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Suche Rat & möchte eure Geschichten hören

Suche Rat & möchte eure Geschichten hören

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Hallo, mein herzallerliebstes Forum! :D

Heute brauche ich mal euren Rat, eure Gedanken & Geschichten.

Der Hintergrund ist folgender:
Ein sehr lieber und mir sehr nahestehender Mensch hat mich heute um Hilfe gebeten und ich habe abgelehnt zu helfen. Und dies habe ich sogar recht klar und deutlich getan.
Meine ziemlich harte Empfehlung lautete sogar, das Gespräch mit dem Arzt einfach zu vergessen, sich Chips oder Schoki zu kaufen und vor den Fernseher auf die Couch zu legen.

Also: Worum geht´s und warum habe ich das getan?

Ihr ahnt es sicher schon, weil auch ihr tausende dieser Geschichten kennt. Menschen, die übergewichtig sind, keinen Sport treiben und irgendwann gesundheitliche Probleme haben und abgesehen davon auch so unzufrieden mit sich sind.
Aber was ändern? Oh Gott.. ist doch alles so eingefahren.. und wie? Man weiß ja nicht. Und es gibt viele Ausreden. Zu dunkel, zu nass, zu kalt, Fahrrad ist platt, keine Luftpumpe, etc..

Ihr alle kennt solche Fälle. Viele von euch waren selbst einmal solche Fälle. Dauernd schlagen solche Fälle bei uns auf und anhand des Auftretens wissen wir schon, bei dem hat es nicht "klick" gemacht und die Hilfe wird eh mit tausend Argumenten, warum man nichts ändern kann, abgeschmettert oder die Motivation der Menschen, etwas zu ändern, reicht einfach nicht aus. Es verpufft schnellstens wieder.

Ihr kennt das zuhauf, ich auch. Daher habe ich die Hilfe strikt abgelehnt.
Was natürlich nicht heißt, dass ich nicht unterstützen will. Nur das ich das Gefühl habe, dass das "klick" im Kopf fehlt, was nötig ist, bringen inhaltiche Ratschläge m.E. nichts.

Daher war meine Idee, hier von euch Gedanken, Geschichten, eigene Erfahrungen zu hören, diesen Faden auszudrucken und der betreffenden Person zu lesen geben. Denn ich bin mir sicher, dass Tipps zu Sport & Ernährung, die ich jetzt geben könnte, eh nicht nutzen, aber vielleicht verursachen eure Gedanken & Geschichten ja das nötige "klick" im Kopf, woran es fehlt. Denn da kann ich nicht helfen, schließlich war ich schon immer schlank und sportlich, wie es heißt und könne mich da nicht richtig reinversetzen, was es heißt, das Ruder des Lebens komplett rumzudrehen. Und das stimmt vermutlich sogar.

Also, vielleicht schaffen es eure Gedanken & Geschichten, die mir liebe Person dem "klick" näher zu bringen.

Ich danke euch vorab! :hallo:
LG Lilly

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Wie groß schätzt du denn den wahren Leidensdruck bei der betreffenden Person ein ? (Hm, warum habe ich jetzt eine Ahnung, was deine Antwort sein wird ?)

Ist es jemand, der eher den Druck einer Gruppe braucht ? (À la Weight Watchers oder so ?) Bei deiner Einschätzung vermute ich mal, dass einsames Abnehmen und im Wald seine Runden drehen eher schwierig und wenig nachhaltig werden könnte. Aber ein Lauftreff von ähnlich gelagerten Fällen ? Vielleicht gar noch von der Kasse gesponsert ? Dazu könntest du dann zwar den Katalysator spielen, aber aus der Nummer einer dauerhaften Bespaßung wärst du raus.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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Nachtrag: Ich finde es richtig gut, das du erstmal offen "Nein" gesagt hast, solange du "Nein" für dich meinst. Nichts ist schlimmer, als sich verantwortlich zu fühlen und gleichzeitig zu wissen, dass man nur scheitern kann. Vielleicht hilft ja ein wohlwollendes, aber schonungsloses Erklären, warum du das Vorhaben für wenig aussichtsreich hältst, den notwendigen "Klick" herbeizuführen.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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Lilly* hat geschrieben:Nur das ich das Gefühl habe, dass das "klick" im Kopf fehlt, was nötig ist, bringen inhaltiche Ratschläge m.E. nichts.
Genau darum weißt du intuitiv, dass das Vorhaben scheitern wird. Ohne eigenen Willen keine Erfolgsaussichten.
Wieviele haben denn das Rauchen ausschließlich wegen der Abschreckbilder auf den Packungen aufgegeben? Ich kenne niemanden.
In meinem engeren Umfeld gibt es wen, der schwerste gesundheitliche Probleme hat. Alkoholiker, Kettenraucher, kaputtes Kreuz. Bekam dieses Jahr 2 Stents gesetzt. Am Krankenbett darauf angesprochen, dann doch endlich mal das Rauchen sein zu lassen, war sofort die passende Antwort parat. Der Zimmerkollege nebenan, schon zum x-ten Mal wegen selbiger Operation und zahllosen Stents im Krankenhaus, erfreut sich kettenrauchend "bester" Gesundheit. Somit jeder gut gemeinte Ratschlag vergebene Liebesmüh.
"Sie laufen aber sehr ordentlich!" 03.10.17, Regen, 9:00 Uhr Mesz

5k: 3/16 16:52
10,5k: 4/18 37:23
HM: 4/15 1:25:08 09/15 1:21:31 03/17 1:18:08
M: 4/16 2:57:44 04/17 2:50:44

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Lilly* hat geschrieben:
Ein sehr lieber und mir sehr nahestehender Mensch hat mich heute um Hilfe gebeten und ich habe abgelehnt zu helfen. Und dies habe ich sogar recht klar und deutlich getan.
Meine ziemlich harte Empfehlung lautete sogar, das Gespräch mit dem Arzt einfach zu vergessen, sich Chips oder Schoki zu kaufen und vor den Fernseher auf die Couch zu legen.

<...>

Ihr kennt das zuhauf, ich auch. Daher habe ich die Hilfe strikt abgelehnt

Also, um das richtig verstanden zu haben:

Ein dir lieber Mensch war beim Arzt und hat auf Grund von Übergewicht oder anderer Dinge empfohlen bekommen, mit (Ausdauer-) Sport anzufangen?

Dieser liebe Mensch bittet dich um Hilfe?

Du diagnostizierst, dass bei ihm der "Klick" fehlt?
Und bei dieser Einschätzung liegt du auch richtig, weil du sowas sehr gut weißt und es ja auch unendlich viele solcher Fälle gibt?

Du lehnst deine Hilfe ab, sagst aber, der liebe Mensch möge sich mit Chips und Schokolade auf die Couch vor den Fernseher legen... ist es weit hergeholt zu sagen, dass du ihm also nicht helfen möchtest, statt dessen aber etwas empfiehlst, was ihm offensichtlich schadet?

Du hast die Hilfe, um die du gebeten wurdest, strikt abgelehnt, fragst aber jetzt hier im Forum nach Gedanken und Geschichten, die dieser Person helfen sollen?

Meine Meinung:

Es steht dir frei, die Hilfe abzulehnen, um die du gebeten wurdest.

Aber dann "Tipps" zu geben, die schaden, finde ich echt daneben, geradezu unverantwortlich.

Außerdem finde ich, dass du diesem Menschen gegenüber keine Wertschätzung zeigst.
Du hättest erklären können, warum du deine Hilfe ablehnst, anstatt der blöden Tipps mit Chips und Couch.

Du hast Hilfe strikt abgelehnt und fragst jetzt hier, meinem Eindruck nach machst du das nicht für den lieben Menschen, sondern für dich:
Willst zeigen, wie schlau du bist, wie du alles besser weißt und was du doch für ein Gut-Mensch bist.

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Lilly, ist der Hilfesuchende psychisch gesund?
Mir hat man (Ärzte) 10 Jahre gepredigt mit Rauchen aufzuhören - mit Sport anzufangen und abzunehmen. Je mehr Ermahnungen, je größer meine Abwehr. Es ist mein Körper, mein Leben, mischt euch nicht ein, ihr habt keine Ahnung, ist mir egal, droht nicht mit dem Tod - er ist mein Ziel.Dann wurde die psychische Erkrankung diagnostiziert und behandelt. Mein HA lies mich in Ruhe und nach und nach veränderte sich meine Haltung zum Rauchen, zur Couch und zur Waage. Aber erst als meine Seele eine Heilungsaussicht glaubte und es nicht mehr schwarze nacht für mich war.
Erst als ich selber wollte konnte ich mich verändern. Ich musste es für mich tun, nicht für andere. Vor diesem Klick fühlte ich mich nur bevormundet, belästigt und nicht Wert geschätzt, danach konnte ich auch Hilfe und Unterstützung annehmen.

Meine Geschichte - andere Menschen reagieren anders, haben andere Gründe, so zu sein, wie sie sind - brauchen eine andere Vorgehensweise.

Ich bin seit 2009 Nichtraucher, habe 46 kg abgenommen und bezeichne mich als Sportlerin (wenn auch i.M. im Lazarett)

Ich finde deine Überlegungen sehr gut, du scheinst deinen Menschen sehr ernst zu nehmen, da du eben nicht sofort eine Lösung siehst

LG Anke
12.05.2007 / 12.05.2012 / 09.04.2013 / 27.05.2017
...an Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
(Toten Hosen)
__________________________________________

BIG 25 Berlin 2015 HM 2:14:xx

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Hallo Lunedi,

genau so falsch, wie die Einschätzung von mir in dieser Sache sein kann, genau so falsch kann deine Einschätzung mir gegenüber sein. ;-)

Fakt 1: Ich kenne die Person sehr gut und habe schon unzählige Gespräche und Versuche der Hilfestellung hinter mir. Diese bisherigen Versuche der Hilfestellung sind also allesamt gescheitert.

Fakt 2: Diese Person hat zig Ausreden, warum dies oder das nicht geht. Schließt also sehr darauf, dass der Klick fehlt.

Fakt 3: Dieses kategorische NEIN inklusive dieses (wohl wahr) sehr harten Satzes habe ich gesagt, weil alles andere bisher nicht erfolgreich war und ich irgendwann auch nicht mehr weiter weiß. Anhand meines Postings seht ihr aber alle, dass ich ziemlich unglücklich damit bin. Ich möchte unterstützen, aber ich weiß, jeder meiner Ratschläge prallt ab wie an einer Wand (praktische Erfahrung).

