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Marathon Renntempo

Marathon Renntempo

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Hallo,

unter Umständen gehört das nun in den Anfängerbereich. Ich habe mal eine naive Frage an die Marathon-Veteranen. Woher weiß ich, was mein Renntempo für den Marathon ist?? (Suchmaschine hat mich nicht groß weitergebracht)
Mit einem nichtmehr soweit entfernten Marathon ist das eine Frage, die mich zunehmend quält.
Da ich quasi "frei nach (polarisiertes Trainings) Laune" und nicht nach "Marathon in XY" trainiere, stehe ich etwas auf dem Schlauch.

Ein erster Plan den ersten Marathon "gemütlich" in 3:10-15h zu laufen wird nicht klappen. War zwar erst so angedacht um eine Marathonzeit zu bekommen, die mich in Berlin aus dem letzten Startblock holt. Aber ich gehöre zu den Leuten, die Wettkämpfe nicht entspannt Laufen können.
Ich muß jetzt beim ersten M sicher nicht die letzte Minute rausholen, aber ihn komplett verschenken wollte ich auch nicht.

Meine HM Renntaktik (Losrennen&Durchbeißen) wird beim M nicht gehen, bzw. zu einem sofortigen Ende meiner Lauferei führen. Wie weit ich jetzt drosseln muß, weiß ich aber bei bestem Willen nicht.

HM bin ich jetzt dieses Jahr zweimal grob um 1:16:30 gelaufen.
Lange Läufe kommen noch ein paar, aber vor dem HM (letztes Wochenende) bin ich in den 6 Wochen davor etwa einmal die Woche lang mit 32,5/33,5/33/34km gelaufen. Eine Woche viel aus wegen WK, die Woche vor dem HM nur 23,5km.
Nicht sicher ob die Info hilft: Auf den letzten beiden wirklich langen Läufen hab ich mal mit etwas EB angefangen (erst 5,5km, dann 8km). https://runalyze.com/shared/22q44
Meiner Runalyze Prognose traue ich nicht (3:50/km klingt lebensmüde). Der Runnersworld Rechner spuckt ähnlich schlimmes aus. Der Fetcheveryone Rechner ist dann schon etwas moderater (adjustierte Riegel Formel). Vermutlich geht es nicht genauer als solche Rechner oder Faustformeln, aber Fragen kostet ja erstmal nichts.

Kann mir jemand einen Tip geben, wie ich das vielleicht etwas ermitteln kann?
Danke!

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Bevor du dir hier unnötig Gedanken machst - wie genau hast du denn vor das geplante Tempo einzuhalten? Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass zwar ca. 99% der Marathonis mit Uhr laufen, aber 90% davon dennoch nicht in der Lage sind ihr geplantes Tempo zu laufen - die meisten sind schon vom Start weg viel zu schnell unterwegs. Wenn du also keine Erfahrung damit hast, ein geplantes Tempo auch tatsächlich einzuhalten, erübrigt sich die Frage, wie hoch dieses sein soll. Dann ist's besser, du hängst dich am Anfang sagen wir 30sek hinter den 3:00 Pacemaker (damit es keine Probleme bei den Versorgungsstellen gibt) und gehst dann je nach Verfassung so ab 20km an denen vorbei indem du sanft beschleunigst.
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)

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Ein voll gelaufener HM ist schon sehr gut, um das MRT zu ermitteln. Andere Methoden s. z. B. hier. Und ja, die meisten Rechner ergeben ein ähnliches Bild, da sie ja auf irgendwelchen Durchschnittserfahrungen beruhen.
Wenn du's defensiv angehen willst, kannst du ja
- auf 2:49 zielen oder
- 4er Schnitt anstreben oder
- auf 2:44 zielen.

