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Vom Glück, ein Läufer zu werden

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Hallo FeldWaldWiese

Auch von mir ein herzliches Willkommrn bei den Schreiberlingen.
Du machst das vollkomnen richtig für deine Verhältnisse. Es ist dein Hobby und soll dir Spass machen. Also schieb das Tempogequatsche bzw. -geschreibsel anderer einfach beiseite und mach D E I N Ding.
Alles alles Gute und bleib dran.
Die Idee mit dem 7 Km-Lauf im Urlaub find ich klasse, mach es und freu dich dabei und freu dich noch mehr, wenn du es geschafft hast.

Gruss Stefan

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Der erste Beitrag im neuen Tagebuch-Zuhause :D . Die Kartons sind ausgepackt und der neue Name hängt an der Tür. Willkommen!

@Caia
Schön, dass die der neue Titel gefällt. Ich denke, es passt gut zu meinen Bemühungen, mich bei Lauferei weiter zu entwickeln und dabei meine Gefühlswelt im Auge zu behalten.

Sonntags ist ja eigentlich mein Ich-mache-gar-nichts-Tag. Keine Hausarbeit, keine Gartenarbeit, kein Stress. Dieser eine Tag bewussten Nichtstuns wurde mir bei der Depressionstherapie verordnet. Habe ich meine faulen Sonntage sonst genossen, war es heute anders. Mir war schlichtweg langweilig. Mein Mann hatte einen Termin außer Haus, die Katzen haben gepennt, also packte ich eine Schicht Sonnencreme auf die Haut, zog die Laufschuhe an und ging vor die Tür.

Spontan beschloss ich, mir die Strecke mal anzusehen, die ich im Urlaub laufen möchte. Ich bin aber nicht gelaufen, sondern zügig gegangen. Ich habe zu Hause runstastic gestartet und das Handy in die Tasche gepackt. Pulsmesser und Kopfhörer blieben zu Hause, nur die Trinkflasche kam mit. War eine gute Entscheidung, denn ohne Wasser wäre das nicht gegangen.

Ich habe die Strecke hin und zurück (13,42 km) in 2:15 Stunden bewältigt, Durchschnittsgeschwindigkeit 6km/h (Pace 10:03), 178 Höhenmeter.
Ich weiss jetzt, was auf mich zukommt, wenn ich die Hälte davon laufen will...

Es war sehr schön, mal ohne Ablenkung einfach nur die Gedanken ziehen zu lassen. Die Beine liefen automatisch, der Kopf war frei, zwischendurch habe ich immer mal wieder versucht, den Oberkörper schön aufzurichten, den Hals zu strecken und den Kopf aufzurichten. Sobald ich mich nicht korrigiere, bekomme ich einen nach vorn rausgestreckten Schildkrötenkopf. Die Trinkflasche in der Hand wurde nach einer Stunde zu einem ernstzunehmenden Gewicht, obwohl sie fast leer war. Meine Arme bekamen also auch noch etwas Muskeltraining.

Auf dem Rückweg, an einer fiesen Steigung, machte sich dann ein Gedanke breit, der mich ewig begleitete: ein Pferd, ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd. Wie gern hätte ich mich jetzt in den Sattel eines netten Pferdchens geschwungen und mich sanft nach Hause schaukeln lassen. Ich dachte zehn Jahre zurück, als ich mir meinen Mädchentraum erfüllte und Reiten lernte. Mein Schulpferd war ein immer gutgelaunter Haflinger, der unendliche Geduld mit mir hatte. Als er zu alt für den Schulbetrieb wurde und seine letzten Jahre auf der Weide genießen durfte, verlor ich den Spass an der Reiterei. Mit keinem anderen Pferd fühlte es sich jemals wieder so gut an. Kleiner Hafi, wo immer du jetzt bist, liebe Grüße und danke für die schöne Zeit.

Auf dem letzten Kilometer protestierten meine Oberschenkel vorne. Das haben sie beim Laufen noch nie gemacht. Als ich Schuhe und Socken ausgezogen hatte, waren die Beine wieder still, aber beide Fussballen waren zickig. Menno, ich bin doch nur gegangen, was soll das denn jetzt?

Mal sehen, wie es mir morgen geht, wenn wieder regulärer Lauftag ist.

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Hallo FeldWaldWiese,

nochmal offiziell herzlich willkommen in deinem neuen Zuhause. Der neue Titel gefällt mir auch um Welten besser als der alte.

Nur eines fehlt - wo ist denn in dieser gottverdammten Forensoftware bloß der Brot-und-Salz Button versteckt? :motz:

Aber die wichtgste Zutat ist da - deine positive Art, mit dem Laufen umzugehen. Ich garantiere dir, dass du noch viel Freude daran haben wirst und dass dein Tagebuchtitel ein Selbstläufer wird !

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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Auch von mir ein herzliches Willkommen hie im Tagebuchbereich :hallo:
FeldWaldWiese hat geschrieben:...aber dafür fühle mich doch noch zu plauzös.
Herrlich! :wegroll:
FeldWaldWiese hat geschrieben:In zwei Wochen habe ich Urlaub, und da habe ich einen Plan: mein Mann wird mich morgens ca. 7 Kilometer weit weg absetzen und ich werde nach Hause laufen, wo er dann mit dem Frühstück auf mich wartet. Die Strecke wird überwiegend flach, bzw. ganz leicht abschüssig sein. So weit bin ich noch nie gelaufen. Ich freue mich sehr auf dieses Experiment :nick: .
Das ist eine prima Idee und ich wünsche dir schon mal jetzt viel Erfolg. Und ich weiß jetzt schon, das wird wunderbar klappen.

Meinen Vorschreibern will ich mich noch flink anschließen. Deine Art mit der Lauferei umzugehen gefällt mir. Bin ich doch auch vordergründig Genussläufer. Zwar durchaus mit Wettkampfambitionen und hin und wieder will ich auch mal ne neue Bestzeit. Aber größtenteils steht bei mir der Spaß im Vordergrund. Sei es im Training oder auch bei den Wettkämpfen. Will sagen, mach weiter so und hab Freude daran :)

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd!!! DEN Gedanken unterwegs kenn ich! *grins*

Und sitzt man dann auf einem, ist man neidisch, dass man grad nicht selbst durch den herrlichen Matsch traben darf. *hmpf* Gell, Tommi? ;-)

Dir weiterhin viel Spaß mit deinem Tagebuch, beim Laufen! Genieße es!

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Lilly* hat geschrieben:Und sitzt man dann auf einem, ist man neidisch, dass man grad nicht selbst durch den herrlichen Matsch traben darf. *hmpf* Gell, Tommi? ;-)
Jaaaaa :D Und tut der Hintern weh und weher, wünscht man sich bald ein Sofa auf dem Rappen :D

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Ich war sehr gespannt, wie mein Körper meinen Fussmarsch von gestern verdaut hat. Beine und Füße ohne Befund, nur leichter Protest aus den seitlichen Gesäßbereichen. Aha, da hat sich also auch etwas bewegt gestern. So langsam lerne ich alle meine Muskeln mal persönlich kennen.
Da dieser Bereich aber nach dem Laufen nie in Erscheinung getreten ist, stufte ich die Muskeln als sehr spezielle Gehermuskeln ein, die ich heute zum Laufen garantiert nicht brauche.

Die Hitze bleibt und ich bin ein Gewohnheitstier und laufe, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme. Nicht erst aufs Sofa, nein, gleich rein in die Klamotten. Das Termometer zeigt 26 Grad, alle Katzen liegen im Schatten, der beste Ehemann von allen zeigt mir schwitzend einen Vogel, aber ich will es und ich brauch es!

Um mich abzukühlen halte ich vorher noch meine Haare unter den Wasserhahn. Mal sehen, ob das auf der Strecke einen Kühleffekt hat. Kann ich gleich vorwegnehmen: Effekt ist null. Auf der ersten Metern fand ich die Tropfen im Nacken noch nett, aber dann war es doch einfach nur warm.

