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Der Wesergebirgsläufer ist wieder zurück.

Der Wesergebirgsläufer ist wieder zurück.

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06.08.2017

Heute ist ein guter Tag. Zum einen habe ich dazu durchgerungen hier wieder aktiv zu werden , zum anderen bin ich jetzt nach langer Krankheit so gefestigt, dass ich mit einer neuen Streak beginnen möchte.
Das einzige, was mich noch ein bisschen bremst, ist die Gewissheit, dass ich immer noch nicht die optimale Medikation gefunden habe. Diese gemeine Arteriosklerose, die mir den hohen Bluthochdruck, zwei Herzinfarkte und fünf Stents beschert hat, ist zwar gut zu behandeln. Aber man muss erst die passenden Medikamente finden. Und der Zeitraum bis alles passt, wird lang und auch schmerzhaft. Freitag wurde bei mir Simvastatin abgesetzt. Dieses Cholesterin senkende Mittel verursachte bei mir dermaßen starke Gelenkschmerzen, dass ich kaum noch die vier Stufen zur Wohnung hochkam. Jetzt, da es abgesetzt ist, kann ich beschwerdefrei laufen. Aber wie das neue Mittel wirkt, welches ich nächste Woche bekomme, weiß auch noch keiner.
Das wäre dann meine 10. Streak. In den vorherigen 9 Serien lief ich insgesamt 22656 km. Die Gesundheit, die mir meine Eltern mitgaben, war wohl nicht so besonders. Denn fast immer wurde ich durch gesundheitliche Problem ausgebremst. Aber ich bin jedes Mal wieder aufgestanden und habe weitergemacht.
Heute bin ich dann vier Kilometer im Wald und an den Gevatter Seen gelaufen. Hier veranstaltet Jobst von Palombini seine Gevattersee Marathons. Da bin ich auch schon öfter mitgelaufen. Ob ich das wohl jemals wieder schaffe. Die Hoffnung stirb als letztes.
Aber heute fühlte ich mich richtig gut. Die Nebenwirkungen der Tabletten waren deutlich kleiner geworden und ich konnte ohne Schmerzen die Laufstrecke unter die Sohlen nehmen.
Für die vier Kilometer brauchte ich fast 42 Minuten. Das erscheint vielen Läufern wahrscheinlich als etwas schnelleres Gehen, für mich fühlte es sich aber wie ein Start in ein neues Leben an.
Es ist nicht einfach die Erinnerungen an die guten alten Zeiten hinter sich zu lassen. Aber wenn man mal für 10 km 42 Minuten gebraucht hat, dann ist es nicht leicht, sich mit der neuen Situation abzufinden. Okay, das ist ja auch schon fast dreißig Jahre her, und ich lebe noch.
Allen Unken Rufen zum Trotz ist die 10. Streak begonnen. Mal sehen, wie es weitergeht.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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07.08.2017
Heute bin ich die gleiche Runde wie gestern gelaufen. Nur ab sofort begleitet mich Raika auf meinen Läufen. Diese treue Seele möchte ein wenig an Gewicht verlieren und mich immer an ihrer Seite wissen. Blacky, der mich schon auf so vielen Läufen begleitet hat, ist mittlerweile 10 Jahre alt und liebt die ruhigen Spaziergänge, die wir jeden Morgen am Gevattersee tätigen. Laufen will er nicht mehr.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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08.08.2017

Was für ein Tag. Als Rentner, nach 47 lückenlosen Arbeitsjahren, habe ich es jetzt endlich gelernt, mal etwas länger zu schlafen. Statt um 5:00 Uhr aufzustehen, kann es jetzt auch schon mal 7:30 Uhr werden. So auch heute. Die Enkelkinder waren über Nacht bei uns. Da sie ja etwas länger schlafen als wir, sind wir nach dem Frühstück und dem morgentlichen Putzritualen zum Gevattersee gefahren. Der wirklich wunderschöne Sommermorgen rief förmlich zum Wandern mit den Hunden. Und die Enkelkinder schlafen. 
Weit sind wir leider nicht gekommen. Raika fing plötzlich an zu humpeln. Das vordere linke Pfötchen knickte immer weg und sie sah mich hilfesuchend an. Ich untersuchte sie und fand eine Brombeer Dorne die zwischen den Zehen klemmte. Nachdem ich sie entfernt habe, wollte Raika aber nur zurück nach Hause. Sie ist eben eine kleine Mimose. Das war dann nur eine kleine Runde.
Heute Abend dann, wie versprochen, habe ich die Raika mit auf Strecke genommen. Den morgendlichen Zwischenfall mit ihrem Pfötchen hatte sie total vergessen. Frohgemut lief sie mit mir los. Ein wunderschöner Sommerabend, nicht zu warm und eine leichte Brise vom See. Ideales Laufwetter.
Nach ca. dreihundert Metern trafen wir auf den ersten Hund. Kessie, ein fünf Monate alter Dackel. Da mussten wir erst eine Spielpause einlegen. Raika, läuft ohne Leine, ließ natürlich ihr Mutterinstinkte spielen und kümmerte sich rührend um den kleinen Dackel Welpen. Sah natürlich etwas bescheuert aus, wie ich dabei immer auf der Stelle weiterlief, die Streak soll ja halten.
Nachdem die Tierchen sich bespielt hatten, liefen wir weiter. Ich war mal wieder stolz auf Raikas Sozial Verhalten. Vorbildlich war sie.
Keine zwei Minuten später höre ich von hinten eine Stimme: „Den Laufstil kenne ich, das kann nur einer, der Rainer“. Ich drehe mich um und sehe Ralf mit seiner Frau. Beide auf dem Rad, nähern sich von hinten. Wir haben uns bestimmt schon drei Jahre nicht mehr gesehen. Früher liefen wir zusammen im Verein.
Da war die Freude groß. Wir quasselten auch eine ganze Weile, aber ich konnte dabei wenigstens weiterlaufen.
Als sie sich dann verabschiedeten liefen Raika und ich ungestört weiter.
Dieses Mal änderten wir den Kurs in Richtung Kastanien Allee und von dort ging ein wunderschöner Trail zwischen den Seen hindurch in den Wald.
An den Hexenteichen vorbei führte uns der Weg zurück in Richtung Auto. Das ist eigentlich der schönste Teil der Strecke. Unter großen Buchenbäumen, auf federnden Waldboden, da lässt es sich besonders gut laufen. Das ist auch Raikas Lieblingsweg. Immer wieder muss ich Stöckchen werfen. Das ist ihre größte Freude auf diesem Weg. Nur hier verlangt sie danach.
Viel zu schnell vergeht die Zeit und wir sind zurück am Auto. Ein wunderschöner, aufbauender Lauf liegt hinter uns. Es sind viereinhalb Kilometergeworden. Aber das Schönste, ich merke deutlich, wie es von Tag zu Tag besser wird. Völlig beschwerdefrei beende ich den Lauf. So darf es gerne weitergehen.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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09.08.2017

