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von FasterRoadRacer
Laufbericht Berlin HM am 2.April 2017
Vorbereitung
Wie bin ich ueberhaupt dazu gekommen, mich nach nur ca. 600km Gesamtlaufleistung (Jan-Okt. 2016) beim Berlin HM anzumelden? Das kam nach einem 15km geschlurfe in 8:20min/km irgendwann im Oktober. Wenn Du mit dem bisschen Training schon 15km schlurfen kannst, dann kannst Du das auch 21,1km! Also erstmal Theorie geackert, Steffny, Daniels und Pfitzinger besorgt. Gleich im November zu einem 1/3 HM (7km) angemeldet um Wettkampferfahrung zu sammeln. Hatte super geklappt, allerdings fragte ich mich schon: Wie schaffen die Leute bloss 21,1km, das ist ja Wahnsinn! Das gute bei diesem meinem ersten Wettkampf war, dass ich mich echt quaelen musste und auf der Zielgarden alles gegeben habe. Somit konnte ich ziemlich zuverlassig meine hoechsten Puls ermitteln. Die Pulsmessung ist fuer mich ideal. Zwar laufe ich nach Pacevorgaben, allerdings gleiche ich meine %HF in der Nachbereitung mit den %HF Angaben der Trainingsplaene von Steffny ab. Dann weiss ich, ob die Intensitaeten so passen. Fuer HM habe ich nach Steffnys 2:10 Plan trainiert, allerdings mehrere LaLas mit 20km gemacht und auch der 10er WK war terminlich anders gelegt.
Wettkampftag
Ich wache um 03:00 auf. Den Wecker hatte ich auf 6:00 gestellt. Oh oh, ist da etwa jemand aufgeregt? Allerdings sind das jetzt schon 5 Stunden Schlaf denn ich war schon gegen 21:30 in der Kiste. Immer, wenn ich nicht mehr schlafen kann, hoere ich mir einen Podcast an, normalerweise doese ich dann wieder weg. Allerdings gelingt mir das diesmal erst gegen 5:30. Den Wecker hatte ich vorsorglich auf 6:30 nachjustiert um doch noch eine Stunde Schlaf tanken zu koennen.
06:30, jetzt schnell unter die Dusche, Kaffee kochen und ein Toastbrot mit Nutella essen. Banane und ein Gel in den Kleidersack, Brustgurt anlegen, kontrollieren, dass der Garmin voll aufgeladen ist, Startnummer mit Fixpoints befestigen, Foto machen, Familie verabschieden, auf’s Fahrrad schwingen und Richtung S-Bahn Station abduesen. Kleiner Zwischenstop an der Tankstelle, Wasserflasche kaufen um auch Kleingeld fuer dies und jenes parat zu haben.
Gegen 8:40 erreiche mit der U5 die Station Strausberger Platz. Das Veranstaltungsgelaede ist riesig, der Einlass um diese Zeit dauert keine 2 Minuten. Na sowas, an den ersten Dixies bilden sich bereits Schlangen. Da ich noch nicht muss, gehe ich erstmal weiter vor, Richtung Kleider LKWs und stelle fest, dass es jede Menge freie Dixies ohne Schlangen davor gibt. Es ist schon noch recht frisch an diesem Morgen, die Sonne will sich noch nicht so richtig zeigen. Daher lasse ich die Jacke noch an und warte mit der Abgabe des Kleidersacks noch ein wenig. Eine Banane essen, etwas trinken und schauen, was es sonst noch so alles auf dem Gelaende gibt. Langsam wird es dann aber doch Zeit, sich startklar zu machen. Ich quetsche mir noch ein Gel rein, pudere die Nase nochmal und gebe schliesslich den Kleidersack ab. Auf geht’s, Startblock F, ich komme!
Insgesamt warte ich so etwa 50-60 Minuten im Block, und oh weh, ich glaub ich muss mir nochmal die Nase pudern! Keine Panik, ich erinnere mich nun an den Tip von harriersand: entlang der Startbloecke stehen jede Menge freie Dixies. Also Ordner fragen, ob ich raus darf and nach Erledigung dem Ordner ein freundliches “bin wieder da” entgegrufen. So, jetzt kann es aber wirklich losgehen!
Um 10:39 laufe ich durch das Starttor. Jetzt erstmal in Schwung kommen, dem Garmin FR210 Gelegenheit geben, sich einzupegeln. KM1 geht durch in 6:30, ups, das war etwas zu schlurfig mein lieber. Jetzt aber bitteschoen etwas Gas geben. Langsam finde ich zu meinem Rhythmus und eine Pace von ca 6:15 stellt sich ein. Wow, Unter den Linden, was fuer eine Kulisse, doch ploetzlich ruft jemand meinen Namen: aha, da ist ja meine Familie! Was fuer eine Ueberraschung. Geplant war nur, dass sie am Potsdamer Platz stehen.
Ich laufe durch das Brandenburger Tor, Strasse des 17. Juni, KM5 geht in knapp unter 32 Minuten durch. Tiergarten, aber wo kommen denn die alle auf einmal her? Aha, einige Wildpinkler, die die Strecke verlassen haben und jetzt wieder dazustossen. Bei KM6 trinke ich etwas, sowas muss geuebt sein. Alles fuehlt sich locker an, so koennte das ewig weitergehen. Vielleicht sollte ich ja mal was riskieren. Zuglaeufer suchen? Wie waere es mit dem Ueberpronierer da vorne. Hmm, nee, besser nicht. Ich lauf mein eigenes Ding hier runter und schaue mir lieber die anderen Laeufer an. Hat der da vorne nicht seine Stuetzstruempfe verkehrt herum an? Sieht irgendwie komisch aus. Weiter geht’s am Schloss Charlottenburg vorbei, KM8, es laeuft super. Cool, Erfrschungspunkt in Sicht, Wasser tanken, KM10, das war kinderleicht. Jetzt geht’s langsam Richtung Kudamm. Es laeuft immer noch sehr fluessig, KM13 geht in 6:00 durch. Viele Zuschauer, Kinder auf dem Mittelstreifen laden mich zum abklatschen ein. Da ist schon die Gedaechtniskirche. Wieder etwas trinken, schnell weiter, am Luetzowufer entlang, dann Richtung Potsdamer Platz abbiegen wo meine Familie wieder stehen duerfte. Richtung Postdamer Platz kommt auch ein leichter Anstieg, immer mehr Leute gehen ein Stueck. KM17, und da steht auch schon wieder meine Familie und feuert mich an. KM18, Checkpoint Charlie, geil. KM19: Bruecke an Maschinenraum: Was ist da unten los, wird wohl doch langsam anstrengend, he? Ja nee, isklar, war schon richtig, dass ich auf den ersten 10km nichts riskiert habe. Weiter ueber die Spree, wieder leichter Anstieg, hart, aber das Ziel ist greifbar nahe. Eine Sub 2:10 ist aber nicht mehr drin. Nur noch auf die Zielgerade einbiegen, Arme hoch und laecheln: Es ist geschafft! 2:11 (und ein paar zerquetschte). Ein Erdinger alkfrei gibt es gratis. Dann spuele ich aber mit einem “richtigen” Weizen nach. Auf zur Medalliengravur und dann Urkunde abholen. Ein schoenes, unvergessliches Erlebnis.
Fazit: Alles richtig gemacht, HM Debut wirklich genossen. Mit mehr Quaelerei auf der Strecke waere vielleicht eine etwas besser Zeit drin gewesen. Aber verbessern kann ich mich ja immer noch. Das war nicht mein letzter Berliner Halbmarathon. 2018 bin ich wieder dabei, wenn gesund und munter.