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Engelhorn Sports Trail Cup 2018 - Short Distance - Heidelberg, Carlsberg, Schriesheim

Engelhorn Sports Trail Cup 2018 - Short Distance - Heidelberg, Carlsberg, Schriesheim

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2018 ist offenbar das Jahr der Änderungen bei Engelhorn Sports Trailcup. Geänderte Reihenfolge der Läufe, dritte Änderung des Streckenbeginn des Himmelsleitertrail beim Gelita Trailmarathon Heidelberg in drei Jahren.


Dieses Mal heißt es also nicht Carlsberg - Heidelberg - Schriesheim, sondern Heidelberg ist die erste Station der Cup-Wertung.


Wie schon die beiden Jahre davor wird sich hier alles um die Short-Distance-Wertung drehen. Wie der Auftakt vor meiner Haustüre gelaufen ist, könnt ihr nachfolgend lesen.


Noch vor einigen Wochen war ich über die terminlichen Änderungen im Ablauf alles andere als begeistert, denn der Termin für den Himmelsleiterlauf kollidierte indirekt mit einem anderen Lauf, der fest in meinem Kalender eingeplant war.
Lange hab' ich mit mir gerungen, ob ich zwei Wettkämpfe (8km + 9km) in drei Tagen laufen solle. Glücklicherweise gab es auch bei dem anderen Lauf Änderungen und statt der ca. 8km langen Strecke wurde dort u.a. auch die 5km-Standarddistanz angeboten.


Davon ausgehend, dass der Himmelsleitertrail sowieso für den Trailcup den Streichwettbewerb darstellen würde, fiel sehr kurzfristig die Entscheidung den Lauf freitags als Wettkampf und den Himmelsleitertrail als Trainingslauf mitzunehmen.


Los ging es am 15.09. mit der Startnummernabholung und der Maultaschenparty am Vortag der Veranstaltung. Der Ablauf war zwar wie gewohnt reibungslos, die Maultaschen jedoch leider... wie kann ich es freundlich formulieren... nur mit einer sehr großen Menge Cola halbwegs erträglich. Neben einem Waldspaziergang besichtigten wir, d.h. meine bessere Hälfte und ich auch den geänderten Aufstieg zur Himmelsleiter, der auch die letzten rund 1.5km zum Ziel hin führen würden.


Im Vergleich zum letzten Jahr erfolgte der Anlauf zur namensgebenden Treppe nicht durch den Schlosspark und über die Schlossterrasse, sondern über die mehrfach gewundene Zufahrtstraße vom Heidelberger Kornmarkt hinauf zum Schloss. Erst ab dem Schloss-Wolfbrunnenweg, oberhalb des Heidelberger Schlosses war die Strecke wieder identisch.


Insgeheim erhoffte ich mir von dieser Änderung einen leichten Vorteil, denn statt zweier steilen Steigungen und einer flachen Passage war der Anstieg nun mehr oder minder gleichmäßig. Der Nachteil... kein ebener Abschnitt ab 200m bis zum Gipfel bei Km3. Die Wahrheit liegt aber letztlich immer noch auf der Strecke.


Die Nacht verlief einigermaßen ruhig. Pünktlich um vier, kurz vor'm ersten Weckerklingeln war ich wach und die üblichen Morgenrituale verliefen ohne weitere Vorkommnisse. Punkt 9 Uhr, zweieinhalb Stunden vor dem Start, kam ich an meinem gewohnten Parkplatz oberhalb des Schlosses um noch etwas die morgendliche Ruhe im Wald zu genießen bevor ich mich in den Trubel der Veranstaltung stürzen würde.


Aus mir unerfindlichen Gründen war ich hypernervös. Immer wieder schwofen meine Gedanken ab von der Natur hin zur richtigen Schuhwahl, der Frage ob Singlet oder T-Shirt, möglichen Taktiken und... und... und...!


Trotz beinahe wolkenlosem Himmel und strahlendem Sonnenschein war es anfangs noch recht frisch. Dies sollte sich aber recht schnell ändern. 10.30 Uhr fand ich mich am Start am Karlsplatz ein. Im Gegensatz zu letztem Jahr ging es dieses Mal weitaus beengter auf dem Start- und Zielgelände zu, was daran lag, dass auch die Startnummernabholung und Nachmeldungen hier stattfanden und nicht wie 2017 im benachbarten Palais Prinz Carl.


Wie im Jahr zuvor waren wieder einige Stände, Trampoline, Massage usw. vor Ort. Die Masse an Ständen, Läufern und auch einige Baustellen in der Umgebung führten - aus meiner Sicht - zu einer recht chaotischen und subobtimal gestalteten Anordnung auf dem Veranstaltungsgelände. Erst nach dem Start der Marathon-, Halftrail- und Staffelläufer um 11 Uhr wurde es etwas besser.


Das Aufwärmprogramm an sich fiel etwas spartanischer aus als sonst. Kurzes Einlaufen, lockeres ABC mit Gymnastik, Stretching und Koordination sowie 2 Steigerungen. Das war's.


Dann, bevor es in die Startaufstellung ging, noch kurz die ersten Minuten des Marathons an der großen Leinwand mit Livetracking verfolgt, die durchaus gute und vor allem laute Rockmusik genossen und in der mittlerweile knallenden Sonne die letzten Minuten vor dem Countdown auf der Startgeraden verbracht.


Punkt 11.30 Uhr war es soweit. Der Start...


