Banner

Der lange Atem - Die Jahre 2016 - 2036

Der lange Atem - Die Jahre 2016 - 2036

1
Liebes Forum,

kennt jemand den amerikanischen Komponisten John Cage?

John Cage lebte und starb im 20. Jahrhundert; als Vertreter der Neuen Musik hinterfragte er in seinen Werken häufig formale Aspekte der Aufführungspraxis. Sein bekanntestes Werk dürfte 4’33“ sein, drei Sätze, die nur aus Stille bestehen, das musikalische Pendant zu einer weißen Leinwand. Im Gegensatz zur klassischen Musik mit ihren im Allgemeinen sehr exakten Aufführungsanweisungen lässt Cage häufig dem Aufführenden einen verstörend großen Interpretationsspielraum (1).

Das erst für Klavier komponierte, später für Orgel umgeschriebene Werk Organ2/ASLSP setzt sich mit der Dauer von Musikstücken auseinander. Auch hier lässt John Cage dem Aufführenden mit der Tempovorgabe „as slow as possible“ freien Raum. Bei der Uraufführung im Jahre 1989 ließ sich der Organist für die acht Partiturseiten 29 Minuten Zeit. Wesentlich radikaler wird das Werk zurzeit in der Burchardikirche in Halberstadt interpretiert: Der erste Ton erklang 2001, enden wird diese Aufführung erst im Jahre 2640 nach einer Gesamtdauer von 639 Jahren.

Hier mehr zu diesem faszinierenden Vorhaben:

Das Projekt - John-Cage-Orgelprojekt Halberstadt

Und was hat das jetzt mit Laufen zu tun?

Dieses Projekt hat mich auf die Idee eines Threads gebracht, der die Idee der Entschleunigung aufnimmt.

Ich möchte an dieser Stelle meine Laufaktivitäten von 2016 bis 2036 darstellen; heute bin ich 55, dann werde ich 75 sein. Allerdings werde ich - losgelöst vom hektischen Forumsbetrieb und unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der meisten Forumsnutzer - nur einmal an jedem Jahresende kurz zusammenfassen, ob ich meine Ziele erreicht habe, höchstens mal den einen oder anderen Beitrag dazwischenschieben, wenn wirklich etwas Aufregendes geschieht oder um der Archivierungsfunktion der Forums-Software zu entgehen.

Die Ziele im Einzelnen:

Ziel 1 - Ich nehme mir vor, bis zu meinem 75. Geburtstag im Jahre 2036 regelmäßig zu laufen. Das absolute Minimalziel: 750 km im Jahr, drei Einheiten pro Woche à 5 km.

Solange es geht, laufe ich natürlich mehr; zum Erstellungszeitpunkt des Threads sind es ca. 30 km pro Woche.

Ziel 2 - Solange ich es noch schaffe, möchte ich wenigstens einmal im Jahr 10 km unter 50 Minuten zurücklegen.

Das wird wohl von Jahr zu Jahr schwieriger werden, für 2016 ist zum Erstellungszeitpunkt des Threads dieses Ziel noch etwas mehr als 1 Minute entfernt.

Mal sehen, wie sich das entwickelt. Wird das Forum irgendwann eingestellt? Falls nein, wer wird nach 20 Jahren außer bones und Klausi noch dabei sein? Wie viele Sternschnuppen werden das Forum für einen kurzen Moment mit einem Beitragsfeuer hell erleuchten und verglühen? Werden meine Erinnerungskräfte ausreichen, um an die jährliche Aktualisierung zu denken? Werde ich irgendwann das Laufen dauerhaft aufgeben müssen? Oder schließlich die Altersklasse in meiner Region beherrschen?

Schauen wir doch einfach mal.

Die Vorgeschichte zum diesem Thread gibt es hier:

http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... ieben.html

Bis Neujahr dann. :wink:

Gee

(1) Ich selbst wurde einmal für eine John Cage-Aufführung mit einer Partitur konfrontiert, deren verwirrend abstrakte Vorgaben ich schließlich umsetzte, indem ich auf der Bühne zeitnah aus der Waschmaschine entnommene nasse Wäsche auf einen Wäscheständer hängte und ihr dann beim Trocknen zusah. Die Cage-Jünger waren begeistert.

2
Hallo Gee

Das nenn ich doch mal ein Vorhaben (NICHT PLAN, denn davon gibt es sehr viele).

Ich wünsche dir einen guten Körper und einen guten Geist auf dem Weg zum Jahr 2036 und natürlich auch noch darüber hinaus. Deine Chancen, das Jahr 2036 laufenderweise zu erreichen, stehen nicht schlecht, siehe hier:

Lebenserwartung in Deutschland steigt für*Frauen und Männer - SPIEGEL ONLINE

und hier (Daten aus meiner Region / Klasse M75):

Nordhessencup - Die Volkslaufserie der Region Nordhessen

Viel Erfolg und alles alles Gute wünsche ich dir.

Gruss Stefan
Und wieder springe ich über Pfützen oder mitten hinein!!! :-)
Nur diejenigen, die es riskieren, zu weit zu gehen, können herausfinden, wie weit sie wirklich gehen können. -T.S. ELLIOT
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... athon.html
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... 017-a.html
forum/threads/131192-Mont-Ventoux

3
Hallo geebee :) Ich finde Dein Vorhaben sehr interessant und inspirierend. Viel Freude wünsche ich Dir bei der Auseinandersetzung mit Deinen Zielen und den Wegen, wie sie sich darbieten.
Always remember that you are absolutely unique -- just like everyone else. (Margaret Mead)

4
Nette Idee. :daumen:

Würde mich aber ernsthaft wundern, wenn das Runner's-World-Forum noch so alt wird. Vor 20 Jahren las ich noch Newsgroups im Usenet. Foren gab's da ansonsten noch gar nicht. Wer weiß, womit wir in 20 Jahren unsere Zeit verschwenden... :noidea:

5
Hi geebee,

auch ich als junges Gemüse finde dein Vorhaben wirklich bewundernswert, wo sich einige Menschen in deinem Alter doch eher nach TV und Gartenpflege sehnen. Vor allem deine lange Frist gefällt mir! Ich wüsche dir viel Spaß auf deinem Weg und vor allem einen langen Atem und Durchhaltevermögen. Werde das hier gerne weiter verfolgen.

6
Leissprecher hat geschrieben:[...] Deine Chancen, das Jahr 2036 laufenderweise zu erreichen, stehen nicht schlecht [...]an
Hallo Stefan,

ganz lieben Dank für Deine Wünsche. Meine Chance schätze ich auch gut ein, in der Familie sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits wird man gerne 90 und drüber, normalerweise bei bester Gesundheit und klaren Verstand.

