Banner

Vom Alter unbarmherzig eingeholt - Salzburg Marathon 2018

Vom Alter unbarmherzig eingeholt - Salzburg Marathon 2018

1
Nach Treviso im März war noch ein bisschen Platz im Kalender, so habe ich mich entschlossen, in diesem Jahr einmal Salzburg zu versuchen - ich war da noch nie und es ist nicht weit zu fahren, auch wenn der Termin im Mai natürlich eher unangenehme Laufbedingungen verheißt. Wie in vielen kleineren Städten ist es eigentlich ein Halbmarathon-Kurs, den die Marathonteilnehmer zweimal zu durchlaufen haben.

Anmeldung:
Online über das pentek-System - das Nenngeld mit €60,-- nicht gerade ein Schnäppchen; das Startpaket war dafür etwas besser als in Wien oder Graz - neben kiloweise Werbematerial auch ein Fläschchen Zuckerwasser und ein flauschiges Handtuch! Leibchen gab's nur gegen gesalzenen Aufpreis.
Teilnehmer:
Über die Marathondistanz waren es in diesem Jahr 836 Finisher (gemeldet waren ca. 950 Teilnehmer); an anderen Distanzen wurden ein 10km-Lauf mit eigenem Start bei Schloß Leopoldskron und der gleichzeitig mit dem Marathon gestartete Halbmarathon angeboten. Mit ca. 1.900 Finishern war dieser halbe mehr als doppelt so stark besetzt.
Organisation:
Die Startnummern konnten bereits Freitag und Samstag abgeholt werden, es gab aber auch am Sonntag noch die Möglichkeit - in Ausnahmefällen, stand auf der Homepage - keine Ahnung worin solche Ausnahmen bestehen können, ich habe mein Packerl am Samstag geholt. Die Marathon-Expo fand im Congress direkt beim Schloss Mirabell statt, wo auch Start- und Zielbereich situiert sind. Für die Zeitnehmung kommt der Champion-Chip zum Einsatz. Die Abholung dauerte etwas länger als ich das von meinen letzten Marathons gewohnt war; eine freundliche aber einzelne Helferin kontrollierte die Startunterlagen und händigte dann die Pakete aus und lieferte auch noch Erklärungen, was natürlich zu erheblicher Schlangenbildung führte. (Dass daneben zwei weitere Mitarbeiter bei der T-Shirt-Ausgabe Däumchen hat mich etwas gewundert ...). Die Marathonmesse war leicht beengt aber übersichtlich; wir haben für die Elisabeth gleich ein Paar Brooks Launch mitgehen lassen. Die Strecke ist größtenteils gut gekennzeichnet und abgesperrt (allerdings oft nur eine Spur); kleinere Unklarheiten gab es im Bereich westlich des Mönchsbergs, wo ich in der zweiten Runde zweimal Streckenposten nach dem Weg fragen (bzw. fragend anschauen) musste.
Die Verpflegung erfolgt ca. in 5km-Abständen und war jeweils 200m vorher angekündigt; die Verpflegungszonen waren angenehm lang so dass es keine Probleme gab. Es gab auch einige zusätzliche Flüssigkeitenstände. Zwischenzeiten gab's keine außer der Durchgangszeit beim HM. Pacemaker liefen ab 3:00 in 15min-Abständen mit (3:00 und 3:15 nur mit einem Mann besetzt).
Die Strecke:
Ein zweimal zu durchlaufender Halbmarathon-Kurs. Vom Start bei Schloss Mirabell weg geht's durch ein enges Stück Altstadt bis zur Staatsbrücke, dann auf breiten Straßen bis zur Universität. Dort zweigt der Kurs auf die fast 3km lange Hellbrunner Allee ab, ein recht gut zu laufender Sand-/Schotterweg, der nach Süden bis zum Schloss Hellbrunn führt - dort führt der Kurs mitten durch die Schlossanlagen (wegen der Schotterpisten wurden dort Spannteppiche verlegt) - sehr hübsch, sowas würde ich mir z.B. in Wien mit Schönbrunn auch erwarten!
Von Hellbrunn aus geht es über Freilandstraßen im Zickzack zurück nach Norden, wo als nächster Höhepunkt der Leopoldskroner Weiher unmlaufen wird - diese Abschnitte entlang des Almkanals nach Norden (mit Blick auf Hohensalzburg) und am hübschen Ufer nach Süden (mit Blick auf Schloss Leopoldskron) waren für mich die schönsten Streckenteile. Der Weg zurück ins Zentrum gestaltet sich dagegen eher nichtssagend - die üblichen Vororte; erst ca. 3km vor dem Ziel fühlt man sich wieder "innerstädtisch", wenn es am Müllnerbräu entlang und durch die lange Unterführung in der Gaswerkgasse geht. Über die Lehener Brücke wechselt die Strecke dann zurück ans Ostufer der Salzach, und nach einer kurzen Uferpassage geht's ins Ziel. Von den Höhenmetern her ist alles sehr zahm, die sanfte Rampe der Lehener Brücke dürfte tatsächlich die größte Steigung des Kurses darstellen - überraschend in einer so von felsigen Hügeln und Bergen dominierten Stadt!
Start-/Ziel
Das Startgelände sollte man vorzugsweise zu Fuß aufsuchen. Der Startkorridor war trotz breiter Straße recht schmal, dafür sehr langgestreckt (dem gemeinsamen Start mit den Halbmarathonis geschuldet). Die Wartezeiten an den mobilen Toiletten waren kurz; es befinden sich auch mehrere öffentliche Toiletten in unmittelbarer Umgebung. Der Zielbereich war abgeschirmt und übersichtlich, das Zielbuffet Standard mit Kuchen, Bananen und Orangen. Es gibt die Möglichkeit in der Nähe zu duschen; habe ich aber nicht ausprobiert weil wir nicht sehr weit ins Hotel hatten.

