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Nikolauslauf Haßloch, Halbmarathon, 03.12.2016 - Wald, kalt und (zu?) kurz.

Nikolauslauf Haßloch, Halbmarathon, 03.12.2016 - Wald, kalt und (zu?) kurz.

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Es ist kurz nach 9 Uhr, draußen fangen die Autos langsam an aufzutauen und während ich Toast, Omelett, Wurst, Käse und eine Banane in mich hineinschaufle, frage ich mich, warum ich mich auf meine eigene Schnapsidee eingangen bin, mich für den heutigen Halbmarathon in Haßloch anzumelden.
Eigentlich habe ich es nur gemacht, weil auf meinem Trainingsplan sowieso für Heute 19-21km gestanden hätten. So hatte ich wenigstens einen Grund mich über die volle Distanz durchzuquälen.
Etwa drei Stunden später erwische ich mich beim Warmmachen, wie sich der Gedanke breitmacht, dass ein 3-Runden-Halbmarathon ja durchaus den Charme hat, dass man unter Umständen ja auch nach 14km aussteigen könne, wenn es nicht so gut liefe.

Kurzum, ich habe wieder mal Null Bock mich zu quälen.

Dabei sind die äußeren Voraussetzungen für den Nikolaus-Volkslauf nur wenige Kilometer neben dem bekannten Holiday-Park richtig gut. Bei strahlendem Sonnenschein und etwa 3°C werden 7km-Läufer, Bambinis, Schüler und Halbmarathonis auf die Strecke geschickt. Interessanterweise sind die eigentlich für den Halbmarathon vorgesehenen Favoriten beide für den 7km-Lauf gemeldet und hauen diesen in Zeiten deutlich unter 22min durch.

Die Infrastruktur um den Lauf herum wurde aufgrund des Umbaus der hiesigen Sporthalle auf das Gelände der Pferderennbahn gelegt. Leider gibt es dort keine Duschen, der Rest ist aber ordentlich und auch Parkplätze sind auf einer Wiese etwa 300m vom Start entfernt in ausreichender Zahl vorhanden.

Vor allem anderen steht zuerst die Frage der richtigen Bekleidung. Langärmliges Funktionsshirt unter dem Trikot? Kurze oder lange Hose? Handschuhe und Mütze? Um mich herum sind Handschuhe und Mützen, dicke Laufjacken und Thermohosen kein seltener, eher sogar der übliche Anblick, doch das hilft mir rech wenig.
Ich belasse es bei einem dünnen Unterhemd, dem langärmeligen Lauftrikot und ziehe noch eine leichte Radlerhose unter die dünne lange Asics-Laufhose, damit wenigstens die sowieso leicht angeschlagenen Oberschenkel warm bleiben. Dazu dünne Handschuhe und Mütze.

Schon während des Warmmachens wandern die beiden letzten Utensilien wieder zurück ins Auto. Auch mit dem Hintergedanken, dass ich dann vielleicht doch etwas schneller laufen muss, damit wir warm bleibt. Da ich seit Mai kein spezifisches Halbmarathon-Training mehr gemacht habe, ist der Lauf auch nur als Trainings-TDL vorgesehen. Mit etwa 5:30/km anlaufen und dann mal sehen, dass es angenehm hart wird, ist meine Devise.

Vor dem Start unterhalte ich mich noch etwas mit Sljnx, der ähnlich motiviert zu sein scheint wie ich, bevor es dann heißt an den Start zu gehen.

Start und Ziel befinden sich auf einem kleinen Parkplatz, direkt vor der Pferderennbahn. Anschließend gilt es drei Runden á ca. 7km zu bewältigen, die als gut und schnell zu laufen beworben werden. Vom Start weg verlassen rund 270 Läuferinnen und Läufer den Parkplatz und biegen nach links auf eine kleine Straße ein. Obwohl diese nicht allzu eng ist, staut es sich ein wenig, was mir gar nicht so unrecht ist, schließlich will ich ja nicht zu schnell angehen. Rund 500m später folgt eine weitere 90° Linkskurve, die das Läuferfeld in den Wald führt. Was folgt sind rund 3km immer geradeaus. Der Waldweg ist gut zu laufen, jedoch können maximal drei Läufer nebeneinander laufen, was dazu führt, dass in der ersten Runde manches Überholmanöver von langer Hand geplant sein will. Nach etwa zwei bis drei Kilometern hat sich das Feld in meiner Region dann zumindest soweit auseinandergezogen, dass man nicht mehr aufpassen muss, dem Vordermann nicht in die Hacken zu treten.
Der Wald selbst bietet auf der nicht sonderlich anspruchsvollen Geraden wenigstens ein wenig optische Abwechslung. Ein Wassergraben am Rand, ein Rastplatz namens Pensionisten-Bank und ein Feld voll Schilf ähnlichem Weidegras, dass den Weg zu beiden Seiten säumt, erfreuen das Läuferauge ehe es kurz vor KM 3.5 wieder mal nach links auf einen etwas breiteren Weg geht. Diesem Forstweg folgt das Feld bis genau Kilometer Vier. Dann biegt die Strecke - oh Wunder - wieder nach links auf einen asphaltierten Fußweg, welcher parallel zur dortigen Bundesstraße verläuft. Von nun an geht es, bis auf einen kleinen Schlenker bei KM5, permanent geradeaus bis zurück zum Start- und Zielgelände.