Die Strecke durch den Wald war toll. Ein wunderschöner, großer Hase saß mitten auf dem Weg und hoppelte gemächlich ein paar Meter ins Unterholz, setzte sich hin und starrte mir nach. Spanner :zwinker2: .

Auf der freien Strecke stand die Luft, kein Windhauch, einfach nur Hitze. Ich lief und lief und lief. Ja, es war anstrengend, aber nichts tat weh, die Atmung war ein für mich ungewöhnlicher 2/4-Rhythmus, der aber genau gepasst hat. Ich atme nicht bewusst, beobachte aber zwischendurch immer mal wieder, in welchem Rhythmus ich gerade so unterwegs bin.
Alle Systeme waren auf "Go".
An der letzten Steigung in praller Sonne ohne Wind bin ich dann aber sicherheitshalber ein paar Schritte gegangen.

Richtig umgehauen hat mich dann aber zu Hause das Ergebnis von runtastic und meiner Pulsuhr. Ich laufe exakt diese Strecke immer am Montag und kann daher gut vergleichen. Am 20.05. bei 18 Grad bin ich die Strecke ohne Pause gelaufen - in exakt der Zeit von heute!
5,07 km in 38:46 min., Pace 7:39
Und der Durchnittspuls von 159, max. 170 ist besser als vor zwei Wochen (162, max. 171)

Wenn ich bei höheren Temperaturen und trotz Gehpause (ca. 30 Sekunden) genauso schnell bin und mein Puls niedriger ist, dann muss ich fitter geworden sein :daumen: .

Ich bin ein Held, ein Riese, eine Laufmaschine :D .

Morgen ist aber mal Pause, das habe ich mir verdient.

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FeldWaldWiese hat geschrieben:Wenn ich bei höheren Temperaturen und trotz Gehpause (ca. 30 Sekunden) genauso schnell bin und mein Puls niedriger ist, dann muss ich fitter geworden sein :daumen: .
Ich denke das ist ein schönes Beispiel für: "Alles richtig gemacht"
Mein Trainingstagebuch:

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Es gibt diese Tage, da ist mein Schutz vor der Welt keine Rüstung, sondern nur ein löcheriger Lappen. Heute war so ein Tag. Alles war zu laut, zu lustig, zu anstrengend, zu fordernd. Ich musste mich mühsam beherrschen, meine Überforderung nicht laut rauszuschreien und aggressiv zu werden. Tief ein- und ausatmen, lächeln und den inneren Rückzug antreten. So sollten doch auch die schlimmsten Arbeitstage irgendwie zu überstehen sein.
Zum Glück kennen meine Kollegen meine Probleme mit der Depression und sind sehr geduldig mit mir, wenn ich mich mal wieder gaga verhalte. Mich tröstete der Gedanke, dass heute Lauftag ist.

Nie brauche ich das Laufen mehr als an solchen Tagen.

Endlich Feierabend, da gab es kein Halten mehr. Klamotten an und vor die Tür. Schock! Wo ist denn die Hitze geblieben? 17 Grad und Wind, das gab sofort Gänsehaut und Fröstelei. Also auf dem ersten Kilometer wieder gegen den Wind. Mhm, fühlt sich gut an, da geht doch noch was.

Ich lief das erste flache, leicht abfallende Stück schneller. Ja, die Bewegung kennt mein Körper jetzt schon. Ich lasse die Beine machen und konzentriere mich auf meine Arme (seitlich am Körper vorbei, nicht die Hände vor dem Bauch) und meinen Kopf (mach dich lang, Scheitel zum Himmel strecken, keinen nach vorn rausgestreckten Schildkrötenkopf). Schultern tief, Schulterblätter nach hinten unten und immer schön tief in den Bauch atmen.
Ich war so beschäftigt, ich hörte noch nichtmal dem Radio zu, das dudelte nur so im Hintergrund.

An der Steigung wurde ich wieder langsam, um mich zu erholen. Wie verrückt ist das denn? Sollten Steigungen nicht anstrengend sein? Nein, heute nicht. Mit meinen Tippelschrittchen ging es hinauf. Ob es wirklich erholsam war, kann ich nicht sagen, denn ich gucke nicht auf den Pulsmesser.

Ich machte den Rest der Strecke so weiter: flach und leicht abschüssig schnell, bergauf langsam, die letzten 500 Meter nochmal gefühlt in "wahnsinniger Geschwindigkeit".

Meine Rüstung habe ich unterwegs auch wiedergefunden und gleich angezogen :) .
Runstastic sagt, ich war heute so schnell wie noch nie:
4,57 km, 33:12 min., Pace 7:16 :nick:

Den ganzen Abend bin ich das breite Grinsen nicht mehr losgeworden und habe meinen Mann ausgiebig von jedem Meter der Strecke erzählt und wie sich das angefühlt hat und wie gut es mir und wie stolz ich auf mich bin. Er ist so ein Schatz, dass er diesen Redeschwall lächelnd über sich ergehen lässt.

Er hat mich gefragt, ob es nicht endlich an der Zeit sei, mir die Pro-Version von runstastic runterzuladen. Habe ich dann sofort gemacht, war mein Geschenk an mich selbst für den tollen Lauf.

Später habe ich dann festgestellt, dass ich heute nach einem Jahr Lauferei meine erste Sportverletzung bekommen habe. Ich habe eine kleine Blase ganz vorne an dem Zeh neben den großen Zeh, an beiden Füßen :motz: . Ich glaube, ich werde es überleben :wink: .

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RunningPotatoe hat geschrieben:Und wieder alles richtig gemacht. :daumen:

Es macht riesig Spaß, dein Tagebuch zu lesen.
Kann ich nur unterschreiben.
Grad dein neuester Beitrag. Es ist die reinste Freude, sowas zu lesen.

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FeldWaldWiese hat geschrieben:Es gibt diese Tage, da ist mein Schutz vor der Welt keine Rüstung, sondern nur ein löcheriger Lappen. Heute war so ein Tag. Alles war zu laut, zu lustig...
Meine Güte, was ist das für eine tolle, geistreiche, empfindsame Formulierung. Ich les hier eh schon regelmäßig mit, bin begeistert von deinem Schreibstil und deiner Einstellung zum Laufen, aber das hier, das hat mich wirklich, wirklich an der genau richtigen Stelle getroffen. Das ist so gut, dass ich's mir merken werde.

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Hallo

crsieben hat geschrieben:Meine Güte, was ist das für eine tolle, geistreiche, empfindsame Formulierung. Ich les hier eh schon regelmäßig mit, bin begeistert von deinem Schreibstil und deiner Einstellung zum Laufen, aber das hier, das hat mich wirklich, wirklich an der genau richtigen Stelle getroffen. Das ist so gut, dass ich's mir merken werde.
+1

Feldwaldwiese, wenn du irgendwann mal so gut läufst, wie du schreibst, dann ...
Ich werde dein Laufen und Schreiben mit G R O S S E M Interresse verfolgen.

Gruss Stefan
Und wieder springe ich über Pfützen oder mitten hinein!!! :-)
Nur diejenigen, die es riskieren, zu weit zu gehen, können herausfinden, wie weit sie wirklich gehen können. -T.S. ELLIOT
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... athon.html
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... 017-a.html
forum/threads/131192-Mont-Ventoux

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Mir bleibt, mich dem Feedback meiner Vorschreiber anzuschließen. Auch in mir hast du einen begeisterten Leser gefunden! :)

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Ihr seid so lieb!

Wenn ich früher gewusst hätte, dass meine Art zu schreiben unterhaltend ist, hätte ich mir bestimmt einen anderen Job gesucht und nicht den bekloppten Kram gelernt, mit dem ich jetzt bis zur Rente das Geld fürs Katzenfutter verdienen muss :wink: .

