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Licht und Schatten, Verwirrung und Zweifel

Licht und Schatten, Verwirrung und Zweifel

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[font=&amp]Bei der Auswahl meiner Wettkämpfe gelingt es mir nicht, ein einheitliches „Beuteschema“ zu erkennen. Oft passiert es mir, dass ich irgendwo irgendetwas lese, und schwupp, hat sich ein Gedanke im Kopf festgesetzt: Da musst da hin! Genau so erging es mir, als ich von einem Halbmarathon am Rheinufer entlang von Düsseldorf nach Duisburg las. „Da musst du hin“, klebte es fortan im Kopf und breitete sich aus. Ja, dann musste ich da wohl hin und meldete mich an. [/font]

[font=&amp]Mein Beuteschema für Wettkämpfe ist nicht einheitlich: Neben Neuem bin ich auch ein Gewohnheitstier und laufe gerne die Volksläufe in meiner Region. Dabei habe ich mir vor einiger Zeit ein Spezial-Hobby zugelegt. Wenn man seit vielen Jahren Wettkämpfe bestreitet und die 60 überschritten hat, dann gibt es leistungsmäßig nur eine Richtung, und die geht bergab. Das ist auch nicht tragisch, aber es ist naheliegend, dann eben andere Ziele zu suchen. Und da fand ich es irgendwann reizvoll, 5-mal hintereinander bei ein und derselben Veranstaltung die Altersklasse zu gewinnen. Dabei lege ich das „starke“ Kriterium an, und das besagt, es müssen unmittelbar aufeinander folgende Jahre sein. [/font]

[font=&amp]Das ist gar nicht so einfach, denn mal kommt ein Jahr, in dem man verhindert ist, mal ist jemand anders schneller, und so ist mir dieses Kunststück bisher erst bei 3 Veranstaltungen gelungen. Nun bot sich eine Chance, diesen Kreis zu erweitern, aber der Termin lag ausgerechnet einen Tag vor dem Halbmarathon. Für den HM wäre es natürlich vernünftiger gewesen, keine Vorbelastung mit einem Wettkampf 1 Tag davor einzugehen. Aber die absolute Herrschaft der Vernunft führt auch schnell zu Langeweile. Also eben Unvernunft! Wobei, durch die Auswahl des 5-ers statt des üblichen Zehners ging ich einen kleinen Kompromiss ein. Auch wollte ich mit Handbremse laufen, d. h. etwa zwischen 21:30 und 22 min landen.[/font]

[font=&amp]Samstag, 14.10. 5 km-Lauf[/font]

[font=&amp]Es war ein wunderschöner Herbsttag, als ich mich mit den anderen Teilnehmern auf dem Sportplatzgelände tummelte. In der Sonne war es tatsächlich nochmal knackig heiß. Aber um es vorwegzunehmen: Es war ein Scheißlauf. Beim Einlaufen schien alles noch okay zu sein, aber kurz nach dem Start spürte ich: Da stimmt was nicht, und der Blick auf die HF-Anzeige der Uhr bestätigte es. Die Elektrik war gestört. Während ich sonst bei kürzeren Wettkämpfen mit einer Durchschnitts-HF zwischen 155 und 160 laufe, zeigte die Anzeige bereits nach 500 m einen Wert über 170 an. Noch war ich nicht beunruhigt, denn das passiert manchmal und pendelt sich dann nach 1 oder 2 km wieder ein. [/font]

[font=&amp]So schien das zunächst auch heute wieder zu sein. Nach 1,3 km fiel die Anzeige auf unter 160, und ich schöpfte Hoffnung. Die währte nur kurz, das Laufen fiel wieder schwer – kein Wunder, denn das Herz schlägt zwar schnell, pumpt dabei aber nur wenig Blut und damit Sauerstoff in die Muskulatur – und die HF war schnell auf über 190 gestiegen. Das war nun nicht schön. Halb durch die Schwergängigkeit gezwungen, halb kopfgesteuert, um die HF herunterzubringen, reduzierte ich das Tempo. Trotzdem wollte die HF nicht sinken, und als sie die 200 überschritten hatte, senkte ich erneut die Geschwindigkeit bis hinunter auf 5 Minuten pro Kilometer. Selbst ein Teilstück gehen vermochte nicht, das Herz zu gleichmäßigem Schlagen zu veranlassen. [/font]

