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Engelhorn Sports Trailcup 2017 Short Distance - Carlsberg, Heidelberg, Schriesheim

Engelhorn Sports Trailcup 2017 Short Distance - Carlsberg, Heidelberg, Schriesheim

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Auftakt zum Engelhorn Sports Trailcup mit dem Saxoprint Pfalztrail im pfälzischen Carlsberg.

Mit dem 8.8km langen Fun-Trail startete für mich die zweite Runde des Engelhorn Sports Trailcup in der Kurzdistanz. Ich finde die Bezeichnung Funtrail für die - mit Ausnahme der Kinderläufe - kürzeste der vier Varianten ein wenig abwertend, denn auch wenn sie im Vergleich zu Ultra- (ca. 85km, 2200Hm), Half- (ca. 32km, 700Hm) und dem Quarter- (ca. 16km, 400Hm) Trail in der Tat wenig anspruchsvoll erscheint, darf man die 140Hm der Strecke nicht unterschätzen.

Diesen Fehler hatte ich letztes Jahr (http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... sheim.html) gemacht und dieses Mal sollte es besser werden.

Wie letztes Jahr hatte ich die Unterlagen bereits tags zuvor abgeholt und die im Preis enthaltene Portion Nudeln mit Sauce Bolognese abgestaubt. Auch die Anfahrt verlief dieses Jahr problemlos und glücklicherweise bekam ich noch einen Parkplatz beinahe direkt am Eventgelände.

Dies war insbesonders deshalb vorteilhaft, da sich am Himmel bereits vereinzelt dunklere Wolken zeigten. Bis zum Start war noch etwas Zeit und so konnte ich noch in Ruhe durch den Startbereich und das Dorf schlendern und ein wenig die vormittagliche Idylle am Dorfrand genießen. Höhepunkt hierbei war ein Besuch auf dem kleinen Friedhof mit einem Grab aus dem frühen 18. Jahrhundert.

Das Eventgelände liegt dirkt auf der Hauptstraße am Ortsrand. Alles ist sehr kompakt gehalten. Startnummernausgabe, Nudelparty (Freitag) und Kaffee/Kuchenverkauf sind in einer kleinen Halle, in der auch das Rahmenprogramm stattfindet, davor gibt es einen Getränkestand, einen Stand von Salomon, ein großes Zelt und sogar Sonnenliegen zum Entspannen. Auf dem Grundstück nebenan sind Umkleide, Duschkabinen, Dixiklos und Gepäckaufbewahrung. Die vom Veranstalter ausgewiesenen Pakplätze mit Shuttleservice liegen zwar nicht alle in unmittbarer Nähe des Starts, trotzdem finde ich das Angebot annähernd optimal.

Ultras und Halftrailer waren bereits auf der Strecke während ich mich zum Aufwärmen begab. Hauptproblem war, dass ich es in der Sonne ohne Wind recht warm, bei Wind ohne Sonne jedoch recht kalt empfand und dazu die dunklen Wolken immer mehr wurden.
So entschied ich mich letztlich für das längärmelige Shirt, ließ nach einem letzten Blick gen Himmel (und auf die Handy-Wetter-App) die leichte Regenjacke aber im Auto.

Obwohl es die letzten Tage immer wieder geregnet hatte blieben die leichten Trailwettkampfschuhe in der Tasche und die Saucony Guide 8 erhielten den Vorzug aufgrund der besseren Dämpfung. Manche Entscheidungen müssen einfach aus dem Bauch heraus getroffen werden.

So ging es also dem Start des Quarter-Trails zuschauen, zum Briefing und in die Startaufstellung.

Die Ziele waren definiert. Besser als letztes Jahr, sub45, wenn möglich sub44 (also 5:00/km) und nicht wieder zu schnell angehen und am Ende einbrechen wie im Jahr zuvor, eigenes Tempo laufen und zum Schluß zufrieden sein.

Vom Start weg kommt es mir vor als wäre das Feld dieses Jahr viel schneller unterwegs als 2016. Erst nach der ersten Kurve habe ich das Gefühl endlich auch selbst ins Laufen zu kommen. Nachdem der kurze Anstieg nach dem Start überwunden ist, geht es nach rechts nochmal ein paar Meter hinauf auf einen schottrigen Feldweg und kurz darauf steil nach unten auf den ersten Waldtrail.

Kurz vor dem Eingang überhole ich die zweitplatzierte Frau und werde selbst noch von eine Läufer überholt.