Ich möchte hiermit beileibe nicht zeigen, dass ich ein toller Gutmensch bin. Wenn das so wäre, würde ich mich nicht selbst öffentlich bloßstellen und zugeben, jemanden sowas geraten zu haben und Hilfe abgelehnt zu haben. Ich bin einfach unglücklich mit der Situation. Es ist so schwer, immer zuzusehen und zu hören, wie sich jemand nicht gut im Leben fühlt oder zu hören, dass jemand Schmerzen hat, das geht nicht einfach an mir vorbei. Und es ist schwer, nicht helfen zu können. Alles, was ich bisher versucht habe, war erfolglos. Der Mensch muss es selber wollen. Und vielleicht habt ihr Geschichten, Erfahrungen, Gedanken zu dem Thema, wie es bei euch zum "Klick" kam. Vielelicht erreicht ihr diesen Menschen ein wenig besser als ich es kann. Und vielleicht... ja vielleicht habt ihr sogar Rat an mich, wie ich damit besser umgehen kann! (Da ich aber nicht vorrangig zuerst an mich gedacht habe, habe ich genau diesen Punkt im obigen Posting weggelassen, der mich betrifft.)

Dein letzter Satz, Lunedi, ist ein hervorragendes Zeugnis, welch gute Menschenkenntnis du hast. Alle Achtung. :D

So, und nun zurück zur Sache bitte.
Ich weiß, dass man von außen nicht helfen kann, solange der Mensch nicht selber will, solang es kein Klick macht. Den kann man auch nicht herbeirreden, ja mag sein. Aber vielleicht haben hier Menschen, wie z.B. Oma Geschichten, Gedanken, in denen sich der Mensch wiedererkennt, sich verstanden fühlt und aus diesen Geschichten und Gedanken Mut und Motivation schöpft. So war eher mein Ansinnen.

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Hallo Lilly, um " auf die Sache" zurückzukommen:

Wie (also um was genau) hat dich derjenige denn um Hilfe gebeten? Was hat er sich gewünscht?

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Wenn die Person selber nicht will und denkt dass du das Problem loesst dann wird das nichts. Die Person muss es selber wollen. Du koenntest ihr z.B. das Forum von myfitnesspal.com anraten. Falls die Person sich die Muehe macht dort zu lesen oder sogar zu posten wird ihr schon der Kopf gewaschen. Ob es hilft? Keine Ahnung.

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Lunedi hat geschrieben:Hallo Lilly, um " auf die Sache" zurückzukommen:

Wie (also um was genau) hat dich derjenige denn um Hilfe gebeten? Was hat er sich gewünscht?
Da ich mit diesem Menschen schon unzählige Gespräche hatte, würde es den Rahmen sprengen, alles explizit aufzuführen. Und letztendlich ist es immer Schema F: "Ich bin unzufrieden, unglücklich, dies oder jenes kann ich nicht oder geht schlecht, Schmerzen, Probleme, Einschränkungen, kannst du mir helfen oder einen Rat geben?"

Und egal, welchen Rat ich dann gebe, die Antworten gehen immer in die Richtung: "Dafür bin nicht der Typ, dies geht nicht, jenes geht nicht, kann nicht, usw.."

Es ist so aussichtslos und so absurd, immer um Hilfe und Unterstützung gebeten zu werden, aber dann wird alles abgeschmettert und doch wie bisher weitergemacht. Ich weiß, dass der Satz hart war, ja. Aber auch ich weiß irgendwann nicht mehr weiter und muss mich manchmal zusammenreißen, nicht zu rufen: "Herrgott nochmal, dann frag mich doch nicht!!!!!", sondern ruhig zu bleiben. Ich habe der Person übrigens auch natürlich erklärt, warum ich reagiere wie ich reagiere und auch erklärt, dass es nicht ist, dass ich nicht helfen will, aber dass es auf diese Tour doch nicht funtioniert.

Ich glaube, bin mir sehr sicher, dass sich diese Person wünscht, anders zu sein, sich aber strikt wehrt, anders zu werden.
Anders werden kann man aber nicht, wenn man bleibt, wie man ist. Also bleibt man wie man ist. Ist damit aber unzufrieden. Ändert aber nichts.
Wenn ihr versteht, was ich meine... Es ist von außen betrachtet zum Verzweifeln. Ich weiß, da kann man von außen nichts tun.
Aber der Mensch saugt soviel aus seiner Umwelt auf. Wir bleiben davon nicht unberührt. Wenn mein Partner öfter Salat macht oder öfter vor dem TV hockt, tu ich das auch. Man bekommt ja unweigerlich einen Streifen davon ab. Der Gedanke war einfach, weil ich hier im Forum schon so viele tolle Erfolgsgeschichten gehört habe, dass sich dieser Mensch irgendwo wiedererkennt und aus der Geschichte Mut udn Motivation schöpft.

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Lilly* hat geschrieben:Der Gedanke war einfach, weil ich hier im Forum schon so viele tolle Erfolgsgeschichten gehört habe, dass sich dieser Mensch irgendwo wiedererkennt und aus der Geschichte Mut udn Motivation schöpft.
Dann liegt alles vor. Aufheben, aufbereiten, die beste Geschichte als die letzten großen Worte nach hinten, ausdrucken und jetzt kommt es: von dem nahestehenden Menschen vorlesen lassen. Die Zwischenfragen stellst dann aber Du. Und weil angeblich im Weine Wahrheit liegt: Campo Viejo, Rioja, Tempranillo 2014 - macht Euch ein paar schöne Stunden.

Von mir leider keine Geschichte. Der Marathon war da, also trainieren und den dann laufen.

Knippi

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Lilly, ich kann deine Verzweiflung wirklich gut verstehen.
Solche Menschen sind ja leider keine seltenen Einzelfälle und oft spielt da ja auch ein gewisser depressiver Hintergrund eine Rolle.

Diese Menschen sind doch oft in sich selber gefangen. Ohne dir auf den Schlips treten zu wollen, aber meinst du nicht auch, dass erfolgreiche Geschichten von anderen eher abschrecken als motivieren?

Wer so in sich gefangen ist, sich nicht aufraffen kann, immerzu Gründe dagegen sieht, mal was zu tun, derjenige wird doch wohl kaum die Brücke von anderen zu sich sehen.

Und ja, man selber wird mitunter wütend und sauer in der eigenen Hilflosigkeit, da baut sich ganz viel Frust auf, wenn man schon soviel versucht und an Zeit und Mühe investiert hat und nichts fruchtet.

Das spürt derjenige womöglich, fühlt sich unter Druck gesetzt und will vielleicht seinen grundsätzlich guten Willen damit zeigen, dass er nochmal fragt.

Für dich scheint eine Grenze erreicht.
Dann lass es doch auch!
Versuch nicht immer weiter, es doch noch irgendwie hinzukriegen.
Lass es einfach gut sein.
Und wenn derjenige fragt, einfach nur sagen, ihr hättet da schon so viel drüber gesprochen, du seist der Sache müde und erschöpft.

Spiel ihm doch den Ball zu!

Denn solange derjenige merkt, dass du dich doch irgendwie kümmerst, kann keine Eigen Initiative entstehen.

Aber nicht so Sachen wie Chips und Couch, das ist echt von oben herab.
Sag nicht, was derjenige tun und lassen soll.
Sag du, was du tun und lassen wirst.
Reine Ich-Botschaften, keine Wertung, kein Urteil über den anderen.

Und bitte kein Aktionismus um deinetwillen, weil du da Ehrgeiz hast, es doch irgendwie zu schaffen, es sonst als Scheitern sehen würdest oder was auch immer.

Ich hoffe, dass es dann für Euch beide lockerer wird.

Und vielleicht kommt dann ja eines Tages eine konkrete Bitte "Magst du mal mit mir walken gehen." o.ä.
Aber das muss von dem anderen kommen, nicht als Vorschlag von dir.

Soweit meine Meinung dazu ;-)

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Kannst du die Person nicht mal etwas im Forum stöbern lassen?
Ab und zu kommt der Hunger beim Essen.
Einen schnellen Rat, kann ich dir leider nicht geben, außer dran bleiben und unterstützen wenn es Klick gemacht hat.
Oft hilft es, wenn eine Gruppendynamik einsetzt. Einfach mal mitnehmen zu einem Bewegungstreff, ohne Ziel oder Vorgabe. Einfach nur so. Ein einfaches "Du schaffst es" oder "das kannst du auch", kann schon als Zwang oder Druck empfunden werden.
Grüße Raffi
Ich weiß, dass die Stimmen in meinem Kopf nicht real sind, aber sie haben so wahnsinnig gute Ideen
Ein bisschen TRI schadet nie.
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Kann ich sehr gut nachvollziehen... ich hatte mehrmals solche Klick-Erlebnisse - das letzte war, als wir an einem warmen Tag im schönen Oberharz an einem steilen Anstieg fix und alle waren vor 10 Jahren - ich fand das erbärmlich und hab mir an diesem Tag vorgenommen, dass ich fitter werden will. Der Prozess ging tatsächlich über Jahre und es war ein fester Entschluss an diesem Tag, dass ich grundlegend vieles ändern werde.
Vorgestern kam ich heim und ich war platt und ich hatte keine Kraft mehr für irgendeine sinnreiche Tätigkeit. Am Abend beschloss ich, morgens am nächsten Tag aufzustehen und ganz früh loszulaufen. Es fiel mir schwer - es war dunkel und weiterschlafen wäre einfach gewesen. Ich stand auf - raus aus dem Haus - bin los gelaufen und ich bin eine Stunde lang unterwegs gewesen - die Luft war frisch - der Tag in Folge war genial.
Irgendwo anfangen ist gut. Und es ist wichtig, dass ein Entschluss da ist. Ich will das so nicht mehr.
Dann läuft es auch...
vor ein paar Wochen hab ich mich entschlossen, ein paar Kilo wegzukriegen, weil ich so leicht wie möglich laufen will. Seitdem hab ich gute 4 Kilo weg - und es ist schwer. Irrsinniger Kohlehydrat-Hunger - gestern kam ein Schokohörnchen dazwischen - heute ein Stück Käsekuchen. Aber es bleibt dabei, dass ich abends nichts mehr esse - und ich nehme solange ab, bis ich mein Wunschgewicht erreicht habe - und so lange bis ich zufrieden bin (ich wiege knappe 60 kg und bin 1,62 groß - da ist noch viel Luft).
Ich weiß nicht, ob das zum Vorbild taugt, denn ich bin generell stur wie ein Esel - wenn ich etwas will, dann will ich es - das hat mir vermutlich mehr als ein Mal das Leben gerettet, weil ich schon einige Male komplette Kehrtwendungen zum Besseren hin vollzogen habe - dass diese notwendig waren, ist wieder eine andere Geschichte.
Ich bezweifle nur, ob das deinem Freund weiterhilft - denn es klingt so für mich, als solltest du Vorschläge machen, DAMIT er sie ablehnen kann, weshalb ich dein Verhalten richtig finde. Mir hat letztlich immer nur geholfen, dass ich stur bin - und nie akzeptiert habe, wenn ein Zustand in meinem Leben in Stein gemeißelt schien oder mich Umstände beschränkt haben auf eine Richtung hin, die ich inakzeptabel fand.
Er könnte sich fragen, was er will und was er nicht will - und wenn er sein Leben ändern WILL, gibt es nichts und niemand, der ihn aufhalten kann, solange die Ziele die eigenen sind.