Ich hoffe natürlich, dass Du auch solange wie möglich noch dabei bist. Auch bei Dir bin ich da guter Dinge.

Keep flyin'. :winken:

Gee

8
Alderamin hat geschrieben:[...] Wer weiß, womit wir in 20 Jahren unsere Zeit verschwenden [...]
Da bin ich auch gespannt. Wahrscheinlich wird sich der ganze Austausch weg vom geschriebenen Wort hin zu Emoticons, Bildern, Videos entwickeln. Vielleicht im snapchat-Stil, wäre dann ganz schlecht für dieses Thread.

Freut mich, dass ich beim Hobby-Astronomen Interesse für diese Zeitreise finden durfte :daumen:

Gee

9
Durchzug9000 hat geschrieben:[...] auch ich als junges Gemüse finde dein Vorhaben wirklich bewundernswert, wo sich einige Menschen in deinem Alter doch eher nach TV und Gartenpflege sehnen. Vor allem deine lange Frist gefällt mir [...]
Die 20 Jahre sitze ich auf einer Arschbacke ab, ruckzuck ist das rum (zumindest war das bei den letzten 20 Jahren so).

Auch für meine Generation heißt vielfach TV schon Internet. Die Zeiten der Passivberieselung sind vorbei, TV macht nur noch Spaß, wenn Du auf Tierdokumentationen stehst. Und einen Garten habe ich auch schon, ist oft anstrengender als Laufen.

Würde mich freuen, wenn hier in dem Forum mehr junge Läufer ausdauernder ihre Jagd nach Bestzeiten schilderten. Müsst ihr nicht alles der Generation Trimmtrab überlassen. :wink:

Ich wünsche Dir bei Deinen Zielen auch einen langen Atem.

Gee

10
Sehr interessantes Projekt! Ich steh ja auf solche langfristigen Geschichten! Und da wir uns im gleichen Alter befinden, werde ich das hier so lang es geht, mit Interesse verfolgen und kommentieren, so von altem Knacker zu altem Knacker.

Gruß Frank

Bild
Bild

11
geebee hat geschrieben: Auch für meine Generation heißt vielfach TV schon Internet. Die Zeiten der Passivberieselung sind vorbei, TV macht nur noch Spaß, wenn Du auf Tierdokumentationen stehst.
Wir gucken schon noch TV, aber meistens was aus der Mediathek. :) Unser Fernseher ist ja schon fast smarter als wir. :hihi:

12
taeve hat geschrieben: [...] Und da wir uns im gleichen Alter befinden, werde ich das hier so lang es geht, mit Interesse verfolgen und kommentieren, so von altem Knacker zu altem Knacker.

Hallo Frank,

wuerde mich sehr freuen, wenn Du bis zum Projektende dabei bist.

Wenn ich lese, dass Du in Schwerin lebst, kommt mir so eine Idee fuer die alten ... na, sagen wir lieber Haudegen oder Kaempen .... Aber lassen wir mal drei bis vier Jahren vergehen, bis das spruchreif ist, nur nichts ueberstuerzen.

Gee

13
geebee hat geschrieben: Wenn ich lese, dass Du in Schwerin lebst, kommt mir so eine Idee fuer die alten ... na, sagen wir lieber Haudegen oder Kaempen .... Aber lassen wir mal drei bis vier Jahren vergehen, bis das spruchreif ist, nur nichts ueberstuerzen.
Jetzt machst mich aber neugierig...
Gruß Frank

Bild
Bild

14
juhuuu!
ein faden in dem ich ein junger huepfer bin!
du bist mein mann !!

hach, was werden wir hier feiern, deinen 60ten und 70ten, meinen 50ten und 60ten.... lillys einweisung in die fettabsaugklinik, die veroeffentlichung von d-bus' langzeitstudie ueber laufbaender im kanadischen winter sowie seinen 80ten (marathon).... sehr feines projekt :)

15
Ich wollte hier ja nicht geschwätzig sein, aber doch vor Jahresablauf mal ein Lebenszeichen.

Nachdem es dieses Jahr von Januar bis Juli wirklich gut lief - keine Verletzungen, ganz kontinuierlich drei Einheiten die Woche absolviert, Ziel 1 (750 km/Jahr) schon im Juli erreicht -, war ich im August in der Lage, eine vierte Trainingseinheit einzubauen und stieg in einen Laufcampus-Trainingsplan "10 km in 47:30 Minuten" ein. Ohne auf Details einzugehen hatte dieser Plan mit 40 - 45 Wochenkilometern folgende Schlüsseleinheiten:
> Längster Lauf 18 km -> mit ein wenig Anstrengung 18,5 km erreicht
> TDL 6 km Pace 5:30 min/km -> ohne Probleme mit Pace 5:20 min/km absolviert
> 8 * 400 m Pace 4:24 min/km -> ohne Mühe absolviert
> 4 * 800 m Pace 4:34 min/km -> ohne große Mühe mit Pace 4:32 min/km absolviert
> 5 * 1000 m Pace 4:45 min/km -> mit Anstand mit Pace 4:42 min/km absolviert

Fazit: Einzeleinheiten waren alle machbar, die Steigerung von 3 auf 4 Einheiten und von 30-35 km/Woche auf 40-45 km/Woche habe ich schon gemerkt, ich war so ein bisschen dauermüde, das lag aber auch an dem verlängerten Sommer, den ich nicht auf der Rechnung hatte.

Ausgehend von 51:1x im Juni gilt es jetzt, Ziel 2 (10 km sub50) zu erreichen. Im Oktober habe ich zweimal die Chance. 49:xx müssten machbar sein, eigentlich auch 48:xx (xx > 30), 47:30 Min. werden ich wohl nicht packen, dazu sitzt Pace 4:45 min/km noch nicht sicher genug, aber wer weiß, welchen Schub das Tapern, das ich noch nie vor einem 10er gemacht habe, noch liefert.

Gee

17
Ich denke auch ich werde mich hier hin und wieder einlesen.
Bis zum 75igsten habe ich noch 24 Jahre.
Solange werde ich warscheinlich nicht laufen aber ich werde dann noch lesen können.
Ich bin da mal gespannt.

Gruß
Andreas

18
Catch-22 hat geschrieben:Das lies sich sehr gut. Wann sind denn die Wettkämpfe?
Nun ja, der erste wäre heute gewesen. Den Tag verbringe ich allerdings mit Kopf- und Gliederschmerzen im Bett, hatte sich schon letzten Freitag angekündigt.

Zweite Chance am übernächsten Wochenende.

