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Der Leichtathletik Diskussionthread

2403
Rolli hat geschrieben:Nun... hier wird dargestellt, dass der Satz "Du bist dick" (schon mal als "du fette Arsch" falsch dargestellt) als ob das eine psychische Misshandlung ist, und der Trainer für Jahre dafür gesperrt sein sollte. Und das mit einem Wortwahl der vor Gericht auf jedem Fall als Beleidigung/psychischer Mobbing gelten könnte.
Gericht hin oder her. Es ist schon viel erreicht, wenn durch die Aussagen der NOP Athleten sich in Zukunft mehr junge Frauen dazu ermutigt fühlen, unangemessene Kommentare nicht mehr einfach so hinzunehmen.

"Das Internet ist der dümmste Ort der Welt." Jan Gorkow

2404
Santander hat geschrieben:Gericht hin oder her. Es ist schon viel erreicht, wenn durch die Aussagen der NOP Athleten sich in Zukunft mehr junge Frauen dazu ermutigt fühlen, unangemessene Kommentare nicht mehr einfach so hinzunehmen.
Finde ich auch sehr gut... leider werden wieder nur Sportler aus Ostafrika die Medaille holen.

Aber egal:
"Jeder glücklich Zweiter, keiner mehr Verlierer..."
https://www.youtube.com/watch?v=fkMg_X9lHMc

2405
Wieso "leider"? Du als strikter Verfechter des Leistungsprinzips (so präsentierst du dich zumindest hier) solltest doch befürworten, dass die Besten vorn sind. Und wenn die Besten nun einmal aus Ostafrika stammen ...

2406
Ein Interview mit Gesa Krause:

"Ich denke zum Beispiel auch daran, dass wir die Talente, die wir haben, mehr fördern und fordern müssen. Sie müssen von klein auf in Konkurrenz- und Drucksituationen geschult werden. Es bringt nichts, wenn wir das immer umgehen, später müssen sie bereit dafür sein."

https://www.spox.com/de/sport/mehrsport ... -2020.html
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

2408
bones hat geschrieben:Ein Interview mit Gesa Krause:

"Ich denke zum Beispiel auch daran, dass wir die Talente, die wir haben, mehr fördern und fordern müssen. Sie müssen von klein auf in Konkurrenz- und Drucksituationen geschult werden. Es bringt nichts, wenn wir das immer umgehen, später müssen sie bereit dafür sein."

https://www.spox.com/de/sport/mehrsport ... -2020.html
Bist Du verrück? Wie kann man Druck auf Kinder ausüben?? Weist Du was das mit Ihre Psyche der Kinder macht?

2409
Zemita hat geschrieben:Das Rolli jetzt Materia zitiert sollte auch den letzten Zweifler überzeugt haben, dass er absolut auf Augenhöhe mit seinen jungen Athleten agiert !!!
Z
Danke, endlich einer der mich versteht.

2410
bones hat geschrieben:Ein Interview mit Gesa Krause:

"Ich denke zum Beispiel auch daran, dass wir die Talente, die wir haben, mehr fördern und fordern müssen. Sie müssen von klein auf in Konkurrenz- und Drucksituationen geschult werden. Es bringt nichts, wenn wir das immer umgehen, später müssen sie bereit dafür sein."

https://www.spox.com/de/sport/mehrsport ... -2020.html
Beim Bau der Pyramiden waren die Arbeiter alles Freiwillige, die mit Begeisterung die Steine geschleppt haben, weil sie an etwas Großes glaubten.
Das mit den Peitschen wurde später im 19. Jahrhundert von den Europäern hinzugefügt, weil man damals nicht glauben konnte, das ohne Druck so etwas umgesetzt werden konnte.
Das der DLV mit seiner Denke noch im 19. Jahrhundert verhaftet ist, überrascht mich jetzt nicht.

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2411
Santander hat geschrieben:Beim Bau der Pyramiden waren die Arbeiter alles Freiwillige, die mit Begeisterung die Steine geschleppt haben, weil sie an etwas Großes glaubten.
Das mit den Peitschen wurde später im 19. Jahrhundert von den Europäern hinzugefügt, weil man damals nicht glauben konnte, das ohne Druck so etwas umgesetzt werden konnte.
Das der DLV mit seiner Denke noch im 19. Jahrhundert verhaftet ist, überrascht mich jetzt nicht.
Das ist wieder nur Deine Interpretation. Schwarz-Weiß.
Es geht nicht um Peitsche sondern um Leistung, Leistung die Alt-68er ablehnen und lieber andere, auf Überholspur kritisieren wollen.

2412
Zemita hat geschrieben:Das Rolli jetzt Materia zitiert sollte auch den letzten Zweifler überzeugt haben, dass er absolut auf Augenhöhe mit seinen jungen Athleten agiert !!!
Z
Wie mans nimmt: 2 Finger an den Kopf wurde im Dezember 2013 veröffentlicht. Das hört man heute nur noch ab M30 aufwärts. :teufel:

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2413
Santander hat geschrieben: Das der DLV mit seiner Denke noch im 19. Jahrhundert verhaftet ist, überrascht mich jetzt nicht.
Könntest du mir diese Aussage mal genauer erklären? Ich verstehe nicht, was du damit meinst.
Meinst du, dass der DLV zuviel Leistungsdruck auf die Athleten ausübt?

2414
Rolli hat geschrieben:Das ist wieder nur Deine Interpretation. Schwarz-Weiß.
Es geht nicht um Peitsche sondern um Leistung, Leistung die Alt-68er ablehnen und lieber andere, auf Überholspur kritisieren wollen.
Sorry, aber wo befindet sich der DLV auf der Überholspur?

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2415
RunSim hat geschrieben:Könntest du mir diese Aussage mal genauer erklären? Ich verstehe nicht, was du damit meinst.
Meinst du, dass der DLV zuviel Leistungsdruck auf die Athleten ausübt?
Sagen wir mal so: Druck auf die Athleten von der falschen Seite, so ala Klappe halten und Leistung abliefern.
Hat mich schon überrascht, das Gina Lückenkemper und Tatjana Pinto die Startblock-Kamera kritisieren durften, ohne gleich von einem Funktionär zurückgepfiffen zu werden.

