Das Konzept dieses Etappenrennens gefällt mir sehr gut; allerdings finde ich mittlerweile die Streckenauswahl schon arg bemüht. Nichts gegen Trailrunning, aber mit "Running" hat das - abgesehen vielleicht für ein paar Spitzenatlethen - nicht mehr viel zu tun. Ich war um mehrere Stunden früher im Ziel als du, und trotzdem habe ich das eher als Wandertag empfunden, da auf Grund der Steigungen und der Beschaffenheit der Wege an "Running" oft nicht zu denken war. Vor allem die Abstiege beim Pölventrail fand ich schon grenzwertig, da es ja durch den Regen auch noch ziemlich feucht war. Dass da nichts passiert ist wundert mich noch immer ...

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Hallo,
ganz toller ausführlicher Bericht!
Ich war zum ersten Mal am Start und war begeistert.
Aber die Meinung von "thefrench" kann ich gar nicht teilen. Insgesamt tolle Streckenauswahl, total abwechslungsreich und der Pölventrail ist sicher anspruchsvoll, aber nie gefährlich. Ich fand die Downhills alle sehr gut laufbar (un dich bin ischer kein Downhill Experte) und bin trotz Matsch nie gerutscht, bin aber auch mit den vorgechriebenen 3 mm Profil gelaufen :-)
Mittlerweile ist das 3 Tagesrennen nun weg von einer Strassenlaufveranstaltung hin zum Trailrunningevent, was ich persönlich sehr begrüsse. Und beim Trailrunning gehört nun auch technische Stellen (wobei das hier technisch einfach ist) und natürlich auch Stellen die man schnell wandernd zurücklegt, aber das genau ist doch der Reiz des Trailrunnings!!

Wer wirklich 100 % eines Rennens auch "rennen" will der sollte sich lieber einen Straßenmarathon aussuchen.

12
Dankeschön Ihrs, freut mich, dass es euch gefallen hat :) Also mein Geschreibsel. :D
thefrench hat geschrieben:Das Konzept dieses Etappenrennens gefällt mir sehr gut; allerdings finde ich mittlerweile die Streckenauswahl schon arg bemüht. Nichts gegen Trailrunning, aber mit "Running" hat das - abgesehen vielleicht für ein paar Spitzenatlethen - nicht mehr viel zu tun.
So ging es mir allerdings auch, wie im Bericht öfters ja auch zu lesen war. Da ich die Downhills aus den bekannten Gründen nahezu alle nicht richtig rennen kann, hielt sich für mich der Anteil der zu rennenden Abschnitte eher klein. Andererseits hab ich es nicht verstanden, dass bis vor zwei Jahren der Halbmarathon im Ebenen und in kleinen Runden gelaufen wurde, wenn man schon in einer solch schönen Gegend ist. Vielleicht war da der Hintergedanke: gestern haben die Läufer sich im Up & Downd die Kante gegeben, heute wird der Rest der Muskeln zerschossen :teufel: Allerdings überwog für mich die Freue an der Gegend und der Landschaft noch sehr, sodass ich mit der vielen Wanderei nicht groß gehadert habe. Und dann nahm ich die Tour als bestes Abschlusstraining für den kommenden Röntgenlauf, den der ist im Vergleich dazu der reinste Kindergeburtstag :D

Ich bin auf jeden Fall übernächstes Jahr wieder dabei :)

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Tommi, meine Bewunderung deiner Laufleistung kennst du ja, die lasse ich jetzt aber mal weg.


Sehr viel mehr bewundere ich mal wieder deine Leidensfähigkeit, deine mentale Kraft durchzuhalten und dem Ganzen auch noch Positives abgewinnen.
Auch ich habe den Ehrgeiz ein gestecktes Ziel, auch gegen Widrigkeiten, zu erreichen. Aber deine hier geschilderten Beschwerden hätten mich definitiv aufgeben lassen.
Wieviel davon ist genetisch, wieviel durch die harte Schule des Leistungssport erworben?
Hast du wirklich nie die Angst deine Beine zu schreddern? Kannst du das immer erspüren?
Wie lernt man das?

Nochmals :megafon: :pokal: :respekt2: :prost:

LG Anke
12.05.2007 / 12.05.2012 / 09.04.2013 / 27.05.2017
...an Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
(Toten Hosen)
__________________________________________

BIG 25 Berlin 2015 HM 2:14:xx

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Herzlichen Glückwunsch zu deiner Leistung!