Gee

19
Andreas Reinholz hat geschrieben:[...]Bis zum 75igsten habe ich noch 24 Jahre.
Solange werde ich warscheinlich nicht laufen [...]
Hallo Andreas,

ja, man steckt ja nicht drinnen. Allerdings hat der Plan, bis ins hohe Alter weiterzulaufen, so etwas Beruhigendes. Habe in Deinem Thread von Deinem Auf und Ab gelesen, alles Gute für das langfristige Sporttreiben.

Gee

20
geebee hat geschrieben:Nun ja, der erste wäre heute gewesen. Den Tag verbringe ich allerdings mit Kopf- und Gliederschmerzen im Bett, hatte sich schon letzten Freitag angekündigt.

Zweite Chance am übernächsten Wochenende.

Gee
Sehr schade. Ich hoffe du wirst schnell wieder gesund und kannst dann fit wenigstens die 2. Chance wahrnehmen. Ich drück dir die Daumen.

22
Catch-22 hat geschrieben: wie ist denn das Wohlbefinden? Gesund und Startklar? Hoffe doch! Wünsche viel Erfolg!
Ich hätte es doch bei einem Post am Jahresende belassen sollen. Versuche zurzeit rationale und emotionale Gründe für und gegen einen Start abzuwägen, der Verlauf der beiden letzten Wochen war suboptimal, auf der anderen Seite muss jetzt langsam mal das zweite Ziel 2016 abgehakt werden :wink:

23
Für den Start spricht doch auch, dass wir alle ein Laufbericht von dir erwarten und du uns wahnsinnig gern diese Freude bereiten würdest :zwinker2:

Ich drücke dir nicht nur dir Daumen sondern auch die Großzehen. Wird schon werden! Wo startest du denn?

24
Catch-22 hat geschrieben:[...] wir [...] Laufbericht [...] erwarten [...] wahnsinnig [...] diese Freude [...]
Zur vorsorglichen Abwehr unberechtigter Ansprüche möchte ich auf das Kleingedruckte hinweisen:
geebee hat geschrieben: [...] unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der meisten Forumsnutzer [...]
Schöne Adventszeit, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch wünscht

Gee

25
geebee hat geschrieben:Zur vorsorglichen Abwehr unberechtigter Ansprüche möchte ich auf das Kleingedruckte hinweisen:
Du hast dich vertan. Du meintest sicher dieses Kleingedruckte:
geebee hat geschrieben:höchstens mal den einen oder anderen Beitrag dazwischenschieben, wenn wirklich etwas Aufregendes geschieht
Die su50 sind so etwas Aufregendes! :teufel:
Schöne Adventszeit, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch wünscht
Ich werde deinen Bericht auch sehr gern im Unterforum Laufberichte - Forum RUNNER’S WORLD lesen und wünsche dir auch einen besinnliche Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest. Die Wünsche zum Neuen Jahr bekommst du erst dann. :wink:

26
Ob ich noch 20 Jahre laufen kann - hoffen kann ich ja und diesen Thread werde ich auf jeden Fall aufmerksam beobachten, da ich seit diesem Jahr in der W60 bin.
Über läuferische Bestleistungen werde ich sicher nicht mehr berichten können, bin schon froh, wenn es nicht weiter bergab geht. Allerdings muß ich gestehen, daß ich im Moment auch nicht mehr so trainiere wie früher, die Kilometerzahlen werden weniger und richtiges Tempotraining mache ich auch nicht mehr, laufe meistens nur innerhalb des normalen Trainingslaufes ein paar schnellere Meter.
Am 9. Oktober bin ich einen Halbmarathon-Wettkampf gelaufen, den ersten dieses Jahr, da hatte ich hinterher länger daran zu knapsen als bei machem Marathon, bin das schnellere Laufen -für meine Verhältnisse- nicht mehr gewohnt.
Die Regeneratioszeit hat sich halt genauso verlängert wie die Laufzeit.
Dieses Jahr ist kein Marathon mehr geplant, deshalb habe ich mir vorgenommen, mal wieder eher kürzer und etwas schneller zu trainieren, vielleicht komme ich dann wieder besser auf Touren. Am 23. Oktober laufe ich Halbmarathon in Dresden, bis dahin wird es leider nix mehr bringen, aber ich hoffe dann auf 1 Minute schneller als beim letzten Wettkampf.

Viel Erfolg für das Vorhaben 10 km unter 50 Minuten, ich drück die Daumen :daumen:
Gruß RS

27
Angriff auf sub50 2016

Vor dem Lauf

Der Plan: Im August und September einen 10-km-Trainingsplan durchziehen -> Perfekt funktioniert (s. früherer Post). Dann 10-km-Wettkampf I in sub49, 2 Wochen Pause, 10-km-Wettkampf II (Backup bzw. Wettkampf, um noch einen draufzusetzen).

Die Realität: Am Wettkampf I-Wochenende war ich krank, nahm das Training am Ende der Folgewoche wieder auf, hatte am Montag und Dienstag danach einen Rückfall, hielt bis heute die Füße still. Inklusive der Tapering-Woche vor dem Wettkampf I lief ich in drei Wochen nur ca. 50 km, im Gegensatz zu über 40 Wochenkilometern in der Trainingsphase, keine rechte Ahnung, inwieweit sich in dieser Zeit die Trainingswirkung wieder verflüchtigt haben könnte.

Am Morgen habe ich noch ein paar Restzweifel bezüglich der eventuell noch nicht ganz auskurierten Erkältung, entschließe mich dann aber - irgendwann muss man das Thema sub50 ja auch zum Abschluss bringen -, den Körper vor Ort entscheiden zu lassen:
> Beim Aufwärmen: Check, wie fühlt es sich an?
> Beim Lauf: Start mit Fokus auf sub 50 und laufen lassen.
>> km 1 > 5:15 min -> Körper will nicht, Gang raus, 10-km-Trainingslauf
>> km 1 5:00 min – 5:15 min -> Zitterpartie zu erwarten, weiterlaufen und Uhr aus, um mich nicht von der Uhr demotivieren oder unter Druck setzen zu lassen
>> km 1< 5:00 -> Weiterlaufen mit Uhr

Die Veranstaltung ist mir wohlbekannt, familiär, mit stressfreier Infrastruktur, alle Geheimtoiletten lokalisiert. Die spröden 10 km spielen sich meist im Wald ab, die Aneinanderreihung von Geraden ist genau richtig, um sich auf das Laufen konzentrieren zu können. 16°C, kaum Wind, bedeckter Himmel, perfekte Bedingungen.