[font=&amp]Andererseits hätte Stehenbleiben oder nur noch Gehen auch nicht viel gebracht, denn bei einem Rundkurs gibt es eben keinen schnelleren Weg zurück. So quälte ich mich mit niedrigem Tempo und unnatürlich erhöhter HF mühsam ins Ziel. Die Endzeit von 23:17 min reichte sogar noch aus, dass ich den 4. Fünfer notieren konnte. Ich war unzufrieden und haderte mit diesem Ereignis, denn ich konnte und kann keine Ursache ausmachen, warum es von Zeit zu Zeit und eben heute wieder zu diesen Herzrhythmusstörungen kommt. Ein wenig lief ich noch aus und registrierte auch da eine leicht erhöhte HF, was mich nachdenklich stimmte.[/font]

[font=&amp]Anschließend unterhielt ich mich noch mit einem Laufkollegen aus älteren Zeiten. In den Anfangszeiten hatte er mich stets hinter sich gelassen, später hatte sich das umgedreht. Heute lag er natürlich vor mir, allerdings waren wir dieses Jahr AK-getrennt. Mir war aufgefallen, dass er als Vereinsloser gestartet war, und ich fragte ihn, ob er ausgetreten sei. Nein, war die Antwort. Sie hätten vor zig Jahren mal den Verein gegründet, dann wären es immer weniger geworden, 2 Mitglieder seien sogar verstorben, und Jüngere seien eben nicht nachgekommen. So hätten sie denn ihren Verein schließlich aufgelöst. Die alte Grade der klassischen Vereinsläufer stirbt halt so langsam aus. Tempora mutantur![/font]

[font=&amp]Samstagabend zuhause [/font]

[font=&amp]Ich war am Grübeln, was ich am Sonntag machen sollte. Etwas Ähnliches war mir vor drei Wochen passiert. Auch da war der natürliche Rhythmus durchbrochen, ich hatte die HF durch teilweises Gehen abgesenkt, war aber durchgelaufen, wenn auch mit langsamer Zeit. Vor lauter Frust war ich 2 Tage später zu einem anderen Wettkampf gefahren, bei dem alles wieder ganz paletti war.[/font]

[font=&amp]Ich schnallte mir zuhause nochmal den Brustgurt um und war nun total irritiert. Stunden nach der Belastung hatte ich eine HF von 110 – 120. Das hatte ich noch nie. Bisher war unmittelbar nach der Belastung der Herzschlag völlig normal. Aber obwohl ich es mit einem zweiten Gurt probierte, hielt sich die deutlich erhöhte HF weiterhin. Woher kam das? Hatte ich mir eventuell einen Infekt eingefangen? Jedenfalls schien mir ein Halbmarathon am nächsten Tag kaum denkbar.[/font]

[font=&amp]Nach dem Abendessen, zu dem ich mir zwei Bier genehmigte, war endlich die HF auf einen normalen Wert unter 60 gesunken. Irgendein Zusammenhang? Keine Ahnung! Ich war weiterhin arg am Grübeln. Der Halbmarathon als solcher übte nach wie vor seinen merkwürdigen Reiz auf mich aus. Aber mich irritierte dieses Phänomen der verspäteten und länger andauernden HF-Erhöhung „doch scho‘ au‘“, wie der Bundes-Yogi sagen würde. Am Ende kam ich zum Ergebnis des abgestuften Risiko-Checks am Sonntagmorgen.[/font]