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Vielleicht etwas zu simpel.
Aber frage ihn, wie Du helfen kannst. Du hättest bisher nur " das geht nicht und das geht nicht" gehört. Du möchtest ihm gerne helfen, aber er soll dir sagen - WIE.

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Klingt vielleicht etwas hart jetzt, aber wie könnten wir helfen ohne die Fakten zu kennen?

Wir wissen nichts aus der Sicht deines Bekannten, wie er die Sache sieht, wo seine Schmerzen liegen, was ihn belastet.

Selbst wenn du es hier schreiben würdest, würde dies nichts helfen, denn du könntest nur deine subjektive Wahrnehmung seiner Aussagen und Verhaltensmuster wiedergeben, nicht seine eigene Intention.

Solange die Person sich nicht selbst äußern kann, ist es schwierig fundierte Tipps zu geben.

Deine Hilfeversuche werden von deinem Bekannten vielleicht gar nicht als Hilfeversuche empfunden, weil sie gar nicht seine wirklichen Bedürfnisse treffen. Stattdessen zieht es ihn noch weiter in die Spirale weil er sich nicht verstanden fühlt und aus Angst vor noch weiterem Versagen abblockt bzw. sich nicht traut was zu ändern.

Mit anderen Worten... es ist leichter sich als Versager zu fühlen, wenn andere einem (auch unabsichtlich) das Gefühl geben ein Versager zu sein.

Meist sagen die Betroffenen wie man ihnen helfen kann, oftmals zwischen den Zeilen, oft aber auch direkt, wenn auch vielleicht verpackt. Dann muss man auch mal in den sauren Apfel beißen die eigenen Grenzen zu überwinden wenn man helfen will und auf den anderen eingehen.

Menschen glauben oft zu helfen und dabei sehen sie nur ihren Horizont und nicht das was dem Anderen tatsächlich helfen würde.
Oft ist ihnen das nicht einmal bewußt.

Beispiel:

A: Mein Kumpel fühlt sich einsam, niemand will mit ihm weggehen, ich hab ihm geraten, er soll mal alleine was unternehmen, aber das will er auch nicht.
B: Hast du ihm mal vorgeschlagen zusammen wegzugehen?
A: Nein, wenn er das wollte könnte er mich ja auch fragen.
B: Vielleicht traut er sich nicht, weil er Angst hat, du könntest "nein" sagen?

Ich hoffe der Punkt, worauf ich hinaus will ist klar.

Ohne wirkliche Kenntnis der Fakten wäre ich mit Tipps vorsichtig, da jeder noch so gut gemeinte Tipp bei dem Bekannten auch nach hinten los gehen kann.

Wer schon öfter in solchen Situationen war, weiß wie diffizil es ist, solche Situationen zu beraten, weil feinste Nuancen fatale Auswirkungen haben können.

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Lilly* hat geschrieben:Da ich mit diesem Menschen schon unzählige Gespräche hatte, würde es den Rahmen sprengen, alles explizit aufzuführen. Und letztendlich ist es immer Schema F: "Ich bin unzufrieden, unglücklich, dies oder jenes kann ich nicht oder geht schlecht, Schmerzen, Probleme, Einschränkungen, kannst du mir helfen oder einen Rat geben?"

Und egal, welchen Rat ich dann gebe, die Antworten gehen immer in die Richtung: "Dafür bin nicht der Typ, dies geht nicht, jenes geht nicht, kann nicht, usw.."
Sicher kenne ich auch unzählige solche Personen, die ähnlich ticken, allerdings vor der Bredouille wie du stand ich noch nicht. Wenn du immer wieder um Rat gebeten wurdest und dann immer wieder Ausflüchte kamen, dann hätte ich am Ende wohl genauso reagiert, wie du. Oder ich hätte irgendwann mal gefragt, warum dies uns das nicht geht und warum er nicht der Typ dazu ist. Dass du die Geduld nicht verlierst, wundert mich bei dir nicht. Ich glaube ich hätte eher schon aufgegeben und Jenigen um der Freundschaft willen gebeten, mich bei dem Thema nicht mehr um Rat zu fragen.

Dass Erfolgserlebnisse anderer ihm diesen Kick geben können glaub ich allerdings nicht. Wenn er bisher für alles eine Ausrede fand, dann sicher auch hier, "der ist doch ganz anders", "die hat doch viel mehr Unterstützung"...etc. Sicher braucht es für die Person einen zusätzlichen Anreiz, dass sich im Leben etwas ändern muss und das nur geht, wenn der grundsätzliche Wille dazu da ist. Und den vermisse ich in den Worten, die du über ihn schreibst. Es gibt in meinen Augen einen großen Unterschied, ob jemand sagt "ich kann das nicht" oder "ich werde es zumindest mal versuchen". Er gehört wohl leider zur ersten Sorte. Damit muss nicht Hopfen und Malz verloren sein, es muss wohl nur ein anderer Ansatz her. Aber vielleicht ist dein jetziger Ansatz doch der richtige? Schaden kann es sicher nicht, sonst würde ich auch zur Fraktion "das klappt eh nicht" gehören :D
veggiesuzie hat geschrieben:Vielleicht etwas zu simpel.
Aber frage ihn, wie Du helfen kannst. Du hättest bisher nur " das geht nicht und das geht nicht" gehört. Du möchtest ihm gerne helfen, aber er soll dir sagen - WIE.
Kann man ja zumindest mal versuchen.

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Lilly* hat geschrieben:Denn da kann ich nicht helfen, schließlich war ich schon immer schlank und sportlich, wie es heißt und könne mich da nicht richtig reinversetzen, was es heißt, das Ruder des Lebens komplett rumzudrehen. Und das stimmt vermutlich sogar.

Also, vielleicht schaffen es eure Gedanken & Geschichten, die mir liebe Person dem "klick" näher zu bringen.

Ich danke euch vorab! :hallo:
LG Lilly
Interessanter Gedanke, mit Phoenix-aus-der-Asche-Geschichten Deinem Freund helfen zu wollen.

Ich geh' aber nicht mit Deiner Prämisse mit, dass es ein Klick-Erlebnis braucht. Außerdem glaube ich, dass es vollkommen egal ist, dass Du schon immer schlank und sportlich warst, wenn es um die Bewertung Deiner Hilfestellung geht. Es gibt ja nicht nur das Feld des Sports oder der körperlichen Gesundheit, auf dem Menschen sich besonders diszipliniert, ehrgeizig, strebsam, fleißig, tugendhaft, frustrationstolerant verhalten.
Ein bisschen Transferleistung vorausgesetzt kann man in jedem Lebensbereich die absolut gleichen Muster ausmachen, die für ein Gelingen oder Nichtgelingen verantwortlich sind.

Und dieser Dir nahestehende Mensch wird selbst auch solche Bereiche haben, in denen er gut ist. Das könnte man ihm bspw. vor Augen führen. Hätte den Vorteil, dass er selbst sieht, was er eigentlich zu leisten imstande ist. Und ab und zu den alten Schwabbelkörper bewegen, ganz ehrlich, das ist keine Leistung, die irgendwie vergleichbar mit einem erfolgreichen Beruf, einer guten Beziehung, Fähigkeiten in anderen Hobbies oder einem guten Charakter ist.

Aus meiner eigenen Perspektive (auch wenn ich schon immer schlank und sportlich war - das hört sich übrigens total überheblich an und stimmen tut es eigentlich auch nicht :zwinker5: ):
Wenn ich mit mir unzufrieden wäre in irgendeinem Bereich (bin ich natürlich nicht, alles läuft mega :P ), wäre das Letzte, was ich hören wollte, Geschichten von Leuten, die "es geschafft" haben. Aber diese ganzen "Erfolgsstorys", die die Leute heute vor allem über social media in den Äther blasen, klingen immer gleich (jetzt mal nur im Bereich Sport): "Wenn ich es kann, könnt ihr es auch! Ich war ein fettes, faules Schwein und jetzt schaut mich an! Ich hab's geschafft - ich bin diszipliniert, schön und erfolgreich!" Das alte Ich wird abgelegt wie bei einer Schlange, die sich häutet und man ist angekommen in der schon immer erträumten Zukunft.

Auslöser war dann irgendein mystischer Schicksalsschlag: Vielleicht war man am Kuchenbuffet nach dem vergeblichen Sprint zum letzten Stück Käsekuchen blau angelaufen, oder man hat sich im Spiegel gesehen und dachte, da stünde Rainer Calmund, oder beim Fußballspielen mit dem Sohn musste man sich vor lauter übertriebenem Ehrgeiz hinterher übergeben usw.
Und dann: Klick. Ja, toll. Das hilft doch dem Menschen, der seine ganz eigene Geschichte hat, überhaupt nicht. Was wäre denn der Rat daraus? Dass er selbst bloß warten muss, bis er sich eines Abends auf der Couch an der Prinzenrolle verschluckt und ihm sein Hirn wegen der Luftknappheit das Erscheinen des alten Sportlehrers vorgaukelt, der ihm einhämmert, endlich sein Leben auf die Reihe zu kriegen?