Seit heute Mittag 12.30 Uhr ist aber erstmal Pause vom Job: Urlaub :hurra: für drei Wochen.
Wie kann man besser starten als mit einem schönen Lauf?

Ich laufe jetzt nicht mehr alleine: Vanessa begleitet mich, diese entnervend fröhliche Stimme der runstatic-Trulla. Sie darf mir aber nur den Kilometer und die Pace sagen, ich möchte nicht vollgequatscht werden.

Nicht nur Vanessa war neu, ich bin heute auch eine ganz andere Strecke gelaufen. Dazu muss ich ein wenig ausholen. Es gibt da diesen Turm, zu dem es hin und zurück ab Haustür grob geschätzte 16 Kilometer sind. Das ist mein Ziel, irgendwann mal.
Da ich nicht eines Tages aufwache und die Strecke plötzlich laufen kann, werde ich sie mir Stück für Stück erobern. Von der Haustür bis zum Wald sind es etwa 2 Kilometer Straße, die keinen großen Spass machen, also schenke ich mir das vorerst. Ich fahre zum Wald und starte dort. Mein Plan war, dass Vanessa mir die Kilometer sagt und ich heute nach 3 Kilometern umkehre, also 6 Kilometer laufe, immerhin ca. 500 Meter als die weiteste, in den letzter Zeit gelaufene Strecke. Die ersten 3 Kilometer gehen ganz sanft bergauf, das geht gut, denn da habe ich noch Kraft, der Rückweg geht dann sanft berab, auch prima bei nachlassenden Kräften.
Ein guter Plan!

Das Wetter spielte mit, 20 Grad, Sonnenschein, ganz leichter Wind. Ich laufe einfach mal los, aber schon nach wenigen Metern ist mein Radioempfang fast weg. Ständig nur "krch, krch, krch" im Ohr ist nicht schön. Ich fasse ans Kopfhörerkabel, das hilft manchmal. Schade, heute nicht. Neuen Sender einstellen? Nein, zu umständlich. Das Handy ist zu gut verstaut, das krame ich jetzt nicht raus. Also tapfer die Krch-Geräusche ignorieren. Ich merke mir für den nächsten Lauf: anderen Sender vorher einstellen!
Vanessa meldet sich nach einem Kilometer und meldet eine Pace von 7:25. Huch, so schnell bin ich?

Der zweite Kilometer läuft ähnlich, Pace 7:28. In diesem Bereich pendelt sich der ganze Lauf ein. Nach drei Kilometern wollte ich ja eigentlich umkehren, aber ein paar Meter hängte ich noch dran, bevor es zurück ging.

Es fühlte sich ganz anders als meine bisherigen Läufe, die ich ja auf einer "Berg-und-Tal-Bahn" gelaufen bin. Mir fehlten die Bergabstücke zur Erholung. Also machte ich zwei Gehpausen von wenigen Schritten zwischen Kilometer 4 und 5.

Es wurden insgesamt 6,80 Kilometer in 50:58 min, Pace 7:29. Der schnellste Kilometer war Kilometer 3 mit 7:04. Wow!
Ich finde, ich habe das richtig gut gemacht :nick: .

Eine nette Begegnung hatte ich noch, als ich wieder am Auto ankam. Eine Frau mit Hund kam mir entgegen und hatte mich wohl schon eine Weile beobachtet. Sie hatte auch Laufklamotten an und wir kamen ins Gespräch. Sie wollte gleich mit ihrem Hund zum Laufen starten und sagte zu mir, ich hätte beim Laufen toll ausgesehen, besonders meine Beine.
Sowas sagen Frauen normalerweise nicht zu wildfremden Frauen :gruebel: . Ich muss also davon ausgehen, dass ich nach 50 Minuten Lauferei optisch auch mit 54 Jahren noch ein Hingucker bin :D und schön laufe. Na, wenn das nicht Motivation für künftige Höchstleistungen ist, was dann?

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Hi,

So Vanessa geht fremd und ich dachte die läuft nur bei mir mit ;)

Warst du bislang ohne Musik/Unterhaltung unterwegs?
Mir persönlich hilft Musik immer beim abschalten, ich höre nur recht leise und auch nur mit einfachen Sportkofhörern ich bekomme also noch genug mit was um mich rum passiert. Ich komme so leichter in den, naja nennen wir es mal hochtrabend, Mediatitiven Zustand in dem ich (für meine Verhältnisse) sehr lange und gleichmäßig laufen kann.

Wünsche dir viel Spaß im Urlaub und super wie es bei dir läuft :)

Gruß
Phenix
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Mein Laufblog

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Phenix hat geschrieben: Warst du bislang ohne Musik/Unterhaltung unterwegs?
Ich höre immer Radio (NDR2) beim Laufen. Auf meiner alten Strecke hatte immer guten Empfang, aber auf der heutigen Strecke war viel "krch" dazwischen.

Die Abwechslung von Musik, Nachrichten, Wetter, Moderatoren usw. finde ich fürs Laufen super.

Mein Musikgeschmack eignet sich sonst nicht so gut. Ich liebe Meat Loaf und Mozart, aber die Musik ist zum Laufen einfach zu hektisch. Versuch mal, zur "kleinen Nachtmusik" zu laufen oder zu "Bat out of hell". Das wühlt mich schon vom reinen Zuhören so auf, da bleibt keine Energie für die Beine :zwinker2: .

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Hallo

Oweh, das ist ja mal ein Paar. Meat Loaf und Mozart. Ob die Beiden im richtigen Leben Freunde geworden wären, wenn es zeitlich möglich gewesen wäre? Ich glaube eher nicht. Welch ausgefallener Musikgeschmack, viel gegensätzlicher , geht es, glaube ich nicht.
Ich schreibe es nochmals:
ICH BIN FAN DEINES TAGEBUCHES.

Gruss Stefan

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Über das Thema "Laufen mit Hund" habe ich hier schon viel gelesen. Leider habe ich keinen Hund, aber ich habe einen Mann, den besten Ehemann von allen :D , daher gibt es heute den Bericht "Laufen mit Mann".

Mein Mann ist fünf Jahre jünger als ich, hat einen BMI von 22 und ist die meiste Zeit ein Bewegungsmuffel. Aber ab und zu möchte er mitlaufen. Gestern abend kündigte er das an "Morgen laufe ich mit!". Aha. Will er mir also mal wieder zeigen, dass er ohne Training fitter ist als ich mit meiner regelmäßigen Rennerei.

Ich hatte den Tag gestern wieder mal stundenlang mit einer extrem fordernden Sporteinheit verbracht: Gartenarbeit. Runter in die Hocke, wieder rauf, bücken, strecken, hacken, graben, zum Kompost laufen, Erde schleppen, Buchshecke mit der Handschere schneiden, Rasenkanten stechen, kurzum volles Programm für alle Muskelgruppen und das etwa viereinhalb Stunden mit kurzen Trinkpausen.
Bei meiner Lauferei kenne ich Muskelkater kaum. Für mich ist das immer ein Zeichen, dass ich falsch trainiert habe. Mein Körper fand den Gartentag gestern auch falsch und präsentierte mir ein fieses Gefühl in den Oberschenkelrückseiten: den gemeinen Muskelkater in mittelschwerer Ausprägung.

Das merkte ich aber erst, als ich mit den netten Worten "Los! Aufstehen! Laufen!" geweckt wurde. Morgens? Laufen? Ich? Das geht eigentlich gar nicht. Vor meiner zweiten Tasse Kaffee bin ich kein Mensch, bis auf gelegentliches Knurren gebe ich keine Laute von mir, in meinem Körper arbeiten nur die allernotwendigsten Systeme sehr lustlos an einer Art Grundversorgung.
In diesem Zustand, mit ziependen Beinen, in aller Herrgottsfrühe (es ist 8.30 Uhr an einem Sonntag :motz: ) schaffe ich es irgendwie in die Klamotten. Viel geredet habe ich bisher nicht, das wird auch so bleiben. Es soll die Hausrunde werden, 4,6 Kilometer mit zwei deutlichen Steigungen und dem ersten Kilometer mit 16 Metern sanft bergauf.