Meine "Taktik" war eigentlich klar. 14min für die ersten zwei Kilometer bis zur Treppe, 17min (ca. die Zeit von letztem Jahr) für die Himmelsleiter und dann schauen was die restlichen 6km nach unten sich ergibt. Vor allem nicht stürzen, denn aufgrund des hohen Asphaltanteils und des extrem trockenen Waldbodens hatte ich mich für die normalen Saucony Ride 10 Straßenlaufschuhe anstatt für die profilbwährten Trailschuhe entschieden.


Und so geht es los...


Ich habe lange überlegt wie ich den Bericht formulieren soll. Ausführliche Beschreibung oder innerer Monolog? Geordnet oder chaotisch? ...letztlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, den Lauf so wiederzugeben wie ich ihn wahrgenommen habe.


Raus aus dem Start, auf die proppenvolle Fußgängerzone zu, vorbei an Horden von Touristen und Weltenbummlern... nach links über Kopfsteinpflaster, nach 100m wieder rechts, vorbei an der Bergbahnstation und nach links in den Anstieg...Immer wieder klatschen Menschen und feuern uns an. Um mich herum wuselt es, vereinzelte Läufer laufen sehr schnell an mir vorbei, während ich versuche nicht zu schnell anzugehen.


Nach der nächsten Linkskurve folgt die erste 180° Kehre nach rechts, weiter nach oben... die ersten Läufer sind zu Gehern geworden obwohl die Steigung nur rund 8% beträgt. Geradeaus weiter, vorbei an teuren und alten Häusern und Villen am Fuße des Heidelberger Schlosses. Die nächste Kehre, diesmal nach links... und weiter stetig bergauf, den Blick auf das Schloss gerichtet, welches sich immer noch hoch über uns erhebt.


Die Straße ist schön breit... ein Läufer überholt mich beinahe schwebend... als wäre es das normalste auf der Welt. Und wieder 180° nach rechts... ich nehme vereinzelt die Zuschauer wahr, die uns begeistert anfeuern... ein kurzes Stück Kopfsteinpflaster an einer Kreuzung... kurz danach die letzte Wende nach links. Noch 300m, dann
wird es steiler werden. Einige haben sich schon deutlich übernommen und gehen, fallen zurück.


Wir biegen halb rechts ab, die Steigung wird nochmal steiler auf den letzten rund 200 Metern vor der Himmelsleiter, viele gehen, ich noch nicht... noch eine Kurve nach rechts und here we go...


Kurzer Blick auf die Uhr... keine 14min... es sind nur ca. 12. Ob sich das noch rächen wird...?


Die ersten 170m auf der Treppe sind länger als erwartet. Während meiner letzten Trainingseinheiten habe ich mir ein Technik für solche Situationen erprobt, die ich jetzt anwende. Blick auf die nächsten 4-5m fixiert und in Gedanken mit jedem Atemzug eins runterzählen, von 60 auf 0. Bei 0 angekommen wieder von vorne los.


Wohl oder übel muss ich mich dem Tempo meines Vordermanns anpassen, denn zum überholen ist es zu eng. Ich nehme bewußt jede Stufe, bei den höheren drücke ich die Knie mit den Armen durch. Irgendwann ist der erste Abschnitt bewältigt. Knapp vier Minuten sind vergangen. Gerechnet hatte ich mit zwei.


Es folgen ca. 200m aufwärts auf einem schotterigen Waldweg den man trotz ordentlicher Steigung gut belaufen kann. Ich beachte meine Mitläufer nur am Rande, laufe mein eigenes Rennen. Nur eine Läuferin fällt mir auf, denn mal überholt sie mich, dann ich wieder sie.


Danach, nach rechts in den Wald hinein, ebenso lang, ein kurzer, recht einfacher Trail. Eigentlich will ich wie im Training laufen, doch zweimal muss ich gehen bis ich den jeweiligen Vordermann an geeigneten Stellen überholen kann. Einen Blick für die Landschaft habe ich dieses Jahr überhaupt nicht... ich sehe nur den Trail.


Dann geht es zurück auf die Himmelsleiter. 450m, unzählige Stufen, permanentes Runterzählen von 60 auf 0, brennende Oberschenkel, kalter Schweiß, intensiv genießen heißt das Motto. Zweimal kreuzen wir Fußgängerwege, zweimal erlaube ich mir bewußt 10 Sekunden durchzuatmen ohne ein Position zu verlieren, zweimal schließe ich auf meinen Vordermann wieder auf, den ich eh nicht überholen könnte. Es fühlt sich an wie im Training, nur härter.


"Gleich sind wir oben!" tönt es. Ich weiß, dass es nicht stimmt, blicke trotzdem auf und verfluche den Kerl kurz. 100m können so lang sein, wenn man sie über teils kniehohe Stufen bewältigen muss. Beinahe automatisch gehe ich weiter, vermeide auf die Uhr zu schauen, aus Angst mir das Wohlgefühl durch eine schlechte Zeit kaputtzumachen... und immer wieder zähle ich.


Klatschen, Anfeuerungen... ich muss nicht hochschauen um zu wissen, dass wir gleich den Gipfel erreicht haben. Tue es aber trotzdem, schaue in die begeisterten Gesichter der Zuschauer... taxiere die Verpflegungsstation, von der ich weiß, dass ich sie ignorieren werde... puste kräftig durch, drücke meine Uhr bei ca. 29:40 ab... wie von Geisterhand geführt, ohne eigenes Zutun, zähle ich symbolisch, laut und mit den Fingern von 3 auf 0... etwas, dass ich sonst nie tue... und nehme Tempo auf.


Die ersten Schritte sind noch wackelig, doch das vergeht im Nu.


