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Brixen-Dolomiten-Marathon 01.07.2017

Brixen-Dolomiten-Marathon 01.07.2017

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So, nachdem ich bisher hier die Laufberichte nur konsumiert habe, versuche ich jetzt erstmals selbst meine Laufeindrücke in Worte zugießen, und zwar jene vom Brixen-Dolomiten-Marathon am 1.7.

Meine Strategie für meine Lauf-Saisonplanung ist grundsätzlich folgende: 1-2x/Jahr auf Bestzeitenjagd, und sonst noch ein paar gemächlichere Genussläufe einstreuen, hauptsächlich in der warmen Jahreszeit, wo Zeitenjagd bei mir eh nix bringt. Meine Wahl für den heurigen Sommer fiel auf den Brixen-Marathon, unter anderem auch deshalb, weil ich ursprünglich aus der Gegend komme.
Zunächst kurz zum Organisatorischen: dieStartnummernabholung am Domplatz funktionierte reibungslos, es gab zwar schon die Möglichkeit, sie Freitag nachmittag zu erledigen, aber es wäre auch am Samstag vor dem Start zeitlich problemlos möglich gewesen. Die Busse für den Kleidertransport standen auch in diesem Bereich, also musste man sich –abgesehen von der Startzeit 7:30 Uhr- diesbezüglich nicht stressen.Verpflegungsstationen gab es ab km 4, zunächst immer so im Abstand von 3-4 km,dann im wirklichen Gebirgsbereich alle 2,5 km, auf der Schlussetappe dann sogar noch enger, wobei es an jeder 2. Station neben den klassischen Getränken auch Essbares in Form von Bananen, Äpfeln, Riegeln und Keksen gab.
Auch wenn ich selbst vorsichtshalber (keine Experimente) diesen Service nicht in Anspruch nahm, ist noch erwähnenswert, dass es auf den letzten ca. 12 km sozusagen eine vorgelagerte Gelversorgung gab: die Essens-Verpflegungspunkte waren allesamt am Ende eines kleinen Anstiegs, und ca. 15 m vor dem eigentlichen VP standen Helfer, die denLäufern Gel anboten. Also konnten zur Eile fähige Läufer ohne stehen zu bleiben das Gel reindrücken, sich dann etwas zu trinken nehmen und wieder von dannen ziehen. Die Pastaparty war sinnvollerweise – im Gegensatz zu vielen anderen Marathons- im Ziel auf der Plose, sodass auch im Ziel fürs leibliche Wohl –neben Keksen, Wassermelonen und allerlei Getränken- bestens gesorgt war.


