Hier nun auch mein Rückblick auf das reichlich verkorkste Jahr 2016.
Zu Beginn des Jahres war ich bereits ein Jahr lang regelmäßig geschwommen und hatte Anfang August des Vorjahres mit dem Laufen wieder angefangen, nachdem ich zwischen 1989 und ca. 1993 schon einmal ein paar Jahre gelaufen war. Damals noch völlig ohne auf irgendwelche Paces zu achten oder Wettkämpfe auch nur in Erwägung gezogen zu haben. Die längste damals gelaufene Distanz waren 16 km, die mir eine Entzündung des linken Sprunggelenks und 3 Monate Laufpause eingebracht hatte, daher lief ich danach immer die selbe Runde von ca. 9 km in ca. 48 Minuten (Pace ca. 5:20). Bis irgendwann der innere Schweinehund nach der jährlichen Winterpause siegte und ich aufhörte zu laufen. Ein versuchter Wiedereinstieg 2011 scheiterte krachend an der miserablen Kondition und kreischenden Gelenken (Sprunggelenke, Kniegelenke) bei fast 20 kg Übergewicht. Aber 2015 mit dem vorherigen Schwimmen und etwas Crosstrainer-Laufen klappte es dann. Bis auf 3 Wochen Pause im September 2015, da machte die Achillesferse die ungewohnte Bewegung nicht mit.
Heiligabend 2015 war ich dann das erste Mal über 10 km gelaufen, es waren 11,36, und am 29.12. 12,5 km. Ich hatte seit Dezember hier im Forum mitgelesen und mir zwischen den Jahren
Das große Laufbuch von Herbert Steffny bestellt. Das motivierte mich dazu, mich für den Dürener Stadtlauf am 28. Februar anzumelden und ab Januar 2016 einen Trainingsplan aus dem Steffny-Buch abzuarbeiten. Wobei ich allerdings nicht sehr konsequent war: ich wollte die 10 km sub-60 schaffen, nahm aber einen sub-55-Plan, weil ich von diesem meistens nur zwei der vier vorgesehenen Läufe pro Woche absolvierte und einen durch Schwimmen ersetzte. Ich lief in der Vorbereitung bis knapp unter 18 km und war mächtig stolz, meine Strecke von vor 27 Jahren vollkommen problemlos übertroffen zu haben. Wie dem auch sei, ich schaffte den Stadtlauf in 58:14 brutto (58:02 netto; siehe ersten Post dieses Fadens). Das war zwar nur im letzten Drittel des Feldes, aber immerhin nicht letzter, und was will man als Anfänger auch sonst erwarten?
Von dem Druck des Trainingsplans befreit wollte ich mich von da an nur noch verbessern, schneller und weiter laufen. Im Sommer stand ein schöner Zehner bei uns in Birkesdorf an, genau in meinem Laufrevier an der Rur, da wollte ich die 55 Minuten knacken. Außerdem den Gerolsteiner Brückenlauf in Köln im September mitmachen, 15 km (HM-Wettkampf traute ich mich noch nicht). Und
hastenichtgesehen. Als Vorsatz für das Jahr 2016 hatte ich außerdem, einmal HM-Strecke im Training zu laufen. So ging ich dann in den März: neuer Trainingsplan sub-50 auf 10 km (um tatsächlich 55 zu schaffen), und verlängern der langen Läufe. Es endete im Desaster.
Der erste HM am 13. März ging noch problemlos. Ich kam am Sonntag nachmittag nach 2:17:00 ziemlich geschlaucht und aus dem letzten Loch pfeifend zu Hause an, aber mit heilen Knochen. Halbmarathon !!! Was
war ich stolz. Der Trainingsplan verlangte dann am folgenden Dienstag 5x 400m-Intervalle mit 4:48 Pace. Auch das klappte. Donnerstags schwimmen. Am Sonntag wollte ich dann wieder laufen. Noch ein bisschen weiter als HM, bis nach Kreuzau, hin und zurück gute 22 km. Am Abend vor dem Lauf meinte meine Frau, der linke Fuß sei ein bisschen aufgedunsen, aber ich hatte schon mal geschwollene Füße nach langem Sitzen, das ist nur Wasser, und es tat ja nichts weh, daher maß ich dem keine Bedeutung bei. Als ich dann sonntags lief, merkte ich nach 7 km ein Zwicken im linken Sprunggelenk, es tat aber nicht sehr weh, und ich ignorierte es. Hörte dann auch bald wieder auf. Nach ca. 18 km kam es zurück und wurde stärker. Nach 21,19 km musste ich wegen der Schmerzen abbrechen und humpelte den letzten Kilometer gehend nach Hause. Das Gelenk schwoll schnell an, aber wir hatten nichts zum Kühlen außer nassen Waschlappen. Ich dachte, das kostet mich jetzt bestimmt 3 Wochen, oh je, oh je, wie schlimm! Hätte ich damals gewusst, dass das Laufjahr damit komplett ruiniert war, hätte ich mir womöglich einen Strick gekauft...