[font=&amp]Als Erstes wollte ich checken, ob die HF beim Nichtstun erneut erhöht wäre. Nichtstun-HF erhöht, dann wieder ab ins Bett und weiterschlafen, HM adé! Nächste Stufe wäre anziehen und Testlauf zuhause mit Temposteigerung. Wieder: HF erhöht, dann Ende! Sonst Fahrt nach Düsseldorf, dort Stufe 3 mit Einlaufen und Tempoverschärfung. Wenn auch das okay sein sollte, dann würde ich starten. Aber: langsam anlaufen, Tempo moderat halten und bei erstem Anzeichen einer unnatürlichen HF-Erhöhung aussteigen![/font]
[font=&amp]Ja, so wollte ich das machen![/font]

[font=&amp]Sonntag, 15.10. Halbmarathon[/font]

[font=&amp]So machte ich das auch. Ich widerstand der Versuchung, im schönen, warmen Bett zu bleiben, und absolvierte Check Stufe 1: HF okay! [/font]
[font=&amp]Stufe 2: Es war noch recht frisch, aber auch beim Laufen draußen war die HF vorbildlich. Indes, die Beine fühlten sich müde an, als wäre ich den gestrigen Fünfer voll gelaufen. [/font]
[font=&amp]Aufbruch nach Düsseldorf, Check Stufe 3, und auch hier wieder: Kurzschlüsse beseitigt, Herzschlag ganz regelmäßig, aber Beine müde. [/font]
[font=&amp]Also starte ich.[/font]

[font=&amp]Ich stelle mich vorne, aber nicht ganz vorne hin, laufe bewusst gezügelt los, ganz so, dass ich das Gefühl habe: Ja, so ist es easy, so ist es gut! Immer wieder der ängstliche Blick auf das Display der Uhr, ja, das ist noch ganz im Rahmen. Das erste km-Schild verpasse ich, beim zweiten zeigt die Uhr 132 bpm an. Das ist beruhigend und ich fühle mich gut. [/font]

[font=&amp]Die Strecke führt am Rhein entlang Richtung Norden, zunächst mehr Nordwest, später leicht wechselnd, eben dem Flussverlauf folgend. Die Sonne haben wir meistens von hinten, noch fühlt sich die Temperatur gut an. Und immer wieder der Blick zur Uhr: Bei der 5 km-Marke liegt die HF gerade einmal bei 140, obwohl ich zu meiner eigenen Überraschung diesen Abschnitt mit ca. 4:30 min/km gelaufen bin. Na gut, wenn’s die HF nicht nach oben treibt, soll’s mir recht sein! Dann kann ich in dem Tempo weitermachen.[/font]

[font=&amp]Es ist ein flüssiges, noch unangestrengtes Laufen. Die HF ist brav wie selten, der Anstieg auf 141, 142, dann 144 ist der Belastungsdauer folgend völlig normal. Es kommt hinzu, dass die Strecke kaum Schatten spendet, die Wärme der Herbstsonne zunimmt und auf manchem Abschnitt die Luft zu stehen scheint. [/font]

[font=&amp]Nach 12, 13 km ist das Laufen nicht mehr so leichtgängig wie zu Beginn, jetzt ist ja auch das Ende absehbar, aber ich halte nach wie vor mein Tempo, das sich um 4:30 herum bewegt. Das Wichtigste aber: Herzschlag und damit Versorgung der Arbeitsmuskulatur sind weiterhin im Normalbereich. Manchmal steigt der Wert auf 145 oder 146, sinkt dann aber auch wieder auf 144 oder darunter, je nach Streckenverlauf. Schon lange bin ich mir sicher, dass das Ding heute gegessen ist. Dazu fühlt sich alles zu gut an, und eine so plötzliche Abweichung ist jetzt eher unwahrscheinlich.[/font]

[font=&amp]Während ich auf den ersten Kilometern noch von etlichen überholt wurde, schließe ich seit einigen km auf Gruppe um Gruppe auf und ziehe vorbei. Sehr wenige sind es, die mich in dieser Phase des Rennens noch überholen. Je näher es dem Ziel geht, um so mehr spüre ich allerdings die Belastung. Kein Wunder, war doch seit dem Marathon Anfang August der längste Trainingslauf einer über 19 km. [/font]