Der Trail ist gerade breit genug für einen bis zwei Läufer und während der Läufer vor mir sich Stück für Stück absetzt, habe ich von nun an erstmal das Atmen und Platschen der Schritte der Läuferin hinter mir im Nacken. So geht es für die nächsten ca. 2km weiter und ich mache den Fehler(?) mich hetzen zu lassen anstatt in mein geplantes Tempo überzugehen. Nach den ersten zwei beinahe Stolperern besinne ich mich erstmal auf mich selbst und konzentriere mich endlich auf den Weg.
Als der Trail endet und wir den ersten Wendepunkt der Strecke passiert haben, hoffe ich, dass das Getrappel hinter mir endlich ein Ende hat und ich meinerseits ein wenig in den Windschatten gehen kann. Pustekuchen! Ich spiele weiterhin den Pacemaker für die Zweitplatzierte.

Wir befinden uns jetzt auf einem leicht ansteigenden Waldweg. Hatte ich nach 3km bzw. 4km noch eine Pace von ca. 4:36/km bzw. 4:43/km geht der fünfte Kilometer in 5:13/km durch. Das ist scheinbar auch meiner Hinterfrau zu langsam und als ein weiterer Läufer an uns vorbeigeht, geht sie mit. Ich laufe erstmal mein Rennen weiter, denn der schwere Teil steht ja noch bevor.

Für die Landschaft habe ich diese Jahr leider überhaupt gar keinen Blick. Weiher, Ziegen, Wald, alles fliegt unbeachtet an mir vorbei, den Blick starr auf den Boden gerichtet.

Kurze Zeit später geht es durch eine kleine Siedlung und meine Vorderfrau schafft es beinahe sich zu verlaufen, obwohl die Strecke mit Flatterbändern optimal markiert ist. Am Ortsausgang folgt die erste kurze richtige Steigung. Kurz aber knackig. Ein junger Läufer zieht an mir vorbei, hat aber offenbar überpaced und muss direkt auf dem nächsten Flachstück gehen und sich überholen lassen.

Im Anschluss biegen wir auf den zweiten Trail ein. Leicht ansteigend hatte ich mir eigentlich vorgenommen ein wenig Tempo rauszunehmen um nicht unnötig Kraft zu verschleudern. Doch wieder lasse ich mich hetzen. Dieses Mal von einem Begleitradfahrer, den ich mit dem Führungsfahrer des Quarter-Trails verwechsle. Da der Trail nur knapp einen dreiviertel Meter breit ist, wähne ich mich, warum auch immer, als Hindernis für den vermeintlichen Führungsläufer und gebe Gas und das obwohl mir der Streckenposten noch zuruft, dass ich mein Tempo laufen soll.

Erst als ich den Kollegen auf dem Mountainbike an einer Stelle vorbeilassen kann, bemerke ich meinen fehlerhaften Gedanken und laufe wieder etwas runder. Jetzt hängt mir allerdings die drittplatzierte Frau im Nacken. Atmung und Schritte gleichen einem Déjà-vu.
Dieses Mal ist es mir aber egal, denn der nächste Abschnitt erfordert allerhöchste Konzentration. Bergab auf dem wurzelbepackten, brüchigen und leicht feuchten Weg ist bremsen nur sehr schwer möglich. Entsprechend steigt auch das Adrenalin auf dem Weg nach unten. Unten angekommen habe ich schon wieder etliche Meter auf die Zweitplatzierte aufgeholt und wir treffen auf die letzte Steigung. Schotter, gefühlte 30% Steigung auf ca. 200m.

Im Gegensatz zu letztem Jahr erlaube ich mir an der steilsten Stelle zu gehen, weil es einfach ökonomischer ist. Die Drittplatzierte geht vorbei und setzt sich bis oben hin einige Meter ab. Oben angekommen folgt das letzte Teilstück, asphaltiert und bis auf die letzten rund 300m bergab. Die Drittplatzierte vor mir ist relativ schnell wieder eingeholt und während ich in großen Schritten zur zweiten Frau aufschließe, schießen zuerst ein relativ junger kleiner Läufer und ein Mittvierziger, den ich vom Sehen aus anderen Läufen schon kenne, an mir vorbei.

Den jüngeren habe ich relativ schnell wieder eingeholt und als es auf die Zielgerade geht bin ich auch an der Zweitplatzerten dran. Als ich allerdings die Zieluhr in ca. 150m Entfernung auf 45:00 umspringen sehe, ist die Motivation hinüber und trabe ins Ziel während beinahe parallel mit mir der Sieger des 30min vor uns gestarteten Quarter-Trails ins Ziel läuft.

Am Ende stehen 45:43min zu buche was zu Platz 24 von 64 Männern bzw. 26 von 125 Teilnehmer/innen reicht.

Fazit: Der Lauf in Carlsberg ist für mich jetzt schon zur jährlichen Pflichtveranstaltung geworden. Selbst die kurze Strecke bietet schon angenehme Abwechslung und eine Mischung aus Trail und Waldlauf und wenn ich die Bilder von den anderen Varianten sehe, frage ich mich, wie toll es für die Ultras sein muss, das ganze über 85km erleben zu dürfen.

