Der Lauf
Auf dem ersten Kilometer ist natürlich erstmal jede Menge Verkehr. Ich halte mich dicht hinter Sascha. Er schlägt ein 6:50er Tempo an (laut GPS), für 2:29 Zielzeit wirklich sehr langsam. Beim Überholen einen Pulks gelb-gewandeter Lidl-Mitarbeiter (in der Folge werde ich denen noch die Bezeichnung "die gelbe Gefahr" verpassen) trennen wir uns - er links vorbei, ich rechts. Da ich beim Überholen aber immer die dumme Angewohnheit habe, unnötig viel Gas zu geben um schnell vorbei zu sein, liege ich auf einmal 30m in Führung. Das Problem löst sich aber von selbst durch ein anderes - meine volle Blase holt mich endgültig ein. Ein paar geeignete Büsche habe ich bereits verpasst und nun reicht's mir, eine Platane (?) mit besonders dickem Baumstamm kommt mir als Deckung gerade recht. Ich stelle mich - in Laufrichtung gesehen - dahinter auf. Niemand, wenn er nicht gerade rückwärts läuft, kann sich belästigt fühlen. Ich hingegen fühle mich sehr erleichtert - im doppelten Sinne, nämlich um einen halben Liter und um etwa 30 Sekunden, die ich gerade hinter dem Baum deponiert habe. Dumm gelaufen (im Wortsinne!), aber ein Problem weniger.
Gleich nach dem Loslaufen piepst die Uhr - 7:19 für mich. Warum, liegt auf der Hand bzw. im Gras. Sascha sehe ich inzwischen mehr als 50m voraus. Bald darauf die Götzentumbrücke über den östlichen Neckar-Altarm, auf dessen anderer Seite es dann in Gegenrichtung zurück geht. Alles läuft rund und ich hole meinen Zugläufer bald wieder ein - ich glaube, das war gegen Ende des Kilometer 2, auf dem ich mit 6:35 etwas Gas gegeben hatte. Das Wetter ist hier übrigens traumhaft- schöner kühler Schatten unter den großen Bäumen mit ihrem frischen, grünen Laub. Wind ist hier gar keiner zu spüren und so rollt es weiter bis nach Sontheim, Platzprobleme gibt es zunächst keine, da sich die Karawane auf Fußweg und Radweg verteilt hat, die hier noch getrennt asphaltiert wurden.
Zur Mitte des dritten Kilometers, an der Brücke, über die es einen Katzensprung zurück zum Start wäre, vereinigen sich Fuß und Radweg, ohne dass das gemeinsame Asphaltband deshalb breiter würde. Ich schätze es auf 2,50 m. Drei Leute können gut nebeneinander laufen, wenn sie einigermaßen Rücksicht walten lassen. Zur Not auch vier, wenn sie sich ganz doll liebhaben. Ich sehe fast nur Lidl-Leute um mich rum, mit Ausnahme von ein paar Audianern. Klar, die Schwarz-Gruppe hat ihre Zetrale (noch) in Neckarsulm und Audi ist dort der größte Arbeitgeber. Lidl hat sich das was kosten lasten. Im Stadionbereich haben sie für ihre Mitarbeiter eine riesige Lounge aufgebaut, ich glaube fast, das größte Zelt von allen. Ein eigener (Laut-)Sprecher begrüßte jede einzelne Busladung eintreffender Lidl-Läufer. Nachher heizt er ihnen mit Motivationssprüchen ein wie "Wir sind Lidl und ... dabeiiiiii!" oder so ähnlich. Von diesen Lidl-Läufern bin ich nun also umzingelt. Gelegenheit für manche Laufstilstudie. Was fehlende Rumpfstabilität doch für ulkige Blüten treiben kann. Wie kann man sich nur derart untrainiert auf einen Halbmarathon einlassen. Bevor meine wachsende Überheblichkeit und Widerwillen gegen diese wandernden Hindernisse allzu hohe Wellen schlagen kann, mache ich mir klar, dass sicher nicht alle ganz freiwillig dabei sind. Viele sicher nur wegen unverhohlen ausgegebener Zielvorgaben des Chefs für seine Abteilung oder einfach nur durch mehr oder weniger subtil ausgeübten Gruppenzwang der Kollegen, bis hin zur Blindmeldung. Mag der heutige Lauf für manchen auch zum Desaster ausarten - wenn nur ein halbes Dutzend von ihnen Blut leckt und beginnt, systematisch zu trainieren, um es den blöden Kollegen beim nächsten Mal heimzuzahlen, dann hat sie sich doch gelohnt, die Lidl-Aktion, diese Firma lohnt sich doch angeblich sowieso.
