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von McMatt
Laufbericht Oberelbe-Marathon 2018
29. April 2018, 6 Uhr: Ich habe fantastisch geschlafen. Da ich am Abend schon so ziemlich alles bereit gelegt habe und keine Entscheidungen bezüglich irgendeines Teiles meiner Ausrüstung mehr getroffen werden müssen, sind wir trotz gemütlichem Frühstücks, eher startklar als angepeilt. So nehmen wir eine frühere, sicherlich weniger gefüllte, S-Bahn.
Die Zugfahrt zum Start in Königstein ist sehr angenehm. Im Zug sehe ich ausschließlich Teilnehmer des OEM und deren Begleitungen (Viele Begleitungen nutzen die angebotene parallele Fahrt mit dem Schaufelraddampfer). Der Startbereich befindet sich unmittelbar unterhalb des Bahnhofs direkt an Elbe, ist sehr idyllisch und hat große schattige Bereiche. Dies ist angenehm in Erwartung von reichlich Sonne während des Laufes.
Ich fühle mich in jeder Hinsicht ausgezeichnet und entscheide aufgrund der Wärme, eine Pace von 4:30 einzuschlagen. Diese Entscheidung ist bereits in den letzten Tagen gereift. In Angesicht der erwarteten 25°C rechne ich allerdings nicht mehr damit, mein Tempo im Laufe des Marathons steigern zu können. Der Start verläuft geordneter als bei allen meinen vorangegangen Starts, auf kürzeren Distanzen. Dank Stryd kann ich von Anfang an ein konstantes Tempo laufen und dieses fühlt sich sehr gut an. Die Strecke ist ohnehin traumhaft.
Auf den ersten zehn Kilometern gibt es einige Hügel. Hügelaufwärts drossel ich das Tempo, abwärts lasse ich es rollen. Ich halte dabei ein wenig meinen Puls im Auge, um nicht zu überpacen. Die erste Wasserstelle kommt nicht nach fünf, sondern erst nach sieben Kilometern. Da die Strecke bis dahin kaum Schatten bot, finde ich die Diskrepanz zwischen Ankündigung und Realität nicht optimal. Das Problem war hier einfach meine Erwartungshaltung. In Obervogelgesang, nach ca. 13.5 Kilometern, werden mir das einzige Mal während des Laufes direkt Bananen angeboten. An späteren Versorgungsstellen gab es sicherlich auch noch welche, dazu hätte ich dann aber wahrscheinlich anhalten müssen.
In Pirna, bevor man auf die Altstadtrunde einbiegt, macht die erste Sambatruppe Stimmung. Ich passe meine Geschwindigkeit gleich dem guten aber leider zu hohen Rhythmus an und benötige 200 Meter bis ich wieder zu meinem Tempo gefunden habe. Auf dem Markplatz werde ich vom Moderator mit vollem Namen angekündigt, viele Zuschauer applaudieren, Cheerleader tanzen auf beiden Seiten und eine weitere Sambatruppe sorgt für den Rhythmus. Durch die kleine Tempoverschärfung kurz zuvor bin ich allein unterwegs und habe (mindestens gefühlt) die gesamte Aufmerksamkeit für mich allein. Sehr cool!
Anschließend führt die Route wieder kurz zurück auf den Elberadweg bevor es auf die angekündigte Umleitung aufgrund der Sperrung der Brücke über die Gottleuba geht. Diese führt hauptsächlich durch eine öde Industriegegend, in die sich kaum ein Zuschauer verirrt hat. Zum Glück steht an jeder Abbiegung ein Streckenposten, sonst wäre es hier echt einsam gewesen. Auf diesem Teil der Strecke befindet sich auch der Start des Halbmarathons. Halbmarathonzwischenzeit: gleichmäßig gelaufene 1h35. Alles läuft wie im Training, allerdings ist die Temperatur bereits um ein paar Grad geklettert und mir schwant, dass ich mein Tempo nicht durchlaufen können werde. Deshalb beginne ich bereits hier das Tempo gleitend ein wenig zu drosseln.
Seit dem Pirnaer Marktplatz freue ich mich schon auf Kilometer 23, an welchem mich meine Frau das erste Mal anfeuern und mit einer Dusche versorgen will. Sie hatte mich zum Start begleitet und ist anschließend mit der S-Bahn zurück nach Großsedlitz gefahren. Alles klappt wie geplant. Meine Frau hat ihr Fahrrad dabei und wird weitere sechs mal an der Strecke warten und mich motivieren. Da sie nicht den Radweg nehmen darf, muss sie längere Strecken radeln, dafür aber jeweils nicht so lange auf mich warten. Persönliche Anfeuerung ist die beste!
Den Abschnitt zwischen Pirna und Müglitz (Kilometer 24) ist der einzige, den ich in der Vorbereitung nicht gelaufen bin. Die letzten 18 Kilometer habe ich dagegen mehrfach im Training zurückgelegt. Ich hoffe, dass mir mein Insiderwissen das Laufen etwas erleichtern wird.
Bis Kilometer 33 habe ich mein Tempo kontinuierlich auf 4:45 gesenkt. Trotzdem machen sich nun die ersten Krämpfe bemerkbar. Diese zwingen mich zum noch langsameren Laufen. Sobald die Krämpfe nachlassen, geht es mir gut und ich würde so gern das Tempo wieder anziehen. Aber sobald ich das tue, machen sich sofort wieder Krämpfe bemerkbar. Ich reduziere entsprechend das Tempo, da ich nicht riskieren will, stehen bleiben zu müssen. Krämpfe in den Waden, den hinteren Oberschenkeln und den Adduktoren wechseln sich ab und bereiten mir gehörige Schmerzen.
Ich laufe die letzten Kilometer also meist ohne zu Lächeln und langsamer als ich gern würde. Auf der anderen Seite schaffe ich es durchzulaufen und überhole tatsächlich noch andere Läufer. Ich werde aber natürlich auch überholt, unter anderem vom 3:15 Zugläufer, der noch genau einen Läufer zieht.
Endzeit: 3h19 (Pace 4:43). Ich bin einigermaßen enttäuscht, weil das Ergebnis recht weit von meinen Trainingsleistungen entfernt ist. Eine Ursache ist sicherlich die hohe Temperatur, der ich im Training nur sehr selten ausgesetzt war. Außerdem hätte ich mit einer besseren Selbsteinschätzung und einem geringeren Tempo auf der ersten Hälfte, insgesamt etwas schneller sein können.
Positiv ist, dass ich im Ziel, außer den Krämpfen, keinerlei Schmerzen hatte, weder in den Knien, noch in den Füßen. Auch am Tag danach habe ich ausschließlich Muskelkater. Dank dieser (doch etwas überraschenden) Schmerzfreiheit freue ich mich schon auf meinen nächsten Marathon.
Insgesamt war es eine tolle Erfahrung. Die Zuschauer waren klasse. Die Anfeuerungen mit Vornamen sowieso. Die Helfer haben einen großartigen Job gemacht.
Der Marathon selbst war hervorragend organisiert und die Strecke ist absolut atemberaubend. Ich finde es außerdem ausgesprochen reizend, dass am Start die Marathonis unter sich sind, da alle Distanzen einen eigenen Start haben. Es wird ganz sicher nicht mein letzter Start beim Oberelbe-Marathon gewesen sein.