Streckenplan und Höhenprofil gibt es im Bericht 2016 (Link siehe oben). Weiter geht es Anfang Oktober mit dem Himmelsleiter-Trail in Heidelberg. So long!

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Hallo Mike Star,

bin den Ultra gelaufen und das war wirklich ein hartes Stück Arbeit. Die Oberschenkel sind heute noch beleidigt und mögen Treppensteigen nicht wirklich. War zum ersten Mal in Carlsberg. Organisation und Trails waren wirklich oerfekt. Für das gute Wetter (der prognostierte Regen war ja nur ein kurzer SchauerI taten ein Übriges.

Glückwunsch zu deinem Lauf und vielleicht tastet du dich 2018 mal an den Halftrail ran.
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Von mir auch Glückwunsch zu deinem Lauf!

Aber was hast du denn nur gegen Frauen??? Die trampel und schnaufen an dir vorbei wärend die Männer einfach so vorbei ziehen? :zwinker5:

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Schauläufer: Kann ich mir vorstellen, dass die Oberschenkel meckern.

Für den Halftrail fehlt mir die Zeit ordentlich zu trainieren bzw. dann müsste ich für die Cup-Wertung auch den Marathon in Heidelberg und die Langdistanz in Schriesheim laufen. Dazu fehlt mir einfach die Zeit mich vernünftig vorzubereiten.

Wenn käme überhaupt erst mal der Quarter-Trail in Frage. Aber ja, irgendwann in gehobenerem Alter werd' ich sicher auch mal auf die längeren Strecken gehen.

Soli: Ich hab' nix gegen Frauen... zumindest nichts effektives :D

Himmelsleitertrail, 9km, 470Hm

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Dieses Wochenende leutete die zweite Runde des Engelhorn Sports Trailcups 2017 ein. Wie letztes Jahr standen damit für mich und ca. 190 andere Läufer/innen der ON Himmelsleiter-Trail im Rahmen des Gelita Trailmarathons an.

Im Gegensatz zu 2016 haben sich einige Dinge geändert. Das Veranstaltungsgelände, sowie Start und Ziel befinden sich nicht mehr im Heidelberger Schlosshof, sondern unterhalb des Schlosses auf dem Karlsplatz und dem benachbarten Palais Prinz Carl. Vorteil des neuen Standorts ist vor allem die Nähe zu den Parkhäusern und der touristisch reizvollen und gut besuchten Innenstadt.

Infolgedessen sind einige Höhenmeter rauf und runter hinzugekommen, dafür verzichtet man auf eine Schleife mit einem Trail durch den Wald, was die Strecke aber nicht unbedingt leichter macht.

Bereits am Samstag, in Verbindung mit einem ehelichen Einkaufsbummel, hole ich die Startunterlagen ab, besuche das Streckenbriefing und gönne mir die im Anmeldepreis enthaltene Portion Nudeln mit Tomatensauce.

Sonntagmorgen um 3 Uhr ist für mich erstmal die Nacht vorbei. Der Wecker klingelt und es folgen Frühstück Teil 1, Toilette, nochmal eine Stunde dösen, Frühstück Teil 2, Formel 1 schauen und Tasche richten. Die Nacht hindurch hat es immer wieder geregnet und auch für den Vormittag sind immer wieder mal weitere Regenschauer angekündigt, was die Wahl von richtiger Kleidung und Schuhen etwas diffizil macht.
Meine neuen Trailschuhe, Kalenji Kiprace 3 Trail , habe ich zwar schon eingelaufen, jedoch noch nicht unter Wettkampfbedingungen getestet, die normalen Straßen-Laufschuhe sehe ich insbesondere bergab und auf den Trailpassagen nicht als die optimale Wahl.
Zwei Stunden später parke ich etwa 10min Fußweg vom Start oberhalb des Schlosses und gehe noch eine halbe Stunde Esskastanien - oder wie man hier sagt – „Käschte“ sammeln um den Kopf freizubekommen. Von dort aus geht es dann 45 Minuten vor dem Start nach unten.

Das Gelände ist bereits gut besucht, denn in Kürze werden die Läufer des Marathon, Team-/Duo-Marathon, Half-Trail und des neu eingeführten MTB & Run, bei dem sich zwei Läufer gemeinsam Laufen und sich dabei ein Mountainbike teilen auf dem jeweils einer zur Regeneration fahren darf, auf die Strecke gehen.