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2416
Santander hat geschrieben: Hat mich schon überrascht, das Gina Lückenkemper und Tatjana Pinto die Startblock-Kamera kritisieren durften, ohne gleich von einem Funktionär zurückgepfiffen zu werden.
Der DLV hat doch selbst Protst eingereicht.
Angeblich wusste der DLV nichts von der Verwendung der Kameratechnik und hat nach dem Halbfinale Protest eingelegt.
Warum erst nach dem Scheitern der eigenen Athleten Protest eingelegt wurde, ist die eigentliche Frage...
Aber mir ist auch nicht bekannt, dass die Athletinnen ihren Start mit dem Verweis auf die Kamera verweigert haben.....
Bild

2417
Santander hat geschrieben:Sagen wir mal so: Druck auf die Athleten von der falschen Seite, so ala Klappe halten und Leistung abliefern.
Hat mich schon überrascht, das Gina Lückenkemper und Tatjana Pinto die Startblock-Kamera kritisieren durften, ohne gleich von einem Funktionär zurückgepfiffen zu werden.
Und was hat die Kamera (berechtigte Kritik) mit Leistungsdruck zu tun?

2418
Rolli hat geschrieben:Und was hat die Kamera (berechtigte Kritik) mit Leistungsdruck zu tun?
Nichts.
Daher auch meine Nachfrage, wie Santander es gemeint hat.

Santander hat geschrieben:Sagen wir mal so: Druck auf die Athleten von der falschen Seite, so ala Klappe halten und Leistung abliefern.
Wie kommst du auf solche Aussagen?

Es ging um das Interview mit Gesa Krause.
Krause kritisiert zum einen das Nicht-Wollen von Sportlerinnen und Sportlern, sich schon früh mit anderen leistungsstarken Athleten zu messen und zum anderen den DLV, dass er Trainer nicht adäquat bezahlt.
Deine Aussage schmeißt du einfach so in den Raum ohne Bezug auf den eigenltichen Inhalt des Interviews.
Einfach nur, weil du es mal loswerden wolltest, dass der DLV seine Athleten unterdrückt oder schlecht behandelt?

2419
"Für Spitzenleistungen sind gute Gene natürlich für Siege wichtig, aber nur wenn man nutzt was man hat.

„Das Gehirn – nicht der Körper bestimmt wie schnell, wie lange und wie hart Menschen trainieren können. Erschöpfung kommt weniger aus der ermüdeten Muskulatur, sondern vor allem aus dem Gehirn“.

(Tim Noakes RSA)

"Alles was Du bist hat Dein Kopf gewollt – deshalb bringen nicht die materiellen Bedingungen die sehr guten Ergebnisse, sondern vor allem die von Dir für das notwendig harte Training eingesetzte Zeit.

Mehr üben ist die Voraussetzung für bessere Leistungen und zwar in jedem Alter. Die Trainingspraxis zeigt das oft Ausreden in diesem Zusammenhang sie zu Verlierern im Vergleich zu ihren Möglichkeiten macht. Wer mehr Erfolge will, muss besser trainieren als bisher.

Die Erfahrung lehrt aber auch, dass auch große Sieger einst Verlierer waren, die die richtigen Konsequenzen aus ihrem damaligen Training gezogen haben.

Perfektion erfordert sich täglich richtig anzustrengen, die Weltbesten trainieren 2-3x täglich und haben dazwischen auch noch Zeit zur Erholung. Die Afrikaner trainieren sogar morgens zwischen 5-6 Uhr.

Die Qualität der Bewegungen aller Trainingsübungen – keine ist umsonst - ist ein entscheidendes Kriterium für den Leistungsfortschritt. Oberflächlichkeit und Bequemlichkeit sind die Feinde jeden Fortschritts."

http://www.la-coaching-academy.de/index ... dvbGx0Il0=
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

2420
RunSim hat geschrieben:Nichts.
Daher auch meine Nachfrage, wie Santander es gemeint hat.

Wie kommst du auf solche Aussagen?

Es ging um das Interview mit Gesa Krause.
Krause kritisiert zum einen das Nicht-Wollen von Sportlerinnen und Sportlern, sich schon früh mit anderen leistungsstarken Athleten zu messen und zum anderen den DLV, dass er Trainer nicht adäquat bezahlt.
Deine Aussage schmeißt du einfach so in den Raum ohne Bezug auf den eigenltichen Inhalt des Interviews.
Einfach nur, weil du es mal loswerden wolltest, dass der DLV seine Athleten unterdrückt oder schlecht behandelt?
Im Leistungssport braucht man selbstständige Menschen mit richtig Biss, leistungsbereit, hart gegen sich und andere. Aber leider passt dieser Typus Mensch so gar nicht in den hierachischen Strukturen eines Sportverbandes. Dieser Typus Mensch geht lieber da hin, wo er was erreichen und bewegen kann.

"Das Internet ist der dümmste Ort der Welt." Jan Gorkow

2421
Ich finde den ersten Teil des Krause-Zitats mindestens genauso wichtig:

"[font=&quot]Auch weil es von den Eltern nicht unterstützt wird, weil das falsche Bild vorherrscht, dass man dort ja eh nichts verdienen kann. Wir müssen dahin kommen, dass Sport als Berufsweg viel mehr akzeptiert wird. Ich denke zum Beispiel auch daran, dass wir die Talente, die wir haben, mehr fördern und fordern müssen."

Hmm ... also ich habe das Bild, dass von wenigen Ausnahmen abgesehen man in der Leichtathletik eh nichts verdienen kann. Da ist man als 3.Liga Fussballer sicher besser aufgestellt als Leichtathleten in der absoluten nationalen Spitze, teilweise in der internationalen Spitze (welcher Fussballer studiert denn so wie Nikals Kaul noch nebenbei?).
Ob auf Grund der Leistungsdichte es schwieriger ist 3.Liga Fussballer zu werden, ich glaube Nein. Das Verhältnis aktiver Fussballer zu Leichtathleten ist jetzt auch nicht 100:1, aber beim Fussball wird halt doch recht schnell "Druck" ausgeübt (sonst kommt man halt nicht ins Profi-Internat wo alle hinwollen). Aber die Karotte die da hängt ist halt auch deutlich größer und scheint viel näher.

Insofern würde ich als Vater meine Kinder jetzt auch nicht extrem ermuntern Leichtathletik als Hochleistungssport zu betreiben. Eigentlich bin ich gar kein Fan von Hochleistungssport für meine Kinder, das sollen andere machen ;-) Aber Leichtathletik empfinde ich schon als besonders brotlos gerade in Relation zum Aufwand gerade auch im Vergleich zu anderen Sportarten.[/font]

2422
DoktorAlbern hat geschrieben:[font=&amp]Da ist man als 3.Liga Fussballer sicher besser aufgestellt als Leichtathleten in der absoluten nationalen Spitze[/font]
3. Liga klingt auch sehr "wenig", aber wenn man mal schaut, dass die dortigen Spiele auch noch einen Schnitt von knapp 8.700 zahlenden Zuschauern haben, und es pro Saison ganze 38 Spieltage a 10 Spiele gibt, dann überrascht das angesichts der finanziellen Schlagkraft nicht wirklich. Und auch die TV-Rechte für die 3. Liga sind nicht billig...

