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38. Martinslauf Düsseldorf, Unterbacher See, 08.11.2015

38. Martinslauf Düsseldorf, Unterbacher See, 08.11.2015

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Moin Moin, liebe Sportsfreunde...

Dieses Wochenende stand der 38. Martinslauf in Düsseldorf auf dem Programm. Ich wußte eigentlich schon seit letztem Jahr, dass ich hier wieder laufen würde. Strecke und Atmosphäre laden einfach dazu ein und machen auch eine längere Anfahrt lohnenswert.

Samstag vormittag kurz nach 10.30 Uhr ging es, zusammen mit meiner Frau, ins Rheinland. Die Fahrt verlief ohne große Probleme und um kurz nach 13 Uhr checkten wir im Hotel ein. Obwohl der Wetterbericht Temperaturen bis zu 20 Grad vorhergesagt hatte, waren die Heizungen im Hotelflur auf Hawaiiansiche Vulkanhitze eingestellt und auch das Zimmer war alles andere als angenehm temperiert.

Also Fenster auf, umgezogen und schnellstmöglich wieder raus an die frische Luft.

Die Startnummernausgabe war sowohl Samstags nachmittags als auch Sonntags morgens im Eventbereich am Südstrand des Unterbacher Sees statt. Wir hatten geplant bereits Samstags meine Nummer abzuholen und so machten wir uns in einem Mix aus Spaziergang und leichtem Trab auf den Weg vom Hotel über den Nordstrand, um den See, hin zur Südseite.

Nachdem die Nummer abgeholt war, gab es noch ein kleines aber echt leckeres Essen im dortigen Strandcafé. Folienkartoffel mit Kartoffelcreme und Salat. Danach wieder gemütlich zurück ins Hotel und den Abend gemütlich ausklingen lassen.

Punkt 3:30 Uhr in der Nacht wachte ich auf. Normalerweise habe ich keinen allzu sanften Schlaf, aber dieses Mal hatte sich Gegröhle und dumpfes Hämmern entschlossen mir den Schlaf zu rauben. In der Tat fand keine 500m vom Hotel eine private Party statt und dort wurde gegröhlt - singen will ich es nicht nennen - und der Bass der Musik war auch nicht von schlechten Eltern. Irgendwie konnte ich dann doch wieder einschlafen.

Punkt 5:00 Uhr war es dann Zeit für das Vor-Frühstück. Das heißt bei mir Joghurt mit Leinsamen, Tee und Vanillemilch und anschließender Verabschiedung des Essens vom Vortag. 7:30 dann das richtige Frühstück. Ein halbes Brötchen mit Butter, Honig und Marmelade, je eine Scheibe Käse und Schinken, halbes Ei und ein kleines Schälchen Obstsalat. Dazu reichlich O-Saft und nochmal etwas Tee.

Anschließend gemütlich gepackt und um 9:30 Uhr ausgecheckt und los zum Eventbereich.

Parkplätze gibt es am Unterbacher See zum Glück in ausreichender Zahl, so dass die Parkplatzsuche kein Problem darstellte. Um 10 Uhr hatte es bereits lt. Thermometer 15 Grad und so langsam begann auch die Sonne sich hinter den Wolken hervor zu schälen. Es würde also warm werden.

Als wir ankamen starten gerade starteten gerade die Schülerläufe und später die Bambinis.

So haben wir dann noch etwas bei den Läufen zugeschaut und das schöne Wetter genossen bevor es dann für mich ans warmlaufen ging.

Schon am Samstag war mir aufgefallen wie matschig und schmierig die Strecke teilweise war. Auf dem Schotterweg im Startbereich bis ca. 500m waren auch einige größere Pfützen. Trotz geringem Profil hatte ich mich für meine im leichten Kiprace Schuhe entschieden.

Beim Warmlaufen ging ich nochmal die geplante Rennstrategie durch. Obwohl ich die letzte Wochen kein spezifisches 10k-Training gemacht hatte, wollte ich insgeheim sub49 angehen, sub50 war das Mindestziel.
Dann war es auch schon Zeit in die Startaufstellung zu gehen.

Der Startkorridor war bereits letztes Jahr mit rund 900 Teilnehmern überfüllt und auf dem ersten Kilometer herrschte massives Gedränge. Dieses Jahr waren ca. 1.200 Teilnehmer gemeldet. Damals hatte ich bis KM1 genau 6:00min benötigt, eine solche Anfangszeit würde ich mir dieses Mal nicht erlauben können.

Also wider aller Gewohnheiten recht weit vorne, gefühlt unter den ersten 200 Startern, eingereiht. Wir standen wie die Ölsardinen und es wurde nicht besser, als sich drei junge Frauen direkt vor mich schoben. Ich ahnte schon schreckliches und wurde darin bestätigt, als sich die Läuferin direkt vor mir ihre Zielpace von 5:45 auf der Uhr einstellte.
Zu allem Überfluss interviewte der Ansager dann auch noch so ziemlich jeden Läufer in der ersten Reihe und entlarvte dort auch noch einen Läufer, der eine 48er Zielzeit hatte...WTF?!
Der Start war bereits drei Minuten überfällig und die ersten Läufer riefen bereits lautstark nach dem Start. D
Dann war es endlich so weit.