Aufwärmen läuft besser als erwartet, ich hänge sogar noch ein paar Extrameter dran.

Der Lauf

Das übliche Gewusel nach dem Start, ich stehe etwas zu weit hinten. Da sich die ersten Meter auf einer recht breiten Straße abspielen, gibt es aber kein wirkliches Gedränge, Überholen ist problemlos möglich. Nach ca. 700 m hat sich das Feld sortiert.

Km 1 - 4:54 min – Puffer: 6 sec auf Ziel-Pace 5:00 min/km

Ich habe etwa 4 -5 Sekunden Versatz zwischen Startschuss und Überqueren der Startlinie, Nettozeit für km 1 also 4:50 min. Perfekt, die Zweifel sind jetzt weg, ein Trainingslauf wird das heute nicht, der Körper will die 48:xx min. Jetzt mal sehen, ob das ein Strohfeuer oder heute mein Renntempo ist. Brücke an Maschinenraum: Dranbleiben. Tempo fühlt sich unbequem, aber machbar an, geschenkt kriegen werde ich heute nichts.

Km 2 - 4:50 min – Puffer: 16 sec

Tempo bestätigt, das Selbstvertrauen steigt, jetzt aber nicht noch schneller werden, Brücke an Maschinenraum: Konsolidieren.

Km 3 – 5:04 min – Puffer: 12 sec

Ich laufe in einer Gruppe, keine Überholmanöver. Ist die ganze Gruppe gemeinsam um 15 Sekunden, also ca. 50 m auf einen Kilometer langsamer geworden? Ich will es nicht glauben. Die Strecke steigt ganz sanft an, aber zu wenig, um so viel Abweichung zu verursachen.

Km 4 – 5:07 min - Puffer: 5 sec

Noch einmal langsamer ? Irgendetwas passt nicht, entweder mein Tempogefühl oder die Markierungen. Ich verschärfe marginal das Tempo und setze mich ab für den Fall, dass ich wirklich in eine Truppe geraten bin, die gerade kollektiv am Verhungern ist.

Km 5 – 4:40 min – Puffer: 24 sec

Ah, jetzt ja, die Korrektur, die km-Schilder 3 und 4 standen wohl falsch, km 5 steht wahrscheinlich richtig (bei der Hälfte der Strecke wird man sich ja hoffentlich etwas mehr Mühe gegeben haben). Es wird merklich anstrengender, aber immer noch bin ich gut im Tempo. Gefühlt geht es immer noch ganz leicht bergauf. Kurze Zeit später geht es von Waldweg auf Asphalt. So liebe ich es: Asphalt, Gerade, jetzt ganz leicht bergab. Es rollt.

Km 6 – 4:47 min – Puffer: 36 sec

Seitenstechen, ich wende den Fokus vom Tempohalten auf gleichmäßiges Atmen, sofort werde ich langsamer und von der von mir schon aufgegebenen Gruppe wieder eingesammelt. Ich habe jetzt Mühe, das Tempo zu halten.

Km 7 – 5:05 min – Puffer: 31 sec

Das Seitenstechen ist wieder weg, weg ist aber auch der Lauffluss. Gefühlt geht es jetzt eher bergab, aber es kostet jede Menge Willensanstrengung, mich gegen die einsetzende Ermüdung aufzulehnen. Gefühlt bin ich aber immer noch im Nahbereich von Pace 5:00 min/km.

Km 8 – 5:15 min – Puffer: 17 sec

Hier stoppe ich zwar die Zwischenzeit, schaue aber nicht mehr auf die Uhr, im Nachhinein der spielentscheidende Fehler (da sind wir wieder beim Thema Tempokontrolle !), da hätte ich dagegen arbeiten müssen. Ich merke, dass ich nicht mehr vermeiden kann, langsamer zu werden, sehe aber das drohende Unheil nicht kommen.

Km 9 .- 5:26 min – Fehlzeit: 10 sec


Mist, wie gewonnen so zerronnen, der Puffer hat sich jäh in Luft aufgelöst. Der vorige km 9 fühlte sich nicht gut an, aber auch nicht wie ein kompletter Einbruch. Jetzt sehe ich die Felle davonschwimmen, weiß aber, dass ich mit einer Kilometerzeit wie beim Start die sub50 noch klarmachen kann. Es geht noch einmal einen Stich nach unten, ich quetsche das Letzte raus, hefte mich einem jüngeren Mann an die Fersen, der mich ins Ziel zieht.

Km 10 – 4:5x min

Endzeit: 50:0x min

Nach dem Lauf

Fazit: Auch wenn die Platzierung der Kilometerschilder zweifelhaft war und eine Analyse etwas erschwert, besteht kein Zweifel, ab ca. km 6,5 ging die Puste aus, trotz erheblicher Anstrengung war ich nicht in der Lage, das Anfangstempo über die Distanz zu bringen, km 9 brach mir sozusagen das Kreuz, ein km in einem 10-km-Lauf, der 30 sec unter Ziel-Pace ist, ist sehr schwach, Schadenbegrenzung wäre u.U. möglich gewesen, wenn ich zu diesem Zeitpunkt des Wettkampfes noch etwas wacher gewesen wäre.

Zur weiteren Erklärung, warum es heute nichts mit sub50 wurde, fallen mir folgende Faktoren ein:
> Nachwirkungen der zweimal ausgebrochenen Erkältung
> Geringer Umfang der letzten drei Wochen
> Eventuelle Mängel des Trainingsplans (wenig km im Zieltempo, eher kürzere, schnelle Intervalle und langsamere, auch nicht übermäßig lange TDL)
> Der Malus des zusätzlichen Lebensjahres. Letztes Jahr im Mai/Juni hatte ich zweimal 10 km knapp sub50 absolviert, aber mit deutlich weniger Aufwand

Die Enttäuschung hält sich aber in Grenzen: Ein schlechter Tag war es auf keinen Fall, bezüglich Motivation und Kampfgeist habe ich mir nichts vorzuwerfen, der Maschinenraum hatte am Anfang für die Taube auf dem Dach (sub49) und nicht für den Spatz in der Hand (sub50) votiert, und die Brücke hatte dieses Votum angenommen. Es war definitiv der härteste 10-km-Lauf seit Anfang letzten Jahres.

Nach wie vor wird aber alles überstrahlt von der Freude darüber, dass ich im August/September so gut trainieren konnte. Sub50 hin oder her, das schafft für die Zukunft ganz neue Optionen.

Um mehr Klarheit zu haben, wo ich jetzt stehe, muss ich wohl Ende Oktober, Anfang November noch einmal ran, Veranstaltung ist schon gebucht. Auf den Silvesterlauf will ich es nicht ankommen lassen.