Es tritt genau das ein, was ich erwartet habe. Nach drei Tagen täglich laufen (+morgendlicher Wanderung) habe ich heute richtig dickes Blei in den Beinen. Eigentlich müsste ich pausieren. Aber aus Erfahrung weiß ich, dass der vierte Tag immer der schlimmste Tag ist. Und da hilft nur eins: Ruhe bewahren, langsamer laufen und dafür länger. Das ist meine Erfahrung mit solchen Krisen umzugehen.
Dafür hatte ich mir eine Strecke am Mittellandkanal ausgesucht. Bei uns soll hier ein neuer Containerhafen gebaut werden. Die Bauarbeiten haben gerade begonnen. Prompt reicht eine Bürgerinitiative eine Beschwerde dagegen ein. Und bekommt erst mal Recht. Bin ja mal gespannt, wie das weitergeht.
Aber genau so chaotisch wie die Bauplanung ist, so ist auch die Baustellenabsperrung.
Ich laufe also unterhalb der B482 los, hoch zum Kanal und dort dann links ab. Ich wundere mich schon, wieso der Leinpfad hier auf drei Meter Breite plan geschoben wurde. Sämtliche Kilometerangaben, die amtlich vermessen im Weg befestigt waren, und zwar in hundert Meter Abschnitten, sind dadurch rausgerissen und unbrauchbar geworden.
Ich bin noch nicht mal einen Kilometer gelaufen, da treffe ich auf eine Absperrung. Hier geht es nicht weiter. O.K. Ich kenne mich aus. Umleitung ist nicht angegeben. Also laufe ich runter und unterquere den Mittellandkanal. Nach zweihundert Metern biege ich ab in das neue Industriegebiet, welches im Bewusstsein des Hafen Neubaus schon angelegt wurde.
Die Beine murren, sind lahm, wollen gehen. Aber ich falle da nicht drauf rein. Trabe langsam weiter.
Ich unterquere die B482 und die Eisenbahnstrecke nach Nienburg. Alle mit neuen Brücken ausgerüstet, damit mit Containern beladene LKW sie auch passieren können.
Das große Windkraftrad ist wohl schon lange nicht mehr in Betrieb. Dem Hafenausbau geschuldet. Es soll wohl zurück gebaut werden.
Egal, meine schweren Beine treiben mich weiter. Hier habe ich zwei Möglichkeiten, um zum Auto zurück zu kommen. Fünf zusätzliche Kilometer, oder durch die Absperrungen durch. Früher wäre mir die erste Variante sehr willkommen gewesen. Aber heute ziehe ich die zweite vor.
Mit schlechten Gewissen laufe ich nun auf Baustellen Gebiet. Aber es ist ja schon später. Ich hoffe, dass dort niemand mehr arbeitet und ich unbemerkt da durchkomme.
So komme ich dem neu angelegten Biotop sehr nahe. Alleine dafür lohnt sich schon die Angst. Ein großes Flutbiotop wurde angelegt indem auch jetzt noch viele kleine Seen, gefüllt mit dem Hochwasser der letzten Tage entstanden ist. Zu meiner Kindheit gab es hier Müllkuhlen, in die die Asche und Hausmüll entsorgt wurden. Ob das wohl noch richtig entsorgt wurde? Ich bin da skeptisch.
Über die provisorische Baustellenstraße komme ich dann wieder zum Mittellandkanal. Hier flie0t die Aue unter dem Mittellandkanal hindurch. So wie die Weser in Minden unter dem Mittellandkanal fließt. So haben wir eigentlich zwei besondere Kanal Querungen.
Der Anstieg hoch zum Kanal fordert mich doch ganz schön. Der Sertig Pass in Davos kam mir nicht so schwer vor.
Aber dann ist auch der geschafft. Nun habe ich wieder topfebenen Weg für gut dreihundert Meter. Dann muss ich hoch, auf die nächste Brücke, direkt am Sperrtor. Dort oben angekommen, erwartet mich die nächste Wegsperrung. Um auf die Straße zu kommen muss ich durch das Gebüsch und über die Leitplanke krabbeln. Auch das gelingt mir. Dann über die einspurige Brücke, auf der mich ein Autofahrer anpöbelt, weil er meint, er hätte nur das Recht hier zu fahren. Ich solle mich verpissen. Aber solche Schwachmaten ignoriere ich einfach, laufe unbeirrt weiter. Auf der anderen Seite führt der Weg unbehindert zurück auf den Leinpfad.
Hier herrscht Ruhe und ich laufe in mich gekehrt weiter in Richtung Auto. Kurz vor der Stelle, wo ich den Kanal verlassen müsste, schaue ich auf die Smart Watch. Vier Kilometer, nee, fünf möchte ich schon ganz gerne. Also an der Abzweigung vorbeigelaufen, einen einsamen Angler gegrüßt, und genau wieder auf dem Weg, wo ich vor einiger Zeit schon gelaufen bin, wird weitergetrabt.
Etwa nach 4,2 km drehe ich um und laufe zurück. Als ich an die Abzweigung komme, wo es Richtung Auto geht, überlege ich, dass es doch wohl besser wäre, die fünf Kilometer hier oben zu laufen und den Weg zum Auto als Regenerationsstrecke zu nutzen. Gemacht, getan. Der Angler denkt bestimmt, was ich für ein doofer Jogger bin. Passiere ihn zum zweiten Mal, drehe nach zweihundert Metern um und treffe ihn zum dritten Mal. Aber das ist mir egal. Ich bin jetzt gleich zurück am Auto. Fünf Kilometer sind geschafft und die Beine fühlen sich schon längst nicht mehr so schwer an. Was will ich mehr. Es geht doch. Geduld ist meine größte Gabe.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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10.08.2017

Heute Abend bin ich mit Raika an den Gevatter Seen entlanggelaufen. Der Regen konnte uns nicht die Laune verderben. Die Temperaturen passten. Keiner brauchte frieren.
Schon nach hundert Metern trafen wir auf den ersten Hund, einen kleinen Yorkshire Terrier. Die beiden verstanden sich sofort und der kleine Matz wäre am liebsten mit uns mitgelaufen. Aber sein Herrchen wollte das nun gar nicht.
So zogen wir dann weiter. Der Regen wurde noch ein bisschen stärker, aber als wir den schützenden Wald erreichen, hört er fast vollständig auf. Von nun an begleitet uns ein ganz leichter Nieselregen.
Das Wetter macht Raika auch nichts aus. Immer wieder verschwindet sie im Gebüsch und schnüffelt und genießt ihr Leben. Bleibt sie zu lange von mir weg, reicht es, einmal mit der Zunge zu schnalzen und ein kurzer Pfiff. Ehe man sich versieht, läuft sie neben mir her. Nach dem Motto „Nichts gehört, nichts gesehen. Ramm Zamm auf Wiedersehen.“ Sie umrundet mich, schaut mir in die Augen und dann weiß sie, alles gut, weitermachen.
Sie ist so eine treue Seele und ich bin auch richtig glücklich, dass sie bei mir ist.
Irgendwie fühlt sich die Natur schon herbstlich an. Ein Schwarm Enten, oder so was Ähnliches, zieht über uns in Keilformation vorbei und sucht einen Ruheplatz für die Nacht.
An den Hexenteichen angelangt, nimmt Raika erst ein Bad. Gut, das Frauchen nicht dabei ist, das gäbe Ärger. Das Wasser riecht ein wenig nach Modder. Raika weiß genau, bei mir hat sie Narrenfreiheit und nutzt dass auch aus.
Sie bleibt auch nicht lange im Wasser und kommt schnell hinter mir her.
Was mir noch so auffällt, das sind die Schnecken. Sie kommen jetzt aus ihrer Deckung und queren in großer Anzahl die Wege. Lange nicht mehr so viele Schnecken gesehen.
Nun sind wir schon drei Kilometer unterwegs. Heute Morgen war ich hier auch schon mit den Hunden. Da waren noch keine Schnecken zu sehen.
Es ist ja schon etwas unheimlich. Letzte Woche noch, da konnte ich mich kaum auf den Beinen halten. Ein Medikament, Simvastatin, wurde abgesetzt. Schlagartig ging es mir besser. Zwei Tage später beginnt meine neue Streak. Die Zehnte. Ich bin so glücklich darüber. Trotzdem befällt mich ein wenig Angst. Das Simvastatin ist ein Cholesterin Senker. Der ist überlebenswichtig, damit sich die fünf Stents nicht wieder verschließen. Und Morgen habe ich Arzttermin, um einen neuen Cholesterin Senker zu bekommen. Hoffentlich bekommt mir der besser, nicht das die Schmerzen von vorne beginnen. Das wird so langsam eine Sorge, die immer größer wird.
Aber ich konzentriere mich auf Raika. Sie läuft so unbedarft neben mir her, frei und sorgenlos. Das macht mich auch ein wenig stolz und glücklich. Wir Beide sind richtige Partner geworden. Schön dass es dich gibt. Du lenkst mich von den schlimmen Gedanken ab.
So lasse ich das kleine Tief hinter mir. Wir kommen an die Kreuzung zur Kastanien Allee. Raika bleibt stehen, schaut rüber zu mir. So nach dem Motto: Kommst du auch? Da sind welche. Darf ich hin.
Ich nicke, sie versteht und läuft weiter. Zwei Border Collies kommen uns entgegen. Auch ohne Leine. Schon geht das Toben los. Als ob sie sich ewig kennen, wird erst einmal freudig gebalgt.
Smalltalk mit dem Herrchen und ohne Probleme geht jeder seinen Weg. Ein kurzer Rückblick von Raika und schon ist sie wieder neben mir.
Jetzt ist es nicht mehr weit zum Auto. Unten am Strand wartet die Gans Agathe noch auf Futter. Aber ich habe nichts dabei. Andreas kommt morgen früh mit seinen fünf Hunden, der versorgt sie und die Schwanen Familie.
Nach etwas mehr als vier Kilometer erreichen wir das Auto. Nass aber glücklich. Nicht schnell aber voller neue Eindrücke und sehr zufrieden. Man muss lernen auch die Kleinigkeiten zu genießen, sie annehmen. Das Leben kann sich so schnell ändern. Dankbar fahren wir Richtung Heimat, wo meine liebe Ulrike sicherlich schon wartet. Am Computer verfolgt sie meinen Weg. Sieht meinen Herzschlag und das gibt ihr eine Sicherheit. Sie weiß dadurch immer, wie es um mich steht. Gut, dass es die Technik gibt.

