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Borreliose durch Bremsen

Borreliose durch Bremsen

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Hallo,
viele von uns Läufern lieben es durch durch den Wald zu laufen.
Gerade zu Beginn des Frühlings und des Sommers findet man viele laufsportbegeisterte durch Parks und Wälder laufen.
Wie jedes Jahr beginnt aber mit steigender Temperaturen auch die Zeit der lästigen Stechmücken, Bremsen und Zecken.

Vor allem vor den Zecken wird immer wieder gewarnt, sie könnten Krankheiten wie FSME und Borreliose übertragen.
Wärend die FSME Risikogebiete vorwiegend in Süddeutschland liegen, kann man sich mit Borreliose überall einfangen wo Zecken leben.

Was ist eine Borreliose?
Kurzgesagt, eine bakterielle Infektionskrankheit, die am häufigsten von Zecken übertragen wird.
Je nach Gebiet sollen bis zu 30% der Zecken die Bakterien in sich tragen und bei geschätzten 1,3% der Zeckenbisse werden auch die Bakterien auf den Menschen übertragen.

Die Infektion verheilt in den meisten Fällen unbemerkt. Manchmal kommt es zu Grippe ähnlichen Symptomen.

Bekannt ist die sogenannte Wanderröte, bei der kurz nach einer Infektion es zu einer runden Rötung kommt, die nochmals von einem geröteten Ring umgeben ist und sich beständig ausweitet.
Eine unbehandelte Borreliose kann zu nächst scheinbar von selbst abheilen und erst nach Monaten oder bis zu 2 Jahren nach der Infektion zu teils sehr schweren Krankheiten führen.
Bei Verdacht auf Borreliose wird deshalb sicherheitshalber gleich eine mehrwöchige Antibiotikatherapie gemacht.

Aber es müssen nicht immer Zecken sein über die wir mit Borreliose infiziert werden können.
Aufgrund der Berichterstattung in den Medien und in den Ratgebern, den Flyern in Arztpraxen, bin ich davon ausgegangen, dass hauptsächlich Zecken die Borreliose übertragen.

Am Sonntag den 3.Juni bin ich meine gewohnte Runde im Wald gelaufen.
Da es sehr warm war und unsere Haustiere bereits reichlich Zecken mit nach Hause brachten, war ich vorsichtig immer in der Mitte der Forstwege gelaufen.

Wärend meiner Waldläufe habe ich selten Probleme mit Mücken, es sei den ich bleibe stehen.
Aber mit gelegentliche Kontakte mit Bremsen, die kommen immer mal vor - vielleicht fliegen die Viecher schneller als Mücken?
Egal, an diesem Sonntag bin ich in einen solchen hungrigen Schwarm von Bremsen geraten und wurde durch diese zu einer ungewollten Intervalleinheit angehalten.
Nichts desto trotz spürte ich plötzlich in der linken Wade einen stechenden Schmerz und sah an meiner Wade eine größere Stichwunde, die nur von einer Bremse kommen konnte.
Nach dem Lauf schnell geduscht, und weil die Stichwunde an der Wade relativ groß war, diese nochmals desinfiziert.

Freitag, den 8.Juni
Abends sitze ich mit meiner Familie zusammen, als meine Tochter mich auf ein ca, 2 Euro Münze große Entzündung an meiner linken Wade aufmerksam macht.
Der Stich vom letzten Sonntag, der bereits verheilt schien, hatte sich kreisrund entzündet und es sah fast so aus,
als ob sich um die Entzündung herum ein roter Kreisabzeichnen würde.
Da ich keine Schmerzen hatte, entschied ich abzuwarten.

Samstag, den 9.Juni
gegen 7:00 Uhr aufgestanden, denn meine Tochter hatte ein wichtiges Fußballspiel.
Unter der Dusche seh ich, dass die Entzündung an meiner Wade sich ausgebreitet hat.
Ich habe keine Mißempfindungen und kein Fieber, also weiter beobachten.

Nachmittags, die Entzündung ist nun ca. 7cm im Durchmesser, stark gerötet aber noch immer schmerzlos.
2 Stunden später am frühen Abend, die Entzündung ist nun ca. 11 cm im Durchmesser und wenn das Bein stark beansprucht wird, habe ich ein unangenehmes ziehen in der Wade.
Jetzt laß ich mich von meiner Frau zur Notaufnahme ins Krankenhaus fahren.

