Hallo,
ich muss gerade mal ein bisschen meine Trauer mit euch teilen.
Nach über 13 Jahren bin ich gerade dabei, Freiberg zu verlassen und nach Mittelfranken zu ziehen.
Und auch wenn ich schon während meines Studiums in Marburg mit dem Laufen begonnen habe, ist Freiberg doch der Ort, in dem ich die aller-, allermeisten Schritte meiner "Laufkarriere" gemacht habe.
Jetzt ist meine Wohnung leer, meine Familie schon "vorgezogen" und ich campiere hier noch genau 1 Monat im Büro, weil ich noch Arbeiten muss.
Der Abschied von den Menschen, mit denen ich jetzt hier teilweise über 10 Jahren unterwegs war, fällt schon schwer. Aber mit erschrecken habe ich festgestellt, dass es mir auch schwer fällt, meine Laufstrecken loszulassen:
Da sind meine Hausrunden. Vielleicht 10 Strecken von 8 bis 17 Kilometer, die ich unzählige Male gerannt bin. Bei denen ich jeden Kieselstein kenne, jeden Baum, jedes Loch, jeden Hügel. Die ich mit verbundenen Augen und im Dunkeln laufen könnte, die mir vertraut sind wie alte Freunde. Die ich ohne nachzudenken aus dem Hut ziehen konnte, wenn die Zeit- oder Streckenvorgabe klar war.
Da sind meine langen Runden, von 25-38 Kilometer. Die ich mir erkämpft habe, von der ich bei jeder einer Leidensgeschichte erzählen könnte, weil ich bei ihnen so oft gelitten habe. Ich mich Stunden lang durch Schnee, Eis, Regen, Hitze gekämpft habe. Aber wunderschöne Momente wie Sonnenaufgänge am Erzgebirgskamm, surreale Winterlandschaften, Doppelregenbogen und so weiter entdecken durfte.
Da sind meine "verrückten" Strecken, von Dresden nach Freiberg, von Freiberg nach Chemnitz oder Zwickau, ins Gebirge, zu den verschiedensten Brauereien. Manche Strecken bin ich nur einmal, wenige öfters als 10 Mal gleaufen. Und trotzdem haben sie sich mir eingebrannt. Mir unglaublich intensive, schöne, prägende Laufmomente beschwert.
Und mit ganz vielen dieser Strecken habe ich auch noch ganz spezielle Geschichten. Einzelne Bilder, die sich eingebrannt haben, weil davor oder danach besonders schöne oder schreckliche Dinge ereignet haben. Diese Strecken haben mich durch die finstersten Täler getragen und mir 2012 wirklich den Arsch gerettet. Da hängen so viele EMotionen dran.
Und die allermeisten dieser Strecken werde ich nie mehr laufen. Komisches Gefühl. Sehr komisch. Natürlich, ich werde neue Strecken entdecken und ich freue mich schon sehr darauf. Aber trotzdem macht es mich gerade melancholisch. Und traurig. Und wehmütig. Und das wollte ich mit euch teilen.
Bin ich komisch? Oder könnt ihr das nachvollziehen?
Nachdenkliche Grüße,
nachtzeche
Abschied von alten (Laufstrecken-)Freunden
1"Die auf den Herrn harren kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden!" (Die Bibel, Jesaja 40,31)