06.08.2017 Tag 1 3,98 km 41:57:00 Minuten
07.08.2017 Tag 2 4,01 km 41:43:00 Minuten
08.08.2017 Tag 3 4,56 km 55:19:00 Minuten
09.08.2017 Tag 4 5,03 km 53:01:00 Minuten
10.08.2017 Tag 5 4,3 km 46:11:00 Minuten
21,88 km

Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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11.08.2017

Heute Abend bin ich mit Raika an den Gevatter Seen und im Wald auf Kilometerjagt gegangen. Natürlich setzt pünktlich zum Start der Regen ein. Aber das stört uns nicht sonderlich, aber es ist doch empfindlich kälter geworden.
Wir trollen so in Gedanken versunken vor uns hin. Ich genieße die Ruhe und freue mich, dass das Laufen mir immer leichter fällt. Heute spüre ich das ganz besonders.
Heute Vormittag habe ich ein wenig im Streakrunner Forum gestöbert. Da bin ich auf einen von mir geschriebenen Beitrag aufmerksam geworden. Hier der Bericht auf meiner HP, vom 05.03.2013. Damals hat nach meinem Crash der Unfallarzt festgestellt, dass meine Adern im Bein alle ziemlich verkalkt seien. Da hätten bei mir und dem Hausarzt schon alle Glocken klingeln müssen. Ich war zu dem Zeitpunkt schon mit Bluthochdruck in Behandlung.
Die Gedanken lenken mich immer wieder ab. Trotzdem fällt mir auf das sich die Natur rapide umstellt. Die Zeit läuft Richtung Herbst. Die Brennnesseln kippen um und die Laufwege werden immer schmaler. Die Äste, das Laub mit Regen beladen, kommen immer tiefer. Stellenweise muss ich gebückt unter ihnen durchlaufen, damit sie nicht ihre Wasserlast in meinen Kragen ergießen. Es macht trotzdem wieder richtig Freude. Auch Raika genießt diese Momente, schaut immer wieder zu mir rüber, als ob sie mich unter Kontrolle behalten will, und dass ich immer mit ihr weiterlaufe.
An den Hexenteichen angelangt kommt es mir auch hier richtig herbstlich vor. Es ist in dem dicht gewachsenen Wald schon ziemlich dunkel und auf dem schmalen Trail muss ich aufpassen, dass ich nicht stolpere.
Auf dem Hauptweg angekommen, sieht es doch schon besser aus. Bis hier haben wir noch keinen Menschen getroffen. Lediglich in der Ferne tönt Hundegebell. Das könnte das Rudel von Andreas sein. Bis dahin brauchen wir noch ein wenig Zeit.
Weiter geht es, den Hauptweg entlang in Richtung Auto. Ein kleiner Umweg über die Kastanien Allee, damit wir auch sicher die vier Kilometer Marke schaffen.
Dann treffen wir auf das bellende Rudel. Es ist nicht Andreas, wie vermutet, sondern eine Gruppe mit ca. 10 Hunden. Alle stehen dicht zusammen und lassen uns ruhig passieren Ein schöner Anblick.
Nach 4,36 km sind wir nass, aber glücklich am Auto angelangt. Es hat richtig Spaß gemacht
Was hat meine Tierärztin heute Nachmittag gesagt: Stell dir vor, du hättest nicht über dreißig Jahre gelaufen. Wo wärst du wohl heute?
Wie Recht sie hat.

06.08.2017 Tag 1 3,98 km 41:57:00 Minuten
07.08.2017 Tag 2 4,01 km 41:43:00 Minuten
08.08.2017 Tag 3 4,56 km 55:19:00 Minuten
09.08.2017 Tag 4 5,03 km 53:01:00 Minuten
10.08.2017 Tag 5 4,30 km 46:11:00 Minuten
11.08.2017 Tag 6 4,36 km 47:14:00 Minuten
26,24 km
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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12.08.2017

Den ganzen Vormittag regnet es. Was für ein trübes Wochenende. Das hält Raika und mich natürlich nicht vom Laufen ab.
Am Sperrtor in Berenbusch starten wir. Der Nieselregen entwickelt sich zu einem Schauer.
Das ist natürlich ein stinklangweilige Runde, die ich mir da ausgesucht habe. Sie hat natürlich den Vorteil, dass sie alle 100 Meter mit Messpunkten eichgenau vermessen ist. Jeder volle Kilometer ist mit einem großen Schild numerisch ausgezeichnet. Bei jedem halben Kilometer steht ein großes Schild mit einem + Zeichen.
Auf dem ersten Kilometer müssen wir uns erst finden. Die Umgebung ist für Raika noch neu und fremd. Da gibt es viel zu schnüffeln. Ganz interessant sind für sie die Schiffe an der Hafenmauer. Vier Stück liegen hier. Jedes verursacht beim Dümpeln im Wasser andere Geräusche, die sie immer wieder erschrecken. Aber mit der Zeit gewöhnt sie sich daran und lässt sich nicht mehr stören. Schnüffeln hat jetzt wieder Vorrang.
Wir verlassen den Hafenbereich und nun kann man Kilometerweit geradeaus schauen. Der Weg ist mit Pfützen übersät und ruckzuck sind die Füße klatschenass.
Acht Kilometer habe ich mir vorgenommen. Das Tempo ist mir dabei noch völlig egal. Mir ist wichtig, wieder ein Gefühl für die Strecke zu bekommen. Ohne Druck auf der Brust und ohne Bluthochdruck.
Als wir dann die vier Kilometer erreicht haben, laufen wir noch zur Sicherheit ein kleines Stück weiter, damit wir auch die acht Kilometer erreichen, wenn wir jetzt umkehren.
Immer wieder vergleiche ich die Kilometerangaben mit der Polar Smart Watch. Ich bin erstaunt, die Angaben stimmen genau mit den gemessenen Kilometern überein. Hier auf freier Strecke passt alles ganz genau.
Endomondo läuft auf meinem Handy parallel und zeigt mir am Ende 240 Meter mehr an. Das liegt also alles im normalen Bereich.
Der Rückweg ist etwas anstrengender, denn der Gegenwind ist doch nicht ohne. Aber ich freue mich, denn Herz und Kreislauf tuckern ruhig und gleichmäßig wie ein Uhrwerk. Keinerlei Beschwerden.
Die zehn Kilometer knacke ich als Nächstes.
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13.08.2017

Mit meiner treuen Raika bin ich heute mal zum Schaumburger Wald gefahren. Sie soll auch mal eine andere Umgebung kennen lernen, nicht immer nur die Gevatter Seen umrunden.
Der einzige Nachteil hier ist der, dass hier ganz viel Fahrradfahrer unterwegs sind.
Aber erst mal war die Strecke frei und unbeschwert liefen wir los. Raika lauschte den vielen neuen Geräuschen. Den Lärm der Kreisstraße konnte man noch deutlich hören. Besonders den der Motorradfahrer, die durch die Kurven jagten. Das gefiel Raika gar nicht. Auch das muss sie lernen.
Nach achthundert Metern verließen wir den Radwanderweg und über geschotterten Boden führte uns der Weg vorbei am Mausoleum der Juliane in Richtung Betonstraße und dem Eichen Lagerplatz.
Seit Freitag muss ich ein neues Cholesterin Mittel nehmen, welches angeblich nicht so starke Nebenwirkungen haben soll. Mein rechtes Bein beschwert sich aber gerade bei dem leichten Anstieg mit ziemlich stechenden Schmerzen in der Kniekehle. Ich versuche das erst einmal zu ignorieren.
Das schöne Wetter motiviert uns und wir traben nebeneinander weiter. Erreichen nun die ca. einen Kilometer lange Betonstraße, wo rechts und links auf Betonschwellen wertvolles Eichenholz gelagert wird.
In der Ferne sehen wir schon zwei Menschen mit Hunden, die uns entgegenkommen. Sie haben ihre Hunde an der Leine. Als wir gebührend nahe sind, nehme ich Raika an die Leine. Das war dann auch besser so. Die Frau mit dem Samojeden verlässt den Weg und schlägt sich in das Unterholz.
Ihr Hund geht dabei an, als würde er jeden Moment durchdrehen und alles was ihm zwischen die Zähne zerfleischen. Nur mit Mühe kann sie ihn unter Kontrolle halten. Währenddessen steht ihr Begleiter mit seinem Hund am Wegesrand und lässt uns völlig unberührt passieren. Das macht den Samojeden wohl noch wilder.
Wir sind vielleicht zehn Meter an ihnen vorbei, da höre ich den Samojeden auf einmal schmerzerfüllt jaulen. Das Tier tut mir in der Seele leid. Es ist wohl in völlig falsche Hände geraten, von alleine sind die Tiere nicht so verstört.
Raika und ich beschleunigen ein wenig um bloß schnell weg zu kommen. So etwas brauchen wir nicht wirklich, für mich einfach unerträglich.
Am Ende der Betonstraße kommen wir auf den Radwanderweg zurück. Auf gut drei Kilometer bleiben wir nun auf dem Weg. Es ist bestes Radfahrwetter, was uns nun auch etliche Radwanderer beschert. Ein Grund, Raika nun an die Leine zu nehmen. Für sie kein Problem und ich brauche mir keine Sorgen machen, dass sie einen Radfahrer zu Fall bringt.
Da fällt mir nun eine neue Spezies Radfahrer auf. Die E-Biker. Einige gut ausgerüstet mit Helm und Schutzkleidung, andere nur in kurzer Hose und T-Shirt. Aber eins haben sie gemeinsam. Ein versteinertes Gesicht, grüßen geht gar nicht. Komische Welt ist das geworden.
Aber auch das überstehen wir und erreichen unbeschadet den Parkplatz. Nächstes Mal laufen wir hier zu einem späteren Zeitpunkt. Dann haben wir mehr Ruhe.
Mein Bein beunruhigt mich ein wenig. Abwarten und Tee trinken. Der Körper muss sich wohl auch erst an das neue Medikament gewöhnen. Alles braucht halt seine Zeit.
Etwas über fünf Kilometersind es geworden.