Der Krankenhausarzt, fragt beim Anblick meiner Endzündung sofort ob ich einen Zeckenbiss hatte.
Ich verneine und berichte von meiner Begegnung mit den Bremsen vorherigen Sonntag.

Der Arzt erklärt mir, dass auch Bremsen Borreliose übertragen und eine Infektion mit Borreliose aufgrund der langen Inkubationszeit häufig nicht mehr mit dem Insektenstich in Verbindung gebracht würde und deshalb oft die Schuld auf einen unbemerkten Zeckenbiss geschoben würde.
Da zwischen Insektenstich und Ausbruch der Wanderröte nur 5 Tage lagen und ich diesen Stich noch in Errinnerung hatte, war die Ursache schnell gefunden, wenn ich sechs Wochen später die Wanderröte bekommen hätte, wäre vermutlich auch den Zecken die Schuld zu geschoben worden.

Letzlich habe ich vielleicht noch Glück gehabt, zu den rund 50% der Infizierten zu gehören, die als erste Symptome die Wanderröte bekamen, weil dadurch gleich mit einer Antibiotikertherapie begonnen werden konnte,
bevor vielleicht Monate später es zu einer ernsthafteren Erkrankung mit bleibenden Schäden gekommen wäre.

Warum Berichte ich Euch das?

Nun auf Arbeit und Bekanntenkreis höre ich immer ungläubiges staunen darüber, dass angeblich Bremsen und nicht ausschliesslich Zecken Borreliose übertragen können.
Selbst mein Hausarzt hielt eine Infekion durch Bremsen für ungewöhnlich.

Aus eigener Erfahrung, rate ich Euch Bremsenstiche gut zu beobachten und wenn wenige Wochen nach einem Bremsenstich unerklärliche Grippe ähnliche Beschwerden auftreten, auch eine Borreliose als Differenzialdiagnose in bedacht zu ziehen.

Ausserdem würde mich interessieren, ob einige von Euch auch schon einmal eine Borreliose-Infektion durch vermutlichen Insektenstich bekamen.
Mir jedenfalls war eine Infektion durch Insekten allenfalls als theoretische Möglichkeit bekannt. Hier ein Bild von meiner Wade. Der Hellekreis ist die ursprüngliche Stichstelle.
Das linke Bein ist im sitzen auf mein rechtes Bein abgelegt zum fotografieren. Deshalb liegt die Wade quer.

Also ihr Lieben passt auf Euch auf.

Mit besten Grüßen
Markus

PS
Laufen gehe ich trotzdem, nur das Antibiotika führt bei Tempoläufen zu Magenprobleme.
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Dateianhänge

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Gute Besserung!

PS. Auch wenn er unglaublich flach ist, den Spruch muss ich an der Stelle einfach bringen, sonst trage ich körperliche Schmerzen davon. Nachdem ich nun weiß, dass Bremsen auch Borreliose übertragen, gilt einmal mehr: Wer bremst, verliert.
Viele Grüße
Schlaks

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Schlaks hat geschrieben:Gute Besserung!
Danke,
aber bis auf den anfangs leuchtend roten, fast wie rohes Fleisch aussehenden Fleck hatte ich keine Probleme,
später spürte ich ein Druckgefühl und ziehen in der Wade wenn ich den Fuß zu fest aufgesetzt hatte das war es auch schon.

Jetzt habe ich mehr Magernprobleme beim laufen durchs Antibiotika als zuvor durch die Entzündung :D


War halt über die Reaktion meines Hausarztes überrascht, er wollte eine Borrelose ausschliessen, nur weil keine Zecke beteiligt war.
Wenn ich nicht einen Lehrbuch gemäßen Verlauf der Wanderröte gehabt hätte, wäre ich mit Sicherheit anders von ihm behandelt worden.
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danke für die Info! Und alles Gute, super, dass du so schnell reagiert hast und gleich zum Arzt bist.
________________________
10 km - 37:36 (T - April 2019)
HM - 1:30:41 (Sorger Halbmarathon/Graz - April 2018)
M - 3:10:26 (Wien Marathon - April 2019)

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Ach du meine Güte. Ich bin in meinem Leben schon von der einen oder anderen Pferdebremse erwischt worden und bisher außer den klassischen Symptomen nie etwas gehabt. *aufholzklopf*