Neben Essen und Trinken gibt es noch einen Autogrammstand des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen, ein Basketball-Vier-Gewinnt, einen Kletterturm, Trampoline und noch zwei Stände, die ich aber nicht näher betrachte. Die Moderation wird von RPR1 musikalisch untermalt.
Nach dem Start des ersten Startblocks des Marathons gebe ich meine Klamotten im Kleiderdepot ab und laufe mich warm. Beim Warmlaufen bemerke ich meinen Fehler. Die Trailschuhe sind nicht für nasses Kopfsteinpflaster geeignet und auch an manchen Asphaltstellen rutsche ich leicht, aber zum Schuhe wechseln ist es zu spät.

11:30 Uhr stehen wir an der Startlinie. Statt der im Briefing angekündigten drei Startblöcke wird nur in zwei frei wählbaren Blöcken gestartet und so lande ich im hinteren Teil des ersten Blocks als es losgeht.

Direkt nach dem Start geht es über eine recht hohe Bordsteinkante auf die Straße nach rechts. Rund 200m später biegen wir erneut nach rechts in eine kleine Gasse, die den Aufstieg Richtung der namensgebenden Himmelsleiter einläutet. Sind die ersten zwei- bis dreihundert Meter noch Kopfsteinpflaster, führt uns der asphaltierte Aufgang zu Beginn des Schlosshofs serpentinenartig nach oben bevor der Weg direkt am Fuß des Schlosses auf einen der Wege trifft, die aus der Altstadt in den Schlossgarten führen.
Hier hat sich das Feld soweit sortiert und die ersten Läufer gehen hier bereits während ich betont verhalten mit kleinen Schritten nach oben laufe. Kurze Zeit später steigt der Weg noch einmal etwas mehr an, biegt nach links, wird für wenige Meter noch etwas steiler und trifft dann auf die erste Ebene des Schlossparks.
Wir laufen rund 200m in einer geradeaus-rechts-links-rechts-links-links Kombination auf dem flachen, leicht sandigen Boden, über eine Rampe auf die zweite Ebene, beschreiben einen U-Turn am Ende der Rampe und dürfen uns nochmal etwa 300-400m mit einer Rechtskurve nach ca. 100m erholen bevor wir den Schlosshof über eine steile links-links Rampe verlassen.
Wir folgen kurz dem Schloss-Wolfsbrunnenweg und biegen dann an einer Einmündung nach rechts auf den Molkenkurweg, der uns zur Himmelsleiter führen wird.

Die Steigung wird hier nochmal deutlich steiler und bei KM2 macht die Straße eine 180° Kehre nach rechts bevor wir sie nach links auf die Himmelsleiter verlassen. Letztes Jahr führte die Strecke hier zuerst noch weiter hinauf über einen Waldweg, einen Trail und einen weiteren etwas abfallenden Waldweg bevor wir etwas weiter oben auf die steinerne Treppe trafen. Dieses Mal gilt es also mehr Stufen zu überwinden als 2016.
Bis hierher fühle ich mich noch sehr gut. Klar, es ist anstrengend, aber mein Tempo ist bis jetzt lediglich auf Trainingslaufniveau. Ganz bewußt, denn ich will ein Debakel wie letztes Jahr vermeiden und bis jetzt haben wir erst ein wenig mehr als ein Drittel der im ersten Abschnitt zu bewältigenden Höhenmeter absolviert.
Das Tempo der anderen um mich herum ist relativ ähnlich und so gibt es auf dem ersten Abschnitt der Treppe auch keinen Stau.
Die unregelmäßigen Stufen sind nass, überall liegen Laub und Kastanienschalen aber trotzdem habe ich erstmal keine Probleme rutschiger Natur. Wie meine Mitstreiter habe ich das Laufen natürlich jetzt erstmal eingestellt und gehe Stufe für Stufe nach oben.
Obwohl es sich deutlich geschmeidiger anfühlt als letztes Jahr, bin ich froh, dass wir nach ca. 150m erstmal die Treppe für eine kurze Schleife über einen Waldweg und einen kleinen Trail weiter bergauf verlassen.

Ich nutze die Gelegenheit für etwas joggende Regeneration, überhole dabei einen Läufer, verliere aber am Ende des Trails meinerseits eine Position an einen anderen Läufer. Nach insgesamt ca. 400m treffen wir wieder auf die Treppe und weiter geht es nach oben. So langsam wird es richtig hart. Ein-, zweimal muss ich korrigieren weil ich versuche zu ökonomisch die Stufen zu bewältigen und als die Treppe das erste Mal einen Weg quert erlaube ich mir 15 Sekunden zum Beine ausschütteln und ausschnaufen.
Zwei Positionen weiter hinten geht es weiter. Ich nutze mittlerweile den unbefestigten Rand der Treppe um die teils kniehohen Stufen so kraftsparend wie möglich zu bewältigen. Beine und Atmung arbeiten an der oberen Grenze, aber immer so, dass ich nicht in die Sauerstoffschuld gerate. Kontrollierte Defensive nenne ich es. Meter für Meter arbeiten wir uns nach oben und bei der zweiten Wegquerung gebe ich mir weitere 15 Sekunden Lockerung.