[font=&amp]Als diese Marke hinter mir liegt (HF immer noch bei 144), bringe ich noch einmal eine kleine Beschleunigung zustande und laufe nach (netto) 1:34:48 h durchs Ziel. Duschen gibt’s nicht. Nachdem ich mein Gepäck, das wie das aller anderen von Düsseldorf nach Duisburg transportiert wurde, abgeholt habe, trockne ich mich ab und ziehe frische Sachen an. Jetzt ist es in der Sonne richtig heiß geworden. Ich warte auf die Ergebnisliste, hole dann meine Urkunde, einen Pokal und ein Paar Socken ab, die mir nicht passen, und fahre mit vielen anderen mit der U-Bahn zurück. Ich rieche zwar nichts, aber ich denke, wir ungewaschenen Läufer werden wohl ordentlich gemüffelt haben.[/font]

[font=&amp]Auf der Rückfahrt geht mir dieser krasse Kontrast im Kopf herum: gestern der Frust mit dem unzuverlässigen Herzschlag und der wirklich beschwerlichen Lauferei bei HF-Schnitt von 192, heute das angenehme, nur gegen Ende naturgemäß anstrengende Laufen mit Schnitt von 141. Es ist nervig, nicht zu wissen, was genau diese Abweichungen auslöst und wann sie auftreten. Eine zweite Katheterablation könnte helfen, aber angenehm ist die auch nicht.[/font]

[font=&amp]Auch am Montag geht es mir übrigens gut. Ein Infekt ist somit unwahrscheinlich, denn der Körper ist am ehesten geschwächt und angreifbar unmittelbar nach der Belastung. [/font][font=&amp]Da ist aber nix. Halt, stimmt nicht ganz, denn die rechte Achillessehne ist seit Sonntag schmerzhaft, aber das ist wenigstens erklärbar und unterliegt einer nachvollziehbaren Logik.[/font]

[font=&amp]Bernd[/font]
Das Remake
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Burny, wenn das alles zuviel Stress wird, such dir Läufe raus, in denen du der Einzige deiner Altersklasse bist, dann kannste es etwas ruhiger angehen lassen. :zwinker5: Ich empfehle da z.B. den Plön-Lauf beim Gecko.

Ansonsten: Herzlichen Glückwunsch!
Wobei man (also ich) zu Beginn des Artikels wirklich anfing, mir Sorgen zu machen.
Gott sei Dank ist alles gut gelaufen und hoffentlich stolpern diverse Leute über diesen Laufbericht, bevor hier regelmäßig Threads erstellt werden mit hypernervösen Fragestellungen zu einmalig erhöhten HF-Messungen. :hallo:

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Danke erst mal für den Bericht und Glückwunsch zu starken Leistung !!!

Ach diese HF-Messung - jetzt weiß ich wieder warum ich diesen Gurt abgelegt habe. Erst hab ich einfach an Meßfehler gedacht, aber da bist Du wohl viel zu Erfahren um dies nicht selbst ausschließen zu können.
Kann sich natürlich auch gegenseitig hochschaukeln, denn ist bestimmt beunruhigend wenn man trotz Temporeduzierung Werte von 200 aufm Display sieht.
Den vier Stufen Selbsttest fand ich ne gute Idee, allerdings nachdem Einlaufen vor Ort wieder unverrichteter Dinge nachhause fahren, da hätte jede Menge Disziplin zu gehört.
Jetzt musst Du selbst entscheiden, noch mal diese Katheterablation, oder weiterhin auf mulmiges Gefühl umsichtig reagieren.
Vor allem wünsch ich aber weiter viel Spaß beim Laufen !!!
Z