Und für die vielen, denen die Strecke keine allzugroßen Probleme bereitet, muss das ganz sicher ein tolles Vergnügen sein. Eigentlich sehr clever von Lidl, so einen Riesen-Almauftrieb zu inszenieren. Und damit schließe ich meinen Frieden mit der Farbe Gelb.
Keinen Frieden schließe ich jedoch mit einigen dieser Individuen. Dass die ersten schon auf dem dritten Kilometer wandern müssen - geschenkt, jeder so wie er kann. Dass man mitten auf dem engen Weg genau dort, wo man eben noch gelaufen ist, schlagartig abstoppt und spurhaltend spazieren geht, ist nicht mehr o.k. - mehrmals musste ich verzweifelte Haken schlagen, um diesen Zeitgenossen nicht in die Hacken zu treten. Wenn aber zwei oder drei von ihnen nebeneinander laufen (schon das erfüllt für mich ja den Tatbestand der "mobilen Straßensperre") und dann alle gemeinsam zum Spazierengehen abstoppen, dann grenzt das schon an Nötigung. Dass der 3. KM in 6:53 weggeht, übersehe ich fast in diesem Gewusel. Bevor sanft aufsteigender Unmut mir den Spaß verderben kann, weitet sich der Weg wieder - also gut, soll jeder tun was er möchte. Mit KM 4 (6:51) erreiche ich Sontheim. Ich frage mich, mit welcher Strategie für den Berg Sascha unterwegs ist, wenn er hier im Flachen so knapp unterm Gesamtschnitt 7:04/km für die 2:29h rumtrödelt. Und das noch inkluse GPS-Messfehler. Für den Berg bleibt da doch kaum was übrig ? Die Antwort werde ich später erhalten.
Der 5. KM durch Sontheim ist abwechslungsreich. Zum einen, weil die Strecke jetzt durch winklige Gassen führt, zum anderen aber, weil die Zuschauer hier jetzt ein eigenes, großartiges Völkchen bilden und sich für diesen Lauftag vor ihren Häusern perfekt eingerichtet haben - mit sich biegenden Biertischen und jeder Menge gute Laune. Nicht mehr zufällige Spaziergänger und Gassigeher wie in den Parkanlagen am Neckar, sondern Hardcore-Trollifans, die sichtlich Spaß haben und Spaß vermitteln. Erste Kinderhände sind ausgestreckt und wollen abgeklatscht werden. Es ist hier, wo ich mir das Versprechen gebe, heute keine einzige Hand unabgeklatscht zu lassen. Und soweit ich das überblicken kann, ist mir das - für meine jeweilige Straßenseite - auch gelungen. KM 5 in Sontheim in 6:47.
So langsam gewinnt die Sonne an Kraft, aber die Hofwiesenstraße, die aus Sontheim heraus Richtung Felder führt, bietet erstaunlich viel Schatten. Zudem findet sich hier die erste, recht ausgefeilte Duschkonstruktion, die 3 m über den Gartenzaun reicht. Wer will, kriegt die erste volle Dröhnung, und wer nicht will, kann sich auf der anderen Seite so gerade mal trocken vorbeischummeln. KM 6 (6:58) beginnt, nach ersten kleinen Buckeln in Sontheim, nun schüchtern die ersten Höhenmeter kontinuierlich zu sammeln. Zwar nur 8 an der Zahl und auf das Tempo wirken sie sich auch nicht groß aus, aber der Haigern beginnt nun doch, seine bedrohlichen Schatten auf die Läuferschar zu werfen. Für einen von uns wird die Bedrohung weit realer. Bei KM 6,5 versperrt ein Krankenwagen den halben Weg; seine Besatzung behandelt einen älteren Mann, der auf dem Boden liegt, aber offenbar bei Bewusstsein ist. Dann kommt uns hier noch zweimal Tatütata entgegen - erst ein Notarztwagen, dann noch ein Krankenwagen. Ja wollen die den armen Kerl dritteln, damit jeder sein eigenes Beutestück abtransportieren kann ? Derlei despektierliche Gedanken sind noch nicht zu Ende gedacht, als schon erst KM 7 (immer noch 6:55) und gleich darauf der Ortsrand von Flein, in Gestalt der Sportanlagen, auftaucht.
