Für Heute hatte ich ihn also geplant, meinen ersten Dreißiger! Ich freute mich bereits schon seit ein paar Tagen darauf, wollte ich doch endlich sehen, ob ich das schaffe.
Gegen 11 Uhr war ich bereit, kurze Laufsachen bei dem Wetter? Logisch – nein, ganz so logisch ist das eigentlich nicht, nicht für mich. Denn letztes Jahr, als ich im Sommer anfing zu laufen, hab ich mich das nicht getraut. Na ja, eitel war ich schon...
Lars` Empfehlung, so einen langen Lauf bei meinem Leistungsvermögen mit 6:30 – 6:40 min/km anzugehen, fand ich eigentlich ganz schön heftig. Ich wollte doch erstmal überhaupt sehen, ob ich so weit und so lange laufen kann. Aber ok, an die 6:40 will ich mal versuchen, mich zu halten.
Also bin ich langsam losgetrabt, die Sonne schien, wunderbares Wetter, heute einen Rekord zu brechen! Die ersten 7 km sind mir bekannt wie meine Westentasche, sind sie doch seit einigen Wochen jeden zweiten Tag mein Weg zur Arbeit. Den Anstieg bei Km 7 nehme ich ohne mit der Geschwindigkeit nachzulassen (kein Wunder, bin ja eh schon langsam) Da kommt plötzlich ein Radfahrer neben mir angekeucht und fuhr ein Stück mit mir zusammen. Ob ich beim Bundesgrenzschutz oder bei der Polizei wär, wollte er wissen?! Sein Bruder wäre dort und die müssen auch immer Laufen. Ich sagte ihm: „Ich muß ja nicht, ich will“ Er meinte, er hätte dazu keine Zeit. So sah er auch aus. Das hab ich früher auch immer gesagt und sah auch so aus!
Bei Km 8 traf ich einen Arbeitskollegen beim Unkrautzupfen in Vorgarten. Ich bin froh, daß ich laufen darf...
Km 12: ein sandiger Feldweg. So ein Trottel mit dem Auto überholt mich und ich ersticke fast in dem Staub. Blödmann.
Nach 15 km komme ich auf den Oderdamm. Was hab ich mir nur dabei gedacht, keine Bäume, die Schatten spenden, die Sonne knallt und meine Trinkflasche ist auch schon bald leer. Das Wasser aus der Oder hätte allenfalls zum über den Kopf gießen getaugt. Na egal, ich wollte es, nun hab ich es.
Wo ist eigentlich Schweini heut geblieben? Bisher hab ich ihn noch nicht auftreiben können. Gut so, braver Schweini.
Was mich am Meisten verblüffte, war ein „Bidibidibib“ aus meinem Garmin. Das Geräusch kannte ich ja noch gar nicht „LANGSAMER“ stand da drauf – cool. Sonst hat er immer nur „Piep piep“ gemacht und mich aufgefordert, doch mal aus den Hüften zu kommen.
Km 18: ich schaue auf die Uhr. Waaas? 2 Stunden? Vor 14 Tagen bin ich vor dieser Zeit beim Halbmarathon schon im Ziel gewesen! „Trink nen Schluck aus Deiner Flasche und komm mal wieder runter Kathrin – das war ja heute nicht Sinn der Sache“
Weiter gings also runter vom Oderdamm und an ein paar Schrebergärten vorbei Richtung Kloster Neuzelle. Bei den Gärten machte ich kurz halt und fragt einen nett aussehenden Herren, ob er mir mal kurz meine Wasserflasche auffüllen kann. Puh, es war aber auch warm!
Mit frischem, kühlen Wasser und einem letzten Bananenstückchen ging es weiter, jetzt kam der olle Berg, vor dem ich schon im Vorfeld Dampf hatte, 22 km hatte ich schon in den Beinen, das war das bisher Längste, was ich mal gelaufen bin. Also Kathrin, jetzt nicht schlapp machen, hoch den Berg, jeder neue Schritt ist ein Rekord, so weit bist Du noch nie gelaufen.
Km 25: Raus aus Neuzelle und auf den Radweg Richtung Heimatdorf. Was`n das? Von Rechts kommt ein Läufer auf meine Route getobt, mit nem Affentempo, willa nich ma grüßen?
„Ar***loch, eingebildeter Vogel“ denk ich mir, wünsche ihm die Pest an den Hals und lass ihn ziehen. Hinter dem nächsten Hügel seh ich ihn wieder: Gehpause – hah, jetzt läuft er wieder – jetzt geht er wieder... Bei km 27 ziehe ich an ihm vorbei. Aber ich grüße! Und auch wenn ich nicht an den lieben Gott glaub, aber ein bischen verschmitzt hab ich dann doch in den blauen Himmel gegrinst.
Km 30 ist erreicht. Das ist das, was ich wollte! Aber bis ans heimische Hoftor sind es noch 2,5 km. Spätestens jetzt wird mir klar, daß ein Marathon im Kopf gelaufen wird – ich hab keine Lust mehr. Da fiel mir aber ein „ Noch 10 km bis zum Marathon“ das wär doch ne tolle Schlagzeile für einen Laufbericht im Forum. Na bitte geht doch: Zieleinlauf Dorfstraße. Gelaufene Km: 32,55 Zeit 03:43:40. Mein Garmin zeigt mir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 6:50 an. Na ja, war doch gar nicht so übel fürs Erste. Es gibt noch zu tun, aber für heut bin ich glücklich!
Kathrin
Noch 10 km bis zum Marathon
1☼ ☼ ☼
Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.