Selbst gegen die 3. Liga sieht die Leichtathletik trotz Diamond League & Co. keinen wirklichen Stich.
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

2423
DoktorAlbern hat geschrieben:Ich finde den ersten Teil des Krause-Zitats mindestens genauso wichtig:

"[font=&quot]Auch weil es von den Eltern nicht unterstützt wird, weil das falsche Bild vorherrscht, dass man dort ja eh nichts verdienen kann. Wir müssen dahin kommen, dass Sport als Berufsweg viel mehr akzeptiert wird. Ich denke zum Beispiel auch daran, dass wir die Talente, die wir haben, mehr fördern und fordern müssen."

Hmm ... also ich habe das Bild, dass von wenigen Ausnahmen abgesehen man in der Leichtathletik eh nichts verdienen kann. Da ist man als 3.Liga Fussballer sicher besser aufgestellt als Leichtathleten in der absoluten nationalen Spitze, teilweise in der internationalen Spitze (welcher Fussballer studiert denn so wie Nikals Kaul noch nebenbei?).
Ob auf Grund der Leistungsdichte es schwieriger ist 3.Liga Fussballer zu werden, ich glaube Nein. Das Verhältnis aktiver Fussballer zu Leichtathleten ist jetzt auch nicht 100:1, aber beim Fussball wird halt doch recht schnell "Druck" ausgeübt (sonst kommt man halt nicht ins Profi-Internat wo alle hinwollen). Aber die Karotte die da hängt ist halt auch deutlich größer und scheint viel näher.

Insofern würde ich als Vater meine Kinder jetzt auch nicht extrem ermuntern Leichtathletik als Hochleistungssport zu betreiben. Eigentlich bin ich gar kein Fan von Hochleistungssport für meine Kinder, das sollen andere machen ;-) Aber Leichtathletik empfinde ich schon als besonders brotlos gerade in Relation zum Aufwand gerade auch im Vergleich zu anderen Sportarten.[/font]
Was spricht dagegen, eine "normalen" Beruf zu erlernen, 40 Stunden die Woche zu arbeiten und in der Freizeit seinem Hobby Leichtathletik nachzugehen? Dann vielleicht "nur" mit 100 Wochen-Kilometern plus Trainingslager im Frühjahr (Urlaub und selbst bezahltes Hotel).

War das nicht auch mal die olympische Idee, bevor Wirtschaft und Politik sich des Sportes angenommen haben?

"Das Internet ist der dümmste Ort der Welt." Jan Gorkow

2424
Santander hat geschrieben:Was spricht dagegen, eine "normalen" Beruf zu erlernen, 40 Stunden die Woche zu arbeiten und in der Freizeit seinem Hobby Leichtathletik nachzugehen? Dann vielleicht "nur" mit 100 Wochen-Kilometern plus Trainingslager im Frühjahr (Urlaub und selbst bezahltes Hotel).

War das nicht auch mal die olympische Idee, bevor Wirtschaft und Politik sich des Sportes angenommen haben?
Genau so sieht das Ende des Hochleistungssportes in Deutschland aus. Leute, die mit Mittelklassigkeit zufrieden sind.

2426
ruca hat geschrieben:Jupp. Deutschland will das klassische "Wasch mich, mach mich aber nicht nass".
Wer genau ist jetzt "Deutschland"?

Zumindest ich als linksversiffter, leistungsaverser Gutmensch (aber kein "68er", so alt bin ich nicht), möchte das nicht. Ich möchte, dass Leistungssportler in der Leichtathletik anständig entlohnt werden und unter Berücksichtigung Art 1 GG behandelt werden. Desweiteren möchte ich nicht, dass Leistungssportler gezwungen werden, Medikamente gegen ihren Willen einzunehmen. Doping lehne ich natürlich auch ab.
Sind unter diesen Bedingungen keine Ergebnisse zu erzielen, die konkurrenzfähig sind, so akzeptiere ich das.

Neben meiner Einzelmeinung wird es noch eine große Menge an "Deutschland" geben, denen Leichtathletik schlichtweg vollkommen egal ist. Und viele weitere Schattierungen selbstverständlich auch.

2427
NME hat geschrieben:Wer genau ist jetzt "Deutschland"?

Zumindest ich als linksversiffter, leistungsaverser Gutmensch (aber kein "68er", so alt bin ich nicht), möchte das nicht. Ich möchte, dass Leistungssportler in der Leichtathletik anständig entlohnt werden und unter Berücksichtigung Art 1 GG behandelt werden. Desweiteren möchte ich nicht, dass Leistungssportler gezwungen werden, Medikamente gegen ihren Willen einzunehmen. Doping lehne ich natürlich auch ab.
Sind unter diesen Bedingungen keine Ergebnisse zu erzielen, die konkurrenzfähig sind, so akzeptiere ich das.

Neben meiner Einzelmeinung wird es noch eine große Menge an "Deutschland" geben, denen Leichtathletik schlichtweg vollkommen egal ist. Und viele weitere Schattierungen selbstverständlich auch.
Stelle Dir mal vor, dem kann ich zu 100% zustimmen!

2428
Wenn ich so gesehen hab, was für Massen zum Istaf im Stadion waren, gibts durchaus auch ein Deutschland, dass Leistung gerne im Wettkampf sehen will und zu würdigen weiß. Selbst schon bei den ganz Kleinen, die vor den Stars zur Schulstaffel antraten, gab es großartigen Kampfgeist und Riesenapplaus von den Rängen. Es ist schon nicht ganz so düster, wie man meinen könnte.

Gruss Tommi

2429
Rolli hat geschrieben:Genau so sieht das Ende des Hochleistungssportes in Deutschland aus. Leute, die mit Mittelklassigkeit zufrieden sind.
Die aktuelle Marathon Bestenliste 2019:
http://www.marathon-ergebnis.de/Bestenliste.html

Das ist Mittelklasse. In Europa. Und weltweit ist das gar nichts.
Das ist das Ergebnis der Arbeit von den Leuten, die du hier vehement verteidigst. Die deutschen Leichtathletik Trainer haben versagt, der ganze DLV hat versagt. Aber für dich sind irgendwelche imaginären Menschen in Deutschland Schuld, die den Hochleistungssport nicht wollen. Und natürlich die Jugendlichen, die sich nicht anstrengen wollen.