Hier kenne ich mich wieder aus. Hier hatte ich letztes Jahr im April meine Erkundungstour auf den Haigern gestartet. Ich weiß noch, ich fühlte mich gar nicht gut, weil damals das Mittagessen zu kurz her war und hatte deshalb schon den harmlosen kleinen Anstieg vor dem Ortskern in böser Erinnerung. Heute ist alles gut, im Nu bin ich auf dem flachen Stück im Zentrum, das ich aber nicht dazu nutze, um Tempo zu bolzen, sondern mich etwas zu sammeln und auszuruhen. Eine tolle Stimmung ist das hier, besser als bei manchem Provinzlauf im Zielbereich. 6:57 für KM 8 mit seinen 12 Hm. Sascha habe ich übrigens mal wieder hinter mir gelassen und das macht mich nervös. Ich lasse es kurz etwas ruhiger angehen, bis ich sein Fähnchen gar nicht so allzuweit hinter mir entdecke. Es kann also weiter gehen, und es geht ja jetzt erst richtig los.
Irgendwo hier in Flein muss es gewesen sein, dass ich das Geschehen in meinem hinteren Oberschenkel als "leichten Schmerz" einstufe, aber das ist nichts Besonderes und in der allgemeinen Bombenstimmung hier auch schnell wieder vergessen. KM 9 mit schon 23 Hm führt fast bis an den Ortsrand von Flein und geht auch noch ganz gut, auch wenn es mit 7:32 nun doch schon etwas mühsamer wird. Aber hey - KM 9 heißt doch, es liegt nur noch einer vor mir, auch wenn der dann richtig steil ist. Die 300m bis zum Abzweig in die Weinberge sind noch harmlos, aber dann enthüllt ein einziger kurzer Blick nach vorne das ganze Ausmaß des Horrors. Der Weg wird sofort viel steiler und ganz weit hinten sieht man, wie eine bunte Karawane sich auf dem letzten Anstieg hochquält und sich die Kante gibt. Die erste Steigung im Weinberg nehme ich noch, aber bevor es dann maximal steil wird, genehmige ich mir - seit Tagen geplant - eine kurze Gehpause. Und schäme mich nicht, da viele andere schon in Flein spazierten und jetzt im Weinberg von Anfang an. Nach 80m trabe ich schon wieder los und finde sogar die Kraft für einen kurzen Wortwechsel. Ein Alphornbläser kommt in Sicht, der ist hier bereits eine Institution. Neben mir auf dem Gras geht eine Frau mit einem kleinen Hund. Als der Hund 20 cm vor der Mündung des Alphorns vorbei geht, fängt der Typ an zu blasen. Der Hund überschlägt sich vor Schreck, wie im Slapstick-Film. Die Frau schimpft, der Bläser bläst und ich gebe grinsend Gas. Habe ich doch gerade etwas viel wichtigeres entdeckt, nämlich dass ein Profiobjektiv direkt auf mich gerichtet ist. Da kann ich doch nicht zur Seite schauend hochschleichen !
Plötzlich sehe ich Sascha vor mir. Huch, wo kommt der denn er ? In Flein war er doch noch hinter mir, vermutlich hat er mich in der Gehpause überholt, muss wohl doch beschämt zu Boden geschaut haben... Oben erstmal wieder Kinderhände. Ziemlich spät merke ich, dass die nicht abgeklatscht werden wollen, sondern jedem Läufer eine selbstgepflückte Wiesenblume anbieten. Ich weiß zwar nicht, was ich damit jetzt anfangen soll, aber ich muss einfach eine an mich nehmen. Versuche noch, sie irgendwie zwischen Startnummer und Shirt einzuklemmen, aber irgendwie will das nicht klappen. Als ich sicher bin, außer Sichtweite zu sein, werfe ich sie schweren Herzens dahin zurück, wo sie herkommen - in die Botanik. Ganz kurz vor dem Gipfel hat der KM 10 ein Einsehen und verabschiedet mich mit geschafften weiteren 50 Hm und happigen 8:28. Dieses eine Mal nehme ich mir die Zeit, nach der Gesamtpace zu schauen - 7:08/km. Tatsächlich sind's aber wohl eher 7:12 für die markierten 10 km, denn mir ist längst klar, dass mein GPS, nachdem es auf den ersten 2 km absolut synchron war mit den Tafeln, im Schnitt doch um 1% vorgeht. Nach dem Gipfel die 2. Wasserstelle. Sascha lässt sich Zeit hier und so nehme ich sie mir auch. Einen Becher Wasser über den Kopf, einen langsam im Stand getrunken. So viel Zeit muss sein. Irgendwann gab's auch zum erstenmal ein Isogetränk, ich weiß aber nicht mehr, ob das hier war oder später.