Der nun folgende Trail bergab, etwa 1.2km lang, ist genau wie ich ihn erwartet habe. Knochentrocken, knüppelhart, voller loser Steine, Wurzeln und festen Steinen. Ich kenne ihn, denn die letzten Wochen bin ich ihn zweimal im Training gelaufen.
Mit mir laufen ein Läufer und eine Läuferin. Der Läufer ist einen Tick schneller als ich, aber nur soviel, dass er erstmal nicht davoneilt. Allerdings nimmt er mir den Blick auf den Trail und so folge ich etliche Meter erstmal seinem Tritt, bis der Abstand groß genug ist, dass ich endlich meinen eigenen Weg finden kann.


Und es läuft... beinahe mit schlafwandlerischer Sicherheit finde ich jede Lücke, weiß wo ich bremsen und wo ich auch mal blitzschnell die Seiten wechseln muss.


Ich ermahne mich zur Vorsicht als ich zweimal mit der Fersensohle an einem Stein hängenbleibe. Meine Gedanken springen wie meine Füße und zeichnen die Ideallinie vor meinen Augen.


Etwa zur Hälfte folgt ein kurzer Zickzack-Abschnitt als wir einen Fußweg kreuzen und weiter geht es auf dem Trail. Eine Frau überholt mich, beachtlich schnell. Ich folge... und habe Glück.. in vollem Lauf bleibe ich mit dem großen Zeh an einem Stein hängen... obwohl... oder vielleicht weil ich so schnell bin kann ich mich abfangen ohne Gefahr zu laufen zu stürzen.

Aber es holt mich erstmal recht schmerzhaft von meinem hohen Ross der gefühlten Unfehlbarkeit.


Infolgedessen werde ich nochmal überholt und die Läufer vor mir entfernen sich ein Stück. Bald bin ich alleine auf dem Trail. Jetzt bloß nicht stürzen... Konzentration!


Am Ende des Trails biegen wir nach rechts auf einen leicht ansteigenden Waldweg. Ich sehe einige Läufer in ca. 200m Abstand vor mir. Genau wie 2017 will ich hier sammeln und mache etwas Druck ohne zu überpacen. Immer wieder rede ich mir ein, dass hier meine Stärke liegt... leicht bergauf... und werde bestätigt, denn die Läufer vor mir nähern sich wieder. Einen hole ich mir recht schnell, der Rest kommt sukzessive näher.


Vorbei an drei Zuschauern verlasse ich den Weg nach links auf den letzten Trail nach unten, drei Läufer direkt vor mir. Die Frau und ein weiterer Läufer entfernen sich, sie sind einfach auf dem Trail zu schnell für mich. Dem dritten bleibe ich auf dem geraden Weg bergab auf den Fersen. Kurz darauf gibt es einen Knick nach links, es wird etwas weniger steil und 20-30m danach bin ich auf seiner Höhe und gehe vorbei... mache bewußt Druck. Der Weg ist gut überschaubar und so kann ich Tempo aufnehmen bevor es in einer weiteren 180° Kurve etwas rutschig wird.
Da es dort aber bisher jedes Jahr rutschig war, stellt heute auch diese Kehre kein Problem dar und ich hole mir zudem noch eine weitere Position zurück.


Mittlerweile bin wie in Trance. Der Anstieg ist vergessen... ich verschwende keinen Gedanken an das was war... keine Sekunde kommt mir in den Sinn, dass ich einbrechen könnte... dass ich zu schnell unterwegs sein könnte.


Der Trail führt jetzt parallel der Zufahrsstraße zum Königstuhl entlang, kaum einen Meter breit, seitlich leicht abschüssig. Aber heute scheint mich nichts aufhalten zu können. Jetzt, hochkonzentriert, fliegen meine Füße nur so an den Hindernissen vorbei. Ich bin so im Fokus, dass ich nicht mal den Ast bemerke, der über den Weg ragt... bis er mir voll gegen die Brille und Stirn knallt. Doch selbst dies bringt mich nicht aus dem Tritt.


Es folgt eine kurze Treppe nach unten und auf Höhe Molkenkur geht es in das letzte anspruchsvollere Teilstück über. Kurz zuvor passiere ich das Schild, welches Kilometer 39 des Marathons markiert. Ich schaue auf die Uhr und sehe die Ziffern auf gerade auf 47min umspringen. 13min für ca. 3 km für sub60. Das wird vermutlich nix mehr, denke ich, denn jetzt folgen noch knapp 400m Kopfsteinpflaster gepaart mit groben Steinplatten, Reisig und Laub.


Runter von der Treppe, 100m Straße ansteigend und weiter hinunter. Sorgsam die Steine beobachtend umrunden wir den "Teufelsloch" genannten Hangabschnitt. Irgendwo zwischen den Bäumen vor mir sehe ich meinen Vordermann. Ungeduldig warte ich, dass das Kopfsteinpflaster endet und dann ist es soweit... Asphalt oder zumindest gut zu laufender Weg... Runner's flow at its best... Ich lasse die Katze fliegen... und wie sie fliegt... noch etwas mehr als zwei Kilometer und nur noch bergab.


Kurz nach dem 40er Schild biegen wir wieder auf die Straße, die zu Beginn den Anstieg markierte. Acht Minuten für zwei Kilometer. Heute ist alles anders. An anderen Tagen hätte ich hier sub60 abgebrochen, hätte mich entschieden mich nicht weiter zu quälen. Doch es ist kein Quälen... es ist einfach nur geil! Vier Läufer vor mir sind mittlerweile in Sichtweite und kommen Stück für Stück näher. Von hinten höre ich Schritte, werde überholt und hänge mich dran.