Übrigens gegen die Magenschmerzen: Nimmst du einen Magenschoner zusätzlich zum Antibiotikum? Vielleicht lässt sich so das Problem etwas eindämmen. Gute Besserung!
„Es wechselt Pein und Lust. Genieße, wenn du kannst, und leide, wenn du musst.“

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Whippet0412 hat geschrieben: Übrigens gegen die Magenschmerzen: Nimmst du einen Magenschoner zusätzlich zum Antibiotikum? Vielleicht lässt sich so das Problem etwas eindämmen. Gute Besserung!
Ich habe die Magenprobleme bloß bei Tempoläufen, daher werde ich es die nächsten Wochen ruhiger angehen lassen und mehr die Distanz statt die Pace trainieren.

Danke für den Tipp
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Whippet0412 hat geschrieben:Nimmst du einen Magenschoner zusätzlich zum Antibiotikum?
Es ist nicht der Magen, es sind die wichtigen Darmbakterien die hier unter den AB leiden .

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Ich hab zum Glück insgesamt erst drei Mal Antibiotikum nehmen müssen in meinem Leben und hab jedes Mal die Kombi mit Magenschoner (wobei das auch an Schmerzmitteln liegen konnte) und sowas wie Perenterol verschrieben bekommen. Dachte, dass die Hefepilz- Medikamente mittlerweile zum Standard gehören, wenn Antibiotikum verschrieben wird. Daher hatte ich es nicht extra erwähnt.
„Es wechselt Pein und Lust. Genieße, wenn du kannst, und leide, wenn du musst.“

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Danke für die Info mit besten Wünschen für eine schnelle Ausheilung!
Grüße von der Baltischen See! Laufen/Wandern barfuß erleben - Zu Fuß - am besten barfuß - hält die Seele Schritt.
Je länger die Strecke, desto unbedeutender die Zeit, da allein die Streckenbewältigung zur eigenen Leistung wird.
:)
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Letztlich wird ein Großteil der Zeckenstiche nicht bemerkt, insofern ist das zwar interessant zu wissen mit dem Bremsen, aber letztlich ist die Wanderröte das Entscheidende oder charakteristische (!) neurologische Symptome (z.B. Augen- oder Gesichtsmuskellähmungen in Verbindung mit einem speziellen Schmerzsyndrom). Das ist dann eine Indikation für die Bluttests auf Borreliose und rechtfertigt dann je nach Ergebnis auch eine Antibiotikatherapie.

Letztlich aber alles kein Grund zur Panik, man kann auch selbst bei später auftretenden Symptomen in der Regel noch sehr gut behandeln und wirklich schwere Verläufe sind selten.

Was man vermeiden sollte, ist ohne hinreichenden Verdacht das Blut auf Borrelien zu untersuchen, weil bis zu 20% der klinisch vollkommen unauffälligen gesunden Menschen positive Befunde für eine akute Infektion haben, das Risiko für einen solchen Befund steigt mit dem Lebensalter pro Jahr ca. Um 6% (nachzulesen für Interessierte in der entsprechenden Leitlinie der DGN (https://www.dgn.org/leitlinien/3567-ll- ... borreliose). Das zieht dann höchstens weitere unnöttige und unnötig gefährliche Untersuchungen nach sich, aber hilft einem nicht weiter.

Ich sehe wöchentlich irgendwelche Patienten, die mit einem auffälligen Borrelien-Blutbefund wegen Symptomen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung ect. kommen und sonst nix haben. Das ist medizinisch in der allermeisten Fällen Murks, der dem Patienten nicht nützt. Es gibt aber mittlerweile eine ganze Branche, die damit viel Geld verdient, gibt auch eine schöne Doku dazu. Etwas reisserisch, aber sehenswert:


https://youtu.be/U9cuinB3OWg


Letztlich würde ich so einen klaren Befund wie im Bild sogar schon ohne vorliegendes Blutergebnis behandeln, das ist dann die andere Seite. Aber dann ist es nach 14d in der Regel auch gut.

Gute Besserung!

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Antracis hat geschrieben:
Letztlich aber alles kein Grund zur Panik, man kann auch selbst bei später auftretenden Symptomen in der Regel noch sehr gut behandeln und wirklich schwere Verläufe sind selten.

Was man vermeiden sollte, ist ohne hinreichenden Verdacht das Blut auf Borrelien zu untersuchen, weil ...

