Liebe Forumsgemeinde,
heute war es so weit. Der Tag war da, auf den ich mich 16 Wochen lang fünf Mal die Woche vorbereitet habe. Minustemperaturen, Schnee, Eis, und Sturm und immer im Kopf "Linz 2017". Warum Linz? Ich war da noch nie wirklich, was ich irgendwie nach fast zehn Jahren in Österreich schon beschämend fand. Ziel heute: Durchlaufen, keine Sekunde gehen und schon gar nicht stehen. 2:15h Rennzeit wäre wünschenswert.
Un nun war es so weit. Ich stehe in Linz auf der Autobahn, kurz nach 9:00. Ein paar Fallschirmspringer bringen die Startflagge, ein paar Heißluftballons bereiten ihren Start vor wie auch 20.000 LäuferInnen aus 70 Nationen. Ja, wir starten auf einer Autobahn. Linz ist ein Paradies für Autofahrer. Die Stadt erinnert mich etwas an Siegen, seit ich am Samstag hier ankam. Nun ja, heute heißt es nicht 60km/h Mindestgeschwindigkeit, sondern eher 6m/km Durchschnittspace. Wetter ist frühsommerlich, purer Sonnenschein, der auf der über lange Distanzen schattenfreien Strecke einigen Läufern zum Verhängnis werden wird.
Diese Pace als Durchschnitt zu haben, wäre für mich ein Traum. Vor 16 Wochen war das für mich noch oberer im IV-Training. Heute laufe ich die IVs wesentlich schneller und hab auch bei den Tempoläufen Abschnitte mit höherer Geschwindigkeit gehabt. Dies Erfahrung wird mir im Lauf zugute kommen, wenn ich das Tempo anziehe. Aber erst einmal starten...
9.30 pünktlich geht es los. Verwirrend ist, dass der durch Tore und Balustraden markierte "Start" nicht der eigentlich Start war, sondern der Zeitmessungsteppich einige 100 Meter später erst auflag und gar nicht gekennzeichnet war. So hatte meine Uhr entsprechend Vorsprung gehabt. Dann verflossen die ersten Kilometer, runter von der Autobahn in die Stadt. Ab dann war unser Weg fast durchgehend begleitet durch Menschenmassen, die am Streckenrand uns anfeuerten und Party machten. Die Stimmung hier ist wirklich bombastisch.
Nach KM 5 (nach 31 Min) zog ich an. Die HF war irgendwo im Super-Wohlfühl-Bereich, also zu langsam. Links auf die Überholspur und ich dürfte dann irgendwo bei 5:35 - 5:50 die nächsten 10 km verbracht haben. Ich wusste, mein Körper kann das. Wir haben das geübt, trainiert und ich wusste auch, er wird mir sagen, wann gut ist. Ab KM 15/16 war es dann auch gut. Ich nahm Tempo raus. Die pure Sonne so eines der wenigen Wetterbedingungen, unter denen ich nicht trainiert habe und das spüre ich wie so viele andere auch. Lieber etwas langsamer, dafür aber durch die eigenen Beine getragen ankommen.
KM 20 wollte ich das Tempo anziehen wieder. Schlussspurt. Aber unter mir waren die beiden Feinde aller Läufer: Kopfsteinpflaster und Straßenbahnschienen. Und ich ohne Brille. Ein bisschen schneller wenigstens... dann hörte ich Blaulicht, Sirenen. Auf der ohnehin schmalen Straße bildete sich eine Art "Rettungsgasse". Wieder etwas passiert?! Dafür jubelte die Menge im Hintergrund viel zu laut. Der Kenianer kommt. Seinen Namen habe ich vergessen. Genau beim Schild "42 km" zog er an mir vorbei. Die Menge drehte durch, dass es mir Gänsehaut bereitete. Habe dann meinen Schlußsprint gemacht (wer rennt schon mit – okay, fast unmittelbar nach – einem Kenianer mal ins Ziel^^). Sehe die Uhr 2:09:20 Bruttozeit. Ich will unter 2:10 bleiben und schaffe es auch. Und jetzt wird es spannend:
NETTOZEIT: 2:05:58
Siegen ist auch das Stichwort für die Organisation: Wer schon einmal in Siegen war, weiß, es ist nicht das schönste Flecken Erde auf diesem Planeten und das ist Linz auch nicht, dafür aber – gemessen ihren bescheidenen Größen – im Rennen um den Titel "kompliziertestes Flecken" (sorry, liebe Linzer und Siegener…). Dies machte sich auch bei der Organisation bemerkbar. Die Startnummern sind im Stadion abzuholen gewesen. Das Stadion hat mit der Strecke nichts zu tun und liegt eher außerhalb. Ich glaube, hier waren auch die Duschen. Wer also mal vor hat, in Linz zu laufen, sollte eines der Marathon-Packages von Oberösterreich Touristik buchen. Ich konnte bis 16.00 in meinem Zimmer bleiben, das genau zwischen Start und Ziel (= Hauptplatz) war. Die öffentlichen Verkehrsmittel liegen auch bis 14 uhr brach, auch beim Verkehr geht da nicht viel.
Ansonsten ist alles super gemacht. Die Stimmung ist super, es gibt Wasser und Iso an der Strecke, danach auch Bier. Man kann nicht meckern.
Optisch ist halt Linz nicht der Burner. Dafür können die Organisatoren aber nichts. Für PB-Jagd eignet sie sich aber, da meistens viel Platz ist, sie grundsätzliche eine schnelle Strecke ist und auch nicht optisch groß ablenken kann. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert.
Zahltag – Der Linz Borealis Halbmarathon 2017
1PBs:
1km: 4:27.3 min (T, 08.17)
5km: 24:25 min (07.17)
10 km: 49:46 min (07.17)
15km: 1:20:xx h (09.17)
HM 01:53:xx h (09.17)
T = Im Training aufgestellte PB
1km: 4:27.3 min (T, 08.17)
5km: 24:25 min (07.17)
10 km: 49:46 min (07.17)
15km: 1:20:xx h (09.17)
HM 01:53:xx h (09.17)
T = Im Training aufgestellte PB