Die gestrigen Intervalle waren nicht wirklich die Hammereinheit, aber nachmittags spürte ich sie schon in der Beinmuskulatur. Alles ein bisschen steif und verspannt und auch Freund Piri nölte leise vor sich hin. Das wurde jedoch alles schlagartig besser, als ich abends eine ausfühliche Einheit Mobility, vor allem Dehnen und Blackroll einlegte. Auch heute morgen fühlt sich das alles ganz o.k. an. Trotzdem ranken sich ein paar Fragezeichen um den heutigen Endurance 2 Lauf über 16k - einen solchen Doppelpack hatte ich schon lange nicht mehr. Und wenn ich da an den verkorksten Lauf vom Samstag denke, wo aus dem Nichts dann auch wirklich nichts mehr ging. Und ob womöglich, und wenn überhaupt, oder auch nicht, und sowieso ...
Die Gedankenspirale wird jäh durchbrochen, als ich schon fast gewohnheitsmäßig den Status meiner verschwundenen Laufuhr checke. Ich hoffe doch, dass sie nun wenigstens mal aufgefunden ist, nachdem ich gestern noch eine Mail an den Support von D*D schickte. Aufgefunden ? Sie hat schon fast ihren Finger am Klingelknopf, das Zustellfahrzeug ist schon im Nachbarort. Die Zeit, das Teil höchstpersönlich abzugreifen, nehme ich mir noch. Ach ja, und laden, einrichten, Einstellungen checken muss dann ja auch noch sein.
Dann fahre ich endlich zu meiner Flachstrecke und kann's gar nicht erwarten. Das Wetter ist leicht sonnig, mit 13 °C aber vielleicht etwas kühl, um komplett in kurz/kurz zu laufen. Ich will ja heute langsam unterwegs sein und das fast zwei Stunden lang. Und ein frischer Wind weht schließlich auch noch, sogar stärker als gestern. So ziehe ich dann doch die Laufjacke an, die ich vorsichtshalber eingepackt habe. Aber endlich kein schlackerndes Handy mehr in der Tasche - hach, Laufen kann so schön einfach sein!
Die ersten Schritte fliegen wie von selbst, aber viel zu schnell. Also halt mal, bei aller Begeisterung über die Rückkehr der Uhr - es ist kein brandneues Gimmick, es ist nur die olle Uhr (na ja, nicht ganz, das Gehäuse samt Innenleben ist neu, aber die haben doch tatsächlich mein altes, abgetragenes Armband wieder drangeschraubt!). Und aus der Zielgruppe, der man per Marketing jedes Bedürfnis nach Lifestyle antrainieren kann wie dem Pawlow'schen Hund das Sabbern auf Klingelknopfdruck, bin ich schon vor 20 Jahren rausgefallen - trage den Stempel "Achtung, marketing-resistent" auf der Stirn. Also die Uhr kann es nicht sein, was mich so beflügelt. Ich brauche noch ein paar Schritte, bis ich's kapiere - es läuft heute einfach nur mal ungewohnt und ausgesprochen super. Nach wenigen hundert Metern beginne ich ernsthaft, mich einzubremsen. Ich will eigentlich mit 7:15/km starten und nur moderat steigern (7,5s pro 3 km). Aber je mehr ich bremse, desto schneller werde ich. Bin bald unter 7:00. Mit viel "Mühe" schaffe ich es, den ersten KM nur mit 7:06 zu beenden. Aber schon die nächsten beiden KM, erst bergauf und dann bergab, landen bei 6:58 und 6:52. Ich checke den Puls - 74% HFmax. Und Herr Pfitzinger will heute 74 bis 84% sehen, also darf ich so weiter laufen. Wie gnädig von dem Herrn, schließlich könnte ich gar nicht anders. So langsam dämmert's mir, die gestrigen schnellen Intervalle waren nicht die bedrohliche Vorbelastung, die ich mir in Gedanken als Riesen-Popanz aufgebaut hatte, sondern sie haben lediglich meinen Body mal so richtig schön aufgemischt. Und nun hat er Blut gelegt, will einfach mehr davon.
Meine Planpace tritt in den Hintergrund - ich weiß, ich bin deutlich drunter, will aber nicht langsamer, weil ich es nicht muss. Also lasse ich mich einfach so weiter treiben. 6:44, 6:43 und 6:51 sind das Ergebnis. In Oedheim über die Straße, den ganz sanften Anstieg hoch bis zur Wende bei heute 8 km, 6:51 und 6:45. Aufs Steigern pfeife ich, weil ich sowieso schon zu schnell bin. KM 9 und 10 des Rückwegs, leicht bergab, in 6:46 und 6:37. Bis hierher habe ich übrigens die ganze Zeit in 3+3 geatmet, tiefe Atemzüge sind da bereits eine Selbstverständlichkeit, ein Automatismus.