Ansonsten: so wie du in den letzten Monaten losgelegt hast, wirst du wahrscheinlich beim Marathon noch besser drauf sein. D.h., was du evtl. durch fehlende Lebenslaufkm verlierst, gewinnst du evtl. durch den Formanstieg. Von daher würde mich eine Zeit um 2:40 auch nicht überraschen.
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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Was ist dir am liebsten?
- Auf Nummer sicher gehen, im Bewusstsein, dass du mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht das Optimum raus holen wirst -> 4:00 min/km
- Eher leicht zu langsam laufen und am Ende vermutlich noch etwas Luft nach oben haben -> 3:55 min/km
- Auf die "optimale" Zielzeit hinsteuern und dadurch riskieren, hinten raus evtl. einzubrechen -> 3:50 min/km

Läuft meiner Meinung nach darauf hinaus, dass du für dich einfach entscheiden musst, womit du am Ende am besten leben kannst.


PS. Die Tempovorschläge sind tendenziell eher vorsichtig und gelten für ähnliche Bedingungen wie beim HM
PPS. Bei deinen beiden langen Läufen hattest du am Tag davor aber jeweils entweder einen Wettkampf oder ein hartes Intervalltraining. Das ist nicht ganz irrelevant.
"The curious paradox is that when I accept myself just as I am, then I can change." Carl Rogers
"The idea that the harder you work, the better you're going to be is just garbage. The greatest improvement is made by the man or woman who works most intelligently." Bill Bowerman
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"Don’t go there until you need to go there." Steve Magness

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Danke für die Vorschläge/Meinungen. Damit habe ich nochmal eine Richtung.
Gewünschte Variante wäre
Eher leicht zu langsam laufen und am Ende
vermutlich
noch etwas Luft nach oben haben
Dass es immer Unwägbarkeiten gibt ist klar.
Geliebäugelt hatte ich so mit 3:56 aber so garkeiner Lust die letzten 5km im 6er Schnitt zu absolvieren.
Sollte das aufgehen und sonst nichts weiter dazwischen kommen, dann mit etwas mehr Druck in Berlin.

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Dirk_H hat geschrieben: unter Umständen gehört das nun in den Anfängerbereich. Ich habe mal eine naive Frage an die Marathon-Veteranen. Woher weiß ich, was mein Renntempo für den Marathon ist??
Der Marathon ist ein gewöhnlicher Wettkampf, den, hat man sich seriös vorbereitet, locker überstehen kann. Letzteres gilt natürlich nur unter folgenden Voraussetzungen:

1. In der Vorbereitung hat man ein realistisches Marathonrenntempo eingeübt.
2. Man legt sich für das Rennen eine intelligente Strategie zurecht und hält sich dran, das erfordert Disziplin.

Du wirst in die Nähe der 2:40h laufen und dieses Tempo würde ich auch einüben. Ich traue Dir sogar eine Zeit unter 2:40h zu, allerdings würde ich noch einen Anfängermalus draufrechnen, mein Tipp: 2:41h plus x.

Zur Strategie: Die ersten 5km solltest Du Dich deutlich zurückhalten und danach Dein Tempo finden. Ab km15 könntest Du ggf. etwas das Tempo anziehen ohne zu überziehen. Ab km 35 heißt es durchkommen und einigermaßen das Tempo hochhalten. Zu dem Zeitpunkt benötigst Du die Kraftreserven, die Du auf ersten Kilometern geschont hast.

Wer am Anfang zu hoch pokert, hat schon verloren. Das wird Dir sicherlich jeder hier bestätigen.

Ich selbst bin immer gut damit gefahren, drei Wochen vor Beginn des Marathon-Trainings das Trainingspensum stark zu reduzieren und dem Körper eine Ruhephase zu gönnen.

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Ich finde dich erstaunlich unbedarft für das Tempo, dass du laufen kannst.

In dem Tempobereich kann ich leider keinen sinnvollen Tipps geben. Die oben gesagten Varianten erscheinen mir aber möglicherweise recht treffend.
Berichte mal, wie es war.
Neue Laufabenteuer im Blog

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Nun, dann will ich meinen Senf auch nochmal dazu geben. Maddin: in ganz vielem stimme ich dir zu, an 2 Stellen aber nicht.