Jetzt geht's abwärts und zwar mindestens so steil wie rauf auf den Kotzbuckel. Ich suche ein zügiges, aber gelenkschonendes Tempo und werde so um die 5:15 fündig. Alles fühlt sich richtig gut an, auch an den Oberschenkel werde ich gerade nicht erinnert. Wegen der Verpflegungspause zeigt die Uhr für den Kilometer 11 dann aber doch nur 6:20. Da habe ich doch tatsächlich eine geschlagene Minute am Zapfhahn rumgelümmelt!
Rechtzeitig vor der Hauptstraße fahre ich das Tempo sanft runter (aber immer noch unter 6:00/km). Die spätere Pulsauswertung zeigt tatsächlich, dass ich mich auf diesem steilen Bergabstück etwas erholt habe. Von Puls 169 auf dem Gipfel auf 158 unten.
Aber dann der Schock auf der "flachen" Straße - ich sehe klar und deutlich, dass sie kontinuierlich ansteigt, obwohl ich vom letzten Jahr eher nur kleine Wellen in Erinnerung hatte. Aber nichts von beidem stimmt. Die Straße ist bretteben, fällt sogar minimal ab, bis auf 3 Hm vor der Kreuzung mit der B27. Wie ein bisschen Berg rauf und runter doch die Wahrnehmung benebeln kann ! Auch ist es hier auf diesem Flachstück, wo ich denke, der Sascha hat 'ne Meise, hier mit knapp über 6:00 "hoch" zu brettern. Na klar, auf diesem Flachstück geht es in Wahrheit 10 Hm runter und irgendwann muss er ja mal anfangen, Zeit gutmachen. Tatsächlich laufe ich die 1,3 km auf der Hauptstraße bis zur B27 in 6:23, was eigentlich ganz ok ist. Auch ist es hier, jenseits des KM 12, dass ich den Zugläufer immer seltener und wenn, dann imm weiter vorne sehe, und das ist genau genommen kein gutes Zeichen.
Die folgenden 3+ km bis nach Horkheim gehen kontinuierlich bergab, mit ein paar eigentlich harmlosen Zwischenanstieglein (mehrmals läppische 3 bis 5 Hm). Aber mir kommt das mehr und mehr so vor, als seien das Berge, die ich nicht erwartet hatte. Und so schleichen sich hier die ersten kleinen Gehpausen außerhalb des Haigernanstiegs ein. Statt sanft bergab Zeit gutzumachen, brauche ich für die 4,2 km runter zum Neckar, über Schleuse und Altarm bis zur Landesstraße L1106 auf der anderen Seite, nun schon 7:14/km (nach GPS). Mir schwant längst, dass es noch knüppeldick kommen wird. Auf der völlig flachen Straße bis zum Ortseingang von Böckingen geht denn auch rein gar nichts mehr. Für die 2 km brauche ich 7:46/km, da ich spätestens alle 100m eine kurze Gehpause einlegen muss. Mein linker hinterer Oberschenkel schmerzt nun heftig. Aber auch ohne das wäre da nicht mehr viel gegangen. Die Luft ist einfach raus.