Nachdem der Parkplatz überquert ist, geht es annähernd identisch auf Runde 2 bzw. 3. Die einzige Ausnahme ist, dass wir jetzt statt auf der Straße direkt nach dem Parkplatz auf einem Trampelpfad bzw. Waldweg direkt daneben laufen müssen und infolgedessen im Wald noch einen kleinen Schwenk haben, bevor es wieder auf die lange Gerade geht.

Lobenswert, dass jeder Kilometer beschildert ist. Ob sie jedoch richtig angebracht sind, kann ich nicht bestätigen, da meine GPS Messung absolut verrückt gespielt hat.

Der Tatsache geschuldet, dass die Strecke beinahe vollständig im bzw. am Wald entlang verläuft, ist das auch nicht verwunderlich. Was mich später jedoch noch irritieren wird, ist die Tatsache, dass meine Uhr am Ende nur 20.36km anzeigen wird. Die Strecke ist, soweit ich das sehen kann, nicht vermessen, doch 800m zu kurz wäre schon irgendwie frustrierend. Bis ich was anderes höre verlasse ich mich erstmal auf die Streckenbeschilderung.

Zum Rennverlauf:

Runde eins verläuft recht unspektakulär. Nachdem es sich eingependelt hat, laufe ich gemeinsam mit einigen anderen Läufern in einer kleinen Gruppe. Das Tempo ist gefühlt recht angenehm, nicht zu hart, aber auch nicht bummelnd.
Der Kontrollblick an den Schildern zeigt zu diesem Zeitpunkt eine Pace zwischen 4:50 und 5:00/km, die Uhr jedoch Werte zwischen 4:56 und 5:12 mit einem Ausreiser bei KM1 mit 5:40.
Offizielle Durchgangszeit Runde 1: 34:26.8 Min.

An dieser Stelle möchte ich den Moderator hervorheben, der - wie schon bei den vorherigen Läufen - mit unermüdlichem Enthusiasmus die Läufer anfeuert, namentlich erwähnt und auch sonst mit Anekdoten und Aufrufen zu glänzen weiß.

Runde zwei geht ähnlich vonstatten. Die Gruppe ist zwischenzeitlich auf 3-4 Leute zusammen geschrumpft. Der Rest läuft entweder weiter vorne oder ist zurückgefallen. Mittlerweile hat mich natürlich der Ehrgeiz gepackt. Ein lockerer Trainingslauf mit durchnittlich 5:30/km ist kein Ziel mehr, nach Runde zwei abzubrechen kommt gar nicht mehr in Frage, insbesondere, da sich das Tempo noch immer richtig anfühlt.
Offizielle Durchgangszeit Runde 2: 34:13.9 Min

Allerdings kommt mit der Pace auch der Druck. Mir ist natürlich bewußt, dass ich nun - sofern kein absoluter Einbruch kommen sollte - nicht nur auf eine PB zusteuere, sondern, sofern ich das Tempo annähernd halten kann, sogar eine Zeit unter 1:45 drin ist.
Und mit diesem Gedanken prasseln zu Anfang der dritten Runde sämtliche Empfindungen, die ich bisher nicht wahrgenommen hatte, auf mich ein. Die Kälte, die urplötzlich den Oberkörper, Gesicht und Hände erfasst, die bleierne Schwere, die sich langsam über die Beine legt und das unaufhaltsame Gefühl, stetig langsamer zu werden.
Dazu kommt die Tatsache, dass ich nun alleine laufe. Einer meiner Mitläufer hat sich abgesetzt und ich bin nicht mehr in der Lage zu folgen, zwei andere habe ich unbemerkt nach hinten verloren. Plötzlich spüre ich die Steine unter meinen Füßen, bemerke, dass Wurzeln und Äste auf dem Waldweg liegen und nehme die mit Schotter aufgefüllten Schlaglöcher wahr.