Letztlich würde ich so einen klaren Befund wie im Bild sogar schon ohne vorliegendes Blutergebnis behandeln, das ist dann die andere Seite. Aber dann ist es nach 14d in der Regel auch gut.

Gute Besserung!
Danke auch Dir für Deine Besserungswünsche.

Ja Du hast Recht, aufgrund der klaren Symptome und dem passenden zeitlichen Ablauf, hatten beide Ärzte, sowohl der Arzt im Krankenhaus als auch mein Hausarzt mit den gleichen Argumenten wie Du weitere Diagnostik für unnötig erklärt, zumal eine begonnene Antibiotikatherapie die Laborergebnisse wohl auch verfälschen würde.

Panik habe ich nicht und wollte auch anderen keine machen.
Aber offensichtlich glauben auch viele Ärzte, Borreliose könnte nur theoretisch von Insekten übertragen werden.
Eine Übertragung durch Bremsen mag zwar seltener sein als durch Zecken, aber offensichtlich auch in der Praxis möglich und genau darauf wollte ich aufmerksam machen.
Zumal die Wanderröte als Symptom wohl nur bei knapp 50% der Infizierten auftritt.

Wie ich ja auch oben schon geschrieben habe, bleibt eine Borrelioseinfektion meist unbemerkt und heilt von alleine aus.
Aber in den wenigen Fällen wo sie nicht von allein verheilt, kann die Krankheit unter Umständen gravierende Auswirkungen haben.
Es ist halt wie so oft im Leben eine Nutzen-Risiko Abwägung.

Das Robert Koch Institut schreibt auch, dass im Stadium I, eine 14d Therapie genügt,
der Klinikarzt und mein Hausarzt sprachen nach neueren Kenntnissständen sollten es 21d sein und darauf beruft sich natürlich auch der Beipackzettel des Medikaments.
Ich werde nach 14d, je nach dem wie gut ich das Antibiotika vertrage, entscheiden ob ich es zur Sicherheit 7d länger nehme oder nach Absprache mit meinem Hausarzt die Therapie vielleicht abbreche.

Nun nach 3 Tagen Antibiotikatherapie heilt die Wanderröte bei mir zu sehends ab.
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Hallo Läufer,
das Thema „Borreliose durch Bremsen“ treibt mich als Hausarzt seit 2 Jahren um. Damals behandelte ich in meiner Praxis innerhalb weniger Tage 3 Patienten mit Borreliose, die nach deren Aussage eben nicht durch Zecken, sondern durch Bremsenstich ausgelöst wurden. 2 davon hatten sich innerhalb weniger Wochen im gleichen Waldstück aufgehalten!
Leider konnten wir den kausalen Zusammenhang nicht nachweisen. Aber ich würde gern an dem Thema dranbleiben - möglicherweise werden Bremsen als Vektoren deutlich unterschätzt.
Daher meine Bitten:
- Melde dich bei mir, wenn bei dir eine nachweisbare Borreliose durch Bremsenstich aufgetreten ist (auch, wenn dein Hausarzt den Zusammenhang abstreitet)!
- Hebt erschlagene Bremsen nach Möglichkeit auf oder versucht, die tote Bremse im Krankheitsfall zu finden! (wird nur im Haushalt evtl. glücken)
Danke herzlich!
Es lebe die Wissenschaft -

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Ausbremser hat geschrieben:Hallo Läufer,
das Thema „Borreliose durch Bremsen“ treibt mich als Hausarzt seit 2 Jahren um. Damals behandelte ich in meiner Praxis innerhalb weniger Tage 3 Patienten mit Borreliose, die nach deren Aussage eben nicht durch Zecken, sondern durch Bremsenstich ausgelöst wurden.
Zumindest mein damaliger Krankenhausarzt war sich sicher, dass auch Insekten/Bremsen Borreliose übertragen können.

2016 bestätigte die Ärztezeitung, dass infizierte Insekten gefunden wurden:

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Ue ... 69727.html

Was mich damals ein wenig überraschte, war die schnelle Infektionsübertragung von der Bremse auf mich.
Die Bremse konnte sich nur maximal wenige Minuten an mir laben, dann hatte ich sie gespürt und verscheucht.
Bei einer Zecke, so sagt die Lehrmeinung, braucht es Stunden des festbeißens bis überhaupt eine Übertragung möglich ist.
Sollte eine Infektion durch eine Bremse wirklich soviel schneller gehen?