Ich frage mich immer, wie die Ruderer, Kanuten, Hockeyspieler, Handballer, Schwimmer ihre Medallien holen. Traineren die in einem anderen Deutschland wie die Leichtathleten? Holen die sich ihren Nachwuchs aus anderen Schulen wie die Leichtahtleten?

"Das Internet ist der dümmste Ort der Welt." Jan Gorkow

2430
Santander hat geschrieben:Die aktuelle Marathon Bestenliste 2019:
http://www.marathon-ergebnis.de/Bestenliste.html

Das ist Mittelklasse. In Europa. Und weltweit ist das gar nichts.
Das ist das Ergebnis der Arbeit von den Leuten, die du hier vehement verteidigst. Die deutschen Leichtathletik Trainer haben versagt, der ganze DLV hat versagt. Aber für dich sind irgendwelche imaginären Menschen in Deutschland Schuld, die den Hochleistungssport nicht wollen. Und natürlich die Jugendlichen, die sich nicht anstrengen wollen.

Ich frage mich immer, wie die Ruderer, Kanuten, Hockeyspieler, Handballer, Schwimmer ihre Medallien holen. Traineren die in einem anderen Deutschland wie die Leichtathleten? Holen die sich ihren Nachwuchs aus anderen Schulen wie die Leichtahtleten?
Bist Du Dir sicher? Ich sehe das andersherum. DLV und die Deutsche Trainer haben sehr schwer in so einer Gesellschaft, wie Du es vertritts, deswegen erreichen sie was sie erreichen. Die andere Disziplinen haben das deutlich leichter, weil es Nischenfüller sind, und wenn sich Leistungsgedanken wie Deine so weiter verbreitet, ist das auch Ende für diese Disziplinen... und bleibt nur Fußball.
Aber für dich sind irgendwelche imaginären Menschen in Deutschland Schuld, die den Hochleistungssport nicht wollen
So imaginär sind sie nicht, sondern real:
Was spricht dagegen, eine "normalen" Beruf zu erlernen, 40 Stunden die Woche zu arbeiten und in der Freizeit seinem Hobby Leichtathletik nachzugehen? Dann vielleicht "nur" mit 100 Wochen-Kilometern plus Trainingslager im Frühjahr (Urlaub und selbst bezahltes Hotel).

War das nicht auch mal die olympische Idee, bevor Wirtschaft und Politik sich des Sportes angenommen haben?

2431
ruca hat geschrieben:Jupp. Deutschland will das klassische "Wasch mich, mach mich aber nicht nass".

Spitzenleistungen gerne, aber dafür bitte möglichst wenig ausgeben. Und das wird auch konsequent durchgezogen.
Wenn es doch so eine Herzensangelegenheit ist: Wer von den Foris ist denn in einem Sportverein und zahlt Beiträge? Wer hilft dort ehrenamtlich mit bei der Jugendarbeit? Hat eine Kampfrichterausbildung für Wettkampfveranstaltungen? Wer spendet in Sachen Sport? Wer fördert die Jugend https://fdlsport.de/ ?
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

2432
Ich glaube hier werden gerade Äpfel mit Birnen verglichen.

Fußball ist in vielen Ländern ein Publikumsmagnet, ein Garant für Aufmerksamkeit, Einschaltqouten und dadurch ein riesen Geschäft.
Dagegen ist Leichtathletik eher eine Individualsportart.

Klar habe ich früher auch gerne mal den Fernseher laufen gelassen wenn die Leichtathletik- WM, EM oder Olympiade übertragen wurde.
Aber erst seit ich selbst Laufe fange ich an mich intensiver dafür zu interessieren.
So wird es vielen gehen.

Fußball hat wohl (fast) ein jeder zumindest als Kind gespielt.
Dazu brauchte es kein Verein.
Als Kind mit den Ball in den Park gegangen und andere Kinder gefragt ob sie Lust hätten zu spielen, dann wurden Manschaften aufgestellt und das Spiel konnte beginnen.
Als Teamsport war es im Freizeitsport auch völlig egal ob man selbst talentiert war oder nicht, jeder konnte mitspielen und sei es "bloß" als Abwehrspieler mit seiner gefürchteten "Blutgrätsche".
So ist man mit Fußball aufgewachsen und Sport den man - wenn auch nur spielerisch- selbst gemacht hat zu den hat man eine andere Beziehung als zu Sportarten,
die man unter umständen nur unter "Zwang" in der Schule ausprobieren musste.

Wegen dieser "Sozialisierung" des Fußballspieles und der Tatsache, dass es sich um ein Mannschaftssport auf relativ engen Raum handelt, besitzt dieser Sport ein anderes Potenzial für die Vermarktung als Leichtathletik.

Es ist halt ein Unterschied ob man 5 Läufer einige male im Kreis um eine Laufbahn rennen sieht, oder ob man im Stadion zwei Mannschaften spielen, streiten, brüllen, fallen, springen, grätschen, schubsen, siegen oder verlieren sieht.

Beim Fußball kann man auch nie sicher sein wie ein Spiel ausgeht.
Die bessere Mannschaft kann verlieren, weil der eigene Torwart einen schlechten Tag hatte oder der gegenerische Torhüter super drauf war.
Vielleicht pfeift die Pfeife von Schiedsrichter auch in der 6 Nachspielminute einen ungerechtfertigten Strafstoß?....
Fußball und andere Mannschaftssportarten leben ebend davon nicht von einzelnen Koryphäen allein geprägt zu sein sondern von vielen Spielern und manchmal auch von der Gnade der Schiedsrichter.

Ein Fußballspiel dauert ebend 90 Minuten oder länger, genug Zeit Werbung einzublenden und Geschäfte zu machen.

Leichtathletik ist ganz anders, die Leichtathletik lebt von seinen Koryphäen. Sie ist stärker als Mannschaftssportarten berechenbar.
Das meine ich nicht abwertend!
Es gibt Favoriten und in den meisten fällen gewinnt einer von diesen...
Die Regeln sind klar, eindeutig und Verstöße gegen diese Regeln sind meist ebend so deutlich zu sehen und werden geahndet.
Ein 100m Lauf wird auch mit Vor- und Hauptläufen nicht annähernd soviel Sendezeit und damit Werbezeit bringen wie ein Fußballspiel.
Den wenigsten Zuschauern ist auch nur annähernd klar wieviel Training und persönliche Entberungen die Athleten für ihren kurzen aber sensationellen Auftritt investiert haben.

Darum streitet doch nicht darum ob es gerecht sei, dass 3.Liga Fußballer und ihre Vereine mehr verdienen als die meisten professionellen Leichtathleten.
Die Leichtathletik kann man nicht mit Mannschaftsportarten wie Fußball vergleichen, die eine völlig andere gesellschaftliche Verankerung hat.