Sonntag, 6. August 2017 Tag 1 3,98 km 41:57:00 Minuten
Montag, 7. August 2017 Tag 2 4,01 km 41:43:00 Minuten
Dienstag, 8. August 2017 Tag 3 4,56 km 55:19:00 Minuten
Mittwoch, 9. August 2017 Tag 4 5,03 km 53:01:00 Minuten
Donnerstag, 10. August 2017 Tag 5 4,3 km 46:11:00 Minuten
Freitag, 11. August 2017 Tag 6 4,36 km 47:14:00 Minuten
Samstag, 12. August 2017 Tag 7 8,16 km 1:26:04 Minuten
Sonntag, 13. August 2017 Tag 8 5,71 km 59:02:00 Minuten
40,11 km
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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14.08.2017

Lange bin ich schon nicht mehr im Wesergebirge gelaufen. Das ging mir schon den ganzen Tag so durch den Kopf.
Heute Nachmittag war es dann so weit. Die Füße kribbelten so heftig, da konnte ich mich nicht bremsen. Also ab nach „Opa Walter“, in Lerbeck. Oben in der Lehmkuhle, im letzten Haus wohnt Bernd mit Familie. Ist schon eine Weile her, dass wir uns getroffen haben.
Bernd steht gerade vor der Haustür als ich auf den Wanderparkplatz fahre. Sofort kommt er mit seinem Labrador auf mich zugelaufen. Freudige Begrüßung und dann wird erst mal lange erzählt, was in der letzten Zeit passiert ist.
Sein Labbi ist so zutraulich. Da bin ich nun echt ärgerlich, das ich Raika nicht dabeihabe. Aber nach den gestrigen Beschwerden im Bein, wollte ich heute mal alleine los und mal richtig in mich rein hören.
Spontan beschließen wir eine kleine Bergwanderung zu machen. Bernd möchte mir viele Neues zeigen.
Es wird eine richtig schöne Klön Runde. Dabei lerne ich viele neue Markierungen an den Bäumen kennen, die heimlich auf Besonderheiten hinweisen, die nur der Fachmann kennt. Zum Beispiel, welche Bäume mit Leben besiedelt sind. Das heißt, das dort z.B. ein Specht wohnt, oder besondere Nistplätze dort vorhanden sind. Auch den Bergbruch, wo sich mitten im Wanderweg ein plötzliches Loch bildete, da der darunterliegende Stollen eingebrochen war.
Das wurde eine spannende gute Stundewandern mit schönen Höhenmetern.
Kurz bevor wir zurück am Startpunkt ankommen, führt der Weg nach links hoch zum Wasserwerk, zu Michaels Marathon Strecke.
Den Weg erkore ich mir zur Streak Erhaltungsrunde aus. Da mein Bein kaum Schmerzen macht, verabschiede ich mich von Bernd und starte in den StreakTag Neun, in der Hoffnung hier das nötige Selbstvertrauen für die Zukunft einzufahren.
Auf einer Länge von knapp 900 Metern führt der Weg fast schnurgrade von 118 Höhenmetern auf 188 Höhenmetern. Mit jedem Meter, den ich mich vorwärtsbewege, wird mir klarer, wie schlecht es mir in den letzten beiden Jahren gegangen ist, ohne dass ich es bemerkt habe. Heute erreiche ich den Wendepunkt auf 188 HM ohne jedes Problem. Keine Luftnot, kein Herzrasen, alles im grünen Bereich. Mit Puls Max 139 bin ich noch längst nicht an meiner Leistungsgrenze angelangt. Wenn das Gewicht nun auch so schnell runtergeht wie die Formkurve nach oben schnellt, dann bin ich bald wieder der Alte.
Der Rückweg wird ein Lauf der Glückseligkeit. Ich muss aufpassen, dass ich nicht übermotiviere und in den „Abgrund“ rutsche.
Ich bin einfach glücklich, dass es aufwärts geht.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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15.08.2017

Das war ja so was von geil. Lange hat mir das Laufen schon nicht mehr so viel Freude bereitet, wie heute.
Aber der Reihe nach. Es sind bei uns sommerliche 28°C, schwüle Luft, kaum ein Windzug. Unter den Bedingungen ist man am Besten im Berg unterwegs. Der gestrige Trip hat mich ja auch richtig heiß gemacht.
Das Regenradar sagt ein kleines Regengebiet voraus, was mich natürlich nicht am Laufen hindern kann.
Also ab zu Opa Walter und dann in den Berg.
Auf der Fahrt dorthin merke ich, dass es schon immer dunkler wird. Stört mich nicht, Regen ist ja angesagt. Bernd und Hund sind heute nicht zu sehen.
So starte ich alleine und quäle mich auf dem 1,2 km langen Anstieg Schritt für Schritt höher. Oben angekommen, bin ich stolz ohne Pause durchgelaufen zu sein. Keine Luftnot, keine Beinbeschwerden, ich fühle mich richtig fit. Plane nun links rum zu laufen, den nächsten Anstieg auch noch zu bewältigen. Da donnert es plötzlich ziemlich laut. Sofort überlege ich, wie ich weiterlaufen soll. Kenne mich hier ja bestens aus. Die Entscheidung fällt. In hundert Metern links um das Nammer Lager, nicht rechts, den nächsten tollen Anstieg. Wenn ich links rumlaufe, dann kann ich quer durch den Berg zurück zum Auto, sollte das Gewitter stärker werden.
Ich bin noch keine hundert Meter auf dem Weg gelaufen, da fängt es an zu regnen. Donner und Blitz kommen sich immer näher. Der Regen wird immer stärker.
Mein Handy habe ich schon in einer kleinen Plastiktüte in Sicherheit gebracht. Eine wasserdichte Kamera, die fehlt mir jetzt.
Der Regen entwickelt sich zu einem richtigen Starkregen. Ich beschließe, auf meinem Liebling Trail zurück zum Auto zu laufen. Hier war ich zu Letzt vor zwei Jahren. Der Trail Charakter hat sich seitdem noch um einiges verstärkt. Von Weg ist nichts mehr zu erkennen. Egal, ich laufe da runter, komme was da will.
Das ist ja so richtig meine Welt. Jeden Schritt genieße ich. Die Waden brennen, da sie von den vielen Brennnesseln ausgepeitscht werden. Über umgestürzte Bäume klettere ich, rutsche oft auf dem matschigen Untergrund aus. Falle aber nicht hin.
Von rechts kommt ein kleiner Bach der jetzt immer größer wird und sich auf dem Weg ausbreitet.
Mein Herz läuft über vor Freude. Auch von hinten kommen nun Wassermassen angelaufen und der Trail wird zu einem richtigen kleinen Bachlauf. So ein Unwetter hatte ich zuletzt im Mai 2005 als ich auf den Spuren des Stunt 100lief. Ich war da schon so beeindruckt von den Kapriolen der Natur und ihren Urgewalten, die so plötzlich losbrechen.
Schnell kann ich hier nicht laufen, auch wenn es bergab geht. Im Wasser sieht man nicht was unter den Füßen abgeht, glitschig und rutschig ist es. Aber es macht riesige Freude.
Eigentlich bin ich viel zu schnell wieder vom Trail runter auf dem Hauptweg, ich wäre gerne so weitergelaufen.
Auch diese letzten 500 Meter bei dem Starkregen auf breiten Wanderweg machen noch richtig Freude.
Das waren die drei schönsten Kilometer. Auf so einer kurzen Strecke so viel Freude zu erfahren, das baut richtig auf. Dabei habe ich noch 90 Höhenmeter überwunden.

Polar sagt mir das ich 2,79 kmgelaufen bin.

Endomondo sagt dagegen, ich wäre3,71 kmgelaufen.

Aber das ist mir auch egal, die Freude überwiegt alles.