Ganz ehrlich: Solche Geschichten mag es zwar geben und die Leute glauben diese natürlich auch selbst. Ich glaube aber nicht, dass es sowas gibt. Ist doch viel zu kitschig. So ist das Leben nicht. Und falls doch, dann ist sowas nicht nachhaltig oder der wahre Grund, warum diese Leute etwas für sich tun.

Wenn jemand etwas nicht gebacken bekommt und etwas ändern möchte, dann finde ich es am Allerwichtigsten, dem konkreten Handeln erstmal die Bedeutung zu nehmen. Die Überzeugung, "von nun an kremple ich mein Leben um!" ist zum Scheitern verurteilt. Der Entschluss, "och, heute is das Wetter gar nicht mal so kacke, da geh ich doch mal ne Runde spazieren!" ist es nicht. Man will was an sich ändern? Gut, dann jetzt los und irgendwas in diese Richtung unternehmen. Nein? Okay. Kein Problem.

Sich an Geschichten Anderer zu orientieren, ist immer schwierig. Die weisen meist eine Stringenz und Kontinuität auf, die sie in Wahrheit gar nicht haben konnten und meistens nachträglich herbei gedacht werden.
Anfangs ist es schwierig, doof, man schämt sich, stellt die Sinnfrage, hasst alles. Wenn man sich dann auch noch vergleicht und die Geschichten im Ohr hat von Leuten, die zwar genau das auch so erzählen, aber dann nach der ersten Einheit lief alles wie am Schnürchen oder nach 3 Abbrüchen lief alles wie am Schnürchen, oder nach 10 Abbrüchen lief alles wie am Schnürchen, wird es noch schwieriger. Man denkt, man sei nicht stark genug, weil irgendwann habe es ja bei den Anderen schließlich Klick gemacht und man selbst steht bei Anlauf Nr.40 und es knackt höchstens im Gelenk.

Fremde Schicksale sind da nur kontraproduktiv. Man muss was tun, weil man es für sich will und weil man seine eigene Geschichte haben will. Die muss man dann nicht dumm-überheblich auf Instagram mitteilen, stolz sein darf man dann aber trotzdem. Es ist ne Frage des Selbstwerts. Fremde Stories schüchtern da im Zweifel ein. Auf sich selbst vertrauen, machen und immer im Kopf haben, dass man etwas tut, weil man es sich wert ist (wie in der Werbung). Und wenn das nicht reicht, dann muss man hinnehmen, dass das mit Sport halt nix wird. Sport oder damit verbundenes schlank sein oder ähnliche Ziele ist übrigens auch kein Allheilmittel. Da dreht man kein Ruder des Lebens rum, da bewegt man sich nur ab und zu mal ein bisschen heftiger. Und das ist eigentlich ne ganz einfache Sache.

Als letztes noch eine eigentlich nichtssagende, aber für mich passende Anekdote: Nach dem Frankfurt Marathon haben wir aus dem Forum uns nochmal kurz getroffen und ein bisschen gequatscht. Ich will jetzt keine Namen nennen, aber diejenigen wissen Bescheid. Jedenfalls kam auch ganz kurz das Thema Ernährung auf und jemand fragte, wie jemand anders das denn geschafft habe mit der Abnehmerei. Antwort: "Ich hab weniger gegessen." Ganz nüchtern, ganz ernst. Hm, ja, stimmt eigentlich. Ich fand das so großartig. Vielleicht auf den ersten Blick ein bisschen empathielos, da will jemand nen guten Rat und dann kommt das, was eh klar ist. Aber darauf läuft's ja wohl immer raus und das ist das, worauf es ankommt. Ich hab mir danach gedacht: Jo, stimmt. Einfach machen. Wäre ich nach dem Marathon nicht so müde im Kopf gewesen, ich hätte mich köstlich amüsiert, so kam das erst mit ein paar Minuten Verzögerung als wir uns schon verabschiedet haben. Ich fand das genial. Nunja, der letzte Absatz ist vielleicht nicht der Stärkste und als kondensierter Ratschlag vielleicht nur so mittelgut geeignet :D

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Nachträglich herbeigedichtete Kontinuität - wenn ich mich eben nicht unzensiert so weit aus dem Fenster gelehnt hätte vorher, hätte ich dir wahrscheinlich 100 Prozent zugestimmt. Andererseits weiß ich, dass ich mich schon an den Haaren aus Sümpfen gezogen habe, in die ich ganz sicher niemand hineinwünschen würde - und ich kann nur nochmal ganz ehrlich sagen: Bei mir waren es wirklich die beschriebenen Klick-Erlebnisse, von denen aus ich (natürlich jeden Tag aufs Neue) weiter und weiter gemacht habe, bis ich dort war, von wo aus es ohne viel investierte Mühe quasi "von selber" weiterläuft.
Ich hab große Hochachtung vor kontinuierlichen sportlichen Leistungen, denn hinfallen, wieder aufstehen und weitermachen bzw. Schritt für Schritt immer weitergehen und weitergehen ist in meiner Wahrnehmung eine großartige Metapher für alle Lebensbereiche - und hilft mir jedenfalls mehr als andere Leistungen, mich gut zu fühlen - vielleicht weil es einen so sehr von Grund auf verändert - und weil man so viel Spaß hat dabei im doch oft so fürchterlich ernsten Leben.

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Guten Morgen Zusammen! :hallo:

Und vielen Dank für eure bisherigen Gedanken dazu. Und kein Thema, es darf und soll ruhig auch mal Gegenwind wehen - wenn man es so nennen kann, Schließlich suche ich ja Rat. Und ich hätte in meinem Leben nicht das geschafft, was ich geschafft habe oder wäre diejenige geworden, die ich bin, wenn mir immer jeder auf die Schulter geklopft und gesagt hätte: Machst du toll, weiter so! :zwinker5:

Euren Input muss ich mal ein bischen wirken lassen, möchte mich aber schon mal die prägnantesten Dinge aus euren Posts beziehen, die mich angesprungen haben.
Durchbeißerin hat geschrieben: Mir hat letztlich immer nur geholfen, dass ich stur bin - und nie akzeptiert habe, wenn ein Zustand in meinem Leben in Stein gemeißelt schien oder mich Umstände beschränkt haben auf eine Richtung hin, die ich inakzeptabel fand.
Er könnte sich fragen, was er will und was er nicht will - und wenn er sein Leben ändern WILL, gibt es nichts und niemand, der ihn aufhalten kann, solange die Ziele die eigenen sind.
Den erste Satz könnte von mir stammen. Ich sehe auch oft Beschränkungen nicht ein. Und stelle hinterher fest, diese Beschränkung war nur im Kopf, in Wirklichkeit ist man doch fähig dazu gewesen. Solche Momente sind nicht oft, aber sehr lehrreich und geben Zuversicht, wenn wieder eine vermeintliche Beschränkung im Leben auftaucht.
veggiesuzie hat geschrieben:Vielleicht etwas zu simpel.
Aber frage ihn, wie Du helfen kannst. Du hättest bisher nur " das geht nicht und das geht nicht" gehört. Du möchtest ihm gerne helfen, aber er soll dir sagen - WIE.
Manchmal sind es die ganz simplen und pragmatischen Feststellungen, die einem Augen öffnen. (siehe McA unten) Ich finde es gut. Wir reden ja auch oft zuviel und fragen zu wenig. Dazu gehöre ich bestimmt auch. Danke.
MikeStar hat geschrieben:Klingt vielleicht etwas hart jetzt, aber wie könnten wir helfen ohne die Fakten zu kennen?
Stimmt. Letztens schlug hier einer auf, der sich Gedanken für seine Frau machte. Da war mein Tenor auch, die Frau solle sich lieber selber melden, so wird das nichts.
MikeStar hat geschrieben: Menschen glauben oft zu helfen und dabei sehen sie nur ihren Horizont und nicht das was dem Anderen tatsächlich helfen würde.
Oft ist ihnen das nicht einmal bewußt.
Ja, man sieht seinen eigenen Horizont. Man ist ja schließlich ein Produkt seiner eigenen persönlichen Erfahrungen. Vielleicht kann ich da nicht beraten, weil ich ein ganz anderer Typ bin und anders ticke, vielleicht habe ich den falschen Ansatz, der völlig an dem vorbeigeht, was dieser Mensch eigentlich benötigt, da kannst du wohl Recht haben. Aber auch und grade in diesem Fall finde ich eure Gedanken dazu gut und wichtig.
dicke_Wade hat geschrieben: Dass Erfolgserlebnisse anderer ihm diesen Kick geben können glaub ich allerdings nicht. Wenn er bisher für alles eine Ausrede fand, dann sicher auch hier, "der ist doch ganz anders", "die hat doch viel mehr Unterstützung"...etc. Sicher braucht es für die Person einen zusätzlichen Anreiz, dass sich im Leben etwas ändern muss und das nur geht, wenn der grundsätzliche Wille dazu da ist. Und den vermisse ich in den Worten, die du über ihn schreibst. Es gibt in meinen Augen einen großen Unterschied, ob jemand sagt "ich kann das nicht" oder "ich werde es zumindest mal versuchen".
Ja, genau das ist auch etwas, was mich von außen stehend, hörend und beobachtend verzweifelt. Dieses kategorische "Kann ich nicht" statt "Versuch ich halt mal". Man meint gar nicht, was man alles kann, wenn man es nur mal versucht. :nick:
McAwesome hat geschrieben:Außerdem glaube ich, dass es vollkommen egal ist, dass Du schon immer schlank und sportlich warst, wenn es um die Bewertung Deiner Hilfestellung geht. Es gibt ja nicht nur das Feld des Sports oder der körperlichen Gesundheit, auf dem Menschen sich besonders diszipliniert, ehrgeizig, strebsam, fleißig, tugendhaft, frustrationstolerant verhalten.
Ein bisschen Transferleistung vorausgesetzt kann man in jedem Lebensbereich die absolut gleichen Muster ausmachen, die für ein Gelingen oder Nichtgelingen verantwortlich sind.
Stimmt. Die mentale Einstellung, egal zu was, muss stimmen.
McAwesome hat geschrieben:Und dieser Dir nahestehende Mensch wird selbst auch solche Bereiche haben, in denen er gut ist. Das könnte man ihm bspw. vor Augen führen. Hätte den Vorteil, dass er selbst sieht, was er eigentlich zu leisten imstande ist..
Das ist ein sehr guter Rat, den ich allerdings schon mehrfach erfolglos versucht habe. Habe versucht, runterzubeten, was dieser kann und welche Fähigkeit er hat, aber das wird auch immer abgetan als "ach, das ist doch nichts" oder "Stimmt nicht, darin bin ich gar nicht so gut" usw. Zum Mäusemelken.
McAwesome hat geschrieben:Aus meiner eigenen Perspektive (auch wenn ich schon immer schlank und sportlich war - das hört sich übrigens total überheblich an und stimmen tut es eigentlich auch nicht :zwinker5: ):
Dass sehe ich für mich auch nicht so, schließlich habe ich jahrelang wie blöd mit der sub60 gekämpft, gehöre zu den langsamen Läufern, Talent darf man mir da getrost absprechen. Das waren auch nicht meine eigenen Worte, sondern Worte, die zu mir gesagt wurden: Du warst ja schon immer schlank und sportlich, du kennst das ja nicht! Du kannst da ja nicht mitreden, bei dir ist ja alles perfekt, alles super.