Mein eigener Lauf:
Ein Marathon im Mai - nicht ganz mein Fall, weil warme Temperaturen mir nicht taugen, aber ich wollte eben auch Salzburg einmal "mitnehmen". Das Wetter war dann auch gar nicht so schlimm, zum Start noch bebedeckt und Temperaturen um schätzungsweise 15°C richtig angenehm. Dennoch hatte ich mich mit Sonnencreme eingeschmiert, weil für den weiteren Verlauf wolkenloser Himmel prophezeit war, was auch eintreffen sollte.
Im Startkorridor traf ich den Hannes Kranixfeld, der wie schon in Graz als 3:30 Pacemaker im Einsatz war. Pünktlich um 09:00 erfolgte der Start für die Elite und die gleichzeitig stattfindenden österreichischen Meisterschaften, bald danach setzte sich auch der Rest des Feldes in Bewegung - ich recht weit hinten im Pulk, bei den 3:30er Ballons. Durch den gemeinsamen Start mit den Halbmarathonis war sehr viel Verkehr, und schon nach ein paar hundert Metern kam es zu einem Stau beim engen Durchgang in der Altstadt. So etwas finde ich ziemlich unnötig, ein versetzter Start würde hier für Entspannung sorgen!
Erste Runde: Ab der Staatsbrücke wurde die Spur breit und es ging angenehm dahin, ich holte bei ca. km2 die 3:15er Ballons ein und zog langsam vorbei. Schneller als gedacht waren wir an der Universität, wo ich die Elisabeth am Straßenrand fast übersehen hätte - es war immer noch sehr dichter Verkehr und man musste konzentriert laufen. Ab hier dann die laaange Hellbrunner Allee auf Schotter, und der schnuckelige Abschnitt durch den Vorhof des Schlosses. Dann folgten die Freilandstraßen-km bis zum Almkanal; dort wartete wieder die Elisabeth. Die Umrundung des Leopoldskroner Weihers war wie erwähnt mein liebster Streckenteil; am Ende noch einmal Kontakt mit der Elisabeth die mir ein Trinkfläschchen zusteckte. Auch an den meisten der vielen Verpflegungsstände nahm ich ein paar Schlucke, es war ja abzusehen dass es ein warmes Rennen würde! Ich überholte Läufer um Läufer; wunderte mich allerdings dass ich auch auf längeren Geraden den 3:00er Pacemaker nie vor mir auftauchen sah - hatte ich tatsächlich so viel Zeit in dem Stau am Anfang verloren? Ich legte noch einmal Tempo zu; es lief sich eigentlich ganz gut und der Verkehr war mittlerweile so ausgedünnt dass man gut seinen eigenen Rhythmus laufen konnte. Meine Pace dürfte in diesem Abschnitt so bei die 4:05 gelegen sein, definitiv schneller als ich mir vorgenommen hatte aber ich kam mir zu langsam vor, weil auch auf der Lehener Brücke, wo man einen guten Blick voraus hatte, noch nichts von einem Pacemaker entdecken konnte. Auf den letzten Kilometern waren hin und wieder einzelne Läufer an mir vorbeigezogen - Halbmarathonis, die jetzt den Endspurt anzogen. So wunderte ich mich nicht, als ein paar hundert Meter vor dem Ziel wieder kräftige Schritte hinter mir hörbar wurden; sehr wohl wunderte ich mich als der Läufer mich überholte und ich auf seinem Leibchen die Aufschrift "Pacemaker" las (von Ballon keine Spur). Ich erkundigte mich, was er denn für ein Pacemaker sei, und er erwiderte, er sei für die 3:00 zuständig; offenbar war der ursprüngliche Pacer zur Hälfte der Runde ausgestiegen und der Kollege hatte zwischendrin übernehmen müssen. Ich war einigermaßen angefressen, einerseits über den "billigen" Pacemakerdienst (in Italien kommen auch bei Läufen dieser Größenordnung 3 Pacer pro Zielzeit zum Einsatz), aber andererseits auch über mich selbst, dass ich meinem eigenen Gespür nicht mehr getraut hatte. So war ich wohl die letzten 10km viel schneller gelaufen als geplant; die erste Runde beendete ich nach netto 1:29:31.
Zweite Runde: Wie es so ist bei diesen Zwei-Runden-Läufen mit angehängtem Halbmarathon - plötzlich war die Strecke leer. Mit dem 3:00-er Mann konnte (und wollte) ich nicht mitlaufen; ich reduzierte sofort das Tempo und beschloss, einmal durchzuschnaufen. Jetzt zeigte sich auch immer stärker die Sonne am Himmel, und wie das im Mai so ist - da hat sie schon ganz schön Kraft. Es war abzusehen, dass es noch wärmer werden würde, und ich beschloss in dieser Phase (wohl auch emotional ein wenig angeschlagen) auf Spielchen zu verzichten und den Lauf einfach "gemütlich" heimzubringen. Bei der Universität wartete wieder die Elisabeth mit einem Fläschchen. Die kilometerlange Gerade der Hellbrunner Allee war angenehm schattig, aber es war auch irgendwie deprimierend zu sehen, wie wenige Läufer vor mir unterwegs waren - ich musste die komplette zweite Runde praktisch solo absolvieren. Bis auf den einen oder anderen, der mich überholte, und den anderen oder einen, die wiederum ich trotz meines reduzierten Tempos überholen konnte - dass ich auf dieser sehr mühsamen zweiten Runde insgesamt trotzdem fast zwanzig Plätze gutmachen konnte, hielt mich mental über Wasser. Dazu entschädigte auch die prachtvolle Landschaft, und die zwei Treffpunkte mit der Elisabeth am Weiher, wo sie mir jeweils noch was zu Trinken zusteckte. Am ödesten waren die Kilometer vom Weiher bis 38; das Vorortgebiet bot sehr wenig Schatten und jetzt knallte die Sonne so richtig vom Himmel, und Zuschauer gab's dort auch keine bis auf die Streckenposten (von denen einer tatsächlich über ein Absperrgitter gebeugt eingeschlafen war). Da ich keine Läufer vor mir hatte musste ich an zwei Kreuzungen nach dem Weg fragen, wurde aber jeweils schnell eingewiesen. Kurz vor Kilometer 39 lag ein offenbar kollabierter Kollege am Straßenrand, betreut von zwei Sanitätern - die Bedingungen waren inzwischen richtig sommerlich. Ich spulte hartnäckig meine verbleibenden Kilometer ab - überholte noch drei Kollegen, darunter einen, der ausgerechnet 100m vor der Ziellinie mit einem Krampf hängenblieb - und überquerte selbige Linie nach netto 3:09:24 als 92. im Klassement und 7. der M50, meine hiermit offizell langsamste Zeit für einen "normalen" Marathon. Im Zielbereich unterhielt ich mich noch ein bisschen mit dem Innsbrucker Kollegen Robert Rossi, der 4. in der M60 geworden war und damit das Treppchen bei den Österreichischen Meisterschaften knapp verpasst hat.