Die erste betrifft die Zeit. Ich bin überrascht, wie leicht(fertig) so mancher gleich in die Vollen geht bei der Zeitprognose. Klar: 1:16:30 im HM ist ganz stark und lässt eine ebenfalls gute M-Zeit erwarten. Aber ein schnell gelaufener HM und ein schnell gelaufener Marathon sind 2 Paar Schuh!

Generell laufen die meisten nicht gleich stark auf allen Distanzen. Mancher hat seine Stärke über 5 oder 10 km, ein anderer über Marathon oder noch länger, und ein Dritter irgendwo dazwischen. Klar KANN es daher sein, dass Dirk gerade auf längerer Strecke besonders gut ist. Aber ohne einen Anhalt ist das auch nur eine von mehreren Optionen. Kann auch sein, dass er seine Stärke eher auf nicht ganz so langer Distanz hat. Das ist derzeit nicht abzuschätzen, und so lange wäre ich mit den überaus optimistischen Prognosen zurückhaltend.

Eine Zeit unter 2:50 h halte ich schon für eine sehr gute Zeit für den ersten Marathon. Eine 2:45 h wäre überragend, und alles darunter spräche für eine extrem gute Umsetzung der HM-Zeit auf die längere Strecke. Die "theoretische", hochgerechnete HM-Zeit ergibt ein Marathonergebnis von 2:39:59 h (Daniels). Man darf aber nicht vergessen: Um im Marathon die theoretisch mögliche Zeit auch tatsächlich zu laufen, braucht es so gut wie immer mehrere Anläufe (wenn man nicht gerade ein junger und über 10 km oder HM austrainierter Top-Läufer ist). Um an diese Zeit bis auf etwa eine Minute heranzukommen, bedarf es einer extrem guten Langstreckenstärke.
Maddin85 hat geschrieben:Der Marathon ist ein gewöhnlicher Wettkampf, den, hat man sich seriös vorbereitet, locker überstehen kann.
Dies ist der zweite Punkt, der mich deutlich zum Widerspruch reizt. Wer den Marathon "locker" übersteht, der wird auch eine entsprechende Zeit erzielen, nämlich weit unter den Möglichkeiten. Ich meine das nicht bös, aber wenn ich deine 10 km-Zeit mit deiner Marathonzeit vegleiche, dann spiegelt sie genau das wider. Wenn du den Marathon aber voll am Limit läufst, dann ist da überhaupt nichts "locker". Dann sind die ersten 10 oder 15 km locker und ab da ist jeder km zunehmend erkämpft. Bei km 35 oder 37 km will der Körper eigentlich schon längst nicht mehr, und nur dein Wille lässt dich trotzdem in hohem Tempo gegen die zunehmende Müdigkeit weiterlaufen. Ich bin zweimal nach einem Greif-Plan gelaufen, und mir hat im Rennen die folgende Aussage wirklich geholfen: "Glaub nicht, dass es leichter wird, nur weil du gut trainiert hast. Das Training ermöglicht es dir nur, den Marathon in höherem Tempo zu laufen, aber das Rennen selbst ist mindestens genau so hart." Und das trifft es.

Der Marathon ist auch kein "gewöhnlicher Wettkampf". Er ist kurz genug, dass man für ein Top-Ergebnis richtig schnell laufen muss, und er ist lang genug, dass man das über einen langen, langen Zeitraum spürt und kämpfen muss. Im Vergleich dazu ist der HM erfrischend kurz, und der 100 km-Lauf gestattet ein "entspanntes" Tempo. Das sage ich auch und gerade aus der Erfahrung mehrerer auf Zeit gelaufener 100-er.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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burny hat geschrieben:Dies ist der zweite Punkt, der mich deutlich zum Widerspruch reizt. Wer den Marathon "locker" übersteht, der wird auch eine entsprechende Zeit erzielen, nämlich weit unter den Möglichkeiten.
Da musste ich auch schmunzeln :wink: Ein Marathon am Limit ist immer auch ein Rennen auf des Messers Schneide.