06.08.2017 Tag 1 3,98 km 41:57:00 Minuten
07.08.2017 Tag 2 4,01 km 41:43:00 Minuten
08.08.2017 Tag 3 4,56 km 55:19:00 Minuten
09.08.2017 Tag 4 5,03 km 53:01:00 Minuten
10.08.2017 Tag 5 4,3 km 46:11:00 Minuten
11.08.2017 Tag 6 4,36 km 47:14:00 Minuten
12.08.2017 Tag 7 8,16 km 1:26:04 Minuten
13.08.2017 Tag 8 5,71 km 59:02:00 Minuten
14.08.2017 Tag 9 2,01 km 24:38:00 Minuten bergauf
15.08.2017 Tag 10 2,79 km 38:42:00 Minuten Gewitter im Berg
44,91 km
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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12
17.08.2017
Ohne irgendwelche Ambitionen bin ich heute Abend zum Laufen an den Gevattersee gefahren. Raika ist nicht dabei. Ich will nicht das sie die Lust am Laufen verliert, weil sie sich überlastet. Auch sie muss langsam aufgebaut werden, da sie ja nicht der typische Lauf Hund ist. Ich kam mir wie ein Verräter vor, aber da müssen wir durch.
So starte ich nach dem abendlichen Regenschauer an der Aue Brücke und trabe gemütlich los. Ich bemühe mich redlich, nicht zu übertreiben. Bin ja noch im Reha Sport.
Nach ein paar hundert Metern kommen mir Monti und Sigrid entgegen. Monti legt sein Stöckchen vor mir ab und wartet darauf, dass ich ihn damit bespaße. Mach ich natürlich gerne, laufe dabei auf der Stelle weiter und erzähle noch mit Sigrid.
Dadurch komme ich auf 14 Minuten für den ersten Kilometer. Das stört mich aber gar nicht. Dafür freuten sich die Mücken umso mehr, sie fanden in mir ihr heiß begehrtes Opfer.
Weiter geht es in Richtung Hexenteiche. Die Luft ist im Vergleich zu heute Morgen deutlich angenehmer, nicht mehr so schwül. Ein leichter Wind tut richtig gut.
Am Abzweig zu den Hexenteichen angekommen, überlege ich, warum eigentlich da lang. Geradeaus auf die Marathonstrecke. Dann habe ich am Ende gut fünf Kilometer, statt sonst vier.
Gesagt, getan. Weiter durch den schönen Wald, dann auf freies Feld direkt auf die Pferdekoppel zu. Viele erhabene Tiere stehen dort, sehen mich und kommen langsam an den Zaun. Ob sie auf ein Stück Brot oder dergleichen warten? Ich weiß es nicht. Mir bleibt nur ihre Schönheit zu bewundern. Es sind alles so feine Tiere, glatt gestriegelt. Manche mit Decke, die meisten ohne. Ein schönes Bild.
Nun führt der Weg direkt an der Aue entlang. Vom Sportplatz auf der anderen Seite klingen Kinderstimmen herüber. Mir scheint, sie spielen Fußball. Das hochgewachsene Unkraut verhindert einen Blick zum Sportplatz.
Dann kommen die künstlich angelegten Flut Flächen. Auch sie sind gut gefüllt. Der Regen der letzten Tage hat die Aue doch ganz schön ansteigen lassen.
Die Aue strömt ruhig dahin. Diese Urkraft lässt mich durchatmen. Auch ich fühle diese Kraft, merke deutlich, wie sie in mir zurückkommt.
Bewusst achte ich auf saubere Beinarbeit, damit ich nicht wieder im rechten Bein verkrampfe. Das gelingt mir ganz gut. Voller Elan erreiche ich die Stelle, wo ich nun abbiegen müsste, um wieder zum Auto zu gelangen. Fünf Kilometer wären dann geschafft. Aber ich fühle deutlich die neue Kraft in mir, und die unbändige Lust auf mehr. Ich könnte ja noch die Hexenteiche laufen, dann wären es gut 7 km. Also weiter.
Da nähert sich von hinten ein Radfahrer. Artig mache ich Platz und laufe auf der linken Seite. Kollidiere dabei schmerzhaft mit einigen Brennnesseln. Kurz bevor er mich überholt, ruft er mich schon bei Namen. Es ist Andreas, unser Guter Freund und Hunde Narr. Vier Cocker und ein Retriever groß ist sein Rudel. Wir treffen uns fast jeden Tag im Wald beim Gassi gehen.
Er hat sein Fahrrad aus der Werkstatt abgeholt und nimmt die Abkürzung durch den Wald. Wir erzählen noch ein wenig, dann trennen sich unsere Wege.
Auf der Runde führt der Weg weiter bis zur Kastanien Allee. Wieder stehe ich vor der Entscheidung rechts ab zum Auto, dann wären die gut sieben Kilometer voll. Aber ich bin so gut drauf, laufe so gleichmäßig, da kann ich doch auch noch ein Stück weiter geradeaus laufen. Bis ich dann die zehn Kilometervoll bekomme. Das wäre so richtig nach meinem Geschmack.
Als ich so bei Kilometer acht ankomme, höre ich, wie sich ein Läufer von hinten nähert. Es dauert nicht lange und ein korpulenter, großer Mann läuft grinsend an mir vorbei. Gerne würde ich Gas geben und ihn vor mir hertreiben. Aber die Vernunft siegt. Was hat der Doc gesagt: Kein Wettkampf, keinen übertriebenen Ehrgeiz. Langsam aufbauen. Die Worte haben sich eingeprägt.
Also lasse ich ihn davonziehen. Kurz danach biegt er sowieso links ab.
In gleichmäßigen Tempo laufe ich bis Kilometer neun, um dann den Rückweg anzutreten. Bis zum Auto sind es jetzt noch ca. 1,3 km. Die letzten dreihundert Meter lasse ich mir zum Auslaufen.
Was bin ich glücklich. Das rechte Bein hat mitgespielt. Der operierte Meniskus im linken Knie ebenso.
Aber das Wichtigste, das Herz und der Kreislauf haben voll mitgespielt. Ohne irgendwelche Zicken habe ich diese zehn Kilometer geschafft. Unvorstellbar für mich. Drei Monate nach dem ich fünf Stents bekommen habe, habe ich wahrscheinlich auch die richtige Medikamenten Auswahl bekommen. Ich fühle mich wieder als Mensch, mit Hoffnung auf ein weiteres Läuferleben.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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13
18.08.2017

Die übliche morgendliche vier KilometerWanderrunde sind Raika und ich heute Abend gelaufen. Nichts Besonderes ist passiert. Außer das wir „Gurke“ mit seinem Hund Lucky getroffen haben. Gurke war wieder richtig im Pilz Wahn und freute sich diebisch, was für schöne Pilze er gefunden hat. Gönnen wir es ihm.
Die Mücken Plage ist dieses Jahr aber wirklich extrem. Meine Waden sind so was von zerstochen. Kann mich nicht erinnern, dass das mal so schlimm war.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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14
19.08.2017

Heute Abend waren Raika und ich eigentlich ziemlich spät unterwegs. Irgendwie war es eine normale Runde, mit einer Einlage für Raika, wo sie lange nicht gelaufen ist. Da war sie ganz glücklich. Viele neue Schnüffel Stellen gab es dort. Aber ihre größte Freude war dann doch die Aue im Bereich des Petzer Sportplatzes. Dort nahm sie erst einmal ein ausgiebiges Bad, bevor wir in heimatliches Gefilde weiterzogen.
Gerade als wir uns wieder auf den Weg machen wollen, erschallt über uns aus tausenden Hälsen ein unglaubliches Geschnatter. Von allen Seiten nähern sich die Gänse Formationen. Zehn, zwölf und immer mehr Schwärme kreisen über uns und setzen dann zur Landung auf einem großen freien Feld an. Das ist schon ein erhabener Anblick, selbst Raika erstarrt in Ehrfurcht. Die Tiere übernachten hier, bevor sie morgen Früh durch die Porta Westfalica weiter in Richtung Süden ziehen.
Nicht nur das sind die ersten Anzeichen, dass es nun langsam Herbst wird. Auch als wir die Kastanien Allee durchlaufen, müssen wir feststellen, dass es nun doch immer früher dunkel wird. Es ist gerade 20:00 Uhr, so dunkel war es doch neulich erst um 21:00 Uhr. So ist der Lauf der Zeit.
Ein persönliches Fazit der letzten 14 Tage laufen ist, dass mein Blutdruck eindeutig noch mal deutlich nach unten gegangen ist. Ebenso das Gewicht. Ich fühle mich auf dem richtigen Weg.
Am Ende standen 5,8 kmauf dem Tacho. Glück gehabt, kaum sind wir im Auto, da fängt es an zu regnen.