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Lilly* hat geschrieben:such dir Läufe raus, in denen du der Einzige deiner Altersklasse bist, dann kannste es etwas ruhiger angehen lassen.
Das ist aber langweilig und ohne sportlichen Wert. in den höheren Altersklassen passiert es bei kleineren Läufen (so 100 - 200 Läufer) ja schon mal, dass man der Einzige ist (bei den Frauen natürlich noch eher). Ist mir auch schon passiert, ist aber wie gesagt langweilig. Platzierungsmäßig sind die spannenden Läufe die, bei denen man sich gegen starke Konkurrenz durchsetzt - oder eben nach hartem Kampf halt mal nicht gewinnt. Bei dem Fünfer in Korschenbroich waren es - bei 149 Finishern insgesamt - wenigstens 3 in meiner AK M65, beim Halbmarathon mit 2.823 Finishern liefen immerhin 30 M65-er durchs Ziel.
Lilly* hat geschrieben: Ich empfehle da z.B. den Plön-Lauf beim Gecko.
Das ließe sich durchaus mit einem Besuch in der alten Heimat verbinden, zumal ich die Gegend auch ein wenig kenne..

Bernd
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JoelH hat geschrieben:M60 hier in der Region keine Chance. Da werden manche 10er um 38 Minuten gelaufen.
Ja, die gibt's, aber der Kreis derer, die das laufen können, ist - selbst deutschlandweit - schon sehr ausgedünnt, und in der M65 ist er noch viel kleiner.

Bei den Deutschen Meisterschaften über 10 km sind heuer ganze 6 M60 unter 40 min geblieben (Siegerzeit 36:34 min), und in der M65 waren es 3 Läufer. Der 4. benötigte schon 41:43 min. Bei den Europameisterschaften 2016 in Portugal - bei zugegeben recht warmem Wetter - blieben 11 M60-er unter 40 min und ganze 2 M65-er.

Bernd
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Danke für dein Feedback!
Zemita hat geschrieben:Erst hab ich einfach an Meßfehler gedacht, aber da bist Du wohl viel zu Erfahren um dies nicht selbst ausschließen zu können.
Man spürt das ja, wenn da was nicht stimmt. Die Abfolge ist daher andersherum: Das Gefühl sagt, etwas ist nicht in Ordnung, und der Blick zur Uhr bringt dann die Bestätigung.
Zemita hat geschrieben:nachdem Einlaufen vor Ort wieder unverrichteter Dinge nachhause fahren, da hätte jede Menge Disziplin zu gehört.
Ja, das stimmt. Aber am Sonntag hätte ich das sofort gemacht, denn ich war wegen der späteren Erhöhung (nach dem Lauf am Samstag) beunruhigt und wäre das Risiko nicht eingegangen.
Zemita hat geschrieben: Jetzt musst Du selbst entscheiden, noch mal diese Katheterablation, oder weiterhin auf mulmiges Gefühl umsichtig reagieren.
Ich werde es beobachten. Solange das von Zeit zu Zeit auftritt, mache ich nichts. Wenn es gehäuft vorkommt, werde ich wohl zum Arzt gehen.

Bernd
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burny hat geschrieben:Ich werde es beobachten. Solange das von Zeit zu Zeit auftritt, mache ich nichts. Wenn es gehäuft vorkommt, werde ich wohl zum Arzt gehen.
Ich bin ja sonst auch kein großer Arzt-Renner, aber ein EKG oder Ultraschall würde ich doch machen lassen bzw. beim Hausarzt oder besser Sportmediziner mal vorsprechen.
Nur wegen selbstgemachten Streß hättest du diesen Ausschlag nicht gehabt und insbesondere das mit dem Nicht-normalen-Ruhepuls würde mir zu denken geben.
Denn irgendetwas hat dem Herzmuskel arg gestresst.
Grüße Guido
renntatze.de

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Das mit dem Herz ist einfach so eine Sache ... mir hat's neulich auch am Anfang eines HM, schon nach 1km oder so, ein paar Extrasystolen reingeknallt dass ich dachte jetzt muss ich stehenbleiben (dabei bin ich auch ein "sanfter" Starter, suche den Rhythmus immer von unten her). 500m weiter durften sich dann die Kollegen an einem ordentlichen Furz meinerseits erfreuen und von da an bis ins Ziel bin ich ohne weitere Probleme gekommen. Kann also z.B. auch mit der Verdauung zu tun haben wenn was nicht so hinhaut wie gewohnt.
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)

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LaufG hat geschrieben: Denn irgendetwas hat dem Herzmuskel arg gestresst.
Mit "zum Arzt" gehen meine ich, eine weitere Ablation machen zu lassen. Die erste gab es vor 9 Jahren, und von der damaligen Situation her kenne ich das Drumherum noch recht gut.