Wie erwartet wurde der erste Kilometer ein ziemliches Gerdänge und Zickzacklaufen. Der feuchte Schotter und später das Laub auf dem Weg taten ihr übriges. Dennoch fühlte sich der erste Kilometer mit 4:54 sehr gut an.
Ich kam ins Laufen und versuchte mich an meinem Zieltempo von 4:50-4:55 auf den ersten 5km zu orientieren. Nachdem sich das Startgedränge endgültig aufgelöst hatte, ging es am Rand des Sees entlang durch ein Waldgebiet. Die Strecke war trotz der Feuchtigkeit gut zu laufen. Von hinten schlossen hin und wieder deutlich schneller Läufer auf, von vorne gab es nur vereinzelt jemanden zu überholen. KM2 und 3 gingen mit je genau 4:50 über die Bühne.
Allerdings hatte ich bereits jetzt das Gefühl, dass ich dieses Tempo keine 10 Kilometer durchhalten würde.
Mir war klar, dass ich meine Taktik in die Tonne treten musste. 49:00 oder gar 48:30 waren nicht erreichbar. Nach KM4 in 4:59 wollte ich das Tempo von KM4 bis 6 etwas drosseln um am Ende noch genug Luft für sub50 zu haben.
KM5 und 6 sind für mich die schlimmsten auf dieser Strecke. Es geht mehr oder minder gerade, direkt an einer Landstraße entlang.
Bei KM5 wünschte ich mir, dass der Lauf hier schon zuende wäre. Hatte ich bei KM4 noch 27 Sekunden Vorsprung auf sub50, waren es bei KM5 nur noch 20. Das Polster schrumpfte also und ich fühlte mich nicht in der Lage wieder zuzulegen, schon gar nicht mit Hinblick auf die letzten Kilometer. Das Frustlevel stieg, ich hatte niemanden an den ich mich hängen konnte, denn die Läufer vor mir, bzw. jene, die mich überholten waren zu schnell, als dass ich das Tempo hätte mitgehen können und ich dachte bereits schon seit KM4 mehrmals ans aufgeben, bzw. daran den Lauf einfach nur noch zu Ende zulaufen und sch**** auf die Zeit.
Solange aber noch die Chance bestand und ich nicht absolut leer war, wollte ich es dann doch weiter versuchen.
Ich wußte ja, dass es bei KM6 wieder in den Wald gehen würde und dort fühle ich mich wohler.
Gefühlt war ab jetzt jeder Kilometer irgendwo zwischen 5:30 und 6:00 gelaufen. Ich musste immer mehr zu den Läufern und Läuferinnen vor mir abreissen lassen und wurde immer häufiger überholt. Ein Gefühl, dass ich so nicht kenne.
Die einzige Möglichkeit nicht den Bettel endgültig zu schmeißen war, mich selbst zu belügen und zu sagen, dass nicht ich langsamer würde, sondern die einfach schneller sind und ich nur so weiterlaufen müsse.
KM7, 8 und 9 ziehen sich unendlich.
Vor mir eine junge Frau, die scheinbar auch kämpft. Ich überhole sie und setze mich vor sie in der Hoffnung, dass wir uns gegenseitig ziehen können. Doch es kommt nix, bis sie später kurz vor dem Ziel an mir vorbeiziehen wird.
Der Vorsprung auf der Uhr schmilzt dahin und ich hatte nicht das Gefühl auf dem letzten Kilometer noch mal zulegen zu können. Ich schleppte mich nur noch von Kilometer zu Kilometer, hatte mittlerweile auch keine Ahnung mehr, ob ich noch im Zielfenster war oder nicht. Dann kam die Marke nach KM9 und man konnte auch schon langsam die Stimme des Ansagers wieder hören.
Dann war es endlich soweit, wir liefen in den Eventbereich ein. Blick auf die Uhr. Um die 49 Min, noch gefühlt ca. 200m. Das wird nix mehr, ich hab' keine Körner mehr.
Das kann doch nicht sein, irgendwie muss es gehen.
Einlauf in den Zielkorridor, Blick auf die offizielle Zieluhr. 49:40 Brutto, noch rund 75-100m, so knapp werde ich nicht scheitern. Sprint, vor mir noch zwei Läufer und der Korridor ist relativ eng. 49:55, 49:56, noch wenige Schritte vor dem Ziel und der Typ vor mir fängt schon an mittig auszulaufen obwohl er noch nicht im Ziel ist. Verschwinde. Augen zu und durch.
Die nächsten Augenblicke sind wie in Trance. Ich wühle mich durch die Menschen hinter dem Ziel und weiß genau, dass ich nicht sofort stehenbleiben darf, sondern langsam runterkommen muss. Für einen Moment denke ich, dass ich mich übergeben muss, tatsächlich kommt aber nur ein kurzer, heftiger Hustenanfall. Ich trabe durch die Menschen, pumpe die Luft aus meinen Lungen, mein Hecheln ist gefühlt noch in Köln zu hören.
Irgendwann sehe ich meine Frau, laufe hin und lass mich erstmal ins Gras fallen.
Nach wenigen Minuten bin ich wieder auf dem Damm wir holen zusammen den verdienten Lohn - den Weckmann - ab, während andere Fotos mit St. Martin machen.

