Dies war jetzt mein dritter Halbmarathon und es war ein Lauf, den ich endlich mal von Anfang bis Ende für meine Verhältnisse perfekt zusammenbekam.
Aber von Anfang an:
Nachdem letztes Jahr bei diesem Lauf die Strecke nicht stimmte, er zudem auf den Zeitpunkt eines Familienfestes fiel und ich Morgenmensch bin, plante ich eigentlich ohne diesen Lauf - obwohl er fast um die Ecke ist. Ok, das Familienfest findet eine Woche später statt, den gleichen Fehler mit der Strecke macht man nicht 2x und ein Abendwettkampf ist mal was anderes, also habe ich mich doch noch angemeldet.
Die Vorbereitung lief ruca-typisch mal wieder nicht so wie erhofft. Ein Fahrradsturz mit Rippenprellung Anfang August sorgte für einigen Trainingsrückstand und ich hätte abgesagt, wenn ich im Städte-Urlaub (Mitte August bis Anfang September) nicht mindestens 2 Läufe >15km zusammenbekomme.... die beiden Läufe bekam ich zusammen (und zwar problemlos) und war bereit es zu riskieren - auch wenn der letzte Lauf mit einer Distanz über 18km schon Ewigkeiten her ist. Eine Woche vor dem HM noch den 10km-Alsterlauf, der auch recht gut lief und mir zeigte, dass ich fast wieder in alter Form war...
Der Tag des HMs war die Hölle. 18 Uhr ist für mich keine Startzeit, ich wollte es endlich hinter mir haben. Vorher hatte ich noch hin- und herüberlegt, einen Trinkgürtel mitzunehmen, da ich das Trinken während des Laufens aus Bechern nicht so hinbekomme, dass ich genügend Flüssigkeit aufnehme... mich für "nein" entschieden und stattdessen an allen Verpflegungsständen so lange Gehpausen gemacht, bis alles, was ich benötige "drin" ist. Jeweils etwas mehr als ein Becher... hat gut geklappt, ab jetzt schleppe ich den Trinkgürtel nur noch bei langen Trainingsläufen mit...
Viel zu früh auf dem Veranstaltungsgelände eingetroffen, nochmal ordentlich nachgetrunken, 3x aufs Klo und dann auch noch Gecko entdeckt - es war sehr nettes Gespräch - viele Grüße.
Als dann die Startaufstellung öffnete "alle von hinten rein" - es gab keine Schilder mit Zielzeiten o.ä.- ging ich auch rein und sortierte mich recht weit vorne ein... mit jeder Minute Wartezeit stieg der Pegel in der Blase und eigentlich wäre es nochmal Zeit fürs Dixi gewesen, aber dann ganz hinten einreihen und viel überholen? Also gepokert und gehofft, dass sich der Startschuss nicht auch noch verzögert.
Zum Glück ging es dann aber fast auf die Sekunde pünktlich los und das Problem wurde während des Laufs immer kleiner.
1. Kilometer: 4:38 Bergab - Ähhh... wolltest Du nicht keinesfalls überpacen? Nimm Tempo raus, das ist kein 5km-Lauf
2. + 3. Kilometer: 5:01 -schon besser. Eigentlich noch viel schneller als gewollt, aber Puls ist unter 170, das ist ein Wert den ich Ewigkeiten durchhalten kann, alles gut.
4. Kilometer: 5:07 - so, jetzt kommen wir langsam in realistische Regionen. Puls bei 170. Passt.
5. Kilometer 5:13 - erste Verpflegungsstelle mit Gehen zum Trinken. Alles gut, Hals ist wieder befeuchtet...
6. Kilometer 5:07 - Ist das Publikum genial. Ein paar Stellen, wo richtig was los ist und sehr viele Anwohner die Stimmung machen. Puls immernoch bei 170.
7. Kilometer 5:11 - Puls immernoch bei 170, keinesfalls schneller laufen, aber alles ist gut und fast schon 1/3 geschafft!!!
8. Kilometer 5:15 - Puls auf 172. Darf er jetzt auch, denn es gibt einen Anstieg. Weiter im Soll. Gleich müsste meine Frau am Streckenrand stehen.