Ich persönlich schätze die sportliche Leistung der Leichtathleten wesentlich höherwertiger ein, als die von Fußballern aber zu Marketingzwecken eignen sich der Fußball besser, zumindest für die breitere Bevölkerungsschicht.
Leider müssen die Gelder für die Einkommen der Sportler und ihrer Vereine ebend durch Marketing herein geholt werden.
Bild

2433
bones hat geschrieben:Wenn es doch so eine Herzensangelegenheit ist: Wer von den Foris ist denn in einem Sportverein und zahlt Beiträge? Wer hilft dort ehrenamtlich mit bei der Jugendarbeit? Hat eine Kampfrichterausbildung für Wettkampfveranstaltungen? Wer spendet in Sachen Sport? Wer fördert die Jugend https://fdlsport.de/ ?
:hallo: Natürlich bin ich in einem Sportverein und war schon in vielen verschiedenen tätig. Und habe das alles schon gemacht. Außer Jugendarbeit, dafür bin ich nicht geschaffen.

Das ist aber nicht das Problem in Deutschland. Das Problem sind die Strukturen an sich. Die Professionalisierung ist m.E. völlig an Politik und Verband vorbei gegangen. Man kann nicht mehr in die Weltspitze vordringen mit den Mitteln der 80er. Vereine können so etwas einfach nicht mehr adäquat leisten, dafür fehlt schlicht der finanzielle Rahmen und auch die Infrastruktur. Die Gemeinschaft kann sich nicht einfach mal so ein paar Hochleistungssportler leisten, bzw. will dies vielleicht auch gar nicht. Die Bedingungen in der Weltspitze haben sich geändert aber die Vereinsmeierei in Deutschland nicht.
Bild
Über mich
wo ich herkomme Am Anfang war da der Bauchspeck und wo ich zuletzt gelaufen bin Joels Daily Challenge - Streakrunning

2434
Gegenthese:
Das hat nichts mit der Attraktivität der Sportart zu tun, sondern einzig und allein damit, wie gut sich der Sport vermarkten lässt und vermarket wird. Und letzteres hat zumindest in Deutschland auch damit zu tun, ob wir Athleten haben, die mit der Weltspitze mithalten können. Im Fußball sind wir 4 mal Weltmeister geworden, aber auch da hat die Begeisterung für die Nationalmannschaft seit dem Debakel der letzten WM deutlich abgenommen. Als wir mit Bobbele und Steffi Graf im Tennis Weltspitze waren, lief im Fernsehen Tennis rauf und runter. Und als wir in der Leichtathletik mit Hingsen, Wülbeck u.a. noch um Goldmedaillen gekämpft haben, wurde auch noch mehr Leichtathletik geschaut.

Hinzu kommt, dass private Wirtschaftsunternehmen in Form von Fernsehsendern den Fußball als Cash Cow entdeckt haben und die korrupte FIFA und UEFA sich dazu haben hinreißen lassen, dem Fernsehzuschauer nahezu jeden Tag in der Woche Fußball anzubieten, also deutlich besseres Marketing als zum Beispiel Coe und die IAAF, die ein leeres Stadion in Qatar als "erfolgreiche" WM verkaufen wollen. Ich bin mal gespannt, wie voll die Stadien bei der Fußball-WM in Qatar sein werden, wenn die äthiopischen Gastarbeiter (die gefühlt die einzigen Zuschauer in Doha waren) keine Athleten haben, die sie bejubeln können.

Und dass vieles vom Marketing abhängt, konnte man bei der INEOS159 Challenge sehen. Ich habe keine Zahlen, aber ich würde jede Wette eingehen, dass das mehr Leute im Internet verfolgt haben als die Leichtathletik-WM in Qatar am TV.
VG Frank
5km - 19:38 (2009) ~ 10km - 40:02 (2011) ~ 15km - 61:07 (2010) ~ 10M - 67:37 (2009) ~ HM - 1:29:01 (2008) ~ M - 3:14:29 (2012)
Nächster Wettkampf: TBD

2435
bones hat geschrieben:Wenn es doch so eine Herzensangelegenheit ist: Wer von den Foris ist denn in einem Sportverein und zahlt Beiträge? Wer hilft dort ehrenamtlich mit bei der Jugendarbeit? Hat eine Kampfrichterausbildung für Wettkampfveranstaltungen? Wer spendet in Sachen Sport? Wer fördert die Jugend https://fdlsport.de/ ?
Ich. In allen Fragen.

2436
Für den Breitensport ist das alles sehr Ehrenhaft und ich bin da für mehrere Jahre ebenfalls aktiv gewesen in den meisten Bereichen (allerdings beim Rudern und nicht in der Leichtathletik).
Aber für Profi-Sportler ist das einfach die falsche Plattform.
Im "normalen" gemeinnützigen Sportverein geht es um die Geselligkeit beim Sport, oder bei Teamsportarten um das Zusammentreffen und überhaupt um eine sportliche Betätigung der Menschen.
Wenn da in Kindheit oder Jugend außergewöhnliche Talente erkannt werden, nehmen diese doch für einen Sprung auf professionellere Ebene andere Ausbildungswege. Und zumindest bei uns im Verein wurde das, bei entsprechenden Wünschen und Willen, auch in die Wege geleitet und Kontakt hergestellt.

2437
JoelH hat geschrieben: Das ist aber nicht das Problem in Deutschland. Das Problem sind die Strukturen an sich. Die Professionalisierung ist m.E. völlig an Politik und Verband vorbei gegangen. .....
Vereine können so etwas einfach nicht mehr adäquat leisten, dafür fehlt schlicht der finanzielle Rahmen und auch die Infrastruktur.
Die Gemeinschaft kann sich nicht einfach mal so ein paar Hochleistungssportler leisten, bzw. will dies vielleicht auch gar nicht.
+1

Die Frage ist doch wieviel ist es der Gemeinschaft der Steuerzahler wert, dass wenige Sportler - unabhängig der Popularität ihrer Sportart - ihre Nation bei Internationalen Wettkämpfen ebenbürtig vertreten dürfen?

In vielen Sportarten muss man als Sportler seine volle Energie in den Sport investieren um mit der Internationalen Elite mithalten zu können.
Dazu braucht es finanzielle Mittel und die müssen erwirtschaftet werden.
Entweder durch Sponsoren oder durch den Steuerzahler.
Je unterhaltsamer eine Sportart für die Masse der Menschen ist, umso leichter finden sich Sponsoren.
Leichtathletik ist zwar ansich eine attraktive Sportart, aber die Popularität bei den Fernsehzuschauern ist doch eine andere als bei Mannschaftssportarten.