06.08.2017 Tag 1 3,98 km 41:57:00 Minuten
07.08.2017 Tag 2 4,01 km 41:43:00 Minuten
08.08.2017 Tag 3 4,56 km 55:19:00 Minuten
09.08.2017 Tag 4 5,03 km 53:01:00 Minuten
10.08.2017 Tag 5 4,3 km 46:11:00 Minuten
11.08.2017 Tag 6 4,36 km 47:14:00 Minuten
12.08.2017 Tag 7 8,16 km 1:26:04 Minuten
13.08.2017 Tag 8 5,71 km 59:02:00 Minuten
14.08.2017 Tag 9 2,01 km 24:38:00 Minuten bergauf
15.08.2017 Tag 10 2,79 km 38:42:00 Minuten Gewitter im Berg
16.08.2017 Tag 11 4,02 km 42:17:00 Minuten
17.08.2017 Tag 12 10,35 km 1:52:10 Minuten
18.08.2017 Tag 13 4,03 km 42:39:00 Minuten
19.08.2017 Tag 14 5,8 km 1:01:45 Minuten
69,11 km
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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15
20.08.2017

Streak Tag 15 mit 71,35 km

So ein wenig habe ich es ja schon kommen gefühlt. Der Druck auf der Brust steigt hin und wieder an, auch in Ruhe. Ein untrügliches Zeichen, das das Atorvastatin seine Nebenwirkungen entfaltet. Die Muskeln in den Armen und Schulter erlahmen viel zu schnell.
Als ich zur Gevatter See Runde starte, weiß ich noch nicht wie es ausgeht.
Die Beine sind so lahm und das Atmen fällt mir hin und wieder so schwer. Ich lasse es ganz ruhig angehen. Bei Kilometer eins merke ich, dass es so nichts wird. Ich kehre lieber um, laufe langsam zurück. So ist das nicht mein Tag. Ich will kein Risiko eingehen. Gut zwei Kilometerwerden es.
Die Tablette lasse ich heute Abend weg.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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16
21.08.2017

Streak Tag 16 mit 75,51 km

Bei der Wanderung mit den Hunden fühlte ich mich doch schon deutlich besser drauf. Das gab mir dann heute Abend die nötige Sicherheit, einen neuen Lauf zu starten.
Damit ich mich erst einmal auf mich konzentrieren wollte, blieb Raika heute Abend zu Hause. Das war dann auch besser so.
Ich hatte noch nicht den ersten Kilometer voll, da fiel nicht weit von mir entfernt ein Schuss. Ein Jäger hat wohl ein Tier erlegt, denn sein Hund stürmte mit lauten Gebell los, um das erlegte Tier zu apportieren.
Gut, das Raika den Schuss nicht mitbekommen hat. Sonst wäre sie bestimmt abgehauen.
Ich lief weiter, trauerte noch um das erlegte Tier und die Freude am Laufen war mir vergangen.
So in Gedanken versunken, merkte ich erst gar nicht, das mich die Mücken auf ihrem Speiseplan stehen hatten. Ich erwachte aus dem Tran und schlug das eine und andere blutsaugende Mistvieh in die Flucht. Kein Druck mehr auf dem Brustkorb. Ein Gefühl der Erleichterung überkam mich, baute wieder Sicherheit auf. Kein Grund frühzeitig umzukehren. Erleichterung macht sich breit.
Es werden etwas über vier Kilometer. Die Zeit die ich dafür brauche ist mir völlig egal. Vor drei Monaten wusste ich nicht, ob ich jemals wieder laufen könnte. Ich kann und ich genieße, baue mich langsam wieder auf.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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17
22.08.2017

Streak Tag 17 mit 80,5 km

Heute Abend war meine treue Begleiterin wieder dabei. Wir nahmen die fünf KilometerStrecke am Gevatter See unter die Füße. Das Wetter fühlte sich an, als wäre schon Goldener Oktober. Einfach traumhaft. Raika nahm ihr obligatorisches Bad in der Aue und trottete dann gemütlich hinter mir her.
Ich wäre ja richtig glücklich, wenn mich nicht mein rechtes Bein so piesacken würde. Das wird meine nächste Baustelle. Hoffentlich ist das nicht auch eine Durchblutungsstörung.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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18
23.08.2017

Streak Tag 18 mit 85,7 km

Ich konnte Raikas treuen Blick nicht widerstehen. Also durfte sie mit. Freudig bellend sprang sie ins Auto und blieb dort die ganze Fahrt über treu und brav in ihrer Ecke sitzen. Der Citroen Berlingo ist mein Zweitwagen, der eigentlich nur für die Hunde bestimmt ist. Da spielt es keine Rolle ob sie nass oder dreckig sind. Da es ja nun langsam aber sicher auf den Herbst zugeht, wird auch das Hunde Badezimmer wohl öfter mal wieder gebraucht. Dort habe ich eine extra hohe Duschwanneeingebaut, damit ich mich beim Waschen der Hunde nicht mehr bücken brauch. Hat sich einer der Beiden irgendwo im stinkenden Dreck gewälzt, weiß er genau, der Weg zur Dusche geht nicht an mir vorbei. Springt dann in die Dusche und lässt sich mühelos waschen.
Aber ich hoffe, dass wir das heute nicht brauchen.
Als wir auf unseren Stammparkplatz ankommen, ist der voll belegt. Ab zum nächsten. Dort finde ich gerade noch einen Parkplatz. Raika wundert sich, wo wir denn nun sind. Fröhlich springt sie aus dem Auto und hat sofort die Umgebung erkannt. Das kleine Luder weiß genau wo die Aue lang fließt. In die Richtung führt ihr Weg. Ich lasse sie gewähren, denn dort treffen wir kaum auf die vielen Menschen, die noch unterwegs sind. So ist es dann auch. Raika findet schon bald den ersten Zugang zum Wasser und Schwuppes ist sie eine Runde schwimmen.
Ich laufe immer im Kreis und warte, dass Raika ihre Schwimmrunde beendet. Als sie dann rauskommt grinst sie mich freudig an und weiter geht’s.
Gestern plagte mich mein rechtes Bein. Nun bin ich gespannt, wann es heute anfängt zu zicken.
Weiter geht es, vorbei am Petzer Sportplatz, der Pferdekoppel des benachbarten Reithofes und dann kommen wir in den Wald. Ein geschotterter Weg macht das Laufen für Raika richtig unangenehm. Immer wieder schaut sie mich an, so nach dem Motto: „Tut das Not, so ein scheiß Weg?“ Aber es sind ja nur knapp zweihundert Meter, dann biegen wir ab zu den Hexenteichen. Hier nehme ich Raika an die Leine, denn ich kenne ihre Leidenschaft für stinkendes Brackwasser. Die soll sie heute aber nicht ausleben.
Dafür fallen hier die Schwärme von Mücken über mich her und machen mir das Leben schwer.
Ich bin froh, als wir dieses Feucht Biotop wieder verlassen und die Mücken deutlich weniger werden.
Wir sind jetzt knapp drei Kilometer gelaufen und ich merke immer noch nichts von meinem rechten Bein. Ich werde stutzig. Stehen die Schmerzen gar nicht mit den Tabletten in Zusammenhang. Ich habe heute meine Eiweiß Zufuhr drastisch angehoben. Zum Frühstück drei Eier und über den Tag drei Eiweiß Shakes. Muskelschmerzen hatte ich zu meiner richtig aktiven Zeit immer so bekämpft. Scheint auch dieses Mal noch zu wirken. Ich bin begeistert, hoffe, dass es so bleibt.
Jetzt kommt uns ein Läufer entgegen, ebenfalls mit Hund. Wir grüßen uns, die Tiere beschnuppern sich freundlich und weiter geht es in Richtung Auto.
Dort angekommen habe ich aber noch keinefünf Kilometervoll. Also noch ein paar Meter weiter bis die fünf voll sind. Das versteht Raika nicht, wir laufen am Auto vorbei. Sie stutzt kurz, läuft dann aber freudig hinter mir her. Das wird kein langes Vergnügen, denn die fünf sind nun geschafft und wir gehen in Ruhe zum Auto zurück.
Toll, mein Bein hat mich in Ruhe gelassen, Herz und Kreislauf alles top. Ich freue mich. Von Tag zu Tag wird es besser.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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20
25.08.2017

Streak Tag 20 mit 97,74 km

Eigentlich wollte ich heute, am 20. Streak Tag, die hundert Kilometer vollmachen. Aber am Nachmittag merkte ich, dass irgendetwas mit meinem Blutdruck nicht stimmte. Und siehe, 160 / 90. Das hatte ich schon lange nicht mehr. Kommt es vielleicht vom scharfen Chinesischen Essen? Ich weiß es nicht.
Also bin ich heute Abend mit Raika äußerst behutsam mit dem Laufen am Gevatter See angefangen. Erst mal in mich reinhorchen, was so passiert. Nach dem ersten Kilometer fühlte ich mich noch etwas unsicher. Aber dann wurde es immer besser. Und nach geschaffter Meile sind wir beiden dann doch noch weitergelaufen, so das am Ende vier Kilometerim GPS standen. Ein nicht so schöner Lauf, der mir gezeigt hat, dass ich immer noch nicht richtig fit bin, liegt hinter mir.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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21
26.08.2017