Auch die anderen werden Gas geben, soviel sei schon vorab gesagt.


Alles fliegt vorbei. Die erste Kehre nach unten... Tempo... die zweite... Tempo... die dritte... Tempo... kein Blick auf die Uhr... Tempo... die letzte Kehre... noch 400m... 300m... vorbei an den Zuschauern, die sich vor der Bergbahnstation zu einer Laola-Welle zusammengefunden haben... Blick auf die Uhr... 58:27... die vorletzte Kurve... in die enge Gasse an der Rückseite des Karlsplatzes, vorbei an den Gebäuden in denen ich teilweise früher studiert habe... ein aufgepuschter Streckenposten schreit "scharf links... Stufe"... ich biege scharf links... über die Stufe, durch das Zelt auf den Karlsplatz und über die Linie bei 59:15min.

Ich kann es erst nicht wirklich glauben... fast sechs Minuten und ca. 35 Plätze besser als 2017... und im dritten Anlauf endlich sub60 geknackt.


Nach zwei Minuten durchatmen und etwas Cola bin ich wieder bei Kräften, hole meine Sachen aus dem Kleiderdepot und mache mich erstmal auf dem Weg entlang der Strecke zum Auto. Heute war alles anders... normalerweise bin ich nach einem Lauf ruhig und in mich gekehrt, doch heute muntere ich die anderen Läufer auf ihren letzten Metern auf und genieße es den anderen zuzuschauen und von der einen oder anderen Läuferin ein Lächeln zu ernten.


Erst einen Tag später spüre ich die Folgen... mein Zeh ist dick, blau und tut sackeweh... aber ist wenigstens nicht gebrochen.


Fazit:
Abgesehen von dem beengten Veranstaltungsgelände und den - für mich - geschmacklich nicht zumutbaren Maultaschen, eine gelungene Veranstaltung. Herrliche, anspruchsvolle Kurzstrecke, gute Orga, super Stimmung. Ein gelungener Auftakt für den Trailcup 2018. Ende September geht es weiter in Carlsberg.


http://www.trailmarathon-heidelberg.de

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MikeStar hat geschrieben:. fast sechs Minuten und ca. 35 Plätze besser als 2017... und im dritten Anlauf endlich sub60 geknackt.
Klasse Mike Gratulation :daumen:

Die Himmelsleiter sollte ich vielleicht auch mal in mein Training mit aufnehmen.
Viele Grüße Biene

Es ist völlig egal, wie langsam du vorankommst. Du überholst immer noch jeden der gar nichts tut.

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Danke..!

Diesen Samstag werd' ich sehen in wieweit die Verbesserung der Streckenänderungen geschuldet war, denn dann hab' ich in Carlsberg einen Vergleich auf identischer Strecke. Ich hoffe ich kann die Lockerheit mitnehmen.

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Glückwunsch zur guten Zeit. Die Himmelsleiter schafft man wirklich nur mit mentalen Tricks. Ich habe die Methode von Beppo Straßenkehrer gewählt... Ich hab nur immer bis fünf gezählt, immer und immer wieder, bis ich oben war.
Das Geheimnis, so Beppo, läge nämlich darin, wie man gedanklich an die Aufgabe herangehe. Wenn man die lange Straße als Ganzes betrachte, würde man anfangen, sich zu beeilen. „Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem.“


Beppo geht deshalb anders an seine Aufgabe heran. Er kehrt die Straße langsam, aber beharrlich. Schritt für Schritt, Atemzug um Atemzug, Besenstrich nach Besenstrich. „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken“, erklärt er Momo. „Man muss nur an den nächsten Schritt denken. […] Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“
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Und schöne Beschreibung des Rennens, das ich nur zum Teil kenne. Als Ende des Trailmarathons ist das ein ganz schönes Brett :-) Ich hab mich bei deinem Bericht wieder gefühlt wie auf der Strecke, sehr prima. Vielen Dank!
Viele Grüße
Schlaks

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Schlaks: Ich will (noch) gar nicht wissen wie die Himmelsleiter sich nach rund 35km / 1000Hm anfühlt... Wobei ich mir vorstellen kann, dass der Trail abwärts im Anschluss an die Leiter noch eine Nummer gefährlicher ist.

Joel: Bestimmt... wenn alles normal läuft, werd' ich Ausschau halten.

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Runde 2 im Trailcup 2018. Nach dem einigermaßen gelungenen Auftakt in Heidelberg wollte ich in Carlsberg natürlich den Schwung der letzten Wochen mitnehmen und mich auch hier ein wenig verbessern.

Zwar hatte mich eine leichte Erkältung letztes Wochenende etwas zurückgeworfen aber heute war ich guter Dinge, dass sie keinen Einfluss auf meine Leistungen haben würde.

Wie jedes Jahr fuhr ich tags zuvor mit meiner Frau nach Carlsberg, Startnummer abholen und Pasta abstauben. Im Gegensatz zu letztem Jahr fand ich die Nudelsauce um längen besser. Dafür war das Wetter nicht wie geplant, statt Sonne gab es Wind, es war kalt und auf der Rückfahrt regnete es nicht wenig. Der geplante ausgiebige Spaziergang fiel also ins Wasser. Eine weitere Erkältung wollte ich nicht riskieren.

Am nächsten Morgen war es dafür umso sonniger und wolkenlos. Der Morgen verlief absolut reibungslos, ebenso die Anfahrt. Nur bei der Parkplatzsuche - die vom Veranstalter bereitgestellten kostenlosen Parkplätze inkl. Shuttleservice sind mir zu unflexibel - brauchte ich ein paar Anläufe einen geeigneten Parkplatz, 5 min vom Start entfernt zu finden.

