"Watt woar
datt dann?" hätte ein Einheimischer zu dem Tempolauf gesagt, den ich gestern Abend verbrochen habe. Der erste bewusst schnelle nach der Verletzung. Steffnys Plan verlangte einen verhassten Tempolauf, 5:25/km über 6 km. Das Wetter war allerdings prächtig, ca. 20°C, die Sonne lachte vom wolkenlosen Himmel und stand um 19:40 schon tief und einigermaßen kraftlos, leichter Wind, Wege trocken. Also ab zum Fluss.
Ich hatte mir auf der Forerunner ein Training programmiert, dass die Einlaufzeit (10 min), die 6 km (überwachter Pace-Bereich von 5:20-5:30) und die Auslaufzeit (5 min) vorgab. Bin gleich losgelaufen, ohne auf GPS zu warten, war ja eh Wurst für's Einlaufen. War zunächst etwas verwirrt, weil nun eine neue Datenanzeige hinzugekommen war, welche die 10 Minuten herunterzählte, aber gefiel mir. Nur fand ich die Pace erstmal nicht, und als ich sie fand, standen da völlig abstruse Werte von 8:xx. Na ja, GPS war ja noch nicht da, abwarten.
Es dauerte fast bis zum Ende der Einlaufzeit, bis endlich GPS gemeldet wurde. Der Track auf der Karte war hinterher auf den ersten 1,5 km gut 100 m nach Süden versetzt, totaler Mist, trotz offenen Feldes. Und dann, am Flussufer angekommen, begann die Tempophase. Der Alarm poppte auf "Zu langsam. 6:38" Was?? Soo langsam? Fühlte sich definitiv schneller an, ich hatte doch ein Wohlfühltempo von 6:00! Ich zog also an, die Warnung kamen aber weiter, gnadenlos "Zu langsam. 6:18" Mir war schon klar, dass die Zahlen nicht stimmen konnten, aber ich war orientierungslos und wusste nicht, wie ich jetzt laufen sollte, ich lief halt schnell.
Irgendwann poppte dann auf "Zu schnell. 4:09". Ja, so fühlte es sich auch an, der Puls ging durch die Decke, der erste Tempokilometer war dabei, mir den ganzen Lauf zu versauen. Ich nahm etwas Tempo raus und fand dann auf dem zweiten Tempokilometer endlich die richtige Pace, aber ich war schon so ausgepowert, dass ich bei Kilometer 4,5, als es über die alte Eisenbahnbrücke gehen sollte, eine Gehpause einlegen musste, ich hatte Stiche in der Brust und die Rampe zur Brücke hoch traute ich mir nicht mehr laufend zu. Um die Auswertung nicht völlig kaputt zu machen, hielt ich die Zeitmessung an, bis ich die 50 m über die Brücke war und dann ging's weiter, mit auf ca. 130 gefallenem Puls. Durch die Anstrengung vorher fiel es leichter, das richtige Tempo zu treffen und die Alarme ließen mich eine Weile in Ruhe. Der Lauf wurde jedoch immer zäher, ich musste komplett durch den Mund atmen. 6 Kilometer mit diesem Tempo sind schon brutal für mich, dazu noch ein kurzer steiler Anstieg unter einer Brücke durch und danach über einen Hügel (Holzbrücke über einen Bach). Der größte Frustmoment kam, als auf der Spitze des Hügels jemand von hinten angeflogen kam und im 3:xx-Tempo an mir vorbeijettete. Bitte, lass' es ein Intervall sein, dachte ich bei mir. Nein, leider wurde der Herr, ein Vorfußläufer, keinen Schritt langsamer und verlor sich in der Ferne hinter einer Biegung.
Als ob es nicht anstrengend genug gewesen wäre, kam bei Kilometer 6,5 noch eine steile Rampe von 4 oder 5 Metern zur Straßenbrücke hoch. Ich wollte nicht schon wieder gehen oder die Zeit anhalten und kämpfte mich hoch, was für eine Weile die Pace völlig killte. Danach ging es leicht bergab den Radweg an der Hauptstraße entlang. Noch 1,4 km. Meine Güte, was zogen sich die! Ich merkte, dass ich die Auslaufstrecke nicht unterbekomme, wenn ich gleich heim laufe, also bin ich erst mal weiter die Hauptstraße lang. Noch 200 m. Es kribbelte in den Fingern. Noch 100. Noch 30, 20, 10. Ein helles Stöhnen. Boah, war ich froh, dass es endlich vorbei war.
Ich
HASSE Tempodauerläufe, viel lieber laufe ich Intervalle, da kann man regelmäßig Pausen machen. Ich konnte nicht einmal mehr langsam laufen, sondern fiel sofort ins Gehen. Nach 1,5 Minuten versuchte ich dann langsam wieder zu traben, aber die Beine hatten absolut keinen Bock mehr. Irgendwie lief ich die 5 Minuten Auslaufzeit noch zu Ende und war dann nicht mehr willens, auch nur einen Meter weiter zu laufen. Bin dann die letzten 500m nach Hause spaziert. Ziemlich gefrustet und in dem Bewusstsein, die Pace nicht geschafft zu haben (bis auf einen einzigen Kilometer).