Das ist auch irgendwie hart, schließlich ist bei keinem Menschen alles perfekt, jeder hat sein Paket und seine Defizite. Und anscheinend sieht mich der Mensch so, als könne ich seine Situation gar nicht verstehen. Ein Dilemma. Frage Menschen, die genau so sind wie du und sie werden dir wahrscheinlich genau die Antworten geben, die du hören willst. Frage Menschen, die anders sind als du und höre nicht auf denen Antworten, weil sie ja so ganz anders sind als du und dich ja gar nicht verstehen können. Ich hab echt das Gefühl, ich dreh mich da in einem Teufelskreis. :frown:

23
Also, ich glaube schon an das „klick“-Erlebnis, ganz einfach, weil es bei mir so gelaufen is. Allerdings musste ich dazu erst in Lebensgefahr in der Notaufnahme eines Krankenhauses landen, sechs Ar…h-Op´s und diverse verbale Ar..h-tritte des behandelnden Arztes über mich ergehen lassen. Letztendlich habe ich mir gesagt (irgendwann, zwischen den ganzen Op´s), wenn du das hier lebend überstehst, trinkst du keinen Tropfen Alkohol mehr. Das war der erste Schritt. An Sport habe ich da noch gar nich gedacht.
Dann hab ich mich noch im Krankenhaus der Neugierde halber mal auf ne Waage gestellt und gemerkt, dass ich durch das dauernde Nüchternsein vor den Op´s doch einige Kilos verloren hatte. Nun war mein Ehrgeiz geweckt, da dran zu bleiben und hab Schritt für Schritt meine Ernährung umgestellt. Zunächst einfach mal weniger gegessen (fiel mir nach der ganzen Op-Serie ziemlich leicht), dann Fleisch, Fette und Zucker reduziert. Der nächste Step war dann mehr Bewegung, zunächst Wandern, dann Schwimmen und irgendwann Laufen. Das war beileibe kein linearer Prozess, vor allem nich beim Laufen (na ja, wenn man mit >100kg anfängt…). Immer wieder Rückschläge, vor allem Wadenprobleme, doch einmal den Ehrgeiz geweckt und recht schnell auch die ersten Resultate eingefahren (Gewichtsabnahme), bin ich drangeblieben.

Ich weiß, das is nich verallgemeinerbar, aber vll. muss Dein Bekannter auch erst ein ähnlich tiefgreifendes Schlüsselerlebnis haben, bis es bei ihm „klick“ macht.

Gruß Frank

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taeve hat geschrieben: Ich weiß, das is nich verallgemeinerbar, aber vll. muss Dein Bekannter auch erst ein ähnlich tiefgreifendes Schlüsselerlebnis haben, bis es bei ihm „klick“ macht.
Ich hatte Anfang/Mitte 20 mal ne echt miserable Phase und war unglücklich mit meiner Lebenssituation. Statt sie zu einfach zu ändern (ja, kann man machen!!) habe ich drüber lamentiert. Und meine Freundin hörte sich das so an und meinte ganz trocken: "Tja, dann mach nur weiter so, tut anscheinend noch nicht weh genug."

Dieses "tut dir wohl noch nicht weh genug" fand ich sehr prägnant und durchschlagend. Hat mich arg zum Denken gebracht. Und zwar nicht in der Hinsicht "ach, ist dann wohl doch nicht so schlimm", sondern in der Hinsicht: Wenn ich mir in den Finger schneide, mach ich doch ein Pflaster drum. Da guck ich doch nicht hin und denke: Ach, du hast noch 9 andere Finger, schneid die doch auch alle noch mit dem Messer kaputt, bis es sich richtig lohnt, die Pflasterbox zu holen.

Niemand würde das tun, das ist doch völlig bescheuert.
Wir Menschen müssen uns doch gar nicht erst diesem großen Leidensdruck aussetzen. Aber im Leben tun Menschen das oft genug. Sie leiden und leiden und warten erst, bis alle 10 Finger im Eimer sind, bevor sie was tun.

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MikeStar hat geschrieben:Klingt vielleicht etwas hart jetzt, aber wie könnten wir helfen ohne die Fakten zu kennen?
Wir wissen nichts aus der Sicht deines Bekannten, wie er die Sache sieht, wo seine Schmerzen liegen, was ihn belastet.
Stimmt.
Gäbe es jetzt aber eine schwerwiegende fachärztliche Diagnose, wo es heißt:"Wenn Sie so weitermachen, haben Sie nur mehr 2 Jahre zu leben!", dann hätte ich um der Freundschaft Willen einen, wenn auch schonungslosen, Tipp parat.
"Sie laufen aber sehr ordentlich!" 03.10.17, Regen, 9:00 Uhr Mesz

5k: 3/16 16:52
10,5k: 4/18 37:23
HM: 4/15 1:25:08 09/15 1:21:31 03/17 1:18:08
M: 4/16 2:57:44 04/17 2:50:44

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Lilly* hat geschrieben:Da ich mit diesem Menschen schon unzählige Gespräche hatte, würde es den Rahmen sprengen, alles explizit aufzuführen. Und letztendlich ist es immer Schema F: "Ich bin unzufrieden, unglücklich, dies oder jenes kann ich nicht oder geht schlecht, Schmerzen, Probleme, Einschränkungen, kannst du mir helfen oder einen Rat geben?"

Und egal, welchen Rat ich dann gebe, die Antworten gehen immer in die Richtung: "Dafür bin nicht der Typ, dies geht nicht, jenes geht nicht, kann nicht, usw.."
Hej Lilly,

offenbar will derjenige ja aber, dass es anders wird.
Es mangelt nur ganz offenbar an dem Glauben, dass er aus dem "Loch" herauskommt.
Wenn der vielbeschworene Klick kommt ist einfach der Leidensdruck grösser als die Selbstzweifel, der Glaube, dass man sowieso scheitert, die Mut- und Hoffnungslosigkeit. Und dann probiert man trotzdem aus, ob man nicht doch was ändern kann.

Um dahin zu kommen gibt es mindestens zwei Wege:

1. Leidensdruck weiter anwachsen lassen, bis er grösser ist als Selbstzweifel, Mut- und Hoffnungslosigkeit und der Glaube ans eigene Scheitern

2. Selbstzweifel, Mut- und Hoffnungslosigkeit und Glauben ans eigene Scheitern verringern, bis sie kleiner sind als der aktuelle Leidensdruck

Und bei Weg zwei können meiner Ansicht nach die Geschichten anderer Menschen durchaus helfen. Dies nutzen ja auch viele Selbsthilfegruppen, dort sind Menschen, die die Selbstzweifel, die Mut- und Hoffnungslosigkeit kennen, die aus dem Loch herausgekommen sind, die Mut machen können, die einen auch mal an die Hand nehmen können und sich gleichzeitig nicht mit Ausreden abspeisen lassen, eben weil sie ja selbst den ganzen Weg gegangen sind und die Ausreden wahrscheinlich sogar selbst benutzt haben.
Vielleicht gibt es ja für Deinen Bekannten eine passende Gruppe? Ich denke am hilfreichsten sind wirklich Menschen, die die gleichen Probleme haben und aktuell dagegen ankämpfen. Mit denen muss er reden, aber eben nicht in Form gedruckter Berichte, sondern live.
Und insbesondere bin ich mir nicht so sicher, ob die gedruckten Berichte aus einem Laufforum so geeignet sind. Die meisten hier werden den Kampf allein geführt haben, haben sich allein durchs erste halbe Jahr gekämpft, gegen den Mangel an Fitness, gegen das Übergewicht,... Soll heissen, Läufer sind glaub ich eher oft Einzelkämpfer die einen recht starken Willen haben und sich trotz aller Widrigkeiten irgendwie durchgebissen haben. Das ist zumindest im Moment aber ja noch nicht so die Sache Deines Bekannten.

Und dann fällt mir noch das ein, passt nicht ganz, kam mir aber trotzdem sofort in den Sinn:
Zenkreis - Weisheitsgeschichten - Das Loch in der Strae

Ohje

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Ich glaub auch an "Klick-Erlebnisse", und diese müssen nicht zwingend in der Notaufnahme stattfinden.

Bei mir war es ein einziger Satz eines einzigen mir nahe stehenden Menschen. Ein Satz, mehr nicht. Der Satz hieß, "ich mag das lieber, wenn du von deinen Wanderungen durch Wälder und Felder erzählst als von deinen Touren von Kneipe zu Kneipe, ich mag den einen Cristiano mehr als den anderen". Dass sich das Verhältnis zwischen meinem 18. und meinem 32. Lebensjahr sehr in Richtung des Letzteren verschoben hatte, war mir da dann schlagartig klar geworden.

Komischerweise, und da fürchte ich, kling ich sehr arrogant, war es ganz leicht, das zu ändern. Vereinfacht ausgedrückt: Sobald ich das Ziel kannte, war der Weg klar. Den bin ich dann gegangen. Aus den Wanderungen ist das Laufen geworden - wandern tu ich aber immer noch gerne. Aus den Kneipentouren ist alle paar Wochen mal ein Bier geworden - und das geht auch nur, weil die Erkenntnis gerade noch rechtzeitig kam, gerade noch, bevor aus Vieltrinkerei Alkoholismus geworden wäre.