Ich frage mich, wie man diese Treppe bewältigt, wenn man schon mehr als 30 Km und rund 1000 Hm in den Beinen hat?! Klar... Training, Training und Training.
Überall auf und an der Strecke sehe ich Esskastanien und ich ertappe mich immer wieder bei dem Gedanken ob ich nicht einfach eine Tüte hätte mitnehmen sollen und den Aufstieg zum Sammeln hätte nutzen können... viel langsamer könne es ja eigentlich nicht sein.

Tatsächlich bin ich doch schneller als im Training. Rund 17 Minuten werde ich für den ca. 1km langen Abschnitt von Beginn der Treppe bis zu deren Ende benötigen, was nur ein wenig kürzer ist als doppelt so lang wie der aktuelle Streckenrekordhalter der Marathondistanz.

Die gedankliche Ablenkung hilft über den einen oder anderen Meter hinweg, jedoch verhindert sie nicht zu bemerken, dass man auf den letzten rund 100-150m der Treppe, beinahe den Vordermann nicht mehr sieht und sich zu dem Nebel leichter Regen und Kälte gesellen. Trotz Unterhemd und Langarmshirt ist es mir sackekalt und ich bin froh, dass ich meine federleichte Wind- und Regenjacke in die Hosentasche gesteckt habe.

Kurz nachdem ich die Jacke zugemacht habe, höre ich auch schon die Musik von der Verpflegungsstelle am Gipfel und wenige Meter später hat die Quälerei erstmal ein Ende. Im dichten Nebel auf Berg lasse ich den Verpflegungspunkt links liegen, laufe locker los und winke noch einen Läufer vorbei bevor wir auf den ersten Bergabtrail gehen.
In der Hoffnung mit meinem Vordermann einen Anhaltspunkt für einen sicheren Bergabtritt zu haben, hefte ich mich an seine Fersen, muss aber recht schnell einsehen, dass ich heute bergab keinen Blumentopf gewinnen werde. Zu groß ist meine Unsicherheit, noch zu gering das Vertrauen in die neuen Schuhe bzw. deren Verhalten auf den glatten Steinen sowie auch ein wenig Angst zu stürzen spielt sicherlich mit.

Entsprechend schnell entfernt sich mein Vordermann. Der Trail ist nicht extrem steil, doch viele Steine, Wurzeln und Furchen machen den Weg nicht weniger gefährlich. Oft muss ich die Seiten wechseln, bin mir nicht sicher, ob eine Stelle, die fest aussieht nicht doch nachgibt oder stelle mich darauf ein, beim Bremsen wegzurutschen. Ich weiß, dass es vermutlich schneller ginge aber ich will nichts riskieren und mir fehlt ganz einfach auch noch die WK-Erfahrung im richtigen Traillaufen.

Es ist auch ein wenig frustrierend zu sehen, wie schnell und sicher die erfahrenen Trailläufer an mir vorbeigehen und fast über den Trail fliegen. Entsprechend verliere ich nach unten erstmal 8-9 Positionen. Der Trail ist etwas mehr als einen Kilometer lang und kreuzt bei rund der Hälfte im Zickzack einen Wanderweg.
Am Ende des Trails geht es nach rechts auf einen leicht ansteigenden Waldweg auf dem wir noch einmal rund 40-50 Hm zu überwinden haben. Der Weg läuft sich hier super und vor mir sehe ich vier der Läufer, die mich eben noch überholt haben, näherkommen. Einen nach dem anderen kann ich diese wieder einkassieren bevor wir nach links auf den nächsten Trail bergab biegen. Zack, hat mich der erste wieder überholt. Wenig später macht der Trail einen Linksknick und wird ein wenig gangbarer. Hier dominieren vor allem Laub und unter dem Laub versteckte Steine. Am Ende des Weges gibt es eine sehr schlammige Rechtskurve und ich sehe mich schon im Matsch liegen. Allerdings hier greifen die Schuhe ideal.

Dann folgt der letzte Trailabschnitt. Parallel zur Fahrstraße müssen wir über einen nichtmal einen Meter breiten, teilweise seitlich abschüssigen Pfad, gespickt mit ein paar kurzen Auf- und Abpassagen und einer kurzen tückischen Treppe an dessen Ende.
Auf einer Seitenstraße laufen wir für wenige Meter aufwärts und gehen nach links abwärts auf einen Weg, der um das sogenannte Teufelsloch herum, zurück auf jene Straße führt, die uns zu Beginn den Anstieg zwischen Schlossgarten und Himmelsleiter bereitstellte. Der Weg ist insofern tückisch da er aus einer Mischung aus Asphalt, Steinplatten, Kopfsteinpflaster und Dreck besteht und dazu noch mit nassen Blättern bedeckt ist.