Bin gleich zum Arzt, der mich röntgen ließ - nichts. Dann MRT nach 5 Wochen Wartezeit - Stressfissur im Fersenbein
. Diese Stelle war zwar überhaupt nicht diejenige, wo's weh tat, aber natürlich Anlass zu einer längeren Laufpause, in der ich dann sehr viel schwimmen ging. 4 Wochen nach der Verletzung lang tat der Fuß noch beim Gehen weh, danach konnte ich ein paar längere Spaziergänge tun. Nach 7 Wochen am 9. Mai erlaubte mir der Arzt einen kurzen Probelauf, der Bruch sei nach 6 Wochen verheilt. 4 km langsam, aber es fühlte sich noch nicht gut an im Gelenk. Zwei Wochen später am 21. Mai nochmal ein Versuch, diesmal fühlte es sich besser an.
Dann war ja jetzt alles prima und ich konnte mich wieder steigern. 5, 6, 8, 10, 17 km, und die Pace war mit 6 Minuten eine halbe Minute schneller als vor der Pause, was wohl am Schwimmen liegen musste. Auch das trainiert die Kondition. Ich war
just-in-time für den Trainingsplan für den anstehenden Zehner in Birkesdorf. Aber leider machte der Körper bei dieser Steigerung nicht mit - ich war davon ausgegangen, dass ich eine Verletzung hatte, die irgendwann ausgeheilt sei, und dann sei ich wieder voll belastbar. Ich musste erst lernen, dass der Laufapparat die Konditionssteigerung nicht so schnell mitgemacht hatte, und in der Laufpause natürlich erst recht nichts dazugewonnen hatte (eher im Gegenteil), während die Kondition noch besser geworden war. Als ich am 14. Juni das erste Mal die 5x400 m in 4:48 laufen wollte, kamen die Schmerzen im Sprunggelenk zurück. Wieder zum Arzt, wieder MRT. Auf dem Bild konnte ich den Bruch noch sehen, aber der Arzt versicherte mir, der sei verheilt; man hatte nun ein Drucködem im Sprunggelenk diagnostiziert. Wieder Laufpause. Wieder schwimmen. Diesmal auch radfahren.
Am 4. August stieg ich wieder mit Laufen ein. Diesmal mit einem Plan über mehrere Monate (bis November), erst mal nur kurze Strecken mit 10% Steigerung pro Woche, um am Ende wieder bei HM anzukommen (der Arzt legte Wert darauf, die
Strecke nicht zu schnell zu steigern). Es lief rasch wieder prima, und das Tempo war schon wieder 15 Sekunden schneller geworden, 5:45 als Wohlfühltempo wie nix. Wie gesagt, der Arzt hatte nur vor der
Strecke gewarnt. Also steigerte ich die allmählich, lief aber zur Kompensation schnell, sollte ja auch Kalorien verbrauchen. Dann kam hier im Lauftagebuch die Warnung, dass das schnelle Laufen wohl eher das Problem sei und ich lieber die Strecke steigern und das Tempo mäßigen sollte. Zwei schnelle Läufe über je ca. 10 km am 2. und 4. September ließen das Gelenk dann wieder etwas zwicken, diesmal längst nicht so stark, dass ich beim Gehen humpelte, aber stark genug, dass ich nicht zu laufen wagte, bis das Gelenk vollkommen beschwerdefrei war.
