Banner

Bienenmarkt Stadtlauf Michelstadt - 5km - War wohl nix... läuferisch.

Bienenmarkt Stadtlauf Michelstadt - 5km - War wohl nix... läuferisch.

1
Ich habe ziemlich lange überlegt, ob ich für den kleinen 5er einen eigenen Bericht oder nur ein paar Zeilen im Blog schreibe soll. Aber so hat, wer will, ein wenig was zu lesen.

Es ist Freitag, 16.15 Uhr als ich mich gemeinsam mit meiner Frau auf den Weg nach Michelstadt mache, wo zum 33. Mal der Bienenmarktlauf durch die hiesige Altstadt stattfinden würde. Ausreichend Zeit für die etwa 1 Stunde und 15 Minuten lange Anfahrt, denn der Stadt für meinen 5km-Lauf findet erst um 19 Uhr statt. Parkplatzsuche, Startnummernabholung usw. eingeplant, hatte ich mit etwa 1 Stunde 45 Minuten gerechnet.
Kaum biegen wir in die Tiefen der Bergstraße ein, Stau. Ich werfe das Navi an und falle aus allen Wolken. Ankunftszeit 19:13. Wie bitte? Ich lasse das Navi eine Umleitung suchen und es rechnet mir eine Strecke aus, bei der ich 19:11 ankommen würde.
Das Navi ignorierend biegen wir in der nächsten Ortschaft auf eine bekannte, aber längerer Route ab und prompt zeigt mir das 17:45 als Ankunftszeit an. Ah ja.
So kommt es dann auch, doch gestaltet sich die Parkplatzsuche etwas schwieriger als letztes Jahr. Nach 3 Schleifen und 15 Minuten später finden wir dann doch einen Parkplatz nicht allzuweit vom Schuss.

Vor Ort bietet sich bereits das vom letzten Jahr bekannte Bild. Start/Ziel, Startnummernausgabe, Getränke, Werbestand, alles tummelt sich im historischen Rathaus bzw.

auf dem etwa 50 mal 20 Meter großen Vorplatz. Bis zur ersten Kurve am Ende der Fußgängerzone ist die Strecke recht gut besucht, danach wird es nur noch 2-3 vereinzelte Stellen geben, wo etwas Stimmung herrscht.
Als wir ankommen ist gerade der Schülerinnenlauf gestartet und die Horde rennt gerade bergauf an uns vorbei.
Startnummernausgabe ist innerhalb von 2 Minuten erledigt. Kurz umziehen, frisch machen und dann in Ruhe warmlaufen.
Währenddessen wird um 18.30 Uhr der Schülerlauf gestartet. Ich stehe am Rand der Strecke und dehne mich nichtsahnend am Ende des mit Absperrband abgesteckten Startkorridors. Die Strecke führt eigenlich geradeaus weiter. Den Mittelteil der Fußgängerzone zu verlassen macht eigenlich keinen Sinn, denn, abgesehen davon, dass das Pflaster am Rand schlechter ist, muss man zwischen Blumenkübeln und Hinweisschildern hindurchmanövrieren; außerdem stehen hier die Zuschauer. Dennoch schwärmen einige Läufer direkt nach dem Ende des Bandes aus und rennen mich - und die Blumenkübel - beinahe über den Haufen.

Wenig später nähert sich dann der Start meines Laufes. 6 Tage nach dem Halbmarathon fühle ich mich eigentlich recht fit. Das ist gut, denn der Lauf soll ein grober Anhaltspunkt sein wo ich stehe. Letztes Jahr waren es noch 24:40 auf dem 2 Runden-Kurs, diese Jahr sollte es mindestens 22:45 werden oder besser. Das Streckenprofil ist nicht unbedingt bestzeitengeeignet aber vermessen.

Kurz vor 19 Uhr stehen wir in der Startaufstellung. Vor mir, in der zweiten Reihe, steht eine Gruppe Steppkens von denen ich kaum einem zutraue wirklich schnell zu starten. Neben mir ein paar junge Mädels und ein Läufer, der etwa meine AK sein könnte oder ein wenig älter. Vorne nur junge Läufer und hinten dann endlich ein paar Ältere. Für einige Momente fühlte ich mich wie ein alter Sack zwischen all den jungen Mitläufern. Noch wenige Minuten bis es los geht, da quetschen sich drei Frauen mitten durch den Pulk nach vorne, eine davon in einem Kleid, wie ich es sonst nur von Weinköniginnen kenne und mit Diadem auf dem Kopf, dazu ein Grinsen als hätte man ihr Botox mit LSD versetzt injiziert. Mit einer Art, die Alpha-Kevin (Sorry dafür, dass Kevin als vergleich herhalten musste) wie einen Intelligenzbolzen wirken lässt, erklärt sie, dass sie ein Foto von sich in der ersten Reihe machen lassen wollte und nachdem eine der anderen endlich geknipst hatte, drängelten sie sich wieder zurück durch die Startaufstellung.

Innerlich kopfschüttelnd warte ich auf den Start.

Drei, zwei, eins, los geht's. Es kommt wie es kommen musste. Die Reihe vor mir startet völlig unkoordiniert, teils langsam, teils schnell, aber nicht auf ihrer Linie bleibend. Gezwungenermaßen renne ich zwei der Jungs vor mir über den Haufen und kann dann endlich hinter der Spitze her.

Meine Lauftakti ist relativ simpel. Bergauf Tempo halten, flach und bergab erst kontrolliert Kraft sammeln, dann Pace machen. Die erste Runde in 11:15, die zweite Runde, wenn möglich schneller.

