Ein Porsche ohne Bremsen - Sechs-Stundenlauf Ottobrunn 2017

2. April 2017 - Der zweite 6h-Lauf binnen zwei Wochen. Mit meiner Vereinskameradin Sybille fahre ich nach Ottobrunn bei München. Wir sind beide unsicher, was der Tag bringen wird. Sybille, weil sie zum ersten Mal einen Stundenlauf angeht. Und ich bin noch immer gehandicapt. Wie es uns erging, steht wie immerhier.

Grüße an alle

Udo

Lieber Udo,

danke für den wie immer tollen Bericht!

Eine Frage brennt mir aber seit Monaten unter den Nägeln: Wie motiviert man sich, 6h auf einer vergleichsweisen kurzen Rundstrecke durchzuhalten?

Herzlichen Glückwunsch auch an den Porsche ohne Bremsen unbekannterweise!

Roland hat ja kilometermäßig auch eine Meisterleistung hingelegt, und das bei seinem derzeitigen Wochen-Kilometer Pensum. Hoffe mal darauf dass er auch noch einen Bericht hier abliefert. An die Frage von Titannia (eine namentliche Anrede ist mir leider nicht bekannt) wie man es mental schafft Runden zu drehen. Ich finde ich überhaupt nicht so schwer. Ganz im Gegenteil, ich kann mich freuen kann an den wiederkehrenden Begegnungen bei Überholvorgängen mit Mitläufern die einem vertraut sind. Und wenn man sich im Ultrabereich gewegt trifft man immer wieder einige bekannte Gesichter, mit denen es einfach Spaß macht sich mit ein paar flotten Sprüchen zu unterhalten. Durch diese Abwechslung vergeht die Zeit schneller und die Motivation noch eine Runde dran zu hängen finde ich hat auch was. Einsam auf ner langen Strecke unterwegs zu sein ist mental schwerer. So geht es mir jedenfalls.

Grüße Klaus

Danke für den tollen Bericht Udo!

Klasse Leitung von euch beiden! Und der Bericht, braucht man gar nicht mehr erwähnen ist sowieso gut geschrieben .

Moin,

wie immer ein schöner Bericht

Und Eure Zeiten, bzw. gesammelten Km... sind alle Anerkennung wert

Wie man es schafft, so lange vermeintlich "stupide im Kreis zu laufen"?
Hmmm... ich nenne es Meditation und habe auf die Weise in der Vorbereitung zum Lauf vorletzten Sonntag schon mal ~85 Runden auf der Außenbahn im Stadion absolviert - ohne eine einzige langweilig zu finden.
Vielleicht ist es Veranlagung, vielleicht Ansichtssache, vielleicht eine wie ein Mitläufer es ausgedrückt hat "charakterbildenede Maßnahm"... ich jedenfalls mag das

Gruß
Michael

Dankr für den wie immer schön zu lesenden Bericht, super Leistung von dir. Schmunzeln musste ich bei deiner Warnung "Liebe Kinder bitte nicht nachmachen" oder so.....
Dir Alles Gute
Hauptmieter

Titania_1987 hat geschrieben:Eine Frage brennt mir aber seit Monaten unter den Nägeln: Wie motiviert man sich, 6h auf einer vergleichsweisen kurzen Rundstrecke durchzuhalten?

Hallo Titania_1987,

die Frage drängt sich sicher jedem auf, der Ähnliches nie selbst erlebt hat. Und vielleicht gibt es Stundenläufer, denen es schwer fällt durchzuhalten, weil sie entlang einer kleinen Runde immer wieder dieselben Bilder sehen. Mir geht es nicht so. Überhaupt nicht. Ich muss mich nicht motivieren Runde um Runde aneinander zu reihen. Ein Unterschied ist da schon, ob ich 50 km im Kreis oder auf einer entsprechend langen Rund- oder Punkt-zu-Punkt-Strecke laufe. Wenn ich darüber nachdenke, dann macht mir Letzteres sicher auch mehr Spaß, insbesondere wenn es hauptsächlich auf Wegen durch die Natur geht. Stundenläufe haben aber ihre eigenen Reize und Gesetze. Und Abwechslung gibt es auch. Da ist vor allem die stete Gegenwart der anderen Läufer und was sich sonst noch so rund um die Strecke ereignet. Es macht mir nicht einmal etwas aus das 24 Stunden lang zu tun. Was den Kräfteverschleiß angeht natürlich schon, aber eben nicht die Tatsache alle paar Minuten wieder dieselbe Stelle zu passieren ...