Ich möchte an dieser Stelle auch noch meinen Senf zum Thema "Tour de Tirol" abgeben, da ich die Organisation als nicht besonders gelungen und freundlich erlebt habe (wurde mir im Vorfeld von mehreren Läufern aus der Region auch schon so berichtet, aber ich dachte mir, das sei sicher nicht ganz so schlimm) und ein paar ärgerliche Dinge erlebt bzw. mitbekommen habe.
Ich komme aus der Nähe von Söll und habe mich schon sehr frühzeitig (Beginn 2015) für den Gesamtstart angemeldet. Leider wurde bei mir eine Eisenmangelanämie 4 Wochen vor dem Rennen festgestellt und ich konnte nicht alle Rennen laufen, bzw. sollte eigentlich gar nicht starten. Ich hatte dann per Mail angefragt, ob ich mich auf den Pölven-Trail (der 23km-Lauf am Sonntag) ummelden kann. Das ginge nicht. Warum, wurde nicht erklärt. Ich könne aber mit meiner Nummer für den Gesamtstart auch nur den Sonntag laufen. Naja...das wäre eine teure Angelegenheit. Den Startplatz weitergeben an einen anderen Läufer geht leider auch nicht und ich konnte auch nicht meinen Start ins nächste Jahr übertragen. Warum das nicht geht, wollte ich gerne beim Abholen der Startnummern nachfragen, da ich das bei keinem anderen Trailevent kenne, das man nicht zumindest bis zu einem gewissen Punkt vorher seinen Platz weitergeben kann. Also gut, dann laufe ich also nur den Pölven und habe trotzdem die ganze Tour gebucht. Da ich nicht extra Freitag hinfahren wollte, um die Nummer zu holen, fragte ich an, ob ich dann am Sonntag meine Startnummer abholen könne. Auch das ging aus mir nicht ersichtlichen Gründen wieder nicht und ich musste am Freitag nach Söll fahren um dort die Nummer abzuholen. Ok- von mir aus sind das keine 30 Minuten, aber Starter aus weiter entfernten Orten fänden das sicher nicht so lustig.
Beim Holen der Nummer fragte ich dann nach, warum denn ein Ummelden oder Übergeben des Startplatzes nicht möglich sei. Ich wurde an eine Dame des Organisationsteams verwiesen. Diese reagierte auf meine Frage leider höchst unfreundlich und meinte nur "das geht halt bei uns nicht, steht doch in den AGBs!". Als ich die Gründe dafür erfragte und auf den weit größeren Karwendelmarsch verwies (meine Schwester hatte dort am Tag des Rennens eine Nummer ergattert und konnte in der Früh noch ummelden) wurde sie richtig pampig und erklärte nur, dass schließlich die Nummern schon bedruckt seien und das das ganze Renne ja so aufwändig wäre und daher der Startpreis sich so berechnete (das hatte ich gar nicht gefragt, den Preis des Events hatte ich ja schließlich mit Anmeldung akzeptiert und das war mir zu dem Zeitpunkt auch egal). Ich benutzte das Wort "Abzocke" (und als solche empfinde ich es auch, wenn man 4 Wochen vor Start nichts mehr an seiner Meldung verändert kann- da drängt sich der gedanke auf, es geht hier nur ums Geld) und damit war von ihrer Seite das Gespräch beendet. Warum es nicht ging, den Start ins nächste Jahr mitzunehmen, konnte ich gar nicht mehr fragen. Ich bemühte mich um Freundlichkeit und wurde dann leider mit einem "jetzt haben wir diskutiert" abgespeist und die Dame entferte sich wieder. Später kam sie nochmals auf mich zu und meinte, ich könne mir meine Finishergeschenke ja trotzdem holen, das wäre ja schließlich einiges wert. Leider hat die Dame scheinbar ihr eigenes Event nicht verstanden. Ich wollte gerne die ganze Tour de Tirol bei ihnen mitlaufen und nicht ein Shirt kaufen, auf dem "Finisher Kaisermarathon" steht. Das liegt jetzt in meinem Schrank. Größe M- wer eins haben will, kann sich melden....
Das manche Leute sich auf ein Rennen einfach freuen und enttäuscht sind, dass sie nicht starten können, war der wohl nicht klar, sondern sie fühlte sich sofort angegriffen und ging in Abwehrhaltung.
An anderer Stelle erfuhr ich,dass scheinbar am Samstag am Kaisermarathon die Cutt-offs immer wieder verlängert und dann scheinbar doch nicht wurden und etliche Läufer kurz vor Schluss aus dem Rennen genommen wurden, was wohl auch sehr unfreundlich vor sich gegangen sein muss.
Also mich haben die Herrschaften der Tour de Tirol gesehen, ich werde da definitiv nicht mehr starten, bei keinem der Läufe und kann nun leider die negativen Stimmen im Vorfeld nur bestätigen. Ja- die Landschaft ist toll und so weiter, aber es bleibt ein seeeeehr fader Beigeschmack.
Ausdauer wird früher oder später belohnt- meistens aber später.