Streak Tag 21 mit 108,29 km

Nach den gestrigen schlechten Blutdruckdaten lagen die Werte auch heute Morgen über dem Normalen. Im Laufe des Tages wurde es aber besser. Nach der Wanderung mit den Hunden waren sie fast normal.
Das gab mir heute Abend genug Sicherheit, um am Mittellandkanal einen Angriff auf die zehn Kilometer zu unternehmen. Das Wetter war noch gut, nur gegen 19:00 Uhr sollte ein kräftiger Schauer über uns hinweg ziehen. Da kann ich mit leben, besonders bei diesen Temperaturen.
So lief ich mit meinem kleinen Laufrucksack auf dem Rücken gegen 17:45 Uhr vom Sperrtor in Berenbusch auf dem Leinpfad des Mittellandkanals in Richtung Rusbend Hafen.
Als ich die erste Brücke hinter dem Berenbuscher Hafen unterquerte, da fielen ein paar vereinzelte Regentropfen vom Himmel. Bei 26°C kann man das völlig vernachlässigen.
Nach ca. 3,5 km passierte ich die Brücke Meinser Straße. Hier saßen drei Angler in fröhlicher Runde. Sie grüßten alle nett und freundlich und boten mir ein Bier an. Dankend lehnte ich ab, denn ich wollte ja weiter.
Ich hätte jetzt auch umkehren können, denn mein Minimal Ziel war erreicht. Ich wäre dann sieben Kilometer gelaufen und würde damit einen Gesamt Durchschnitt von fünf Kilometer pro Tag erreichen.
Aber ich fühlte mich noch recht gut. Das rechte Bein ließ mich auch noch in Ruhe. Warum sollte ich dann umkehren.
Fröhlich trabte ich weiter in Richtung Rusbend. Wie oft bin ich hier früher mit Bonnie und Blacky gelaufen. Bei jedem Wetter waren wir unterwegs. Schöne Erinnerungen kommen hoch.
Kurz vor dem Hafen Rusbend kommt mir ein Mann mit einem Weimeraner entgegen. Er pfeift seinen Hund zurück. Ich winke ihm zu und rufe, dass ich keine Angst vor Hunden habe. Darauf lässt er das Tier wieder laufen. Freudig kommt es auf mich zu und begrüßt mich. Ich streichele ihm einmal über den Kopf und schon läuft er weiter. Das Herrchen bedankt sich bei mir und dann trennen sich unsere Wege.
In meinen guten Zeiten war ich hier bei der Brücke nach ca. 28 Minuten. Heute sind es gut 50 Minuten. Da liegen schon Welten zwischen. Nicht einfach, damit klar zu kommen. Aber was soll ich machen? In Jammer fallen nützt auch nichts. Ich muss dranbleiben. Vielleicht wird es dann noch ein bisschen besser.
Noch gut fünfhundert Meter, dann bin ich bei Kanal Kilometer 112. Als ich dort ankomme, springt die Kilometer Anzeige in der Smart Watch genau auf den Nachkomma Wert 290. Das hat er schon fünf Mal gemacht. Folglich scheint das GPS der Uhr fast auf den Meter genau zu messen.
Ich drehe um und laufe zurück. Obwohl es mich schon juckte, durch den Wald zurück zu laufen. Aber dann wäre ich nicht auf zehn Kilometer gekommen und mein Handy Radio hätte dort auch keinen Empfang.
Also am Kanal zurück. Als ich so knapp vor Kilometer sieben bin, da fallen die ersten Tropfen. Und es dauert nicht lange, da entwickelt sich das Ganze zu einem richtig heftigen Schauer. Ich freue mich, denn bei den Temperaturen macht das nun wirklich gar nicht aus.
Ruck zuck bin ich völlig durchnässt. Auf der anderen Kanalseite wandert ein Paar mit einem großen Hund. Sie scheint der Regen auch nicht zu stören.
Dazu überkommt mich eine große Freude. Mein Bein merke ich immer noch nicht. Völlig schmerzfrei laufe ich bis jetzt. Das bleibt auch bis zum Ende so.
Auf der Uhr verfolge ich natürlich meinen Puls. Der höchste Wert lag bei 116, der Durchschnitt bei 104. Früher lief ich im Durchschnitt mit 145, ohne Probleme. Aber das scheint wohl an den Medikamenten zu liegen, das ich den Puls nicht höher bekomme. Gefühlt laufe ich mit angezogener Handbremse. Mehr geht einfach nicht.
Als ich dann zurück im Hafen Berenbusch bin, da strahlt die Sonne durch die Wolkendecke in einem wunderschönen Rot. Ich habe das Gefühl, sie empfängt mich hier mit offenen Armen. Will mir sagen, du bist doch wieder dabei. Weiter so.
Es geht aufwärts. Am Ende waren es deutlich über 10 km. Ich bin richtig glücklich.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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23
28.08.2017

Streak Tag 23 mit 117,48 km

Morgens sind wir wie immer mit den Hunden gewandert. Raika hat dabei viel getobt und immer wieder musste ich Stöckchen werfen.
Bei unserer abendlichen Laufrunde merkte ich ihr deutlich an, dass sie eigentlich nur aus Sympathie mitläuft. Ich will sie nicht überlasten, denn sie soll sich ja auch langsam an das Laufen zusammen mit mir gewöhnen. Darum verkürze ich die geplante 6 km Runde auf vier Kilometer. Dankbar schaut sie mich an, als sie merkt, dass wir zurücklaufen.
Dabei begegnete uns die erst Blindschleiche in diesem Jahr. Immer wieder schön anzusehen, wie flink sie sich im Gras verstecken kann.

Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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25
Nein, leider nicht. Aus seinem Tagebuch:

"Streak Tag 28 mit 3,02 km. Gesamt 145,8 km

Irgendetwas passt heute nicht. Zwischendurch bekomme ich immer wieder mal Atem Probleme. Aber nur so für Bruchteile einer Sekunde.

Darum bin ich heute Abend recht verhalten mit Raika eine drei Kilometer Runde am Gevattersee gelaufen. Aber es wurde nicht wirklich besser. Mal beobachten, wie sich das so weiterentwickelt.

Nachts wurde es dann immer schlimmer. An Schlaf war nicht zu denken. Erst morgens beruhigte sich die Lage und ich konnte eine Stunde schlafen.

Danach begann mal wieder ein Ärzte Marathon. Erst Blutabnahme, durch die ein weiterer Herzinfarkt ausgeschlossen werden konnte. Aber die Ursachen Suche geht nun weiter. Bis zum Abschluss der Untersuchungen soll ich erst einmal nicht mehr laufen.

Aber ich komme bald schon wieder."
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

26
Danke für die Erklärung, auch ich hatte still auf die Fortsetzung gewartet
Habe jetzt erst die Möglichkeit des Bloglesens wahrgenommen
12.05.2007 / 12.05.2012 / 09.04.2013 / 27.05.2017
...an Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
(Toten Hosen)
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BIG 25 Berlin 2015 HM 2:14:xx

27
Danke für die Erklärung, auch ich hatte still auf die Fortsetzung gewartet
Habe jetzt erst die Möglichkeit des Bloglesens wahrgenommen
+1

Gute Besserung !!! Wir alle hoffen, bald wieder von dir zu hören !!!


LG vom Bergschreck

28
30.09.2017

Zum Monatsende möchte ich doch endlich mal wieder etwas von mir hören lassen.
Wie ich nach dem letzten Lauf schon befürchtet hatte, so stellte sich es dann auch raus. Die neuen Medikamente zum Cholesterin senken habe ich erneut nicht vertragen. Ihre Nebenwirkungen haben mich runtergeholt und mir das Laufen unmöglich gemacht. Wandern klappt, nur körperliche Belastung raubte mir im wahrsten Sinne des Wortes die Luft.
Nun nehme ich ein neues Mittel. Wenn ich das auch nicht vertrage, dann bleibt mir nur noch tägliches Spritzen über. Ähnlich wie es die Diabetiker auch müssen.
Der LDL-CH Wert liegt bei 97 mg/dl, eigentlich für einen gesunden Menschen ein guter Wert. Aber mit mittlerweile fünf Stents sollte mein Wert deutlich unter 70 mg/dl liegen. Das wäre auch für die betroffenen Halsschlagadern positiv.
Nach drei Wochen Sportpause bin ich diese Woche mit kleinen Trainingseinheiten angefangen. Bis jetzt bin ich ganz zufrieden mit dem Verlauf, aber nun hilft nur Ruhe bewahren und abwarten, was mir das Innenleben neues mitteilt.

Heute bin ich gut vier Kilometer gelaufen.