Nun kann man es ungerecht finden, dass tausende von Fußballspielern von ihrem Sport leben können, aber nur relativ wenige Leichtathleten.
Aber so ist das Leben - Angebot und Nachfrage... - hunderttausende von Fußballfans strömen in die Stadien, noch mehr schauen sich die Fußballspiele im Fernsehen an, und zwar an fast jedem Wochenende. Man erreicht als Sponsor während und nach dem Spiel Millionen von Zuschauern.

Gute Möglichkeiten der Sportförderung gibt es natürlich durch die Bundeswehr und Bundespolizei. Aber die dortigen Plätze sind begrenzt.
Sicher wäre noch vieles von staatlicher Seite zu verbessern auch die Förderung von Vereinen, damit es überhaupt erst zur Sichtung und Förderung junger Talente kommt.

Aber die Frage ist halt, wieviel ist der Wähler bereit als Steuerzahler dafür auszugeben?
  • in Deutschland sind ca. 650.000 Menschen wohnungslos
  • ca. 48.ooo Menschen sind in Deutschland Obdachlos
  • ca. 300.000 Kindertagesstätten fehlen in Deutschland
  • ca. 18 % der Menschen in Deutschland gelten nach EU-Definition als Arm und von der gesellschaftlichen Ausgrenzung bedroht.
Diese Liste von Mißständen in eines der reichsten Länder der Welt ließe sich noch fortführen.
Ist es der wachsenden Anzahl von hilfsbedürftigen Menschen in unserem Land wirklich zumutbar, wenn man verstärkt Gelder in die Förderung von Eliten steckt?

Ich freue mich über jeden Podestplatz den deutsche Sportler sich erkämpfen, aber das Leben ist kein Ponyhof.
Traurig wenn junge Talente keine optimale Förderung erhalten können, weil die finanziellen Mittel nicht da sind.

Aber genauso wie ich einem Künstler sage, wenn er von seiner Kunst nicht leben kann so muss er arbeiten gehen, so seh ich es auch bei den Sportlern.

Und wenn Deutschland in einigen Sportarten von der internationalen Spitze abgehangen wird, dann ist es schade aber Schicksal...

Und jetzt könnt ihr mich gerne steinigen :steinigen:
Bild

2438
Da erfährst Du, zumindest von mir, keine Steinigung, sondern einfach die volle Zustimmung!

Man siehe sich z.B. Christian Reitz an, Sportschütze, hat 2016 bei Olympia Gold im 25m Schnellfeuerpistole gewonnen.
Hat eine Studium zum Polizeikomissar gemacht und arbeitet in Vollzeit.
Was meint ihr wie viele Stunden der arme Kerl in irgendwelchen Schießanlagen steht, völlig ohne Interesse und Wissen der allgemeinen Bevölkerung?
Er wird durch die sportfördergruppe der hessischen Polizei unterstützt. Das ist bestimmt eine nette Sache.
Aber wenn der nicht Talent und vor allem den unbändigen Willen hätte den mit Sicherheit allergrößten Teil seiner Freizeit zu opfern und sich dem Schießen zu widmen.

2439
Und die Frage kann man ja auch weiter spinnen: Wenn man Mittel zur Verfügung stellt, wo sind diese Effizient eigensetzt? Und da ist halt die Leichtathletik ziemlich ätzend, weil gelaufen und gesprungen wird überall auf der Welt! Aber Eiskanäle (deren 4 in Deutschland) gibt es nur in einer überschaubaren Anzahl Länder. Da kann ich trotz verhältnismäßig hohem Einsatz pro Aktiven dann aber ohne Ende Medaillen abräumen, schlicht wegen dünner Konkurrenz. Das ist dann aber andererseits dann wirklich nur noch "Brot und Spiele" weil der gesellschaftliche Wert (Animierung zur sportlichen Aktivität oder ähnliches) dürfte beim Schlittensport deutlich geringer als bei Leichtathletik, Schwimmen und Tischtennis sein. Nur da könntest du wahrscheinlich hunderte Millione investieren und würdest trotzdem nicht die Erfolgsquote haben. Dafür gäbe es aber vielleicht eher wieder eine Art Sportbewegung in der Bevölkerung. Ich erinnere mich nur an meine damals 3-jährige Tochter als im Fernsehen die EM in Berlin gelaufen ist. "Wenn ich groß bin will ich da auch mal probieren" ... Da geht einem grundsätzlich schon das Herz auf ;-)

Die Frage 1 ist: Will ich überhaupt Geld für Förderung ausgeben?
Frage 2: Wenn ja, wie viel?
Frage 3: Was will ich mit Förderung erreichen? Nur Medaillen oder einen "höheren" Zweck?

2440
JoelH hat geschrieben:Das ist aber nicht das Problem in Deutschland. Das Problem sind die Strukturen an sich. Die Professionalisierung ist m.E. völlig an Politik und Verband vorbei gegangen. Man kann nicht mehr in die Weltspitze vordringen mit den Mitteln der 80er. Vereine können so etwas einfach nicht mehr adäquat leisten, dafür fehlt schlicht der finanzielle Rahmen und auch die Infrastruktur.
Jupp.

Man schaue bei der Gelegenheit mal rüber zum Fußball, das was dort läuft, hat nicht mehr viel mit Vereinen zu tun - außer dass die so heißen und die Steuervorteile genießen. Defacto sind das knallharte Wirtschaftsunternehmen mit Umsätzen, bei denen einem schwindelig wird. Entsprechend können dann auch die Strukturen geschaffen werden, der DFB schreibt inzwischen ja für die Proficlubs z.B. ein Sportinternat vor und muss dafür keinen Cent ausgeben, die "Vereine" bekommen das gewuppt, im Gegenzug bekommen sie ja z.B. ihren Anteil der TV-Einnahmen, die um ein Vielfaches höher sind. Und wenn man ganz viel Glück hat, kommt sogar ein Sponsor vorbei und zahlt den Neubau eines hochmodernen Nachwuchleistungszentrums selbst, bevor er zusieht, wie das Geld woanders versickert (so passiert beim HSV).

Im Fußball haben wir nicht ein NOP (ich meine jetzt die positiven Seiten wie die Trainingsbedingungen und die Rundum-Versorgung), wir haben davon dutzende in Deutschland.

Wenn man so gute Strukturen auch anderen Sportarten schaffen will, dem muss klar sein, dass sich das dort nicht wie im Fußball "einfach so" von den Vereinen selbst refinanziert werden kann.