:winken:

Gee

28
Rennschnecke 156 hat geschrieben:[...] Über läuferische Bestleistungen werde ich sicher nicht mehr berichten können, bin schon froh, wenn es nicht weiter bergab geht. [...]
Hallo Rennschnecke,

auch Dir ganz lieben Dank für Dein Interesse. Ja, das mit den Bestleistungen. Da muss man sich irgendwann gedanklich von loslösen und sich dann realistische Ziele setzen, zu deren Erreichung man jedes Jahr vielleicht noch ein bisschen mehr investieren muss oder sie dann wieder korrigiert. Der Prozess, damit meinen Frieden zu machen, hat recht lange gedauert, aber jetzt bin ich happy, dass es relativ gesehen wieder aufwärts geht (auch wenn ich mein Ziel an diesem Wochenende nicht ganz erreicht habe).

Wie viele Frauen in Deinem Alter laufen noch Marathon ? Mein Eindruck war, dass sich ab Alterklasse M/W 55 langsam die Reihen lichten.

Gee

29
Hallo Gee,

vielen Dank für den Bericht :küssen:
und Glückwunsch zur fast 50. Freut mich, dass du nicht wirklich enttäuscht bist und dich langsam der sub nähern willst, verspricht dass doch einen weiteren Bericht und das noch vor Neujahr! :hurra:

Gruß
Catch-22

30
geebee hat geschrieben: Um mehr Klarheit zu haben, wo ich jetzt stehe, muss ich wohl Ende Oktober, Anfang November noch einmal ran, Veranstaltung ist schon gebucht. Auf den Silvesterlauf will ich es nicht ankommen lassen.
Ich würde das Nachhaken sein lassen, aber bei einer so schönen Vorlage muss du es mir einfach nachsehen. Wie lief es denn oder steht der Lauf noch an?

31
Catch-22 hat geschrieben:[...] Wie lief es denn [...]
Angriff auf sub50 2016 II

Vor einigen Tagen: Alles spricht für einen erfolgreichen Jahresabschluss, eine wunderbare Herbstwanderung durch den Pfälzer Wald, am Ende des Tages dann noch ein Läufchen, bei dem ich die Berge so leicht hochfliege wie schon lange nicht mehr. Zwei harte Trainingswochen mit jeweils 40 km Umfang und ausgewogenen Tempo-Anreizen scheinen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben.

Am Wochenende: Nach stressiger Restwoche, schlafarmer Nacht und einem von Widrigkeiten geprägten Vormittag erreiche ich kurz vor knapp den Wettkampfort. Es ist trübe, es regnet, es ist kalt, beim hastig absolvierten Warmlaufen überrascht mich mein Körper mit etwas völlig Neuem, einem stechenden Schmerz, der bizarrerweise exakt bei jedem 20. Schritt das linke Knie durchfährt. Kurz vor dem Start schießt mir ein zersetzender Gedanke durch den Kopf „Irgendwie ist die Saison vorbei“.

Startschuss, schon nach weniger als 100 m wird es eng, danach ein Spießrutenlauf durch Pfützen und Pferdemist. Als ich das erste Mal so etwas wie einen Rhythmus finde, ist das 1-km-Schild schon in Sichtweite. Der Blick auf die Uhr verheißt wenig Erfreuliches: 5:28 Min.. Jetzt nehme ich Fahrt auf, immerhin gilt es, pro Kilometer 3 Sekunden auf 5 Minuten gut zu machen, um die sub50 unter Dach und Fach zu bringen. Zumindest droht keine Ablenkung durch eine attraktive Streckenführung, es geht 4 km schnurgerade durch den Wald, zwei Kurven, Wendepunkt, das Ganze wieder zurück. Trotz erheblicher Anstrengung geht Kilometer 2 gerade einmal in 5:02 Min. weg. Ein paar Meter weiter verirrt sich ein Steinchen in den linken Schuh und startet einen peinigende Wanderung zwischen Fersen- und Zehenbereich. Auch Kilometer 3 schaffe ich nicht unter 5:00 Minuten.

Bevor das heute zum Krampf wird, beschließe ich, die Saison zu beenden und den Lauf als TDL ausklingen zu lassen. Ich schalte einen Gang zurück, das Knie beruhigt sich, das Steinchen findet einen Platz, wo es nicht nervt, der Kilometerschnitt pendelt sich bei ca. 5:15 Min. ein, ohne weitere erzählenswerte Vorkommnisse erreiche ich nach 52:0x Min. das Ziel, würge ein lauwarmes Iso-Gebräu hinunter und fahre nach Hause.

Fazit: Man muss auch wissen, wann es gut ist. Mir ist es nicht gelungen, nach der intensiven Trainingsphase im Spätsommer die Ernte einzufahren, also werde ich im nächsten Jahr wieder sähen. Wenn alles gut geht, habe ich am Ende dieses Jahres 1400 Laufkilometer zu Buche stehen, eine gute Ausgangsbasis für einen erneuten Angriff auf die sub50 für 10 km und weitere (sic !) Ziele im Jahr 2017.

Gee

32
Ach Gee,

es hätte wohl nicht sollen sein. Sehr schade. Hoffe es betrübt dich nicht all zu sehr. Es freut mich, dass du dem Laufjahr trotzdem was Gutes abgewinnen kannst und positiv in die Zukunft blickst. Ich werde auch erst da wieder auf Bestzeit versuchen zu laufen.

Danke für den Bericht :)

33
Hie Gee,
Eine Trainingskilometerleistung von 1400km/Jahr halte ich allein schon für bemerkenswert.
Ich denke die zeitlichen Wettkampfziele wirst du auch noch mal erreichen.
Zu einer Verbesserung der persönlichen Bestzeit muss halt alles passen:
Training, Wetter, Strecke, Umfeld und Wohlbefinden.

Bleib gesund und trainiere achtsam.

Gruß
Andreas

35
Catch-22 hat geschrieben:[...] Es freut mich, dass du dem Laufjahr trotzdem was Gutes abgewinnen kannst und positiv in die Zukunft blickst. [...]
A-bsolutely.
Alderamin hat geschrieben:[...] und ich auch [...]
Da nehme ich Dich beim Wort, die Aussage holen wir am 31.12.2017 wieder raus.
Andreas Reinholz hat geschrieben:[...] trainiere achtsam.
Sehr schön gesagt, mein Motto für 2017.

Danke Euch.