Fazit:
Ein sehr müdes Rennen war das aus meiner Sicht; zwar machte die Wärme vielen anderen ebenso zu schaffen (auch einige Favoriten mussten aufgeben oder fielen weit zurück), aber das darf keine Ausrede für so einen schleißigen Rennaufbau sein. Es gab nämlich durchaus auch Läufer, die einen negativen Split geschafft haben, und z.B. Karin Freitag, die zweite der Damen und zum fünften Mal Österreichische Meisterin wurde - die war gar nicht so weit von ihren Bestzeiten weg. Ich denke, bei mir ist diesmal einfach eine schlechte Tagesverfassung mit einem unglücklichen Rennverlauf zusammengekommen; hätte ich den 3:00 Pacer irgendwann vor mir gesehen hätte ich das Tempo wohl nie so forciert. Dennoch glaube ich, dass ich auch dann insgesamt nichts schnelleres als sagen wir 3:05 draufgehabt hätte an diesem Tag. Zugegebenermaßen war vielleicht auch die Einstellung nicht "profihaft" genug; am Vortag haben wir die Salzburger Biergärten unsicher gemacht (Sternbräu, Die Weisse, Müllnerbräu) und das war vermutlich der Leistung auch nicht zuträglich. Aber für uns sind meine Marathons halt immer auch Urlaub, und das Vergnügen gehört mit zum Leben :)