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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burny hat geschrieben: Die erste betrifft die Zeit. Ich bin überrascht, wie leicht(fertig) so mancher gleich in die Vollen geht bei der Zeitprognose. Klar: 1:16:30 im HM ist ganz stark und lässt eine ebenfalls gute M-Zeit erwarten. Aber ein schnell gelaufener HM und ein schnell gelaufener Marathon sind 2 Paar Schuh!

Eine Zeit unter 2:50 h halte ich schon für eine sehr gute Zeit für den ersten Marathon. Eine 2:45 h wäre überragend, und alles darunter spräche für eine extrem gute Umsetzung der HM-Zeit auf die längere Strecke. Die "theoretische", hochgerechnete HM-Zeit ergibt ein Marathonergebnis von 2:39:59 h (Daniels). Man darf aber nicht vergessen: Um im Marathon die theoretisch mögliche Zeit auch tatsächlich zu laufen, braucht es so gut wie immer mehrere Anläufe (wenn man nicht gerade ein junger und über 10 km oder HM austrainierter Top-Läufer ist). Um an diese Zeit bis auf etwa eine Minute heranzukommen, bedarf es einer extrem guten Langstreckenstärke.
Dem kann ich nur beipflichten und mich als Beispiel nehmen. Den ersten Marathon bin ich 2:49h gelaufen im September 2016 und war mit dem Countdown von Greif vorbereitet. Danach bin ich voll bei Greif eingestiegen und konnte im folgenden April in Hamburg erstmals ne 2:39 laufen. Im Herbst 2017 in Berlin dann nochmals schneller auf 2:35h.

Dennoch - rein von den HM-Zeiten wäre die 2:35h schon im Frühjahr möglich gewesen, da ich im März 2017 während der Vorbereitung eine 1:14h im HM gelaufen bin. Die 2:35h hätte ich mir aber nie zugetraut und selbst die Möglichkeit 2:39h zu laufen realisierte ich im April erst bei KM 40.
1. Lauf"karriere"
3000m: 9:25min
5km: 16:19min
10km: 33:22min
HM: 1:17:27h
M: -

2. Lauf"karriere"
HM: 1:13:39
M: 2:34:42

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@Burny: ich habe mir natürlich ein Hintertürchen offen gehalten. Meine Prognose: 2:41h plus x. Wie groß das x ist habe ich nicht geschrieben. Dafür gibt es für einen Neuling zu viele Unwägbarkeiten beim ersten Marathon. Auf eine 2:40h würde ich an Dirks Stelle dennoch trainieren. Wenn es ihm gelingt, sich eine realistische taktische Marschroute festzulegen und wenn es ihm gelingt, sich an diese taktische Marschroute auch zu halten, dann traue ich Dirk die 2:40h zu.

Meine Formulierung, man könne einen Marathon locker überstehen, wenn man sich seriös drauf vorbereitet hätte, war etwas missverständlich. Mein bester Marathon hat sich überhaupt nicht leicht und locker angefühlt, ich bin aber ziemlich gut durchgekommen mit zwei exakt gleichschnellen Hälften (bis auf 3sek). Und hinterher hatte ich mich erstaunlich schnell erholt. 3 Wochen später bin ich gleich noch Bestzeit über die HM-Distanz gelaufen.

Ich habe ganz andere Marathonläufe erlebt, bei denen ich auf dem Zahnfleisch über die Ziellinie gekrochen bin.

Den Respekt vor der Marathondistanz habe ich mittlerweile verloren, weil ich weiß, wie man sich auf einen Marathon vorbereitet und wie man gut durchkommt, das ist halt auch eine Frage der Erfahrung.

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Danke für die zusätzlichen Kommentare Und Meinungen! In Summe hilft mir das ein Bild zu bekommen.

Vielleicht wirkt die Frage die ich gestellt habe unbedarft. Ich finde aber, dass nicht Fragen und einfach blind nach einem Rechner laufen unbedarft gewesen. wäre Welche ich zudem selber für unrealistisch halte, wie im ersten Beitrag erwähnt.

[quote]1. In der Vorbereitung hat man ein realistisches Marathonrenntempo eingeübt.[/quote]
Genau das war die Frage: Woher weiß man, was realistisch ist?