Gee

36
[TABLE="width: 620"]
[TR]
[TD]Jahr [SUP]1
[/SUP]
[/TD]
[TD]Ziel 1
Umfang [km]
Ist (Plan)
[/TD]
[TD]Ziel 2
10-km-Zeit [min]
Ist (Plan / PlanB [SUP]2[/SUP])
[/TD]
[TD]Anzahl TE
[/TD]
[TD]Längster
Lauf [km]
[/TD]
[TD]Weitere
Wettkampfergebnisse

[/TD]
[TD]Gewicht [kg]
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]2015
[/TD]
[TD]870
[/TD]
[TD]49:4x
[/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[TD][/TD]
[TD]85
[/TD]
[/TR]
[TR]
[TD]2016
[/TD]
[TD]1437 (750)
[/TD]
[TD]50:0x (49:59 / 49:59)
[/TD]
[TD]154
[/TD]
[TD]18,5
[/TD]
[TD]23:4x min (5 km)
1:18:xx h (15 km)
[/TD]
[TD]84
[/TD]
[/TR]
[/TABLE]
[SUP]1[/SUP] Planbeginn 2016, Werte für 2015 nur zum Vergleich
[SUP]2[/SUP] PlanB: 10-km-Planzeit unter Berücksichtigung der motivationsfördernden Gleitklausel 49:59 min + ( (Alter - 55) / 2 ) min


Das Jahr 2016

Rückblick

Kurzfassung: 2016 war ein ziemlich gelungener Auftakt für mein Projekt „Langer Atem“.

Ziel 1 (750 Jahreskilometer) wurde mit 1437 km aus 154 Trainingseinheiten (2,95 Einheiten/Woche) pulverisiert, Ziel 2 (10 km sub50) habe ich den Buchstaben nach mit 50:0x min um eine Handvoll Sekunden verfehlt, bin aber genügend Kilometer mit Pace 4:xx min/km gelaufen, um dennoch zufrieden zu sein. Das Beste: Keine Verletzungen, keine Wehwehchen, die sich nicht wegdehnen ließen oder nach einem Tag der Regeneration wieder verschwanden. Ein Jahr mit ganz viel Licht und wenig Schatten.

Licht
  • Im August nahm ich im Rahmen eines 10-km-Trainingsplans eine vierte Wocheneinheit hinzu, ohne jegliche Probleme. Lange waren Läufe an aufeinanderfolgenden Tagen ein Tabu; dass das jetzt wieder funktioniert, schafft einen enormen Freiheitsgrad bei der Wochenplanung, die arbeitsbedingt manchmal schwierig ist.
  • Laufen in bergigem Gelände geht (wieder), hat nachhaltig den Spaßfaktor am Laufen erhöht und wird eine wesentliche Komponente des Trainings im Jahr 2017 sein.
  • Laufen bei Hitze geht (wieder). Ich war im August in den Trainingsplan in der Hoffnung auf einen typischen verregneten Sommer eingestiegen, wettermäßig verzockt, allerdings haben speziell die Bahneinheiten bei Temperaturen um die 30°C wirklich Laune gemacht, bekamen am Ende sogar so etwas wie Kultstatus. Der Trick dabei: Die Einheiten abends bei reduziertem Lichteinfall durchführen. Großartig und Highlight des Jahres: Die das Bahntraining abschließenden Geh-/Dehn-Runden bei Sonnenuntergang.
  • Mit zunehmender Kilometerzahl kam dann und wann auch mal wieder die Leichtigkeit beim Laufen auf; 10, 15 km abspulen, ohne groß nachzudenken. Läufe über 15 km bleiben für mich allerdings ein Überraschungspaket, manchmal flutscht es, der letzte kurz vor Weihnachten zog mir mal wieder komplett den Stecker.
  • Von 10-km-Wettkampf zu 10-km-Wettkampf konnte ich mich steigern, von wenig erbaulichen 57:0x min an Silvester 2015 auf 50:0x min im Oktober. Am Ende fehlten nur wenige Sekunden auf das „Traumziel“, sei es drum. Insgesamt elfmal stellte ich mich dem Wettbewerb, im Dezember lief ich 5 km in 23:4x min, dies deutet an, dass das Ziel 2 (auch ohne die neue Gleitklausel :wink: ) noch in Reichweite ist.
Schatten
  • Wenn ich gehofft hatte, dass allein die Umfangsteigerung mich schneller machen würde, sah ich mich getäuscht. Interessanterweise setzte die Wirkung des Trainingsplans erst mit zweimonatiger Verspätung ein. Hier hoffe ich, dass ich nächstes Jahr von diesem Schub und den relativ vielen Trainingskilometer in der zweiten Jahreshälfte profitieren kann.
  • Wenn ich gehofft, dass allein die Umfangssteigerung zu einer Gewichtsreduzierung führen würde, sah ich mich getäuscht. 5 kg weniger wären sehr erstrebenswert, auf die wohl notwendige Anpassung der Essgewohnheiten habe ich aber schlichtweg keinen Bock, irgendwann und speziell nach langen Arbeitstagen, an die sich noch eine Laufeinheit anschließt, reicht es dann auch mit übertriebener Disziplin.
  • Nach wie vor habe ich einen ausgesprochenen Widerwillen gegen alles, wo ich Sport auf der Stelle betreiben muss, ob das nun Krafttraining oder irgendeine Form von Gymnastik ist. Ja, ich muss das machen, um gewisse Defizite zu beseitigen, aber irgendwie bin ich dazu zu „körperklaus“, was mir auch die verzweifelten Korrekturbemühungen diverser Übungsleiter immer wieder signalisierten. Immerhin stehen ein halber Langhantel-Trainingskurs und fast 1000 Liegestütze zu Buche, wow.
Aus dem Kuriositätenkabinett

Kuriosester Lauf war ein nächtliches Bahntraining. Aus einem mir nicht mehr erfindlichen Grund hatte ich die Idee eines 8-km-Accelerando-Laufes, bei dem jeder Kilometer schneller gelaufen werden sollte als der Kilometer davor. Auf der Bahn, auf der ich gewöhnlich laufe, befindet sich eingangs einer der Kurven eine Stabhochsprungmatte. Auf dieser lag ein Jüngling, der seiner offensichtlich viele, viele Kilometer entfernten Herzallerliebsten lautstark – „molto animato“ sozusagen - sein Lebensleid ins Handy klagte. Außer uns war niemand im Stadion. Ungefähr zwischen Meter 175 und 225 konnte ich der Geschichte folgen und mir am Ende aus den 20 aufgeschnappten Bruchstücken ein recht komplettes Bild der verwickelten Situation machen. Sehr unterhaltsam - und ein guter Lauf obendrein.