Soweit die Theorie. Vom Startweg geht es etwa 250-270m bergauf über Kopfsteinpflaster, dann nach rechts und ca. 150m flach über Straße, links leicht bergauf und nach ca. 80m wieder links am höchsten Punkt der Strecke. Dort angekommen bin ich bereits platt vom Versuch an der Spitze einigermaßen dranzubleiben. Ich warte darauf, dass meine Uhr die erste Zwischenzeit nach 500m anzeigt, doch nichts geschieht. Jetzt geht es erstmal 100m flach, dann in einer links-rechts-Kombination kurz nach unten und dann etwa 400m flach geradeaus. Die Uhr ist immer noch nicht umgesprungen und ich habe keine Ahnung, wie schnell ich unterwegs bin. Ich verabschiede mich vom GPS und beschließe einfach mal zu laufen und zu schauen, wie die Zeit am Ende der ersten Runde sein wird.
Auf der Geraden überholt mich ein Läufer und ich hänge mich erstmal an ihn dran. Gemeinsam folgen wir dem Streckenverlauf in eine weite 180°-Linkskurve bergab, eine scharfe ca. 120°Kehre nach rechts, rund 60m flach geradeaus und dann eine kleine aber fiese Doppel-90°-Linkskurve keine 15m bergauf. Anschließend geht es 200m minimal bergab und unten angekommen mit einer rechts-links-Kurve wieder geradeaus am namensgebenden Bienenmarkt vorbei. Bei Km2 biegen wir nach links, wieder links, geradeaus in die Fußgängerzone und nach einer kurzen Geraden über einen weiten Rechtsbogen zurück auf die spätere Zielgerade.
Vorher gilt es aber noch eine 90° Linkskurve und die zweite Runde zu bewältigen.

Schon seit Mitte der ersten Runde fühle ich mich schlimmer als bei den letzten Kilometern des Halbmarathons am letzen Wochenende. Seitenstechen und Schmerzen in der Brustmuskulatur sind mein ständiger Begleiter, sämtliche Versuche diese rauszuatmen sind vergeblich. Tatsächlich beende ich die erste Runde bei 11:10min, also voll im Plan, doch die zweite Runde steht noch bevor. Ich laufe bergauf an meiner Frau vorbei und zeige mit dem Daumen nach unten. Berghoch werde ich das Tempo nicht mehr halten können und für einen Moment denke ich ernsthaft ans Aufgeben.
Stattdessen hake ich die Zeit ab und entscheide mich einfach locker zu Ende zu laufen. Ich blicke nach hinten, aber da ist niemand. Ich weiß, dass ich nicht letzter bin, daher bin ich etwas verwundert, wie groß die Lücke ist. Etwa 50m vor mir sehe ich eine junge Läuferin um die Ecke verschwinden. Mit ruhigerem Tempo versuche ich alles etwas erträglicher zu machen. Auf der Pritsche eines Krankenwagens hocken drei Sanis und futtern Pizza. Für ein "Krieg ich auch ein Stück?" fehlt mir noch die Kraft und so gibt's nur einen Daumen hoch und "Guten!" von mir. Sie danken und erwidern was mit "Spaß", was ich aber leider nicht mehr richtig verstehe. Am höchsten Punkt angelangt sehe ich, dass das Mädel vor mir immer noch nicht weiter weggekommen ist und kurzzeitig packt mich wieder der Ehrgeiz. Kaum verschärfe ich aber das Tempo, werden die Schmerzen wieder stärker. Es ist kein heftiges Stechen aber es reicht um mich zu hindern schneller zu werden, während die Beine "Hast du nicht mehr drauf?" schreien.
Irgendwie schleppe ich mich über die Runde, den Abstand zu der Vorderfrau beibehaltend. Alles unter 24min ist ok versuche ich mir einzureden, obwohl ich weiß, dass ich damit nicht zufrieden sein werde. Von hinten kommt immer noch nichts. Also orientiere ich mich weiter nach vorne. Der Abstand wird etwas größer, aber das ist nicht zu ändern. Kurz vor dem Ziel, als wir vorbei am Bienenmarkt laufen, tummeln sich etliche Jugendliche auf der Strecke. Einer tut mir den Gefallen und stellt sich als beweglicher Sandsack zum Frustabbau in Form eines kräftigen Schulterremplers zur Verfügung, obwohl er mich lange genug gesehen hatte. Das und der Blick auf die Uhr setzt noch mal etwas Adrenalin frei. Für einen kurzen Moment scheint sub23 in Reichweite aber als ich wieder in die Fußgängerzone einbiege ist auch das Geschichte.

Ich höre den Ausrufer, der der Läuferin vor mir zum Zieleinlauf gratuliert und kurz danach kommt auch für mich endlich das Ziel in Sichtweite.
Bei 23:22,7 geht es über die Linie und zu meiner Frau.

Nach einer kurzen Erholungsphase gehen wir zurück zum Auto. Ich habe keine Lust auf die offizielle Zeit zu warten und selbst wenn ich wider Erwarten wieder AK-Erster geworden sein sollte, hätte ich absolut keine Lust auf Siegerehrung.

Am Ende bin ich heute sogar froh mit der Zeit nur AK-Vierter geworden zu sein. Insgesamt 30. von 82 Finishern.

Fazit:
Ziel um ca. 40 Sek. verfehlt, was ich letztlich aber nicht als Beinbruch bewerte. Der Lauf hat mir vor allem gezeigt, dass ich an meiner Atmung und meiner Sauerstoffaufnahmefähigkeit arbeiten muss. Außerdem bei meiner bewährten Renntaktik bleiben und keine Experimente.
Orga und Rahmenbedingungen waren wie letztes Jahr ok. Bodenständiger Event mit fordernder Strecke, die aber aufgrund der Anordnung mir verdammt gut gefällt.
Ich freue mich schon auf nächstes Jahr.
Antworten

Zurück zu „Laufberichte“