McAwesome hat geschrieben:Es wirkt auf jeden Läufer, der selbst versucht, schneller zu werden, total überheblich,
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Ich finde es selbst irgendwie unverschämt bis naiv, sich sowas in die Signatur zu schreiben,
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Ich bin kein Fan davon, solche Vorhaben einfach zu belächeln,
Jan, du bringst eine moralische Komponente hinein. Das ist aber überhaupt nicht mein Ding. Die Frage ist, ob das irgendwo im Bereich des Realistischen angesiedelt ist. Und da ist die klare Antwort: nein, das ist absolut utopisch. Es hat in der Vergangenheit immer wieder Leute gegeben, die hohe, bisweilen arg hohe Ziele verkündet haben. Erinnerst du dich an Dorrian? Der lief nach einigen Anläufen eine 2:5x im Marathon und wollte 2:30 schaffen. Das war äußerst ambitioniert, aber im Gegensatz zum TE schien es mir nicht unmöglich. Eine Reihe von Problemen tauchten auf, und nun hört man von ihm nichts mehr. Chri.S: wollte austesten, wieviel mehr hohe Umfänge bewirken: abgemeldet. Von all den Spinnern oder Trollen, die aufgetaucht sind, heftige Diskussionen auslösten und dann in der Versenkung verschwanden, selbstverständlich bevor sie auch nur ein Ergebnis präsentieren konnten, will ich gar nicht reden.
Auch der offensichtliche Ansatz des TE, Trainingsplan an Trainingsplan aneinanderzureihen und abzuarbeiten, um dann jedes beliebige Ziel zu erreichen, ist nicht neu. Diese Frage stellte schon mal ein mittelmäßig begabter Läufer, der sich auf irgendwas in den 40-ern hochgearbeitet hatte.
Man darf den entscheidenden Punkt nicht aus den Augen verlieren: Das Leistungsvermögen wird bestimmt und begrenzt durch das vorhandene Talent. Das gilt übrigens nicht nur fürs Laufen. Mit Fleiß und Leistungswille lassen sich die Leistungsgrenzen etwas hinausschieben, aber das in sehr bescheidenem Maß. Anzeichen für Talent lassen sich frühzeitig erkennen, nicht erst am Ende einer Entwicklung.
McAwesome hat geschrieben:ihm mit dem jetzigen Leistungsvermögen zu empfehlen, mal das Tempo für eine bestimmte Zeit zu rennen, von dem er sicher ist, dass er es irgendwann über 10km schafft - was soll das bringen?
Leistungsfähigkeit im Langstreckenbereich ist eine Kombination aus Grundschnelligkeit und Ausdauer. Beides ist trainierbar, aber ein hoher Grundstock an Grundschnelligkeit muss bereits vorhanden sein, will man wirklich vorne mitlaufen.
1000 m ist Mittelstrecke und erster Indikator für Grundschnelligkeit. Vereinfacht und unspezifisch kann man sagen:
Wer 1000 m schnell laufen kann, hat Chancen, über 10 km schnell zu laufen.
Wer 1000 m langsam läuft (über ein bestimmtes Tempo nicht hinauskommt), wird nicht schnell werden über 10 km.
Über 1000 m, erst recht über 400 m, hat man nach 1 Jahr Laufftraining bereits einen großen Teil seiner Grundschnelligkeit erreicht. Das bedeutet, dass man da schon mal schauen kann, wo man in etwa liegt, nicht in dem Sinne, dass man Werte für 10 km berechnen kann, aber wie groß etwa das Fenster sein könnte, in das man gelangen kann, wenn die Ausdauer entsprechend entwickelt ist.
Nehmen wir das mal für 40 min, weil das mehr Läufer betrifft als 35 min. Wer 40 min laufen will, sollte nach 1 Jahr in etwa 4 min über 1000 m halten können, nicht viel darüber. Wer das nicht kann und noch nicht einmal über eine Stadionrunde, also 400 m, im 4 min-Tempo laufen kann, also 1:36 min, der hat null Chance, jemals 40 min zu erreichen. Die gleiche Betrachtung gilt für andere Distanzen. Wahrscheinlich ist die genannte Anforderung sogar zu schwach, sprich die 1000 m-Zeit müsste wohl noch besser sein, um in schnelle Bereiche vorzustoßen.
Um das vollständig zu machen:
40 min auf 10 km entspricht in etwa einer 1000 m-Zeit von 3:20 min (austrainiert), die angesprochenen 4 min nach 1 Jahr beinhalten also noch einen Puffer von 40 Sekunden.
35 min auf 5 km entspricht einer Zeit von knapp unter 3 min, der Puffer von 3:30 dazu also über eine halbe Minute.
Die Antwort auf deine obige Frage ist also simpel: Wenn er das Tempo nicht einmal über 400 m halten kann, dann ist die Chance auf 35 min gleich Null. Aber selbst wenn er das laufen kann: Es ist etwas anderes, sich Tabellen und Pläne anzuschauen und am grünen Tisch über Muskel- und Fettanteil zu grübeln, oder einmal das angestrebte Tempo, wenn auch nur kurz, am eigenen Körper zu erleben. Bisher entsteht der Eindruck, dass der Blinde von der Farbe redet.
McAwesome hat geschrieben:unmöglich ist es nicht.
Ich verfolge regelmäßig die Fußballbundesliga und wenn sich die Saison dem Ende nähert, erzähle ich meiner Frau, dass ab dem abgelaufenen Spieltag nur noch folgende Mannschaften Deutscher Meister werden könnten. Sie antwortet dann immer, dass das Quatsch sei, weil die Münchner weit vorne lägen und höchstens Dortmund eine Chance hätte. Dann erkläre ich ihr, dass aber rein rechnerisch alle ab Platz X es noch schaffen könnten, wenn nämlich die Bayern alle Spiele verlieren und Mannschaft Y alle gewinnen würde. Ihre Antwort lautet: Unmöglich! Genauso ist dein "unmöglich" oben einzuordnen.
In einem anderen Faden schreibt der TE, dass er ein Tempo von 4:05 min/km nicht ein einziges Mal über 90 Sekunden halten kann.
Bernd