Ich bin mir sicher, dass es nicht die Disziplin ist, die den meisten Menschen fehlt. Es ist das Ziel. Sie sehen kein Ziel, sind nicht fähig, sich ein Ziel zu erträumen, das so groß ist, dass man es von weitem sieht und den Weg von alleine findet. Es ist auch eine Frage von Phantasie. Auf mich klingt der Mensch, von dem wir hier reden, zuallererst wie einer, der erstmal wieder lernen muss, zu träumen, Träume auf Ziele herunterzubrechen, Ziele zu visualisieren.

28
Mal ein wenig aus anderer Sicht:

Das Verhalten des Beschriebenen erinnert mich ein wenig an einen Alkoholiker. Er weiß genau, dass das was er macht falsch ist, er ist aber nicht bereit, es zu ändern. Viele geben jetzt den Angehörigen ganz tolle Tipps, wie sie dem Alkoholiker helfen können, die helfen aber alle nicht, solange der Alkoholiker selbst nicht ehrlich will. Und zwar nicht weil es die Angehörigen wollen, nicht weil es der Arzt will, nicht weil es dann den Führerschein zurückgibt sondern weil er selbst will. Vor diesem Punkt bekommt man so jemanden evtl. mal eine gewisse Zeit trocken aber bei einem kleinen Problem hängt er sofort wieder an der Flasche.
Das Schlimme: Trotzdem versuchen es die Angehörigen immer wieder und am Ende können sie selbst nicht mehr ("Co-Alkoholismus"), gleichzeitig machen sie es damit dem Alkoholiker teilweise sogar einfacher, in seinem Schema zu bleiben...
Daher muss man ganz eindeutig zwischen einem "hilf mir [meinen Führerschein zurückzubekommen]" und einem "hilf mir [ich bin zu allem bereit]" unterscheiden und letzteres muss wirklich ehrlich sein, jemand der süchtig ist, belügt sich auch gerne selber. Und solange das Ziel nicht ist, sich wirklich zu ändern, sollte man meiner Meinung nach die Hilfe wirklich lassen, denn die hilft niemandem, ganz im Gegenteil.

Daher lautet das Zauberwort "Hilfe zur Selbsthilfe":

"Du willst was ändern? Dann tu dies und das. Du hast eine Ausrede? Dann willst Du nicht. Fertig. Frag mich bitte erst wieder wenn Du tatsächlich bereit bist."

Ich hätte keine Lust, jemandem dabei zu helfen, sein ungesundes Leben einen Tick weniger ungesund weitere maximal 10 Jahre so fortzusetzen und dann in der Kiste zu landen, wenn es evtl. nur noch ein halbes Jahr benötigt, bis er kapiert, dass er etwas mehr ändern muss und dann am Ende mehr als 30 gesunde Jahr zu haben.
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

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Zuerst, als ich den Faden entdeckt und dann gelesen habe, dachte ich: Hm... ist ja irgendwie eine komische Geschichte, was soll man DAZU sagen ?? :confused:

Dann, als schon einige Antworten und Denkanstöße eintrudelten, brachte mich dies und das zum Nachdenken und ich dachte: Ja, es gibt pro und contra Punkte zu dem Faden hier, aber warum nicht? Ich habe ja eine Geschichte, die mich ans Laufen gebracht hat, kann man ja erzählen, obs hilft? Wohl nicht, aber macht das was?...
Und dann, kurz bevor ich losschreiben wollte, kam McA's Post #19 und ich dachte: verdammt... das ist so ziemlich das intelligenteste, was ich seit langem hier gelesen habe und musste (bezogen auf mich) Folgendes feststellen:

Ja, ich hatte ein "Klick" Erlebnis, dass mich ans Laufen gebracht hat und wiederum ja, ich habe mich dadurch vom Erscheinungsbild zum Vorteil verändert und mein Selbstwertgefühl gesteigert, nur.... was ist schon Laufen?
Das ist eine -kleine- Komponente, von den vielen Teilchen aus denen sich mein Leben zusammensetzt und wenn ich ganz ehrlich bin, ist das Laufen auch ein Stück weit Überkompensation zu einigen Bereichen, wo es gar nicht so rund läuft. Laufen ist einfach, Laufen ist fokussiert, laufen ist Flucht und wenn es bei mir auch kein Problem mit Übergewicht ist, was mich umtreibt, so gibts genug, wo ich ganz kleine Brötchen backe im Alltag. Das werde ich jetzt nicht vertiefen, hat hier auch nix zu suchen, denn ich schätze mal jeder hat so seine Dämonen, mit denen er zu kämpfen hat.

Ob ein Internetforum da wirklich das Richtige ist um die Hosen runter zu lassen? Wohl eher nicht, darum ist es auch so voll von vermeintlichen Erfolgsgeschichten....
Tonic ohne Alkohol ist Ginlos...
Mein Blog: GinFit.de
Gabelstapler Glukose // Wie man NICHT auf Sub3 trainiert // GeckoanalysisDie bekanntesten FORENBANANEN // Guter Laufstil vs. schlechter Laufstil
Ewige Bestenliste Saison 2016/2017 : 5km: 19:24 ---- 10km: 40:20 --- HM: 1:29:02 --- M: 3:25:52
Ziele 2019: Zunehmend abnehmen...

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Die Änderung können meiner Erfahrung nach (nicht nur an mir) aber nur psychisch wenigstens halbgesunde Menschen vollziehen.
Ein z.B. depressiv erkrankter Mensch wäre damit völlig überfordert und hat durch den negativen Tunnelblick definitiv keine Ressourcen für diese Arbeitsleistung
12.05.2007 / 12.05.2012 / 09.04.2013 / 27.05.2017
...an Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
(Toten Hosen)
__________________________________________

BIG 25 Berlin 2015 HM 2:14:xx

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d'Oma joggt hat geschrieben:Ein z.B. depressiv erkrankter Mensch wäre damit völlig überfordert und hat durch den negativen Tunnelblick definitiv keine Ressourcen für diese Arbeitsleistung
Unbestritten. Selbstverständlich können unsere Anregungen hier nur dann etwas bewirken, wenn der Betroffene psychisch weitgehend gesund ist. Bei psychischen Krankheiten, Depressionen oder aber Suchterkrankungen jedweder Form, sind wir als Laien die Falschen, da müssen dann Fachleute ran. Das ist aber letztlich ja auch hoffentlich jedem klar, der im Netz nach Hilfe sucht. Lilly ist es sicherlich klar.

32
gecko hat geschrieben: Ob ein Internetforum da wirklich das Richtige ist um die Hosen runter zu lassen? Wohl eher nicht, darum ist es auch so voll von vermeintlichen Erfolgsgeschichten....
…die Anonymität des Netzes kann es einem leicht machen, die Hosen runter zu lassen. Birgt aber dann die Gefahr, dass sich dann alle „Möchtegernhelden“ professionell unprofessionell auf das Opfer stürzen, um eigene Schwächen weg zu bügeln.

Zu der Frage „Hilfe“ für andere – Hilfe ist in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe. Das setzt Problembewusstsein und Problemeinsicht sowie den manifestierten Willen etwas zu ändern voraus. Kein Alkoholiker wird sich beraten und helfen lassen, solange er nicht mit dem Gesicht im Dreck liegt. Die Erkenntnis kommt vor dem Null-Punkt und er wird um Hilfe bitten oder er überschreitet den Null-Punkt und wird infolge von Zwangseinweisung die x.Entgiftung machen und anschließend weiter saufen.
Der Übergewichtige wird sich vom Blick auf die Waage und hämischen Kommentaren der Umwelt nicht abschrecken lassen, weiter in sich hinein zu stopfen. Er wird sich vielleicht irgendwann auf Bildern sehen und sagen, Gott bin ich fett. Dann wird er eventuell losgehen und sich Hilfe holen. Aber nur weil er es will! Nicht weil es ihm ein Arzt sagt, nicht weil ihm die Sachen nicht mehr passen.

Was ich damit ausdrücken will, ist einfach die Tatsache, dass man nicht jedem Menschen helfen kann, obwohl man es gern würde. Es gibt Fälle, an denen scheitern wir einfach.

LG Heiko
LG Heiko :winken:
[font=&amp]
Etappen
2014 3km 2014 5km 2015 10km 2016 30km und HM 2017 Marathon 2018 Laufen[/font]
„Die erste halbe Stunde laufe ich für meinen Körper, die zweite halbe Stunde für die Seele.“ (George Sheehan)

33
Man kann/sollte nicht Verantwortung fuer das Leben anderer Menschen tragen.

Auf jeden Fall sollte man aber Hilfestellung anbieten, das hast Du getan, aber wenn der Fisch nicht anbeisst, ist die Zeit einfach noch nicht reif.

Oft ist die "Lösung" eine drohende Erkankung, die den "Klick" bringt, z.B. bei mir Diabetes Typ 2, ich war kurz davor. Oder Asthma (ich hab mit Rauchen aufgehört), oder bei anderen Leuten Herzinfarkt.. oder..

MfG
.. bis der Arsch im Sarge liegt!

35
heiko1211 hat geschrieben:…die Anonymität des Netzes kann es einem leicht machen, die Hosen runter zu lassen. Birgt aber dann die Gefahr, dass sich dann alle „Möchtegernhelden“ professionell unprofessionell auf das Opfer stürzen, um eigene Schwächen weg zu bügeln.

LG Heiko
Wenn ich Depressionen habe und in einem Forum für Depressive nach Hilfe suche, ist das ja auch in Ordnung, unabhängig davon, dass dort natürlich genau das Selbe passieren kann.

Nur wenn ich hier im Rahmen eines Laufforums propagiere, wie toll ich mittlerweile Laufe (Was ich ja im Rahmen des Forums durchaus zelebriere), dann ist das zwar vielleicht in Maßen interessant für Gleichgesinnte, aber wohl nicht geeignet als "Chacka Du kannst es auch schaffen, wenn du nur willst" Lebenshilfe für einen Fall den ich nicht kenne, der eine Person betrifft, die ich ebenfalls nicht kenne, da ist man dann tatsächlich ganz schnell in der Ecke "Selbstdarstellung trifft Selbsttäuschung" denn mit dem Laufen habe ich keine persönlichen Probleme behoben, sondern sie nur bunt angemalt.