Tabellarisch stellt sich das dann so dar:
[TABLE="class: grid, width: 700"]
[TR]
[TD]
Abschnitt
[/TD]
[TD]
Zeit
[/TD]
[TD]
Distanz km
[/TD]
[TD]
Ø Pace
[/TD]
[TD]
Beste Pace
[/TD]
[TD]
Ø HF
[/TD]
[TD]
Max. HF
[/TD]
[TD]
Ø Kadenz
[/TD]
[TD]
Kommentar
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]1[/TD]
[TD]6:18.2[/TD]
[TD]1[/TD]
[TD]06:18[/TD]
[TD]05:38[/TD]
[TD]138[/TD]
[TD]149[/TD]
[TD]161[/TD]
[TD]Einlaufen[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]2[/TD]
[TD]3:41.8[/TD]
[TD]0,6[/TD]
[TD]06:11[/TD]
[TD]05:32[/TD]
[TD]150[/TD]
[TD]157[/TD]
[TD]162[/TD]
[TD]Einlaufen[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]3[/TD]
[TD]5:50.5[/TD]
[TD]1[/TD]
[TD]05:51[/TD]
[TD]05:23[/TD]
[TD]164[/TD]
[TD]176[/TD]
[TD]168[/TD]
[TD]Uhr zeigt spinnerte Paces,
HF geht durch die Decke,
GPS-Fehlmessung der Strecke[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]4[/TD]
[TD]5:23.0[/TD]
[TD]1[/TD]
[TD]05:23[/TD]
[TD]05:03[/TD]
[TD]165[/TD]
[TD]170[/TD]
[TD]165[/TD]
[TD]Kampf, Stiche[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]5[/TD]
[TD]5:29.5[/TD]
[TD]1[/TD]
[TD]05:29[/TD]
[TD]05:15[/TD]
[TD]162[/TD]
[TD]172[/TD]
[TD]163[/TD]
[TD]mit Gehpause beim Brücke queren
(Zeit angehalten)[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]6[/TD]
[TD]5:36.5[/TD]
[TD]1[/TD]
[TD]05:36[/TD]
[TD]05:24[/TD]
[TD]164[/TD]
[TD]167[/TD]
[TD]163[/TD]
[TD]finde mein Tempo;
Atmung durch den Mund[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]7[/TD]
[TD]5:41.2[/TD]
[TD]1[/TD]
[TD]05:41[/TD]
[TD]05:28[/TD]
[TD]167[/TD]
[TD]173[/TD]
[TD]160[/TD]
[TD]steile Rampe zur Brücke hoch[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]8[/TD]
[TD]5:42.2[/TD]
[TD]1[/TD]
[TD]05:42[/TD]
[TD]05:28[/TD]
[TD]165[/TD]
[TD]173[/TD]
[TD]158[/TD]
[TD]leichter Anstieg
hoffentlich ist es bald vorbei...[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]9[/TD]
[TD]5:00.0[/TD]
[TD]0,76[/TD]
[TD]06:36[/TD]
[TD]05:42[/TD]
[TD]161[/TD]
[TD]171[/TD]
[TD]147[/TD]
[TD]Erlösung;
ein paar Schritte gegangen[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]
Übersicht[/TD]
[TD]
48:42.8
[/TD]
[TD]
8,36
[/TD]
[TD]
05:50
[/TD]
[TD]
05:03
[/TD]
[TD]
160
[/TD]
[TD]
176
[/TD]
[TD]
161
[/TD]
[TD]neuer HFmax-Rekord
[/TD]
[/TR]
[/TABLE]
Schön ist immerhin, dass das Sprunggelenk die Tortur problemlos überstanden hat. Ja, und am Ende gab's sogar einen neuen Höchstwert für den Puls, der über dem von mir vorher sorgfältig gemessenen HFmax (173; vielleicht 175) lag. Es wurde ja bereits festgestellt, dass die neue Software der Forerunner 235 einen Puls am Handgelenk misst, der ca. 5 Schläge höher ist als vorher oder mit Brustgurt gemessen, und das bestätigte sich hier. Im Prinzip muss man von allen Werten oben 5 abziehen, dann kommt es vermutlich einigermaßen hin. Schon enttäuschend, das hatte mal viel besser funktioniert, als die Uhr neu war. Und die Momentanpace-Messung, die anscheinend die Alarme triggert, ist noch grottiger als bei der TomTom Multisport, die ich vorher hatte. Die Alarme werde ich abstellen. Aber so schlecht war die GPS-Messung der Uhr auch noch nie. Der halbe 3. Abschnitt ist auf der Karte eine Gerade, der eine langgezogene Kurve des tatsächlichen Weges schneidet, ich bin eigentlich weiter gelaufen und damit hätte die Durchschnittspace auch etwas höher ausfallen müssen.
Tröstlich war dann noch, dass am Ende, obwohl ich das Tempo nur gestreift hatte, drei persönliche Bestzeiten heraussprangen: Schnellster Kilometer in 5:02,9 (alter Wert: 5:22 aus Intervalltraining), schnellste Meile in 8:24,3 (5:13/km) und schnellste 5 km in 27:28 (5:30/km) (alter Wert: 28:08, Zwischenzeit aus 10-km-Wettkampf). Zumindest Sub-55 erscheinen somit machbar, aber die Sub-50 sind noch weit hinter'm Horizont. Die nächsten Wochen werden anstrengend werden.