In manchen Sportarten gibt es derartige Ansätze auch. Konkret weiß ich es vom Biathlon. Die haben dort in Ruhpolding einen Langlauf-Simulator (Riesiges "Laufband" mit variabler Neigung), der jede Strecke weltweit simulieren kann. Da wurde richtig Geld in die Hand genommen - aber auch weil die Erfolge in dieser Sportart diese Ausgaben "rechtfertigen".

Da die aktuelle Sportpolitik eher in die Richtung geht "nur das fördern, was Medaillen bringt", wird diese Schere noch weiter auseinandergehen und 2x Gold + 4x Bronze in Doha wird nicht unbedingt das Ganze zugunsten der Leichtathletik kippen lassen...
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Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

2441
Staatliche Förderung gibt es auch für Fußballer nicht mehr als für andere Sportarten. Sehr viel läuft über private Stiftungen oder Sponsoren oder die Talentschmieden finanzkräftiger Sportvereine. Ich spreche da auch aus eigener Erfahrung:

Ich war auch über einige Jahre Coach (im Baseball, nicht in der Leichtathletik) und habe diverse Jugendteams trainiert. Mein Sohn, den ich anfangs auch trainiert habe, hat dann sehr schnell andere Wege eingeschlagen und hat 5 Jahre in einem Sportinternat trainiert und gespielt, welches zu einem großen Teil über eine Sport- und Jugendstiftung finanziert wurde. Inzwischen hat er über den Sport ein Stipendium in den USA erhalten und studiert dort mit der Chance, irgendwann einmal für die MLB entdeckt zu werden, was aber - wenn man realistisch ist - eine ähnlich geringe Wahrscheinlichkeit hat wie bei einem Fußballer in Deutschland.

Insbesondere in dem Sportinternat (dort gab es auch Fußballer, Leichtathleten, Basketballer usw.) konnte ich beobachten, dass es zwar viele Talente gab, sich aber nur die wenigsten trotz Förderung durchgesetzt haben. Im Baseballbereich konnte ich hautnah miterleben, wie zwei sicher sehr talentierte Spieler ein Angebot eines MLB-Clubs erhalten haben. Der eine hat nach einem halben Jahr dem Konkurrenzdruck in USA nicht mehr standgehalten und kam zurück, der andere hat immerhin 3 oder 4 Jahre durchgehalten.

Leistungssport, insbesondere Spitzensport ist kein Zuckerschlecken. Um dort mithalten zu können, braucht es die volle Hingabe, die Bereitschaft sich zu quälen, die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren, den Willen, fast alles dem Sport unterzuordnen. Und das bringen heute die wenigsten mit. Auch beim Fußball schaffen es nach meinem Wissen prozentual nicht mehr Leute als in anderen Sportarten, vom Sport zu leben und zwar so, dass sie am Ende ihrer Karriere nicht mehr arbeiten müssen.

Die Frage, die sich mir stellt, haben wir in Deutschland überhaupt das richtige System, um wirklich in die Weltspitze vorzudringen? Als Jugendlicher oder vielmehr als Vater eines Jugendlichen willst du gar nicht, dass dein Kind alles auf die Karte "Sport" setzt. Du brauchst als (angehender) Spitzensportler immer einen Plan B, nicht weil du vielleicht nicht an dich glaubst, aber Sport erfordert eine einwandfreie physische Verfassung, die dir niemand bis zum Karriereende garantieren kann. Warum kombinieren wir nicht Sport und Ausbildung? In den Sportinternaten wird das jetzt für die Schulzeit gemacht, aber spätestens im Studium sind die Sportler wieder auf sich allein gestellt. Da funktioniert das amerikanische System z.B. deutlich besser und - wie man bei der letzten WM in Doha gesehen hat - dominieren die Amerikaner immer noch die Leichtathletik.
VG Frank
5km - 19:38 (2009) ~ 10km - 40:02 (2011) ~ 15km - 61:07 (2010) ~ 10M - 67:37 (2009) ~ HM - 1:29:01 (2008) ~ M - 3:14:29 (2012)
Nächster Wettkampf: TBD

2442
Ist eigentlich grad Saisonpause :)
Was ich nicht verstehe ist, dass z.B Adidas in Deutschland nichts macht. Wenn die nicht aufwachen können die den Schuhmarkt vergessen. Eine Trainingsgruppe im Heimatland wäre doch das Mindeste. Und warum geht vom DLV niemand auf die Firmen zu? Oder wird das gemacht?

2443
*Frank* hat geschrieben:Staatliche Förderung gibt es auch für Fußballer nicht mehr als für andere Sportarten.
Jetzt war ich mal neugierig, hier die offiziellen Zahlen, was der Bund so ausgibt.

https://www.bmi.bund.de/DE/themen/sport ... -node.html
https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/down ... 3-2018.pdf

Da taucht Fußball nicht mal auf (was nicht heißt, dass der nicht gefördert wird, in Hamburg bekommt der Fußball-Verband z.B. 1,4 Mio € - aber nicht aus Bundesmitteln).

In der Übersicht gibt es einige interessante Punkte. So schlecht steht die Leichtathletik dort vergleichsweise gar nicht da, mit 7,3 Mio € größter Einzelposten und über 10% der Gesamtsumme. Dass dann die Ruderer auf Platz 2 mit 4,6 Mio folgen erstaunt aber schon. Die Skifahrer sind mit 1 Mio vergleichsweise ein "Schnäppchen" (Mal als Vergleich: Curling 0,5 Mio, Snowboard 1,6 Mio).

Spannend wäre eine Aufstellung dieser Förderungen im Vergleich zur Anzahl der Aktiven. Vermutlich ist da der Bob- und Schlittenverband ganz, ganz weit vorn und wenn man es weiter nach Sportarten aufdröselt, dürfte Skispringen unschlagbar sein...
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2444
klnonni hat geschrieben:+1

Die Frage ist doch wieviel ist es der Gemeinschaft der Steuerzahler wert, dass wenige Sportler - unabhängig der Popularität ihrer Sportart - ihre Nation bei Internationalen Wettkämpfen ebenbürtig vertreten dürfen?

In vielen Sportarten muss man als Sportler seine volle Energie in den Sport investieren um mit der Internationalen Elite mithalten zu können.
Dazu braucht es finanzielle Mittel und die müssen erwirtschaftet werden.
Entweder durch Sponsoren oder durch den Steuerzahler.
Je unterhaltsamer eine Sportart für die Masse der Menschen ist, umso leichter finden sich Sponsoren.
Leichtathletik ist zwar ansich eine attraktive Sportart, aber die Popularität bei den Fernsehzuschauern ist doch eine andere als bei Mannschaftssportarten.

