Hallo Anke!
Jeder kennt es, mal erschöpft, platt, müde, ausgelaugt zu sein. Gottlob ist es bei den meisten kein Dauerzustand, sondern mal ein Tag, eine stressige Woche oder eine beanspruchende Phase, die vorübergeht. Und bei wem es zum Dauerzustand wird, da wird geraten, Änderungsmaßnahmen einzuleiten. Dies ist aber nicht immer möglich. Nicht jeder kann das Haus ohne Verlust verkaufen, die Haustiere einschläfern lassen, die Kinder im Heim abgeben und sich einen ruhigen Job suchen oder einfach die Stunden zurückschrauben.
Ich habe einen grundsätzlichen Verlust meines Leistungsvermögens aufgrund meiner Medikamente, da ist leider kein richtiges Kraut gewachsen und kenne andauernde Erschöpfungszustände. Nicht immer kann man fordernde Situationen einfach so abstellen, sondern muss da durch. Und durch welchen Schlamm man im Leben auch immer waten muss: Das Wichtigste dabei ist ja immer die mentale Haltung. Marathon läuft man ja auch mehr mit dem Kopf als mit den Beinen. Ist im restlichen Leben genau so. Als erstes also das schlechte Gewissen abstellen. Wichtig ist, sich keinen Druck machen zu lassen, also nicht über die bereits bestehende Situation hinaus. Wenn du dem Druck im Job beispielsweise grad nicht entgehen kannst, dann wenigstens nicht noch zusätzlich Druck aufbauen. Das schlechte Gewissen abstellen, dass man nicht noch laufen war, dass man nicht eingekauft hat, nicht gesund gekocht, nicht die Fenster geputzt oder die Wäsche gemacht hat, sondern alles hat liegen lassen. Das ist mir ganz oft passiert. Und schlimmer als die ursächliche Erschöpfungssituation war m.E. dieser fiese Kritiker im Hinterkopf, der mir vorgehalten hat, was ich alles eigentlich tun wollte, aber nicht getan, nicht geschafft, nicht erledigt habe. Das ist also der erste, den du killen musst. Meinetwegen knallhart in kurzem Prozess direkt eiskalt erschießen. Man kann diesem Kritiker auch einen Namen geben wie dem Schweinehund, so hilft eine klare deutliche Ansprache, dass er sich zu verpissen hat. Das Letzte, was eine körperlich erschöpfte Person braucht, ist zusätzlich auch noch mental erschöpft zu sein, weil man sich innerlich Vorhaltungen macht, dass man weniger leistungsfähig ist, als man sein will oder sein soll. Ich bin irgendwann auch offen auf mein Umfeld zugegangen und hab denen gesagt, dass ich nicht mehr viel packe und nur noch das Nötigste mache, damit sie verstehen, sich nicht auf den Schlips getreten fühlen, wenn ich etwas vergesse oder bewusst absage. Oder auch, um vielleicht etwas Rücksichtsnahme und Unterstützung zu bekommen.
Also zuerst den inneren Druck genommen, dann den äußeren Druck abgebaut und erst dann findet man wieder soviel Ruhe, dass man sich an andere Baustellen machen kann, die viel Energie kosten (z.B. anderer Job, bessere Organisation des Tagesablaufs oder was auch immer verbessert werden kann).
Ich wünsche dir, dass du alles Überflüssige momentan abwehren kannst, dass es Menschen um dich herum gibt, die dich etwas entlasten können und dass du dir innerlich keinen weiteren Druck und kein schlechtes Gewissen machst.
Damit du dich gut um andere Menschen kümmern kannst, es nämlich sehr sehr wichtig, dass du dich gut um dich selbst kümmerst und selbst fit genug dafür bist.
Und wenn einfach mal alles blöd und scheisse ist und du dich nur mal auskotzen willst, weißt du ja:
Wir sind hier.