Bei mir damals war der Zusammenhang zwischen Bremsenstich und Borreliose eindeutig.

Die Frage ist halt, sind Zecken wirklich die häufigsten Überträger oder werden die Zecken bloß vom Gemeinen Holzbock zum Sündenbock gemacht? (Achtung Wortspiel ...) :D
Bei den meisten Infektionen mit Borreliose wird die eigentliche Infektion überhaupt nicht bemerkt und es wird nur geschlussfolgert es wäre vermutlich ein Zeckenbiß die Infektionsquelle gewesen.

Letztlich auch egal ob Insekt oder Zecke der Auslöser einer Infektion war, wichtig ist nur die richtige Diagnose.
Und da kann es wichtig sein zu Wissen, dass auch ein Mensch der nicht mit Zecken in Kontakt gekommen sein kann (Bettlägerig?) sich trotzdem mit Borreliose infiziert haben kann.
Eine genauere wissenschaftliche Untersuchung der Infektionswege, könnte somit auch bei einer Diagnosestellung helfen.

@Ausbremser wünsche Dir viel Erfolg bei Deinen Vorhaben.
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Ich hatte dieses Jahr eine Wanderröte am Knie.
Wir haben den Hund den gesamten Sommer über nach jeder Runde auf Zecken untersucht. Da er größtenteils weißes Fell hat, findet man Zecken bei ihm sehr gut. Und wir haben jedes Mal viele gefunden! Meist krabbelten sie noch auf ihm umher, aber ein paar Mal mussten wir auch festgesaugte entfernen. Langer Rede, kurzer Sinn: Wir sind sehr sensibilisiert für Zecken. Mich hat gewundert, dass ich am Knie keine Zecke entdeckt habe. Vor allem, wenn sie zugebissen hat, hätte sie sich festsaugen müssen und dann hätte ich sie sicherlich nicht übersehen. Es war eine Einstichstelle am Knie zu sehen und die typische Wanderröte. Ich habe bisher lediglich vermutet, dass auch andere Insekten Borreliose übertragen können müssten, da ich sicher bin, eine Zecke nicht hätte übersehen zu können.

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@klnonny @lilly*
Danke herzlich für eure raschen Antworten.
Das Problem der eigentlich viel zu kurzen Stichzeit von Bremsen (Sekunden) wurde auch von mehreren Infektiologen, die ich konsultiert habe, immer wieder als Gegenargument ins Feld geführt.
Für mich scheint eine Übertragung aber möglich, denn die Bremsen schneiden skalpellartig in die Haut und machen einen wesentlich größeren Hautdefekt als eine Zecke.
Das Argument: die Patienten könnten nicht beurteilen was sie da gestochen habe und bestimmt eine Zecke nicht bemerkt - finde ich etwas arrogant der Landbevölkerung gegenüber. Die kennen Bremsen seit sie denken können.
Es ist meines Wissens nur ein Fall vor ca. 30 Jahren in den U.S.A. publiziert worden, eine Borreliose bei einem Jogger(!) nach Stich einer Pferdebremse.

Das Problem ist: Nicht immer treten solch eindrucksvolle Wanderrötungen auf wie auf euren Fotos!
Eine Rötung nach eindeutig beschriebenem Bremsenstich führt dann möglicherweise nur zur Diagnose „infizierter Insektenstich“ und zur unpassenden - vor allem zu kurz durchgeführten! - Antibiose.
Beste Grüße!

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Mir ging es wie Lilly, ich hatte auch die klassische Wanderröte am Knie, bzw von der Kniekehle ausgehend. Und ich hatte garantiert keine Zecke, sondern nur zahlreiche Mückenstiche in der Nähe von Venedig eingefangen.

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Pferdebremsen haben wir jedenfalls genug hinterm Haus und auf unserer Gassirunde (Pferde, Pferdeställe, Koppeln rundherum).
Aber eigentlich ist mir fast auch egal, wer oder was mich gestochen hat. Aufgrund der Wanderröte konnte die Borreliose gut diagnostiziert werden, gilt ja als sicheres klinisches Zeichen. Blöd halt nur, wenn man dabei eine Autoimmunkrankheit hat und eigentlich auf Immunsuppressiva angewiesen ist.
Soweit ich verstanden habe, ist es mit den Borrelien ähnlich wie mit Herpes, einmal im Körper, immer im Körper und wenn das Immunsystem zu schwach ist, verbreiten sich die Viecher wieder ungehindert. Somit bin ich gespannt, wie sich das auf meinem weiteren Lebensweg miteinander verhalten wird.

