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Endlich – ein weiter Weg zurück zum Trail

Endlich – ein weiter Weg zurück zum Trail

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Hallo, ich melde mich zurück - Geduld kann zum Ziel führen. Im folgenden meine Wiedereinstiegsgeschichte inkl. Laufbericht Vipava Valley Ultra Trail.

Ich hatte 2010 mit Ultras begonnen und sofort gespürt: das ist mein Ding. Vom Röntgenlauf über Rennsteigsupermarathon, Salomon-4Trails (gibt’s so leider nicht mehr), etliches in Belgien, Kleiner Kobolt…Und im zweiten Anlauf hatte ich für 2013 meine Startnummer für den CCC….hatte aber bei all der Freude am Laufen zu wenig auf Erholung geachtet. Vor sich hin lummernde Achillessehnenbeschwerden machten irgendwann jeden Schritt zur Qual. Diagnose Haglund, radikale OP mit AS entfernen, überschüssigen Knochen abmeißeln, AS wieder dran. 14 Tage liegen, dann Krücken. Nach vier Wochen orthopädischer Stiefel und Erlaubnis zum MTB Fahren. Nach drei Monaten Gehen ohne Krücken. Schwimmen und Aquajogging. Und weiter MTB. Nach einem halben Jahr erste Versuche mit Walken und Joggen, njet. Einen Monat später wieder, hm. Nochmal nur Schwimmen und Rad. Verzweifelter Versuch des Chirurgen, die Knochenheilung mit einem Krebsmedikament zu beschleunigen – Höllenqualen, aber keine Verbesserung. Nach einem dreiviertel Jahr starke Schmerzen im OP-Bereich, Laufen eingestellt. Immer mal wieder getestet. Nach 14 Monaten Neubeginn mit 3 km. Ganz langsam ausgebaut, immer hingehört, was der Fuß gesagt hat. Nach 1 1/2 Jahren Silvesterlauf über 12 km. Nach rd. 2 Jahren Rennsteig-Halbmarathon, aber mehr Training ging noch nicht, der Fuß schwoll an, tat weh. Laufschuhe kaufen war auch so ein Ding – viele Modelle mit der breiteren operierten Ferse nicht zu tragen. Nach 3 Jahren Rennsteigmarathon, aber fast ne Stunde langsamer als früher.

Aber nach und nach verschwanden die Schmerzen ganz. Und so reifte die fixe Idee: zum 50. Geburtstag sollte es ein 50km Trail sein. Wenig im Umkreis zu finden, schließlich die Entscheidung für den Vipava Valley Ultra Trail in Slowenien, wo ich vier Jahre gelebt habe. Suche im Netz und in meinen diversen Trailrunning-Büchern: wieviel Training muß es sein, damit ich Spaß habe UND der Fuß mitmacht??? Mir ist die Gratwanderung gelungen: Spitzenwoche knapp über 70km, ansonsten 4-5 Läufe/Woche, davon jeweils einer mit 30+ mit ordentlich Höhenmetern, hier in Albanien kein Thema.

Die Freudentränen kamen mir schon beim Abholen der Startnummer. Wie hatte ich die spezielle Atmosphäre dieser Läufe vermißt! Pünktlich war auch der Starkregen strahlendem Sonnenschein gewichen. Am nächsten Morgen standen rd. 160 Läuferinnen und Läufer im malerischen Karstdorf Vipavski Kriz am Start. Mit mir meine Freundin Bärbel, erfahrene Ultraläuferin, die rund ein Jahr hatte pausieren müssen, und mein Nachbar Brian, Kanadier, der auch 50 wird und noch nie einen Lauf gemacht hatte. Ihn hatte ich seit mehr als einem Jahr gecoacht und dann den 50km-Floh ins Ohr gesetzt.