Wie es sonnige, wolkenlose Herbstmorgende so an sich haben war es allerdings recht kühl und windig. So habe ich lang über die angemessene Kleidung gegrübelt, mich dann wie ursprünglich geplant für kurz/kurz entschieden.

Als ich gegen 10 Uhr in Carlsberg ankam waren die Ultra-Trailer bereits seit dreieinhalb Stunden auf der Strecke, die Kids-Läufe gerade zuende und bis zum Start der Half- bzw. Quarter-Trailer noch eine bzw. anderthalb Stunden Zeit.

Der übliche Spaziergang um die Seele noch etwas baumeln zu lassen, fiel heute etwas länger und entspannter aus und auch wenn ich nicht so nervös war wie sonst, drehten sich meine Gedanken immer wieder um das anstehende Rennen. Nicht zu schnell angehen, sauber laufen, Spaß haben, an den passenden Stellen Tempo rausnehmen um Kraft für die beiden kurzen Anstiege zu haben. So der Plan...!

Ähnlich wie in Heidelberg habe ich mich wieder für ein reduziertes Aufwärmprogramm entschieden. Zwischendrin noch kurz mit JoelH unterhalten, der im Quarter-Trail startete, Aufwärmklamotten ins Auto und ab in die Startaufstellung.

Punkt 12.30 Uhr erfolgt der Startschuss...

Das recht kleine Feld von 129 Läufer/Innen plus einigen Walker/Innen setzt sich relativ schnell in Gang. Ich bin etwas verwundert wie viele da sehr zügig vor mir die Startgerade entlangzuckeln, auch einige, die ich von anderen Läufen kenne und die immer hinter mir ankamen... Nun gut.

Zuerst geht es rund 100m leicht hoch, dann ca. 100m leicht runter, dann nach rechts in den kurz ansteigenden Feldweg. Jetzt reguliert sich auch die Rangfolge wieder ein wenig, bevor der schotterige Weg immer abschüssiger wird und nach einem Kilometer in den ersten Trail übergeht. Der offene Weg bietet eine erste Gelegenheit die Lage zu sondieren. Ich schätze ca. 15-20 Läufer/Innen vor mir, nachdem ich ein Gros der Schnellstarter wieder überholt habe.

Bis dato versuche ich nach Gefühl zu laufen ohne auf die Uhr zu schauen. Lediglich ein Kontrollblick bei Km 1 soll erlaubt sein... und der zeigt 4:27/km.

Weiter geht es die nächsten beiden Kilometer über den engen Waldweg, der dieses Jahr recht gut zu laufen ist. Es ist kein wirklicher Trail. Ein paar Wurzeln hier, einige wenige Stein dort, mal leicht ansteigend, mal a bissl runter, aber nichts erwähnenswertes. Trotzdem fordert der Weg bei zügigem Tempo natürlich volle Konzentration.

Abgesehen von dem, was auf der Strecke passiert, bekomme ich von der Peripherie so gut wie gar nichts mit. Ca. 200m vor mir läuft ein Mitstreiter, hinter mir höre ich vereinzelt Schritte, die sich aber immer mehr nach hinten entfernen.

Nach ca. 2.5km ist das "Trail"-Potpourri erstmal beendet und es geht auf den etwas breiteren Waldweg, der uns schon von Anfang des Trails an parallel flankiert.

Insgeheim habe ich die Befürchtung etwas zu schnell unterwegs zu sein, da es sich aber nicht so anfühlt, will ich erstmal das Tempo weitergehen. Nach weiteren rund 500m ist der nächste markante Punkt erreicht, an dem sich die bislang gleich verlaufenden Strecken der anderen Distanzen von der Kurzstrecke trennen.

Wir überqueren eine kleine Brücke, biegen nach rechts und laufen erstmal in entgegengesetzter Richtung parallel zum Hinweg auf der anderen Seite eines Gewässers weiter. Ein Blick zurück zeigt gähnende Leere, nach vorne wurden aus 200m Rückstand ca. 100m, Tendenz kleiner werdend.

Die Strecke ist hier flach bis minimal ansteigend und verläuft mit Ausnahme weniger Kurven, die aufgrund der Breite des Weges jedoch fast geradeaus gelaufen werden können, immer in die gleiche Richtung.

Jetzt beginnt so langsam der anspruchsvollere Teil des Laufs. Kurz vor dem Ortseingang nach Unterselighof gibt es eine kurze Steigung von rund 70-80m, die sowohl mich als auch meinen Vordermann einbremst. Ihn allerdings mehr als mich, so dass ich auf wenige Meter heranlaufen kann. Dann wechselt der Belag für kurze Zeit auf Asphalt.

Etwa 300-400m später biegen wir kurz vor dem Ortsausgang nach links und gehen auf den Anflug auf die erste knackige Steigung. Kurz vorher meldet sich aber wieder der Schotter zurück und ich höre hinter mir Schritte heranfliegen. In dem Rechtsknick welcher die Steigung einleitet gehen zwei Läufer mit einer Leichtigkeit an mir vorbei, die mich innerlich konsterniert.

Ich quäle mich die Steigung hoch und verliere zum ersten Mal die Unbekümmertheit mit der ich bislang unterwegs war. Oben angekommen habe ich leichtes Seitenstechen und die Schultern tun mir weh. Während es nach links, kurz geradeaus und wieder nach rechts zum Eingang des nächsten Trails geht, laufe ich neu an, brauche etwas 30-40m bevor ich wieder Tempo aufnehmen kann, komme dann aber trotzdem wieder ins Laufen.