Ausblick

Wie geht es jetzt 2017 weiter? Als motivationserhaltende Maßnahme habe ich mich zu einem Halbmarathon im Mai angemeldet, die Zielzeit im Bereich 1:50 – 1:55 h werde ich nicht obsessiv verfolgen, allerdings den Trainingsumfang noch einmal moderat anheben. Der HM soll als Sprungbrett für einen 25-km-Lauf im August dienen, dieser wiederum … aber jetzt sind wir schon im Jahr 2018 und bei Zielen, die ich Schritt für Schritt in Angriff nehmen muss. Den Sommer möchte ich nutzen, um mich noch einmal dem Thema 1000 Meter zu widmen. Nach den sehr positiven Erfahrungen dieses Sommers mit Kurzintervallen bei Hitze hoffe ich auf einen weiteren Jahrhundertsommer, vielleicht, um dann im Herbst einen Zugewinn an Grundschnelligkeit in eine gute Ernte auf der 10-km-Distanz umzusetzen.

Hauptziel nach wie vor bleibt: Weitermachen und dranbleiben.

Ich wünsche Euch alles Gute für das neue Jahr, vor allem natürlich Gesundheit.

:winken:

Gee

37
geebee hat geschrieben: Wie viele Frauen in Deinem Alter laufen noch Marathon ? Mein Eindruck war, dass sich ab Alterklasse M/W 55 langsam die Reihen lichten.
Mehr als du denkst und es sind richtig Schnelle bei den "alten Tanten" dabei.
Beim Frankfurt-Marathon war die erste Dame der W60 kurz über 3 Stunden, soweit ich mich erinnere. Bei den großen Veranstaltungen sind immer noch sehr viele Läuferinnen dabei. Ich war dieses Jahr in Bonn, da waren wir nur zu viert oder fünft, aber da war das Wochenende darauf der Marathon in Hamburg und da waren es dann erheblich mehr.
Inzwischen starte ich auch lieber bei größeren Stadtveranstaltungen, da bin ich als langsamere Läuferin immer noch in Gesellschaft und nicht ganz alleine unterwegs. Bei kleinen Landschaftsmarathons, bei denen man nach vorne und hinten keinen mehr sieht und sich dann fragen muß, bin ich hier noch richtig, kommt mir dann öfter mal die Motivation abhanden. Ich laufe gerne bei kleineren Veranstaltungen mit, aber inzwischen ist mir die 4:30-Gruppe etwas zu schnell und die 5:00-Gruppe dann wieder zu langsam, im Moment bewege ich mich noch dazwischen,in ein paar Jährchen wird das sicher anders sein und der 5-er Pacer haut mir ab.
Aber vielleicht kriege ich einen neuen Schub, wenn ich in Rente komme.

Der Halbmarathon in Dresden ist übrigens zu meiner Zufriedenheit ausgefallen, 2:00:05 ist es geworden, damit weiß ich, ich habe es noch drauf. Wenn ich weniger gequatscht, Kinder abgeklatscht und spazierengeguckt hätte, stände eine "1" vorne, aber dann hätte es mir nicht so viel Spaß gemacht und ich hätte weniger gesehen und gehört unterwegs. In Dresden bin ich angefeuert worden mit "Bravo, die Dame", so vornehm ging es bisher noch nirgends zu und an einer Haltestelle der Öffis war ein Aufkleber
"Nur Casanova kam öfter" :wink: Das wäre mir mit Tunnelblick alles entgangen.
Gruß RS

PS: Viel Erfolg für das 50-er Projekt, die Zahl wird 2017 fallen

38
Angriff auf sub50 2017 I

Jetzt sind sie fällig !

Gut durch den kalten Januar gekommen, im Februar 6*1000 m mit Pace 4:42 min/km, ein "Höhentrainingslager" (Langlaufen und Schneeschuhwandern in Höhenlagen zwischen 1500 m und 2500 m), 12*400 m mit Pace 4:21 min/km.

Da race: Perfekte Bedingungen, topfebene, vermessene, mir gut bekannte Strecke, erster Kilometer traditionsgemäß gegen den Wind. Km 1 geht in 5:03 min durch, ein Selbstläufer wird es nicht, dann km 2 in 4:58 min. Bei 5 km habe ich 5 sec Puffer, bei km 6 7 sec, dann ein paar Überholmanöver und km 7 in erlösenden 4:49 min. Ab da gibt es kein Halten mehr: Am Ende stehen 49:2x auf der Uhr.

Geht also noch. Den Rest des Jahres kann ich anderen Zielen widmen: Heim-HM im Mai, 25 km im Sommer und dann mehrmonatige Konzentration erst auf 1000 m und dann auf 5 km, um ein bisschen Grundschnelligkeit zurückzugewinnen.

Gee

40
gecko hat geschrieben:Ja herzlichen Glückwunsch! [...]
Herzlichen Dank.
gecko hat geschrieben:[...] Was hast Du denn als Zielzeit für den HM geplant?
Unter 1:50 h wäre nett, das Ziel wird aber nicht obsessiv verfolgt. Auf die Idee mit dem HM kam ich, um mir erstens mal ein paar längere Läufe abzuringen, um dann zweitens im Sommer meinen Lieblings-25er mal wieder laufen zu können.

Mit etwas mehr Ehrgeiz möchte ich dann das Thema 5 km angehen, hier peile ich unter 22:30 min an, werde aber - so die Knochen halten - noch richtig Aufwand reinstecken.

Gee

42
RunningPotatoe hat geschrieben:Glückwunsch, gut gemacht ! :daumen:
Dankeschön, übrigens noch aus einem anderen Grund: Bei km 6 habe ich an Dich und Deine unermüdlichen Bemühungen zur Vermeidung von Schlurf gedacht, dann als jemand, der nie einen einzigen Gedanken an seinen Laufstil verschwendet hat, versucht, den Schritt etwas länger zu ziehen, und siehe da .... Teil meines Sommerprogramms wird sein, an dieser Baustelle mal ein bisschen zu arbeiten.