Zum Schluss noch der Blick auf die offizielle Ergebnisliste vor Ort: Brutto 49:57, netto 49:44. Eine absolute Punktlandung. Verbesserung der 10km-PB aus dem Martinslauf 2014 um rund 4 Minuten.

Dafür, dass ich eigentlich kaum spezifisches 10km-Training gemacht habe, kann ich damit leben, auch wenn ich mir insgeheim doch mehr erhofft hatte. Dennoch zeigt mir der Lauf, dass meine Entscheidung mich auf 5km zu konzentrieren, die bessere Entscheidung ist.

Am Ende ist es Platz 228 von 1032 Teilnehmern.

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MikeStar hat geschrieben:Moin Moin, liebe Sportsfreunde...
Zum Schluss noch der Blick auf die offizielle Ergebnisliste vor Ort: Brutto 49:57, netto 49:44. Eine absolute Punktlandung. Verbesserung der 10km-PB aus dem Martinslauf 2014 um rund 4 Minuten.
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Super Bericht, schön geschrieben, hat ja mal Alles geklappt. :wink: Jedes Rennen ist anders und Dumpfbacken stehen immer mal im Weg, soll doch nur ein Hobby sein,das Laufen.

Jetzt hast du mal mein Trainingsstrecke erlebt.

Hammerzeit, meine vom letzten Jahr war 10 Sekunden länger. :peinlich:

Läuft du auch M65?

(Ich durfte am Sonntag in Hannover arbeiten. :peinlich: )
McFit ist wie Urlaub, 30 grad, alle schwitzen, keiner spricht Deutsch und überall liegen Handtücher.
Bild

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So, noch paar Impressionen.

Bis M65 dauert es noch ein paar Jährchen... so rund 30 an der Zahl.

Freue mich schon auf nächstes Jahr... dann zum dritten Mal.

Hier noch die Splits:

KM1 - 1000m - Pace: 4:54
KM2 - 1000m - Pace: 4:50
KM3 - 1000m - Pace: 4:50
KM4 - 1000m - Pace: 4:59
KM5 - 1000m - Pace: 5:07
KM6 - 1000m - Pace: 4:54
KM7 - 1000m - Pace: 5:04
KM8 - 1000m - Pace: 5:08
KM9 - 1000m - Pace: 5:11
KM10 - 1000m - Pace: 4:50

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Hallo Mike

ein schöner Bericht, und ein schöner Lauferfolg für dich. Da hat sich die lange Anreise ja gelohnt.
Du hattest es zwar schon im vergangenen Jahr persönlich angekündigt, ich habe es aber leider erst
am Samstagmorgen hier gelesen, dass du tatsächlich zu uns kommst.Zu spät um noch dazu zu schreiben.

Ich habe dann an der üblichen Forums-Treff-Ecke am Zelteingang ein wenig gewartet, und geschaut, dich aber weder dort,
noch beim Start gesehen. Dafür aber Heiko und auch Lilly .

Da ich ja aus bekannten Gründen derzeit ausgebremst bin, habe ich nur eine kleine Seerunde rechtsrum absolviert.

Also: Nächstes Jahr an der Zeltecke, nicht vergessen ; )

Viele Grüße

Ulli
5K 24:53 / 10K 52:31 / 15K 1:22:11/ HM 1:57:27/ M 4:10:33 / 50K walk 8:26:20

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Hallo Ulli,

Danke. Ich hatte ehrlicherweise gar nicht damit gerechnet, dass du dort sein würdest.
Ich hab' zwar mal kurz in die Forumsecke geschaut, aber auch nur sporadisch.
Nachdem sich außer Foto keiner in meinem Thread gemeldet hatte, bin ich auch nicht wirklich davon ausgegangen irgendjemanden zu treffen und hab' mich nur auf den Lauf konzentriert.

Wann bist du Samstags gelaufen?
Da waren wir ja auch schon am See, zwischen ca. 14 und 16.30 Uhr. Vielleicht sind wir ja aneinader vorbeigelaufen ohne es zu merken.

Nächstes Jahr bin ich dann definitiv in der Foren-Ecke :daumen: und ich hoffe, du bist dahin auch wieder soweit, dass du mitläufst.

LG
Mike

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Das sind ja ordentlich gleichmäßige Splits und der Einbruch sieht in der Statistik weniger schlimm aus, als du gefühlt hast. Da haste für den Tag dein Maximum gegeben und alles richtig gemacht. Freut mich sehr und meinen Glückwunsch zur Bestzeit :daumen: Und Dankeschön für den mitreißenden Bericht :)

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener
Antworten

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