Fast 4 Wochen Pause bis zum 30. September. Dann noch einmal Wiedereinstieg mit 5 km. Immer noch zu schnell. Nach entsprechender Kritik sah ich ein, dass ich es langsamer angehen musste und mehr Wert auf Stabilisierung des Gelenks auf zunehmend längerer Strecke legen sollte. Von da an ging es dann endlich bergauf. Ich ließ mich zwar noch zweimal zu Tempoläufen hinreißen, die ein paar meiner Zeiten inklusive der Zehnerzeit vom Stadtlauf pulverisierten - wegen des zweiten musste ich dann noch einmal eine Woche aussetzen, aber im Dezember bin ich ohne Unterbrechungen mehr Monatskilometer als in meinem ganze bisherigen Läuferleben gelaufen (inklusive der Phase Anfang der 90er), habe an Silvester erneut verletzungsfrei die HM-Distanz übertroffen, meine längste Strecke überhaupt, und dabei die HM-Zeit vom März um 11 Minuten verbessert, ohne auf Tempo zu laufen und mit noch reichlich Konditionsreserve, um relativ stressfrei eine Sub-2h-Zeit im Wettkampf anzupeilen, s
obald sich die Gelenke als stabil genug dafür erwiesen haben. Was das nächste Ziel ist.
Und das ist dann auch mein Plan für das nächste Jahr:
- möglichst nicht mehr verletzt zu sein
- Gelenke an das konditionsmäßig mögliche HM-Tempo gewöhnen
- HM-WK in unter 2h laufen (z.B. in Bonn im April)
- Gelenke an das konditionsmäßig mögliche 10-km-Tempo gewöhnen
- 10 km WK in unter 50 Minuten laufen
- weitere 10-km- oder HM-WKs
- mindestens 30 km im Training schaffen
- Vorbereitung auf einen Marathon in 2018 - wenn bis dahin alles gutgegangen ist
Die nächsten Wochen werde ich noch keine schnellen Intervalle laufen, sondern die derzeitige Leistung konsolidieren, um danach für HM zu trainieren. 10 km laufe ich bis dahin höchstens als Testlauf, noch nicht auf Zeit, das ist mir noch zu riskant.
Zum Schluss noch ein paar Grafiken aus der Connect-Stats-App, die meine Entwicklung in diesem Jahr nachzeichnen:
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Links die gelaufenen Monatsdistanzen. Die meisten Kilometer sind im Dezember, gefolgt von Januar, Februar und November. Große Lücken zeigen die Laufpausen. In der Mitte die wöchentlichen Distanzen, hier sind die Pausen noch besser zu sehen, und die schnelle Steigerung vor allem nach der ersten Pause. Rechts die kumulierten Kilometer über das Jahr. Insgesamt 722,2 km.
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Links die Entwicklung der durchschnittlichen Pace (ab Dezember 2015). Ich wurde stetig schneller, sogar in den Laufpausen. Gerade die kurzen Läufe beim Wiedereinstieg lief ich besonders schnell. Erst ab November bremste ich mich absichtlich ein. Im Bild rechts die zugehörige mittlere Herzfrequenz pro Monat über alle Läufe, die
weitgehend konstant blieb, während ich schneller wurde. Erst als ich langsamer lief, fiel die HF ziemlich stark. In beiden Fällen wurde ich fitter.
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Das Bild oben links zeigt die HF über der Pace, wobei jüngere Datenpunkte rötlich erscheinen, ältere grün bis blau. Jeder Punkt ist ein Lauf. Auch hier sieht man, wie der Puls allmählich immer kleiner wurde, vor allem bei kleineren Paces fiel er stark ab. Wenn man eine Linie durch die aktuellen roten Punkte ziehen würde, würde die ungefähr bei 4:55 die HF 165 schneiden, das wäre dann wohl das Tempo, das ich an der anaeroben Schwelle (ca. HF 168 = 92% HFmax) laufen könnte. Das weiße Kästchen ist der HM an Silvester. Rechts die Distanzen über der Pace. Das Bild ist weniger eindeutig, weil ich erst zum Ende hin längere Distanzen deutlich langsamer gelaufen bin. Die obersten drei Punkte sind die über-HM-Distanzen von März und Silvester. Der Silvesterlauf war weiter und schneller als die beiden anderen. Mein schnellester Lauf hatte Pace 5:13 über 8,34 km.