Herzrhythmusstörungen betreffen die Elektrik des Herzens. Der Muskel selbst war bei mir - und das vermute ich auch jetzt - völlig unbeeinträchtigt. Beim Auto wäre das so, als wenn der Motor intakt ist, aber die Zündung gestört ist. Diese Störung wird durch elektrisch leitende Zellen verursacht, in den meisten Fällen sind es die am Eingang der Lungenvenen befindlichen. Bei einer Ablation werden die mit Hitze oder Kälte verödet.

Ursache der Herzrhythmusstörungen sind also die "Fehlzündungen". Ausgelöst werden sie durch viele mögliche Faktoren. In einer Darstellung werden u. a. genannt:
Unfälle, Operationen,Elektrolytstörungen: Kaliummangel, Magnesiummangel,Genussgifte: Alkohol, Koffein, Nikotin,Seelische Einflüsse:Stress, Aufregung, Freude, Angst, Nervosität, aber auch "Häufig keine Ursache zu finden".

Den "Stress" schließe ich bei einem kleinen Fünfer, den ich in gebremstem Tempo laufen wollte, komplett aus.
LaufG hat geschrieben: ein EKG oder Ultraschall würde ich doch machen lassen bzw. beim Hausarzt oder besser Sportmediziner mal vorsprechen.
Das Problem dabei ist, dass sowas schwer reproduzierbar ist. Vor 9 Jahren war ich noch berufstätig und hatte einen sehr rührigen Betriebsarzt, selbst Läufer und Sportmediziner und bestens vernetzt in der regionalen Ärzteschaft. Da habe ich das ganze Programm mit Belastungs-EKG, Lanzeit- EKG etc. gemacht, und er hat mich zu diversen Spezialisten geschickt. Befund immer: Herz kerngesund, Störungen traten bei der Untersuchung nicht auf. Da die Ärzte aber sonst nur mit Kranken zu tun haben, kamen die teilweise mit wenig tollen Vorschlägen wie z. B. Betablocker. Als allerletztes sollte ich dann eine elektrophysiologische Untersuchung machen. Da dabei sowieso ein Eingriff erfolgt, wird dann in der Regel auch gleich abladiert.

Meine Einschätzung ist daher, dass ich heutzutage wesentlich länger auf die Spezialsiten warten müsste und das gleiche Ergebnis wie damals herauskäme, nämlich nichts. Somit stellt sich für mich nur die Frage: Ablation ja/nein bzw. wann?

Bernd
Das Remake
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Jetzt musste ich erst mal kurz nachschlagen, was "Ablation" ist, der Begriff ist in meinen Augen ja nicht so geläufig. ;-)

Ich kenne nur einen Fall, evtl. hier aus dem Forum, dass sich jemand Herzgewebe hat wegschneiden lassen, da er manchmal den doppelten Puls hatte, da das Signal durch zu viel Gewebe wohl gestört war.

Ich habe auch das Gefühl, dass einige Ärzte mit Betablockern schnell bei Hand ist, wie man jetzt bei Thomas vom runningPodcast sieht.

Zu bedenken ist, dass Herz ist ja auch "nur" ein Muskel, der aber stets das passende Signal bekommen muss.
Es nutzt also nichts, wenn man ein gesundes Herz hat, aber irgendetwas das Signal stört. Ohne Signal nützt dir auch der gesunde Muskel nichts mehr.

Die Suche nach einem Spezialisten der hier Erfahrung hat und zugleich versierter Sportarzt ist, dürfte nicht einfach sein, insbesondere wenn man noch eine Zweitmeinung einholen möchte.
Grüße Guido
renntatze.de

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hmm, hab das auch manchmal. Herz faengt von jetzt auf plötzlich an schneller zu schlagen. Bekomme dann Panik, dass irgendwas mit dem Herz nicht stimmt. Dann schlägt es noch schneller. Gehe dann kurz nach draussen, versuche tief Luft zu holen und an etwas anderes zu denken. Das hat bisher immer geholfen. Ein Glas eiskaltes Wasser ganz schnell getrunken oder Stimulierung eines Nervs am Hals so auch helfen.