Jetzt fange ich doch mal an zu rechnen. KM 11 und 12 müsste ich noch in 6:52 abhaken, bevor es mit 6:45 quasi auf die (lange) Zielgerade geht. Also immer noch kein Grund zum Beschleunigen, ich muss nur verhindern, jetzt trödelig zu werden und das Tempo im Tran zu verbummeln. Denn tatsächlich stellt sich jetzt ein erstes zartes Gefühl von Müdigkeit in den Beinen ein. Aber das täuscht, das Tempo hält, KM 11 in 6:45. KM 12 verläuft bereits wieder voll im Wind, diesmal aber im direkten Gegenwind. Puuh, der bremst doch viel stärker als er vorhin geschoben hat ? 6:49 ist aber die passende Antwort. Aber jetzt aufpassen, bei der Sache bleiben. Der Wind bläst unverändert. Aber nun setzt wieder mein "inverses Tempogefühl" ein. Ich denke zwar, Wind und stärker werdende Müdigkeit bremsen mich zunehmend aus, halte aber dagegen und werde tatsächlich immer schneller. 6:40 für KM 13.
Nun der Maulfwurfshügel vor mir. Bei KM 13,5 dreht sich der Weg um 90° aus dem direkten Gegenwind, aber nun in den sanften Anstieg hinein und es geht plötzlich viel leichter - es war tatsächlich der verdammte Wind. Am letzten steilen Stück gebe ich etwas Gas - nur um nicht zu verbummeln - und fliege da gleich in 6:10 oder so leichtfüßig hoch wie schon lange nicht mehr. Klar kratzt der Puls da mal ganz kurz an den 90%, aber oben kriegt er sich auch genauso schnell wieder ein. Jetzt noch a bisserl bergab und keine 2 Kilometerchen mehr, kein Problem, die 6:40 auf dem 15. Kilometer zu halten. Für den letzten Kilometer ist mir das Zieltempo 6:37 dann aber doch zu gekünstelt - da müssten doch auch glatte 6:30 gehen. Und sie gehen - 6:23 werden es ohne wirklichen Endspurt.
Insgesamt 16,0 km mit 30 Hm in durchschnittlich 6:45/km. Puls insgesamt 143/180 = 79,4% HFmax. Bis auf den letzten Anstieg und den letzten Kilometer bleibt er immer unter 85% HFmax, also Mission accomplished. Was mir an dem heutigen Lauf so gefallen hat, ist die Tatsache, dass ich endlich mal wieder die meiste Zeit dem Bereich meines Wohlfühltempos (eigentlich so zwischen 6:40 und 6:20) zumindest ziemlich nahe sein konnte, ohne dass der Puls gleich durch die Decke ging. Das lässt hoffen.
Fazit: Doppelpacks sind eigentlich Kindergeburtstag. (Zumindest bis zum nächsten verkackten Erholungslauf.)
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KM [/td]
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Plan-Pace [/td]
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Ist-Pace [/td]
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HF/180 bpm [/td]
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Bemerkungen [/td]
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[td] 1 [/td]
[td] 7:15 [/td]
[td] 7:06 [/td]
[td] 67,8 [/td]
[td] Huch, je bremser, desto schneller ... [/td]
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[td] 2 [/td]
[td] 7:15 [/td]
[td] 6:58 [/td]
[td] 73,3 [/td]
[td] ... auch bergauf [/td]
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[td] 3 [/td]
[td] 7:15 [/td]
[td] 6:52 [/td]
[td] 74,4 [/td]
[td] Rückenwind [/td]
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[tr]
[td] 4 [/td]
[td] 7:07 [/td]
[td] 6:44 [/td]
[td] 76,1 [/td]
[td] Rückenwind [/td]
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[tr]
[td] 5 [/td]
[td] 7:07 [/td]
[td] 6:43 [/td]
[td] 77,8 [/td]
[td] Rückenwind [/td]
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[tr]
[td] 6 [/td]
[td] 7:07 [/td]
[td] 6:51 [/td]
[td] 79,4 [/td]
[td] [/td]
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[tr]
[td] 7 [/td]
[td] 7:00 [/td]
[td] 6:51 [/td]
[td] 79,4 [/td]
[td] [/td]
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[td] 8 [/td]
[td] 7:00 [/td]
[td] 6:45 [/td]
[td] 81,1 [/td]
[td] [/td]
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[tr]
[td] 9 [/td]
[td] 7:00 [/td]
[td] 6:46 [/td]
[td] 81,1 [/td]
[td] [/td]
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[tr]
[td] 10 [/td]
[td] 6:52 [/td]
[td] 6:37 [/td]
[td] 81,1 [/td]
[td] [/td]
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[tr]
[td] 11 [/td]
[td] 6:52 [/td]
[td] 6:45 [/td]
[td] 81,7 [/td]
[td] Gegenwind [/td]
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[tr]
[td] 12 [/td]
[td] 6:52 [/td]
[td] 6:49 [/td]
[td] 82,2 [/td]
[td] Gegenwind [/td]
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[tr]
[td] 13 [/td]
[td] 6:45 [/td]
[td] 6:40 [/td]
[td] 83,3 [/td]
[td] Gegenwind [/td]
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[td] 14 [/td]
[td] 6:45 [/td]
[td] 6:40 [/td]
[td] 85,6 [/td]
[td] Maulwurfsanstieg - locker drüber! [/td]
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[td] 15 [/td]
[td] 6:45 [/td]
[td] 6:32 [/td]
[td] 84,4 [/td]
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[tr]
[td] 16 [/td]
[td] 6:37 [/td]
[td] 6:23 [/td]
[td] 87,8 [/td]
[td] allez hopp! [/td]
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