[quote]Aber ein schnell gelaufener HM und ein schnell gelaufener Marathon sind 2 Paar Schuh![..]Kann auch sein, dass er seine Stärke eher auf nicht ganz so langer Distanz hat. Das ist derzeit nicht abzuschätzen, und so lange wäre ich mit den überaus optimistischen Prognosen zurückhaltend.[/quote]
Sehe ich genauso und genau deshalb habe ich nachgefragt, um zu sehen ob jemand einen Rat hat, wie ich das vielleicht schon vor dem Marathon etwas ausloten kann. Daher ist der Vermerk zwar sinnvoll um Übermut einzubremsen, aber wie soll ich das umsetzen?

Ich habe "rechtzeitig" nachgefragt. Ich habe also noch etwas Zeit rumzuprobieren. Vermutlich am ehesten in langen Läufen mit EB. Letzten Sonntag habe ich mal probiert was sicher nicht geht (<3:50): https://runalyze.com/shared/246nd
Ich denke ich werde kommendes Wochenende mal so 8-10km in 3:55/km ans Ende setzen und schauen wie sich das anfühlt.

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Dirk_H hat geschrieben:Letzten Sonntag habe ich mal probiert was sicher nicht geht (<3:50): https://runalyze.com/shared/246nd
Die Aussagekraft dieses Laufes bezüglich MRT wage ich zu hinterfragen, da du am Vortag sowohl einen Wettkampf (5 km) als auch ein Intervalltraining (20x 30s/30s - nach Billat?) gelaufen bist. Zudem halte ich so etwas ehrlich gesagt für deutlich zu hart und ziemlich risikobehaftet.
"The curious paradox is that when I accept myself just as I am, then I can change." Carl Rogers
"The idea that the harder you work, the better you're going to be is just garbage. The greatest improvement is made by the man or woman who works most intelligently." Bill Bowerman
"It is remarkable how much long-term advantage people like us have gotten by trying to be consistently not stupid, instead of trying to be very intelligent." Charlie Munger
"Don’t go there until you need to go there." Steve Magness

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@Dirk: Dein hypothetisches Marathonrenntempo dürfte Dir bekannt sein, es liegt im Bereich der 3:50/km, vertrau mir! Bei Deinen Tempodauerläufen, die Du bis zur HM-Distanz hochziehen könntest, wirst Du diese 3:50/km packen. Ob Du im Rennen eine 2:40h oder eine 2:50h schaffst, kann man nicht vorhersagen, dafür gibt es zu viele Unwägbarkeiten, zum Beispiel die Witterung und andere Faktoren.

Ich selbst habe, von einer 3:27h kommend, bei meinem 2. Marathon auf eine Zeit unter 3h trainiert. Fast hätte ich mein Ziel erreicht. Vielleicht schaffst Du "nur" eine 2:43h, das wäre immer noch eine herausragende Leistung. Trainieren würde ich aber dennoch auf eine 2:40h. Daniels hat immer recht!

http://www.fu-mathe-team.de/daniels.yaw ... =berechnen

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alcano hat geschrieben:Die Aussagekraft dieses Laufes bezüglich MRT wage ich zu hinterfragen, da du am Vortag sowohl einen Wettkampf (5 km) als auch ein Intervalltraining (20x 30s/30s - nach Billat?) gelaufen bist. Zudem halte ich so etwas ehrlich gesagt für deutlich zu hart und ziemlich risikobehaftet.
Ganz risikofrei ist der doppelte Samstag mit lang+EB Sonntag nicht. Die EB hat mich jetzt auch nicht total umgehauen, aber der Puls ist einfach zu weit hoch.
Der "Wettkampf" war der lokale Parkrun und nach der Hälfte gedrosselt. Weder Beine noch Kopf haben den HM schon ganz vergessen. Intervalle grob nach Billat, wobei ich nie getestet habe, was ich da nun genau laufen müßte. Mache ich immer, wenn ich keine Lust habe richtige Intervalle zu laufen.