29.09.2017 kamen gut 5 km dazu.

26.09.2017 waren es gut vier Kilometer


Ich wünsche Euch allen ein schönes langes Wochenende und einen friedlichen Tag der Deutschen Einheit.


Rainer Lohstroh, der Wesergebirgsläufer
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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29
Hallo Rainer,
wie wärs mit einer kurzen oder längeren Meldung?
Wie gehts der Gesundheit, kannst du wenigstens mit den Hunden/dem Hund gehen?

LG Anke
12.05.2007 / 12.05.2012 / 09.04.2013 / 27.05.2017
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Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
(Toten Hosen)
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BIG 25 Berlin 2015 HM 2:14:xx

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Seinen Blog hat er nicht weitergeführt, dafür aber das Tagebuch:

http://www.wesergebirgslaeufer.de/949924/949945.html
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

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bones hat geschrieben:Seinen Blog hat er nicht weitergeführt, dafür aber das Tagebuch:

http://www.wesergebirgslaeufer.de/949924/949945.html
das gibt zu "gefällt mir" auch ein "danke"
:hihi: :hihi: :hihi:

jetzt haste schon 19 gefält mir :hihi:
12.05.2007 / 12.05.2012 / 09.04.2013 / 27.05.2017
...an Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
(Toten Hosen)
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BIG 25 Berlin 2015 HM 2:14:xx

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18.08.2018
Plötzlich ging alles sehr schnell. Am 10.08.2018 ruft das Herzkatheter Labor noch am späten Nachmittag an, das ich am 14.08.2018 um 08:30 Uhr im JWK erscheinen möchte.
Pünktlich stand ich auf der Matte, kannte natürlich schon alle Abläufe, die ich nun über mich ergehen lassen musste und war ganz optimistisch und voller Vertrauen in die Ärzte.
Am 15.08.2018 wurde ich als erster Patient runter in das Herzkatheter Labor geschoben.
Aus der geplanten eine Stunde Behandlungszeit wurden gut zwei. Hinter einem vorhandenen Stent hatte sich erneut ein Verschluss gebildet. Beim Durchschieben durch den Stent wurde der Ballon des neuen Stents beschädigt und musste erneut rausgezogen und ein neuer Versuch gestartet werden. Das wiederholte sich zweimal, bis es dann klappte.
Bei den weiteren Untersuchungen musste dann noch ein zweiter Stent gesetzt werden und mehrere Engpässe wurden per Ballon aufgeweitet.
Spannend wurde es auch, als der Dr. mir einen großen Thrombus auf dem Bildschirm zeigte, den er noch beseitigen wollte und mir erklärte, wie gefährlich der sei.
Alles klappte dann doch beschwerdefrei und als ich dann erstmalig aufstehen durfte, da fühlte ich genau, wie es mir doch deutlich besser ging und wie schlecht ich vorher wirklich auf den Beinen war.
Ich musste noch eine Nacht im Krankenhaus verweilen und wurde dann am nächsten Vormittag entlassen.
Die Ärztin erklärte mir vorher noch meinen Therapieplan und mir wurde klar, wie schlecht es um mein Gefäßsystem bestellt ist.
Ohne eine komplette Ernährungsumstellung und ohne eine deutliche Gewichtsreduzierung werde ich keine große Lebenserwartung haben. Das zeigen auch die Medikamente, die ich nun neu dazu bekommen habe und ihre ungewöhnlich hohe Dosierung und Einnahme für über drei Jahre.
Auch am Blutdruck muss sich noch deutlich etwas ändern.
Es gibt viel zu tun, packen wir`s an.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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Hallo

Autsch, das tut ja schon beim Lesen weh. Schnellstmögliche und umfassende Genesung wünsche ich, damit Du bald wieder das Weserbergland unter Deine Füsse nehmen kanst.
Das wird wieder gut !!!

Gruss Stefan

PS: den "Gefällt mit" Button drücke ich mit Absicht NICHT, weil mir solche Krankheitsberichte überhaupt nicht gefallen.
Und wieder springe ich über Pfützen oder mitten hinein!!! :-)
Nur diejenigen, die es riskieren, zu weit zu gehen, können herausfinden, wie weit sie wirklich gehen können. -T.S. ELLIOT
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... athon.html
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... 017-a.html
forum/threads/131192-Mont-Ventoux

34
29.08.2018
Mal eine kleine Rückmeldung. Heute vor vierzehn Tagen habe ich die letzten beiden Stents bekommen.
Danach geht es mir deutlich besser, auch weil ich mit den neuen Medikamenten noch keine Nebenwirkungen verspüre. Hoffentlich bleibt das so.
Etwas über 86 km habe ich in der Zeit zu Fuß mit meiner Frau und den Hunden zurückgelegt. Davon bin ich 32 km gelaufen. Allerdings in ganz ruhigen Tempo, um mich erst mal wieder zu finden. Und das klappt immer besser. Die längste Strecke war 8,5 km lang. Zwei Runden auf der Marathonstrecke des Gevattersee Marathons, der am 09.09.2018 zum 76. Mal ausgetragen wird.
Die letzten Abende bin ich immer über sechs Kilometer gelaufen und fühle dabei deutlich, wie die Lust zum täglich laufen in mir aufkeimt. Es ist einfach schön, zu spüren, wie die Kraft zurückkommt und die Lebensfreude mit jedem Tag steigt. Das Laufen auch dank der schwindenden Pfunde immer leichter fällt.
Ich bin dankbar, dass ich in einem Land mit so guter medizinscher Versorgung lebe.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

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35
Du sprichst mir aus dem Herzen und Deinen Schlußsatz kann ich auch voll und ganz unterschreiben. Ich hatte letztes Jahr gleich zweimal „hier“ gerufen 😊 Ostern mit Mini-Herzinfarkt im Krankenhaus, kurz vor Weihnachten dann einen GIST-Tumor und den halben Magen dazu entfernt bekommen. Beides zum Glück inzwischen ohne Beeinträchtigungen und ich bin so enorm dankbar, dass ich jetzt wieder auf einen 1:30 HM hin trainieren kann ... Jeder Spaziergang im Januar war auch schon mit einem Glücksgefühl verbunden. Ich wünsche Dir auch gute Fortschritte und dass Du einfach annehmen kannst was ist und Dich über Deine Entwicklung freuen darfst!
In dem Sinne, Jens

36
Moin Rainer

Schön, von dir auch hier wieder was zu lesen. Meine Pause begann dann fast zeitlich mit deinem Wiedereinstieg hier. Ich finds schön, von dir zu lesen, dass es dir besser geht und bin selbst froh, keine Medikamente zu benötigen. Auch der Blutdruck ist immer im optimalen Bereich, trotz Adipositas. Aber wir wissen ja, dass das nicht so bleiben muss, deshalb heißt es auch für mich: Laufschuhe an!

Letztlich denke ich aber, dass wir nicht laufen, weil wir abnehmen müssen, sondern weil wir es genießen, draußen und den verschiedensten Wetterbedingungen ausgesetzt zu sein. Ich hoffe auf jedenfall noch viel von dir zu lesen :daumen:

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05.09.2018
Die letzten zwei Wochen bin ich fast täglich sechs km gelaufen. Der Blutdruck ist dabei auch noch einmal deutlich gefallen. Besonders direkt nach den Läufen pendelt er zwischen 105-110. Für mich echte Spitzenwerte. So müsste es bleiben. Aber ich will nicht stöhnen. Der Durchschnittswert ist in den Tagen nach der Stent OP von 132 auf 122 gesunken. Auch mein Gewicht geht deutlich nach unten. Mehr als vier Kilo sind es seit dem 15. August geworden. Das freut mich riesig.
Rony hat auch mächtige Fortschritte gemacht. Er spielt und tobt gerne mit anderen Hunden. Heute ist er einen Großteil unserer Wanderung frei mitgelaufen. Ein tolles, kleines Kerlchen. Er entdeckt jetzt richtig die Welt. Klaut unbemerkt etwas vom Tisch und freut sich diebisch darüber, wenn wir es dann bemerken. Da müssen wir noch etwas dran arbeiten. Aber das kriegen wir bestimmt auch noch in den Griff.
Heute bin ich dann nach langer Zeit endlich mal wieder im Wesergebirge gelaufen. Von Opa Walter hoch und dann um das Nammer Lager herum. Das hat richtig Spaß gemacht. Wenn ich auch langsam war, so hat es mir doch mächtig viel Freude gebracht, und genau so viel Vertrauen in die Zukunft. Ich weiß nun, dass ich das Berglaufen nicht verlernt habe und selbst mit der großen Behinderung immer noch weiterlaufen kann.

@Kris: Wir haben schon soviel geschafft, da kriegen wir den Neustart auch auf die Reihe. Die ersten Schritte sind gemacht.
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

https://wesergebirgslaeufer2024.de/
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