Kurz bevor es eng wird überhole ich erstmal meinen Vordermann und schicke mich an mein eigenes Rennen wieder in den Fokus zu rücken. Zuerst ist der kaum einen Meter breite Trail leicht abschüssig, was tatsächlich dazu führt, dass ich mich wieder den beiden Läufern vor mir nähern kann. Trotz stärker werdendem Seitenstechen ist das erstmal eine enorme Motivation, die sogleich von einem Beinahesturz gebremst wird. Unter meinem rechten Fuß gibt der Hang ein wenig nach, aber ich kann mich abfangen und verliere kaum Tempo. Allerdings hüpft das Herz kurzzeitig mal in die Hose.

Dann wird der Trail ansteigend wellig. Es sind nur leichte Anstiege, die jedoch ausreichen, dass der Versuch das Tempo konstant hoch zu halten, dafür sorgt, dass zu Seitenstechen auch noch Rückenschmerzen und Schulterprobleme hinzukommen. Mir bleibt nichts anderes übrig als zu justieren, wenn ich nicht völlig eingehen will. Es ist jetzt ein Vabanquespiel das Tempo hoch zu halten und gleichzeitig so weit zu reduzieren, dass das Seitenstechen vielleicht weggeht und noch genug Kraft und Konzentration für die noch anstehenden beiden schweren Passagen bleibt.

Vor mir entfernen sich langsam meine beiden Vordermänner während ich das Ende des Trails und die damit folgende Bergabpassage herbeisehne. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist es dann auch endlich so weit. Nach einem kurzen Anstieg trifft der Trail auf eine Kreuzung der wir nach rechts folgen und den Weg sofort wieder verlassen.

In der Kreuzung werde ich überholt, was mir in dieser Situation aber gar nicht so unrecht kommt, denn zum einen habe ich so jemanden an den ich mich dranhängen kann, zum anderen kann ich ihm auf dem anstehenden Bergabtrail folgen.

Allerdings ist der Kollege, der sich später als Sieger des Quartertrails herausstellen sollte, deutlich schneller als ich und so achte ich primär darauf sicheren Tritts nach unten zu kommen, was auch, mit Ausnahme eines kurzen Umknickens, gut gelingt. Dank des günstigen Windes hört man bereits hier, mitten im Wald, den Moderator am Ziel obwohl es noch gut zwei Kilometer zu bewältigen gilt.
Wir kreuzen nochmal einen Waldweg, folgen dem Trail weiter nach unten und passieren dann das Naturfreundehaus Rahnenhof mit ein paar aufmunternden Zuschauern.
Nach 50 Metern Straße müssen wir diese schon wieder verlassen und nehmen den letzten Anstieg in Angriff.

Anfangs noch gemäßigt wird der steinige Waldweg recht schnell recht steil. Aus den letzten beiden Jahren weiß ich was mir bevorsteht und ich folge meinem Plan hier kurzzeitig schnell zu gehen, da dies einfach effektiver für mich ist. Weitere zwei Läufer überholen mich und nehmen mir bis nach oben etliche Meter ab.

Oben pumpe ich extrem, die Oberschenkel und Waden brennen und die Schultern sind total verspannt... aber jetzt geht es bis kurz vor'm Ziel nur noch bergab und ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich gut in der Zeit liege.

Ich beschleunige und komme auch trotz noch immer leichten Seitenstechen gut ins Rollen. Nach etwa einer Minute ist der Ortseingang erreicht und ich bereite mich mental auf die letzten rund 300m vor, welche die Läufer nochmals ansteigend in Ziel führen werden.

Vorbei an etlichen begeisterten Zuschauern geht es in den langen Zielkanal, der die Läufer vom Straßenverkehr trennt und als ich kurz nach vorne schaue weiß ich, dass die anvisierte sub45 fallen werden wird. Ca. 100m vor dem Ziel öffnet sich der Zielkanal nochmal und die Uhr zeigt 44:10. Jetzt will ich natürlich auch unter 44:30 bleiben und gebe nochmal Gas.

Für genau 10 Meter... dann versucht mein Magen samt Inhalt ohne jede Vorwarnung durch die Speiseröhre meine Körper zu verlassen. Mit allergrößter Mühe schaffe ich es zu verhindern mein Frühstück vor allen Zuschauern auf der Zielgeraden zu verteilen. Ich muss kurz stehenbleiben und noch zweimal würgen bevor ich weitergehen kann.
Erst nach etlichen, quälend langen Schritten kann ich wieder antraben während die Uhr unerbittlich auf die 45 zugeht.

Aber es reicht...

Bei 44:50 brutto / 44:45 netto geht's über die Zielline.

Am Ende heißt das Platz 17 von 129 Finisher/Innen, 15. von 59. Männern.

Eher beiläufig nehme ich die Finisher-Medaille entgegen, schappe mir einen Becher Cola und verziehe mich in das Aufenthaltszelt falls es ich mein Magen doch noch anders überlegen sollte. Erst nach einigen Minuten bin ich wieder soweit um zum Auto zu gehen, mir warme Sachen anzuziehen und den frühen Nachmittag noch etwas ausklingen zu lassen.