Das andere Extrem ist auf einer elend langen Strecke, sehr, sehr lange Zeit völlig allein unterwegs zu sein, nur dann und wann an Verpflegungspunkten wieder jemandem zu begegnen. Wenn ich vor harten, von der Strecke her vergleichbaren Aufgaben stehe, dann gehe ich ins Rundendrehen mit viel weniger Herzklopfen. Da kannst du dir in allen möglichen Notsituationen (Magen-Darm-Probleme, Blasen, Wundlaufen, Kräfteverfall,usw.) behelfen, weil du für alle Eventualitäten in deiner Ausrüstungskiste vorgesorgt hast und dir die Infrastruktur des Veranstalters zur Verfügung steht. Und Verlaufen ist gar nicht möglich. Wenn ich in fremder Umgebung unterwegs bin, renne ich entweder als Packesel durch die Gegend oder ich gehe bewusst Risiken ein, darf in die eine oder andere Situation eben nicht geraten.

Mir macht es nichts aus stundenlang alleine zu laufen, nach einer gewissen Zeit werde ich ohnehin zum "Autisten" und verliere einen Großteil meiner Fähigkeit zu kommunizieren. Im Grunde brauche ich die Einsamkeit sogar, um Durchzuhalten, wenn es wirklich hart wird. Ich will dann niemanden sehen und nicht gesehen werden. Ich beschreibe das so eindringlich, um klar zu machen, dass es irgendwann sowieso egal ist, welche Bilder "da draußen" vorbeiziehen. Ich bin dann auf mich und die Prozedur "Durchhalten" fokussiert und könnte das auch beim steten Umrunden einer Litfaßsäule tun ...

Verständlich machen kann ich mich dir durch diese Sätze nicht. Ich denke, man muss es erlebt haben, um es nachvollziehen zu können.

Alles Gute für dich und danke fürs Lesen

Gruß Udo

Lieber Udo,

danke dir herzlich, dass du meine Frage so ausführlich beantwortet hast! Ich meinte die Frage auch gar nicht despektierlich im Sinne von "stupide im Kreis laufen", sondern wirklich ernst. Es sind ja Distanzen und Bedingungen, die für mich HM-Anfänger sehr fremd sind, aber irgendwo in den nächsten Jahren/Jahrzehnten doch mal einen Reiz auslösen könnten. Deshalb wollte ich einmal mal nachfragen. ;)

Übrigens laufe ich auch gerne alleine. Ich finde das einfach sehr reinigend. Die Zeit mit sich selbst sollte man sich nehmen.

Titania_1987 hat geschrieben:Lieber Udo,

danke dir herzlich, dass du meine Frage so ausführlich beantwortet hast! Ich meinte die Frage auch gar nicht despektierlich im Sinne von "stupide im Kreis laufen", sondern wirklich ernst. Es sind ja Distanzen und Bedingungen, die für mich HM-Anfänger sehr fremd sind, aber irgendwo in den nächsten Jahren/Jahrzehnten doch mal einen Reiz auslösen könnten. Deshalb wollte ich einmal mal nachfragen. ;)

Übrigens laufe ich auch gerne alleine. Ich finde das einfach sehr reinigend. Die Zeit mit sich selbst sollte man sich nehmen.

