alcano hat geschrieben:Das Hauptproblem mit dem "Geschlurfe" ist meiner Meinung nach nicht das langsame Laufen an und für sich (das durchaus einen Platz in einem ausgewogenen Trainingsplan haben sollte, so lange es nicht übertrieben langsam ist und wirklich nichts mehr mit Laufen zu tun hat wie deine 10min/km
) sondern das
ausschließliche langsame Laufen.
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In dieser allgemeinen Form kann man nur zustimmen. Die Frage ist allerdings, wo die Grenze für "übertrieben langsam" liegt, und das hat mit der Qualität der Lauftechnik zu tun. Ich bin sicher, dass alle Ultraläufer hier in der Lage sind, 8:00/km blitzsauber und seidenweich runterzuspulen. Julia ist aber - wie die meisten Laufeinsteiger - kein gelernter Ultraläufer und wir können über ihre Lauftechnik nur spekulieren. Mir selbst zumindest geht es so, dass mein Laufstil bei langsamer als 7:00/km grottig wird. Statt mich bei dem niedrigeren Tempo zu erholen, fangen mir die Knie an zu schmerzen und die Schulter hängen vor und, und, und. Klar kann man all dem durch permanente Technikkontrolle entgegen wirken (ich versuche das auch, wenn ich mal so langsam laufe). Aber davon wird ja auch überwiegend abgeraten.
Viel einfacher ist es, etwas schneller zu laufen, so dass die meisten Technikfragen sich von selbst lösen. Bei mir liegt der Grenzbereich zwischen Noch-halbwegs-sauber-Laufen" und kontraproduktiv schlurfen im Bereich 6:40 bis 7:00/km (ist auch von der Tagesform abhängig). Klar geht's bei 6:30 noch besser, fühlt sich bei 6:00 super an und bei 5:30 erst recht. Aber das meine ich jetzt nicht. Es geht um eine Mindestgeschwindigkeit, unterhalb derer die Lauftechnik überproportional leidet, und das Laufen für mich einfach keinen Sinn mehr macht. So weit ist das meine ganz eigene, nicht übertragbare Erfahrung. Die aber von manchem hier zumindest in der Tendenz geteilt wird.
Wenn man sich entschließt, eine solche Mindestgeschwindigkeit für sich einzuführen, beinhaltet das selbstverständlich auch, die gelaufene Distanz an seine Möglichkeiten anzupassen. Entweder, indem man die "langen" Läufe
vorerst nur so lang macht, wie man sein Mindesttempo konstant durchhalten kann. Oder indem man Gehpausen einplant, in denen man sich erholen kann. Ich plädiere hier mal dafür, Gehpausen als adäquaten Teil des Trainings akzeptieren zu lernen, statt immer nur als Stilmittel von Weicheiern, dem man schnellstmöglich entkommen möchte, und sei es mit 8:30er Geschlurfe.
Aber nochmal: in Julia's konkretem Fall, und darum geht's hier ja, ist es so, dass sie kürzlich noch 1 Stunde in 6:45 drauf hatte. Nur dadurch, dass sie durch ein paar - nun ja ... - Missverständnisse über pulsgesteuertes Training für ein paar Wochen ausgebremst wurde, reicht das derzeit nur für eine halbe Stunde bei dem Tempo. Deshalb mein Vorschlag, dass sie das Tempo beibehält und die Strecke langsam wieder auf 1 h erhöht. Wenn sich 7:00 für sie (fast) genauso gut anfühlt, kann sie auch das gerne machen. Aber nur um gleich wieder 1h am Stück laufen zu können, das Tempo auf 7:45 absenken, empfehle ich nicht, wenn sich das plumpsig, schlurfig oder was auch immer anfühlt.
Diese Entscheidung kann der Julia niemand abnehmen, sie wird nicht drum herumkommen, da vieles auszuprobieren, in sich hineinzuhorchen und letztendlich ihre Entscheidungen zu treffen. Ich wünsche viel Erfolg und vor allem Spaß dabei !