Fazit: Bin ich zufrieden? Nein. Bin ich unzufrieden? Auch nein. Auf der einen Seite wurmt es mich am Ende gute 20 Sekunden auf der Zielgerade verschenkt zu haben und auf der Passage zwischen den beiden Anstiegen nicht das gewünschte Tempo und die Leichtigkeit vom Anfang beibehalten haben zu können. Auf der anderen Seite bietet sich mir so die Erkenntnis wo ich nächstes Jahr noch einige Sekunden herausholen kann und woran ich arbeiten muss.
Die Veranstaltung an sich war wieder wie immer bisher gut organisiert. Weiterhin mein Dank an die Helfer die so etwas möglich machen und Respekt vor den Läufern auf den längeren Distanzen.

In zwei Wochen folgt der letzte Teil des Cups in Schriesheim... auch dort will ich mich natürlich verbessern. Schau'n mer mal...

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Schöner Bericht.

Ich musste auf der Karte schauen über welche Ecken du da schreibst. Ich habe das gar nicht mehr in Erinnerung. Ich kann mich noch an das letzte Stück Steigung erinnern, da bin ich ebenfalls gegangen. Aber die erste Steigung die du erwähnst, daran kann ich mich gar nicht erinnern. Ich erinnere mich noch an das Steigungsstück nach dem Hof, wo es relativ frei war. Aber ansonsten alles nur Tunnel irgendwie. Das geht mir allerdings immer so, von der Strecke bekomme zumeist nicht viel mit. Ich erinnere mich wer so um mich rum gelaufen ist, aber ansonsten ist da nicht viel.

Nur zwei Sachen sind mir sehr gut im Gedächtnis geblieben.

Auf dem Weg hoch zum Toten Mann hatte ich Glück, dass ein andere Läufer direkt vor mir war. Da war ich so am kämpfen, ich hätte den Abzweig verpasst.

Und beim Start wollte irgendwie keiner in die erste Reihe, hab ich so auch noch nicht erlebt.
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Das erste Stück Steigung war der kurze Hub auf dem Waldweg kurz vor'm Eingang zu dem Hof an dessen Ende das von dir angesprochene Steigungsstück nach dem Hof war.

Ich war nur an der Kreuzung vor der letzten Steigung etwas verwundert, weil ich die Abzweigung anders in Erinnerung hatte.

Das mit der ersten Reihe war bei uns ähnlich... außer zwei bis drei Läufern, wollte erstmal keiner ganz nach vorne... nur zwei Walker mit Stöcken, die aber zum Glück von einer Helferin freundlich nach hinten geleitet wurde. :D

Was auch "lustig" war, ich weiß aber nicht mehr ob beim Start des Quarter- oder Halftrails,.. ganz hinten waren Starter mit Hunden und einer der Hunde hat gezogen und gezerrt und dabei versucht die Waden der Frau vorne dran zu erwischen... Herrchen musste alle Kraft aufbringen um das zu verhindern. :klatsch:

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MikeStar hat geschrieben: Ich war nur an der Kreuzung vor der letzten Steigung etwas verwundert, weil ich die Abzweigung anders in Erinnerung hatte.
Das ist interessant. Eine Mitläuferin, die just an der Stelle mit mir unterwegs war (wie allerdings das ganze Rennen mehr oder weniger) äußerte sich an der Stelle ähnlich, sie hatte das auch anders in Erinnerung :haeh:
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Nachdem die ersten beiden Läufe Verbesserungen gebracht hatten, war natürlich klar, dass die Zielsetzung für den Abschluss des Trailcups beim Strahlenburgtrail in Schriesheim ebenfalls nur Verbesserung der persönlichen Streckenbestzeit lauten konnte.
Doch es gibt Tage an denen hat man schon von Anfang an kein gutes Gefühl was ein solches Unterfangen betrifft. War es am frühen Morgen nur eine vage Ahnung, wurde es, je näher der Start kam, immer mehr zu einer Manifestation im Geiste. Dabei gab es eigentlich keinen Grund dafür...

Strahlende Sonne, wolkenloser Himmel... was will man mehr? Auch wenn sich 26°C Mitte Oktober sehr befremdlich anfühlen, war es das ideale Laufwetter, insbesondere da die Strecke fast vollständig im Wald verläuft.

Die rund 3 Kilometer Anreise erfolgten daher wieder zu Fuß durch die angrenzenden Weinberge, mal gehend, mal locker trabend, das Wetter und den Blick über die Rheinebene genießend.

Online-Anmeldung, Startnummernaus- und Kleiderabgabe ohne Probleme, Zeitnahme dieses Jahr erstmals per Chip, was angesichts gestiegener Teilnehmerzahlen für die beiden ausgetragenen Läufe über 7.6km (ca. 300Hm) bzw. 15.2km (ca. 600Hm) auch notwendig geworden ist. Kurz vor dem Start ist der räumlich begrenzte Start-/Zielbereich auf dem Parkplatz der Strahlenburg gut gefüllt... wäre da nicht dieses dumpfe, ungute Gefühl.

12.30 Uhr gehen beide Wettbewerbe gleichzeitig auf die Strecke.

Von Anfang an kommt mir das Tempo um mich herum relativ hoch vor und ich muss erstmal schauen, dass ich mein eigenes Tempo laufe und mich nicht zu schnell mitziehen lasse. Über den steinigen Waldweg geht es erstmal ca. 950m bergauf. Bei ca. 6:15 bin ich beim Eingang zum ersten Trail angekommen und damit ca. 10-15 Sekunden schneller als letztes Jahr.
Den Trail will ich ähnlich wie 2017 bewältigen. Steil gehen, den Rest laufen, aber schon sehr schnell muss ich feststellen, dass es nicht so läuft wie gewünscht bzw. wie im Training. Alles fühlt sich extrem schwer an und es fällt mir schwer sicheren Tritt zu finden, was gleich am Anfang einige Körner kostet. Selbst die nur leicht ansteigenden Teile muss ich gehen, damit ich mich nicht frühzeitg leer laufe und schon nach wenigen Metern bekomme ich leichte Rückenschmerzen. Immer wieder versuche ich kurz ins Laufen zu kommen, zähle ähnlich wie bei der Himmelsleiter vor einigen Wochen herunter, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Mehrfach werde ich überholt, ohne selbst Plätze gut zu machen.