Es sind noch vier Kilometer und mein Vorsprung auf die 1:45 beträgt über eine Minute. Ich gebe mir einen langsamen Kilometer um auf der langen Geraden zum Ziel noch genug Körner zu haben das Tempo zu halten. Tatsächlich bin ich in diesem Kilometer aber nur 10 Sekunden langsamer. Dann kommt der letzte Streckenabschnitt. Vor mir haben andere auch mit der Geschwindigkeit zu kämpfen und ich kann noch drei Läufer einfangen, werde dafür aber auch noch von drei oder vier anderen überholt.

Der Mann mit dem Hammer ist jetzt mein treuer Begleiter, doch irgendwie schaffe ich es ihn im Zaum zu halten, auch wenn es auf den letzten drei Kilometern richtig weh tut.

Mit fast dreißig Sekunden Rückstand auf den Läufer vor mir, gehe ich bei 1:43:54 brutto (1:43:48 netto handgestoppt) über die Zielline.

Über 7 Minuten schneller als meine bisherige Bestzeit vom Mannheimer HM im Mai diesen Jahres, leider mit dem Makel einer möglicherweise zu kurzen Strecke behaftet.
Nichtsdestotrotz war es eine schöne, wenn auch schlichte Veranstaltung. Platz 137/271, AK32/48, M124/220

Erfreulich ist, dass im Gegensatz zu Mannheim dieses Mal die Muskelkrämpfe ausbleiben. Zwar fühlt sich jeder Muskel in den Beinen an wie Pudding und der Muskelkater lässt auch nicht lange auf sich warten, aber es ist weit weniger schlimm als nach dem Lauf im Mai.

So war es ein versöhnlicher Abschluss zumindest für diese Halbmarathon-Saison.

P.S. Danke nochmal an Sljnx, der mich auf diesen Lauf aufmerksam gemacht hatte.

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Schöner Bericht. Hat mich mal wieder gefreut :)
Persönliche Bestzeiten (offiziell vermessene Wettkämpfe)
10KM:
06/15 - 40:00 | 08/15 - 38:47 | 09/15 - 38:17 | 02/16 - 36:22 | 07/16 - 35:25 | 07/18 - 35:21
HM:
06/14 - 1:34:19 | 05/15 - 1:27:45 | 09/15 - 1:23:38 | 05/16 - 1:20:00 | 06/16 - 1:19:51 | 09/17 - 1:16:24
M:10/17 - 2:44:29

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Vielen Dank für den schönen Bericht, Mike.

Selbst WENN die Strecke nicht amtlich vermessen war - deiner Uhr kannst du da sicher nicht vetrauen, wenn GPS zwischendurch ja verrückt gespielt hat - bleibt dennoch eine PB stehen, für die 800 Meter hättest du ja keine 7 Minuten benötigt.

Viel wichtiger, dass du ohne Krämpfe durchgekommen bist.

Dann nochmals : Gute Erholung !

Viele Grüße

Ulli
5K 24:53 / 10K 52:31 / 15K 1:22:11/ HM 1:57:27/ M 4:10:33 / 50K walk 8:26:20

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Glückwunsch, schöner Bericht. Was die Uhr sagt wäre mir ziemlich egal, erstens ist die Vermessung ja doch meistens glaubwürdiger, zweitens ist es motivierender. :zwinker5:

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Der Organisator hat sich auf FB gemeldet und gemeint, dass die Strecke aufgrund der Verlegung durchaus ca. 75-100m / Runde kürzer sein könnte.
Ist ja - zumindest für mich - kein Problem, wenn ich es weiß. Lieber eine realistische Zeit als mit falschen Werten durch die Welt laufen.

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Wie Ulli schon schrub, angesichts von über 7 min schneller ist und bleibt es auch bei etwas verkürzter Strecke eine PB, auf die Du stolz sein kannst! [url=javascript:void(0)]:daumen:[/url]

Gruß Frank

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Und dazu noch auf Waldweg. Mannheim war ja, wenn ich mich recht erinnere, auf 100% Asphalt (sogar im Feld). Das ist auch nicht zu unterschätzen.
Persönliche Bestzeiten (offiziell vermessene Wettkämpfe)
10KM:
06/15 - 40:00 | 08/15 - 38:47 | 09/15 - 38:17 | 02/16 - 36:22 | 07/16 - 35:25 | 07/18 - 35:21
HM:
06/14 - 1:34:19 | 05/15 - 1:27:45 | 09/15 - 1:23:38 | 05/16 - 1:20:00 | 06/16 - 1:19:51 | 09/17 - 1:16:24
M:10/17 - 2:44:29

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Ich fand den Waldweg viel bequemer zu laufen als den asphaltierten Bereich.

...und die Zeit ist jetzt sowieso zweitrangig... ist doch nur ein weiterer Zwischenschritt zur sub60 :D
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