Ui, der Gatte gibt Gas! Ich hatte ihm gesagt, er soll einfach so machen, wie er denkt, ich werde schon irgendwie nebenher stolpern.
Mal sehen, wie lange er das durchhält :zwinker2: . Meine Oberschenkel meckern und ich habe ganz schön mit mir zu tun. Am liebsten würde ich umkehren und mich wieder ins Bett legen. Warum renne ich eigentlich seit Wochen dreimal die Woche durch die Gegend, wenn dieser Kerl neben mir aus dem Stand einfach mal so loslegen kann?
Na warte, an der ersten Steigung, da kriege ich dich!

Nein, das ist nicht der Fall. Auf mein geknurrtes "Alles klar?" kommt ein "Ja, alles bestens" zurück.
Das kann ja heiter werden. Ich tappse tapfer die Steigung rauf. Meine Beine sind nur noch optisch Teil meines Körpers, ich habe es aufgegeben, ihr Protestgeheul zur Kenntnis zu nehmen.

Endlich geht es wieder bergab. An dieser Stelle bin ich in der letzten Zeit immer wieder schnellere Abschnitte gelaufen. Mal sehen, wie er das findet. Ich werde etwas schneller, und endlich, endlich, endlich hängt er einen Schritt hinter mir :teufel: .
Das bleibt auch so. Ich komme inzwischen immer besser zurecht, aber neben mir wird es lauter. Er räuspert sich ständig, er schnieft, er guckt starr geradeaus.
Ich kenne seinen Stolz, er würde nie zugeben, dass er eine Pause braucht. Immer den harten Hund geben, entgegen aller Vernunft, immer so tun, als ob er für Olympia trainiert (und dann tagelang wimmernd vor Muskelkater keine Treppe steigen können) - das ist mein Mann. Oder besser das große Kind in meinem Mann, das ich mitgeheiratet habe.

Er tut mir leid und ich habe ihn lieb, also behaupte ich, dass ich wegen seines mörderischen Tempos unbedingt ein paar Schritte gehen muss :wink: . Statt Dankbarkeit kommt ein großkotziges "Ich hätte aber noch gekonnt".

Na warte, es kommt ja noch die letzte Steigung. Nach zwanzig Schritten laufe ich wieder los. Pech gehabt, alter Sportsfreund, Strafe muss sein. Nach der nächsten Kurve kommt "der Berg". 20 Höhenmeter auf etwa 250 Meter Strecke. Ich springe hinauf wie das junge Reh, das wir vorhin gesehen habe. Er hält sehr tapfer mit, ich werde ein klein wenig stolz auf ihn. Oben angekommen kann man unser Haus schon sehen, es geht ca. 750 Meter sanft bergab.
Wir laufen bis zur Haustür. Er verschwindet wortlos auf die Terrasse und fällt auf die Liege. Ich prüfe die Instrumente :) .
Wir haben für 4,57 Kilometer incl. Gehpause 34:40 min. gebraucht, Pace 7:35. Ich bin damit mehr als zufrieden, denn es war total schwül, ich hatte fiese Beine und war noch nicht richtig wach.

Nach der Dusche konnte mein Mann dann auch wieder in ganzen Sätzen reden :) .

Ich werde meine Beine nachher noch etwas mit der Blackroll bearbeiten, dann werden die sich wieder einkriegen. Wie es ihm später und morgen gehen wird, werden wir sehen :teufel: . Er hat schon angekündigt, dass er seine "besten Leistungen" immer nur nach "ausreichend Pause" bringen kann. Bedeutet wohl, dass ich die nächsten Läufe wieder allein unterwegs bin :hihi: .

Morgen ist übrigens mein Termin zum Belastungs-EKG. Ich bin sehr gespannt, was dabei herauskommt. Der Schwindel ist jedenfalls nie wieder aufgetreten. Und wenn ich morgens mit Blutdruck im Keller ohne Schwindel laufen kann, wird schon alles in Ordnung sein.

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FeldWaldWiese hat geschrieben:Über das Thema "Laufen mit Hund" habe ich hier schon viel gelesen. Leider habe ich keinen Hund, aber ich habe einen Mann, den besten Ehemann von allen :D , daher gibt es heute den Bericht "Laufen mit Mann".
Läuft er an der Leine denn wenigstens anständig "bei Fuß" ? :D

Ein geradezu göttlicher Laufbericht ! :daumen:

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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FeldWaldWiese hat geschrieben:[...] "Laufen mit Mann" [...]
Hallo FeldWaldWiese,

oh-oh, ob das eine gute Idee war ? So wie ich meine Geschlechtsgenossen- speziell in dieser Altersklasse - kenne, wird Dein Mann sich jetzt erst einmal die beste Laufausrüstung anschaffen, die es gibt, Tag und Nacht trainieren, nach dem zehnten Marathon auf Ultra umsteigen. Erst wenn er die 100 km von Biel erfolgreich absolviert hat, wird die Scharte des heutigen Tages ausgewetzt sein. :nick:

Gee

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Naja oder sich die ganzen Klamotten kaufen, feinsäuberlich in den Schrank legen und sie nicht mehr anschauen nachdem sie beim ersten Lauf nicht geholfen haben einen neuen Weltrekord aufzustellen... (Muss an den Klamotten liegen)
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Mein Laufblog

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Gestern um 18.00 Uhr war mein Termin zum Belastungs-EKG. Ich wollte ausgeruht erscheinen, also gestern nicht laufen. Aber was macht frau dann an ihrem Urlaubstag? Richtig: Hausputz :klatsch: . Mehrere Stunden körperlich intensive Schwerstarbeit. Dank Ausdauertraining kann ich heute wesentlich länger staubsaugen, putzen, Katzenklos saubermachen, bügeln und wischen als früher. Aber wenigstens die Komplettreinigung des 300-Liter-Aquariums habe ich mir verkniffen :D .

Ich kam also doch etwas unentspannt beim Arzt an. Habe ihm erzählt, dass ich etwas schwere Beine habe, aber statt Mitleid kam von ihm nur: "Da müssen Sie jetzt durch". Kurz noch meine Größe und Gewicht abgefragt, dann erklärte er mir den Ablauf. Um meinem Schwindel auf die Spur zu kommen, wollte er die Wattzahl schneller als üblich erhöhen und mich dann dafür länger unter hoher Belastung strampeln lassen. Dann stoppen und gucken, was passiert.

Vor dem Start hatte ich einen Blutdruck von 120/80. Normaler geht es für mich gar nicht, also los. Ich trete wie ein Weltmeister, andauernd wird mein Blutdruck gemessen, ständig wird es schwerer. Bei 150 Watt sind meine Beine schmerzender Brei, ich protestiere, aber der Doc bleibt hart. Weitermachen! Zum Glück erhöht er die Wattzahl nicht mehr, lässt mich aber eine gefühlte Ewigkeit weitertreten.
Endlich sagt er Stopp. Wird mir schwindelig? Nö. Dafür hämmert mein Herz jetzt spürbar. Der Doc fummelt schon wieder mit den Blutdruckdings an mir rum. Ich schwitze und atme, atme und schwitze. Die Beine haben sich wieder beruhigt. Nach zwei Minuten wieder Blutdruck messen, und jetzt kommt ein erstauntes "Sie sind aber wirklich fit" vom Doc. Mein Puls ist bei 86 Schlägen und mein Blutdruck wieder bei 120/80. Bei der höchsten Belastung war er auf 210/90 geklettert. Unter der Belastung hat mein Herz wie aus dem Lehrbuch funktioniert, beim Abbruch kamen ein paar Extraschläge, die ich ja auch deutlich als Hämmern gespürt habe.