Umso erstaunter bin ich als ich am ersten Peak angelangt nur 10 Sekunden Rückstand auf letzes Jahr habe.

Der folgende Trampelpfad hinunter zum Waldweg ist gut zu laufen, nur wenige Wurzeln und Steine gilt es zu beachten und erstmals kann ich etwas regenerieren, Tempo aufnehmen, überholen und mich etwas an die Gruppe vor mir heransaugen. Auf dem Weg zum nächsten Trailstück geht es nochmals für einige Meter bergauf, bevor wir leicht ab- und ansteigend uns über rund 800m einstimmen können.

Den zweite Trail bergauf will komplett laufend nehmen, was im Training auch normalerweise kein Thema ist. Zur Hälfte muss ich aber schon wieder gehen. Nach vorne hin muss ich abreißen lassen, von hinten werde ich überholt. Mittlerweile bin 45 Sekunden hinter dem letzten Jahr, was ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht auf dem Radar habe.

Am Ende des Trails wird es flacher und sobald wir die Linkskehre auf den Waldweg hinter uns haben, versuche ich Tempo aufzunehmen. Den abschüssigen Teil will ich nutzen um etwa Kraft zu sammeln und ziemlich schnell kann ich erstmal laufen als wäre nichts gewesen. Auch die scharfe Linkskurve an einer Kreuzung in der Mitte des Abschnitts kann ich recht gut durchlaufen und bereite mich mental auf den kurzen aber steilen Bergabtrail, auf den wir in Kürze einbiegen werden, vor.

Bevor wir abbiegen lasse ich noch einen Läufer vor an dem ich mich etwas orientieren kann. Die Pace von 4:24/km ist jetzt schneller als 2017.

Jetzt aber folgen die 62 Sekunden meiner bisherigen Laufkarriere. Der Trail ist knochentrocken, knüppelhart und plattgetreten bis auf einige Steine und Wurzeln. Hier rächt sich meine Entscheidung auf die Straßenlaufschuhe zurückgegriffen zu haben für mich auf's brutalste. Ich kann nicht bremsen ohne zu rutschen und binnen wenigen Metern bin ich nur noch damit beschäftigt nicht zu stürzen. Bei der Hälfte des Trails entscheide ich mich auszubrechen und notfalls einen Baum als Stopper zu nehmen bevor ich in vollem Tempo mich der Schwerkraft ergebe.

Irgendwie schaffe ich es am Wegrand ein wenig Tempo rauszunehmen und mich heil nach unten zu manvörieren. Unten angekommen ist aber nichts mehr mit mir anzufangen. Meine Beine zittern, mein Herz rast und mir ist schlecht.

Auch wenn es jetzt nur noch bergab über gut zu laufenden Waldweg bis ins Ziel geht schenke ich den Lauf innerlich ab. Die Leichtigkeit der ersten beiden Läufe war nie da am heutigen Tag und jetzt auch noch dieser Schock. Nach rund 500m drücke ich auf die Uhr um zu bestätigen, dass es sich nicht mehr lohnt überhaupt noch zu kämpfen. Gefühlt laufe ich eh nur noch auf 5:30er-Pace oder so.

Die Uhr sagt was anderes... 4:19/km.

Das gibt mir nochmal einen Schub. Vor mir laufen einige Läufer und es sind ja auch nur noch rund 2km bis ins Ziel. Ich versuche nochmal Gas zu geben, überhole drei, vier Läufer vor mir. Gerade als ich das Gefühl habe richtig zu laufen, muss aber einsehen, dass ich heute nicht mehr in der Lage bin das Tempo bis ins Ziel durchzuziehen. Spätestens als mein Bauch anfängt zu protestieren, gebe ich auf und laufe nur noch so, dass ich würdevoll ins Ziel zurückkommen kann.

700m vor Schluss ist die Pace dann wieder hoch auf 4:34/km und da von hinten keiner mehr kommt, lass ich es auf den letzten Schritten ausrollen.

Völlig bedient gehe ich bei 46:12min und damit ca. 1:50min schlechter als 2017 ins Ziel.

Fazit:
Platz 28/127, M25/78
Organisation und drumherum wie immer gut. Für mich selbst war heute nichts zu holen. Woran es letztlich lag, weiß ich noch nicht. Ich hätte mir einen besseren Abschluss für den Trailcup erhofft.

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Hallo MikeStar,

es tut mir leid, dass du enttäuscht bist. Ich habe gern deine Laufserie mitverfolgt. Klar-da läuft es mal so gut und man denkt, heute ist alles möglich und dann kommt alles anders. Schwere Beine, Gehpausen, aber hey! Bei DER Steigung... Ja, solche Waldwege sind oft schwierig zu laufen, man verkrampft, um nicht zu stürzen. Welche Schuhe sind bei gemischten Strecken die richtigen? Man muss immer abwägen... Kopf hoch - so hast du nächstes Mal noch ein Hühnchen zu rupfen. Ich hoffe, dass rückblickend doch die Freude am Lauf überwiegt.
Danke für die schönen Berichte!
LG Katz
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