Nun kann man es ungerecht finden, dass tausende von Fußballspielern von ihrem Sport leben können, aber nur relativ wenige Leichtathleten.
Aber so ist das Leben - Angebot und Nachfrage... - hunderttausende von Fußballfans strömen in die Stadien, noch mehr schauen sich die Fußballspiele im Fernsehen an, und zwar an fast jedem Wochenende. Man erreicht als Sponsor während und nach dem Spiel Millionen von Zuschauern.

Gute Möglichkeiten der Sportförderung gibt es natürlich durch die Bundeswehr und Bundespolizei. Aber die dortigen Plätze sind begrenzt.
Sicher wäre noch vieles von staatlicher Seite zu verbessern auch die Förderung von Vereinen, damit es überhaupt erst zur Sichtung und Förderung junger Talente kommt.

Aber die Frage ist halt, wieviel ist der Wähler bereit als Steuerzahler dafür auszugeben?
  • in Deutschland sind ca. 650.000 Menschen wohnungslos
  • ca. 48.ooo Menschen sind in Deutschland Obdachlos
  • ca. 300.000 Kindertagesstätten fehlen in Deutschland
  • ca. 18 % der Menschen in Deutschland gelten nach EU-Definition als Arm und von der gesellschaftlichen Ausgrenzung bedroht.
Diese Liste von Mißständen in eines der reichsten Länder der Welt ließe sich noch fortführen.
Ist es der wachsenden Anzahl von hilfsbedürftigen Menschen in unserem Land wirklich zumutbar, wenn man verstärkt Gelder in die Förderung von Eliten steckt?

Ich freue mich über jeden Podestplatz den deutsche Sportler sich erkämpfen, aber das Leben ist kein Ponyhof.
Traurig wenn junge Talente keine optimale Förderung erhalten können, weil die finanziellen Mittel nicht da sind.

Aber genauso wie ich einem Künstler sage, wenn er von seiner Kunst nicht leben kann so muss er arbeiten gehen, so seh ich es auch bei den Sportlern.

Und wenn Deutschland in einigen Sportarten von der internationalen Spitze abgehangen wird, dann ist es schade aber Schicksal...

Und jetzt könnt ihr mich gerne steinigen :steinigen:
Genau!!!
Wozu brauchen wir Museen!!! (gerade wieder 500.000.000.000 Euro für ein neues Museum in Berlin beschlossen. Berlin! Armes Haus Deutschland!!!)
Wozu brauchen wir Theater, Philharmonien, Oper? Wozu Bibliotheken?
Und wozu brauchen wir so viele Fußballplätze, die alle aus dem öffentlichen Topf finanziert werden.
Erstmal denken bevor man mit so einem Schwachsinn kommt!

Übrigens, wenn Leichtathletik nur so viel Geld bekommen hätte, was bei Bau des Flughafens in Berlin durch Politiker verbrannt wurde, könnte man 3x NOP in Deutschland finanzieren.

2445
Rolli hat geschrieben:Erstmal denken bevor man mit so einem Schwachsinn kommt!
Mensch Rolli, dann mach es doch auch.
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

2446
DoktorAlbern hat geschrieben:Und die Frage kann man ja auch weiter spinnen: Wenn man Mittel zur Verfügung stellt, wo sind diese Effizient eigensetzt? Und da ist halt die Leichtathletik ziemlich ätzend, weil gelaufen und gesprungen wird überall auf der Welt! Aber Eiskanäle (deren 4 in Deutschland) gibt es nur in einer überschaubaren Anzahl Länder. Da kann ich trotz verhältnismäßig hohem Einsatz pro Aktiven dann aber ohne Ende Medaillen abräumen, schlicht wegen dünner Konkurrenz. Das ist dann aber andererseits dann wirklich nur noch "Brot und Spiele" weil der gesellschaftliche Wert (Animierung zur sportlichen Aktivität oder ähnliches) dürfte beim Schlittensport deutlich geringer als bei Leichtathletik, Schwimmen und Tischtennis sein. Nur da könntest du wahrscheinlich hunderte Millione investieren und würdest trotzdem nicht die Erfolgsquote haben. Dafür gäbe es aber vielleicht eher wieder eine Art Sportbewegung in der Bevölkerung. Ich erinnere mich nur an meine damals 3-jährige Tochter als im Fernsehen die EM in Berlin gelaufen ist. "Wenn ich groß bin will ich da auch mal probieren" ... Da geht einem grundsätzlich schon das Herz auf ;-)

Die Frage 1 ist: Will ich überhaupt Geld für Förderung ausgeben?
Frage 2: Wenn ja, wie viel?
Frage 3: Was will ich mit Förderung erreichen? Nur Medaillen oder einen "höheren" Zweck?
Vielleicht wird das einigen Bewusst, dass Sport, was man von Schulalter betreibt, dann wertschätzen lernt und über mehrere Jahre als Erwachsene ausübt und dann vielleicht als Trainer oder als Masters dran bleibt... 10-20 Jahre längeres Leben bedeutet. 10-20 gesunde Jahre. (Es gibt Studien darüber)

Übrigens, Kinder die in der Leichtathletik aktiv sind, sind deutlich intelligenter als eine Vergleichsgruppe. (es gibt eine Studie darüber)

Das ist ein gesellschaftlicher Wert, die mit keinen Milliarden von Euros zu beziffern werden kann.

2448
Rolli hat geschrieben: Übrigens, Kinder die in der Leichtathletik aktiv sind, sind deutlich intelligenter als eine Vergleichsgruppe. (es gibt eine Studie darüber)
Man könnte statistisch auch belegen, dass Golf- oder Polospielen das durchschnittliche Einkommen erhöht. :nick:
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

2449
Rolli, mach dir nur ein bisschen bewusst, dass Sport, vor allem der Leistungssport, auch nur ein Teil der Gesellschaft und deren Kultur ist. Mehr nicht. Wenn du den Rest abschaffen willst, weil dich nur der Sport interessiert, dann kannst du dies durchaus mit vielen Ausrufezeichen fordern. Bringen wird es nichts, außer dass dich die Menschen als intoleranten Außenseiter betrachten. Womit du am Ende noch weniger erreichen wirst.

Gruss Tommi

2450
ruca hat geschrieben:Man könnte statistisch auch belegen, dass Golf- oder Polospielen das durchschnittliche Einkommen erhöht. :nick:
Wen Bill Gates in einen Bus steigt, sind die alle Insassen durchschnittlich plötzlich Milliardäre!
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

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