Beim anschließenden Gespräch bekomme ich noch eine ausführliche Erklärung. Die Extraschläge nach der Belastung stuft er als harmlos ein, da unter Belastung alles bestens war. Da Puls und Blutdruck nach der Belastung recht schnell wieder in Normalbereichen waren, bescheinigt er mir eine gute Fitness. Mein Puls ging nicht höher als 150. Das erstaunt mich etwas, denn beim Laufen bin ich mit viel höheren Werten unterwegs.
Da mein Schwindel nicht aufgetreten ist und Herz und Kreislauf in Ordnung sind, vermutet er solche Dinge wie wenig Schlaf, zu wenig getrunken, Stress auf der Arbeit usw. als Auslöser für den Schwindel. Ich soll mir keinen Kopf machen und einfach weiterlaufen. Ach ja, und ich darf mich ruhig ab und zu ordentlich belasten, mein Herz kann das :zwinker2: .
Er wollte wissen, wie lange ich inzwischen laufen kann. "50 Minuten" sage ich ganz stolz. Und am Anfang, wie lange konnte ich da, will er wissen. "Zwei Minuten". "Alles richtig gemacht" sagt er und ich bin unendlich glücklich, so gesund zu sein.
Das ist nicht selbstverständlich, wenn ich mich in meiner Altersklasse zu umsehe. Mein Vater hatte in meinem Alter schon seinen ersten Herzinfarkt und vier Jahre später drei Bypässe.

Die Gesundheit ist amtlich bescheinigt, also weckt mich heute morgen mein Gatte, fix und fertig in Laufklamotten. Oh Gott, er will schon wieder :klatsch: . Es regnet in Strömen, es sind 14 Grad. Beim Zähneputzen bringe ich meinen Kreislauf in Gang, immer schön auf die Zehenspitzen und wieder runter. Noch schnell die halbe Wasserflasche trinken und raus. Heute bestimme ich das Tempo. Ich kündige schonmal an, dass ich schnellere Abschnitte laufen möchte. Er nickt. Brav!

Auf dem ersten Kilometer laufen wir gemütlich nebeneinander. Der Regen prasselt, der Feldweg ist matschig, die Pfützen sind riesig. Dann beginnt mein Spielchen, ab und zu berab und flach schnell, bergauf gaaaanz langsam. Nach zwei schnellen Schritten bleibt er zurück, das ist ihm zu heftig. An der Steigung, als ich super langsam bin, holt er mich wieder ein. So geht es bis nach Hause, er bleibt in seinem Tempo, ich spiele rum. Wir kommen fast gleichzeitig wieder zu Hause an.

4,57 Kilometer in 33:40 Minuten, Pace 7:22, schnellster Kilometer ist Kilometer 3 mit 6:19.
Mein Herz war auch sehr tapfer, im Durchschnitt 154, Spitze 167.

So langsam fange ich an zu glauben, dass aus mir wirklich ein Läufer werden kann. Hatte ich hier in meinem ersten Beitrag noch rumgejammert, dass ich weder weiter noch schneller kann, stelle ich nach so kurzer Zeit schon solche, für meine Verhältnisse, enorme Steigerungen fest. Das hätte ich nie von mir gedacht.

Habe meinem Vater eben am Telefon so ganz nebenbei von meiner Lauferei berichtet. Da fing er an zu erzählen, dass er in seiner Jungend auch viel gelaufen ist und sogar an Wettkämpfen teilgenommen hat. Bei einem 10k Rennen ist er mal 2. geworden. Mensch Papa, davon höre ich ja heute zum ersten Mal. Er setzt mir einen riesigen Floh ins Ohr: hier in der Nähe, in Bad Pyrmont, gibt es wohl eine Laufveranstaltung. Wenn ich da mitlaufe, stellt er sich an die Strecke und jubelt mir zu.
Ich habe gleich gegoogelt und den Pyrmont Marathon gefunden. Wäre doch etwas fürs nächste Jahr. Nicht gleich der Marathon, aber es werden auch kürzere Strecken angeboten.
Wenn ich so weitermache und gut durch den Winter komme...
Der Gedanke, meinen Vater damit stolz und glücklich zu machen lässt mich lächeln und träumen.

Für die nächsten zwei Wochen habe ich jetzt erstmal meinen Mann als Laufpartner am Hals :zwinker2: . Ihm haben die zwei Läufe mit mir so gefallen, er will jetzt dabei bleiben. Habe schon angekündigt, dass wir nächstes Mal schön langsam, aber länger laufen. Mal sehen, wie er sich schlägt.

Er ist übrigens nicht so der typische Vertreter seiner Art. Von technischem Gedöns beim Laufen hält er gar nichts und tut immer furchtbar genervt, wenn ich noch mit Brustgurt und Pulsuhr hantiere und vor dem Loslaufen erstmal GPS abwarten muss. Ihm reichen ein paar ordentliche Laufschuhe und einfache Klamotten vom Kaffeeröster, keine Musik, kein Handy, einfach Laufen. Ihn interessiert auch hinterher nicht, wie schnell er war. Der ideale Trainingspartner für mich :daumen: .

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Na prima, wenn gesundheitlich alles in Ordnung ist. :daumen:
FeldWaldWiese hat geschrieben: Es regnet in Strömen, es sind 14 Grad. [...]

Auf dem ersten Kilometer laufen wir gemütlich nebeneinander. Der Regen prasselt, der Feldweg ist matschig, die Pfützen sind riesig. [...]

4,57 Kilometer in 33:40 Minuten, Pace 7:22, schnellster Kilometer ist Kilometer 3 mit 6:19.
Mein Herz war auch sehr tapfer, im Durchschnitt 154, Spitze 167.

So langsam fange ich an zu glauben, dass aus mir wirklich ein Läufer werden kann.
Ich glaube nicht, dass Du noch ein Läufer werden kannst. An obigem (freiwillig in Regen und Kälte laufen und über eine halbe Stunde, ja sogar schon bis zu 50 Minuten durchhalten) ist klar zu erkennen, dass Du es längst bist. :zwinker5: Jetzt pass' nur schön auf, dass Du es auch bleibst, wenn die Anfangseuphorie verflogen ist.
FeldWaldWiese hat geschrieben:Hatte ich hier in meinem ersten Beitrag noch rumgejammert, dass ich weder weiter noch schneller kann, stelle ich nach so kurzer Zeit schon solche, für meine Verhältnisse, enorme Steigerungen fest. Das hätte ich nie von mir gedacht.
Immer Geduld. Ich hab' letztes Jahr im August wieder angefangen, obwohl ich überzeugt war, dass ich zu schwer, zu alt und meine Gelenke zu empfindlich seien, mehr als höchstens 4 oder 5 Kilometer zu laufen. Im Dezember schaffte ich über 10 km, im Februar 18 und einen 10-km-Wettkampf. Bin im März dann zweimal über 21 km im Training gelaufen und träume jetzt davon, nächstes Jahr den ersten Marathon zu schaffen, mit dann 53 Jahren. Man muss nur wollen. Und dann tun.

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FeldWaldWiese hat geschrieben:Unter der Belastung hat mein Herz wie aus dem Lehrbuch funktioniert, beim Abbruch kamen ein paar Extraschläge, die ich ja auch deutlich als Hämmern gespürt habe.