Bleibt nur das Dilemma, wenn ich auch so nicht testen kann, was als MRT taugt, dann bleibt nur Pi*Daumen laufen. z.B. mit vorgeschlagener 3:55-Pace. Aber dann kann ich die ja jetzt mal etwas antesten.

Quasi Fazit: 2:45 +/-5min (vielleicht eher + als -) scheint im Rahmen und der Rest ist Kaffesatzleserei bzw. kann man es nur durch Marathon laufen herausfinden. Ist auch eine Erkenntnis.

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VFLBorusse hat geschrieben: Dennoch - rein von den HM-Zeiten wäre die 2:35h schon im Frühjahr möglich gewesen, da ich im März 2017 während der Vorbereitung eine 1:14h im HM gelaufen bin. Die 2:35h hätte ich mir aber nie zugetraut und selbst die Möglichkeit 2:39h zu laufen realisierte ich im April erst bei KM 40.
Das kann man aber nicht verallgemeinern. Bei mir war es genau umgedreht. Ich konnte die ersten Jahre nie meine Marathonzeiten auf dem HM umsetzen. Erst als ich den HM unter 70 gelaufen bin, hat sich das etwas verschoben. Dirk kann ich nicht so gut einschätzen. Mit seinem Training, den vielen Kilometern und den langen Läufen, würde es mich nicht überraschen, wenn er Maddins Prognose erfüllt. Eine 1:16 hat er sicher auch beim HM drauf. Um ehrlich zu sein, wäre ich von einer Zeit über 2:40 auf der vollen Distanz schon fast verwundert. Wir sprechen hier allerdings von einem Tag, an dem Wetter & co. passen.

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Dirk_H hat geschrieben: Bleibt nur das Dilemma, wenn ich auch so nicht testen kann, was als MRT taugt, dann bleibt nur Pi*Daumen laufen.
...
kann man es nur durch Marathon laufen herausfinden. Ist auch eine Erkenntnis.
Hallo Dirk,
ich gebe mal mein eigenes Erleben vom ersten Marathon zum Besten, auch wenn das lange, lange zurückliegt. Es war 1995, und da gab es zwar schon Internet, aber Hauptinformationsquelle waren die Erzählungen von Laufkollegen und ansonsten Informationen auf Papier.

18 Monate nach Laufeinstieg wollte ich einmal (ein einziges Mal) einen Marathon laufen. Besonders beeindruckt war ich von den Erzählungen eines Laufkollegen, der in 3:30 h so etwas bewältigt hatte, und nach seinen, mehr noch aber den Schilderungen seiner Frau zufolge war das eine Art Kombination aus der Geburt des ersten Kindes und Stalingrad gewesen. Ich hatte also Mordsrespekt, und diese 3 1/2 Stunden erschienen mir eine (kaum erreichbare) Wunschzeit.

In einem Wechselspiel aus eigenen Wunschträumen und Einschätzungen anderer veränderte sich im Lauf der Vorbereitung meine "Traumzeit". Erst mutierten die 3:30 h von einem galaktisch entfernten zu einem erreichbaren, bodenständigen Ziel. Dann stellte ich mir vor, wie es wäre, nach 3:20 h durchs Ziel zu laufen, und so schraubte sich das immer weiter hoch, bis jemand meinte: "Na, peilst du Tempo 4:15 an?" - Ich hatte gerade erstmalig die 40 min unterboten. So toll ich das auch fand, machte es mir auch Angst, denn als Gescheiterter wollte ich ungern in meiner Laufgruppe vom ersten Marathon berichten.