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Ausbremser hat geschrieben: Das Problem ist: Nicht immer treten solch eindrucksvolle Wanderrötungen auf wie auf euren Fotos!
Eine Rötung nach eindeutig beschriebenem Bremsenstich führt dann möglicherweise nur zur Diagnose „infizierter Insektenstich“ und zur unpassenden - vor allem zu kurz durchgeführten! - Antibiose.
Genau das wäre mir auch passiert, wenn ich nicht zu den ~50% der Infizierten gehört hätte, die eine Wanderröte als Symptom bekommen hatte.
klnonni hat geschrieben: War halt über die Reaktion meines Hausarztes überrascht, er wollte eine Borrelose ausschliessen, nur weil keine Zecke beteiligt war.
Wenn ich nicht einen Lehrbuch gemäßen Verlauf der Wanderröte gehabt hätte, wäre ich mit Sicherheit anders von ihm behandelt worden.
Wenn ich bloß eine Rötung bekommen hätte, wäre ich überhaupt nicht zum Arzt gegangen sondern hätte erst mit Hausmitteln versucht die Entzündung zu behandeln - hatte schliesslich keine weiteren Beschwerden.
Die Wanderröte kannte ich aber aus der Theorie von daher wusste ich als sie anfing zu "wandern", dass ich Abends noch ins Krankenhaus musste.

Erst nach dem ich betroffen war, hatte ich im Internet Seiten gefunden die zumindest andeuteten eine Übertragung von Borreliose könnte auch über Insektenstiche geschehen.

Zum Glück verlaufen die meisten Borrelioseinfektionen harmlos, sprich sie verheilen ohne Folgeschäden.
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Lilly* hat geschrieben:Pferdebremsen haben wir jedenfalls genug hinterm Haus und auf unserer Gassirunde (Pferde, Pferdeställe, Koppeln rundherum).
Aber eigentlich ist mir fast auch egal, wer oder was mich gestochen hat. Aufgrund der Wanderröte konnte die Borreliose gut diagnostiziert werden, gilt ja als sicheres klinisches Zeichen. Blöd halt nur, wenn man dabei eine Autoimmunkrankheit hat und eigentlich auf Immunsuppressiva angewiesen ist.
Soweit ich verstanden habe, ist es mit den Borrelien ähnlich wie mit Herpes, einmal im Körper, immer im Körper und wenn das Immunsystem zu schwach ist, verbreiten sich die Viecher wieder ungehindert. Somit bin ich gespannt, wie sich das auf meinem weiteren Lebensweg miteinander verhalten wird.
Das hast auf dann falsch verstanden. Borrelien sind im Gegensatz zum Herpes ja Bakterien und in den meisten Fällen auch gut antibiotisch zu behandeln. Dann ist da auch nix mehr im Körper. Selbst späte Stadien sind noch ziemlich gut zu behandeln. Von einer Erkrankung muss man bestimmte immunologische Laborwerte abgrenzen, die auch nach erfolgreicher Behandlung noch verändert sein können.

Leider gibt es einige Kollegen, die dann z.B. den Patienten eine Liste von 160 Symptomen vorlegen und wenn Du da denn, welch Zufall, einige ankreuzen kannst und die entsprechenden Immun-Antikörpertiter hast, bekommst Du eine Menge Infusionen. Glücklicherweise zahlt das die Krankenkasse nicht, aber das macht es nicht viel besser.

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Antracis hat geschrieben:Das hast auf dann falsch verstanden. Borrelien sind im Gegensatz zum Herpes ja Bakterien und in den meisten Fällen auch gut antibiotisch zu behandeln. Dann ist da auch nix mehr im Körper. Selbst späte Stadien sind noch ziemlich gut zu behandeln. Von einer Erkrankung muss man bestimmte immunologische Laborwerte abgrenzen, die auch nach erfolgreicher Behandlung noch verändert sein können.