Bisher hatte ich noch gehofft, irgendein Wunder geschähe und lässt mich doch noch unter 2:30 ankommen. Aber eine vernünftige Vorhersage ist mir einfach nicht mehr möglich - zu viel Denkarbeit mit der GPS-Abweichung. Die KM-Schilder überfordern mich ebenfalls. Denn jetzt stehen außer den Schildern für den HM-Kurs auch die fürs Walking und den Marathon. Und obwohl die für HM und M eigentlich nur 97,5m auseinander stehen sollen, kommt mir das manchmal vor wie 300m und eine halbe Ewigkeit. Wohl auch nur eine optische Täuschung. Im Nachhinein glaube ich, dass ich bis KM 18 mit einem Gesamtschnitt von 7:04/km (GPS) durchaus noch halbwegs auf Kurs war. Das fehlende 1% GPS-Abweichung hätte ich vielleicht noch schaffen können mit einer zweiten Luft und etwas mehr Glauben an mich. Aber endgültig der letzte Zahn wurde mir in Böckingen gezogen, als der Anstieg in den Ortskern in Sicht kam und eine weitere Gehpause einforderte. Und dann gleich noch ein Anstieg. Tatsächlich waren's nur 11 und 3 Hm. Die folgende Neckarbrücke ist dann gar nicht mehr so schlimm wie erwartet. Wohl eben, weil sie erwartet war.
Für die letzten gut drei KM brauchte ich dann 8:02/km, also allein da (und zu Beginn beim Pinkeln) die 3:47 über der 2:33 liegen lassen. Wobei all das mich nicht gehindert hat, beim Einbiegen ins Stadion noch an das Zielfoto zu denken und auf den letzten 100m auf Tartan noch mal 5:25/km zu schinden. Man weiß ja schließlich, was man seinen treuen Fans schuldig ist...
Dann lehne ich erstmal übers Geländer, weil mir kurz schwindlig ist. Bin noch unentschieden, ob ich erst kotzen soll und dann umkippen oder umgekehrt. Nach wenigen Sekunden ist das aber schon wieder vorbei und ich raffe mich auf zu meiner letzten Amtshandlung bei einem der drei Käthchen. Artig senke ich mein Haupt und kriege was Schweres umgehängt. Jetzt aber nix wie ab zum Zielbier! Und da dann die erste große Enttäuschung über die Organisation - an einem einzigen Bierstand stehen mindestens sechs Schlangen nebeneinander und sind alle ellenlang. Ich mag nicht mehr und will nach Hause. Ich lasse Bier Bier sein, schlendere auf den großen Rasen mit dem Lidl-Zelt und reiße mir erstmal die Schuhe runter. Aber dann sehe ihn, den blöden Chip, der ja auch noch zurückgegeben werden will. Also schlendere ich über die Wiese zurück wo ich heute morgen einen Schleichweg zum Stadion sah, der jetzt sperrangelweit offensteht. Ein Sanitäter scheucht mich zurück - kein Durchgang. Also zurück auf den Sandweg, immer noch barfuß. Muss suchen, wo ich den blöden Chip loswerde und werde schließlich fündig. Ach ja, dieser blöde Mika-Chip ! Schon gestern abend zu Hause brauchte ich wohl fünf Versuche, um ihn so am Schuh befestigt zu bekommen, dass er mir nicht auf den Spann drückt. Das tat er auch 16 km lang nicht, bis ich in Horkheim - moralisch eh gerade angeschlagen - merkte, dass er doch drückt. Zum Glück hat mich der nachfolgende Jammer dann so abgelenkt, dass ich auf den letzten 5 km dann doch nichts mehr davon merkte. Zurück auf dem Rasen will ich eigentlich noch barfuß ein wenig austraben, aber ein unbestimmter Schmerz im linken Vorfuß rät mir aber davon ab. Jeder Knubbel im Rasen verdreht mir die Fußknochen und lässt sie schmerzen. Entnervt gebe ich auf und gehe zum Auto. Es kann gut sein, dass das ganze Nachspiel nach dem Zieleinlauf ein super freudiges gewesen wäre, wenn das Ergebnis anders ausgefallen wäre ...
Zu Hause dann kurzer Bericht. Nun gäbe es sicher vieles Gute und Gesunde, was man nach so einer Anstrengung zu sich nehmen könnte und sollte, um optimal zu regenerieren. Aber mein Körper hat davon noch nichts gehört und verlangt etwas ganz anderes - er will eine Riesenportion Eis ! Und die kriegt er, denn auf seinen Körper soll man ja immer hören.