43
Huuuh, zu viel der Ehre ! :wink:

Du wirst es selbst besser wissen als ich, aber isoliertes Rumbasteln an einzelnen Technikelementen kann auch negative Auswirkungen haben. Bei mir war es der Versuch, die Schrittfrequenz zu erhöhen, weil ich das bei Marquardt und anderen mal so gelesen hatte. Der umgekehrte Versuch, die Schrittlänge "einfach mal so" zu verlängern, würde bei mir vermutlich zu verschärfter Fersenlandung mit vorgerecktem gestrecktem Bein führen. Ein Fehler, den ich jahrzehntelang machte und wofür ich mit diversen orthopädischen Problemen bezahlte. Meine "Stilkontrolle" unterwegs sieht eher so aus, dass ich vor allem achte auf
  • korrekte Körperhaltung (Körperachse leicht vorgeneigt, aber Oberkörper aufrecht)
  • gute Hüftstreckung (im Rahmen meiner Möglichkeiten)
  • kräftiger Fußabdruck hinten raus (führt automatisch auch zum Anheben der Fersen und je nach Tempo zum eher waagerechten Vorholen der Unterschenkel)
  • deutliche Armarbeit in Laufrichtung (nicht quer dazu) als Taktgeber
Dann stellen sich bei mir eine größere Schrittlänge sowie eine mehr mittelfußbetonte Landung unterm Körperschwerpunkt (mit leicht angewinkeltem Knie) ganz automatisch ein.

Wie gesagt, du wirst das alles besser wissen als ich und dir vermutlich auch fachlichen Rat holen, z.B. bei einem erfahrenen Lauftrainer. Bei mir war's ein guter Sportphysiotherapeut, der meinen Laufstil begutachtet und mir die schlimmsten Macken ausgetrieben hat.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

44
RunningPotatoe hat geschrieben:[...] Du wirst es selbst besser wissen als ich, aber isoliertes Rumbasteln an einzelnen Technikelementen kann auch negative Auswirkungen haben. [...]
Hallo Christoph,

die Schrittverlängerung im Wettkampf war sozusagen die Eingebung des Moments, nichts an dem ich in irgendeiner Weise zurzeit "arbeite".

Ich gehe ja das Thema Laufen viel weniger experimentierfreudig an als Du. Meine ganz simple Prioritätenliste seit Anfang 2016:
> Regelmäßig laufen -> Funktioniert, 3 - 4 Einheiten sind etabliert, selbst wenn die Zeit knapp ist oder ich auf Reisen bin.
> Umfänge steigern -> mit Wochenumfängen etwas über 40 km bin ich auf einem guten Weg; Mitte des Jahres werden es, wenn es weiterhin so läuft wie jetzt, vielleicht noch 50 - 60 km werden, an mehr denke ich zurzeit nicht, wird schon allein wegen des Zeitaufwandes nicht funktionieren.
> Intensität steigern -> auch da bin ich auf einem ganz guten Weg, mein geplantes 1000-m-/5000-m-Training soll da noch einmal einen Schub bringen.
> Gewicht reduzieren -> meine Schwäche.

Wenn all diese Punkte auf meinem bescheidenen Niveau ausgereizt sind, dann fange ich an mir Gedanken zu machen über Athletiktraining, Laufstil usw.. Das ist vielleicht nicht ideal, ich habe aber festgestellt, dass ich nicht zu viele Felder gleichzeitig beackern kann. Momentan bin ich einfach extrem zufrieden, dass das "System" erst einmal wieder stabil ist und überhaupt eine kontinuierliche Steigerung zulässt.

Gee

45
geebee hat geschrieben:die Schrittverlängerung im Wettkampf war sozusagen die Eingebung des Moments, nichts an dem ich in irgendeiner Weise zurzeit "arbeite".
Mein Kommentar bezog sich (auch) auf deine Bemerkung, im Sommer "an dieser Baustelle mal ein bisschen zu arbeiten".

Egal, du hast deine Prio-Liste und die klingt vernünftig. Ich wünsche dir viel Erfolg. Ich freue mich vor allem für dich, dass du anscheinend den Spaß am Laufen und am Besserwerden wiedergefunden hast. Das klang mal ganz anders. :daumen:

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

46
Glückwunsch zur 49:xx
Im Januar habe ich geschrieben "die 50 wird fallen" und im März ist es schon soweit. Klasse!!!

Im ersten Halbjahr 2017 plane ich, 10-er, HaMa unnd Marathon zu laufen, bin mal gespannt, ob ich da meine Vorjahreszeiten einigermaßen halten kann. So ein spezielles Ziel wie du auf eine Strecke habe ich mir noch nicht vorgenommen, das wäre mal was für die zweite Jahreshälfte.
Gruß RS

47
Rennschnecke 156 hat geschrieben:[...] Im Januar habe ich geschrieben "die 50 wird fallen" und im März ist es schon soweit. [...]
Ja, was doch extrinsische Motivation alles ausrichten kann. :wink: Ich muss jedoch zugeben, dass nach der frühen Zielerreichung die Motivation so ein ganz bisschen abgeflacht ist.
Rennschnecke 156 hat geschrieben:[...] Im ersten Halbjahr 2017 plane ich, 10-er, HaMa und Marathon zu laufen, bin mal gespannt, ob ich da meine Vorjahreszeiten einigermaßen halten kann. [...]
Ich habe mal in die letztjährige Ergebnisliste meines Heim-Halbmarathons geschaut: Mit 2:00 h wärst Du in der W60 auf Platz 3 (von knapp 40 Teilnehmerinnen) gewesen, sehr respektabel :daumen: . Vielleicht wäre ja so ein Treppchenplatz bei einem großen Stadtmarathon ein schöner Anreiz.

Ich wünsche Dir gutes Gelingen.

Gee

48
Bonn mußte ich dieses Jahr aus terminlichen Gründen leider sausen lassen. Ich war mal krank und bin nicht wieder so richtig in Gang gekommen, Geburtstag und Mutter im Krankenhaus haben einige lange Läufe gekostet und ich dachte, so schlecht vorbereitet brauchst du gar nicht hinfahren.
Hätte ich man doch machen sollen, denn ich hätte wieder 100€ Preisgeld bekommen. Es war nur eine einzige W60 am Start, ich wäre also auf jeden Fall Zweite geworden.
Kommenden Samstag werde ich bei einem 10-er am Start sein, bei dem ich 2010 schon mal dabei war. Damals bin ich in 50:20 ins Ziel gekommen, das ist nie mehr zu erreichen für mich. Damals habe ich noch richtig Tempotraining auf der Bahn gemacht und hatte einige 10-er Rennen unter 50 Minuten. Außerdem habe ich inzwischen ein paar Kilo mehr auf den Rippen. Über eine Zeit zwischen 55 und 58 Minuten würde ich mich freuen, so nah wie möglich an 55 Min. wäre toll.
Gruß RS

50
Hallo geebee,
Mitte November kann man schon mal einen Jahresrückblick wagen, daher die Frage, wie es nach deinem Frühjahrserfolg 2017 weiterging. Hast du dein HaMa-Zeitziel auch erreicht, wie liefen die 25 km? Hat es einen 5-km-Wettkampf gegeben?
Neugierig
RS
Antworten

Zurück zu „Tagebücher / Blogs rund ums Laufen“