Leider gibt es einige Kollegen, die dann z.B. den Patienten eine Liste von 160 Symptomen vorlegen und wenn Du da denn, welch Zufall, einige ankreuzen kannst und die entsprechenden Immun-Antikörpertiter hast, bekommst Du eine Menge Infusionen. Glücklicherweise zahlt das die Krankenkasse nicht, aber das macht es nicht viel besser.
Einerseits beruhigt mich das ungemein. Meine Ärztin hatte es mir anders erklärt und auf meine Nachfrage, was wir denn da tun können in Verbindung mit der Autoimmunkrankheit zuckte sie mit den Schultern und meinte: Wir können immer nur akut das behandeln, was grad schlimmer ist. Klang jetzt nicht nach einer grandiosen Zukunft.

Andererseits frage ich mich natürlich, wenn das Bakterien sind, die gut antibiotisch zu behandeln sind, warum dann es dann so viel Sorge um das Thema Borreliose, chronische Stadien, Langzeitproblematik, etc. gibt. Denn dann wäre es ja wie ne Angina z.B. Antibiotika rein, fertig, überstanden.

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Lilly* hat geschrieben: Andererseits frage ich mich natürlich, wenn das Bakterien sind, die gut antibiotisch zu behandeln sind, warum dann es dann so viel Sorge um das Thema Borreliose, chronische Stadien, Langzeitproblematik, etc. gibt. Denn dann wäre es ja wie ne Angina z.B. Antibiotika rein, fertig, überstanden.


So ist es ja in der Regel auch. Das Problem entsteht halt dann, wenn Du den Zeckenstich nicht bemerkst (was durchaus vorkommt), es dann wirklich eine Borrelieninfektion gibt ( in den wenigen Studien dazu wurde eine Infektionsrisiko von unter 5% ermittelt), aber keine Wanderröte (was in ca. 10-20% der Fälle vorkommt), und deshalb eine antibiotische Behandlung ausbleibt.

Dann kann es sein, dass z.B. in ca. 3 % der Fälle das Nervensystem befallen wird. Auch das ist dann noch gut und ohne Defektheilung behandelbar, wenn man erkennt, was die Ursache ist.

Problematisch sind halt (selten!) erreichte Spätstadien mit Befall des Nervensystems oder des Bewegungsapparates oder (noch seltener) des Herzens.
Da kann man dann zwar die Infektion behandeln, aber nicht den über Jahre entstandenen Schaden, den die Bakterien angerichtet haben.

Das ist dann in den meisten Fällen auch ein ärztlicher Kunstfehler, weil die Patienten meist schon in frühen Stadien beim Arzt waren und mit Antibiotika zumindest Schlimmeres zu verhindern gewesen wäre. Ich habe selbst eine Patientin gesehen, die mehrere Jahre von ihrem Orthopäden wegen Bein- und Knieschmerzen(!) und einer Schwäche im Fuß behandelt wurde und schließlich eine Neuroborreliose hatte. Darauf muss man nun nicht sofort kommen, aber die Kombination aus Gelenkschmerz und Schwäche (letztlich resultierend aus einer Lähmung des zuständigen Nerven) sollte einen, wenn man das mehrere Jahre behandelt, doch mal drauf kommen lassen. Zumindest wird das der Gutachter wohl so sehen.

Wie auch immer, zu Sorge oder Hysterie, besteht aus meiner Sicht kein Anlass. Ich kann immer nur auf den oben verlinkten Film verweisen.

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He Lilly, das sind ja tolle Neuigkeiten! :)

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Antracis hat geschrieben:So ist es ja in der Regel auch. Das Problem entsteht halt dann, wenn Du den Zeckenstich nicht bemerkst (was durchaus vorkommt), es dann wirklich eine Borrelieninfektion gibt ( in den wenigen Studien dazu wurde eine Infektionsrisiko von unter 5% ermittelt), aber keine Wanderröte (was in ca. 10-20% der Fälle vorkommt), und deshalb eine antibiotische Behandlung ausbleibt.

Dann kann es sein, dass z.B. in ca. 3 % der Fälle das Nervensystem befallen wird. Auch das ist dann noch gut und ohne Defektheilung behandelbar, wenn man erkennt, was die Ursache ist.
[...]
Ich hatte so eine versteckte Borellieninfektion. Aufgefallen ist das erst, nachdem ich von einer Sekunde auf die andere eine halbseitige Gesichtslähmung bekam.
Grund: Entzündung eines Gesichtsnerv. Ich habe das Kribbeln sogar noch gespürt, bevor mir Augenlid und halbe Lippe runterhingen.

