Heute war dieser Tag im Jahr, an dem die Luft in Wien angeblich am frischesten ist: der Wien-Marathon lief. Er hat das Zertifikat eines "Gold Races", also eine von der IAF anerkannte Rennstrecke für Rekorde, Qualifikationen etc. etc.
Für mich ist es der Heim-Grand Prix. 21 km durch Wien. Zwei Wochen nachdem ich auf Zeit in Linz HM lief, stand ich wieder vor den 21, 1 km. Schlau oder nicht, das wird die Frage dieses Laufes sein. Auf Zeit lauf ich freilich nicht, es ist ein Test, vielleicht auch Training für die Zukunft: Ich muss mich an diese Strecke mehr gewöhnen, körperlich wie mental, sowohl für zukünftige PB-Jagden, als auch hinsichtlich eines Marathontrainings.
Es gibt sechs Startblöcke, ich starte im Block 5 um 9.30 Uhr, damit 32 Minuten nach dem Start der Männerelite. Bereits vor dem Rennen ist klar, die größte Herausforderung wird das Wetter sein. Alle paar Minuten wechseln sich purer Sonnenschein mit starkem Wind, dunklen Wolken und einigen größeren Regentropfen ab. Kaum will man die Jacke ausziehen, ist man auch schon wieder froh, dass man sie anhat. Ich beneide in diesem Moment die Läufer, die zu jedem Wetter kurze Hose und Singlet tragen.
Die ersten 10/12 km verlaufen problemlos und in Wohlfühlpace bei 6:22. Danach breche ich ein. Es geht auf die linke Wienzeile, am Naschmarkt entlang Richtung Schönbrunn. Die nun folgenden 4-5 Kilometer werden zäh. Der Wind kennt keine Gnade, die ständig wechselnden zwischen Sonne und eisigen Windböen nerven. Es geht etwas bergauf. Mein rechtes Bein wird zudem immer schwerer. Eigene Doofheit: Hab die letzten Tage keine Einlagen getragen für mein verkürztes Bein...
Ich laufe quasi an meiner Haustür vorbei, als ich mental am Tiefpunkt war. Trotzdem denke ich nicht ans Heimgehen, auch nicht ans Gehen. Ich ziehe es durch, obwohl ich manchmal frage, ob das noch Laufen ist. 6:40er-Pace, dazu eine HF jenseits von gut und böse. Meine Marathonträumerein halte ich in diesem Moment für eine Schnapsidee.
Endlich kommt die 180°-Wende bei Schönbrunn. Der Wind ist im Rücken, nur merkt man davon nicht viel. Das Bein schmerzt dennoch weiterhin,aber alles erträglich und nicht besorgniserregend. Ich merke, das ich doch langsam souveräner werde auf der Distanz. Doch nur noch ein paar Kilometer bis ans Ziel. Mariahilfer Str. geht es bergab, links herum auf den Ring, der letzte KM. Der Wind dreht noch einmal richtig auf, ich zeige ihm mental den Mittelfinger, der Schmerz im Bein ist vergessen. Auf den letzten hundert Metern gebe ich noch einmal Gas. Ich bleibe unter 2:20, ohne Wind wäre ich sicher unter 2:15 geblieben. Egal...
5 Minuten später sitz ich im Versorgungsbereich, genieße die Momente, nichts tut mehr weh und freue mich auf den Marathon 2018 in Wien.
Zur Organisation: Es ist ein wunderschönes Rennen in einer der schönsten Städte der Welt. Organisation ist bei über 40.000 Läufern natürlich perfekt. Nur die Walzermusik in Dauerschleife (!!!) zum Start... da war ich schon froh, dass in meinem Block kein Lautsprecher aufgestellt war und ich das nur in Entfernung hören musste...
34. Vienna City (Half-) Marathon
1PBs:
1km: 4:27.3 min (T, 08.17)
5km: 24:25 min (07.17)
10 km: 49:46 min (07.17)
15km: 1:20:xx h (09.17)
HM 01:53:xx h (09.17)
T = Im Training aufgestellte PB
1km: 4:27.3 min (T, 08.17)
5km: 24:25 min (07.17)
10 km: 49:46 min (07.17)
15km: 1:20:xx h (09.17)
HM 01:53:xx h (09.17)
T = Im Training aufgestellte PB