Dementsprechend konzentriert und vorsichtig (man könnte es auch unsicher und langsam nennen) laufe ich nach unten und werde nochmal von einer Läuferin überholt.
Dann treffen wir endlich auf die Straße und jetzt geht es auf dem gleichen Weg nach unten auf dem wir zu Anfang hochgekommen sind. Hier will ich eigentlich keine Gefangenen mehr machen und drücke aufs Gas. Direkt vorbei an der Läuferin, die mich gerade noch überholt hatte, hole ich mir noch vor dem Schlosshof die nächste Position zurück und eine weitere zu Anfang des Schlossgartens.
Als ich den Schlossgarten wieder verlasse werfe ich einen Blick zurück und sehe einen komfortablen Vorsprung auf meine Verfolger. Kaum habe ich jedoch die Abzweigung zu den Serpentinen erreicht höre ich die Läuferin schon wieder heranfliegen. Da ich auf dem nassen Asphalt und den paar Treppen entsprechend verhalten laufe ist mein Vorsprung gleich Null als wir den Schlosshof verlassen. Die ersten 150m bergab auf dem Kopfsteinpflaster habe ich keine Chance und muss sie kurz ziehen lassen.

Kaum wird es flach wendet sich das Blatt und innerhalb von vielleicht 50m gehe ich wieder an ihr vorbei.

Und dann habe ich tatsächlich ein schlechtes Gewissen sie einfach so jetzt stehen zu lassen. Ich drehe mich um und rufe ihr zu sie solle in meinen Windschatten und wir würden uns den Läufer vor uns noch holen. Sie geht darauf ein und auch wenn wir den Läufer vor uns nicht mehr schaffen, genießen wir es beide uns gemeinsam die letzten ca. 200m ins Ziel zu pushen.
Seite an Seite überqueren wir die Linie und klatschen einander erschöpft aber happy ab.

Anschließend labe ich mich erstmal an der umfangreichen Zielverpflegung bevor ich meine Ersatzklamotten abhole und noch die Zielankunft bis der meisten Half-Trailer und des Marathon-Siegers mitverfolge. Die Stimmung auf dem Karlsplatz ist klasse, jeder Läufer wird namentlich angekündigt und applaudiert. So ziemlich allen Läufern, egal welcher Disziplin, sieht man die Anstrengungen aber auch den Spaß an der Veranstaltung an.

Fazit für den Himmelsleitertrail:
Auch wenn oder gerade weil der Lauf für meine Cup-Wertung der Streichfall sein wird, ist die Veranstaltung für mich nicht mehr aus dem Kalender wegzudenken. Mit dem Umzug in die Altstadt hat die Location noch etwas mehr Stimmung gewonnen. Die zusätzlichen Höhenmeter und die geänderte Streckenführung tun der Strecke gut.
Gute Orga, gute Stimmung, bei mir reibungsloser Ablauf, lediglich rund 25€ für ein Finisher-Shirt finde ich etwas happig.
Im Startpreis enthalten ist dafür ein Tagesticket für den ÖPNV.

Vielleicht werde ich mich nächstes Jahr doch erstmal versuchen auf den Half-Trail (30km, 1.000Hm).

Zeit: 1:05.04h, Platz 95 von 191 Finishern.

Veranstaltungsseite: https://www.trailmarathon-heidelberg.de/

Am kommenden Sonntag steht bereits das Finale des Cups beim Strahlenburgtrail an.

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Zum Abschluss des Engelhorn Sports Trail Cup 2017 zeigte Petrus sich noch einmal von seiner schönsten Seite. Wolkenloser Himmel, Sonne und 20°C begleiteten die rund 250 Teilnehmer auf den mit 7.6 bzw. 15.2km ausgeschriebenen Trailkurs am Schriesheimer Ölberg.

Das schöne Wetter bietet sich für mich an, die etwa 3km lange Anreise als vorgezogenes Aufwärmprogramm zu nutzen. Gegen 11.30 Uhr, also eine Stunde vor Start treffe ich am Gelände der Schriesheimer Strahlenburg ein. Die ersten Läufer haben sich bereits eingefunden und tümmeln sich entweder vor Start und Ziel beim Exhibit-Stand von Salomon, im Biergarten im Innenhof der Burg oder auf den Wegen durch die Weinberge ober- und unterhalb der Burg, die einen uneingeschränkten Blick über Schriesheim und die Oberrheinische Tiefebene bis hin zum Pfälzer Wald bieten.