Wieder völlig unabhängig davon, dass mir das Laufen wirklich unfassbar viel Freude bereitet und unzweifelhaft auch ein wichtiger und richtiger Aspekt in meinem Leben geworden ist. Es ist nur eben keine Antwort auf was und für wen auch immer....


Lilly* hat geschrieben:Ich hatte Anfang/Mitte 20 mal ne echt miserable Phase und war unglücklich mit meiner Lebenssituation. Statt sie zu einfach zu ändern (ja, kann man machen!!) habe ich drüber lamentiert. Und meine Freundin hörte sich das so an und meinte ganz trocken: "Tja, dann mach nur weiter so, tut anscheinend noch nicht weh genug."

Dieses "tut dir wohl noch nicht weh genug" fand ich sehr prägnant und durchschlagend. Hat mich arg zum Denken gebracht. Und zwar nicht in der Hinsicht "ach, ist dann wohl doch nicht so schlimm", sondern in der Hinsicht: Wenn ich mir in den Finger schneide, mach ich doch ein Pflaster drum. Da guck ich doch nicht hin und denke: Ach, du hast noch 9 andere Finger, schneid die doch auch alle noch mit dem Messer kaputt, bis es sich richtig lohnt, die Pflasterbox zu holen.

Niemand würde das tun, das ist doch völlig bescheuert.
Wir Menschen müssen uns doch gar nicht erst diesem großen Leidensdruck aussetzen. Aber im Leben tun Menschen das oft genug. Sie leiden und leiden und warten erst, bis alle 10 Finger im Eimer sind, bevor sie was tun.
Das ist eine ziemlich zutreffende Metapher !
Tonic ohne Alkohol ist Ginlos...
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Es ist ja nicht so, dass ich denjenigen speziell zum Laufen belatschern möchte. Nein, ich bin ich Sachen laufen nicht missionarisch unterwegs. Ob es hier ein Lauf-, Radsport- oder Badmintonforum ist, ist da eher nebensächlich. Ich wusste nur, hier sind tolle Menschen mit vielen Geschichten und interessanten Gedankenansätzen. Soweit kenne ich die Horde ja mittlerweile, dass ich weiß, hier können gute Anregungen und Ansätze bei herumkommen. Und den ein oder anderen Anstoß habe ich zumindest schon bekommen.

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Ohne den denkwürdigen Klick wird es sehr schwierig eine Veränderung auch aktiv zu vollführen.
Wer sein Leben wirklich ändern will, muss das wollen.

Oma und CR7 haben Ausnahmen ja schon angesprochen (psychische Krankheiten, Depressionen)


Überwiegende Fälle von Suchterkrankungen sind für mich keine Ausnahmen, da spielt der eigene Wille eine sehr gewichtige Rolle.

Ansonsten den Arsch hoch bekommen ..... s.u.

38
Lilly* hat geschrieben:Es ist ja nicht so, dass ich denjenigen speziell zum Laufen belatschern möchte. Nein, ich bin ich Sachen laufen nicht missionarisch unterwegs. Ob es hier ein Lauf-, Radsport- oder Badmintonforum ist, ist da eher nebensächlich. Ich wusste nur, hier sind tolle Menschen mit vielen Geschichten und interessanten Gedankenansätzen. Soweit kenne ich die Horde ja mittlerweile, dass ich weiß, hier können gute Anregungen und Ansätze bei herumkommen. Und den ein oder anderen Anstoß habe ich zumindest schon bekommen.
Das habe ich schon verstanden, es ging mir eher darum, dass MIR klar geworden ist, dass das was ich als tolle Leistung von mir und vielleicht passende Geschichte angedacht hatte, gar keine solche ist, in Bezug auf die Hilfestellung, die Du Dir wünscht.

Davon abgesehen, ist aus diesem Faden trotzdem viel mehr geworden, als es zunächst den Anschein hatte. Alles gut :)
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Ziele 2019: Zunehmend abnehmen...

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gecko hat geschrieben:Das habe ich schon verstanden, es ging mir eher darum, dass MIR klar geworden ist, dass das was ich als tolle Leistung von mir und vielleicht passende Geschichte angedacht hatte, gar keine solche ist, in Bezug auf die Hilfestellung, die Du Dir wünscht.

Davon abgesehen, ist aus diesem Faden trotzdem viel mehr geworden, als es zunächst den Anschein hatte. Alles gut :)
Jepp, ist halt nur das Resultat von dem Klick / Auslöser, wie bei fast allen von uns hier bei RW

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Oder man fasst das Ganze von der anderen Seite an, wie es bei mir geschehen ist:

Demjenigen einfach mal die Gelegenheit geben, "einfach so" mitzumachen und zu schauen, was (ohne Leistungsdruck wie im Schulsport) so geht und ihn merken lassen, wie schnell es merkbare Fortschritte gibt.
Dann ist der Sport gar nicht das "Mittel zum Zweck" und man ist sehr weit weg vom "Missionieren".
Der Sport bringt dann "einfach so" Spaß und gegen die Nebeneffekte (weniger gesundheitliche Probleme, mehr Fitness, weniger Gewicht) wird derjenige doch garantiert nichts einzuwenden haben.
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PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

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Um dem "Klick" jetzt aber doch noch eine Relevanz zu geben:

Meine "Geschichte" ist schnell erzählt:

Ich war mein Leben lang ein dünner Hering und auch ganz zufrieden damit. Irgendwann, so ab der Mitte meiner 30er kamen dann nacheinander mehr Stress im Job, Heirat, Haus, Kinder... und eines Abends saß ich in der Wanne, schaute an mir runter und dachte: "Oh, da sitzt sie ja, die arme, dicke, fade, Made...schade" (Frei nach Heinz Erhardt)
Ich war nicht fett geworden, aber irgendwie weich und teigig, 83Kg anstatt 73Kg und nachdem dann der zweite Sohn endlich aus dem Windelalter raus und für meine Frau und mich wieder an Durchschlafen zu denken war, hats "Klick" gemacht und ich musste das ändern, JETZT, SOFORT, UNBEDINGT!

Das war vor drei Jahren, der Rest ist bekannt: Ich laufe!
Gegenwind kam dabei nie von mir selber, sondern wenn, dann eher von Anderen ("Musst du immer alles übertreiben?", "Ach herjeh bist Du aber dünn geworden, bist Du krank?" ... Das Übliche halt)

also ja, partietiell glaube ich an "Klick" Momente, nur dass die sich eben nicht unbedingt auf das große Ganze beziehen, sondern auf einen Teilaspekt. An die "Ich änder mein ganzes Leben und alles wird Gut" Theorie glaube ich hingegen nicht!

Ich kenne einen Fall (Ein alter Kumpel), da hats "Klick" gemacht, weil er das Leben hier in Deutschland furchtbar fand. Er und seine Frau waren beide Altenpfleger, hatten zwei Kinder bekommen und wussten nicht, wie sie Ihren Alltag bewältigen sollen... Beide ständig wechselnde Nachtschichten usw. die haben sich nur noch die Klinke in die Hand gegeben und sind dann nach Schweden ausgewandert, weil da ja alles viel sozialer ist und so...

Sie sind immer noch in Schweden, immer noch beide Altenpfleger, allerdings geschieden und zerstritten.....
Manche Probleme reisen halt mit, egal wie weit man vor ihnen wegläuft.
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Ziele 2019: Zunehmend abnehmen...

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Ich bin auch der Ansicht, dass man nur Hilfe zur Selbsthilfe geben kann. An Klickerlebnisse glaube ich nicht so wirklich.
Ich gehöre nicht zu den Menschen, die immer wieder und wieder das selbe Rumgejammer anhören ohne das man gewillt ist was zu ändern. Bin aber gerne unterstützend für einen da, wenn man wirklich was ändern und nicht nur jammern will.

Dieses Jahr bin ich beim Ladies Run in Köln gestartet. Ich fand es vom Konzept her gelungen, Zeitnahme war optional und somit auch und gerade für Laufeinsteiger interessant, man konnte die Strecke sowohl laufen als auch walken. War schon recht nett in einem Feld voller Laufneulinge zu sein mit dem Wissen, denen fällt das ganze genauso schwer wie mir. Nun weiß ich weder, ob die lieber Person Männlein oder Weiblein ist und auch nicht, ob es solche Läufe auch für/mit Männer gibt. Aber da ja nun bald Weihnachten ist, würde sich doch so ein gemeinsamer Lauf als Weihnachtsgeschenk eignen. Du kannst damit zeigen, das die Bitte bei dir angekommen ist, du für die Person da bist, sie jedoch den Weg selber gehen muss. Wenn die Person deine Unterstützung annimmt, dann hat sie schon mal ein kleines Ziel: am Tag x mit Lilly die Strecke y flott bewältigen. Wenn sie sich weiter nur beklagen will, dann kannst du darauf hinweisen dass das Angebot noch steht und sie nun mal am Zug ist auch was zu machen.

Edit: schau auch mal in den Thread http://forum.runnersworld.de/forum/anfa ... angen.html evtl. sind dort auch Klickmomente dabei

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taeve hat geschrieben:Also, ich glaube schon an das „klick“-Erlebnis, ganz einfach, weil es bei mir so gelaufen is. Allerdings musste ich dazu erst in Lebensgefahr in der Notaufnahme eines Krankenhauses landen, sechs Ar…h-Op´s und diverse verbale Ar..h-tritte des behandelnden Arztes über mich ergehen lassen. Letztendlich habe ich mir gesagt (irgendwann, zwischen den ganzen Op´s), wenn du das hier lebend überstehst, trinkst du keinen Tropfen Alkohol mehr. Das war der erste Schritt.
Bei mir war es nicht direkt ein Klick-Erlebnis, aber die wachsende Unzufriedenheit mit der eigenen Konstitution. Ich war ja mit Ende 20 mal ein paar Jahre gejoggt, habe dann aber irgendwann nach einer Winterpause nicht mehr angefangen, keine Lust mehr gehabt, falsche Klamotten etc. Bin mit meiner Frau aber am Wochenende noch viel Fahrrad gefahren, bis zu 100 km am Tag. Aber darauf hatte die irgendwann keine Lust mehr, zumal sie eine Weile Probleme mit Schwindelanfällen bekam und Angst hatte, mit dem Fahrrad zu stürzen. Zum Glück ist das ausgestanden, aber wir haben jedenfalls immer weniger Touren gemacht und ich wurde immer schwerer und schwerfälliger. Am Ende waren es 103,5 kg bei 1,83 m Körpergröße, macht BMI 30. Sehr sauer war ich auf meinen Arzt, der für eine Berufsunfähigkeitsversicherung den geforderten Gesundheitstest mit mir machte und mich als "adipös" eintrug. "Übergewichtig" hätte ja auch gereicht. Daraufhin verdoppelte die Versicherung den für mich kalkulierten Beitrag (und da ist er heute noch).