Zur Veranstaltung: Verglichen mit anderen österreichischen Marathons bietet Salzburg wahrscheinlich den hübschesten Kurs; abgesehen von fünf eher gesichtslosen Kilometern ab dem Leopoldskroner Weiher ist er gut gelungen. Dass jede Runde ca. 3km Schotterpiste beinhaltet, wäre eventuell vermeidbar - dafür ist dieser Abschnitt aber angenehm schattig. Von der Organisation her fand ich den gemeinsamen Start von Marathon und Halbmarathon wie immer mühsam; hier könnte man sich ein Vorbild an Graz nehmen wo das wirklich vorbildlich gelöst war. Etwas verwundert bin ich darüber, wie wenige Lauftouristen sich einfinden - Salzburg als eines DER großen Tourismuszentren Österreichs sollte doch für internationale Läufer viel attraktiver sein? Hier wäre vermarktungstechnisch wohl noch Spielraum, und vielleicht fände sich auch ein Sportartikelsponsor, der ein hübsches Shirt spendiert? Was mir speziell mit Salzburgs Ruf als Musikstadt abgegangen ist, war die musikalische Begleitung an der Strecke - von den sechs "Bands", die ich mitbekommen habe, waren zwei die üblichen Hobbytrommelgruppen, und für die Bläsergruppe, die am Elisabethkai bei meinem ersten Vorbeilauf den Klassiker "In the Mood" massakriert hat, sollte man sich die Wiedereinführung der Prügelstrafe überlegen ... hier wäre wohl auch noch viel Potential!

Hier noch ein paar Fotos - zuerst die netten Ausblicke vom Südteil der Strecke: Und von mir - auf der ersten und der zweiten Runde (alle schon etwas gezeichnet) und im Ziel:
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)

2
ich finde, dass Salzburg immer eine Reise wert ist, bin schon oft den Marathon mitgelaufen und war schon dort zur Mozartwoche im Januar.
Nächstes Jahr vielleicht mal wieder angehen, aber ich würde gerne auch mal wieder in Mainz mitlaufen, dort ist nächstes Jahr 20 jähriges Jubiläum und ich bin dort 8 oder 9 Mal den Marathon mitgelaufen
Ihre 3: 09 ist genau meine Bestzeit, allerdings 1994 gelaufen, also 24 Jahre her, so viel älter bin ich nicht wie Sie, bin AK 55, von solchen Zeiten kann ich heute nur noch träumen
Warum der Marathon relativ keinen großen Zuspruch findet, kann ich nicht beantworten, mich interessieren auch nicht groß die Leute
Übernachtungen sind relativ teuer, das ist mir immer schon in Salzburg aufgefallen, das wäre mein einziger " Kritikpunkt "
und wenn man wie Ich schon so fot dort war, dann ist die Begeisterung nicht mehr so stark als wie beim ersten Besuch

3
Think positiv, 1 M mehr in der Statistik.
Nicht jeder Pacemaker findet von Anfang an das richtige Tempo und kann gleichmäßig laufen.
Daher überlege ich mir immer vorher welches Tempo ich laufen möchte und laufe dann wie Tempomonat, zumindest auf fast ebener Strecke.
Auf einer Hügelstrecke schaue ich dann eben zu, dass das Durchschnittstempo entsprechend meinem Wunschtempo bzw. -zeit passt.
Ich würde mich daher nie auf einen Pacemaker verlassen, außer wenn die Zeit eh nicht so wichtig ist.
Ich denke dein 4er Pace haben zu viele Körner gekostet und wenn dann auch noch der Kopf nicht so richtig mit macht, dann können die Füße nicht folgen. :nick:

Ich hätte eigentlich erwartet, dass Salzburg mit seinem Bekanntheitsgrad eine schöne Strecke zu bieten hat, Danke für den Bericht.
Grüße Guido
renntatze.de
Antworten

Zurück zu „Laufberichte“