OK, heute habe ich „reingehauen“.
Laufen im Winter ist nichts für Feiglinge und Memmen. Das Thermometer zeigt 1°, der Wind, der ums Haus weht, ist heftig und eklig kalt. Ich ziehe alles an, was der Kleiderschrank ausspuckt, es ist auf den ersten Metern immer noch zu wenig. Waren in den letzten Wintern eisige Oberschenkel mein größtes Problem, hat es sich in diesem Winter in den Nacken verlagert. Da vertrage ich überhaupt keinen Lufthauch und muss mich mit Mütze und zwei Kapuzen darüber (vom Shirt und von der Jacke) schützen. Dann noch ein Tuch um den Hals gewickelt, die Handschuhe an, den Gatten im Home-Office geweckt und los geht es.
Mittwochs sind wir gern die „Bergrunde“ gelaufen. Das machen wir heute auch, aber wir sind härtergeworden und fahren nicht mehr zum Wald, sondern laufen ab Haustür. Das verlängert die Strecke um schlappe 3 Kilometer mit einem weiteren Anstieg am Ende.
Von Beginn an meint es der Wind gut mit uns, er weht uns in den Rücken und schubst uns leicht bergab flott vorwärts. Das bedeutet, dass wir die Runde im Wald heute andersrum laufen müssen, um nicht ewig lang gegen eiskalten Gegenwind anzurennen.
Nach dem ersten Kilometer (7:00 zum warm werden) geht es gleich eine kurze Steigung hoch. Der Gatte macht neben mir Unmutsgeräusche, er stellt fest, dass Laufen heute nicht sein Ding ist. Tapfer, wie er ist, versucht er, mich nicht zu stören und tappst hinterher.
Ab jetzt wird es fies. Wir laufen am Waldrand, es geht stetig bergauf, der Untergrund wird immer matschiger. Zum Glück kommt der Wind immer noch überwiegend von der Seite und von hinten. Es sind zwar insgesamt nur ca. 50 Höhenmeter auf diesem Stück, aber es zieht sich…
Dann kommt endlich der schöne Teil: bergab auf Asphalt. Die Beine wollen eigentlich fliegen, aber neben mir kämpft der Gatte, der heute wirklich keinen guten Tag hat. Und da ich weiß, was uns auf dem Rückweg noch erwartet, zügele ich mich, und wir traben gesittet und langsam weiter.
Jetzt geht es auf den Rückweg, zunächst für 4 Kilometer windgeschützt durch den Wald, matschig und überwiegend ganz leicht bergab.
Aber dann, als wir aus dem Wald herauskommen, kommt es knüppeldicke: direkter, eiskalter Gegenwind und bergauf bis zur Haustür.
Bis hierher habe ich mich ja durchaus bemüht, schön aufrecht zu laufen, aber jetzt sacke ich in mich zusammen, um dem Wind so wenig Fläche wie möglich zu bieten. Krumm und mit gesenktem Kopf biete ich wahrscheinlich einen erbärmlichen Anblick. Nur gut, dass außer uns Verrückten keine Menschenseele draußen unterwegs ist.
Am Ende bin ich einfach nur froh, dass ich es geschafft habe.
11,67 KM, Dauer 1:20:41, Pace 6:55/km, 106 Höhenmeter