So, nun zum Lauf an sich: glücklicherweise hatte es in den Vortagen ordentlich abgekühlt, sodass die Temperaturen ideal zum Laufen waren,es dürften so ca. 12-14 Grad am Start gewesen sein, und da die Sonne durchkam,blieb die Temperatur mit zunehmender Höhe grob geschätzt aus Läufersicht konstant in diesem Bereich.
Pünktlich um 7:30 Uhr (für die Einzelläufer, die Staffeln starteten eine halbe Stunde später) ging die wilde Hatz los, bei der es neben den klassischen 42,195 km auch noch 2.450 positive Höhenmeter zu bewältigen galt. Zunächst ging es durch die Brixner Innenstadt flach dahin, es folgte dannein Schleife nach Süden, wo ich mich zunächst einmal ordentlich einbremsen musste, weil mein 2. Km für meine geplante Nicht-Selbstvernichtung angesichts dessen, was noch wartete, doch etwas zu zügig war. Für die restlichen 2 km der Einrollphase stimmte dann mein Tempo, und dann ging der Spaß auch schon mit den ersten Anstiegen wirklich los. Zunächst noch recht moderat über kleine Straßen und Wiesenwege, jedoch bald auch über relativ steile Waldwege, sodass ich in weiser Voraussicht frühzeitig zwischen gehen und laufen wechselte. So ging es weiter bis ca. km 9, wo dann rund 2 km bis zum ersten Staffelwechsel folgten,wo man es recht gut rollen lassen konnte.
Beim 1. Staffelwechsel war auch der erste VP mit fester Nahrung, und damit man nicht auf blöde Gedanken kam, diese schnell hinunterzuschlingen, um rasch weiter zu laufen, blickte einen auch schon der bis dahin steilste Anstieg an, der zusätzlich noch durch den nassen Boden relativ zäh war. Danach kam eine kurze Flachpassage, um dann nach wenigen 100m auf die Trasse einer Skipiste zu kommen, wo für mich erstmal wieder zügiger Marsch angesagt war. Danach folgte auf gut 4 km bis ca. km 16 eine Forststraße, die mal mehr und mal weniger steil war, was sich entsprechend auf die Fortbewegungsart auswirkte und sich relativ zäh gestaltete. Mittlerweile hatte ich aber, auch Dank der Orientierung an erfahreneren Läufern, ungefähr meinen Rhythmus gefunden, sodass ich recht brauchbar vorankam, ohne mich zu vernichten. Nun schlossen rund 7 relativ flache km an, wo man es einerseits recht gut laufen lassen konnte, andererseits auch Körner aufbewahren für die kommenden Aufgaben.Teilweise ging es in den Wiesen und Wäldern, die man hier durchlief, stark abwärts, was ob der Nässe nicht ungefährlich war und zu Stürzen führte, wobei dem Gefluche ein Stück hinter mir zumindest einmal ein Läufer einen anderen mit „verräumt“hat.
Ab km 23 ging es wieder steiler zur Sache: zunächst ein relativ (eigentlich wirklich, aber man muss die Relationen auf dieser Streckebeachten) zackigen, schmalen Anstieg, wo gehen angesagt war. Dem schloss dann wieder abwechselnd mal ein Feld- oder Forstweg und ein schmaler Waldpfad an, wo zwar überholen unmöglich war, aber mittlerweile hatten sich die Gemüter diesbezüglich großteils eh beruhigt. Nach ca. 27 km erreichte man dann den Almbereich. Hier ging es zunächst aus dem Wald auf einem flachen Forstweg dahin, bevor man auf einen schmalen Bergpfad abbog. Hier war es teilweise wirklich sehr eng und auch exponiert, sodass man sehr achtsam sein muss, nicht am falschen Ort zu stolpern, denn sonst hätte es einen locker 20 m tiefer legen können. Wegen der Enge gab es hier auch keine echten Überholmöglichkeit, jedoch war jetzt trotzdem der Beginn jener Phase, wo vermehrt schnellere Staffeln nicht ganz so schnelle Einzelläufer einholten. Nachdem mittlerweile um mich herum die Stellungen großteils bezogen waren, ich also meist allein oder mit 1-2 anderen unterwegs war, nützte ich schwerere Passagen, wo ich eh nur gehen konnte, zu einem kurzen Schulterblick, um Staffelläufer – mit andersfarbiger Startnummer – rechtzeitig zu erkennen und sie dann passieren zu lassen, um zu vermeiden, dass ich in einer Harakiri-Aktion eventuell lädiert werden könnte(es geht ja nix über eine gesunde Portion Egoismus). Nach gut 30 km kam dieStrecke auf eine Forststraße, wo man es wieder rollen lassen konnte, teilweiseging es sogar ordentlich abwärts. Hier war wieder Erholung angesagt.
Für mich war es neben der Distanz- und nun bereits gut 1700-1800 Höhenmetern in den Knochen- auch eine Erholung von den Trail-Passagenauf dem Bergpfad, weil ich das noch nicht wirklich gewohnt und von Haus aus auch nicht so der Filigrantechniker bin…
So ging es bis km 33,7, wo man sich nochmals ordentlich stärken konnte und auch der letzte Staffelwechsel war. Von dort ging es zunächst kurz aufwärts über einen ruppigen Feldweg, bevor es dann zwar flach weiter ging, allerdings war auf dem schmalen Bergpfad stets hohe Konzentration gefragt, sodass ich geistig mehr gefordert war als körperlich, denn meine Gräten versuchte ich möglichst für die Königsetappe dieses Laufs zu schonen.
In km 39 gab es die letzte Verpflegungsstelle mit fester Nahrung, hier plauschte ichauch noch kurz mit den Helfern und meinte, dass jetzt eigentlich Zeit für den Endspurt sei. „Sei“ deshalb, weil man hier gut 2000 Höhenmeter in den Knochen hatte, also fehlten noch ein paar auf 2.450… Nun gut, auf in die letzte „Wand“. Zunächst ging es eh nur steil dahin, sodass man relativ stramm marschieren konnte, und sogar kurz laufen. Aber nach gut 500 m war der Spaß dann vorbei. Ähnlich Extrembergsteigern am Mount Everest- zumindest von der Geschwindigkeit her, bei mir km 40 und 41 mit 14:XX min sprechen Bände- kämpften wir uns vorwärts. Offenbar hatte ich mir die Kräfte relativ gut eingeteilt – also die Selbstvernichtung vermieden – sodass ich – man denke an LKW-Überholmanöver auf der Autobahn – in ein paar Elefantenrennen noch 2 Positionen gutmachen konnte. Der Schlussansteig hatte ca. in der Mitte rund 500 flachere Meter, bevor es zum höchsten Punkt der Strecke – im wahrsten Sinn des Wortes- ging. Von dort ging es die letzten 700 m leicht bergab ins Ziel, wo ich es nur noch austrudeln ließ. Nach gut 5:25 Stunden war es dann geschafft, ab durchs Ziel und erstmal gefühlt eine halbe Wassermelone verputzt :geil:

Fazit: Ein schöner- wenn auch durchaus anstrengender - Landschaftsmarathon bei dem für jeden Geschmack am Berg etwas dabei sein sollte. Organisation: wirklich top, durchwegs freundliche Leute, teilweise sogar mitten in unwegsamen Gelände kleine Zuschauer-Nester, die einen anfeuern. Durchaus zu empfehlen, das einzig Negative ist, dass es um diese Zeit so viele schöne Landschaftsläufe gibt, dass ich diesem Lauf keinen Fixplatz geben kann :motz:

Auch wenn ich heute überraschenderweise nur „normalen“Muskelkater habe und mir sonst nix weh tut, sind jetzt mal ein paar Wochen Regeneration angesagt :schlafen:

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Letztes Jahr waren wir als Zuschauer oben im Ziel, weil unsere "Herbergseltern" Christian Stuffer und Birgit Klammer dabei waren. Haben den Einlauf des Siegers gesehen, Sohn von unserem Trainer im Laufkurs, war alles sehr spannend! Nachher wurde es aber arg fies kalt, so dass wir uns auf dem Heimweg machten.
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