Beim anschließenden Gespräch bekomme ich noch eine ausführliche Erklärung. Die Extraschläge nach der Belastung stuft er als harmlos ein, da unter Belastung alles bestens war.
Genau meine Symptomatik, genau die vorläufige Erklärung meines Hausaztes. Insofern erhoffe ich von meinem (leider erst im August) bevorstehenden Belastungs-EKG ähnliche Entwarnung.
FeldWaldWiese hat geschrieben:Oh Gott, er will schon wieder :klatsch: .
Wie wär's mit einem geseufzten "Heute nicht, Schatz - ich hab Migräne" ? :D

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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Alderamin hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass Du noch ein Läufer werden kannst. An obigem (freiwillig in Regen und Kälte laufen und über eine halbe Stunde, ja sogar schon bis zu 50 Minuten durchhalten) ist klar zu erkennen, dass Du es längst bist. :zwinker5: Jetzt pass' nur schön auf, dass Du es auch bleibst, wenn die Anfangseuphorie verflogen ist.
Im Moment ist es mehr eine "Mittendrineuphorie". Ich habe vor ziemlich genau einem Jahr angefangen und auch im Winter tapfer durchgehalten. Mittlerweile gehört Laufen ganz selbstverständlich zu meinen wöchentlichen Aktivitäten. Die Lauftermine stehen fest, Wetter ist keine Ausrede.
Alderamin hat geschrieben:Immer Geduld. Ich hab' letztes Jahr im August wieder angefangen, obwohl ich überzeugt war, dass ich zu schwer, zu alt und meine Gelenke zu empfindlich seien, mehr als höchstens 4 oder 5 Kilometer zu laufen. Im Dezember schaffte ich über 10 km, im Februar 18 und einen 10-km-Wettkampf. Bin im März dann zweimal über 21 km im Training gelaufen und träume jetzt davon, nächstes Jahr den ersten Marathon zu schaffen, mit dann 53 Jahren. Man muss nur wollen. Und dann tun.
Danke, Du machst mir Mut, daran zu glauben, dass auch bei mir noch mehr kommen könnte.
Wenn Du nächstes Jahr den Marathon läufst, laufe ich in Pyrmont die 10 k :hallo: .
Bin dann 55. Man muss nur wollen. Und dann tun :zwinker2: .
RunningPotatoe hat geschrieben:Genau meine Symptomatik, genau die vorläufige Erklärung meines Hausaztes. Insofern erhoffe ich von meinem (leider erst im August) bevorstehenden Belastungs-EKG ähnliche Entwarnung.
Diese Extraschläge, dieses "Huch, jetzt stolpert das Herz"- Gefühl, habe ich ab und zu im Alltag, ohne irgendwelche körperliche Belastung. Der Doc hat mir gesagt, dass es erst kritisch wäre, wenn das Gestolpere auch unter Belastung auftreten würde. Kommt da nichts, ist alles gut.

Wird bei Dir bestimmt auch so sein!
RunningPotatoe hat geschrieben: Wie wär's mit einem geseufzten "Heute nicht, Schatz - ich hab Migräne" ? :D
Ich kann mich doch meinem Ehemann nicht verweigern :wink: .
Er schätzt es sehr, eine Frau mit einer eigenen Meinung zu haben, die die Kraft besitzt, diese für sich zu behalten :nick: .

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@FeldWaldWiese

Die Sache mit der Laufveranstaltung solltest du auf jeden Fall machen! Solche Veranstaltungen sind toll, da sind Menschen auf allen Leistungsniveaus dabei, und wenn da noch wer am Rand steht und dir zujubelt, dann wird das ein perfekter Tag.

Ganz ehrlich, ich selbst hätte mir das früher auch nie vorstellen können: Es gibt keine schöneren Wochenenden als die, an denen ich an Läufen teilnehme. Die angenehme Anspannung vorher, das tief empfundene Glück hinterher.

Wichtig ist, dass du das für dich machst und keine noch so liebgemeinte Unterstützung je als Druck auf dir lasten lässt. Dann steht einem Start nichts im Wege.

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Die Sache mit der Laufveranstaltung ist Spielerei, Träumerei, Zunkunftsmusik.

Ja, wenn ich die Augen ganz fest schließe, sehe ich mich mit hochgerissenen Armen auf der Ziellinie und jubelnde Menschenmengen am Rand :nick: . Mit meiner blühenden Fantasie konnte ich mich schon immer aus der Realität herausträumen.

Aber ich bleibe erstmal ganz bescheiden und mache ziellos so weiter wie bisher. Denn ich kenne mich: sobald ich zuviel Druck bei einer Sache habe, wirkt sich das negativ auf meine Stimmung aus. Die ersten Anzeichen der Überlastung ignoriere ich, und schon bald bin ich wieder auf dem Weg nach ganz tief unten, wo die Depression nur darauf wartet, mich wieder in die Arme zu schließen.

Im Moment mache ich mich selbst so glücklich mit der Lauferei, da kann ein offizielles Kräftemessen alles kaputt machen.

Nächstes Jahr? Keine Ahnung, werde ich dann nochmal neu drüber nachdenken.

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Respekt vor deiner klaren Sicht auf dich und deine Grenzen.

Nimm dir Zeit, genieß das Laufen, ganz ohne Druck, aber diesen Traum hier...
FeldWaldWiese hat geschrieben:Ja, wenn ich die Augen ganz fest schließe, sehe ich mich mit hochgerissenen Armen auf der Ziellinie
...den darfst du trotzdem träumen. In dem Bereich, in dem du unterwegs ist, ist es kein "Kräftemessen", da ist es das gemeinsame Schaffen der Strecke. Vielleicht schaust du dir ja mal so eine Veranstaltung an? Da verschwinden mit Sicherheit alle Versagensängste.

Ich glaube, die Balance zu finden zwischen der Angst vor Überforderung einerseits und der Freude gerade auch an "Spielerei, Träumerei, Zukunftsmusik" ist keine ganz einfache - aber eine, die du schaffst, so klar und reflektiert, wie du hier wirkst. Im Idealfall hast du hier auch eine ganze Reihe von Leuten, die mitlesen, mitschreiben, und denen ich ein ganz gutes Gespür für die richtigen Worte zur richtigen Zeit zutraue.

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Laufen morgens nach dem Aufstehen mit leerem Magen und ich, das wird keine Freundschaft. Es ist eher eine Zweckgemeinschaft für diesen Urlaub.

Ich hatte mir wieder die Strecke von Freitag vorgenommen, also bis zum Wald fahren und dann bis zu einem bestimmten Punkt im Wald laufen, umkehren und wieder zurück. Ich wollte die 7 Kilometer schaffen, an denen ich Freitag vorbeigeschrammt war. Da mein Mann mitlief, sollte es ganz, ganz, ganz, ganz langsam werden. Er wollte einfach mal sehen, wieviel er hinkriegt.

Bei mir fühlte es sich nach dem Loslaufen gut an, aber nach der ersten Kurve sah ich das Entsetzen im Gesicht meines Mannes. Diese Strecke ist fast schnurgerade und man sieht nach jeder Biegung, dass da ein enormes Stück zu laufen ist und es geht immer nur bergauf. Hoch, hoch, hoch, immer weiter hoch. Ich versuche ihn zu trösten, dass es zurück dann schön bergab geht. Ich bekomme keine Antwort, er hat offenbar mit sich zu tun...

Ich merke nach drei Kilometern, dass ich auch ordentlich zu tun habe. Vor dem Wendepunkt geht es ein Stück bergab, das brauche ich so langsam auch. Ständiges bergauf, auch wenn es noch so sanft ist, frustriert mich.
Blöderweise muss ich dieses Stück auf dem Rückweg auch wieder hoch, und das wollen meine Beine überhaupt nicht. Ich gehe ein paar Schritte - und mein Mann läuft einfach weiter :haeh: . Er ruft mir noch zu, dass er nicht mehr in den Tritt findet, wenn er jetzt eine Pause macht und ich bleibe zurück.

