Hallo Guido,
es gibt Veranstaltungen, an denen nehme ich teil, weil ich unsagbar viel Lust darauf habe. Ein Beispiel dafür war und wäre erneut der Karwendelmarsch/-lauf über rund 50 km und viele Höhenmeter. Natürlich einzig der Landschaft wegen. In so einem Fall bin ich bereit viele (aus meinem Blick so empfunden) Opfer zu bringen. Ein solches Opfer ist ausnahmslos die Notwendigkeit einen Laufrucksack umzuschnallen. Versuch es aus meiner Sicht zu betrachten: Mir ging es in erster Linie immer nur um das Laufen, den Sport. Nicht im Sinne des wetteiferns, das ist gelegentlich ein zusätzlicher Spaß. Sportlich ringen mit mir selbst, gegen meine mentalen und physischen Widerstände/Grenzen. Laufen also. Gehen ist die Ausnahme, die ich vermeiden will, eben auch ein Opfer, das ich gelegentlich bringen muss. Am liebsten laufe ich in Hemd, Hose, Schuhen und sonst nichts. Die GPS-Uhr dokumentiert, was ich erbringe, hilft mir ein bisschen auch bei der Tempoüberwachung. Auf diese Rolle sollte sich die Technik in meiner Laufwelt beschränken. Stattdessen renne ich dann und wann bepackt wie ein Esel durch die Gegend. Das engt mich ein, tatsächlich physisch und noch mehr mental. Das will ich im Grunde nicht. Wenn ich es in Kauf nehme, dann wegen a) siehe oben oder b) wenn ich einen Lauf aus Trainingszwecken meine zu brauchen.
In diesem Empfinden hat ein Sinneswandel, den du mit einem "vielleicht doch noch" bedenkst, keinen Platz.
Ich habe übrigens mal eine Ausbildung hinsichtlich Orientierungsläufen genossen. Das ist beinahe unendlich lange her, Anfang der 1990er Jahre, anlässlich eines Sportlehrganges bei der Bundeswehr. Da gab es (vielleicht immer noch) tatsächlich einen speziellen Lehrgang "Orientierungslauf". Und da mein Dienstherr mich dort hinschickte, hab ich anschließend auch gleich einen für meine Einheit organisiert. Das hat mir damals ziemlichen Spaß bereitet. Ich musste mir ein Waldgelände aussuchen, markante Punkte auswählen, Markierungsdosen herstellen, in eine topografische Karte die zu findenden Punkte einzeichnen, die Karte für die Teilnehmer vervielfältigen, am Tag der Veranstaltung vormittags die Markierungen ausbringen, die Fahrt ins Gelände organisieren, das Einlaufen bis zum Start überwachen, Teilnehmer einweisen, Start/Ziel betreuen mit einem Helfer und zum Schluss auch noch bangen, weil ein Paar etwas zu lange verschollen blieb ... An jedem Punkt waren kleine Aufgaben zu lösen, das Ergebnis auf den Laufzettel einzurtragen, damit ich sicher sein konnte, dass das jeweilige Paar den Punkt tatsächlich auch angelaufen hatte. Anschließend Rückfahrt, grillen und Spaß haben. Es gibt in der Disziplin "Orientierungslauf" ja auch Wettkämpfe und Meisterschaften (jedenfalls gab es die, als ich mich mit diesem Sport noch beschäftigte).
Kartenlesen ist eine Fähigkeit, die jemand hat. Und nur wenn er das gut kann, auch unter Belastung noch gut zuwege bringt, wird er Erfolg beim Orientierungslauf haben.Vergleichbar dem Biathleten, der nicht gewinnen kann, wenn er am Schießstand versagt. Einem Track hinterher zu rennen ist keine Fähigkeit, nicht schwieriger als die eigene Nase schneuzen, wenn man weiß, wie es geht. Letzteres lernt jedes Kleinkind irgendwann, ersteres langsam auch Udo. Einem Track durchs Gelände zu folgen ist darum "irgendetwas" aber definitiv kein Orientierungslauf. Ich wiederhole mich: Dem Track zu folgen setzt keine Fähigkeiten zur Orientierung voraus, sondern lediglich die richtige Bedienung des Gerätes. Und auf so etwas habe ich grundsätzlich keine Lust. Von oben beschriebenen Ausnahmen abgesehen.
Alles Gute
Gruß Udo
PS: Ich schwärme allen Bekannten in den höchsten Tönen von deinem WHEW100 vor, bedauere dann Jahr für Jahr zutiefst, dass er mir aus irgendeinem Grund mal wieder nicht ins Konzept passt. Ich hoffe inständig, dass ich diesen wunderschönen und super organisierten Lauf mal wieder angehen kann. Viele Jahre in denen ich 100 km laufend werde durchstehen können, bleiben mir nicht mehr