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In diesem Bild sieht man die pro Monat gelaufenen positiven Höhenmeter (unten) und oben die Höhenmeter über der Pace. Erst im Dezember suchte ich Hügel, die ich in der Eifel fand. Im Wesentlichen waren das die drei Läufe, die im oberen Bild an oberster Stelle stehen. Ich habe Spaß an der Hügelläuferei gefunden, und in der Eifel ist die Landschaft sowieso wunderschön, da gedenke ich in 2017 noch manchen Berg bezwingen.
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Wenn ich wenig gelaufen bin, bin ich umso mehr geschwommen. Oben links die geschwommenen Monatskilometer (in Summe 249,9), in der Mitte die Entwicklung der Pace (ab April mit zunehmendem Kraulanteil, nachdem ich mir das Kraulschwimmen selbst beigebracht hatte), und rechts die geschwommenen Distanzen über den Paces aufgetragen (jeder Punkt eine Schwimmaktivität). Die längste Distanz war 5050 m in 2:31:20, was nicht einmal so langsam war. Die jüngsten Punkte sind auch die schnellsten. Wobei 3:00/100 m nicht wirklich schnell sind für einen Schwimmer - meine Technik ist furchtbar, und ich werde ganz bestimmt keine Triathlon-Karriere anstreben. Das Schwimmen dient zum Ausgleich und Abnehmen, und es erhöht die Grundausdauer.
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Fahrrad gefahren bin ich auch, vor allem im Sommer. Da bin ich fast jede Woche einmal zur Arbeit und zurück auf Zeit, immerhin 67 km hin- und zurück. Ansonsten mit meiner Frau Wochenendtouren, die mittlerweile elektrifiziert fährt, so dass ich ein wenig mehr auf die Tube drücken kann. Oben die Monatskilometer, in Summe 1259 km. Mein Fahrrad ist ein altes Tourenrad von Anfang des Jahrtausends, meine Fahrradambitionen sind nicht so groß, dass ich mir eine neue Rennmaschine zulegen wollte. Ich hasse kalten Fahrtwind,die Schmerzen in den Oberschenkeln, wenn es bergauf geht, und die im Hintern, nach langen Touren auf dem Sattel. Nein, bei mir bleibt das Laufen die Nummer eins.
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Zuletzt noch die Entwicklung des Gewichts. Das Ziel, in 2016 Normalgewicht (84 kg, BMI 25) zu erreichen, habe ich knapp verfehlt, der niedrigste Wert waren 84,9 kg Mitte November. Die Abnahme verlief anfangs stetig mit 1 kg pro Monat und wurde ab Sommer dann immer zäher, stagnierte ab September bei 85-86 kg. In der Adventszeit ging es erwartungsgemäß wieder etwas nach oben. Ich muss dazu sagen, dass ich im wesentlichen nur das Süßzeugs und den Alkohol (von 1,5 l Bier die Woche runter auf 0,5) reduziert hatte, und in der Adventszeit den einen oder anderen Stollen verdrückt und öfters mal Gebäck gegessen habe. Ich habe noch ein Schublade voll "Gift" im Schlussverkauf nach Weihnachten erworben. Wenn die weg ist, dann wird das Gewicht auch wieder auf 85 und darunter fallen. Spätestens, wenn es wärmer und länger hell wird, kommen dann auch wieder Fahrradtouren dazu, und dann denke ich das Gewicht auf unter 84 kg senken zu können. Wir werden sehen. Mir ist das aber nicht so wichtig, dass ich dafür auf alles verzichten wollte. 84 kg ist nicht ungesund viel. Weniger macht mich zwar schneller, aber ich laufe sowieso nur gegen mich selbst, insofern werde ich mich auch nicht wegen des Laufens herunter hungern. Wichtiger ist, gesund zu bleiben.
So, damit ist der Schlussstrich unter das Jahr gezogen. Über das Sprunggelenk werde ich jetzt höchstens gelegentlich noch schreiben, die Verletzung betrachte ich als ausgestanden - was nicht heißt, dass ich in Zukunft ungezügelt losrennen werde - ich werde die Grenzen weiterhin vorsichtig ausloten. Ich werde auch nicht mehr jeden Lauf hier erwähnen. Aber wenn es schöne oder lange oder schnelle Läufe gab, oder Wettkämpfe, oder wenn ich wieder Bilder beim Laufen gemacht habe, dann werde ich die hier posten.
Vielen Dank fürs bisherige Mitlesen und für alle Tipps, die mir gegeben wurden. Wir lesen uns weiterhin in 2017!