Irgendwann wurde mir die Kombination aus Streben nach einer tollen Zeit und gleichzeitig Stress zu viel. Ich nahm mir vor, ohne jedes Zeitziel zu starten und einfach so zu laufen, wie es mein Belastungsgefühl mir vorgab. Das war für mich eine Art Befreiungssschlag, und ich ging konzentriert, aber ohne selbst gemachten Druck in das Rennen. Ich lief so, dass ich das Gefühl hatte, ewig so weitermachen zu können, und schwamm in der Masse mit. So etwa ab km 30 verfielen nach und nach einige ins Gehen oder blieben am Rand stehen. Ich überholte nun nur noch, und das gab mir nochmal einen richtigen Motivationskick. Ich hatte ja so viel davon gehört, dass nach 35 km plötzlich ein "Hammermann" käme und man dann von einem auf den anderen Moment stehenbleiben müsste (was in der Form völliger Schmarrn ist). Jedenfalls werde ich nie die Bilder im Kopf vergessen, wie ich nach km 40 immer noch im Überholvorgang das Rennen nach Hause lief. Am Ende war ich nach 3:07:35 h im Ziel. Die 2. Hälfte war ich sogar 1 Minute schneller gelaufen.

Dieses Erlebnis hatte mich regelrecht euphorisiert. Noch Monate, sogar Jahre später stellte ich mir in stressigen Situationen diesen Zieldurchlauf vor und holte mir daraus mentale Stärke (nicht allein beim Laufen). Ich habe mir kein einziges Mal die Frage gestellt, ob ich 1, 2 oder auch 5 Minuten schneller hätte laufen können. Das Erlebnis an sich war überwältigend und eine wahre Kraftquelle. Es blieb nicht beim einmaligen Erlebnis. 1 Jahr später lief ich - erneut in Hamburg - in einem Hitzerennen erstmalig unter 3 h, wieder 1 Jahr weiter 2:51 und nochmal 1 Jahr später meine insgesamt zweitschnellste Zeit mit 2:47:25 h. Das waren auch alles tolle Läufe, aber den ersten konnten sie nicht toppen. Nicht die Fakten (Zeit, Tempo, Split,...) waren das entscheidende, sondern das emotionale und ganzheitliche Erlebnis.

Bernd
Das Remake
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burny hat geschrieben: Nicht die Fakten (Zeit, Tempo, Split,...) waren das entscheidende, sondern das emotionale und ganzheitliche Erlebnis.
Ich finde den Bericht toll und kann das für die ersten Wettkämpfe oder in Zeiten, in denen man noch gewaltige Fortschritte macht, gut nachzuvollziehen. Ich könnte mir aber nicht vorstellen, daß man ohne Ambitionen einen Marathon läuft, wenn man gerade eine großartige 1:16 im HM hingelegt hat.
Ich nahm mir vor, ohne jedes Zeitziel zu starten und einfach so zu laufen, wie es mein Belastungsgefühl mir vorgab.
Das finde ich ziemlich gefährlich. Wenn man mit Adrenalin bis zur Halskrause an der Startlinie steht, ist das Belastungsgefühl ein eher schlechter Ratgeber. Dann ist das gefühlte Joggingtempo zu Beginn schnell mal 20s/km oder mehr zu schnell und dann wird das nix mit den guten Gefühlen am Ende. Von daher halte ich zumindest eine rudimentäre Renntaktik für unerlässlich.

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Ein faszinierender Bericht, burny. Eine bessere Erinnerung kann man sich wohl kaum wünschen.

Eigentlich sollte der erste M auch Berlin im September werden. Aber da ich dort als Erststarter im letzten Startblock gelandet bin, habe ich mich überzeugen lassen vorher bei einer kleineren Veranstaltung eine Zeit einzusammeln, mit der ich in einen weiter vorne liegenden Startblock rücken kann. Selbiger Marathon sollte dann eigentlich eher "locker" angegangen werden.
(Nebennotiz für die Leute, die im POL Faden mein Training gesehen hatten (ab Mitte Dez.2017). Anmeldung für beide Marathons war vor POL, oder genau zu Beginn. Training und Leistungszustand waren also noch ein anderer!)

Gewisse Parallelen haben wir übrigens, burny. Als ich mich für meinen ersten Marathon angemeldet habe war Sub3 noch die Traumzeit und 2:50h schlichtweg undenkbar.
Im Rahmen der aktuellen Leistungen und des Trainings wirkt Sub3 aber dann doch auf einmal etwas fade. Und nach meinem ersten Halbmarathon unter 77min fing in meinem Umfeld direkt das Sub2:40-Gerede an, was ich direkt unbehaglich fand! Das Risiko, dass so ein Versuch scheitert ist einfach massiv. Und wenn er scheitert, dann wird die Erinnerung an die letzten Kilometer vermutlich eine Erinnerung, welche man lieber schnell verdrängt.