Bei den ganzen Untersuchungen im KH wurde dann auch "Borellia burgdorferi" in meinem Blut gefunden. Oder waren es Antikörper gegen diese fiesen Tierchen? Naja, jedenfalls musste ich eine Borellieninfektion hinter mir haben.

Bei mir muss es auch ein Insekt gewesen sein. Einen Zeckenbiss hatte ich jahrelang vorher nie. Nach Ausflügen in Wald und Wiese hatten wir uns gegenseitig immer gut abgesucht. Ganz besonders in warmen Hautfalten. So erwischten wir Zecken immer noch als Krabbler. Wanderröte wäre für mich sofort ein Warnsignal gewesen sein. Die hatte ich nie.
Gut, der Zeck hätte mich am Kopf, unter den Haaren, beißen können. Das war die These der Ärzte im KH.
Ja, da bemerkt man die Wanderröte nicht. Aber den Zeck hätte ich unter den Haaren spüren müssen. Habe ich aber nie.
Ich vermute auch Bremsen oder andere Insekten als Verursacher.

Zurück zur Diagnose der Infektion.
Zu dem Zeitpunkt konnte man angeblich nicht mehr mit Antibiotika behandeln. So habe ich das halt jetzt.

Zur Zeit geht es halbwegs. Manchmal (ein-, zwei-, dreimal im Jahr) habe ich ein paar Wochen lang Nervenschmerzen. Z.B. im gesamten Arm. Das tut weh, ist lästig, aber ich weiß, dass sie irgendwann wieder weggehen. Genauso plötzlich, wie sie kommen.

Ich hoffe nur, dass die Spätfolgen nicht im Alter schlimmer werden.
"Besser geschlurft, als gar nicht gelaufen."

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Antracis hat geschrieben:Das hast auf dann falsch verstanden. Borrelien sind im Gegensatz zum Herpes ja Bakterien und in den meisten Fällen auch gut antibiotisch zu behandeln. Dann ist da auch nix mehr im Körper. Selbst späte Stadien sind noch ziemlich gut zu behandeln. Von einer Erkrankung muss man bestimmte immunologische Laborwerte abgrenzen, die auch nach erfolgreicher Behandlung noch verändert sein können.
Ist es nicht auch bei Syphilis so, dass sich die Bakterien irgendwo im Körper verstecken, wo sie mit Antibiotika nicht mehr (oder nur schwer) erreichbar sind? Dasselbe dachte ich von den Borrelien, sie verkriechen sich in den Tiefen des Nervensystems und richten Übles an.
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harriersand hat geschrieben:Ist es nicht auch bei Syphilis so, dass sich die Bakterien irgendwo im Körper verstecken, wo sie mit Antibiotika nicht mehr (oder nur schwer) erreichbar sind? Dasselbe dachte ich von den Borrelien, sie verkriechen sich in den Tiefen des Nervensystems und richten Übles an.
Die Erreger der Syphillis können, wie Borrelien auch, im Nervensystem prinzipiell übles anrichten, sind aber dennoch in allen Krankheitsstadien gut erreichbar. Es gibt meines Wissens immer noch keine Resistenzen, insofern reicht eine Penicillin-Therapie in der Regel aus. Die Problematik ist, wie bei den Borrelien eher, dass es nach einer ersten Krankheitsphase, eine Phase der Inaktivität gibt, in der die Viecher (vorrübergehend!) keine Probleme mehr machen können. D.h., wenn anfangs, z.B. aus Scham, während der ersten Krankheitsphase nicht behandelt wurde, können sich die Erreger in den nächsten Jahren im Nervensystem ausbreiten und dieses dann irgendwann schwer schädigen. Die Bakterien wären jederzeit behandelbar, aber der von Ihnen verursachte Schaden ist halt irgendwann nicht mehr heilbar.

Was Du beschreibst, also abkapseln gegenüber dem Immunsystem, trifft a.e. auf Tuberkulose zu. Da ist ja dann die Therapie auch schwierig und langwierig (also z.B. 6 (!) Monate lange eine Therapie mit 4 bzw. später zwei Antibiotika ), aber dennoch auch gut möglich und erfolgversprechend.
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