Die Startnummer ist ruckzuck abgeholt und so genieße ich die letzten freien Minuten im strahlenden Sonnenschein. 30 Minuten später stehen wir an der Startlinie und zählen den Countdown bis zum gemeinsamen Start für beide Strecken herunter.

Meine geplante Taktik ist im Grunde die gleiche wie letztes Jahr. Berghoch nicht zu sehr verausgaben, die Trails gehen, flach schnell aber ruhig und bergab, mit Ausnahme der beiden Trailabstiege, die Katze fliegen lassen.

Die Streckenführung ist dieselbse wie die letzten beiden Jahre. Vom Start weg geht es bergan. Zuerst nur leicht ansteigend, kurz über die Zufahrtsstraße, dann rechts ab auf einen holprigen Waldweg richtung Weinberge. Vor den Weinbergen - etwa 300m nach dem Start - biegen wir links auf einen etwas besseren Waldweg und ab jetzt steigt es stärker an. Rund 400m später verlassen wir den Weg nach rechts und eine weitere Linkskurve später treffen wir auf den Eingang zum ersten Trail.

Bis hierher habe ich bereits die Befürchtung, dass ich zu schnell angegangen sein könnte. Mit 6:45min bei Km1 bin ich ca. 15 Sek. schneller als geplant. Der Trail ist wie gewohnt mit Steinen und Wurzeln gespickt, von denen die gefährlicheren mit roter Sprühfarbe markiert wurden. Trotzdem ist der Trail alles andere als leicht. Nach der ersten Steigung folgt direkt eine Linkskehre, danach nochmal ein Stück nach oben, ein Rechtsknick, kurz flach, wieder ansteigend und eine steile Rechts-Links-Kombi zur sogenannten Schwedenschanze.

Dort bietet sich Wanderern ein weiterer Ausblickpunkt über die Bergstraße und eine Hütte als willkommener Rastplatz. Wir bzw. ich habe jedoch keinen Blick dafür. Stattdessen nutze ich das etwas weniger steile nun folgende Stück um etwas zu traben bevor es wieder steiler ansteigt. So geht es abwechslend steil, weniger steil nach oben bis zum ersten Peak bei ca. Kilometer zwei.

Ich muss heftig pumpen und habe mittlerweile Rückenschmerzen, bin aber nicht bereit von meiner Taktik abzuweichen. Der Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich noch immer wie geplant liege. Insgeheim ist mein Etappen-Ziel zwischen 16:00 und 16:30 und damit etwa eine Minute schneller als letztes Jahr den Peak zu erreichen. Bei 16:23 Min stelle ich mich dem ersten Trail bergab.

Es ist eigentlich kein klassischer Trail sondern ein etwas breiterer Pfad durch den Wald, dem es eine Freude bereitet immer wieder Wurzeln und Steine, teilweise unter Laub verdeckt, hervorzuzaubern. Die ersten Meter, den Aufstieg noch in den Knochen, mache ich bewußt langsam. Sobald man auf dem kurzen Abstieg einmal in Fahrt ist, macht es kaum noch Sinn zu bremsen. Kaum komme ich ins Laufen verschwinden auch die Rückenschmerzen.

Wir treffen auf den Waldweg, der uns zum nächsten Trail führen wird. Kurz nach Beginn des Forstwegs gibt es eine kurze Steigung, dann wird es erstmal für rund einen Kilometer etwas flacher. Was bergab an mir vorbeigezogen ist wird hier erstmal wieder eingesammelt. Auch hier bin ich, wie die Auswertung später zeigt immer noch etwas schneller als letztes Jahr und relativ plan mit meiner Taktik.

Dann folgt der zweite Trail. Er ist weniger steil, nicht so lang wie der erste und besteht primär aus Wurzeln, einigen Steinen und von immer wieder auftretenen Waschungen durchfurchten Erdspalten. Die zwei, drei steileren Abschnitte gehe ich wieder, den Rest laufe ich versuche ich locker durchzulaufen.

Folglich werde ich nochmal vor drei Läufern überholt.

Auf den letztem Metern wird der Trail von Pflanzen zu beiden Seiten auf wenige Zentimeter verengt, dann trifft er auf einen der vielen Forstwege und wir folgen diesem linkerhand. Ein kurzer Blick auf die Uhr, einige Meter zur mentalen Vorbereitung und die Lungen freizupusten, dann soll die Katze fliegen. Das klappt auch erstmal recht gut. Rechts von uns öffnet sich der Wald und gibt den Blick auf die umliegenden Berge frei. Ab jetzt geht es leicht bergab und in etwa in der Mitte dieses Teilstückes müssen wir an einer abschüssigen Kreuzung links abbiegen.