17
@Lena_rox: es war ja schon mein 3.Mal, und die Organisation würde ich auch als "durchwachsen" bezeichnen. Die Helfer auf der Strecke selber waren jedes Mal sehr bemüht und sehr freundlich. Die Organisation "im Tal" - also Startnummernausgabe usw. - ist allerdings stark verbesserungswürdig.

Ich hatte bei meinem 1.Versuch vor 3 Jahren ein ähnliches Problem: am Mittwoch vor der TdT hab ich leider schwer überknöchelt. Da ich aber Hotel und Bahn schon gebucht hatte und mich natürlich auf die Läufe freute bin ich trotzdem angereist, mit der Hoffnung auf eine spontane Wunderheilung - konnte dann wegen Schmerzen aber nicht starten. Trotz offensichtlicher Schwellung und dem Angebot ein ärztliches Attest zu bringen war aber weder eine Übertragung auf eine andere Person oder nächstes Jahr oder was in der Art möglich.

Merkwürdig fand ich auch, dass bereits im Februar verkündet wurde, dass fast alle Gesamtstarter-Plätze bereits vergeben wurden, allerdings gab es dann im Juni immer noch eine Anmeldemöglichkeit.

Und die Startnummern-Ausgabe dieses Jahr war auch nicht wirklich professionell; sooo viele Leute waren da nicht, und man musste relativ lange anstehen.

Wie gesagt, ich finde die Idee gut; die Umsetzung ist aber ausbaubar.

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@Tommi: dank dir, hab ich jetzt wieder einen Lauf mehr auf meiner Liste....mann, schön langsam reichen mir die 365 Tage im Jahr nicht mehr aus, um alle Termine unter zu bringen :D

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@ thefrench
Das mit dem "ausgebucht" war heuer wieder so, dass so getan wurde, als wären alle Gesamtstartplätze schon weg....irgendwie komisch.
Naja...wenn alles glatt läuft ist es sicher eine tolle Veranstaltung, aber wie du auch sagst: ausbaufähig...dabei machen die das jetzt schon länger...
Ausdauer wird früher oder später belohnt- meistens aber später.

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Da kann ich deinen Ärger sehr gut nachvollziehen Lena. Allerdings ist das (wie so mancher Stadtmarathon, Berlin als großes Beispiel) ein rein kommerzielles Unternehmen (Jolsport) und hat mit kleineren Trailläufen nicht mehr viel gemein. Das merkte ich schon an dem "Pohei" beim Start, das hatte schon was von Box-WM auf RTL :D Auch wenn es prickelnd war, ich fand das (bei der Anzahl der Starter) auch etwas übertrieben :wink:

Und trotzdem werde ich da mit Sicherheit wieder antanzen :geil:

Gruss Tommi
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Thorsten Havener

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@ dickewade
Ja, da hast du schon Recht, nur stellt sich eben genanntes Unternehmen in der Region immer als besonders sportlernah dar und daher geht mir sowas dann doppelt auf den Zeiger....
"Pohei" an sich finde ich jetzt nicht so schlimm, aber schöner ist es ohne...
Ausdauer wird früher oder später belohnt- meistens aber später.

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Hallo Tommi

Nochmals meine Hochachtung und ich zieh den Hut ob dieser Leistung.
Allerdings kann ich das Hutziehen nicht so gut wie er hier:

https://www.youtube.com/watch?v=xbLQ305 ... e=youtu.be

Kennst du den noch?

Gruss Stefan
Und wieder springe ich über Pfützen oder mitten hinein!!! :-)
Nur diejenigen, die es riskieren, zu weit zu gehen, können herausfinden, wie weit sie wirklich gehen können. -T.S. ELLIOT
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... athon.html
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... 017-a.html
forum/threads/131192-Mont-Ventoux

23
Oh ja, mit dem bin ich aufgewachsen :)

Gruss Tommi
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Thorsten Havener

24
Ich habe ihn verschlungen - da kein eigener Fernseher, musste ich immer zur Tante nebenan!
Hach ja! :) , schön war die Zeit :)
12.05.2007 / 12.05.2012 / 09.04.2013 / 27.05.2017
...an Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
(Toten Hosen)
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BIG 25 Berlin 2015 HM 2:14:xx
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