Ab jetzt sehe ich ihn immer weiter weg vor mir herlaufen. Ich bin gezwungen, mir das anzusehen, denn blöderweise habe ich vergessen, meine Brille im Auto zu lassen. Menschen meines Alters tragen Gleitsichtbrillen, der Blick auf den Weg direkt vor mir beschert mir daher nur ein schwammiges Bild. Ich bin gezwungen, den Kopf hochzunehmen und schön in die Ferne zu gucken, auf den kleiner werdenden Rücken meines Gatten.

Meine Oberschenkel melden sich, es ist noch ewig lang bis zum Auto und vor mir trabt locker dieser untrainierte Kerl :motz: .
Was jetzt kommt, ist Krieg in meinem Kopf. Ich fange an, mit mir zu diskutieren, um jeden Meter, laufen oder gehen, durchhalten oder aufgeben, warum kann er das einfach so, wozu ich Wochen brauche, warum haben Männer mehr Muskelmasse, warum geht es hier jetzt doch wieder bergauf, wo ist eigentlich das Auto und warum, zum Teufel, mache ich diesen Mist hier überhaupt?

Ich genehmige mir noch eine weitere Gehpause und bin froh, als mein Mann nach der nächsten Kurve endlich aus meinem Blickfeld verschwindet :teufel: . Ganz langsam laufe ich die Strecke zu Ende. Der letzte Kilometer ist ein zähes Ringen um jeden Schritt mit meinen Oberschenkeln, aber ich habe den Kampf mit meinem Kopf gewonnen und will einfach nur zu Ende laufen.

Es waren 7,23 Kilometer in 57:47 Minuten, Pace 7:59 incl Gehpausen
Durchschnittspuls 159, max. 166

So weit und so lange bin ich noch nie gelaufen, und so fühlt es sich auch an. Es war einfach nur unglaublich anstrengend und hat, bis auf die ersten drei Kilometer, einfach keinen Spaß gemacht. "Quälerei" trifft es ganz gut.

Was lerne ich daraus? Die nächste Woche lasse ich es mal ruhig angehen. Wir haben auch nächste Woche noch Urlaub und werden uns dann gemeinsam auf unserer kurzen Hausrunde amüsieren. Schön abwechslungsreich auf und ab, Wald und Feld, Matschwege und Straße, und vor allem keine langen Abschnitte, sondern ganz viele Richtungswechsel.
Aber jetzt sind erstmal mindestens zwei Tage Pause angesagt. Meine Beine meckern und brauchen etwas Pflege und ob mein Mann heute noch Treppen steigen kann, ist fraglich :zwinker2: .

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Mit Mann zu laufen, der durch reines "hin & wieder n Ründchen drehen" immer locker vor mir herzuckelte, während ich bei sogar bei Sturm und ekeliger Hitze Intervalle auf der Bahn gekloppt habe, und trotzdem jappsend hinter ihm hing, hat mich des öfteren in schiere Verzweiflung getrieben. Mann lieber zuhause lassen. Dann klappt's auch mit dem Nachbarn..äh..schönem Gefühl beim Lauf. :-)))
Oder mit dem Mann in die Hundeschule gehen und ihm bei-Fuß laufen beibringen. Falls er das nicht tut: Mit dem Nachbarn drohen. ;-p

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Hallo FeldWaldWiese

Das ich DAS noch lesen darf. Ein Anfänger der sich nicht innerhalb von sieben Tagen um sieben Minuten auf zehn Kilometern verbessert und demzufolge im siebten Himmel schwebt. Schön , dass du ehrlich bist.
Wie sagte Udo Bölts zu Jan Ullrich (beide ehemalige Radprofis) bei einer Bergauffahrt :" Quäl dich, du Sau!"
Bleib dran und du wirst den Dank in Form von locker und leicht gelaufenen Kilometern bekommen.
Schönen Urlaub weiterhin.

Gruss Stefan

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Kleiner Tip, nach dem Urlaub heimlich Intervalle und Fartspiele trainieren und dann nach ein paar Wochen den Männe volle Kanne versägen :teufel:

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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dicke_Wade hat geschrieben:Kleiner Tip, nach dem Urlaub heimlich Intervalle und Fartspiele trainieren und dann nach ein paar Wochen den Männe volle Kanne versägen :teufel:

Gruss Tommi
Der beste Ehemann von allen hat mir übrigens gestern verraten, wo hier in der Nähe ein altes Stadion mit Laufbahn ist, das nicht mehr benutzt wird. Da ich vorhin mit einer unserer Katzen zum Tierarzt musste (nicht nur Menschen haben schlimme Füße, Katzi hat eine böse eingewachsene Kralle), bin ich gleich beim alten Stadion vorbeigefahren. Liegt wunderschön am Ortsrand mit alten, hohen Bäumen drumherum. Wenn nicht das Katzi im Auto gewartet hätte, wäre ich mal eine Runde probeweise...

Wir haben die "Langstrecke" von gestern beide erstaunlich gut verdaut. Hatte ich Muskelkater bis zum Abwinken erwartet, wurde ich sehr überrascht. Es geht uns ganz prima, nichts tut weh, nichts zwickt. Kann also bald wieder losgehen :D .

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Ich war heute wieder alleine los, der Gatte hat gleich abgewinkt, als ich mit dem Thema "Laufen" kam. Endlich mal wieder kein Gerenne vor dem Frühstück und mit Musik auf den Ohren. Ich war nicht böse drum.

Ausgiebiges Frühstück, ein halber Liter Kaffee, aufwärmen mit zwei Stunden Hausarbeit, und dann zog ich los. Es war nicht allzu warm, aber recht hohe Luftfeuchtigkeit sollte mir zu schaffen machen.

Ich habe zwei natürliche Feinde bei meiner Lauferei.

Nr. 1: Gegenwind
Hier ist es immer windig, oft sogar stürmisch. Im normalen Leben habe ich mich daran gewöhnt, aber beim Laufen macht mich der Gegenwind mutlos. Kaum bin ich aus der Haustür, weht es mir schon kräftig ins Gesicht. Und dann weiß ich, dass das jetzt mindestens auf dem ersten Kilometer so bleibt und mich im letzten Drittel der Runde nochmal als Seitenwind erwischt.
Nein, ich mag das nicht! Es kostet mich so viel Kraft, mich in den Wind zu stemmen und dagegen an zu rennen, mental fast noch mehr als körperlich.

Nr. 2: Steigungen
Und sind sie noch noch sanft und mit dem bloßen Auge kaum erkennbar, mein Körper fühlt sie und protestiert. Geht es bergauf, macht mir Laufen keinen Spaß. Und wenn ich keinen Spaß habe, werde ich bockig. Es kostet mich unglaubliche mentale Energie, eine Steigung durchgehend zu laufen.

Auf dem ersten Kilometer meiner Hausrunde geht es IMMER bergauf mit Gegenwind. Auch heute, aber heute bin ich trotzdem schnell :) . Ja, 7:37 sind für mich auf diesem Abschnitt eine Welt.
Nach dem ersten Kilometer kann ich entweder auf die kürzere Runde abbiegen oder einen Schlenker auf die größere Runde machen. Scheint heute gut zu werden, also mache ich den Schlenker. Kilometer 2 hat eine satte Steigung von 25 Höhenmetern auf 250 Meter. Ich laufe den zweiten Kilometer mit 7:25.
War ja klar, die kleine Steigung bei Kilometer 3 ist dann zuviel des Guten. Ich bin jetzt mitten im Wald bei totaler Windstille, es müffelt fies nach Stinkmorcheln und ich spüre die schwüle Luft. Ich gehe ein paar Schritte, dann geht es endlich bergab. Das macht mir Spaß, da will ich laufen, alles fühlt sich gut an.

Bei der letzten Steigung merke ich, dass mir das heute eigentlich doch zu weit war. Ganz leicht spüre ich Anzeichen von Schwindel, also gehe ich nochmal ein paar Schritte. Den Rest der Steigung und die 1,5 Kilometer bis nach Hause laufe ich wieder.