Irgendwann nervte es mich, in der zweiten Etage außer Puste zu sein und beim Schuhe Zubinden keine Luft mehr zu bekommen. Außerdem hatte ich fast jede Nacht Sodbrennen (wäre aber nie auf die Idee gekommen, dass das mit meinem Gewicht zusammen hing). Der Hausarzt meckerte regelmäßig über meine Blutwerte, zu viel Cholesterin, zu viel Harnsäure. 2011 und 2012 bekam ich zweimal Gichtanfälle und musste dafür permanent Tabletten nehmen und beim Essen möglichst auf Fleisch verzichten. Alles in allem war ich sehr unzufrieden.

Mein Lieblingsblogger, den ich zweimal auch persönlich traf, speckte derweil ab (das kann man sehr schön an den Bildern in diesem Artikel verfolgen, wo er beschreibt, wie er die höchsten Berge aller Bundesländer besucht hat), indem er mit dem Laufen begann und durch Ernährungsumstellung 50 kg abnahm, und da dachte ich, dass ich auch was machen müsse, so ginge es nicht weiter. Ein vorangegangener Versuch, mit dem Laufen wieder anzufangen, war vor ein paar Jahren nach zwei oder drei "Läufen" mit schmerzenden Gelenken gescheitert, Laufen kam also nicht in Frage, aber jener Blogger sagte, er sei zu Beginn schwimmen gegangen, und so gelobte ich am 31.12.2014 in einem Kommentar unter einem Artikel übers Laufen auf seinem Blog, dass ich fortan regelmäßig schwimmen gehen würde, was ich dann auch getan habe. Und den alten Crosstrainer in mein Zimmer geholt, auf dem ich einmal die Woche lief. Nicht, um abzunehmen, damit hatte ich kaum gerechnet und an der Ernährung änderte ich auch nicht viel, sondern nur, um nicht mehr so schnell außer Puste zu geraten; ich habe mich anfangs nicht einmal gewogen. Und nach ein paar Monaten nahm ich plötzlich von ganz alleine ab. Und so steigerte ich mein Pensum, zweimal schwimmen, einmal Crosstrainer, und nahm weiter ab, erreichte im Sommer 100 kg.

Tja, und dann kam auf Spiegel Online die Geschichte von Michael Klotzbier, ein 160-kg-Mann mit Arthrose im Knie, der Marathon laufen wollte. Wat? DER will Marathon laufen? Und wieso soll ich dann nicht laufen können? Und so zog ich mir meine uralten Laufschuhe an, die ich sonst als Sneakers im Einsatz hatte, und begann im August 2015 zu laufen. Anfangs mit unvermeidlichen Beschwerden in den Gelenken, die sich mit ein paar vernünftigen neuen Laufschuhen gaben, orientierte ich mich grob an einem Einsteiger-Laufplan von Lauftipps.ch. 4 km erst mal mit Gehpausen, zweimal die Woche, bis ich im September die 4 km durchlaufen konnte. Beschwerden an den Gelenken, 3 Wochen Pause, dann Steigerung auf 6 km, alles mit 7+ Pace. Parallel begann ich hier mitzulesen und fand vergleichbare Geschichten im Anfängerbereich, die zusätzlich motivierten. An Heiligabend 11 km, über Weihnachten bestellte ich mir dann Steffnys großes Laufbuch und las es in den Weihnachtsferien. Meldete mich dann zu einem Volkslauf Ende Februar an und lief im Training bis knapp unter 18 km. Die angepeilten sub-60 auf 10 km schaffte ich dann in dem Lauf. Bisher mein einziger, was danach kam steht in meinem Lauftagebuch, da hat mich dann der eigene Ehrgeiz gepackt und ein wenig übertölpelt.

Jedenfalls bin ich jetzt bei 85 kg, baumele knapp über den angepeilten 84 (Normalgewicht, BMI 25), die ich dann auch noch schaffen werde, wenn die Feiertage mal rum sind. Ich mache drei- bis viermal die Woche Sport, zwei bis dreimal Laufen und einmal Schwimmen, wenn es wieder länger hell ist auch wieder Radtouren (z.B. einmal die Woche 67 km hin und zurück zur Arbeit) und gedenke, niemals wieder so schwer zu werden. Selbst wenn ich mal verletzungsbedingt nicht laufen kann, irgendein Ausdauersport geht immer. Meine Blutwerte haben sich normalisiert, brauchte die Gicht-Tabletten nicht mehr zu nehmen; wenn was runter zum Müll oder in den Keller zu bringen ist, melde ich mich immer freiwillig; das Sodbrennen verschwand und ich träume vom Marathon - den Michael Klotzbier schon gelaufen ist. Die Frisöse meinte, so einen Wandel habe sie noch nie erlebt und staunt, und unsere Sekretärin eifert mir nun beim Schwimmen nach - wenn ich das geschafft habe, dann könne sie auch abnehmen.

Meine Geschichte ist nichts besonderes, meine 18 abgenommenen kg sind eher erbärmlich gegenüber den 50+ der Vorgenannten und dass ich 1 kg überm Normalgewicht stagniere, ein Armutszeugnis, da gibt es durchaus erfolgreichere Kandidaten hier. Neben vielen Geschichten im "Warum habt Ihr damals mit dem Laufen angefangen?"-Thread gibt's noch Quicksis Geschichte bei "Erfahrungen von übergewichtigen Läufern", die hat ja neulich mal Bilder von sich eingestellt, die für sich sprechen.

Man wird wohl niemanden dazu drängen können, sein Leben so umzukrempeln, wenn er in seinem Selbstmitleid gefangen ist und nicht wirklich was ändern will. Wenn er aber will, dann können Vorbilder wie ein Michael Klotzbier oder Quicksi schon dazu beitragen, dass man den Anfang macht, und dann muss man eigentlich nur noch dranbleiben. Da hilft dann vielleicht die moralische Unterstützung durch die Erfahrung anderer (z.B. durch Deine, Lilly, oder die anderer hier im Forum), dass der Anfang richtig schwer fällt, dass er Rückschläge gibt, und dass es auch eine Weile dauert, bis die Pfunde purzeln. Aber der Wille muss da sein. Man kann dann nicht viel mehr tun, als Vorbild zu sein und mit Rat zur Seite zu stehen, wenn dieser gewünscht wird.

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Catch-22 hat geschrieben:Zeitnahme war optional und somit auch und gerade für Laufeinsteiger interessant, man konnte die Strecke sowohl laufen als auch walken. War schon recht nett in einem Feld voller Laufneulinge zu sein mit dem Wissen, denen fällt das ganze genauso schwer wie mir.
Den Effekt habe ich bei jedem Wettkampf - auch mit Zeitnahme und gemischtem Männer/Frauen-Feld.

Solange man die Distanz innerhalb des Zeitlimits drin hat, finden sich eigentlich immer Leute um einen herum, für die es genauso anstrengend wie für einen selbst ist (sonst würden sie ja schneller laufen...).
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

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@ruca
schon klar, aber das hat man als Einsteiger eben nur bei den großen Events. Bei dem Frauenlauf stand schon ehr das gemeinsame Erleben im Vordergrund statt eine bestimmte Zeit zu erlaufen. Man hat da halt schon gesehen, dass es vielen den Druck genommen hat, waren auch viele 2er Pärchen unterwegs, laufstarke Freundin mit einsteiger Freundin. Das gibt einem solchen Lauf einen ganz anderen Charakter. Bei den üblicheren Vereinsläufen hier in der Umgebung sieht man sehr selten mal schlechte Zeiten, da ist die Hürde für Einsteiger größer. Es ist halt was anderes ob man mit 35min auf 5k ganz allein abgeschlagen unterwegs ist oder in einem großen Feld.

Mit Zeitlimit und Strecke drauf haben ist eben wieder Leistungsdruck drin, das Konzept geht jedoch eben in die andere Richtung. Es setzt das gemeinsame Erleben als Ziel, unabhängig vom Fortschritt bis dahin.

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Nö, auch bei den kleineren, sofern richtig ausgesucht.
Was da z.B. auch passen würde ist die Hamburger Winterlaufserie. 5-20km (je nachdem, wieviele Runden man läuft) und Zeitlimit von 2:30h.

Eben mal in die Ergebnisse geschaut:
https://www.winterlaufserie-hamburg.de/ ... /#1_A5E449

Da ist man auch mit 40min auf 5k nicht abgeschlagen unterwegs.
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

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Vielleicht helfen auch Bücher zum Thema, wie z.B.

https://www.perlentaucher.de/buch/josch ... elbst.html

https://www.amazon.de/Motivation-Kompak ... NP3QMBJ9VD

Vom Junkie zum Ironman von Jörg Schmitt-Kilian; Andreas Niedrig - Taschenbuch - buecher.de
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

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Lilly* hat geschrieben:Ich hatte Anfang/Mitte 20 mal ne echt miserable Phase und war unglücklich mit meiner Lebenssituation. Statt sie zu einfach zu ändern (ja, kann man machen!!) habe ich drüber lamentiert. Und meine Freundin hörte sich das so an und meinte ganz trocken: "Tja, dann mach nur weiter so, tut anscheinend noch nicht weh genug."
Zu mir hat mal ein Kumpel gesagt - okay - wenn du dann so weit bist, dass du dich sicher umbringst, sag mir rechtzeitig Bescheid - ich nehm dann deine Stereoanlage.. :D das fand ich richtig süß - denn es hat in diesem Moment wirklich mehr geholfen als jedes gut gemeinte "was... oh nein - was ist denn los mit dir..."
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