Hallo Titania,

ich habe deine Frage nicht im Mindesten despektierlich aufgefasst, vielmehr im Sinne ernsthaft interessierten Nachhakens. Ganz ehrlich: Als ich meinen ersten Marathon lief, da wusste ich vom Laufsport so gut wie nichts. Dass es so etwas wie 6/12/24/48-
Stundenläufe gibt, war mir gar nicht bekannt. Hätte ich es gewusst und die Austragungsmodalitäten erfahren, ich hätte dieselbe Frage gestellt wie du. Meinen ersten 6h-Lauf habe ich 2007 absolviert, zugleich derjenige, bei dem ich meine PB aufstellte. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich davor für Bedenken jedweder Art hatte! Ich sehe mich noch am Abend davor beim Essen im Lokal sitzen und zittrig meine Ofenkartoffel verspeisen. Allein die Tatsache, dass ich noch weiß, was ich vor 10 Jahren an diesem Abend gegessen habe, ist Hinweis genug, wie sehr sich mir die lampenfiebrige Situation eingeprägt hat ...

Ich laufe auch im Training fast immer alleine. Dafür gibt es mehrerlei Gründe. Erstens mag ich mich zeitlich nach niemandem richten. Nach einem Berufsleben, das stets der Uhr gehorchte, genieße ich meine weitgehende zeitliche Unabhängigkeit. Vor allem im Winter, wenn es früh dunkel wird. Ich mag auch nicht reden beim Laufen. Ich stelle alle Sensoren weit, innere und äußere. Vielleicht wäre ich eher geneigt die Gesellschaft anderer Läufer zu suchen, wenn ich unsere Hündin Roxi nicht immer dabei hätte. Aber die redet nicht und macht auch ihr eigenes Ding ...

Gruß Udo

Hallo Udo!

Herzliche Gratulation! Wieder ein SUPER Bericht von dir, über dich und den Porsche. Ihr hab beide eine tolle Leistung erbracht, noch dazu bei nicht leichtem Geläuf!. RESPEKT für deine Steigerung gegenüber Nürnberg.

Jetzt hoffe ich nur, das wir uns bald mal, GESUND UND MUNTER Wiedersehen.

Einstweilen wünsche ich dir Alles Gute.

Schöne Grüße aus der Steiermark


Kraxi

schauläufer hat geschrieben:...wie man es mental schafft Runden zu drehen. Ich finde ich überhaupt nicht so schwer. Ganz im Gegenteil, ich kann mich freuen kann an den wiederkehrenden Begegnungen bei Überholvorgängen mit Mitläufern die einem vertraut sind. Und wenn man sich im Ultrabereich gewegt trifft man immer wieder einige bekannte Gesichter, mit denen es einfach Spaß macht sich mit ein paar flotten Sprüchen zu unterhalten. Durch diese Abwechslung vergeht die Zeit schneller und die Motivation noch eine Runde dran zu hängen finde ich hat auch was. Einsam auf ner langen Strecke unterwegs zu sein ist mental schwerer. So geht es mir jedenfalls.

Hallo Klaus,
was das Rundendrehen bei Stundenläufen angeht, fühle ich sehr ähnlich wie du. Wie ich jedoch schon schrieb, macht es mir (wenn ich erst einmal unterwegs bin) nicht nur nichts aus über Stunden mutterseelenallein unterwegs zu sein - ich würde in den meisten Situationen sogar ganz bewusst die Einsamkeit suchen. Zuletzt habe ich das an mir in aller Deutlichkeit beim Spartathlon erfahren. Es war mir unangenehm als sich abzeichnete, dass einer der deutschen Teilnehmer wohl eine Art Begleiter für Stunden suchen würde. Und ich war heilfroh nach einigen Kilometern wieder allein zu sein. Läufer haben vieles gemeinsam, aber eben nicht alles oder zumindest nicht alles zur selben Zeit.

Vielen Dank für deine Antwort und alles Gute

Gruß Udo

Krisrennt hat geschrieben:Danke für den tollen Bericht Udo!

Hallo Krisrennt,
ich danke dir für die Rückmeldung und wünsche alles Gute
Gruß Udo