Es sind 5,57 Kilometer in 42:54 Minuten, Pace 7:42 incl. zwei kurze Gehpausen
Ich bin unglaubliche 1:33 Minuten schneller als das letzte Mal auf dieser Strecke!

Sobald ich vor der Haustüre anhalte, hat mich der Schwindel fest im Griff. Ich muss mich auf die Treppe setzen und abwarten, bis wieder Blut im Gehirn angekommen ist.

Auch nach dem Duschen stellt sich kein Wohlgefühl ein. Ich muss mir dicke Socken und eine Strickjacke anziehen, weil mir kalt ist. Es dauert gut eine Stunde, bis alles wieder in Ordnung ist.

Festhalten muss ich noch, dass die Beine heute perfekt funktioniert haben, da kam kein Gemecker von den Oberschenkeln.

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Gestern hatte ich körperlich und geistig einen absoluten Tiefpunkt. Mir war den ganzen Tag kalt und leicht schwindelig, ich war müde und komplett kraftlos, dabei spürte ich aber die ganze Zeit mein wummerndes Herz. Gleichzeitig kamen eine Menge dunkle Gedanken, die ich nicht wegschicken konnte. Mir fehlte einfach die Kraft, also lies ich das Gewitter in mir toben. Ich setzte mich gedanklich in eine Ecke des Kopfes und beobachtete, wer sich da so vor mir aufbaute. Es waren in erster Linie Gedanken, die mir das Laufen madig machen wollten.
Was soll das Gerenne? Du bist zu alt und zu unsportlich, wie siehst du überhaupt aus mit der kurzen Hose und den dicken Beinen, mach lieber was Sinnvolles in der Zeit, aus dir wird nie ein ordentlicher Läufer usw.
Dieses Gedankenkarussell zusätzlich zu meinem schwachen Körper zeigte mir deutlich, dass ich dringend netter zu mir sein muss.

Ich habe hier zu Hause gerade ein sehr gutes Beispiel vor Augen, wie jemand nett zu sich ist, dem es nicht gut geht. Meiner Katze musste am Freitag die entzündete Kralle mitsamt dem zugehörigen Zeh an der Hinterpfote amputiert werden. Das nur am Rande, ist ja kein Katzenforum hier. Aber wie Madame mit der Sache umgeht, verdient großen Respekt. Samstag legte sie "das Bein hoch" und schlief den ganzen Tag, gestern dann erste Gehversuche, was mit dem dicken Verband sehr mühsam war und heute tobt sie schon wieder durch den (gesicherten) Garten.
Einfach mal Pause machen, wenn man sich mies fühlt und es dann ganz langsam angehen lassen. Sehr schlau, die kleine Katze :) .

Und so sehe ich den Tag gestern als dringende Warnung, mal wieder langsamer zu machen. Was macht frau also am Montag direkt nach dem Aufwachen? Richtig: Laufen! :zwinker2: .

Den Gatten zum Einkaufen geschickt und ab in den Wald. Ich hörte vorher noch intensiv in meinen Körper und bekam ein GO von allen Systemen. Ich wollte nur ganz entspannt auf die kleine Runde, aber ich habe mit dem "Berg" auf Kilometer 4 noch eine Rechnung offen. Das Biest hat mich die letzten Male immer wieder zum Gehen gezwungen. Und wenn man Dinge oft genug wiederholt, setzen sich Muster im Gehirn fest, die immer schwerer zu durchbrechen sind.
Heute war der Berg fällig, ich wollte ihn endlich mal wieder hochlaufen.

Musik auf die Ohren, 15 Grad, 9.00 Uhr, los geht's!

Es war einfach nur toll :D . Die ersten beiden Kilometer leicht bergauf gingen sehr locker, Kilometer 3 bergab ist meine Lieblingsstrecke, da werde ich immer richtig schnell :daumen: (was für mich heute sensationelle 7:04 bedeutet hat), und dann kommt auf Kilometer 4 der lange Weg bis zum "Berg".
Die ganze Zeit streite ich mit mir: schaffst du nicht, schaff ich doch. Ich biege um die Ecke, und dann liegt das Monstrum vor mir.
Nein, ich gucke nicht nach oben, nur direkt vor meine Füße und trippele los. Ja, verdammt, es ist anstrengend, aber mir tut nichts weh, das Herz schlägt noch und ich atme, also kann ich auch laufen.

Endlich bin ich oben, und ich muss laut lachen. Tschakka! I did it!
Der Rest der Strecke nach Hause ist Nebensache, ich bin so glücklich, meinen Angstgegner besiegt zu haben.

Es sind 4,57 Kilometer in 34:23 Minuten, Pace 7:31 (endlich kann ich es mal wieder schreiben, OHNE Gehpause)
Herzchen war auch tapfer, im Durchschnitt 157, max. 168.

Die gute Laune ist wieder da und das körperliche Befinden ist bestens. Kein Gefühl von Schwäche, kein Herzgewummer, alles schick und schön :nick: .

Was habe ich heute beim Laufen gelernt?
Keine Angst vor hohen Bergen, weder realen noch mentalen. Auch mit den winzigsten Schrittchen kann man einen Berg erstürmen.

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Weißt du was, FeldWaldWiese? Ich schreib nicht mehr, wie ich dich, deinen läuferischen Einstieg, deine Einstellung und deinen Schreibstil finde. Das würde sonst langweilig.
:wink:
FeldWaldWiese hat geschrieben:Du bist zu alt und zu unsportlich, wie siehst du überhaupt aus mit der kurzen Hose und den dicken Beinen, mach lieber was Sinnvolles in der Zeit, aus dir wird nie ein ordentlicher Läufer.
Wer seine Muster im Kopf erkennt, erkennt, wie wichtig es ist, diese zu durchbrechen und diese dann auch noch mit Bravour durchbricht, der strahlt mit noch so kurzer Hose und noch so dicken Beinen eine Kraft aus, der man schwer widerstehen kann.

Übrigens kenn ich deinen Gedankengang genauso. Ich nutz ihn für meine Zwecke aus: Immer, wenn mich der Ehrgeiz übermannt, dann stell ich mich in Laufklamotten vor den Spiegel, lach mal kurz über mich und wie ich aussehe und was ich da schon wieder Irrsinniges vorhabe, und dann werd ich lockerer und entspannter, weil ich mich selbst mal kurz nicht mehr ganz so furchtbar ernst nehme.

Deine Taktik am Berg ("nicht hochschauen") ist übrigens vorerst genau die richtige. Später irgendwann einmal wirst du ihn direkt zu Anfang hochschauen können und sagen: "Ja, das kann ich, das wird nicht einfach, aber das kann ich." Das ist dann ein Schritt weiter, und auch den wirst du gehen - äh... laufen natürlich.

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FeldWaldWiese hat geschrieben: Was soll das Gerenne? Du bist zu alt und zu unsportlich, wie siehst du überhaupt aus mit der kurzen Hose und den dicken Beinen, mach lieber was Sinnvolles in der Zeit, aus dir wird nie ein ordentlicher Läufer usw.
Die Frage stellt sich bei mir gar nicht, dafür ist der Erfolg viel zu groß gewesen. Von adipös runter auf (fast) Normalgewicht mit deutlich verbesserten Blutwerten, Absetzen von Pillen, Verschwinden von häufigem Sodbrennen und einem wesentlich besseren Körpergefühl. Neulich habe ich wieder mal einen Sack Katzenstreu auf den Schultern aus dem Keller in den zweiten Stock getragen. Ja, so fühlte sich das ungefähr an, als ich 15 kg schwerer war. Nur ohne Katzenstreu. Und oben war ich genau so außer Puste.

Da ist mir doch egal, wie ich aussehe... (bestimmt nicht schlechter als vorher,vielleicht ein bisschen faltiger am Hals, das Alter, aber was stört mich das).
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