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GeorgSchoenegger hat geschrieben:Kann also z.B. auch mit der Verdauung zu tun haben wenn was nicht so hinhaut wie gewohnt.
FasterRoadRacer hat geschrieben: tief Luft zu holen und an etwas anderes zu denken. Das hat bisher immer geholfen. Ein Glas eiskaltes Wasser ganz schnell getrunken oder Stimulierung eines Nervs am Hals so auch helfen.
Das Problem ist, dass es (meistens) kein eindeutiges Ursache-Wirkungs-Schema gibt. Mal hilft das eine, ein anderes Mal nicht. Manchmal ist es bei mir durch Trinken weggegangen, manchmal hat das aber auch nicht geholfen. Eine mögliche Ursache ist auch Elektrolytmangel. Daher nehme ich fast immer vor einem Wettkampf eine Magnesiumtablette. Magnesium und Kalium sind die wichtigsten Elektrolyte für die Herzfunktion.
LaufG hat geschrieben: Es nutzt also nichts, wenn man ein gesundes Herz hat, aber irgendetwas das Signal stört. Ohne Signal nützt dir auch der gesunde Muskel nichts mehr.
Ja, das ist richtig. Ich habe mal nachgeschaut. Bei bisher 19 Wettkämpfen in diesem Jahr hatte ich zweimal Herzrhythmusstörungen, bei Trainingsläufen gar nicht. Da ist es eine Abwägung, ob man sich der ja nicht ganz angenehmen Prozedur einer Ablation unterzieht. Von daher werde ich beobachten, wie es sich entwickelt.
LaufG hat geschrieben: Die Suche nach einem Spezialisten der hier Erfahrung hat und zugleich versierter Sportarzt ist, dürfte nicht einfach sein, insbesondere wenn man noch eine Zweitmeinung einholen möchte.
Aufgrund meiner Erfahrung in der Vergangenheit glaube ich nicht, dass es so jemanden wirklich gibt. Dazu ist die Medizin zu spezialisiert. Klar gibt es mittlerweile erfahrene Ärzte, die erfolgreich Katheterablationen vornehmen. Die machen dann aber praktisch nichts anderes mehr. Kardiologen hingegen können das Herz untersuchen, aber Erfahrung mit gesunden Sportlern, die "nur" sporadisch Herzrhythmusstörungen haben, haben die nicht.
schnellerwerden hat geschrieben:herzlichen Glückwunsch
Danke!

Bernd
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burny hat geschrieben:Magnesium und Kalium sind die wichtigsten Elektrolyte für die Herzfunktion.
Das ist der einzig gute Ansatz den ich kenne. Dem stimme ich also vorbehaltlos zu, aber...
burny hat geschrieben:Daher nehme ich fast immer vor einem Wettkampf eine Magnesiumtablette.
Das ist alles andere als sinnvoll. Erst eine regelmäßige Zufuhr macht Sinn und ist zu empfehlen. Die Einnahme VOR dem Wettkampf ist weniger bis gar nicht effektiv, da das Magnesium erst über den Dünndarm in's Blut gelangt und dort dann "verteilt" wird und Überschüsse über den Urin ausgeschieden werden. Dieser Vorgang benötigt einiges an Zeit.
burny hat geschrieben:Kardiologen hingegen können das Herz untersuchen, aber Erfahrung mit gesunden Sportlern, die "nur" sporadisch Herzrhythmusstörungen haben, haben die nicht.
Bei einem über 50-jährigen sagt ein Kardiologe, dass täglich bis zu 20 solcher "Störungen" in diesem Alter durchaus "normal" seien. Wie viele es bei einem 60- oder 70-jährigen sein dürfen weiß ich nicht, aber das ist Unfug, wie ich zwischenzeitlich an mir selbst erfahren durfte.

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