Obwohl mir bekannt unterschätze ich diese Kreuzung und beim abbiegen trägt es mich kurz vom Weg ab. Glücklicherweise ist der Wald trocken und ich habe guten Grip. Wenige Tage vorher hätte es mich vermutlich in den Matsch oder ins Unterholz getragen.

Kurz vor Km5 verlassen wir den Weg nach rechts um über einen kurzen steilen Trail eine Ebene tiefer zu kommen, auf jenen Weg, der uns zurück zum Ziel führen wird.
Hier gehe ich auf Nummer sicher und am Ende des Trails, bei Km5, habe ich ca. 1:25min auf letztes Jahr herausgelaufen. Allerdings beginnt die Katze jetzt mit dem Sinkflug. Ich will richtig drücken, die Pace auf unter 4:00/km bringen, aber leider sagt mir mein linker Oberschenkel, dass er das bisherige Tempo besser findet.
Also gebe ich nach und halte das Tempo so, dass ich ohne Risiko ins Ziel komme. Kurz vor dem Ziel biegen die 15.2km-Läufer dann auf ihre zweite, mit einem zusätzlichen ziemlich herausfordernden Trail gespickten, Runde und ich gehe bei 44:25min und damit 1:19min schneller als letztes Jahr ins Ziel.

Wie beide Jahre zuvor zeigt die Uhr per GPS wieder 7.84km statt der ausgeschriebenen 7.6km. GPSies bestätigt diesen Wert. Letztlich ist das aber auch egal.

Fazit:
M 29/68, Gesamt 31/124

Wie jedes Jahr eine schöne Veranstaltung vor herrlicher Idylle mit herausfordernder Strecke. Die Tatsache, dass ich die gewonnene Zeit fast ausschließlich auf den Anstiegen herausgelaufen bin, zeigt mir, dass die regelmäßigen Höhenmeter im Grundlagentraining durchaus ihren Sinn machen.

Orga war wie gewohnt super, bei schlechtem insb. kaltem Wetter, könnten die rund 800m entfernt liegenden Park-, Umkleide- und Duschmöglichkeiten etwas kritisch betrachtet werden.

Das Gesamtfazit zum Trailcup folgt sobald die Auswertung zur Verfügung steht.

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Danke für deine Berichte.
Leider gibt es keine Cup-Wertung für HalfTrail und Marathon in HD.

Der HalfTrail war mein erster 3/4 M, wenn´s nicht mehr läuft, dann musst du einfach mal ein Stück gehen, genauso wie in HD.
Es macht keinen Sinn sich hier Stress zu machen. Wenn ich Bestzeiten laufen möchte, dann nehme ich die Straße. ;-)
Wie Schauläufer schon sagte, einfach mal probieren. Man sollte natürlich im Vorfeld zum einen Spaß an lange Läufe haben und zum anderen natürlich ein paar 30iger mit Höhenmetern im Vorfeld in den Beinen haben.
Grüße Guido
renntatze.de

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Guido: Ich bin dieses Jahr bis jetzt rund 17.000 Hm gelaufen und 7.300 Hm mit dem Rad gefahren. Vermutlich sogar mehr, da ich die Auswertungen i.d.R. immer nach etwas nach unten korrigiert habe. Allerdings, mit Ausnahme von wenigen Bergsprints oder vereinzelten Fahrtspielen, nur in Grundlagenläufen. Daran wird sich aktuell auch wenig ändern. Tempo am Berg nur als ergänzendes Einheiten.
Die Grundlagenläufe will ich aber jetzt versuchen eben auf 30-35km auszubauen. Zuerst im Flachen und dann zeitversetzt auch im Bergigen nachziehen.

Joel: Danke. Das Merken finde ich nicht so schwer. Himmelsleiter und Strahlenburg bzw. die Gebiete drumherum sind bei mir regelmäßige Trainingsstrecken, die kenne ich zu 90% in und auswendig. Außerdem genieße ich die Läufe bewußt so intensiv, dass ich mir das alles recht gut verinnerlichen kann. Und so lange sind die Distanzen ja auch nicht. Bei einem 80km-Ultra sähen meine Berichte wahrscheinlich auch etwas anders aus.
Btw. im Pfälzerwald gibt es doch auch sehr schöne Bergstrecken zum quälen und genießen... wenn ich da nur alleine ans Dahner Felsenland denke.

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Bin ja neu in der Materie 😊 Aber in den nächsten Wochen hab ich mir ein paar weitere Läufe zum Pfälzer Berglaufpokal auf den Zettel genommen. Potzberglauf (350hm) und Kalmitlauf (505hm) je ca. 8km stetige Steigungen. Schaun wir Mal, eigentlich bin ich viel zu schwer für den Kram 😎
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