9. Kilometer 5:13 - Da ist sie. Ich teile ihr kurz mit, dass ich eigentlich "zu schnell" bin, es entweder richtig gut oder am Ende richtig schlimm wird
10. Kilometer 5:05 - Puls wieder bei 170. Nett, dass es auch mal bergab geht
11. Kilometer 5:25 - Ja, ich erlaube mir viel Zeit an den Verpfelgungsstellen
12. Kilometer 5:16 - Puls auf 171 und die Pace passt weiterhin, das kann gut werden... nochmal meiner Frau zugewunken: "Es läuft richtig gut"
13. Kilometer 5:08 - schön, es geht bergab.
14. Kilometer 5:07 - schon 2/3 geschafft, Puls auf 171, das wird gut!!!
15. Kilometer 5:04 - Ab hier wurde es auf meinen anderen beiden HMs langsam. Aber nicht heute!!!!
16. Kilometer 5:20 - Mal wieder leicht bergauf.bergauf...
17. Kilometer: 5:18 - Puls bei 172. Langsam werden die Beine schwer. Aufpassen.
18. Kilometer: 5:24 - Letzte Trinktstelle, ab jetzt nochmal Gas geben
19. Kilometer 5:11 - Immernoch mit dem Tempo? Das hälst Du jetzt bis zum Schluss, evtl. klappt noch ein Zielsprint. Anderen Läufer, der gerade einen Einbruch hatte aufgemuntert. Hochgerechnet: "ist tatsächich eine 1:50 drin????"
20. Kilometer 5:13 - Puls bei 172, alles im Soll, langsam tun die Muskel weh, ist aber nicht mehr weit
21. Kilometer 5:13 - Puls bei 173 - wo ist endlich das Ziel. Ich will meine 1:50!!!! Aber für einen langen Zielsprint fühlten sich die Beine zu schwer an bzw. der Schweinehund war zu groß.
22. Kilometer 4:41/km (Laut V800 310m lang, also insgesamt ca. 200m zuviel. ). Endlich ist das Ziel in Sicht. Mist, mit Sub 1:50 wird es verdammt knapp. Also auf den letzten 50 richtiger Zielsprint mit richtig hohem Tempo. Im Ziel zu spät auf Stopp gedrückt. Stehen blieb eine 1:50:06. Dürfte Netto trotzdem nicht gelangt haben... Aber egal. Neue PB. Alte um über 5 Minuten pulverisiert...
Im Ziel bedankte sich der Läufer von KM 19 noch bei mir, die Aufmunterung hatte ihm richtig geholfen.
Auf dem Rückweg in der Bahn dann online gecheckt, was meine offizielle Zeit ist und da der Schock: Keine einzige Zeit eingetragen obwohl es dort schon Zeiten und Platzierungen von 2:19-h-Läufern gab... Mist. War mein (eigener) Chip kaputt? Die Mail an den Veranstalter war im Kopf schon fast fertig, zudem müsste ich auf dem Zielvideo gut erkennbar sein, so dass Nachtragen klappen müsste.
10 Minuten später nochmal geprüft, da stand dann meine offizielle 1:50:02. Dass es dann doch so knapp war, hätte ich nicht gedacht und die 3 Sekunden zu einer Sub 1:50 wären definitiv drin gewesen. Aber so habe ich auch nach diesem genialen Lauf noch ein erreichbares Ziel.
Ein paar Worte zum Lauf selbst: Wandsbek sieht mich wieder. Die Startzeit gefällt mir zwar immernoch nicht aber der Rest war ok. Zwei Kleinigkeiten hätten besser organisiert sein können: Es fehlten Schilder mit Zielzeiten in der Startaufstellung und bei der Rückgabe der Taschen gab es ein wenig Wartezeit, weil die Helfer dort den Überblick ein wenig verloren hatten. Ansonsten wirklich ein toller und gut organisierter Lauf. Und was an der Strecke los war, war unfassbar. Selbst - oder besonders als es am Altenheim vorbeiging... die Anwohner waren schlichtweg toll.