Aus drei Gründen hat sich der Plan den ersten M "locker" anzugehen aber geändert. Erstens, es war unrealistisch, weil ich zu den Menschen gehöre, die Wettkämpfe nicht locker bestreiten können. Zweitens, wenn ich in Berlin tatsächlich in Richtung 2:40h kommen möchte, dann denke ich, dass mir ein 3:10 Marathon da gerade nicht viel hilft um mich auf das Gefühl vorzubereiten. Drittens habe ich recht viel trainiert und sehe es etwas als "Perlen vor die Säue" dieses Training nun nicht auch für eine halbwegs optimale Zeit zu nutzen.

Ich schau mir die nächsten Wochen mal an, wie das Training so läuft und dann wird es sicher auch eine Frage sein, wie Anfang Juni das Wetter so ist. Vom Bauchgefühl wäre 3:54/km super, denn es würde genau Sub2:45 (was für mich der Hammer wäre) ergeben und gleichzeitig etwas Puffer zu irgendwelchen Rechenprognosen lassen. Mein Training läuft eh nicht nach Plan "Lauf XY in Zeit Z", daher wird sich nichts ändern.

Auf jeden Fall hat es sich gelohnt nachzufragen, denn möglichst viele Meinungen ergeben das beste Bild.

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Maddin85 hat geschrieben:Lass das mit dem 2. Marathon und mogel Dich irgendwie in Startblock B. Versuche doch, Deine HM-Zeit vorzulegen.
Berlin ist da in der Regel sehr streng. Nachträgliche Änderungen auf der Messe sind möglich, aber nur mit Marathonzeit. (Wenige Ausnahmen bestätigen hier die Regel, aber ich kenne sehr viele Fälle, wo nichts geändert wurde und es scheint zunehmend strenger zu werden.) Gleiches gilt für den Eingang zum Startblock, da wird niemand durchgelassen, der keine passende Startnummer hat. Natürlich gibt es immer Möglichkeiten, irgendwie unbemerkt über ein Geländer zu flanken, das wäre mir aber vor einem so großen WK zu stressig.

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Laut Website ist ein Startblockänderung mit Nachweis möglich:
https://www.bmw-berlin-marathon.com/faq ... erung.html

Und vor dem ersten zurückziehen werde ich nicht. Ist nicht meins. Bin jetzt auch mal gespannt.
Auch wenn man vielleicht diesen oder jenen Grund finden kann das nicht zu machen. Ansonsten hätte ich auch nur einen HM vor dem Sommer und ich hab gerade Halbmarathonmotivationsflaute.

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Dirk_H hat geschrieben:Laut Website ist ein Startblockänderung mit Nachweis möglich:
https://www.bmw-berlin-marathon.com/faq ... erung.html
Ja, aber der schriftliche Nachweis bezieht sich auf die Marathonzeit, nicht auf Unterdistanzen. Aber wie ich schrieb, kannst Du es versuchen, je größer die Diskrepanz, desto eher wird man vielleicht eine Ausnahme machen. Ich kenne aber beispielsweise jemanden, der trotz nachgewiesener aktueller HM-Zeit von 1:22 aus Block H starten musste.

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Antracis hat geschrieben:Ja, aber der schriftliche Nachweis bezieht sich auf die Marathonzeit, nicht auf Unterdistanzen. Aber wie ich schrieb, kannst Du es versuchen, je größer die Diskrepanz, desto eher wird man vielleicht eine Ausnahme machen. Ich kenne aber beispielsweise jemanden, der trotz nachgewiesener aktueller HM-Zeit von 1:22 aus Block H starten musste.
Es ist grotesk, wenn jemand mit einer HM-Zeit von 1:16h aus Startblock H starten muss. Bis Startblock D ist der Zeitverlust erträglich, aber wie sieht es beim Start aus Startblock H aus?
Antworten

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