Es ging auf schönen Trails mit nur wenig Straße bergauf und bergab durch Weinberge, Felder und Wälder in Vipava. Alles strahlte in frischem Frühlingsgrün, Gezwitscher und Blumen überall. Perfekte Markierung. Reichhaltige Verpflegungsstationen. Bis km30 alles easy, aber im Blick immer schon den dicken Berg, über den es am Ende gehen würde, auf den man sozusagen in einem riesigen Halbbogen zulief. Ab km 30 dann 1000 Höhenmeter am Stück auf den Berg Nanos, auf dem es ordentlich wehte, aber dafür entschädigte der Blick übers Land bis zur Adria auf der einen und den Alpen auf der anderen Seite. Plötzlich der Zuruf: Ihr seid oben! Es folgten 12km überwiegend Downhill, zum Teil schön laufbar, zum Teil mühsam. Aber immer wieder überkam mich eine Freudenwelle und flossen Tränchen: ich würde es schaffen! Mit noch richtig viel Kraft lief ich nach 9 statt der geplanten 10 Stunden durch Ziel. Und war einfach nur überglücklich, dass ich wieder laufen kann. Richtig laufen, lange Trails! Und das Beste: ich hatte an den folgenden Tagen zwar tierische Muskelschmerzen, aber der Fuß – hatte nichts, gar nichts. Brian schaffte es in gut 8 Stunden, Bärbel in 9,5 – jeder von uns total happy.

Nun habe ich mich schon für den Zagori Trail im Juli, nur 5 Autostunden von hier angemeldet. „Nur“ 44km, aber ordentlich Gebirge. Klar reizt mich mehr, längeres (beim Vipava-Trail gab es UTMB-Punkte...), aber ich will nichts riskieren: ich bin zu glücklich, dass ich wieder richtig laufen kann. Das alte Tempo ist futsch, aber daran kann man ja arbeiten.

Was ich mit der langen Geschichte sagen will: Geduld führt zum Ziel. Nicht aufgeben! Ich war manchmal sehr verzweifelt, konnte nichts sehen, was mit Laufen zu tun hatte. Habe mich zu Fahrrad und Schwimmen geflüchtet. Diese ganzen dussligen Reha-Übungen gemacht (Aqua-Jogging ist echt schlimm!). Und jetzt schmerzt nichts mehr. Nichts schwillt an. Ich bin so dankbar, dass ich wieder laufen kann. Und will es natürlich nicht nochmal aufs Spiel setzen: Die Trainingsumfänge müssen an der Untergrenze des Nötigen bleiben, leider, die richtig langen Trails sollte ich wohl auch besser lassen, aber den Preis zahle ich vergleichsweise gern! KEEP ON RUNNING!

Grüße aus dem wilden Süden
Anke

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Herzlichen Glückwunsch zum Trail .Und ich kann das sehr gut nachvollziehen: Wie schwer s ist aufs Laufen zu verzichten und was es bedeutet sich zurück zu kämpfen - welches Glück es bedeutet wenn es endlich wieder funktioniert.
Alles Gute und Liebe Grüße
Claudia

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Auch von mir herzliche Glückwunsche zum Erfolg und gute Wünsche, dass es weiter so geht!

Wenn alles aussichtslos scheint und dann plötzlich läuft es doch wieder, dann ist das quasi wie eine Wiedergeburt! Ich habe momentan auch so eine Phase (wenn auch auf sehr viel niedrigerem Niveau!) und kann deshalb so gut nachvollziehen, wie es dir geht.

Alles Gute für dich und immer schön vorsichtig bleiben!


LG vom Bergschreck

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Hallo Anke,
auch von mir auf diesem Wege alles erdenklich Gute und vo allem Gesundheit!
ich habe mich an einigen Stellen in deinen Schilderungen auch wiederfinden können.... auch wenn ich - rein zum Spaß ohne Wettkampfambitionen - mit nur10 km glücklich bin, die Gefühle beim nicht mehr dran geglaubten Wiedereinstieg sind, denke ich sind die gleichen.
Ich bin auch schon mit Tränen in den Augen meine ersten schmerzfreien Kilometer seit Jahren gelaufen und hatte so richtig "Emotion overload ".

Zur Zeit trainiere ich mit Personal Trainer, um nicht über das Ziel hinauszuschießen und habe mir in den Kopf gesetzt, einen HM bevor ich 50 werde (16 Monate hab ich noch Zeit :wink: ) zu laufen.
Laufen gibt sowiel Lebensqualität und Körpergefühl, Nicht-Läufer können das ja meist nicht nachvollziehen :tocktock: , das möchte ich nicht mehr missen....
Dran bleiben, nicht aufgeben!!!
Wir sind vom Leben gezeichnet in den buntesten Farben, und wir tragen sie mit Stolz, unsere Wunden und Narben (SDP)

Dieser Weg wird kein leichter sein...(Teil 1)
In Ruhe alt werd´ich später.....(Forts.)

Kölner Zoolauf 07/2017 8,6 km
Kölner Brückenlauf 09/2017 15,65 km 1:43:xx
HM Köln 10/2017. 21,1 km 2:18.xx
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